[1] ten April 1842
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
Ich habe unsern für mich so wichtigen und zugleich so anziehenden Briefwechsel lange ruhen lassen, aber ich hoffe zuversichtlich, daß Sie mein Stillschweigen nicht misgedeutet haben werden. Mehrere Monate hindurch hat mir meine Gesundheit böse Händel geschafft. Die alten Übel, woran ich seit einem Viertel-Jahrhundert litt, – ich rechne gar nicht mehr nach Jahren, sondern nach Jahrhunderten; – waren mit erneuerter Stärke erwacht. In einer Nacht war der Ausbruch so heftig, daß ich die Cholera erwartete. Darüber verfiel ich in eine Art von Lethargie. Endlich habe ich mich aus der Ermattung aufgerafft, und sehr angestrengt gearbeitet. Nun aber verschob ich das Schreiben absichtlich: ich wollte Ihnen eine kleine Überraschung bereiten, [2] die Ihnen hoffentlich nicht unwillkommen gewesen ist.
Erlauben Sie mir, die ganze Sendung der für
Mit Buchhändlern,
Was meine Verhandlungen mit der akademischen Commission betrifft, so werde ich Ihnen alle bedeutenden Actenstücke abschriftlich senden. Ich habe neulich wieder, nothgedrungen, eine Protestation, ein Manifest ausgehen lassen. Es wird eben so wenig fruchten als alles bisherige. Lassen Sie mich nicht weiter davon sprechen. Mein Entschluß ist gefaßt. Mir ist es [4] einzig darum zu thun, Se. Majestät von meinem Eifer zu überzeugen. Wenn ich dieß erlangt habe, werde ich mich mit tausend Freuden zurückziehn.
Meine schwache Hoffnung, daß interim aliquid fit.
Indessen bin ich nicht müßig.
Hätten wir doch einige Aussicht, Sie wieder am Rhein zu sehen! Jetzt könnte ich Ihnen Zimmer in meinem Hause anbieten, das ich überhaupt ganz zu Ihren Diensten stelle.
Empfangen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Verehrung und aufrichtigen Anhänglichkeit.
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamsterA. W. von Schlegel