• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Coppet · Date: 26.12.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 26.12.1805
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 113–115 sowie S. 117–119.
  • Weitere Drucke: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 3. Kommentar. Bern u.a. 1958, S. 157‒158.
  • Incipit: „[1] Rom den 26. Xbr. 1805.
    Ich kann ohnmöglich einen Brief meiner Schwester wieder abgehn lassen ohne dir geliebter Freund und Bruder [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,69
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,7 x 12 cm
    Language
  • German
[1] Rom den 26. Xbr. 1805.
Ich kann ohnmöglich einen Brief meiner Schwester wieder abgehn lassen ohne dir geliebter Freund und Bruder zu schreiben. Ich habe endlich nach langen Suchen ein sehr gutes Atelier gefunden und hoffe dir in Kurzen über den Fortgang des Basreliefs die besten Nachrichten mittheilen zu können. Vors erste nur einige vorläufige.
Dein Vorschlag den du mir neulich schribst hatt mich in der Rüksicht sehr gefreut weil er mir ein Beweis deiner Freundschaft und Liebe ist. Da es aber von Anfang an meiner Wilkür überlassen war, so wähle ich hier in Rom als das vortheilhafteste für mich und Fr[au] v[on] Stael, es in Marmor auszuführen. Denn mit der Bronze treten fast unüberwindliche Schwierigkeiten in dem Weeg abgesehn der größeren Kosten die es verursacht.
Ich lasse jezt in Rom ein Stük Marmor suchen, und es ist nicht leicht es zu finden, ohne sehr große Blöke zu zerschneiden, wo man alsdenn ungeheuren Schaden hätte. Wenn ich die Wahl haben kann, werde ich lieber ein Stück zu kaufen suchen welches etwas ins bläuliche spielt, und kleine unbedeutende Fleken hatt, damit es gegen den schwarzen Marmor nicht gar zu grell absticht. – Daß Basrelief wird wahrscheinlich [2] vortrefflich werden, und die Portraite so ähnlich als nur die Portraite in Kupfer sind, will ich wenn es Frau von Stael wünscht auf dem Modell abformen lassen und ihr nach Genf überschicken, – schreib mir hierüber. Ich hoffe sie soll mit mir zufrieden sein.
– Ich habe dir schon neulich geschrieben das ich Alexander Humboldts Büste gemacht, ich lasse sie jezt in Colossaler grösse in Marmor machen, so groß wie Torwalzen sie zu machen pflegt, und will sie alsdann dem Könige von Preussen überschikken, wo ja daß Original in grossen Ehren und Gunst steth. In weniger Zeit werde ich auch das Portrait des Cardinals Vicarius machen, worauf ich mich sehr freue weil es ein sehr schöner Kopf ist. So wie ich auch so wie es wieder helles Wetter wird die Mahlerei mit grossem Ernst und Eifer weiter treiben will.
Bis jezt habe ich hier bloß ein eignes Porträt gemahlt, welches sehr ähnlich wenigstens ist, und eine Farbe hatt so gut sie sich durch den Spiegel errathen läßt. Ich habe sehr gehofft du würdest diesen Winter wieder hieher kommen, um deine Büste zu machen, die ich so lange schon gewünscht habe. Ich muß diese Hoffnung also auf spätre Zeiten hinaus schieben; doch würde es mich sehr leid schmertzen, dich hier in Rom nicht wieder zu sehn, wie ich so sehr hoffte. – Schreibe mir doch auch, ob eine von den Skitzen die ich überschikt, der Fr[au] v[on] Stael [3] gefallen, und ob etwa eine, und welche davon Exekutirt wird. Ich glaube sie müsse einen guten Effekt machen, nur möchte ich wissen, welche gewü[n]scht ist.
Bis jezt habe ich mich hier noch gar nicht entschliessen können viel zu thun, aber ich denke nun soll der Fleiß angehn. So lange ich schon in Rom bin, ist mir es immer noch neu und eine Menge Dinge habe ich noch nicht gesehen. Viele andre von deinen Freunden den hiesigen Künstlern sind aber fleißiger gewesen. Shik hatt indeß das Porträt in ganzer Figur, der ältesten Humboldtischen Tochter gemalt, welches zur Zufridenheit, der verwandten und aller Römischen, Französischen, und sonstigen Künstler gelungen, und malt jezt eine Landschaft die wirklich sehr gut wird. – Auch Koch malt seit einigen Monathen an einer grossen Landschaft, die in jeder Rüksicht vortrefflich wird. Könnte ich disem Menschen der wirklich ein ganz ausgezeichnetes Talent für die Landschaft hatt, nur die Manie abgewöhnen Historische Composizionen zu machen, wofür er gar kein Talent hatt, und besonders es gar nicht zeichnen kann, Ich bin über seine Zeichnungen zum Ossian, und noch mehr über die zum Dante erstaunt, und über die Eitelkeit mit welcher er sie zeigt und darüber spricht.
Die Thorheit zu einem solchen Gedichte Zeichnungen, machen zu wollen, abgerechnet, sind die besseren unwilkührlich nachahmungen des wohlseeligen Flaxmann, der in [4] seiner Zeit etwas ausserordentliches war, von welchem aber jezt doch nicht mehr sollte die Rede sein. Diesen verachtet Koch selbst, und doch sind seine eignen Sachen zum Dante, zum Theil von ihm genommen, zum Theil nur verschlechtert, und er vernachlässigt darüber sein ihm eignes Genie, und vertändelt sein Leben an Unsinn, nemlich Unsinn im verhältniß zu dem was er in andrer Hinsicht leisten könnte. Indessen wünschte ich doch dise Sache wäre fertig und gestochen, damit er in der Welt bekannter würde und [er] mehr Geld verdiente als bis jezt. Ich sehe eben zu meinem Erstaunen wie viel dir meine Schwester geschrieben hatt, und habe fast nicht das Herz dies noch beizulegen. Doch was kannst du auch weiter noch durch mich erfahren, als das du gewiß mit mir und dem Basrelief sollst zufriden sein, und das ich dir wünsche Du möchtest so gesund sein als ich, und bald recht viel von dir hören lassen. So wie meine Arbeiten weiter gedeihen, oder ich grosse die ich im Sinne habe ausführe will ich auch dir immer Nachricht geben, Ich hoffe in kürtze recht viel gemacht zu haben, Lebe wohl und behalte mich Lieb.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck
Da wir es alle besser finden ersuchen wir dich uns die Briefe direkt zu adressiren. Diese ist.
via Magna de Napoli, al canto delle tre Canelle
nro 24. Palazo Fiori.
Noch eines, an dem Exemplar auf Velin Papier, von deiner Uebersetzung des Shakespear, fehlte das du mir besorgt fehlte der 2te und dritte Theil, sei doch so guth und bestelle, das dise beiden Bände, und wenn der 4te gedrukt ist auch disen, an C[harlotte] v[on] Ahlefeld, gebohrne Seebach nach Saxtorf bei Ekernfoerde in Holstein, geschikt werden, ich bitte dich vergiß es nicht.
Ueber die Geschichte mit der Schneider bitte ich ja nichts zu schreiben nach Berlin + wir wollen sie erst untersuchen dann komt sie in der Klage des
[1] Rom den 26. Xbr. 1805.
Ich kann ohnmöglich einen Brief meiner Schwester wieder abgehn lassen ohne dir geliebter Freund und Bruder zu schreiben. Ich habe endlich nach langen Suchen ein sehr gutes Atelier gefunden und hoffe dir in Kurzen über den Fortgang des Basreliefs die besten Nachrichten mittheilen zu können. Vors erste nur einige vorläufige.
Dein Vorschlag den du mir neulich schribst hatt mich in der Rüksicht sehr gefreut weil er mir ein Beweis deiner Freundschaft und Liebe ist. Da es aber von Anfang an meiner Wilkür überlassen war, so wähle ich hier in Rom als das vortheilhafteste für mich und Fr[au] v[on] Stael, es in Marmor auszuführen. Denn mit der Bronze treten fast unüberwindliche Schwierigkeiten in dem Weeg abgesehn der größeren Kosten die es verursacht.
Ich lasse jezt in Rom ein Stük Marmor suchen, und es ist nicht leicht es zu finden, ohne sehr große Blöke zu zerschneiden, wo man alsdenn ungeheuren Schaden hätte. Wenn ich die Wahl haben kann, werde ich lieber ein Stück zu kaufen suchen welches etwas ins bläuliche spielt, und kleine unbedeutende Fleken hatt, damit es gegen den schwarzen Marmor nicht gar zu grell absticht. – Daß Basrelief wird wahrscheinlich [2] vortrefflich werden, und die Portraite so ähnlich als nur die Portraite in Kupfer sind, will ich wenn es Frau von Stael wünscht auf dem Modell abformen lassen und ihr nach Genf überschicken, – schreib mir hierüber. Ich hoffe sie soll mit mir zufrieden sein.
– Ich habe dir schon neulich geschrieben das ich Alexander Humboldts Büste gemacht, ich lasse sie jezt in Colossaler grösse in Marmor machen, so groß wie Torwalzen sie zu machen pflegt, und will sie alsdann dem Könige von Preussen überschikken, wo ja daß Original in grossen Ehren und Gunst steth. In weniger Zeit werde ich auch das Portrait des Cardinals Vicarius machen, worauf ich mich sehr freue weil es ein sehr schöner Kopf ist. So wie ich auch so wie es wieder helles Wetter wird die Mahlerei mit grossem Ernst und Eifer weiter treiben will.
Bis jezt habe ich hier bloß ein eignes Porträt gemahlt, welches sehr ähnlich wenigstens ist, und eine Farbe hatt so gut sie sich durch den Spiegel errathen läßt. Ich habe sehr gehofft du würdest diesen Winter wieder hieher kommen, um deine Büste zu machen, die ich so lange schon gewünscht habe. Ich muß diese Hoffnung also auf spätre Zeiten hinaus schieben; doch würde es mich sehr leid schmertzen, dich hier in Rom nicht wieder zu sehn, wie ich so sehr hoffte. – Schreibe mir doch auch, ob eine von den Skitzen die ich überschikt, der Fr[au] v[on] Stael [3] gefallen, und ob etwa eine, und welche davon Exekutirt wird. Ich glaube sie müsse einen guten Effekt machen, nur möchte ich wissen, welche gewü[n]scht ist.
Bis jezt habe ich mich hier noch gar nicht entschliessen können viel zu thun, aber ich denke nun soll der Fleiß angehn. So lange ich schon in Rom bin, ist mir es immer noch neu und eine Menge Dinge habe ich noch nicht gesehen. Viele andre von deinen Freunden den hiesigen Künstlern sind aber fleißiger gewesen. Shik hatt indeß das Porträt in ganzer Figur, der ältesten Humboldtischen Tochter gemalt, welches zur Zufridenheit, der verwandten und aller Römischen, Französischen, und sonstigen Künstler gelungen, und malt jezt eine Landschaft die wirklich sehr gut wird. – Auch Koch malt seit einigen Monathen an einer grossen Landschaft, die in jeder Rüksicht vortrefflich wird. Könnte ich disem Menschen der wirklich ein ganz ausgezeichnetes Talent für die Landschaft hatt, nur die Manie abgewöhnen Historische Composizionen zu machen, wofür er gar kein Talent hatt, und besonders es gar nicht zeichnen kann, Ich bin über seine Zeichnungen zum Ossian, und noch mehr über die zum Dante erstaunt, und über die Eitelkeit mit welcher er sie zeigt und darüber spricht.
Die Thorheit zu einem solchen Gedichte Zeichnungen, machen zu wollen, abgerechnet, sind die besseren unwilkührlich nachahmungen des wohlseeligen Flaxmann, der in [4] seiner Zeit etwas ausserordentliches war, von welchem aber jezt doch nicht mehr sollte die Rede sein. Diesen verachtet Koch selbst, und doch sind seine eignen Sachen zum Dante, zum Theil von ihm genommen, zum Theil nur verschlechtert, und er vernachlässigt darüber sein ihm eignes Genie, und vertändelt sein Leben an Unsinn, nemlich Unsinn im verhältniß zu dem was er in andrer Hinsicht leisten könnte. Indessen wünschte ich doch dise Sache wäre fertig und gestochen, damit er in der Welt bekannter würde und [er] mehr Geld verdiente als bis jezt. Ich sehe eben zu meinem Erstaunen wie viel dir meine Schwester geschrieben hatt, und habe fast nicht das Herz dies noch beizulegen. Doch was kannst du auch weiter noch durch mich erfahren, als das du gewiß mit mir und dem Basrelief sollst zufriden sein, und das ich dir wünsche Du möchtest so gesund sein als ich, und bald recht viel von dir hören lassen. So wie meine Arbeiten weiter gedeihen, oder ich grosse die ich im Sinne habe ausführe will ich auch dir immer Nachricht geben, Ich hoffe in kürtze recht viel gemacht zu haben, Lebe wohl und behalte mich Lieb.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck
Da wir es alle besser finden ersuchen wir dich uns die Briefe direkt zu adressiren. Diese ist.
via Magna de Napoli, al canto delle tre Canelle
nro 24. Palazo Fiori.
Noch eines, an dem Exemplar auf Velin Papier, von deiner Uebersetzung des Shakespear, fehlte das du mir besorgt fehlte der 2te und dritte Theil, sei doch so guth und bestelle, das dise beiden Bände, und wenn der 4te gedrukt ist auch disen, an C[harlotte] v[on] Ahlefeld, gebohrne Seebach nach Saxtorf bei Ekernfoerde in Holstein, geschikt werden, ich bitte dich vergiß es nicht.
Ueber die Geschichte mit der Schneider bitte ich ja nichts zu schreiben nach Berlin + wir wollen sie erst untersuchen dann komt sie in der Klage des
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