• Heinrich Carl Abraham Eichstaedt to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 10.10.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Heinrich Carl Abraham Eichstaedt
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 10.10.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 172‒174.
  • Incipit: „[1] Jena am 10 Octob. [1803]
    Ihren lieben Brief beantworte ich mit umgehender Post; kurz zwar und eilig, aber das werden Sie [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.3
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 18 x 11,6 cm
    Language
  • German
[1] Jena am 10 Octob. [1803]
Ihren lieben Brief beantworte ich mit umgehender Post; kurz zwar und eilig, aber das werden Sie meinen jetzt sehr gehäuften Arbeiten zu gute halten.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie erwünscht mir Ihre gütige Zusage war. Sie gilt auch mir für ein günstiges Auspicium; sie zu ehren und durch gegenseitigen Eifer zu verdienen, wird mein ernstes Bestreben seyn.
Über die vorgeschlagenen Bücher hier meine offene Erklärung, die Sie eben so offen beantworten wollen!
Die Recension von Stolbergs Aeschylos überlassen wir Ihnen zuförderst, und erwarten sie mit Sehnsucht.
Eben so die von Bouterwecks Geschichte der Poësie. Besser wäre es [2] freylich, das Werk wäre vollendet, um dem Verfasser keinen Schlupfwinkel übrig zu lassen. Indeß habe ich nichts dagegen, wenn Sie auch nur das seither Erschienene vor der Hand beurtheilen wollen. Jakobs Tempe habe ich erst unlängst selbst in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] sehr scharf recensirt. Ich weiß, daß diese Recension den Verfasser, einen wahrhaft biedern Mann, sehr niedergeschlagen hat. Sind Sie mit meiner Recension überhaupt nicht unzufrieden; so erwarte ich auch von der Ihrigen strengen Tadel. Dann aber wüßte ich keine Ursache anzugeben, warum dasselbe Buch kurze Zeit nach einander in sehr verwandten [3] Zeitblättern zweymal einer scharfen Kritik übergeben worden, da der Verfasser nicht anmaßend ist. Wissen Sie aber zum Lobe des Verfassers mehr zu sagen, als ich selbst fand: so wird mir Ihre Recension herzlich willkommen seyn. – Sie werden in dieser Äußerung vielleicht einige Schonung, aber gewiß keine Partheylichkeit finden, da ich der erste war, welcher ein im Ganzen verdammendes Urtheil niederschrieb.
Überhaupt wünschen wir nur solche Bücher in unserer Zeitung noch einmal recensirt, deren Beurtheilung, nach dem Dafürhalten des neuen Recensenten, entweder im Lobe oder im Tadel Partheylichkeit verrieth.
[4] Vossens Zeitmessung wünschte ich von niemand lieber, als von Ihnen beurtheilt zu sehen; zumal wenn Sie die Vorarbeiten verglichen. Allein, um eine Recension dieses Werks recht lehrreich zu machen, hat Voß, auf Goetheʼs eigene Veranlassung, sich bereits erboten, dasjenige was er Klopstocken zu Liebe verschwieg, jetzt herzugeben, und auf diese Art vieles zu ergänzen und den Recensenten gewissermaßen mit zu seinem Commentator zu machen. Denn daß vieles dunkel sey, sieht Voß selbst ein. – Schreiben Sie mir nun, Lieber, wie ich mich verhalten soll, um der guten Sache zu nützen. Soll ich Voß Ihre Idee mittheilen? oder, im Fall Sie [5] nicht genannt seyn wollen, soll ich dann selbst Ihrer Recension beyfügen, was Voß zu geben bereits früher versprochen hat? Und werde ich dann der Recension dieses beyfügen können, ohne gegen Voß unbillig zu seyn? Sind Sie, wie ich aus Ihrem Briefe schließen möchte, mit der Vossischen Theorie im Ganzen einverstanden: so ließe sich eine solche Verbindung der Ideen allerdings denken.
Goethe ist jetzt mit seiner Kunstausstellung beschäftiget. Ich habe ihn daher in 14 Tagen nicht gesprochen.
Auf eine vollständigere Übersicht der gesamten schönen Literatur, von einer gewissen Periode an, komme [6] ich jetzt wieder mit demselben Verlangen zurück, das ich Ihnen schon neulich äußerte, und welches ich, namentlich in Bezug auf Ihre Kritik, mit Schillern theile. Das Wichtigste ist Ihnen gewiß bey der Hand und im Andenken; und den Zweifel, den Ihre Bescheidenheit aufwarf, hat Ihre richtige Erwägung, wie eine solche Kritik beschaffen seyn müsse, schon selbst gehoben.
Hr. Bernhardi will Hermann de metris recensiren. Ich setze voraus, daß dieß Ihnen kein Geheimniß sey; und veranlasse Sie vielleicht dadurch, manche Ideen, auch in Bezug auf Vossens Werk, auszuwechseln.
Theilen Sie mir auch künftig mit was Ihnen zu frommen scheint, und bleiben Sie meiner innigen Hochachtung versichert!
Eichstädt
Haben Sie eine Beurtheilung von Eberhards Synonymik ganz aufgegeben?
[1] Jena am 10 Octob. [1803]
Ihren lieben Brief beantworte ich mit umgehender Post; kurz zwar und eilig, aber das werden Sie meinen jetzt sehr gehäuften Arbeiten zu gute halten.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie erwünscht mir Ihre gütige Zusage war. Sie gilt auch mir für ein günstiges Auspicium; sie zu ehren und durch gegenseitigen Eifer zu verdienen, wird mein ernstes Bestreben seyn.
Über die vorgeschlagenen Bücher hier meine offene Erklärung, die Sie eben so offen beantworten wollen!
Die Recension von Stolbergs Aeschylos überlassen wir Ihnen zuförderst, und erwarten sie mit Sehnsucht.
Eben so die von Bouterwecks Geschichte der Poësie. Besser wäre es [2] freylich, das Werk wäre vollendet, um dem Verfasser keinen Schlupfwinkel übrig zu lassen. Indeß habe ich nichts dagegen, wenn Sie auch nur das seither Erschienene vor der Hand beurtheilen wollen. Jakobs Tempe habe ich erst unlängst selbst in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] sehr scharf recensirt. Ich weiß, daß diese Recension den Verfasser, einen wahrhaft biedern Mann, sehr niedergeschlagen hat. Sind Sie mit meiner Recension überhaupt nicht unzufrieden; so erwarte ich auch von der Ihrigen strengen Tadel. Dann aber wüßte ich keine Ursache anzugeben, warum dasselbe Buch kurze Zeit nach einander in sehr verwandten [3] Zeitblättern zweymal einer scharfen Kritik übergeben worden, da der Verfasser nicht anmaßend ist. Wissen Sie aber zum Lobe des Verfassers mehr zu sagen, als ich selbst fand: so wird mir Ihre Recension herzlich willkommen seyn. – Sie werden in dieser Äußerung vielleicht einige Schonung, aber gewiß keine Partheylichkeit finden, da ich der erste war, welcher ein im Ganzen verdammendes Urtheil niederschrieb.
Überhaupt wünschen wir nur solche Bücher in unserer Zeitung noch einmal recensirt, deren Beurtheilung, nach dem Dafürhalten des neuen Recensenten, entweder im Lobe oder im Tadel Partheylichkeit verrieth.
[4] Vossens Zeitmessung wünschte ich von niemand lieber, als von Ihnen beurtheilt zu sehen; zumal wenn Sie die Vorarbeiten verglichen. Allein, um eine Recension dieses Werks recht lehrreich zu machen, hat Voß, auf Goetheʼs eigene Veranlassung, sich bereits erboten, dasjenige was er Klopstocken zu Liebe verschwieg, jetzt herzugeben, und auf diese Art vieles zu ergänzen und den Recensenten gewissermaßen mit zu seinem Commentator zu machen. Denn daß vieles dunkel sey, sieht Voß selbst ein. – Schreiben Sie mir nun, Lieber, wie ich mich verhalten soll, um der guten Sache zu nützen. Soll ich Voß Ihre Idee mittheilen? oder, im Fall Sie [5] nicht genannt seyn wollen, soll ich dann selbst Ihrer Recension beyfügen, was Voß zu geben bereits früher versprochen hat? Und werde ich dann der Recension dieses beyfügen können, ohne gegen Voß unbillig zu seyn? Sind Sie, wie ich aus Ihrem Briefe schließen möchte, mit der Vossischen Theorie im Ganzen einverstanden: so ließe sich eine solche Verbindung der Ideen allerdings denken.
Goethe ist jetzt mit seiner Kunstausstellung beschäftiget. Ich habe ihn daher in 14 Tagen nicht gesprochen.
Auf eine vollständigere Übersicht der gesamten schönen Literatur, von einer gewissen Periode an, komme [6] ich jetzt wieder mit demselben Verlangen zurück, das ich Ihnen schon neulich äußerte, und welches ich, namentlich in Bezug auf Ihre Kritik, mit Schillern theile. Das Wichtigste ist Ihnen gewiß bey der Hand und im Andenken; und den Zweifel, den Ihre Bescheidenheit aufwarf, hat Ihre richtige Erwägung, wie eine solche Kritik beschaffen seyn müsse, schon selbst gehoben.
Hr. Bernhardi will Hermann de metris recensiren. Ich setze voraus, daß dieß Ihnen kein Geheimniß sey; und veranlasse Sie vielleicht dadurch, manche Ideen, auch in Bezug auf Vossens Werk, auszuwechseln.
Theilen Sie mir auch künftig mit was Ihnen zu frommen scheint, und bleiben Sie meiner innigen Hochachtung versichert!
Eichstädt
Haben Sie eine Beurtheilung von Eberhards Synonymik ganz aufgegeben?
×
×