[1] Hochwohlgebohrner
Hochzuverehrender Herr!
Sie wollen uns vergeben daß wir Ihren schätzbaren Brief v[om] 13. v. Mts. nicht wieder auf der Stelle beantwortet haben, im augenbliklichen Uebermaas von Geschäften konnte es nicht geschehen ohne Beiseitsetzung reiflicher Ueberlegung.
Zuvörderst müssen wir Ihnen nun nach unsrer besten Ueberzeugung auf Ihre weitere gütige Anfrage wegen darauf einzugehen. Die Gründe warum? werden Sie uns anzuführen erlassen und uns lieber erlauben folgenden Vorschlag zu thun.
Es ist wohl Frau von Staël daran gelegen, daß eine solide Ausgabe Ihres Werkʼs auch in Deutschland erscheine. ‒ Wir wollen eine solche veranstalten [2] und zwar auf Kosten der Frau Verfasserin und nur den Debit davon übernehmen gegen übliche Vergütung und Berechnung nach Verlauf
Dieser Vorschlag hat freilich den Schein von einseitigem Vortheil, allein in der Ueberzeugung daß sich kein Verleger in Deutschland zu einer Ausgabe auf seine Gefahr und Kosten, die besondre Honorarbestimmung eingeschlossen, bereit finden wird ‒ scheint es uns das einzige Mittel was allein auf diese Weise allen Vortheil aneignen, wenn auch durch fehlerhafte und unwürdige Ausgaben, was die Frau Verfasserin gewiß schmerzen würde. ‒
Wir stellen nun diesen Vorschlag Ew. Hochwohlgebohren Ermessen anheim und gehen zu weiterer Beantwortung Ihres Briefes über indem wir Ihnen den richtigen Empfang des revidirten Exempl[ars] zur
[4] Ein Abdruk
Ew. Hochwohlgebohren uns nun ferner gütigst mitgetheilten Gedanken in Hinsicht Wilkenvorʼs erste vergolten werden, die Mittel sind durch seitherige Anstrengungen zu sehr erschöpft. [5] Uebrigens wäre die Anschaffung der gothischen Schrift nach unsrer Meinung nicht mit besondern Schwierigkeiten verbunden, insofern davon nicht mehrerlei, sondern nur ein paar Sorten nothwendig wären und diese in der Folge auch sonst wohl noch gebraucht werden könnten. Die Hauptsache ist freilich wie das Publikum sich daran gewöhnt und ob das Lesen nicht besonders schwierig ist, so daß es wieder ein eignes Studium erfodert, was nicht jedem zusagen möchte.
Zur Ausführung Ihrer literar[ischen] Plane so viel an uns ist mitwirken zu dürfen und es nach Umständen zu vermögen, kann uns nicht anders als zur besondern Freude und hoher Ehre gereichen, wir hoffen dabei auf die Fortdauer Ihres gütigen Vertrauens.
Verehrungsvoll empfehlen wir uns
Ew. Hochwohlgebohren
ganz ergebenstMohr u Winter.Dec[ember] 1816.
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