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[Sonntag] Bern, den 12. Januar 1812
Liebe Freundin!
Trotz eines starken Katarrhs, der mir den Kopf beschwert und mich notgedrungen jeden Morgen im Bett zu bleiben zwingt, will ich doch die Post nicht abgehen lassen, ohne Ihnen zum wenigsten einige Zeilen zu schreiben. Ich habe von Ihnen keinen Brief erhalten seit den letzten, auf die ich gestern antwortete, und hier gibt es nichts Neues.
Goethes Buch habe ich jetzt für Sie fertig; ich schicke es mit dem Gepäckwagen und hoffe, Sie werden es Montag erhalten. Jacobi hat eine Schrift Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung veröffentlicht. Ein herrlicher Titel! Wenn sein Inhalt ihm entspricht, muß es das Wichtigste sein, was er jemals geschrieben hat.
In einem Auszug aus meinen poëtischen Werken werde ich ernstlich ermahnt, mein Gedicht über das Rittertum zu vollenden. Man äußert da, die Fürsten sollten mich durch Belohnungen dazu anreizen. Das ist sehr liebenswürdig, aber unsere Fürsten haben andere Gedanken im Kopf, und mein souverain à moi kümmert sich wenig um deutsche Poesie.
Hier finden wenig größere Gesellschaften statt. Herr von Wattenwyl ist mit seiner Frau immer noch in P[aris], ebenso Frau von Falk, so daß ihr Mann wenig Besuche bei sich empfängt. Ich habe noch vergessen, Ihnen mitzuteilen, daß Herr Aloys Reding seit einiger Zeit im Interesse des Klosters Einsiedeln in Wien weilt und dort mit den größten Ehren empfangen worden ist.
In Galizien finden militärische Bewegungen statt. Leute, die Bescheid wissen, sehen das als Vorbereitung für eine bewaffnete Neutralität an. Herr von Bellegarde bleibt an der Spitze des Kriegsministeriums. Die fr[anzösischen] Zeitungen kündigten neulich einen Ministerwechsel in Österreich an – das sind Albernheiten, die lediglich auf Mißverständnissen beruhen.
Es ist unrecht, liebe Freundin, wenn man Ihnen sagt, ich vermißte nicht überall Ihre Gesellschaft. Die Tageseinteilung ist hier für Arbeit und Vergnügen sehr unglücklich – dieses Mittagessen um ein Uhr ist für mich eine Plage meines Lebens. Tausendmal Lebewohl!
Liebe Freundin!
Trotz eines starken Katarrhs, der mir den Kopf beschwert und mich notgedrungen jeden Morgen im Bett zu bleiben zwingt, will ich doch die Post nicht abgehen lassen, ohne Ihnen zum wenigsten einige Zeilen zu schreiben. Ich habe von Ihnen keinen Brief erhalten seit den letzten, auf die ich gestern antwortete, und hier gibt es nichts Neues.
Goethes Buch habe ich jetzt für Sie fertig; ich schicke es mit dem Gepäckwagen und hoffe, Sie werden es Montag erhalten. Jacobi hat eine Schrift Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung veröffentlicht. Ein herrlicher Titel! Wenn sein Inhalt ihm entspricht, muß es das Wichtigste sein, was er jemals geschrieben hat.
In einem Auszug aus meinen poëtischen Werken werde ich ernstlich ermahnt, mein Gedicht über das Rittertum zu vollenden. Man äußert da, die Fürsten sollten mich durch Belohnungen dazu anreizen. Das ist sehr liebenswürdig, aber unsere Fürsten haben andere Gedanken im Kopf, und mein souverain à moi kümmert sich wenig um deutsche Poesie.
Hier finden wenig größere Gesellschaften statt. Herr von Wattenwyl ist mit seiner Frau immer noch in P[aris], ebenso Frau von Falk, so daß ihr Mann wenig Besuche bei sich empfängt. Ich habe noch vergessen, Ihnen mitzuteilen, daß Herr Aloys Reding seit einiger Zeit im Interesse des Klosters Einsiedeln in Wien weilt und dort mit den größten Ehren empfangen worden ist.
In Galizien finden militärische Bewegungen statt. Leute, die Bescheid wissen, sehen das als Vorbereitung für eine bewaffnete Neutralität an. Herr von Bellegarde bleibt an der Spitze des Kriegsministeriums. Die fr[anzösischen] Zeitungen kündigten neulich einen Ministerwechsel in Österreich an – das sind Albernheiten, die lediglich auf Mißverständnissen beruhen.
Es ist unrecht, liebe Freundin, wenn man Ihnen sagt, ich vermißte nicht überall Ihre Gesellschaft. Die Tageseinteilung ist hier für Arbeit und Vergnügen sehr unglücklich – dieses Mittagessen um ein Uhr ist für mich eine Plage meines Lebens. Tausendmal Lebewohl!
· Original , 12.01.1812