• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Zürich · Place of Destination: Genf · Date: 11.03.1811
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Zürich
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 11.03.1811
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 269–273.
  • Incipit: „[1] Zürich den 11. Märtz 1811.
    Verzeih geliebter Freund das ich auf deinen beiden Briefe erst heut Antworte, aber am vorigen Mittwoch [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,17,15
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 24,6 x 20,2 cm
    Language
  • German
[1] Zürich den 11. Märtz 1811.
Verzeih geliebter Freund das ich auf deinen beiden Briefe erst heut Antworte, aber am vorigen Mittwoch hatte ich sehr heftige Kopfschmerzen und am Sonnabend wollte ich erst bestimmt auf deinen Brief welchen ich Freitag Abend erhielt antworten, und das ging nicht weil Sonnabend schon die Post um 10 Uhr geth. Indessen wirst du die Bücher richtig erhalten haben.
Das eine, über die Poetischen Bilder des Dichters scheint zwar nichts über die alten Dichter enthalten, doch sahe ich in dem Index die Nahmen Tzernning, Flemming, Opitz, und da ich nicht wuste [in] welchen Umfang du das altdeutsche gemeint, da du den Opitz mitgefodert, so glaubte ich besser zu thun solches auch mitzunehmen. Die Balladen führen den Titel, alt Englische Balladen, sind in Wintherthur herrausgekommen willst du sie trotz dem nichts versprechenden Titel, so lasse ich solche kommen, auch muß ich noch anmerken das ich in Gedanken einen viel zu hohen Werth der Bücher angegeben habe. Grimhildes Rache koste 12 Groschen die Fabeln 12 Groschen die Proben 20 Groschen Opitz 1 Reichsthaler die Denkmale 8 Groschen Critische Lobgedichte und Briefe 6 Groschen die betrachtungen 22 Groschen, völlige Summe 4 Reichsthaler 8 Groschen sächsich. Davon geth wahrscheinlich noch der vierte Theil als Rabat herunter, dann blieben also nur 3 Reichsthaler 6 Groschen, noch nicht die Hälfte dessen was ich in der geschwindigkeit aufgeschrieben.
Wegen des Heldenbuchs ist es hier aber eine üble Sache, ich glaube nicht zuviel zu sagen, wenn es viel ist das wohl schwerlich über 6 Personen in ganz Zürich solches kennen, noch weniger solches besitzen. Jedoch ist solches nemlich die Folio Ausgabe hier auf der [Stadt] Bibliothek, und ich glaube du würdest auf eine recht höfliche Bitte solches wohl erhalten, doch kann ich es dir nicht verschaffen, und eines Briefs ist es ja wohl werth, den du an den Professor Inspektor Horner, Horner. ich schreibe den Nahmen zweimahl damit du ihn gewiß lesen kannst, dem must du schreiben, und ich will es dann wohl mit Bitten sehr unterstützen. Wenn du dich ihm für den Werth oder wiederherstellung reversirst, so kann er es ja am Ende blos in seinem Nahmen leihen ohne es einmahl den Behörden anzuzeigen.
[2] Ich habe ihn vorläufig gefragt, und er meinte es würde viele Schwierigkeiten machen da du dich ausser der Schweitz aufhieltest und kein Schweitzer wärst, ich habe aber eingewandt, das das Buch nach Coppet gesendet würde, also die Schweitz nicht verlasse, und solches in Deutschland gar nicht so selten sei, und dabei wird es denn wohl bleiben, wenn die Leute sehen es ist Ernst so verschwinden oft die Schwierigkeiten, welche ihrer Faulheit, und das ist der Mann reichlich, in den Kopf kommen. Also einen höflichen Brief deshalb, und du kannst solches wenigstens auf ein paar Monathe haben, länger wohl schwerlich, weil alle 6 Monathe hier Revision der Bibliothek ist, wo alle Bücher müssen abgeliefert werden, und dise ist vor Neujahr gewesen. Willst du das Buch durchaus eigen besitzen must du Nothwendig Auftrag in Deutschland geben. Bodmers Brief schikke ich dir nächstens, ich habe ihn um solchen abzuschreiben im Hause, aber da es eine grosse Arbeit ist alles herauszubringen, so habe ich solches noch nicht gethan, werde aber bestimmt heut Abend anfangen.
Den lezten Auftrag beantworte ich auch billig zulezt obgleich es mir leid thut solchen nicht sonderlich thun zu können. Ich war gestern bei Füßli, und sagte ihm du hättest mir geschrieben das du eine neue Ausgabe deiner Gedichte veranstalten [wollest], und bei mir angefragt ob wohl solche hier zu drucken wären, welches dir wegen der Nähe des Orts, und da du manche Sachen hir sehr hübsch gedrukt gesehen, sehr angenehm wäre, und ich fragte deshalb ihn ob er wohl dergleichen Unternähme, und er bezeigte eigentlich nicht übel Lust. Aber – Erstlich auf Ostern gar nicht daran zu denken, denn die Schweitzer machen alles mit Bedacht, also Langsam. Auch hatt er mir schon im Monath November gesagt das wollte die Schwester Flor[e] und Bla.[nscheflur] bei ihm drukken lassen, solches zu Ostern nicht mehr gienge, weil ihre Posten alle beschäftigt, und sie wegen der Entfernung von Leipzig geraume Zeit vor der Messe ihre Sachen absenden müßten. Dann drukken sie niemahls neue Werke anders als auf Ostern, blos Fortsetzungen auf Michaelis, weil die Buchhändler auf Neujahr alle nicht verkauften Sachen zurüksenden, und so haben nun Werke in dem kurzen Zeitraum von nicht völlig 3 Monathen nicht Zeit sich gehörig umzubieten, oder umgetrieben zu werden.
Dann fand er den Preiß 3 Louisd’or etwas stark für den Bogen, indem er mir besonders zu bedenken [3] gab, das sie auch von Werken wie Mathissons Gedichten, welche den stärksten Abgang hätten, nie eine Auflage stärker als fünfhundert machten, das also dergleichen Honorar den übelsten Einfluß auf den Preiß haben müste. Doch würde er falls ihm Anträge von dir geschähen, aufs geflissentlichste Antworten. Weiter natürlich konnte ich nicht gehen, besonders da immer die erste Schwierigkeit, der Druk zu Ostern unübersteiglich erscheint.
Was soll ich dir nun noch von mir selbst schreiben, ich habe meinen Fleiß zwei Tage lang unterbrochen gehabt, wo ich nichts gethan habe als außer den Thoren von Zürich mich herumtreiben, und was heut geschehn wird kann ich noch nicht sagen, da ich den Brief nach meinen Grundsätzen über Briefe selbst auf die Post trage, und ob es mir dann bei dem Herlichen Sommer Wetter wird möglich sein wieder zurükzukehren in meine Zelle, die ich nun schon wie ein Kloster so lange bewohne. Noch immer meinen Herzlichsten Dank für dis übersendete Geld, welches ich richtig erhalten habe, und ich hoffe doch einmahl reich zu werden um dir [es] wieder geben zu können. Ich möchte dich fast bitten, genire dich wegen des Geldes an Schelling gar nicht es zu bezahlen, er hatt so viel und mehr als zur errichtung des Monuments, und Transport und dergleichen nöthig ist, das hatt er mir selbst geschrieben, ich habe von K.[norring] das Versprechen, das er mich in Italien so lange versorgen will, das ich bis auf einen g[ew]issen Punkt die Arbeit für den P.[rinzen] machen kann und des Monuments, ohne Geld zu fodern, und dis ist in der That nicht viel, das es auf eine ausgabe von 10–12 Louisd’or höchstens sich beläuft, und ich habe auch schon vor mehren Wochen Schelling geschrieben das ich es so halten würde. Entsezlich schwierig ist es aber Geld aus Rußland zu erhalten, die Schwester hatt eine kleine Summe erhalten welche K.[norring] vorläufig gleich nach seiner Ankunft geschickt, aber nicht völlig 23 Kreutzer für den Rubel erhalten, statt eines Gulden und 43 Kreutzer, wie solche vor ungefähr 6 Jahren standen. Sie schreibt mir in ihrem lezten Brief vom 26 Februar, Morgen über acht Tage, hoffe ich die Anzeige zu bekommen, von einer Summe die dich in den Stand setzen soll die Reise fortzusetzen. Ist es so geschehen so kann ich am Mittwoch einen Brief erhalten, und dann 8 Tage, oder 10 Tage später das Geld doch wahrscheinlich hast du in disen Tagen selbst einen Brief von ihr erhalten. – Noch eins sage mir doch gelegentlich wie ich es mit der Zeichnung halten soll, ich wünschte das solche eher ankäme als ich, und doch das einige Leute in Bern sie sähen, um nicht auch den Vorwurf zu haben das Niemand etwas von mir sähe. Doch das Blatt ist voll. Lebe wohl und behalte mich lieb. Sobald ich was Neues weis schreibe ich wider. Ewig der deinige Friedrich Tieck.
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[1] Zürich den 11. Märtz 1811.
Verzeih geliebter Freund das ich auf deinen beiden Briefe erst heut Antworte, aber am vorigen Mittwoch hatte ich sehr heftige Kopfschmerzen und am Sonnabend wollte ich erst bestimmt auf deinen Brief welchen ich Freitag Abend erhielt antworten, und das ging nicht weil Sonnabend schon die Post um 10 Uhr geth. Indessen wirst du die Bücher richtig erhalten haben.
Das eine, über die Poetischen Bilder des Dichters scheint zwar nichts über die alten Dichter enthalten, doch sahe ich in dem Index die Nahmen Tzernning, Flemming, Opitz, und da ich nicht wuste [in] welchen Umfang du das altdeutsche gemeint, da du den Opitz mitgefodert, so glaubte ich besser zu thun solches auch mitzunehmen. Die Balladen führen den Titel, alt Englische Balladen, sind in Wintherthur herrausgekommen willst du sie trotz dem nichts versprechenden Titel, so lasse ich solche kommen, auch muß ich noch anmerken das ich in Gedanken einen viel zu hohen Werth der Bücher angegeben habe. Grimhildes Rache koste 12 Groschen die Fabeln 12 Groschen die Proben 20 Groschen Opitz 1 Reichsthaler die Denkmale 8 Groschen Critische Lobgedichte und Briefe 6 Groschen die betrachtungen 22 Groschen, völlige Summe 4 Reichsthaler 8 Groschen sächsich. Davon geth wahrscheinlich noch der vierte Theil als Rabat herunter, dann blieben also nur 3 Reichsthaler 6 Groschen, noch nicht die Hälfte dessen was ich in der geschwindigkeit aufgeschrieben.
Wegen des Heldenbuchs ist es hier aber eine üble Sache, ich glaube nicht zuviel zu sagen, wenn es viel ist das wohl schwerlich über 6 Personen in ganz Zürich solches kennen, noch weniger solches besitzen. Jedoch ist solches nemlich die Folio Ausgabe hier auf der [Stadt] Bibliothek, und ich glaube du würdest auf eine recht höfliche Bitte solches wohl erhalten, doch kann ich es dir nicht verschaffen, und eines Briefs ist es ja wohl werth, den du an den Professor Inspektor Horner, Horner. ich schreibe den Nahmen zweimahl damit du ihn gewiß lesen kannst, dem must du schreiben, und ich will es dann wohl mit Bitten sehr unterstützen. Wenn du dich ihm für den Werth oder wiederherstellung reversirst, so kann er es ja am Ende blos in seinem Nahmen leihen ohne es einmahl den Behörden anzuzeigen.
[2] Ich habe ihn vorläufig gefragt, und er meinte es würde viele Schwierigkeiten machen da du dich ausser der Schweitz aufhieltest und kein Schweitzer wärst, ich habe aber eingewandt, das das Buch nach Coppet gesendet würde, also die Schweitz nicht verlasse, und solches in Deutschland gar nicht so selten sei, und dabei wird es denn wohl bleiben, wenn die Leute sehen es ist Ernst so verschwinden oft die Schwierigkeiten, welche ihrer Faulheit, und das ist der Mann reichlich, in den Kopf kommen. Also einen höflichen Brief deshalb, und du kannst solches wenigstens auf ein paar Monathe haben, länger wohl schwerlich, weil alle 6 Monathe hier Revision der Bibliothek ist, wo alle Bücher müssen abgeliefert werden, und dise ist vor Neujahr gewesen. Willst du das Buch durchaus eigen besitzen must du Nothwendig Auftrag in Deutschland geben. Bodmers Brief schikke ich dir nächstens, ich habe ihn um solchen abzuschreiben im Hause, aber da es eine grosse Arbeit ist alles herauszubringen, so habe ich solches noch nicht gethan, werde aber bestimmt heut Abend anfangen.
Den lezten Auftrag beantworte ich auch billig zulezt obgleich es mir leid thut solchen nicht sonderlich thun zu können. Ich war gestern bei Füßli, und sagte ihm du hättest mir geschrieben das du eine neue Ausgabe deiner Gedichte veranstalten [wollest], und bei mir angefragt ob wohl solche hier zu drucken wären, welches dir wegen der Nähe des Orts, und da du manche Sachen hir sehr hübsch gedrukt gesehen, sehr angenehm wäre, und ich fragte deshalb ihn ob er wohl dergleichen Unternähme, und er bezeigte eigentlich nicht übel Lust. Aber – Erstlich auf Ostern gar nicht daran zu denken, denn die Schweitzer machen alles mit Bedacht, also Langsam. Auch hatt er mir schon im Monath November gesagt das wollte die Schwester Flor[e] und Bla.[nscheflur] bei ihm drukken lassen, solches zu Ostern nicht mehr gienge, weil ihre Posten alle beschäftigt, und sie wegen der Entfernung von Leipzig geraume Zeit vor der Messe ihre Sachen absenden müßten. Dann drukken sie niemahls neue Werke anders als auf Ostern, blos Fortsetzungen auf Michaelis, weil die Buchhändler auf Neujahr alle nicht verkauften Sachen zurüksenden, und so haben nun Werke in dem kurzen Zeitraum von nicht völlig 3 Monathen nicht Zeit sich gehörig umzubieten, oder umgetrieben zu werden.
Dann fand er den Preiß 3 Louisd’or etwas stark für den Bogen, indem er mir besonders zu bedenken [3] gab, das sie auch von Werken wie Mathissons Gedichten, welche den stärksten Abgang hätten, nie eine Auflage stärker als fünfhundert machten, das also dergleichen Honorar den übelsten Einfluß auf den Preiß haben müste. Doch würde er falls ihm Anträge von dir geschähen, aufs geflissentlichste Antworten. Weiter natürlich konnte ich nicht gehen, besonders da immer die erste Schwierigkeit, der Druk zu Ostern unübersteiglich erscheint.
Was soll ich dir nun noch von mir selbst schreiben, ich habe meinen Fleiß zwei Tage lang unterbrochen gehabt, wo ich nichts gethan habe als außer den Thoren von Zürich mich herumtreiben, und was heut geschehn wird kann ich noch nicht sagen, da ich den Brief nach meinen Grundsätzen über Briefe selbst auf die Post trage, und ob es mir dann bei dem Herlichen Sommer Wetter wird möglich sein wieder zurükzukehren in meine Zelle, die ich nun schon wie ein Kloster so lange bewohne. Noch immer meinen Herzlichsten Dank für dis übersendete Geld, welches ich richtig erhalten habe, und ich hoffe doch einmahl reich zu werden um dir [es] wieder geben zu können. Ich möchte dich fast bitten, genire dich wegen des Geldes an Schelling gar nicht es zu bezahlen, er hatt so viel und mehr als zur errichtung des Monuments, und Transport und dergleichen nöthig ist, das hatt er mir selbst geschrieben, ich habe von K.[norring] das Versprechen, das er mich in Italien so lange versorgen will, das ich bis auf einen g[ew]issen Punkt die Arbeit für den P.[rinzen] machen kann und des Monuments, ohne Geld zu fodern, und dis ist in der That nicht viel, das es auf eine ausgabe von 10–12 Louisd’or höchstens sich beläuft, und ich habe auch schon vor mehren Wochen Schelling geschrieben das ich es so halten würde. Entsezlich schwierig ist es aber Geld aus Rußland zu erhalten, die Schwester hatt eine kleine Summe erhalten welche K.[norring] vorläufig gleich nach seiner Ankunft geschickt, aber nicht völlig 23 Kreutzer für den Rubel erhalten, statt eines Gulden und 43 Kreutzer, wie solche vor ungefähr 6 Jahren standen. Sie schreibt mir in ihrem lezten Brief vom 26 Februar, Morgen über acht Tage, hoffe ich die Anzeige zu bekommen, von einer Summe die dich in den Stand setzen soll die Reise fortzusetzen. Ist es so geschehen so kann ich am Mittwoch einen Brief erhalten, und dann 8 Tage, oder 10 Tage später das Geld doch wahrscheinlich hast du in disen Tagen selbst einen Brief von ihr erhalten. – Noch eins sage mir doch gelegentlich wie ich es mit der Zeichnung halten soll, ich wünschte das solche eher ankäme als ich, und doch das einige Leute in Bern sie sähen, um nicht auch den Vorwurf zu haben das Niemand etwas von mir sähe. Doch das Blatt ist voll. Lebe wohl und behalte mich lieb. Sobald ich was Neues weis schreibe ich wider. Ewig der deinige Friedrich Tieck.
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