• August Wilhelm von Schlegel to Johann Ferdinand Koreff

  • Place of Dispatch: Heidelberg · Place of Destination: Unknown · Date: 07.08.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
  • XML
  • PDF
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Ferdinand Koreff
  • Place of Dispatch: Heidelberg
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 07.08.1818
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 329‒330.
  • Incipit: „[1] Heidelberg d. 7ten August. 1818
    Nach Empfang Ihres Briefes vom 27sten Jun., mein theuerster Freund, habe ich Ihnen sogleich von hier [...]“
    Manuscript
  • Provider: Kraków, Biblioteka Jagiellońska
    Language
  • German
[1] Heidelberg d. 7ten August. 1818
Nach Empfang Ihres Briefes vom 27sten Jun., mein theuerster Freund, habe ich Ihnen sogleich von hier aus geschrieben, und sogar zweymal: einmal gerade zu nach Spa, jedoch immer mit dem Namen des Fürsten auf dem Umschlage; das zweytemal über Frankfurt; diesen Brief hat Hr. Himly besorgt. Alles was das Geschäft betrifft, worin Sie sich so freundschaftlich für mich verwenden, enthielten diese Briefe, wie auch meine Entschuldigungen wegen der früheren Versäumniß des Schreibens. Seitdem empfing ich einen unendlich schmeichelhaften Brief vom Minister von Altenstein unter dem 19ten Jul. worin er mir die amtliche Ausfertigung meines Rufes nach Berlin ankündigt, die aber noch nicht zu mir gelangt ist. Ich habe sogleich geantwortet, und meine Bereitwilligkeit erklärt, vorläufig in Bonn anzutreten, wie ich dieß auch früher gegen Sie gethan. Mit großer Sehnsucht habe ich einigen Zeilen von Ihnen entgegengesehen, weil ich wünschte zu erfahren, ob ich, und wo und wann dem Fürsten aufwarten soll. Ich wäre sogleich zu Ihnen geeilt, aber ich habe es nicht gewagt ohne einen ausdrücklichen Wink, weil ich nicht wußte, ob sich der Staatskanzler nicht, während der Cur in Spa, alle auf Geschäfte bezügliche Besuche entfernt halten will. Indessen rückt der Sommer weiter vor, und es wird mir immer schwerer, um nicht zu sagen unmöglich, für den Antritt im Herbst alle erfoderlichen häuslichen und gelehrten Vorbereitungen zu treffen. Denn ich konnte und kann noch, aus [2] Mangel einer bestimmten Entscheidung, weder eine Wohnung miethen, noch meine Bibliothek kommen lassen; noch dieß, noch jenes.
Nun ist noch ein neues Ereigniß hinzugekommen, das mich persönlich betrifft, – ein retardirender Umstand, würde Goethe sagen, der aber eine Million Förderungen werth ist. Freuen Sie sich mit mir des unverhofften Glückes, das mir die Vorsehung beschieden hat, Sie, mein von jeher für mich so liebevoll gesinnter Herzensfreund. Ich bin verlobt: ein edelgesinntes, geistreiches liebenswürdiges und schönes Mädchen giebt mir ihre Hand: Fräulein Sophie Paulus die Tochter meines alten verehrten Freundes, des Geheime Kirchenrathes Paulus, giebt mir ihre Hand. Beyde Eltern, von denen diese einzige Tochter, einzig in jeder Beziehung, die ausgezeichnetste Erziehung bekommen, haben mir von jeher viel Freundschaft und Theilnahme bewiesen. Auch vertraut man ein solches Kleinod nur dem, welchem man das beste gönnt.
Nun, lieber Koreff, bitte ich Sie um ein kleines Tränkchen der Unsterblichkeit, deren Sie so manche in der Tasche haben. Nun verlohnt es sich zu leben: nach einem in Todesgedanken und tiefer Trauer durchlebten Jahre, bin ich erwacht zur Freude und zur Hoffnung.
Diese Verbindung vermehrt meine Neigung zu Bonn, mit welchen anderweitigen Schwierigkeiten der vorläufige Antritt dort auch verknüpft seyn möchte. Denn die Trennung von ihren Eltern wird meiner geliebten Braut sehr schwer fallen, und auf diese Art bleibt sie doch mehr in der Nachbarschaft.
Leben Sie tausendmal wohl – ich beschwöre Sie, schreiben Sie mir bald, und glauben Sie an meine ewig unveränderliche dankbare Freundschaft.
Ihr
A. W. v. Schlegel
[1] Heidelberg d. 7ten August. 1818
Nach Empfang Ihres Briefes vom 27sten Jun., mein theuerster Freund, habe ich Ihnen sogleich von hier aus geschrieben, und sogar zweymal: einmal gerade zu nach Spa, jedoch immer mit dem Namen des Fürsten auf dem Umschlage; das zweytemal über Frankfurt; diesen Brief hat Hr. Himly besorgt. Alles was das Geschäft betrifft, worin Sie sich so freundschaftlich für mich verwenden, enthielten diese Briefe, wie auch meine Entschuldigungen wegen der früheren Versäumniß des Schreibens. Seitdem empfing ich einen unendlich schmeichelhaften Brief vom Minister von Altenstein unter dem 19ten Jul. worin er mir die amtliche Ausfertigung meines Rufes nach Berlin ankündigt, die aber noch nicht zu mir gelangt ist. Ich habe sogleich geantwortet, und meine Bereitwilligkeit erklärt, vorläufig in Bonn anzutreten, wie ich dieß auch früher gegen Sie gethan. Mit großer Sehnsucht habe ich einigen Zeilen von Ihnen entgegengesehen, weil ich wünschte zu erfahren, ob ich, und wo und wann dem Fürsten aufwarten soll. Ich wäre sogleich zu Ihnen geeilt, aber ich habe es nicht gewagt ohne einen ausdrücklichen Wink, weil ich nicht wußte, ob sich der Staatskanzler nicht, während der Cur in Spa, alle auf Geschäfte bezügliche Besuche entfernt halten will. Indessen rückt der Sommer weiter vor, und es wird mir immer schwerer, um nicht zu sagen unmöglich, für den Antritt im Herbst alle erfoderlichen häuslichen und gelehrten Vorbereitungen zu treffen. Denn ich konnte und kann noch, aus [2] Mangel einer bestimmten Entscheidung, weder eine Wohnung miethen, noch meine Bibliothek kommen lassen; noch dieß, noch jenes.
Nun ist noch ein neues Ereigniß hinzugekommen, das mich persönlich betrifft, – ein retardirender Umstand, würde Goethe sagen, der aber eine Million Förderungen werth ist. Freuen Sie sich mit mir des unverhofften Glückes, das mir die Vorsehung beschieden hat, Sie, mein von jeher für mich so liebevoll gesinnter Herzensfreund. Ich bin verlobt: ein edelgesinntes, geistreiches liebenswürdiges und schönes Mädchen giebt mir ihre Hand: Fräulein Sophie Paulus die Tochter meines alten verehrten Freundes, des Geheime Kirchenrathes Paulus, giebt mir ihre Hand. Beyde Eltern, von denen diese einzige Tochter, einzig in jeder Beziehung, die ausgezeichnetste Erziehung bekommen, haben mir von jeher viel Freundschaft und Theilnahme bewiesen. Auch vertraut man ein solches Kleinod nur dem, welchem man das beste gönnt.
Nun, lieber Koreff, bitte ich Sie um ein kleines Tränkchen der Unsterblichkeit, deren Sie so manche in der Tasche haben. Nun verlohnt es sich zu leben: nach einem in Todesgedanken und tiefer Trauer durchlebten Jahre, bin ich erwacht zur Freude und zur Hoffnung.
Diese Verbindung vermehrt meine Neigung zu Bonn, mit welchen anderweitigen Schwierigkeiten der vorläufige Antritt dort auch verknüpft seyn möchte. Denn die Trennung von ihren Eltern wird meiner geliebten Braut sehr schwer fallen, und auf diese Art bleibt sie doch mehr in der Nachbarschaft.
Leben Sie tausendmal wohl – ich beschwöre Sie, schreiben Sie mir bald, und glauben Sie an meine ewig unveränderliche dankbare Freundschaft.
Ihr
A. W. v. Schlegel
×
×