• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Zürich · Place of Destination: Coppet · Date: 11.10.1811
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Zürich
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 11.10.1811
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 294–297.
  • Incipit: „[1] Zürich den 11.ten 8br 1811.
    Ich danke dir herzlich geliebter Freund für deinen Brif und die uebersendete Summe. Du must es [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,17,22
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,3 x 19,1 cm
    Language
  • German
[1] Zürich den 11.ten 8br 1811.
Ich danke dir herzlich geliebter Freund für deinen Brif und die uebersendete Summe. Du must es mir verzeihen das ich die Rechnung zu hoch anschlug da ich nun sehe das bei der kleinen Rechnung von Fueßli ein Buch welches mir gehört mitgerechnet ist, welches ich nicht mitgerechnet glaubte, das andre schlug ich nach den Maasstab an wie das alt deutsche Museum kostet, und so ist mein Irthum entstanden. Die Bücher für Horner habe ich richtig erhalten, und ihm überliefert, der Titurel wird nun also Montag, oder vielmehr Sonntag hier ankommen. Horner läßt dich recht sehr Grüssen. Wenn ich dich recht verstanden habe so ist die Frau Haller welche du meinst, die ich in Bern besuchen soll, die Freundin der Fr[au] v[on] Horner, und diese würde ich ja nicht unterlassen zu sehen. Doch werde ich eine andre Einrichtung mit meinen Sachen als dann treffen müssen wenn ich irgend etwas zu Zeigen haben will, denn ich dachte meine Sachen von hier mit Fracht nach Maÿland zu schicken, da ich selbst doch wahrscheinlich einen Theil des Weeges zu Fuß machen muß, oder wenigstens auf eine Art wo ich nicht viel bei mir führen kann.
Ich habe von neuen an Weisser geschrieben und ihn sehr gedrängt dir doch die Arbeiten zu machen, auch da du es wolltest habe ich ihm geschrieben das er durch Frommann würde Geld dafür erhalten sobald die Arbeiten fertig wären. Ich habe ihm für jede Büste die er mir gemacht und Eingepakt 1 Louisd’or gegeben, und wenn du überhaupt etwas bezahlen wilst so wirst du doch nicht mehr geben wollen. Ich hätte wohl fodern können das er die Sachen schon längst gemacht hätte, und es ärgert mich sehr das er es nicht gethan hatt, da ich ihm nicht nur nichts schuldig bin, sondern eher von ihm zu fodern hätte, nach seiner eignen Rechnung, aber leider bin ich zu einer gewissen Art von Unglük gebohren wie es scheint. Von der Schwester habe ich auch noch keine günstigen Nachrichten weiter, seit den lezten vom 29ten August wo sie mir schrieb das Knorring und sein Bruder nach Finnland gereißt wären, um dort eine Summe Baar Geld [2] zu heben, seit dem hatt sie mir einige nöthige Sachen, Wäsche und dergleichen geschikt, scheint aber noch keinen Brief von K[norring] weiter erhalten zu haben, welches mich sehr betrübt weil ich nicht weis ob ihr Geschäft vielleicht wieder einen Aufschub erlitten hatt, welches Gott gebe das es nicht sein mag. Diese Art und weise gar nicht zu schreiben ist an K[norring] aber in der That unleidlich. Wie unsäglich viel Leiden hatt er mir nicht in München, und überall schon gemacht. Der lezte Brif der Schwester war ganz kurz vom 1. 8br und war sehr kränklich und betrübt geschrieben. Indessen bin ich durch dise Ungewißheit in tausend neue Angst versezt, Ich kann unmöglich länger in dem Hause wo ich wohne bleiben, wenn ich nicht Monathlich ordentlich bezahle, am 28 ist der zweite Monath um und ich habe den ersten nicht ganz bezahlen können, Ich muß dich also anfragen, ob du mir zu diser Zeit noch einmahl mit etwas aushelfen kannst, viel brauche ich nicht, da man Lebens Unterhalt Monatlich 22 hiesige Gulden beträgt, nun habe ich etwas mehr zu bezahlen zwar, aber dennoch wäre meiner Verlegenheit und Sorgen mit 3 bis 4 Louisd’or abgeholfen, Kannst du soviel um dise Zeit entbehren, so bitte ich recht sehr darum gieb es mir, und schreibe mir bald das du es thun willst.
Ich denke ich kann es dir von Bern aus zurükschicken wieder. Denn ich habe mit der Schwester eine solche Summe ausgemacht das ich 30 Louisdor zu meiner Reise behalten muß, und auch K[norring] ist Unterrichtet das ich so viel bedarf, das er also es schikt danach einrichten muß. Sobald ich in Italien bin kann ich Geld vom Prinzen haben, vielleicht auch schon vorher hier, obgleich ich das nicht wünsche, und ist die Schwester erst bei K.[norring] angekommen, so darf ich doch von ihr wohl rechnen das sie nicht so leicht sinnig mich vergessen wird, und jedes was sie als Verpflichtung übernommen hatt. Ich weis wie sehr ich dein Schuldner bin, und wie ich nicht vor mir sehe es je wieder zu vergelten, auch weis ich wie viel Ausgaben du hast, und eben deshalb blutet mir das Herz etwas von dir zu fodern, aber dennoch bin ich hier ja gewisser massen von aller Welt verlassen. Die von meinen hiesigen Bekannten die Reich sind kann ich um nichts ansprechen, und die welche mir gern etwas geben sind nicht reich, und wenn ich etwas von ihnen erhalten kann besteth dis nur in einzelnen Thalern. Darum [3] bitte ich dich verzeih wenn ich überlästig bin, und unverschämt erscheine, und erfülle wenn du kannst meine Bitte, bin ich einmahl von diser Sandbank erlöst auf welcher ich fest sitze, so will ich vorsichtiger sein. Ich glaubte deine Gedichte würden auf Michaelis erscheinen, aber der Meßkatalog enthält nichts davon.
Ich hätte solche gern gehabt um einiges daraus zu zeichnen aber ich habe solches hier nicht habhaft werden können, denn Horner will nun natürlich auf deine neue Ausgabe warten. Du hättest mir zu Anfang davon schreiben sollen das mann hätt ein paar Vignetten dazu zeichnen können, nach Art und Weise der vom Ion. aber jezt ist das schon zu späth und war es selbst wahrscheinlich schon als du hier warst, da der Druk schon zu weit vorgerikt war, und das Kupfer doch dem Buchhändler es noch um einiges Vertheuert hätte. Morgen erwarte ich wieder Nachricht von der Schwester, aber auch sie hatt es nicht an der Gewohnheit alle acht Tage zu schreiben.
Lebe wohl und behalte mich lieb, und nimm meine Bitte nicht übel und erfülle solche wenn es möglich ist, ich hoffe zu Gott es ist die lezte diser Art welche ich jemahls zu thun genöth[ig]t bin.
Ewig dein treuer Freund Friedrich Tieck.
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[1] Zürich den 11.ten 8br 1811.
Ich danke dir herzlich geliebter Freund für deinen Brif und die uebersendete Summe. Du must es mir verzeihen das ich die Rechnung zu hoch anschlug da ich nun sehe das bei der kleinen Rechnung von Fueßli ein Buch welches mir gehört mitgerechnet ist, welches ich nicht mitgerechnet glaubte, das andre schlug ich nach den Maasstab an wie das alt deutsche Museum kostet, und so ist mein Irthum entstanden. Die Bücher für Horner habe ich richtig erhalten, und ihm überliefert, der Titurel wird nun also Montag, oder vielmehr Sonntag hier ankommen. Horner läßt dich recht sehr Grüssen. Wenn ich dich recht verstanden habe so ist die Frau Haller welche du meinst, die ich in Bern besuchen soll, die Freundin der Fr[au] v[on] Horner, und diese würde ich ja nicht unterlassen zu sehen. Doch werde ich eine andre Einrichtung mit meinen Sachen als dann treffen müssen wenn ich irgend etwas zu Zeigen haben will, denn ich dachte meine Sachen von hier mit Fracht nach Maÿland zu schicken, da ich selbst doch wahrscheinlich einen Theil des Weeges zu Fuß machen muß, oder wenigstens auf eine Art wo ich nicht viel bei mir führen kann.
Ich habe von neuen an Weisser geschrieben und ihn sehr gedrängt dir doch die Arbeiten zu machen, auch da du es wolltest habe ich ihm geschrieben das er durch Frommann würde Geld dafür erhalten sobald die Arbeiten fertig wären. Ich habe ihm für jede Büste die er mir gemacht und Eingepakt 1 Louisd’or gegeben, und wenn du überhaupt etwas bezahlen wilst so wirst du doch nicht mehr geben wollen. Ich hätte wohl fodern können das er die Sachen schon längst gemacht hätte, und es ärgert mich sehr das er es nicht gethan hatt, da ich ihm nicht nur nichts schuldig bin, sondern eher von ihm zu fodern hätte, nach seiner eignen Rechnung, aber leider bin ich zu einer gewissen Art von Unglük gebohren wie es scheint. Von der Schwester habe ich auch noch keine günstigen Nachrichten weiter, seit den lezten vom 29ten August wo sie mir schrieb das Knorring und sein Bruder nach Finnland gereißt wären, um dort eine Summe Baar Geld [2] zu heben, seit dem hatt sie mir einige nöthige Sachen, Wäsche und dergleichen geschikt, scheint aber noch keinen Brief von K[norring] weiter erhalten zu haben, welches mich sehr betrübt weil ich nicht weis ob ihr Geschäft vielleicht wieder einen Aufschub erlitten hatt, welches Gott gebe das es nicht sein mag. Diese Art und weise gar nicht zu schreiben ist an K[norring] aber in der That unleidlich. Wie unsäglich viel Leiden hatt er mir nicht in München, und überall schon gemacht. Der lezte Brif der Schwester war ganz kurz vom 1. 8br und war sehr kränklich und betrübt geschrieben. Indessen bin ich durch dise Ungewißheit in tausend neue Angst versezt, Ich kann unmöglich länger in dem Hause wo ich wohne bleiben, wenn ich nicht Monathlich ordentlich bezahle, am 28 ist der zweite Monath um und ich habe den ersten nicht ganz bezahlen können, Ich muß dich also anfragen, ob du mir zu diser Zeit noch einmahl mit etwas aushelfen kannst, viel brauche ich nicht, da man Lebens Unterhalt Monatlich 22 hiesige Gulden beträgt, nun habe ich etwas mehr zu bezahlen zwar, aber dennoch wäre meiner Verlegenheit und Sorgen mit 3 bis 4 Louisd’or abgeholfen, Kannst du soviel um dise Zeit entbehren, so bitte ich recht sehr darum gieb es mir, und schreibe mir bald das du es thun willst.
Ich denke ich kann es dir von Bern aus zurükschicken wieder. Denn ich habe mit der Schwester eine solche Summe ausgemacht das ich 30 Louisdor zu meiner Reise behalten muß, und auch K[norring] ist Unterrichtet das ich so viel bedarf, das er also es schikt danach einrichten muß. Sobald ich in Italien bin kann ich Geld vom Prinzen haben, vielleicht auch schon vorher hier, obgleich ich das nicht wünsche, und ist die Schwester erst bei K.[norring] angekommen, so darf ich doch von ihr wohl rechnen das sie nicht so leicht sinnig mich vergessen wird, und jedes was sie als Verpflichtung übernommen hatt. Ich weis wie sehr ich dein Schuldner bin, und wie ich nicht vor mir sehe es je wieder zu vergelten, auch weis ich wie viel Ausgaben du hast, und eben deshalb blutet mir das Herz etwas von dir zu fodern, aber dennoch bin ich hier ja gewisser massen von aller Welt verlassen. Die von meinen hiesigen Bekannten die Reich sind kann ich um nichts ansprechen, und die welche mir gern etwas geben sind nicht reich, und wenn ich etwas von ihnen erhalten kann besteth dis nur in einzelnen Thalern. Darum [3] bitte ich dich verzeih wenn ich überlästig bin, und unverschämt erscheine, und erfülle wenn du kannst meine Bitte, bin ich einmahl von diser Sandbank erlöst auf welcher ich fest sitze, so will ich vorsichtiger sein. Ich glaubte deine Gedichte würden auf Michaelis erscheinen, aber der Meßkatalog enthält nichts davon.
Ich hätte solche gern gehabt um einiges daraus zu zeichnen aber ich habe solches hier nicht habhaft werden können, denn Horner will nun natürlich auf deine neue Ausgabe warten. Du hättest mir zu Anfang davon schreiben sollen das mann hätt ein paar Vignetten dazu zeichnen können, nach Art und Weise der vom Ion. aber jezt ist das schon zu späth und war es selbst wahrscheinlich schon als du hier warst, da der Druk schon zu weit vorgerikt war, und das Kupfer doch dem Buchhändler es noch um einiges Vertheuert hätte. Morgen erwarte ich wieder Nachricht von der Schwester, aber auch sie hatt es nicht an der Gewohnheit alle acht Tage zu schreiben.
Lebe wohl und behalte mich lieb, und nimm meine Bitte nicht übel und erfülle solche wenn es möglich ist, ich hoffe zu Gott es ist die lezte diser Art welche ich jemahls zu thun genöth[ig]t bin.
Ewig dein treuer Freund Friedrich Tieck.
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