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Mir däucht aber, es wäre billig gewesen, mit dieser Anzeige sogleich die <name key="272" type="work">meines <name key="1399" type="work">Richard III</name></name> zu verbinden, der ebenfalls schon im vorigen Jahre erschienen ist.<lb/>Sie fragen mich sehr gütig, wen ich zum Beurtheiler <name key="946" type="work"><name key="5297" type="work">meiner dramaturgischen Vorlesungen</name></name> vorschlage. Ich möchte scherzend darauf antworten, daß ich mir entweder <persName key="181">Lessing</persName> oder <persName key="88">Schiller</persName> oder <persName key="137">Goethe</persName> ausbitte. Da wir diese aber nicht haben können, so müssen wir uns schon ohne das behelfen. Ich würde <persName key="1473">Hrn. von Collin</persName> in <placeName key="16">Wien</placeName> nennen, wenn ich nicht glaubte, daß er zu viel Amtsgeschäfte hat, um es übernehmen zu können. 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Die Köpfe sind großentheils treu nachgeahmt, und daher ausdrucksvoll und eigenthümlich; die Zeichnung der Figuren hingegen und der Faltenwurf ist geschmeichelt, und daher der alte Charakter sehr ausgelöscht. <anchor type="b" n="2814" ana="11" xml:id="NidB18318"/>Herr von Ramdohr<anchor type="e" n="2814" ana="11" xml:id="NidE18318"/> äußerte mir bey seiner Durchreise nach Italien dieselbe Meynung.<lb/><anchor type="b" n="1325" ana="13" xml:id="NidB42807"/>Das 2<hi rend="offset:4">te</hi> Heft d. 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April 1811<br>Hochgeehrtester Herr Professor!<br>Ew. Wohlgeb. habe ich wegen meines langen Stillschweigens auf <span class="doc-362 ">Ihren zuvorkommenden Brief vom 2. Dec. v. J.</span> tausendmal um Verzeihung zu bitten. <span class="index-264 tp-42797 ">Ein schmerzlicher Trauerfall</span>, den ich vor einigen Monaten erlebt, hat mich lange zur Besorgung selbst drängender Geschäfte außer Stand gesetzt. Dieß war auch zum Theil Ursache, daß ich von den versprochenen Beyträgen zu <span class="index-1325 tp-18294 ">den Heidelbergischen J.[ahr] B.[üchern]</span> für diesen Jahrgang noch nichts geliefert habe.<br>Erlauben Sie mir, sogleich von dem <span class="index-1325 tp-42798 ">Ihre Zeitschrift</span> betreffenden zu reden.<br>Zuvörderst muß ich bemerken, daß eine kleine Irrung vorgefallen ist. Die Anzeige <span class="index-1630 tp-18314 ">des Werkes </span><span class="index-1630 tp-18314 index-537 tp-18295 index-538 tp-18296 ">der Brüder Riepenhausen</span> war mir übertragen, und nun finde ich ganz unerwartet eine Recension davon von einer anderen Hand im <span class="index-1325 tp-42799 ">16. Heft d. v. J.</span> Es scheint mir nicht billig, daß <span class="index-2166 tp-42800 ">eine Recension</span> jemanden ohne seine Beystimmung abgenommen werde, falls er nicht durch unverhältnißmäßig lange Zögerung sich dem Versprechen, sie zu liefern, stillschweigend entzogen hat. Dieß war hier aber nicht der Fall, denn ich habe das Werk kaum seit fünf Monaten in Händen. Auf jeden Fall sollte man im voraus benachrichtigt werden. Ich bin dadurch doppelt in Schaden gesetzt, weil ich das kostbare Buch bloß zu diesem Zwecke mir verschrieben, und wegen der auf die schon angefangene Recension verwandten Mühe. – Übrigens hätte <span class="index-1105 tp-18315 ">Hr. W—k</span> nicht so sehr Ursache gehabt, seine Recension eilig an das Licht zu fördern, sondern immer erst eine Reise nach Italien machen mögen, um zu einer Stimme in dieser Sache berechtigt zu seyn. Denn es ist klar, daß er die Originale der Gemählde nicht selbst gesehen, da er sich in Absicht auf die Treue der Abbildungen auf das Zeugniß eines Anderen beruft. Mein Urtheil würde ganz anders ausgefallen seyn. Die Köpfe sind großentheils treu nachgeahmt, und daher ausdrucksvoll und eigenthümlich; die Zeichnung der Figuren hingegen und der Faltenwurf ist geschmeichelt, und daher der alte Charakter sehr ausgelöscht. <span class="index-2814 tp-18318 ">Herr von Ramdohr</span> äußerte mir bey seiner Durchreise nach Italien dieselbe Meynung.<br><span class="index-1325 tp-42807 ">Das 2</span><span class="index-1325 tp-42807 offset-4 ">te</span><span class="index-1325 tp-42807 "> Heft d. J.</span> enthält eine Anzeige <span class="index-3349 tp-18322 index-3368 tp-19469 index-1988 tp-18321 ">der neueren Übersetzungen </span><span class="index-3349 tp-18322 index-3368 tp-19469 index-1988 tp-18321 index-4 tp-18319 ">Shakspeareʼs</span>. Ich bin <span class="index-1098 tp-18297 ">dem V[er]f.[asser], Hrn. Voß dem Sohn</span>, für die Anerkennung meiner Bemühungen sehr verbunden, und habe gegen diese Selbstrecension nichts einzuwenden. Mir däucht aber, es wäre billig gewesen, mit dieser Anzeige sogleich die <span class="index-272 tp-18324 ">meines </span><span class="index-272 tp-18324 index-1399 tp-18320 ">Richard III</span> zu verbinden, der ebenfalls schon im vorigen Jahre erschienen ist.<br>Sie fragen mich sehr gütig, wen ich zum Beurtheiler <span class="index-946 tp-18298 index-5297 tp-42808 ">meiner dramaturgischen Vorlesungen</span> vorschlage. Ich möchte scherzend darauf antworten, daß ich mir entweder <span class="index-181 tp-18299 ">Lessing</span> oder <span class="index-88 tp-18300 ">Schiller</span> oder <span class="index-137 tp-18301 ">Goethe</span> ausbitte. Da wir diese aber nicht haben können, so müssen wir uns schon ohne das behelfen. Ich würde <span class="index-1473 tp-18302 ">Hrn. von Collin</span> in <span class="index-16 tp-18303 ">Wien</span> nennen, wenn ich nicht glaubte, daß er zu viel Amtsgeschäfte hat, um es übernehmen zu können. Die Wahl bleibt Ihnen also ganz überlassen, nur wünsche ich, daß die Anzeige nicht zu lange verzögert werden möge.<br>Seit den drey Jahren, daß <span class="index-1325 tp-42810 ">Ihre Zeitschrift</span> besteht, sind fünf Bände von mir im Druck erschienen: <span class="index-1903 tp-18304 index-1904 tp-18305 index-2068 tp-18306 ">drey von den Vorlesungen</span>, <span class="index-266 tp-18307 ">ein Band vom spanischen Theater</span>, und <span class="index-272 tp-18309 index-1399 tp-18308 ">Richard III</span>. Von allem diesem ist nichts in Ihrer Zeitschrift angezeigt worden, wiewohl ich sehe, daß man sich sonst genugsam beeilt, die Schriften der Mitarbeiter der Welt anzukündigen. Mir kann dieß in so fern gleichgültig seyn, als ich überzeugt bin, daß ein Werk von einigem Werth keiner anderen Anzeige bedürfe als der im <span class="index-6043 tp-42811 ">Meßcatalog</span>; aber es hat einen eigenen Schein von Vernachläßigung, der mit der Anmuthung, Mitarbeiter zu seyn, nicht eben zusammenstimmt.<br>Darin haben die französischen Zeitschriften einen entschiedenen Vorzug vor den unsrigen, daß sie von allen einigermaßen merkwürdigen Erscheinungen ohne Ausnahme, und zwar augenblicklich reden. Dieß leistet z. B. die vorzüglichste von allen <span class="index-1320 tp-18310 ">das </span><span class="index-1320 tp-18310 slant-italic ">Journal de lʼEmpire</span>. Unsere Zeitschriften hingegen sind oft wahre Wüsteneyen, die guten Bücher erscheinen darin – – <span class="index-4004 tp-42812 slant-italic ">rari nantes</span><span class="slant-italic "> in gurgite vasto</span>.<br>Je größer in Deutschland der Wust der unnützen, unbedeutenden oder gar abgeschmackten Bücher ist, desto kürzer sollte man sie in wenigen Zeilen abfertigen. Jemand, der nach hundert Jahren solche Zeitschriften zu Rathe ziehen wollte, in der Meynung, die wahre Geschichte unserer Litteratur daraus zusammenzulesen, würde übel berathen seyn. Aber so begnüge man sich mit einem einsichtsvoll gemachten Auszug.<br>Diese freymüthigen Bemerkungen bitte ich Ew. Wohlgeb. aus dem Gesichtspunkte meines aufrichtigen Eifers für den Fortgang und die Vervollkommnung <span class="index-1325 tp-42813 ">Ihrer schätzbaren Zeitschrift</span> anzusehen. Wäre ich in Ihrer Nähe, so würde es mir ein Vergnügen seyn, mich vertraulich mit Ihnen über manche Bedürfnisse unserer Litteratur zu besprechen; ich bin aber zu weit entfernt, um so rüstig mit Hand anzulegen als ich wohl wünschte, und als ich ehemals gethan. Vieles daraus kommt mir gar nicht zu Gesichte, weil ich alles, was ich zu sehen begierig bin, mir eigens verschreiben muß.<br>Haben Sie die Güte, mich dem Andenken <span class="index-2065 tp-18325 ">Ihrer Frau Gemahlin</span> bestens zu empfehlen. Ich wünschte auch zu wissen, wo sich <span class="index-3350 tp-18326 ">Frau Hofräthin </span><span class="index-3350 tp-18326 weight-bold ">Tischbein</span> gegenwärtig aufhält.<br>Mit ausgezeichneter Hochachtung<br>Ew. Wohlgeb.<br>ergebenster<br><span class="weight-bold ">A. W. Schlegel</span><br><span class="index-1899 tp-18312 index-1900 tp-18313 ">Die Herren Grimm</span> möchten wohl einen etwas glimpflicheren Ton anstimmen. 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Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ließ sich von Wilken von 1803 bis 1805 an die Universität Leipzig begleiten, bevor dieser in Heidelberg die akademische Lehrtätigkeit als außerordentlicher Professor der Geschichte aufnahm. Zwei Jahre später erhielt Wilken eine ordentliche Professur und wurde 1808 zum leitenden Bibliothekar der Universitätsbibliothek ernannt. Durch Verhandlungen erwirkte er die Rückgabe der während des Dreißigjährigen Krieges gestohlenen „Bibliotheca palatina“ und empfing diese 1816 in Rom von Papst Pius VII. Zum badischen Hofrat ernannt, ging Wilken 1817 an die Universität Berlin, wo er zudem das Amt des Oberbibliothekars der Königlichen Bibliothek übernahm. 1819 war er außerdem für die preußische Zensurbehörde tätig. 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Die Anzeige <span class="index-1630 tp-18314 ">des Werkes </span><span class="index-1630 tp-18314 index-537 tp-18295 index-538 tp-18296 ">der Brüder Riepenhausen</span> war mir übertragen, und nun finde ich ganz unerwartet eine Recension davon von einer anderen Hand im <span class="index-1325 tp-42799 ">16. Heft d. v. J.</span> Es scheint mir nicht billig, daß <span class="index-2166 tp-42800 ">eine Recension</span> jemanden ohne seine Beystimmung abgenommen werde, falls er nicht durch unverhältnißmäßig lange Zögerung sich dem Versprechen, sie zu liefern, stillschweigend entzogen hat. Dieß war hier aber nicht der Fall, denn ich habe das Werk kaum seit fünf Monaten in Händen. Auf jeden Fall sollte man im voraus benachrichtigt werden. Ich bin dadurch doppelt in Schaden gesetzt, weil ich das kostbare Buch bloß zu diesem Zwecke mir verschrieben, und wegen der auf die schon angefangene Recension verwandten Mühe. – Übrigens hätte <span class="index-1105 tp-18315 ">Hr. 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Wäre ich in Ihrer Nähe, so würde es mir ein Vergnügen seyn, mich vertraulich mit Ihnen über manche Bedürfnisse unserer Litteratur zu besprechen; ich bin aber zu weit entfernt, um so rüstig mit Hand anzulegen als ich wohl wünschte, und als ich ehemals gethan. Vieles daraus kommt mir gar nicht zu Gesichte, weil ich alles, was ich zu sehen begierig bin, mir eigens verschreiben muß.<lb/>Haben Sie die Güte, mich dem Andenken <anchor type="b" n="2065" ana="11" xml:id="NidB18325"/>Ihrer Frau Gemahlin<anchor type="e" n="2065" ana="11" xml:id="NidE18325"/> bestens zu empfehlen. Ich wünschte auch zu wissen, wo sich <anchor type="b" n="3350" ana="11" xml:id="NidB18326"/>Frau Hofräthin <hi rend="weight:bold">Tischbein</hi><anchor type="e" n="3350" ana="11" xml:id="NidE18326"/> gegenwärtig aufhält.<lb/>Mit ausgezeichneter Hochachtung<lb/>Ew. Wohlgeb.<lb/>ergebenster<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. 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Genf d. 18. April 1811
Hochgeehrtester Herr Professor!
Ew. Wohlgeb. habe ich wegen meines langen Stillschweigens auf Ihren zuvorkommenden Brief vom 2. Dec. v. J. tausendmal um Verzeihung zu bitten. Ein schmerzlicher Trauerfall, den ich vor einigen Monaten erlebt, hat mich lange zur Besorgung selbst drängender Geschäfte außer Stand gesetzt. Dieß war auch zum Theil Ursache, daß ich von den versprochenen Beyträgen zu den Heidelbergischen J.[ahr] B.[üchern] für diesen Jahrgang noch nichts geliefert habe.
Erlauben Sie mir, sogleich von dem Ihre Zeitschrift betreffenden zu reden.
Zuvörderst muß ich bemerken, daß eine kleine Irrung vorgefallen ist. Die Anzeige des Werkes der Brüder Riepenhausen war mir übertragen, und nun finde ich ganz unerwartet eine Recension davon von einer anderen Hand im 16. Heft d. v. J. Es scheint mir nicht billig, daß eine Recension jemanden ohne seine Beystimmung abgenommen werde, falls er nicht durch unverhältnißmäßig lange Zögerung sich dem Versprechen, sie zu liefern, stillschweigend entzogen hat. Dieß war hier aber nicht der Fall, denn ich habe das Werk kaum seit fünf Monaten in Händen. Auf jeden Fall sollte man im voraus benachrichtigt werden. Ich bin dadurch doppelt in Schaden gesetzt, weil ich das kostbare Buch bloß zu diesem Zwecke mir verschrieben, und wegen der auf die schon angefangene Recension verwandten Mühe. – Übrigens hätte Hr. W—k nicht so sehr Ursache gehabt, seine Recension eilig an das Licht zu fördern, sondern immer erst eine Reise nach Italien machen mögen, um zu einer Stimme in dieser Sache berechtigt zu seyn. Denn es ist klar, daß er die Originale der Gemählde nicht selbst gesehen, da er sich in Absicht auf die Treue der Abbildungen auf das Zeugniß eines Anderen beruft. Mein Urtheil würde ganz anders ausgefallen seyn. Die Köpfe sind großentheils treu nachgeahmt, und daher ausdrucksvoll und eigenthümlich; die Zeichnung der Figuren hingegen und der Faltenwurf ist geschmeichelt, und daher der alte Charakter sehr ausgelöscht. Herr von Ramdohr äußerte mir bey seiner Durchreise nach Italien dieselbe Meynung.
Das 2te Heft d. J. enthält eine Anzeige der neueren Übersetzungen Shakspeareʼs. Ich bin dem V[er]f.[asser], Hrn. Voß dem Sohn, für die Anerkennung meiner Bemühungen sehr verbunden, und habe gegen diese Selbstrecension nichts einzuwenden. Mir däucht aber, es wäre billig gewesen, mit dieser Anzeige sogleich die meines Richard III zu verbinden, der ebenfalls schon im vorigen Jahre erschienen ist.
Sie fragen mich sehr gütig, wen ich zum Beurtheiler meiner dramaturgischen Vorlesungen vorschlage. Ich möchte scherzend darauf antworten, daß ich mir entweder Lessing oder Schiller oder Goethe ausbitte. Da wir diese aber nicht haben können, so müssen wir uns schon ohne das behelfen. Ich würde Hrn. von Collin in Wien nennen, wenn ich nicht glaubte, daß er zu viel Amtsgeschäfte hat, um es übernehmen zu können. Die Wahl bleibt Ihnen also ganz überlassen, nur wünsche ich, daß die Anzeige nicht zu lange verzögert werden möge.
Seit den drey Jahren, daß Ihre Zeitschrift besteht, sind fünf Bände von mir im Druck erschienen: drey von den Vorlesungen, ein Band vom spanischen Theater, und Richard III. Von allem diesem ist nichts in Ihrer Zeitschrift angezeigt worden, wiewohl ich sehe, daß man sich sonst genugsam beeilt, die Schriften der Mitarbeiter der Welt anzukündigen. Mir kann dieß in so fern gleichgültig seyn, als ich überzeugt bin, daß ein Werk von einigem Werth keiner anderen Anzeige bedürfe als der im Meßcatalog; aber es hat einen eigenen Schein von Vernachläßigung, der mit der Anmuthung, Mitarbeiter zu seyn, nicht eben zusammenstimmt.
Darin haben die französischen Zeitschriften einen entschiedenen Vorzug vor den unsrigen, daß sie von allen einigermaßen merkwürdigen Erscheinungen ohne Ausnahme, und zwar augenblicklich reden. Dieß leistet z. B. die vorzüglichste von allen das Journal de lʼEmpire. Unsere Zeitschriften hingegen sind oft wahre Wüsteneyen, die guten Bücher erscheinen darin – – rari nantes in gurgite vasto.
Je größer in Deutschland der Wust der unnützen, unbedeutenden oder gar abgeschmackten Bücher ist, desto kürzer sollte man sie in wenigen Zeilen abfertigen. Jemand, der nach hundert Jahren solche Zeitschriften zu Rathe ziehen wollte, in der Meynung, die wahre Geschichte unserer Litteratur daraus zusammenzulesen, würde übel berathen seyn. Aber so begnüge man sich mit einem einsichtsvoll gemachten Auszug.
Diese freymüthigen Bemerkungen bitte ich Ew. Wohlgeb. aus dem Gesichtspunkte meines aufrichtigen Eifers für den Fortgang und die Vervollkommnung Ihrer schätzbaren Zeitschrift anzusehen. Wäre ich in Ihrer Nähe, so würde es mir ein Vergnügen seyn, mich vertraulich mit Ihnen über manche Bedürfnisse unserer Litteratur zu besprechen; ich bin aber zu weit entfernt, um so rüstig mit Hand anzulegen als ich wohl wünschte, und als ich ehemals gethan. Vieles daraus kommt mir gar nicht zu Gesichte, weil ich alles, was ich zu sehen begierig bin, mir eigens verschreiben muß.
Haben Sie die Güte, mich dem Andenken Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen. Ich wünschte auch zu wissen, wo sich Frau Hofräthin Tischbein gegenwärtig aufhält.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ew. Wohlgeb.
ergebenster
A. W. Schlegel
Die Herren Grimm möchten wohl einen etwas glimpflicheren Ton anstimmen. Der ihrige scheint mir nicht ganz angemessen für Schriftsteller, die selbst noch nichts recht bedeutendes geleistet haben, und einen ziemlich unbekannten Namen führen.
Hochgeehrtester Herr Professor!
Ew. Wohlgeb. habe ich wegen meines langen Stillschweigens auf Ihren zuvorkommenden Brief vom 2. Dec. v. J. tausendmal um Verzeihung zu bitten. Ein schmerzlicher Trauerfall, den ich vor einigen Monaten erlebt, hat mich lange zur Besorgung selbst drängender Geschäfte außer Stand gesetzt. Dieß war auch zum Theil Ursache, daß ich von den versprochenen Beyträgen zu den Heidelbergischen J.[ahr] B.[üchern] für diesen Jahrgang noch nichts geliefert habe.
Erlauben Sie mir, sogleich von dem Ihre Zeitschrift betreffenden zu reden.
Zuvörderst muß ich bemerken, daß eine kleine Irrung vorgefallen ist. Die Anzeige des Werkes der Brüder Riepenhausen war mir übertragen, und nun finde ich ganz unerwartet eine Recension davon von einer anderen Hand im 16. Heft d. v. J. Es scheint mir nicht billig, daß eine Recension jemanden ohne seine Beystimmung abgenommen werde, falls er nicht durch unverhältnißmäßig lange Zögerung sich dem Versprechen, sie zu liefern, stillschweigend entzogen hat. Dieß war hier aber nicht der Fall, denn ich habe das Werk kaum seit fünf Monaten in Händen. Auf jeden Fall sollte man im voraus benachrichtigt werden. Ich bin dadurch doppelt in Schaden gesetzt, weil ich das kostbare Buch bloß zu diesem Zwecke mir verschrieben, und wegen der auf die schon angefangene Recension verwandten Mühe. – Übrigens hätte Hr. W—k nicht so sehr Ursache gehabt, seine Recension eilig an das Licht zu fördern, sondern immer erst eine Reise nach Italien machen mögen, um zu einer Stimme in dieser Sache berechtigt zu seyn. Denn es ist klar, daß er die Originale der Gemählde nicht selbst gesehen, da er sich in Absicht auf die Treue der Abbildungen auf das Zeugniß eines Anderen beruft. Mein Urtheil würde ganz anders ausgefallen seyn. Die Köpfe sind großentheils treu nachgeahmt, und daher ausdrucksvoll und eigenthümlich; die Zeichnung der Figuren hingegen und der Faltenwurf ist geschmeichelt, und daher der alte Charakter sehr ausgelöscht. Herr von Ramdohr äußerte mir bey seiner Durchreise nach Italien dieselbe Meynung.
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Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ew. Wohlgeb.
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