• Christian Gottfried Schütz to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Jena · Date: [Anfang Dezember 1797]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Gottfried Schütz
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [Anfang Dezember 1797]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 67‒70.
  • Incipit: „[1] [Jena, Anfang Dezember 1797]
    Werthester Herr Rath.
    Sie haben, wie mir H. Justizrath Hufeland gestern sagte, sich über die Änderung von ein [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.37
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,4 x 19,2 cm
    Language
  • German
[1] [Jena, Anfang Dezember 1797]
Werthester Herr Rath.
Sie haben, wie mir H. Justizrath Hufeland gestern sagte, sich über die Änderung von ein Paar Phrasen im Eingange Ihrer Recension von Balde pp beschwert, und wenn ich Ihn, oder Er Sie anders recht verstanden, sich erklärt etwas darüber an Hn. Herder gelangen lassen zu müssen.
Die Ursache der Beschwerde kann nicht die Abänderung einer Redensart seyn, denn 1) hatten Sie gleich ein ἀνακολουθον gemacht. Sie fingen mit nicht allein an, und es folgte keine beziehende Partikel darauf,
2) Die folgende Periode fing sich mit: Noch unansehnlicher an; und es war vorher nicht gesagt daß H. unansehnlich sey, sondern nur daß wir ihn bewundern.
3) in der folgenden war die Stelle: Er hat uns – angestrengt entbehrlich; jeder Leser konnte und mußte das hinzudenken; überdem war sie für den Stil einer Recension zu poetysch, oder wenn Sie lieber wollen zu pretiös.
Da ich nun die Periode nicht allein, mit der die [Recension] sich anfing mit einer wunderbaren Biegsamkeit verbinden mußte, so konnte ich die letzte Redensart so ist doch seine Musetreffen weiß, nicht stehn lassen, sondern mußte eine äquipollente dafür setzen.
Besage des Contractes und der GeneralNorm behalten sich die Redacteurs der A. L. Z. dergleichen Kleinigkeiten in der Politur des Stils vor; ja wir müssen [2] oft solche kleine Abänderungen in der Phraseologie machen, ohne daß es eben Verbesserungen seyn sollen. Setzen Sie es träfe sich, wie das wirklich schon vorgekommen ist, daß drey oder 4 durch den Setzer hintereinander gestellte Recensionen sich mit einerley Redensart anfingen:
z. B. Dieses Lustspiel gehört zu den vielen pp.
so entstünde daraus ein Übelstand, wofür keiner der 3 oder 4 Recensenten kann, und dem durch die Redaction abgeholfen werden muß.
Seit 13 Jahren, d. h. vom Anfange der A. L. Z. an haben die Herausgeber der A. L. Z. dies Verfahren beobachtet. Niemand, selbst unsre respectabelsten Mitarbeiter hat etwas dagegen gehabt. Blos ein einziger, der wegen seiner Schreibart es vollends gar nicht Ursache hatte, verbat sich alle Correctionen, und wollte uns das ὁ γεγραφα γεγραφα opponiren. Wir meldeten ihm aber, ein solcher Pilatismus im Stil sey bey uns nicht eingeführt. Wer wollte auch über ein Paar Redensarten ein Aufhebens machen! Sie, mein werthester Herr Rath, schreiben im Ganzen gut, dies gestehe ich nochmals mit Vergnügen; aber noch gar nicht unverbesserlich, dies sage ich eben so offenherzig! Und welcher Schriftsteller schreibt denn unverbesserlich? Sie werden finden, daß wir uns gegen Sie [3] mit großer Discretion, unseres Rechtes bedient und unsrer Pflicht entledigt haben. Dies wird auch künftig der Fall seyn.
Aber da zeither eine Menge Recensionen eingehn, die viel zu lang für den Plan der A. L. Z. sind, so müssen wir schärfer auf die in der A. L. Z. festgesetzten Gränzen der Extension halten. Sollten Sie uns also künftig eine Recension senden, die 2 Stücke einnehmen würde, da für sie nur Ein Stück Platz ist, so werden wir sie Ihnen jedesmal zur selbsteignen Abkürzung zusenden; wenigstens werde ich mich damit nicht befassen; es ist gewiß keine angenehme, sondern eine höchst undankbare Arbeit. Ich dachte nicht daß Ihr Mspt von der Recension der Terpsichore so gar noch ins 3te Stück auslaufen würde. Ich hatte den Setzern auferlegt alles mögliche zu thun um es in 2 Stücke zu bringen; erfuhr etwas zu spät, da nicht mehr res integra war; sonst hätte ich Sie bitten müssen das meiste was Sie über Balde gesagt hatte, wegzulassen; denn so schön es auch ist, oder seyn mag, so war es doch bey der Enge unsres Platzes überflüssig, und niemand würde Ihre Recension als ungründlich getadelt haben, wenn Sie gedacht hätten, das setze ich bey den Lesern voraus.
Was nun von dieser Bagatelle Hr. H.[erder] durch Sie erfahren sollte, oder was Sie ihm darüber anzuzeigen genöthigt seyn sollten, verstehe ich nicht. Ein Fall dieser Art ist uns noch nie vorgekommen. Sollten Sie auf diesem Vorsatz beharren, so muß ich wenigstens [4] bitten, mir als Mann von Ehre zu melden, daß Sie eine solche Anzeige gemacht haben. Ich verlange nicht zu wissen, was Sie anzeigen; sondern nur, daß Sie es gethan haben. Ich werde dann auch an H.[erder] schreiben, dem ich so noch einen Brief schuldig bin; wem er alsdann von uns beiden äußerlich Recht geben werde, weiß ich nicht; wen er aber in solchem Falle innerlich mehr wird achten müssen, das weiß ich.
Ich lasse mir gern gefallen, wenn H. Justizrath H.[ufeland] Ihnen künftig Mspte und Recensionen Ihrer Hand, worin ich etwas im Ausdruck geändert habe, noch einmal communiciren will; aber fodern können Sie es nicht, solange Sie nicht beweisen können, daß Ihnen etwas verhunzt worden. Das Ausstreichen solcher Stellen, die die Recension für unsern Plan zu weit ausdehnen, kann bey Ihnen künftig wegfallen, wenn Sie die Striche selbst übernehmen wollen.
Wenn jemand etwas in seinem Namen, und mit seinem Namen drucken läßt, so würde ich es für Frevel halten, wenn ein anderer ihm vorsetzlich nur ein k corrigiren wollte, wo er ein ck schreibt. Ganz etwas andres ist es bey einem Journal dieses Umfangs, das ohne Redaction gar nicht bestehen kann. Hier muß sich jeder Mitarbeiter in das Ganze fügen; thun wir es doch auch so fern wir Mitarbeiter sind. Von der Recension von Garve habe ich 2 Bogen Mspt weggeworfen: ob sie besser dadurch geworden ist weiß ich nicht, aber doch planmäßiger und kürzer.
Leben Sie wohl. Mit größter Hochachtung
der Ihrige
Schütz
Einen Druckfehler habe ich in der Recension bemerkt. S. 417 muß es heißen und gibt ihn seiner Muttersprache zurück; es steht ihm seine. Haben Sie noch mehr gefunden, so zeigen Sie solche gütigst an. Jenen werde ich heute gleich anzeigen.
[1] [Jena, Anfang Dezember 1797]
Werthester Herr Rath.
Sie haben, wie mir H. Justizrath Hufeland gestern sagte, sich über die Änderung von ein Paar Phrasen im Eingange Ihrer Recension von Balde pp beschwert, und wenn ich Ihn, oder Er Sie anders recht verstanden, sich erklärt etwas darüber an Hn. Herder gelangen lassen zu müssen.
Die Ursache der Beschwerde kann nicht die Abänderung einer Redensart seyn, denn 1) hatten Sie gleich ein ἀνακολουθον gemacht. Sie fingen mit nicht allein an, und es folgte keine beziehende Partikel darauf,
2) Die folgende Periode fing sich mit: Noch unansehnlicher an; und es war vorher nicht gesagt daß H. unansehnlich sey, sondern nur daß wir ihn bewundern.
3) in der folgenden war die Stelle: Er hat uns – angestrengt entbehrlich; jeder Leser konnte und mußte das hinzudenken; überdem war sie für den Stil einer Recension zu poetysch, oder wenn Sie lieber wollen zu pretiös.
Da ich nun die Periode nicht allein, mit der die [Recension] sich anfing mit einer wunderbaren Biegsamkeit verbinden mußte, so konnte ich die letzte Redensart so ist doch seine Musetreffen weiß, nicht stehn lassen, sondern mußte eine äquipollente dafür setzen.
Besage des Contractes und der GeneralNorm behalten sich die Redacteurs der A. L. Z. dergleichen Kleinigkeiten in der Politur des Stils vor; ja wir müssen [2] oft solche kleine Abänderungen in der Phraseologie machen, ohne daß es eben Verbesserungen seyn sollen. Setzen Sie es träfe sich, wie das wirklich schon vorgekommen ist, daß drey oder 4 durch den Setzer hintereinander gestellte Recensionen sich mit einerley Redensart anfingen:
z. B. Dieses Lustspiel gehört zu den vielen pp.
so entstünde daraus ein Übelstand, wofür keiner der 3 oder 4 Recensenten kann, und dem durch die Redaction abgeholfen werden muß.
Seit 13 Jahren, d. h. vom Anfange der A. L. Z. an haben die Herausgeber der A. L. Z. dies Verfahren beobachtet. Niemand, selbst unsre respectabelsten Mitarbeiter hat etwas dagegen gehabt. Blos ein einziger, der wegen seiner Schreibart es vollends gar nicht Ursache hatte, verbat sich alle Correctionen, und wollte uns das ὁ γεγραφα γεγραφα opponiren. Wir meldeten ihm aber, ein solcher Pilatismus im Stil sey bey uns nicht eingeführt. Wer wollte auch über ein Paar Redensarten ein Aufhebens machen! Sie, mein werthester Herr Rath, schreiben im Ganzen gut, dies gestehe ich nochmals mit Vergnügen; aber noch gar nicht unverbesserlich, dies sage ich eben so offenherzig! Und welcher Schriftsteller schreibt denn unverbesserlich? Sie werden finden, daß wir uns gegen Sie [3] mit großer Discretion, unseres Rechtes bedient und unsrer Pflicht entledigt haben. Dies wird auch künftig der Fall seyn.
Aber da zeither eine Menge Recensionen eingehn, die viel zu lang für den Plan der A. L. Z. sind, so müssen wir schärfer auf die in der A. L. Z. festgesetzten Gränzen der Extension halten. Sollten Sie uns also künftig eine Recension senden, die 2 Stücke einnehmen würde, da für sie nur Ein Stück Platz ist, so werden wir sie Ihnen jedesmal zur selbsteignen Abkürzung zusenden; wenigstens werde ich mich damit nicht befassen; es ist gewiß keine angenehme, sondern eine höchst undankbare Arbeit. Ich dachte nicht daß Ihr Mspt von der Recension der Terpsichore so gar noch ins 3te Stück auslaufen würde. Ich hatte den Setzern auferlegt alles mögliche zu thun um es in 2 Stücke zu bringen; erfuhr etwas zu spät, da nicht mehr res integra war; sonst hätte ich Sie bitten müssen das meiste was Sie über Balde gesagt hatte, wegzulassen; denn so schön es auch ist, oder seyn mag, so war es doch bey der Enge unsres Platzes überflüssig, und niemand würde Ihre Recension als ungründlich getadelt haben, wenn Sie gedacht hätten, das setze ich bey den Lesern voraus.
Was nun von dieser Bagatelle Hr. H.[erder] durch Sie erfahren sollte, oder was Sie ihm darüber anzuzeigen genöthigt seyn sollten, verstehe ich nicht. Ein Fall dieser Art ist uns noch nie vorgekommen. Sollten Sie auf diesem Vorsatz beharren, so muß ich wenigstens [4] bitten, mir als Mann von Ehre zu melden, daß Sie eine solche Anzeige gemacht haben. Ich verlange nicht zu wissen, was Sie anzeigen; sondern nur, daß Sie es gethan haben. Ich werde dann auch an H.[erder] schreiben, dem ich so noch einen Brief schuldig bin; wem er alsdann von uns beiden äußerlich Recht geben werde, weiß ich nicht; wen er aber in solchem Falle innerlich mehr wird achten müssen, das weiß ich.
Ich lasse mir gern gefallen, wenn H. Justizrath H.[ufeland] Ihnen künftig Mspte und Recensionen Ihrer Hand, worin ich etwas im Ausdruck geändert habe, noch einmal communiciren will; aber fodern können Sie es nicht, solange Sie nicht beweisen können, daß Ihnen etwas verhunzt worden. Das Ausstreichen solcher Stellen, die die Recension für unsern Plan zu weit ausdehnen, kann bey Ihnen künftig wegfallen, wenn Sie die Striche selbst übernehmen wollen.
Wenn jemand etwas in seinem Namen, und mit seinem Namen drucken läßt, so würde ich es für Frevel halten, wenn ein anderer ihm vorsetzlich nur ein k corrigiren wollte, wo er ein ck schreibt. Ganz etwas andres ist es bey einem Journal dieses Umfangs, das ohne Redaction gar nicht bestehen kann. Hier muß sich jeder Mitarbeiter in das Ganze fügen; thun wir es doch auch so fern wir Mitarbeiter sind. Von der Recension von Garve habe ich 2 Bogen Mspt weggeworfen: ob sie besser dadurch geworden ist weiß ich nicht, aber doch planmäßiger und kürzer.
Leben Sie wohl. Mit größter Hochachtung
der Ihrige
Schütz
Einen Druckfehler habe ich in der Recension bemerkt. S. 417 muß es heißen und gibt ihn seiner Muttersprache zurück; es steht ihm seine. Haben Sie noch mehr gefunden, so zeigen Sie solche gütigst an. Jenen werde ich heute gleich anzeigen.
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