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Ich bin einige Tage in Deshalb aber glaube ich kannst Du ausser Sorgen für die Zukunft seyn; da sie gewiß, wenn auch höchst [3] reitzbar, doch viel <körperliche> Kraft hat. Den Dienstag früh mußte ich herein gehen, um einige Briefe zu besorgen, und meiner eignen Geschäfte wegen. – Sie wollte es Dir verbergen, um Dich zu schonen. Dagegen habe ich denn sehr nachdrücklich gesprochen, und habe Dich auch iezt nicht geschont; weil ich das bey einem Manne für Weichlichkeit halte, zumal da daran liegt, daß Du in Wahrheit weißt, wie es ihr geht. Aber daß man sie nicht schont, vielleicht künftighin auch nicht schonen wird, das ist, wenn es nicht Unbefangenheit ist, wie bey Fr.[anz] W[enner] eine schreyende Schändlichkeit. Ihre Umstände, und das Zusammentreffen so vieler Leiden machen sie höchst reizbar: und ich glaube gewiß, daß sie nicht nur, gesund, die Sache ganz anders sehen, sondern mit Festigkeit und Leichtigkeit sich ganz darüber hinaussetzen würde, so schlimm sie an sich seyn mag.
[4] Du mußt sehr vorsichtig seyn, in dem, was Du ihr ietzt von gesehn, und Du kennst ihre Lage nicht im voraus. Sie selbst sagte; ‚ich fürchte mich, daß ietzt Schmerzen machtʻ. Du könntest ihr eine große Freude mit
Mein Brief enthält nicht viel Erfreuliches. Das Einzige was ich thun kann, Dir den nothwendigen Schmerz und Besorgniß zu versüßen, (schonend bin ich nicht, aber doch auch nicht gefühllos) ist daß ich Dir recht oft Nachricht gebe, und ich verspreche sie Dir ganz sicher den nächsten Posttag. – Ich kann mich nicht enthalten, Dir eine Stelle aus Ihrem lezten Zettel an mich herzusetzen (da Du doch zudem heute nichts von ihr bekommst) die Dir nicht neu seyn wird, aber <etwas, was du doch wohl> zum hundertstenmale noch hörst. – ,Sie fühlen welch ein Freund mir
Es scheint mir ietzt, als hätte ich in meinem lezten Briefe manchem einen falschen, vielleicht zu schwarzen Anstrich gegeben. – Sie ist doch eigentlich noch hier nicht ganz entdeckt; und wenn sie es wäre, was kann uns das schaden? Göschen und ich können auch vielleicht die Wenigen, die auf die rechte Spur gebracht sind, irre machen oder zum Schweigen bringen. Und das hoffe ich selbst von
Es ist sehr gütig, daß so lebhaft, daß ich glauben muß ihre Umstände haben auch hier auf ihre Vorstellungen Einfluß. Sie hat Dirʼs nicht geschrieben, weil sie Vorwürfe von Dir fürchtete, daß sie nicht gleich ihren Plan besser gemacht. – Auslagen habe ich nicht für sie, oder nur unbeträchtliche. Meine Bitte des lezten Briefes wiederhohle ich aber dennoch (um zwey, drey, oder vier Ducaten) weil der gänzliche Mangel des Geldes mich freylich leicht einmal ausser Stand setzen könnte, ihr eine Kleinigkeit zu verschaffen, die sie nur von mir haben kann, oder ganz entbehren muß. Du wirst Dich wundern; denn wenn einem so viel fehlt wie mir, so pflegt man wohl das Wenige zu haben. Aber ich versichre Dich, daß ich mir [10] außer der Zeit, vor Michaelis, auch das ganz nothwendige Geld kaum zu schaffen weiß. – Ueberall ist ja die ganze Wirthschaft so lächerlich und wunderbar gewesen, daß sie recht dazu ausgesonnen scheint, mich durch Kleinigkeiten ins Verderben zu stürzen. – Ich erwähnte der Auslagen nur deshalb, damit Du nicht etwa denken könntest, ich wollte <zur Unzeit> den Großmüthigen spielen, welches mir sehr übel stehen würde, da ich so sehr Dein Schuldner in diesem Stücke bin; berechnen kann ich sie nicht; ich wiederhohle meine Bitte einzig in der Rücksicht, weil sie mittelbarer Weise darunter leiden könnte; ich werde treu damit haushalten. Könnte ich ihr nur manche Bequemlichkeit schaffen, die ihr durchaus fehlt! Mit den Möblen wird es nun gehn, da ihre Sachen kommen. – Es ist aber doch übel, daß sie in ihren Umständen <sie hat viel schlaflose Nächte> bis dahin nicht einmal eine Bergere, und dazu ein unbequemes Bette hat. Der Tisch ist gar nicht passend für eine Kranke, oder Schwächliche. Da läßt sich nun nichts thun, als hoffen, daß einige Gewohnheit auf
Wir finden am wahrscheinlichsten, daß sollte sie gewisser seyn können. Kannst Du mir über ihre Verbindung mit diesem Gr. [Cranz] etwas sagen? Diensteifer giebt mir dießmal die Frage nicht ein, aber Neugier doch auch nicht. Ich glaube Du räthst den Sinn meiner Frage, und so darfst und kannst Du sie beantworten. Sie hat mir sehr kurz die Hauptsache gesagt; aber ich fürchtete sie zu reizen, und die meiste Zeit war sie auch ganz unfähig zu jedem Gespräch, geschweige zu einem solchen. – Es war mir unerwartet, alles müßte auch auf
Manuscripte erwarte nur noch lange nicht, und Fragmente will ich nicht schicken. Du wirst höchst begreiflich finden, daß mir für ietzt Ausführung und Vollendung unaussprechlich schwer wird; meine Absichten müßten weniger umfassend und groß seyn, wenn das [12] nicht so wäre. Wenn etwas vollendet seyn wird, so erhältst Duʼs sogleich, und dann mache ich große Ansprüche auf Dein ganzes Urtheil. Sey nicht böse, halte mich nicht für lässig. Die erste Woche war ich fast unaufhörlich bey ihr, und nur damit beschäftigt. – Störungen sind seit der Zeit schon oft wieder gewesen, häufige Briefe, schlechte Gesundheit, kleine Geschäfte. Sehr viel reine Zeit ist also nicht übrig geblieben. Und diese Zeit ist noch nicht Muße. ,Die ernste Liebe der heiligen Wahrheit füllt nur freudige Herzenʻ, schrieb ich neulich
Ich wollte Dir noch sehr viel von C.[aroline] schreiben, aber ich kann nie Worte finden, wenn ich von ihr reden will. Was sie von mir denkt, glaube ich ohngefähr zu rathen (was Du von ihrer Menschenkenntniß sagst, ist mir sehr einleuchtend); die Hoffnungen, die ich selbst und etwa ein Freund von mir haben, die hat sie nicht; und wie sollte sie das auch? – Ich habe Verstand, aber bin so unerfahren, beschränkt, und vor allem – es wäre ungerecht mir Seele abzusprechen, aber die Seele der Seele, lieber Wilhelm, <die> fehlt mir doch ganz offenbar, nehmlich der Sinn für Liebe. – Vielleicht schätzt sie eine gewisse Kraft des Charakters an mir; (die sich doch sehr ungleich ist) aber dafür würde es mich auch gar nicht wundern, wenn sie mich rauh fände. Ich bin es auch; und dann zwingt mich die Ehrfurcht, sie als Mann zu behandeln. – Wie äusserst fremd und fern ich ihr bin, kanst Du allenfalls denken: wir sind zusammen, nicht weil wir zusammen gehören, sondern weil wir uns in demselben Hause treffen (wo das Haus liegt will ich Dich rathen lassen). Wenn das nicht so ein übelklingendes Wort wäre, so möchte ich sagen, wir könnten als Geschwister zusammen leben. Somme tout ich [14] bin höchst gewöhnlich, aber für einen Menschen immer gut genung. –
Ich verlange mehr zu wissen von
Einen drollichten Zug von Schlegelsucht gar nicht zu retten wissen.ʻ Wie sie nach L-a [Lucka] abreißten, ich den Abend vorher Abschied nahm, lag sie schon im Schlaf. Wie sie geweckt war, sagte sie. ,Mutter wirst Du von diesem
Wundre Dich nicht, daß ich Dir so viel vorschwatze, was Du vielleicht nicht einmal aufmerksam lesen kannst, nach dem Anfang dieses Briefes. – Ich weiß, was ich Dir geschrieben habe, und ich fühle es auch; ich suchte eben deshalb Zerstreuung, vielleicht ist es Dir auch so, wenn Du die Nachricht empfängst. Ich durfte Dir nichts verhehlen; ich weiß wie viel Deine Briefe ihr sind; aber sie könnens nicht seyn, wenn man sich nicht die Wahrheit zu sagen traut. – Ich hätte dessen wegen Soph.[iens] nicht erinnert, wenn ich nicht die unzweydeutigsten Zeichen davon hätte. Ich gebe ihr deshalb [16] nichts Kleinliches Schuld; es ist höchst natürlich in ihrem Zustande. Denn sonst, bin ich gewiß, daß man wahr gegen sie seyn darf. Und größeres lässt sich von keinem Menschen sagen.
Ich hätte einen so hoffnungsvollen Anfang, als unsre Mittheilungen über Dichtkunst sind, nicht unterbrechen sollen: ich hoffe <aber> das reichlich ersetzen zu können. Ich finde es immer mehr die herrlichste Art über diesen Gegenstand, wo Vollendung im Untersuchen nicht so früh zu hoffen ist, zu den reichhaltigsten Aufschlüssen zu kommen; einer regt den andern an, eine Ansicht gebiert viele andre, und so werden wir mit dem ganzen Umfang unsres Stoffs bekannt, und entgehen der drohenden Gefahr die unendliche Natur in einen engen Begriff eindrücken zu wollen. Wir sind aber vielleicht noch nicht <ganz> auf dem rechten Wege gewesen, besonders ich. Ich schwankte immer, ob ich Dir ein Werk schicken sollte, oder ob ich schreiben sollte, wie Gott will, und wie die Feder läuft. Ich habe nun das lezte gewählt: mein erster Brief aber hat alles Unbehülfliche und Schwerfällige eines halbangefangenen [17] Werkes an sich, und alles Undurchdachte, Unausgeführte eines Briefes. Und Du hast Dich durch meine mir natürliche Art, es zu sagen, verleiten lassen, es viel zu sehr als vollendete Ueberzeugungen, nicht als hingeworfene Einfälle, und unentwickelte Wünsche von Gedanken anzusehen. – Das Einzige was ich Dir vorwerfen kann. Wenn es nicht noch wäre, daß Du selbst nichts giebst, als nur auf Veranlaßung, zu sehr wiederlegst, was ich schon selbst verworfen, oder was auch nicht verstanden ist. Der Vorwurf der Sprünge und Orakel trifft mich glaube ich nicht; es kann seyn, daß ich auch im Denken gewaltsam verknüpfe; aber Du zieltest auf Urtheile, die keinen Erweiß zulassen, wie Begriffe und allgemeine Sätze, sondern Sache des Gefühls sind, die immer ihr Eigenthümliches hat, wie ich und jeder Vernünftige sich bescheidet. – ,Du glaubst nicht, daß es rathsam sey, bey Untersuchungen über die Poesie, von ihren höchsten Gesetzen auszugehen.ʻ – Es ist mir nicht eingefallen einen Dichter nach Begriffen a priori construiren zu wollen. Für den Schöpfer giebt es keine Gesetze, aber Richter kann man nur seyn, mit Sinn, nach Gesetzen. – Ich nahm den Weg, der mir natürlich war, und daß er das war, wirst Du sehr begreiflich finden, wegen einiger Gewohnheit und Uebung jeden gegebenen Stoff nach den <wesentlichen> Zwecken des Verstandes [18] und der Vernunft in ein vollständiges Ganzes zu ordnen. Und dieses hat auch seinen Werth. (Mein Wunsch war, daß jeder nach seiner Natur thäte was er könnte, für die Untersuchung selbst und um sie gemeinschaftlich zu machen). Ich muß zwey Dinge gegen Dich in Schutz nehmen die Du verkennst, das System und das Ideal. Ich weiß, der schändliche Mißbrauch sinn- und seelenloser Vernünftler hat diese Namen für Dich sehr besudelt; aber Du siehst nur darauf und verkennst, verachtest ungerechter Weise die köstlichen lauten Urkunden unsres göttlichen Adels. – Was wir in Werken, Handlungen, und Kunstwerken Seele heißen (im Gedichte nenne ichs gern Herz) im Menschen Geist und sittliche Würde, in der Schöpfung Gott, – lebendigster Zusammenhang – das ist in Begriffen System. Es giebt nur Ein <wirkliches> System – die große Verborgene, die ewige Natur, oder die Wahrheit. – Aber denke Dir alle menschliche Gedanken als ein Ganzes, so leuchtet ein, daß die Wahrheit, die vollendete Einheit das nothwendige obschon nie erreichbare Ziel alles Denkens ist. – Wir Leute sind also auch nicht unnütz, wenn wir auch [19] nicht so gute Beobachter seyn sollten, wie Ihr Propheten; Ihr dürft nicht einseitig eine heilige Anlage der Menschheit geringschätzen. Und laß michs hinzusetzen, daß der Geist des Systems, der etwas ganz anders ist als ein System, allein zur Vielseitigkeit führt – welches paradox scheinen kann, aber sehr unläugbar ist.
Die Quelle des Ideals ist der heiße Durst nach Ewigkeit, die Sehnsucht nach Gott, also das Edelste unsrer Natur. – Einige die es verkennen, wähnen es streite mit der Natur, die doch nur in Eintracht mit dem Geiste das wahrhaft Große erzeugt. Die Begeistrung ist die Mutter des Ideals und der Begriff sein Vater. – Was ist denn unsre Würde, als die Kraft und der Entschluß Gott ähnlich zu werden, die Unendlichkeit immer vor Augen zu haben? – Das regsame Streben des Handelns, der höchste Maaßstab des Urtheils schließt ja gar nicht aus alle Tugenden der Empfänglichkeit, sondern kann ja nur mit ihnen bestehn.
Nächstens mehr.
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[11] *der noch immer als Geissel in Maynz ist,