• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Coppet · Date: [30. August 1807]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: [30. August 1807]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 144–145 sowie S. 147.
  • Incipit: „[1] Ich schreibe dir heut nur geliebter Bruder und Freund sehr wenige Worte indem ich dir den ersten Akt der Judith [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,73
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 19,3 x 12,2 cm
    Language
  • German
[1] Ich schreibe dir heut nur geliebter Bruder und Freund sehr wenige Worte indem ich dir den ersten Akt der Judith übersende, von welchem ich glaube das es dir Vergnügen machen muß wird. Das Basrelief ist fertig, und [es] ligt nur am Einpakken, und versenden. Die Schwester wird Dir mit dem 2ten Akt mehr und weitläuftig schreiben, wir sind beide zimlich verwirt, es ist nöthig das meine Schwester von hier abreist, und wenn sie dis thun will muß es sehr bald geschehn, ehe die Jahreszeit in der es einzig möglich ist vorbei, auch können wir villeicht einzig jezt eine Summe aufbringen die hinreichend ist, sie wenigstens bis Deutschland zu bringen, und bleibt sie hir, so sehen wir nur dem grösten Elend entgegen da alle Geschäfte langsamer gehn, als wir denken können, und doch ein so grosses, so nahes Glük uns scheinbar vor Augen liegt, dessen Aufgeben um so schmertzlicher wäre, und nur wie jedem zum Hungertode Verdammten der Bissen der eben so weit, um ihre Qual zu erhöhen das von ihnen entfernt liegt, das sie ihn nicht erreichen können. Nichts wahreres hatt Göthen gesagt als sein Dichtichon, Wer will beten lernen gehe nach Italien, Noth findet da der Fremde gewiß. Mit gedoppeltem Muth will ich arbeiten, jezt an andren Dingen, zwar hätte ich noch das Potr[a]it der Schwester fertig gemahlt ehe sie vereist wäre aber es scheint nicht [2] möglich zu sein, das Schiksal will uns wieder getrennt wissen. – Wahrscheinlich ist sie schon entfernt wenn du dis Blatt liesest. Drum erbarm dich meiner Einsamkeit und schreibe mir bald um mich zu trösten, im nächsten Brief will ich dir alle deine Fragen wort für wort beantworten oder auch hier gleich.
1) Die Büste von Auguste, steth in Weimar ob sie eingepakkt erinnere ich mich nicht, Du hast deshalb, nur an den Hofbildhauer Weisser zu schreiben, so wird es sogleich besorgt werden wohin du sie haben willst, oder an den Regierungs Rath Voigt.
2) Die Büste steth bei Weisser, solcher kann dir aber auch mit grosser Leichtigkeit eine neue giessen da die Form da ist.
3) Dein Portrait von Buri, hatt Voigt in Verwahrung.
4) Genellÿs Zeichnung hatt Goethe noch, so wie auch die kleine Zeichnung, Hermaphrodit und Salmacys von mir.
5) Das Opus Theatricum von Aÿrer, und den Band von Eschenburg, sind bei Voigt, oder Weisser, welches einerlei ist, bei den noch zurükgelassnen Büchern Kno[r]rings, und wäre deshalb nur an Weisser zu schreiben, wenn du sie haben willst.
6) Die Form von Goethes Büste, ist in Weimar zurükgeblieben, doch möchte sie zimlich stumpf sein., Ich bin aber Gesonnen sie hir noch einmal zu machen, da ich mir nehmlich den Kopf habe herkommen lassen, und zu disem eine neue Büste will modelliren, auch die Haare ändern, und alsdann (wo möglich) in) Altgriechischem Marmor ausführen, villeicht zum etwaigen Monument des alten Herrn. Leb wohl und behalt mich Lieb, in kurzem mehr.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck
[1] Ich schreibe dir heut nur geliebter Bruder und Freund sehr wenige Worte indem ich dir den ersten Akt der Judith übersende, von welchem ich glaube das es dir Vergnügen machen muß wird. Das Basrelief ist fertig, und [es] ligt nur am Einpakken, und versenden. Die Schwester wird Dir mit dem 2ten Akt mehr und weitläuftig schreiben, wir sind beide zimlich verwirt, es ist nöthig das meine Schwester von hier abreist, und wenn sie dis thun will muß es sehr bald geschehn, ehe die Jahreszeit in der es einzig möglich ist vorbei, auch können wir villeicht einzig jezt eine Summe aufbringen die hinreichend ist, sie wenigstens bis Deutschland zu bringen, und bleibt sie hir, so sehen wir nur dem grösten Elend entgegen da alle Geschäfte langsamer gehn, als wir denken können, und doch ein so grosses, so nahes Glük uns scheinbar vor Augen liegt, dessen Aufgeben um so schmertzlicher wäre, und nur wie jedem zum Hungertode Verdammten der Bissen der eben so weit, um ihre Qual zu erhöhen das von ihnen entfernt liegt, das sie ihn nicht erreichen können. Nichts wahreres hatt Göthen gesagt als sein Dichtichon, Wer will beten lernen gehe nach Italien, Noth findet da der Fremde gewiß. Mit gedoppeltem Muth will ich arbeiten, jezt an andren Dingen, zwar hätte ich noch das Potr[a]it der Schwester fertig gemahlt ehe sie vereist wäre aber es scheint nicht [2] möglich zu sein, das Schiksal will uns wieder getrennt wissen. – Wahrscheinlich ist sie schon entfernt wenn du dis Blatt liesest. Drum erbarm dich meiner Einsamkeit und schreibe mir bald um mich zu trösten, im nächsten Brief will ich dir alle deine Fragen wort für wort beantworten oder auch hier gleich.
1) Die Büste von Auguste, steth in Weimar ob sie eingepakkt erinnere ich mich nicht, Du hast deshalb, nur an den Hofbildhauer Weisser zu schreiben, so wird es sogleich besorgt werden wohin du sie haben willst, oder an den Regierungs Rath Voigt.
2) Die Büste steth bei Weisser, solcher kann dir aber auch mit grosser Leichtigkeit eine neue giessen da die Form da ist.
3) Dein Portrait von Buri, hatt Voigt in Verwahrung.
4) Genellÿs Zeichnung hatt Goethe noch, so wie auch die kleine Zeichnung, Hermaphrodit und Salmacys von mir.
5) Das Opus Theatricum von Aÿrer, und den Band von Eschenburg, sind bei Voigt, oder Weisser, welches einerlei ist, bei den noch zurükgelassnen Büchern Kno[r]rings, und wäre deshalb nur an Weisser zu schreiben, wenn du sie haben willst.
6) Die Form von Goethes Büste, ist in Weimar zurükgeblieben, doch möchte sie zimlich stumpf sein., Ich bin aber Gesonnen sie hir noch einmal zu machen, da ich mir nehmlich den Kopf habe herkommen lassen, und zu disem eine neue Büste will modelliren, auch die Haare ändern, und alsdann (wo möglich) in) Altgriechischem Marmor ausführen, villeicht zum etwaigen Monument des alten Herrn. Leb wohl und behalt mich Lieb, in kurzem mehr.
Dein Bruder Fr.[iedrich] Tieck
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