• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich August Rosen

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: London · Date: 24.09.1832
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich August Rosen
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: London
  • Date: 24.09.1832
    Manuscript
  • Provider: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv
  • Classification Number: B:Schlegel, August Wilhelm 62.197
  • Number of Pages: 4 S., hs. m. U.
  • Incipit: „[1] Bonn d. 24sten Sept. 32.
    Theuerster Freund!
    Stenzler schrieb mir vor seiner Abreise von London, Sie würden dieses Jahr keine Reise [...]“
    Language
  • German
  • English
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Bonn d. 24sten Sept. 32.
Theuerster Freund!
Stenzler schrieb mir vor seiner Abreise von London, Sie würden dieses Jahr keine Reise nach Deutschland machen. Ich darf also voraussetzen, daß dieser Brief Sie in London treffen wird. Erlauben Sie mir, Ihnen mit Aufträgen u Anfragen beschwerlich zu fallen, durch deren Besorgung und Beantwortung Sie mich ungemein verbinden werden.
Meine Réflexions p sind schon vor anderthalb Monaten erschienen. Ich habe eine Vorrede u einen Brief an Wilson beigefügt, beides piquant zu lesen, wie überhaupt das Ganze. In dem letzten habe ich seine Arroganz scharf, wiewohl in höflichen Formen gerügt, dann seine Abhandlung über die Geschichte von Kaschmir beleuchtet, die groben Schnitzer u seine völlige Akrisie darin nachgewiesen. Dieses alles macht einen nebst den actenmäßigen Beilagen einen Band von 220 Seiten in Groß 8o sauber cartonnirt. Da es auf meine Kosten gedruckt ist, so habe ich nur 400 Ex. abziehen lassen. Davon sind schon 200 in den Buchhandel gegeben, für Deutschland, Frankreich u den Norden; ein 50 Exemplar habe ich zum Theil schon verschenkt, oder werde sie noch verschenken; mir bleiben also etwa 150 Ex. Ich erbiete mich nun, wenn eine Bestellung im Ganzen gemacht würde, von 50 Ex. wenigstens (sonst wäre es nicht der Mühe werth) sey es von der Asiat. Soc., oder von Oxford aus, oder wie sonst, diese unmittelbar nach London zu liefern, ohne Dazwischenkunft eines Englischen Buchhändlers, zu dem Preise von 5 sh. das Stück, worauf ich noch die Kosten des Transportes u Zolles tragen will. Der Ladenpreis in Deutschland ist 1 1/2 Th., ungefähr 4 1/2 sh. Sie sehen, in pecuniärer Hinsicht ist dieß gar kein Object, die Ex. kosten mir eben so viel. Es ist mir nur darum zu thun, daß die Schrift in England einigermaßen in Umlauf komme, welches bei auswärts gedruckten Büchern auf dem gewöhnlichen Wege des Buchhandels nicht zu bewerkstelligen ist. Stellen Sie sich nun vor, alles dieses habe ich nun vor mehr als drei Monaten an Haughton geschrieben, u noch keine Zeile Antwort von ihm erhalten. Sie werden sich erinnern, wie schleunig u bereitwillig ich von Paris schrieb, was Sie in seinem Namen begehrten: das ist nun die Erwiederung! Am Ende wäre Haughton wohl am besten meisten dabei interessirt, daß die Schrift in England in Umlauf käme, denn es ist von ihm mit nachdrücklichen Lobe darin die Rede. Vielleicht wird Haughton sagen, er habe meinen Brief nicht empfangen. Aber ich [2] habe den Brief selbst auf die Post gebracht, u die Briefe gehen niemals verloren außer bei denen, die sie nicht empfangen haben wollen. Befragen Sie ihn also sogleich mündlich oder schriftlich, wie die Sache steht? ob er etwas gethan hat u thun will oder thun will? Wo nicht, so könnten Sie wohl selbst die Sache bei Lord Munster in Anregung bringen, wie aus eigenem Antriebe: Das Geschäft ist so einfach wie möglich: die Ausgabe ist eine Kleinigkeit; das Translation Commitee oder der Council der As. Soc. bestellt die Ex. um sie nachher den Mitgliedern gegen Erstattung des Preises abzustehen. Sie brauchen dem Lord Munster gar nicht zu verhehlen, daß der Plan des Transl. Comm. scharf critisirt wird. Auch in Oxford wird man auf die Schrift neugierig seyn, wegen der Kritik Wilsons. Mein Commissionar, der Buchhändler Weber hier, hat für seine Rechnung eine kleine Anzahl Ex. an Englische Buchhändler geschickt. Aber diese können noch nicht angekommen seyn: sie sind mit dem ganzen Ballen am 16ten Aug. nach Leipzig abgesandt, von da sollen sie über Hamburg nach London gelangen. Da geht alles sehr langsam, mit den wohlfeilsten Frachtgelegenheiten. Wenn keine Bestellung erfolgt, so werde ich für jetzt auch keine Frei-Ex. absenden. Ich bin es, die Wahrheit zu sagen, satt, Schriften deren Druck mir viel Geld kostet, Leuten vor die Thür zu legen, die sie vielleicht nicht einmal lesen oder nichts davon verstehen. Meine Schrift wird in ihrem Werthe bleiben, sie mag in England bekannt werden oder nicht. Man hat mir in London viele Höflichkeiten erzeigt, die ich meiner socialen Stellung, meiner Persönlichkeit, u meinem früheren litterarischen Rufe verdanke. Eine wesentliche Aufmunterung meiner gelehrten Unternehmungen ist mir aber von niemanden als vom Könige zu Theil geworden. Die As. Soc. hat von allem, was sie während meiner Anwesenheit in London aus eignem Antriebe hätte thun sollen, nichts gethan. Herr Wynne hat mich lächerlicher Weise als auswärtiges Mitglied introducirt, welches schon vor 9 Jahren durch ihn selbst geschehen war. Der gute Mann muß wohl an Gedächtniß-Schwäche leiden. Das Institut ist, wie L. Munster sagte, an inert body, u hat, seit sich Colebr. davon zurückgezogen, alle wissenschaftliche Bedeutung verloren. Hilf Himmel, was drucken sie für papers! Uxx Und wie verkehrt sind die Sitzungen eingerichtet! Man hat Beispiele, daß durch die stammelnde Vorlesung langweiliger Abhandlungen die hartnäckigste Schlaflosigkeit geheilt worden ist. Nun mir gilt es gleich, je mehr die Indische Philologie in England herunter kommt, desto mehr wird die unsrige glänzen. Wilson ist ganz unfähig einen Text kritisch herauszugeben, das habe ich klar bewiesen.
Nun leben Sie recht wohl, theuerster Freund, u schreiben Sie mir von Ihren eignen gelehrten Arbeiten, für die ich mich auf das wärmste interessire. Was machen die Vedâs? Haben Sie sich noch nicht zur Bearbeitung eines astronomischen Werkes entschlossen? Es wäre Schade, wenn Sie es nicht thäten, da Sie die mathematischen Kenntnisse besitzen. Aber zur Erholung sollten Sie etwas leichteres vornehmen. Was meynen Sie zu einer freien Übersetzung des Vŕihat Kathâ in Englischer Prosa? Das Werk muß doch unterhaltend seyn. [1] Hier möchte allenfalls das Original wegbleiben. – Ich arbeite an der Übersetzung meines Râmây. wobei mir die Classische Latinität viele Mühe macht. Lassen hat das erste Heft seines Gymnosophista herausgegeben, enthaltend die Sânkhya-Cârikâ, mit vortrefflichem Commentar. Nun schreiben Sie recht bald, u ausführlich nach dem Muster dieses Briefes. ausführlich Leben Sie recht wohl, mit den freundschaftlichsten Gesinnungen ganz der Ihrige
AWvSchlegel

[3] Nun die Anfragen. I) Ist Wilson in England angekommen? Wird er diesen Herbst seine Vorlesungen in England Oxford eröffnen? – 2.) durch welche Gelegenheit ist sind die neuen Dramen Vikramôrvasyâdayah an mich abgesandt? Ich habe noch nichts empfangen, Lassen hat sie bereits. – 3) Ist die neue Ausgabe von Wilsons Diction., der Mahâ-Bhâr. u sonst etwas neues aus Calcutta angelangt? – 4) Ist Stenzlers Raghu-Vañsa wirklich erschienen u wie ist er beschaffen? – 5) Ist Dr. Wallich wieder nach Indien abgereist?
Wenn Sie mir den letzten oder die letzten Jahresberichte des Transl. Comm. ohne Porto durch Gelegenheit zukommen lassen könnten, so würde es mir angenehm seyn. – Hr. Urlichs hat mir Ihre Zeilen gebracht, aber vom Urlicht u sogar vom abgeleiteten Licht habe ich wenig bei ihm wahrgenommen.
[4] To
Dr. F. Rosen
16 Speldhurst Street Burton
Crescent
London
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[1] Bonn d. 24sten Sept. 32.
Theuerster Freund!
Stenzler schrieb mir vor seiner Abreise von London, Sie würden dieses Jahr keine Reise nach Deutschland machen. Ich darf also voraussetzen, daß dieser Brief Sie in London treffen wird. Erlauben Sie mir, Ihnen mit Aufträgen u Anfragen beschwerlich zu fallen, durch deren Besorgung und Beantwortung Sie mich ungemein verbinden werden.
Meine Réflexions p sind schon vor anderthalb Monaten erschienen. Ich habe eine Vorrede u einen Brief an Wilson beigefügt, beides piquant zu lesen, wie überhaupt das Ganze. In dem letzten habe ich seine Arroganz scharf, wiewohl in höflichen Formen gerügt, dann seine Abhandlung über die Geschichte von Kaschmir beleuchtet, die groben Schnitzer u seine völlige Akrisie darin nachgewiesen. Dieses alles macht einen nebst den actenmäßigen Beilagen einen Band von 220 Seiten in Groß 8o sauber cartonnirt. Da es auf meine Kosten gedruckt ist, so habe ich nur 400 Ex. abziehen lassen. Davon sind schon 200 in den Buchhandel gegeben, für Deutschland, Frankreich u den Norden; ein 50 Exemplar habe ich zum Theil schon verschenkt, oder werde sie noch verschenken; mir bleiben also etwa 150 Ex. Ich erbiete mich nun, wenn eine Bestellung im Ganzen gemacht würde, von 50 Ex. wenigstens (sonst wäre es nicht der Mühe werth) sey es von der Asiat. Soc., oder von Oxford aus, oder wie sonst, diese unmittelbar nach London zu liefern, ohne Dazwischenkunft eines Englischen Buchhändlers, zu dem Preise von 5 sh. das Stück, worauf ich noch die Kosten des Transportes u Zolles tragen will. Der Ladenpreis in Deutschland ist 1 1/2 Th., ungefähr 4 1/2 sh. Sie sehen, in pecuniärer Hinsicht ist dieß gar kein Object, die Ex. kosten mir eben so viel. Es ist mir nur darum zu thun, daß die Schrift in England einigermaßen in Umlauf komme, welches bei auswärts gedruckten Büchern auf dem gewöhnlichen Wege des Buchhandels nicht zu bewerkstelligen ist. Stellen Sie sich nun vor, alles dieses habe ich nun vor mehr als drei Monaten an Haughton geschrieben, u noch keine Zeile Antwort von ihm erhalten. Sie werden sich erinnern, wie schleunig u bereitwillig ich von Paris schrieb, was Sie in seinem Namen begehrten: das ist nun die Erwiederung! Am Ende wäre Haughton wohl am besten meisten dabei interessirt, daß die Schrift in England in Umlauf käme, denn es ist von ihm mit nachdrücklichen Lobe darin die Rede. Vielleicht wird Haughton sagen, er habe meinen Brief nicht empfangen. Aber ich [2] habe den Brief selbst auf die Post gebracht, u die Briefe gehen niemals verloren außer bei denen, die sie nicht empfangen haben wollen. Befragen Sie ihn also sogleich mündlich oder schriftlich, wie die Sache steht? ob er etwas gethan hat u thun will oder thun will? Wo nicht, so könnten Sie wohl selbst die Sache bei Lord Munster in Anregung bringen, wie aus eigenem Antriebe: Das Geschäft ist so einfach wie möglich: die Ausgabe ist eine Kleinigkeit; das Translation Commitee oder der Council der As. Soc. bestellt die Ex. um sie nachher den Mitgliedern gegen Erstattung des Preises abzustehen. Sie brauchen dem Lord Munster gar nicht zu verhehlen, daß der Plan des Transl. Comm. scharf critisirt wird. Auch in Oxford wird man auf die Schrift neugierig seyn, wegen der Kritik Wilsons. Mein Commissionar, der Buchhändler Weber hier, hat für seine Rechnung eine kleine Anzahl Ex. an Englische Buchhändler geschickt. Aber diese können noch nicht angekommen seyn: sie sind mit dem ganzen Ballen am 16ten Aug. nach Leipzig abgesandt, von da sollen sie über Hamburg nach London gelangen. Da geht alles sehr langsam, mit den wohlfeilsten Frachtgelegenheiten. Wenn keine Bestellung erfolgt, so werde ich für jetzt auch keine Frei-Ex. absenden. Ich bin es, die Wahrheit zu sagen, satt, Schriften deren Druck mir viel Geld kostet, Leuten vor die Thür zu legen, die sie vielleicht nicht einmal lesen oder nichts davon verstehen. Meine Schrift wird in ihrem Werthe bleiben, sie mag in England bekannt werden oder nicht. Man hat mir in London viele Höflichkeiten erzeigt, die ich meiner socialen Stellung, meiner Persönlichkeit, u meinem früheren litterarischen Rufe verdanke. Eine wesentliche Aufmunterung meiner gelehrten Unternehmungen ist mir aber von niemanden als vom Könige zu Theil geworden. Die As. Soc. hat von allem, was sie während meiner Anwesenheit in London aus eignem Antriebe hätte thun sollen, nichts gethan. Herr Wynne hat mich lächerlicher Weise als auswärtiges Mitglied introducirt, welches schon vor 9 Jahren durch ihn selbst geschehen war. Der gute Mann muß wohl an Gedächtniß-Schwäche leiden. Das Institut ist, wie L. Munster sagte, an inert body, u hat, seit sich Colebr. davon zurückgezogen, alle wissenschaftliche Bedeutung verloren. Hilf Himmel, was drucken sie für papers! Uxx Und wie verkehrt sind die Sitzungen eingerichtet! Man hat Beispiele, daß durch die stammelnde Vorlesung langweiliger Abhandlungen die hartnäckigste Schlaflosigkeit geheilt worden ist. Nun mir gilt es gleich, je mehr die Indische Philologie in England herunter kommt, desto mehr wird die unsrige glänzen. Wilson ist ganz unfähig einen Text kritisch herauszugeben, das habe ich klar bewiesen.
Nun leben Sie recht wohl, theuerster Freund, u schreiben Sie mir von Ihren eignen gelehrten Arbeiten, für die ich mich auf das wärmste interessire. Was machen die Vedâs? Haben Sie sich noch nicht zur Bearbeitung eines astronomischen Werkes entschlossen? Es wäre Schade, wenn Sie es nicht thäten, da Sie die mathematischen Kenntnisse besitzen. Aber zur Erholung sollten Sie etwas leichteres vornehmen. Was meynen Sie zu einer freien Übersetzung des Vŕihat Kathâ in Englischer Prosa? Das Werk muß doch unterhaltend seyn. [1] Hier möchte allenfalls das Original wegbleiben. – Ich arbeite an der Übersetzung meines Râmây. wobei mir die Classische Latinität viele Mühe macht. Lassen hat das erste Heft seines Gymnosophista herausgegeben, enthaltend die Sânkhya-Cârikâ, mit vortrefflichem Commentar. Nun schreiben Sie recht bald, u ausführlich nach dem Muster dieses Briefes. ausführlich Leben Sie recht wohl, mit den freundschaftlichsten Gesinnungen ganz der Ihrige
AWvSchlegel

[3] Nun die Anfragen. I) Ist Wilson in England angekommen? Wird er diesen Herbst seine Vorlesungen in England Oxford eröffnen? – 2.) durch welche Gelegenheit ist sind die neuen Dramen Vikramôrvasyâdayah an mich abgesandt? Ich habe noch nichts empfangen, Lassen hat sie bereits. – 3) Ist die neue Ausgabe von Wilsons Diction., der Mahâ-Bhâr. u sonst etwas neues aus Calcutta angelangt? – 4) Ist Stenzlers Raghu-Vañsa wirklich erschienen u wie ist er beschaffen? – 5) Ist Dr. Wallich wieder nach Indien abgereist?
Wenn Sie mir den letzten oder die letzten Jahresberichte des Transl. Comm. ohne Porto durch Gelegenheit zukommen lassen könnten, so würde es mir angenehm seyn. – Hr. Urlichs hat mir Ihre Zeilen gebracht, aber vom Urlicht u sogar vom abgeleiteten Licht habe ich wenig bei ihm wahrgenommen.
[4] To
Dr. F. Rosen
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Crescent
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