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Geliebter Bruder!
Du kannst Dir gar keine Vorstellung davon machen, welchen lebhaften Antheil ich an Deinen Unterhandlungen mit Pr.[eußen] nehme, denen ich den glücklichsten Fortgang wünsche, und wie groß meine Freude ist über Deine Rückkehr nach Deutschland, die ich nun als gewiß ansehe. – Sehr schön wäre es, wenn Du etwa am gerathensten finden solltest, Deinen Traktat mit kannst Du mich dort aufnehmen, so ist es sehr wahrscheinlich, daß ich Dich dort auf 4 oder 6 Wochen besuchen kann. Denn selbst wenn die Abbe[2]rufung noch vor dem Sommer erfolgen sollte, zieht es sich bis zur wirklichen Rückkehr noch länger hin und es kann nach Beschaffenheit der Umstände leicht der Fall eintreten, daß ich für noch einige Monathe Urlaub begehre; wenn nähmlich Bernneuen häuslichen Einrichtung zu besuchen und ein sechs Wochen bey Dir zu zubringen. – Ich bin übrigens immerfort mit tausend kleinen zersplittrigen Geschäften und Störungen belastet; (Dieß war auch der Fall, da die letzte Gelegenheit durch einen Reisenden, Dir zu schreiben, sich darbot); die das ganze Gemüth hinnehmende Betrachtung der großen Gegenstände der Zeitentwicklung ungerechnet. Nimm nur das Briefschreiben niemals zum Maaßstabe meiner Freundschaft und meines fortdauernden lebhaftesten Antheils. Ich hoffe, wir wollen noch eine Reihe von [3] Jahren recht groß und herrlich auf Deutschland einwirken. Denn wenn wir nun auch an entfernten Punkten stehen, so werde ich doch an allem was Du wirkst und hervorbringst, wie sonst immer den brüderlichsten Antheil nehmen; ich werde dann mich auch schon mit der Politik so abfinden oder herausarbeiten, daß ich auch wieder für die <Deutsche> Wißenschaft und Kunst kräftig wirken kann, und ich hoffe unser Wirken, wenn auch verschiedenartig, soll noch immer im Wesentlichen nach der alten Art im Großen zusammengehen. – Es ist eine Art von Stillstand, eine scheinbare Stockung in der Deutschen Litteratur gewesen, während das politische Treiben alles verschlungen hatte; aber nur eine scheinbare, im Stillen hat sich manches entwickelt und noch mehr vorbereitet zu einer kraftvollen Epoche der herrlichsten Entfaltung; ich halte den jetzigen Moment für besonders glücklich. Ich habe viel beobachtet und glaube jetzt Deutschland nach allen seinen Verhältnißen so zu kennen, wie Wenige; ich könnte Dir unendlich viel darüber schreiben, von allem dem was ich so klar vor mir liegen sehe. Doch muß <dieß> auf das erste brüderliche Wiedersehen verspart bleiben. – Meine Abberufung ist eigentl[ich] noch unentschieden. Du möchtest den Zusammenhang davon wißen, der aber eigentl[ich] unendlich einfach ist. unmöglich, daß dieser confuseste aller Sterblichen Graubärte diesen höchst wichtigen Posten behält, <weil er wirklich gar zu dumm ist>; da er aber schon lange wünscht mich los zu seyn, so ist wohl freylich überwiegend wahrscheinlich, daß dieß noch eher geschehen wird, als jenes. – Das muß ich denn nun in Geduld <erwarten>. Indessen bleibt mir in jedem Falle meine allerdings gute Stelle und Versorgung; auch ist mir der F.[ürst] M.[etternich] persönlich fortdauernd wohlgewogen. In Wien würde ich vielleicht einen beßern Wirkungskreis haben <als hier>; indessen sehe ich da manche unangenehme Collisionen voraus. Unter andern treibt nicht gebraucht, so giebt das auf die Länge eine unangenehme Existenz, und werde ich gebraucht, so entgehe ich auch den Collisionen und mancherley Kämpfen nicht. – Am glücklichsten wäre es, wenn sie dort endlich Dir, da Du W.[ien] doch auch kennst, hinzusetzen: Wer weiß wie lange das noch dauern kann! – Sonst war es immer mein Lieblingswunsch auch Dich, falls dieß geschähe, für Oesterreich zu gewinnen; so eine Stelle als GeneralSecretär an einer solchen Akademie (denn an großen <und neuen> Ideen dazu sollen sie, wenn sie mich hören, keinen Mangel leiden) das wäre der rechte eigentliche Platz für Dich. – Indessen bin ich nun so auch zufrieden, wenn wir Dich nur erst wieder in Deutschland haben. Nun noch Einiges von den zahllosen kleinen litterarischen Neuigkeiten und Merkwürdigkeiten, die ich übrigens für das <nächste> Zusammenkommen, was ich nun schon für gewiß ansehe, aufspare; besonders eines, was Dir wenn Du den Sommer nach der Schweiz gehst, nützlich seyn könnte. Wie das junge Volk unterdessen über Dich doch übrigens in hohen Ehren citirt) macht aus den Handschriften selbst, folgendes; die von HagenChautrumb; da war nun Hagen gleich fertig, eine Gudruna draus zu machen, mit welchem Grunde das werde ich bald sehen, wenn ich wieder nach Wien komme. – Diejenige Handschrift, welche im Winter 1812–1813 zu Wien (im Besitz eines Baron von LaßbergDonaueschingenverwittweten> Fürstin v. Fürstenberg; so trifft es ihn gewiß. Das M[anu] scr[i]pt wird er wohl nebst seiner <schönen> Bibliothek auf seinem Schweizer Gütchen haben; vielleicht kannst Du ihn dort besuchen, in jedem Falle wird er sehr bereitwillig seyn. Bezieh Dich nur auf <mich>. – Ich schreibe Dir das alles so weitläuftig, weil ich glaube, es könnte das nützlich und lieb seyn. – Du solltest Deine Rückkehr nach Deutschland nur ordentlichen Ausgabe der Nibelungenersten Plane der praktischen Brauchbarkeit für das Lesbare; ohne unnütze Pracht für den Anfang; und <dadurch> den kleinen kritischen Feldmäusen der neuesten Zeit <die sich so läufig damit machen> den großen alten Fund wieder aus den Zähnen rükken. Nun Gott befohlen. Danke dem Gemähldebeschreibungneue Ausgabe seiner dramatischen Vorlesungenrecht bald von Dir über die nächsten Plane und Entscheidungen zu hören. nicht geschickt.