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Schon längst, geliebteste Schwester, habe ich dir schreiben wollen, dir für deine Liebe danken, dir sagen, wie sehr ich dich liebe, und wie es mir weh thut, wenn Du jemals daran zweifeln könntest, wenn du verdrießliche Stimmungen, Mismuth und Melankolie, denen ich nur zu sehr unterworfen bin, anders auslegtest. Gedenke meiner mit derselben Liebe, wie ich an dich denke, so bin ich deines innersten Herzens gewiß. Wie geht es dir? Ich hoffe ziemlich wohl, und euch allen. Wie freue ich mich auf dies Frühjahr, wenn wir hier beisammen leben werden. Jezt habe ich dir wirklich nicht schreiben können, weil ich, seit ich hier angekommen bin, Tag und Nacht an den Papieren arbeite, ich habe schon einige Nächte durchwacht, so sehr zieht mich diese Beschäftigung an, auch ist es nothwendig, wenn Lehrlinge zu Sais
Lieber Schlegel,
Wie geht es dir, theurer Freund? Ich habe gehört, daß du mit dem Stücke AmazonenTristanTristan habe ich 2 mal durchgelesen, und ich denke auch noch mündlich mit dir darüber zu sprechen. Meine Idee bestätigt sich immer mehr, daß alle Historien der TafelrundenTristan ganz Leichtsinn, Liebe, Leidenschaft ist, die Abentheuer haben ordentlich etwas von Anekdoten, ich habe nun erst deine Kunst und Poesie im 1sten Gesange recht bewundern können, da ich gesehn, was du gefunden, und was von dir ist. Worüber ich aber nicht mit Dir einig sein kann, ist der religiöse Ton, ich weiß nicht, wie Du es mit der Hauptgeschichte wirst verbinden können? Ist Tristan in irgend einer Sage wirklich nach dem Graale geritten? Ich zweifle daran, und zweifle dann noch mehr, daß du es willkührlich hinzu dichten darfst: der Graal und Parceval sind eins, Tristan und Liebes-Abentheuer, in diesem Gedicht widerspricht alles dem Religiösen ja auf gewisse Weise ist Spott damit getrieben, wie bei dem artigen Doppelsinn der Feuer-Probe der Ysalde, wie [4] Tristan sich durch die Capelle rettet, so daß Gott ihm selber zum Ehebruch behülflich scheint: es ist zwar statt des Schicksals, eine moralische Beendigung da, indessen nur, wie in den Romanen sein kann, die von Liebe handeln, das Höhersteigen der Leidenschaft, und der Tod, als Tristan seinem Freunde in unrechtmässiger Liebe hilft, diese Moral auf der einen, der Liebestrank auf der andern Seite erregen wieder ein Unschuldsgefühl, wodurch die herrlichen Schilderungen und Erfindungen dem Gemüthe wohl thun. Bei solchen Stellen, wie sie beide in der Einsamkeit, in der wunderbaren Höle leben, bleibt dem neuen Dichter recht viel Spielraum übrig. Soll ich meinen Empfindungen trauen, so müste dies Gedicht aus den spätern von den Tafelrunden sein, doch widerspricht dem
Ewig der Euerige
L. T.