• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: München · Place of Destination: Coppet · Date: 02.05.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: München
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 02.05.1809
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 197–199 sowie 201–202.
  • Incipit: „[1] München den 2ten Maÿ. 1809.
    Zum zweitenmale erhältst du einen Brief von mir geliebter Freund und Bruder meine Schwester würde dir [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,20,27
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,2 x 12,2 cm
    Language
  • German
[1] München den 2ten Maÿ. 1809.
Zum zweitenmale erhältst du einen Brief von mir geliebter Freund und Bruder meine Schwester würde dir auch schreiben, aber sie kann nicht wohl weil ihr ihre Augen so entsetzlich schmertzen, in ihrer Krankheit hatte sich ein Anfall von Gicht auf die Augen geworffen, der sie auf mehrer Zeit blind machte, und bei der sehr veränderlichen Witterung hir leidet sie seit einigen Tagen aufs neue Heftige Schmertzen.
Ich habe zu Arbeiten angefangen, welches länger als gewöhnlich angestanden, weil München eine Stadt ist die gar nicht für Künstler eingerichtet ist. Felix ist noch nicht so hergestellt als ich wünschte, noch schwach, und sehr reitzbar, er soll dir mit meiner Schwester zugleich schreiben. Bei der schnellen verändrung der Laage der Dinge, ist der Printz hiergewesen auf einen Tag, ich habe ihn lange gesehn, und das resultat davon ist eine Liste von 25 Büsten, die ich ihm nach und nach machen soll, da er aber an den Personen noch immer ändert, ausstreicht und andre hinsezt, wie das, in der Stunde die ich bei ihm zu brachte mit 3–4 geschah, so soll ich mit dreien anfangen, und darum bin ich jezt bemächtet, die drei sind Wallenstein, Bernhard von Weimar, und Lessing, dan folgen die andren, die zu langfristig sind abzuschreiben, sie sind zum Theil ein wenig sonderbar zusammen gesucht. du siehst das sind sehr gute Aussichten von diser Seite. Aber leider sind ist unsre communikazion nach Wien hin ganz abgebrochen, und unsicher wann sie wieder offen ist, und sind sie wieder geöffnet sind vielleicht die Wechsel die dort eingelauffen nicht brauchbar, oder wenigstens nicht für den Augenblick, Dis kann [2] uns hier in grosse Verlegenheit bringen, da ich mir wenn der Printz nicht hir ist hir keinen Vorschuß verschaffen kann, auch wenn ich es könnte, es einer Menge Verhältnisse halber nicht anginge den[n] du kannst dir denken welch Aufsehen bei vielen Menschen die Art des Ausganges des Prozesses bewirkt hatt, dann noch andere Klätschereien des theuren Herrn von Humboldt bewirkt haben. Baader nachdem er seine Glaswaren verhandelt hatt sich jezt nicht so betragen als vorher,. Alle dise Sachen zusammen genommen, zwingen uns das Heist die Schwester und mich, dich zu ersuchen auf ein par Monathe wenn es möglich noch einmahl eine Summe vorzuschiessen. Ich kann dir um so eher mein heiliges Ehrenwort darauf geben das sie richtig an den Ort welchen du bestimmen wirst binnen drei Monathen zurükbezahlt werden soll und wird, da wie ich dir angezeigt ich hir die bestimmte Bestellung vom Kronprinzen habe, wir ohne die Unterbrechung schon wieder von Kno[rrin]g Geld haben müsten, und Briefe aus Italien, wohin freilich jezt auch die Kommunikatzion unterbrochen war, also seit einem Monathe keine angekommen sind, das dortige Geschäft, als seine Ziele, nemlich das Geld einnahmen nahen ankündigten. Du weist das ich noch immer Wort gehalten, und die Bestellung b[ewe]ist dir am deutlichsten das ich es kann, ich erinnere dich auch daran wie pünktlich deinem Bruder die 1000 fl. zurükgezahlt sind, und dir zu beweisen das du dich auf uns verlassen kannst, Freilich wär es nicht nöthig, hätte nicht das Unglük die Schwester so verfolgt, das nach dem sie hir angekommen, der Prozeß vile ausgaben gemacht, Bernhardi sie noch so ausgehändelt, und darauf sie selbst, der Bruder, Felix, B[u]rgs[dorff], der hir ist, und noch eine Frau in ihrem Dienst alle krank, und alle in wahrheit auf den Todt krank waren, zum Theil ihrer 4 zugleich, das sie die angehäufften Krank[en], selbst sie warten muste. – Ich agquigiere auf die Bestellung des Prinzen bei der anginge dir es wiederzuerstatten am meisten [3] weil ich weis das dir dies natürlich das gewisseste erscheinen muß, und wenn alles so fortgeth, nur ungefähr wie es angefangen, der Printz in wenigen Wochen, und doch gewiß vor dem Ablauf der drei versprochenen Monathe hir sein muß, wenn ich gezwungen wäre so lange hir zu verbleiben. Gebe Gott das du uns helfen kannst, und habe die Güte uns sogleich zu Antworten, ich zähle die Tage bis dahin, Es brauchen ja nur wenige Worte zu sein, und nimm dir meine Worte zu Hertzen. Ich habe dir nicht unüberlegt geschrieben, und muß daher günstige Antwort wünschen.
Die Schwester läßt dich von Hertzen grüssen, und bittet du sollst es ja nicht misverstehen das sie dir nicht schreibt, da sie wirklich jede anstrengung vermeiden muß, um ihren Zustand nicht so zu verschlimmern das sie auf immer erblindet. – Der Bruder läßt dich ebenfalls grüssen er ist noch ganz gelähmt, und hatt Mühen sich vom Sopha nach dem Bett zu schleppen, muß mit der linken Hand essen, weil er die rechte nicht bewegen kann und dergleichen.
Meine empfehlungen der Fr[au] v[on] Stael, ich danke ihr nochmahls Herzlich für die Briefe, der beim Printzen scheint wirklich gute Wirkung gehabt zu haben, der Fr[au] v[on] Montgelas habe ich ihre durch Jacobi bringen lassen, sie liß mir sagen mich durch ihn rufen zu lassen, noch ist es aber nicht geschehen. Auch empfehlungen von der Schwester an sie.
Ich bitte dich nochmahls recht sehr Antworte nur sogleich das nicht ein vergebnes Warten unsre Verlegenheit vermehrt,
Lebe wohl und behalte einige Liebe für mich deinen weg[4]getreuen Freunde.
Deine Büste habe ich noch nicht abformen lassen, weil die hiesigen Bildhauer mir anfangs sagten es gäbe keine Former hir, gestern habe ich aber bei Schelling erfahren, das bei der Akademie einer angestellt ist, noch aber nicht seine Arbeiten und ihn aufsuchen können.
Baader habe ich noch nicht gesehen, da er trotz der Bücher und Brief von dir noch nicht bei mir gewesen ist.
Noch einmahl lebe wohl und behalte mich Lieb dein Freund und Bruder
Friedrich Tieck.
[1] München den 2ten Maÿ. 1809.
Zum zweitenmale erhältst du einen Brief von mir geliebter Freund und Bruder meine Schwester würde dir auch schreiben, aber sie kann nicht wohl weil ihr ihre Augen so entsetzlich schmertzen, in ihrer Krankheit hatte sich ein Anfall von Gicht auf die Augen geworffen, der sie auf mehrer Zeit blind machte, und bei der sehr veränderlichen Witterung hir leidet sie seit einigen Tagen aufs neue Heftige Schmertzen.
Ich habe zu Arbeiten angefangen, welches länger als gewöhnlich angestanden, weil München eine Stadt ist die gar nicht für Künstler eingerichtet ist. Felix ist noch nicht so hergestellt als ich wünschte, noch schwach, und sehr reitzbar, er soll dir mit meiner Schwester zugleich schreiben. Bei der schnellen verändrung der Laage der Dinge, ist der Printz hiergewesen auf einen Tag, ich habe ihn lange gesehn, und das resultat davon ist eine Liste von 25 Büsten, die ich ihm nach und nach machen soll, da er aber an den Personen noch immer ändert, ausstreicht und andre hinsezt, wie das, in der Stunde die ich bei ihm zu brachte mit 3–4 geschah, so soll ich mit dreien anfangen, und darum bin ich jezt bemächtet, die drei sind Wallenstein, Bernhard von Weimar, und Lessing, dan folgen die andren, die zu langfristig sind abzuschreiben, sie sind zum Theil ein wenig sonderbar zusammen gesucht. du siehst das sind sehr gute Aussichten von diser Seite. Aber leider sind ist unsre communikazion nach Wien hin ganz abgebrochen, und unsicher wann sie wieder offen ist, und sind sie wieder geöffnet sind vielleicht die Wechsel die dort eingelauffen nicht brauchbar, oder wenigstens nicht für den Augenblick, Dis kann [2] uns hier in grosse Verlegenheit bringen, da ich mir wenn der Printz nicht hir ist hir keinen Vorschuß verschaffen kann, auch wenn ich es könnte, es einer Menge Verhältnisse halber nicht anginge den[n] du kannst dir denken welch Aufsehen bei vielen Menschen die Art des Ausganges des Prozesses bewirkt hatt, dann noch andere Klätschereien des theuren Herrn von Humboldt bewirkt haben. Baader nachdem er seine Glaswaren verhandelt hatt sich jezt nicht so betragen als vorher,. Alle dise Sachen zusammen genommen, zwingen uns das Heist die Schwester und mich, dich zu ersuchen auf ein par Monathe wenn es möglich noch einmahl eine Summe vorzuschiessen. Ich kann dir um so eher mein heiliges Ehrenwort darauf geben das sie richtig an den Ort welchen du bestimmen wirst binnen drei Monathen zurükbezahlt werden soll und wird, da wie ich dir angezeigt ich hir die bestimmte Bestellung vom Kronprinzen habe, wir ohne die Unterbrechung schon wieder von Kno[rrin]g Geld haben müsten, und Briefe aus Italien, wohin freilich jezt auch die Kommunikatzion unterbrochen war, also seit einem Monathe keine angekommen sind, das dortige Geschäft, als seine Ziele, nemlich das Geld einnahmen nahen ankündigten. Du weist das ich noch immer Wort gehalten, und die Bestellung b[ewe]ist dir am deutlichsten das ich es kann, ich erinnere dich auch daran wie pünktlich deinem Bruder die 1000 fl. zurükgezahlt sind, und dir zu beweisen das du dich auf uns verlassen kannst, Freilich wär es nicht nöthig, hätte nicht das Unglük die Schwester so verfolgt, das nach dem sie hir angekommen, der Prozeß vile ausgaben gemacht, Bernhardi sie noch so ausgehändelt, und darauf sie selbst, der Bruder, Felix, B[u]rgs[dorff], der hir ist, und noch eine Frau in ihrem Dienst alle krank, und alle in wahrheit auf den Todt krank waren, zum Theil ihrer 4 zugleich, das sie die angehäufften Krank[en], selbst sie warten muste. – Ich agquigiere auf die Bestellung des Prinzen bei der anginge dir es wiederzuerstatten am meisten [3] weil ich weis das dir dies natürlich das gewisseste erscheinen muß, und wenn alles so fortgeth, nur ungefähr wie es angefangen, der Printz in wenigen Wochen, und doch gewiß vor dem Ablauf der drei versprochenen Monathe hir sein muß, wenn ich gezwungen wäre so lange hir zu verbleiben. Gebe Gott das du uns helfen kannst, und habe die Güte uns sogleich zu Antworten, ich zähle die Tage bis dahin, Es brauchen ja nur wenige Worte zu sein, und nimm dir meine Worte zu Hertzen. Ich habe dir nicht unüberlegt geschrieben, und muß daher günstige Antwort wünschen.
Die Schwester läßt dich von Hertzen grüssen, und bittet du sollst es ja nicht misverstehen das sie dir nicht schreibt, da sie wirklich jede anstrengung vermeiden muß, um ihren Zustand nicht so zu verschlimmern das sie auf immer erblindet. – Der Bruder läßt dich ebenfalls grüssen er ist noch ganz gelähmt, und hatt Mühen sich vom Sopha nach dem Bett zu schleppen, muß mit der linken Hand essen, weil er die rechte nicht bewegen kann und dergleichen.
Meine empfehlungen der Fr[au] v[on] Stael, ich danke ihr nochmahls Herzlich für die Briefe, der beim Printzen scheint wirklich gute Wirkung gehabt zu haben, der Fr[au] v[on] Montgelas habe ich ihre durch Jacobi bringen lassen, sie liß mir sagen mich durch ihn rufen zu lassen, noch ist es aber nicht geschehen. Auch empfehlungen von der Schwester an sie.
Ich bitte dich nochmahls recht sehr Antworte nur sogleich das nicht ein vergebnes Warten unsre Verlegenheit vermehrt,
Lebe wohl und behalte einige Liebe für mich deinen weg[4]getreuen Freunde.
Deine Büste habe ich noch nicht abformen lassen, weil die hiesigen Bildhauer mir anfangs sagten es gäbe keine Former hir, gestern habe ich aber bei Schelling erfahren, das bei der Akademie einer angestellt ist, noch aber nicht seine Arbeiten und ihn aufsuchen können.
Baader habe ich noch nicht gesehen, da er trotz der Bücher und Brief von dir noch nicht bei mir gewesen ist.
Noch einmahl lebe wohl und behalte mich Lieb dein Freund und Bruder
Friedrich Tieck.
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