• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Bern · Place of Destination: Unknown · Date: 16.08.1811
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Bern
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 16.08.1811
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 241–242.
  • Incipit: „Freitag, 16. August. [1811]
    Liebe Freundin!
    Ich habe Ihnen regelmäßig an jedem Posttag geschrieben. Am Dienstag lag mein Brief absandbereit; da kam Herr [...]“
    Language
  • German
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Freitag, 16. August. [1811]
Liebe Freundin!
Ich habe Ihnen regelmäßig an jedem Posttag geschrieben. Am Dienstag lag mein Brief absandbereit; da kam Herr de Mont[morency] dazu, und es ist ganz gut möglich, daß durch die Zeit, die er brauchte, um seine Zeilen zu schreiben, mein Schreiben zu spät zur Post ging, wiewohl ich schleunigst hinlief und die Uhr noch nicht geschlagen hatte. So werden Sie zwei Briefe zugleich bekommen haben.
Ihr Schreiben vom 14. kam hier mit einem Siegel an, das das Monogramm Ihres Bankiers zeigt; ich lege Ihnen die Bruchstücke bei. Haben Sie selber dies Siegel gebraucht oder vielleicht vergessen, den Brief zu versiegeln? Bitte passen Sie doch auf!
Ich weiß nicht, was Sie so entmutigen kann, wenn Sie wirklich zu einem Entschluß gekommen sind. Ich wollte einzig und allein von Ihren Interessen mit Ihnen reden; ich werde es aber nicht wieder tun, wenn Ihnen das Kummer macht. Im übrigen achten Sie nicht auf meine Worte und beurteilen Sie mich nur nach meinen Taten.
Sie sind aber wirklich im Unrecht, wenn Sie Friedrich den geringsten Vorwurf machen; er hat vollkommen richtig Ihnen gegenüber gehandelt. Wir haben nicht einmal über meine persönlichen Verhältnisse geredet, obwohl diese Rücksichtnahme wenig natürlich war. Ich begreife Ihre Animosität gegen meinen besten Freund wirklich nicht.
In meinen Briefen von hier kann ja nicht viel Inhalt sein; ich höre garnichts, was Sie interessieren könnte und werde durch das Warten richtig unsicher.
Frau Huber ist gestern hier durchgekommen; sie fuhr nach Neufchâtel. Ich sah sie einen Augenblick; sie trug mir herzliche Grüße für Sie auf.
Ich könnte mich, glaube ich, in all den Punkten, die Sie anführen, völlig rechtfertigen, aber wozu schriftliche Auseinandersetzungen, wenn wir vergeblich versucht haben, uns mündlich zu verständigen?
Leben Sie wohl, liebe Freundin! Hoffentlich haben sich die Wolken, die Ihre Seele beunruhigten, verzogen. Lassen Sie doch alles andere beiseite und denken Sie nur daran zu handeln; Sie haben alle Ihre Kräfte dazu nötig.
Wollen Sie Frau D.... herzlich danken, daß sie an mich gedacht hat, und ihr sagen, daß die wenigen Tage, in denen ich einen so herrlichen Charakter kennen lernte, für mich unschätzbar waren – um so mehr, als es den Anschein hat, daß wir uns kaum je wiedersehen werden, da ich nun einmal den Staub für immer von meinen Schuhen schütteln mußte, als ich das Land verließ.
Wenn Eugène sich um den Wagen kümmern will, so soll er ihn auf eigene Rechnung wieder verkaufen; es wäre nicht richtig, wenn er das Risiko trüge, ohne auch den etwaigen Gewinn zu haben. Er kann sich leicht mit Déjean verständigen, um ihn mit Pferden kommen zu lassen, die dann ohne Wagen zurückkehren können.
Albertine hatte mir einen Brief versprochen; in Zürich war ich schon dabei, sehr lange Briefe zu schreiben, aber man hat mir ein wenig dazu die Lust genommen.
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Freitag, 16. August. [1811]
Liebe Freundin!
Ich habe Ihnen regelmäßig an jedem Posttag geschrieben. Am Dienstag lag mein Brief absandbereit; da kam Herr de Mont[morency] dazu, und es ist ganz gut möglich, daß durch die Zeit, die er brauchte, um seine Zeilen zu schreiben, mein Schreiben zu spät zur Post ging, wiewohl ich schleunigst hinlief und die Uhr noch nicht geschlagen hatte. So werden Sie zwei Briefe zugleich bekommen haben.
Ihr Schreiben vom 14. kam hier mit einem Siegel an, das das Monogramm Ihres Bankiers zeigt; ich lege Ihnen die Bruchstücke bei. Haben Sie selber dies Siegel gebraucht oder vielleicht vergessen, den Brief zu versiegeln? Bitte passen Sie doch auf!
Ich weiß nicht, was Sie so entmutigen kann, wenn Sie wirklich zu einem Entschluß gekommen sind. Ich wollte einzig und allein von Ihren Interessen mit Ihnen reden; ich werde es aber nicht wieder tun, wenn Ihnen das Kummer macht. Im übrigen achten Sie nicht auf meine Worte und beurteilen Sie mich nur nach meinen Taten.
Sie sind aber wirklich im Unrecht, wenn Sie Friedrich den geringsten Vorwurf machen; er hat vollkommen richtig Ihnen gegenüber gehandelt. Wir haben nicht einmal über meine persönlichen Verhältnisse geredet, obwohl diese Rücksichtnahme wenig natürlich war. Ich begreife Ihre Animosität gegen meinen besten Freund wirklich nicht.
In meinen Briefen von hier kann ja nicht viel Inhalt sein; ich höre garnichts, was Sie interessieren könnte und werde durch das Warten richtig unsicher.
Frau Huber ist gestern hier durchgekommen; sie fuhr nach Neufchâtel. Ich sah sie einen Augenblick; sie trug mir herzliche Grüße für Sie auf.
Ich könnte mich, glaube ich, in all den Punkten, die Sie anführen, völlig rechtfertigen, aber wozu schriftliche Auseinandersetzungen, wenn wir vergeblich versucht haben, uns mündlich zu verständigen?
Leben Sie wohl, liebe Freundin! Hoffentlich haben sich die Wolken, die Ihre Seele beunruhigten, verzogen. Lassen Sie doch alles andere beiseite und denken Sie nur daran zu handeln; Sie haben alle Ihre Kräfte dazu nötig.
Wollen Sie Frau D.... herzlich danken, daß sie an mich gedacht hat, und ihr sagen, daß die wenigen Tage, in denen ich einen so herrlichen Charakter kennen lernte, für mich unschätzbar waren – um so mehr, als es den Anschein hat, daß wir uns kaum je wiedersehen werden, da ich nun einmal den Staub für immer von meinen Schuhen schütteln mußte, als ich das Land verließ.
Wenn Eugène sich um den Wagen kümmern will, so soll er ihn auf eigene Rechnung wieder verkaufen; es wäre nicht richtig, wenn er das Risiko trüge, ohne auch den etwaigen Gewinn zu haben. Er kann sich leicht mit Déjean verständigen, um ihn mit Pferden kommen zu lassen, die dann ohne Wagen zurückkehren können.
Albertine hatte mir einen Brief versprochen; in Zürich war ich schon dabei, sehr lange Briefe zu schreiben, aber man hat mir ein wenig dazu die Lust genommen.
· Original , 16.08.1811
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