• Georg Andreas Reimer to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Mailand · Date: 15.06.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Andreas Reimer
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Mailand
  • Date: 15.06.1805
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 202‒203.
  • Incipit: „[1] Berlin am 15t Juny 1805
    In der Anlage erhalten Sie, mein werthgeschätzter Herr und Freund, zwei Noten, deren eine den Betrag [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,c,4
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,5 x 12,2 cm
    Language
  • German
[1] Berlin am 15t Juny 1805
In der Anlage erhalten Sie, mein werthgeschätzter Herr und Freund, zwei Noten, deren eine den Betrag der auf Begehren von Leipzig aus an Madame de Stael gesandten Bücher angiebt, und deren andere Ihr Conto enthält, und die ich auf Ihren Befehl beifüge. Sie würden mich ausnehmend verbinden, wenn Sie die Güte hätten mir, wie im vorigen Jahre, den Betrag der einen Rechnung für die Frau v. Stael, bald anzuweisen, wenn das ohne Unbequemlichkeit geschehen kann, mit dem Betrag der andern mag es nach Ihrer Bequemlichkeit Anstand nehmen.
Besonders unangenehm und unerwartet war es mir, daß Ihr vorletzter Brief in Betreff des zweiten Bandes vom Calderon ganz ausdrücklich und bestimmt die Nachricht enthält: es sei auch nicht das Geringste für denselben bis jetzt weiter gethan, und dabei den eben so wenig trostreichen Nachsatz: die Zeit der Beendigung sei von Ihrer Seite durch nichts zu verbürgen. Zu Ihrer Entschuldigung der Verspätung wegen fügen Sie hinzu, Sie hätten bisher alle Ihre Verbindlichkeiten als Schriftsteller mit größter Genauigkeit erfüllt, auch hätte das zwischen uns bestehende Geschäft einem andern Ereignisse nachstehen müssen, das einen bedeutenden Einfluß auf Ihr ganzes künftiges Leben [2] haben möchte. Dabei begreife ich aber schwer, warum ich gerade, der nicht einmal bis jetzt Ersatz für die auf das genannte Geschäfte verwandte Zeit, viel weniger noch Gewinn davon gehabt hat, gerade der erste seyn soll, mit welchem Sie Ihrem löblichen Grundsatze entgegen verfahren, noch weniger aber will es mir einleuchten, wie irgend eine Verbindung, die Sie freiwillig eingehen Sie einer frühern Verpflichtung, wie gering sie Ihnen auch erscheinen mag, entbinden kann: ohne weiteres muß Ihnen dies einleuchten.
Sie finden ferner mein an Sie gemachtes Verlangen unbillig: aber wie denn? Daß ich ein Capital was mir Jahre lang nutzlos steht, und das, bei den geringen Fonds, die ich habe, beträchtlich zu nennen ist, und durch Ihre Schuld allein ungenutzt liegt, daß ich dies von Ihnen ersetzt verlange, das wäre unbillig? Wenn Sie Ihre eigene Ueberzeugung zu Rathe ziehen wollen, so können Sie dies unmöglich so befinden. Sie bieten mir Zinsenersatz an; aber wie könnte ich den annehmen, da alle meine Capitale selbst zinsbare sind, und da ich deren gerne noch mehr auf Zinsen nähme, wenn [3] ich sie haben könnte, um meinem Geschäft mehr Ausdehnung zu geben!
Sie würden selbst Buchhändler werden, sagen Sie, wenn Sie Capitale zu verleihen im Stande wären. Ein wie ehrenwerthes Mitglied auch der Handel dadurch gewinnen möchte, so würde schwerlich Vortheil für Sie dabei zu erzielen seyn, wenigstens dann nicht wenn Sie nie Forderungen der Art wie ich Sie an Ihnen machte, in ähnlichen Fällen an Schriftsteller machen, und solche für unbillig erklären wollten. Ich würde wenigstens im ersten Jahre zu Grunde gehen, wenn mich nur die Hälfte der Schriftsteller mit denen ich in Verbindung hin auf gleiche Art behandeln wollte.
In dem Einfalle aber sich als Buchhändler meine Schriften zum Verlag auszubitten hat Ihr Schalk sich selbst überboten und einen gewaltigen Purzelbaum gemacht! Denn ob ich je Schriften schreiben kann und drucken lassen werde bezweifle ich billig, wenigstens das letztere, und schwerlich dürfte ich dann eines Verlegers wegen verlegen seyn; Ihnen würde ich aber noch besonders rathen sich als Verleger bedächtiger [4] zu nehmen und nicht mit den Schriften eines obscuren Menschen Ihr Geschäft zu eröfnen, indem Sie sonst für Schaden und Verdruß nicht würden zu sorgen haben.
Schlüßlich bitte ich Sie noch recht ernstlich und dringend nicht wieder den Sommer verstreichen zu lassen ohne mir den Schluß des Manuscriptes zu behändigen. Glauben Sie mir in allem Ernste, mein werther Freund, daß es mich nicht wenig drückt, und in Verlegenheit bringt, besonders da Sie nicht der einzige unter Ihren Freunden sind dem ich bedeutende Vorschüsse gemacht habe; freilich steht bei Ihnen bei weitem die größte Summe, im einzelnen.
Unter den Büchern für Frau v. Stael finden Sie noch die Fortsetzung des Platon auf Velin-Papier für Sie. Die fernere Fortsetzung oder des zweiten Bandes erster Theil erscheint noch vor Michaelis.
Wenn Ihr nächster Brief mich über die Zeit belehren wollte, wo ich auf den Eingang des Manuscript mit völliger Sicherheit rechnen könnte, so wäre mir das besonders angenehm.
Ich empfehle mich Ihrem fernern Wohlwollen und Ihrer Freundschaft.
G. Reimer
[1] Berlin am 15t Juny 1805
In der Anlage erhalten Sie, mein werthgeschätzter Herr und Freund, zwei Noten, deren eine den Betrag der auf Begehren von Leipzig aus an Madame de Stael gesandten Bücher angiebt, und deren andere Ihr Conto enthält, und die ich auf Ihren Befehl beifüge. Sie würden mich ausnehmend verbinden, wenn Sie die Güte hätten mir, wie im vorigen Jahre, den Betrag der einen Rechnung für die Frau v. Stael, bald anzuweisen, wenn das ohne Unbequemlichkeit geschehen kann, mit dem Betrag der andern mag es nach Ihrer Bequemlichkeit Anstand nehmen.
Besonders unangenehm und unerwartet war es mir, daß Ihr vorletzter Brief in Betreff des zweiten Bandes vom Calderon ganz ausdrücklich und bestimmt die Nachricht enthält: es sei auch nicht das Geringste für denselben bis jetzt weiter gethan, und dabei den eben so wenig trostreichen Nachsatz: die Zeit der Beendigung sei von Ihrer Seite durch nichts zu verbürgen. Zu Ihrer Entschuldigung der Verspätung wegen fügen Sie hinzu, Sie hätten bisher alle Ihre Verbindlichkeiten als Schriftsteller mit größter Genauigkeit erfüllt, auch hätte das zwischen uns bestehende Geschäft einem andern Ereignisse nachstehen müssen, das einen bedeutenden Einfluß auf Ihr ganzes künftiges Leben [2] haben möchte. Dabei begreife ich aber schwer, warum ich gerade, der nicht einmal bis jetzt Ersatz für die auf das genannte Geschäfte verwandte Zeit, viel weniger noch Gewinn davon gehabt hat, gerade der erste seyn soll, mit welchem Sie Ihrem löblichen Grundsatze entgegen verfahren, noch weniger aber will es mir einleuchten, wie irgend eine Verbindung, die Sie freiwillig eingehen Sie einer frühern Verpflichtung, wie gering sie Ihnen auch erscheinen mag, entbinden kann: ohne weiteres muß Ihnen dies einleuchten.
Sie finden ferner mein an Sie gemachtes Verlangen unbillig: aber wie denn? Daß ich ein Capital was mir Jahre lang nutzlos steht, und das, bei den geringen Fonds, die ich habe, beträchtlich zu nennen ist, und durch Ihre Schuld allein ungenutzt liegt, daß ich dies von Ihnen ersetzt verlange, das wäre unbillig? Wenn Sie Ihre eigene Ueberzeugung zu Rathe ziehen wollen, so können Sie dies unmöglich so befinden. Sie bieten mir Zinsenersatz an; aber wie könnte ich den annehmen, da alle meine Capitale selbst zinsbare sind, und da ich deren gerne noch mehr auf Zinsen nähme, wenn [3] ich sie haben könnte, um meinem Geschäft mehr Ausdehnung zu geben!
Sie würden selbst Buchhändler werden, sagen Sie, wenn Sie Capitale zu verleihen im Stande wären. Ein wie ehrenwerthes Mitglied auch der Handel dadurch gewinnen möchte, so würde schwerlich Vortheil für Sie dabei zu erzielen seyn, wenigstens dann nicht wenn Sie nie Forderungen der Art wie ich Sie an Ihnen machte, in ähnlichen Fällen an Schriftsteller machen, und solche für unbillig erklären wollten. Ich würde wenigstens im ersten Jahre zu Grunde gehen, wenn mich nur die Hälfte der Schriftsteller mit denen ich in Verbindung hin auf gleiche Art behandeln wollte.
In dem Einfalle aber sich als Buchhändler meine Schriften zum Verlag auszubitten hat Ihr Schalk sich selbst überboten und einen gewaltigen Purzelbaum gemacht! Denn ob ich je Schriften schreiben kann und drucken lassen werde bezweifle ich billig, wenigstens das letztere, und schwerlich dürfte ich dann eines Verlegers wegen verlegen seyn; Ihnen würde ich aber noch besonders rathen sich als Verleger bedächtiger [4] zu nehmen und nicht mit den Schriften eines obscuren Menschen Ihr Geschäft zu eröfnen, indem Sie sonst für Schaden und Verdruß nicht würden zu sorgen haben.
Schlüßlich bitte ich Sie noch recht ernstlich und dringend nicht wieder den Sommer verstreichen zu lassen ohne mir den Schluß des Manuscriptes zu behändigen. Glauben Sie mir in allem Ernste, mein werther Freund, daß es mich nicht wenig drückt, und in Verlegenheit bringt, besonders da Sie nicht der einzige unter Ihren Freunden sind dem ich bedeutende Vorschüsse gemacht habe; freilich steht bei Ihnen bei weitem die größte Summe, im einzelnen.
Unter den Büchern für Frau v. Stael finden Sie noch die Fortsetzung des Platon auf Velin-Papier für Sie. Die fernere Fortsetzung oder des zweiten Bandes erster Theil erscheint noch vor Michaelis.
Wenn Ihr nächster Brief mich über die Zeit belehren wollte, wo ich auf den Eingang des Manuscript mit völliger Sicherheit rechnen könnte, so wäre mir das besonders angenehm.
Ich empfehle mich Ihrem fernern Wohlwollen und Ihrer Freundschaft.
G. Reimer
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