• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Bern · Place of Destination: Unknown · Date: 26.01.1812
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Bern
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 26.01.1812
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 280–281.
  • Incipit: „Bern, den 26. Januar 1812.
    Liebe Freundin!
    Ich bitte Sie um Verzeihung, wenn ich Ihnen auf eine Frage in Ihrem vorgestrigen Briefe, die [...]“
    Language
  • German
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 329]/version-01-20/letters/view/12124" data-language="">
Bern, den 26. Januar 1812.
Liebe Freundin!
Ich bitte Sie um Verzeihung, wenn ich Ihnen auf eine Frage in Ihrem vorgestrigen Briefe, die ich nicht ganz verstand, nicht geantwortet habe. Ich werde Friedrich fragen, ob er einen französisch geschriebenen Aufsatz in seine Zeitschrift aufnehmen kann. Aber weshalb wünschen Sie das? Einmal gibt es in Deutschland viele Leute, die französisch nicht leicht lesen können; ferner müßte ein Aufsatz von 150 Seiten in zwei Teile zerlegt werden, denn jedes Heft seiner Zeitschrift ist ja nur fünf oder sechs Bogen stark.
Sagen Sie doch bitte August, mein Buchhändler in Heidelberg habe nur das wenigst bedeutende der drei Bücher finden können, die wir bei ihm bestellt haben. Er werde sich aber die größte Mühe geben, die anderen noch zu besorgen.
Noch immer sind keine neuen Nachrichten da – niemals waren die Zeitungen so inhaltslos. Es ist immer nur die Rede von verschiedenen Ersatzstoffen, d. h. von neuen Phantastereien und von Rübenzucker. Das ist bestimmt die Ruhe vor dem Sturm, oder was glauben Sie? Privatbriefe aus St. Petersburg sollen dauernd versichern, der Friede mit der Türkei werde bald geschlossen.
Der Winter bleibt hier weiter so kalt wie vorher; an allen Tagen stand das Thermometer morgens auf 14 Grad unter Null. Man amüsiert sich mit Schlittenfahrten. Es scheint doch so, als ob die Kälte für dieses Land hier kennzeichnend ist; in Deutschland wird es bedeutend milder sein.
Seit einiger Zeit habe ich mich bis an die Ohren in geschichtliche Untersuchungen vergraben. Mit Leidenschaft studiere ich mittelalterliche Geschichte und Altdeutsch. Ich hoffe, in der Folge das irgendwie nutzbar anbringen zu können.
Ein schon recht betagter Herr von Haller aus Königsfelden hat soeben ein Buch über die römischen Altertümer in der Schweiz veröffentlicht und es dem englischen König gewidmet. Eine originelle Art, seine Neigungen zu bekunden.
Frau von Harms hat mir viel Freundlichkeiten sagen lassen und mich dringend eingeladen, einige Zeit bei ihr in Erlibach zu verbringen. Die arme Frau ist dauernd krank und glaubt, sie sei vom Schlagfluß bedroht.
Liebe Freundin! Seit Ihrem letzten Brief, der auf mich einen peinlichen Eindruck machte, habe ich nichts von Ihnen gehört. Wir sollten uns doch davor hüten, ohne Grund gegen Abwesende verärgert zu sein, schon aus Furcht, sie selber zu verärgern. Hoffentlich erhalte ich heute gute Nachrichten über Ihr Befinden. Leben Sie wohl: Sie wissen, wie freundschaftlich ergeben ich Ihnen bin.
Ein amüsanter Zug findet sich in Goethes Beschreibung der Krönungsfeierlichkeiten: man mußte die Krone Karls des Großen für den jungen Joseph II. ausstopfen, weil sie für seinen Kopf viel zu groß war. Das ist doch wie eine Allegorie gemeinhin auf die Monarchen unseres Jahrhunderts.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 411]/version-01-20/letters/view/12124" data-language="">
Bern, den 26. Januar 1812.
Liebe Freundin!
Ich bitte Sie um Verzeihung, wenn ich Ihnen auf eine Frage in Ihrem vorgestrigen Briefe, die ich nicht ganz verstand, nicht geantwortet habe. Ich werde Friedrich fragen, ob er einen französisch geschriebenen Aufsatz in seine Zeitschrift aufnehmen kann. Aber weshalb wünschen Sie das? Einmal gibt es in Deutschland viele Leute, die französisch nicht leicht lesen können; ferner müßte ein Aufsatz von 150 Seiten in zwei Teile zerlegt werden, denn jedes Heft seiner Zeitschrift ist ja nur fünf oder sechs Bogen stark.
Sagen Sie doch bitte August, mein Buchhändler in Heidelberg habe nur das wenigst bedeutende der drei Bücher finden können, die wir bei ihm bestellt haben. Er werde sich aber die größte Mühe geben, die anderen noch zu besorgen.
Noch immer sind keine neuen Nachrichten da – niemals waren die Zeitungen so inhaltslos. Es ist immer nur die Rede von verschiedenen Ersatzstoffen, d. h. von neuen Phantastereien und von Rübenzucker. Das ist bestimmt die Ruhe vor dem Sturm, oder was glauben Sie? Privatbriefe aus St. Petersburg sollen dauernd versichern, der Friede mit der Türkei werde bald geschlossen.
Der Winter bleibt hier weiter so kalt wie vorher; an allen Tagen stand das Thermometer morgens auf 14 Grad unter Null. Man amüsiert sich mit Schlittenfahrten. Es scheint doch so, als ob die Kälte für dieses Land hier kennzeichnend ist; in Deutschland wird es bedeutend milder sein.
Seit einiger Zeit habe ich mich bis an die Ohren in geschichtliche Untersuchungen vergraben. Mit Leidenschaft studiere ich mittelalterliche Geschichte und Altdeutsch. Ich hoffe, in der Folge das irgendwie nutzbar anbringen zu können.
Ein schon recht betagter Herr von Haller aus Königsfelden hat soeben ein Buch über die römischen Altertümer in der Schweiz veröffentlicht und es dem englischen König gewidmet. Eine originelle Art, seine Neigungen zu bekunden.
Frau von Harms hat mir viel Freundlichkeiten sagen lassen und mich dringend eingeladen, einige Zeit bei ihr in Erlibach zu verbringen. Die arme Frau ist dauernd krank und glaubt, sie sei vom Schlagfluß bedroht.
Liebe Freundin! Seit Ihrem letzten Brief, der auf mich einen peinlichen Eindruck machte, habe ich nichts von Ihnen gehört. Wir sollten uns doch davor hüten, ohne Grund gegen Abwesende verärgert zu sein, schon aus Furcht, sie selber zu verärgern. Hoffentlich erhalte ich heute gute Nachrichten über Ihr Befinden. Leben Sie wohl: Sie wissen, wie freundschaftlich ergeben ich Ihnen bin.
Ein amüsanter Zug findet sich in Goethes Beschreibung der Krönungsfeierlichkeiten: man mußte die Krone Karls des Großen für den jungen Joseph II. ausstopfen, weil sie für seinen Kopf viel zu groß war. Das ist doch wie eine Allegorie gemeinhin auf die Monarchen unseres Jahrhunderts.
· Original , 26.01.1812
×
×