• August Wilhelm von Schlegel an Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Absendeort: Wien · Empfangsort: Unbekannt · Datum: 27.06.1812
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext ohne Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: August Wilhelm von Schlegel
  • Empfänger: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Absendeort: Wien
  • Empfangsort: Unbekannt
  • Datum: 27.06.1812
  • Anmerkung: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Druck
  • Bibliographische Angabe: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 308‒309.
  • Incipit: „Den 27. Juni [1812].
    Liebe Freundin! Nach Hause zurückgekehrt, finde ich Ihren Brief vom 25. vor; ich hätte viel darauf zu [...]“
    Sprache
  • Deutsch
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Den 27. Juni [1812].
Liebe Freundin! Nach Hause zurückgekehrt, finde ich Ihren Brief vom 25. vor; ich hätte viel darauf zu antworten; aber ich will lieber alles, was nicht wirkliche Tatsache ist, zurückstellen, damit wir uns darüber mündlich unterhalten. Dies ist mein dritter Brief. Nichts Neues: es herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Vorgestern sprach man noch von Verhandlungen – sicher haben die Feindseligkeiten noch nicht begonnen, und es ist noch keine Kriegserklärung abgegeben. Schweden will nach den Nachrichten vom 20. Mai strengste Neutralität beobachten. In Rußland hat Herr von Romanzow trotz eines Schlaganfalles die Leitung des Ministeriums nicht niedergelegt, und Herr von Kotschubey hat das Portefeuille nicht übernommen, wie man doch gesagt hatte. Ich bin viel herumgelaufen, habe aber nur wenige Leute gesehen – als Sie hier waren, beachtete man meine Besuche nicht, jetzt, wo Sie fort sind, haben sie kein Interesse mehr. Aug[ust] scheint sich – nach seinen Briefen zu urteilen – nicht zu erinnern, daß ich noch unter den Lebenden weile, obwohl ich ihm mehrere Male geschrieben habe – aber ich bin gegen all diese Dinge ganz gleichgültig.
Ich würde sofort erfahren, was geschieht, aber bis jetzt hat sich eben noch nichts ereignet. Ich möchte so schnell wie möglich wieder zu Ihnen kommen. Tausendmal Lebewohl!
Dem Kind von Frau von Humboldt geht es bedeutend besser.
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Den 27. Juni [1812].
Liebe Freundin! Nach Hause zurückgekehrt, finde ich Ihren Brief vom 25. vor; ich hätte viel darauf zu antworten; aber ich will lieber alles, was nicht wirkliche Tatsache ist, zurückstellen, damit wir uns darüber mündlich unterhalten. Dies ist mein dritter Brief. Nichts Neues: es herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Vorgestern sprach man noch von Verhandlungen – sicher haben die Feindseligkeiten noch nicht begonnen, und es ist noch keine Kriegserklärung abgegeben. Schweden will nach den Nachrichten vom 20. Mai strengste Neutralität beobachten. In Rußland hat Herr von Romanzow trotz eines Schlaganfalles die Leitung des Ministeriums nicht niedergelegt, und Herr von Kotschubey hat das Portefeuille nicht übernommen, wie man doch gesagt hatte. Ich bin viel herumgelaufen, habe aber nur wenige Leute gesehen – als Sie hier waren, beachtete man meine Besuche nicht, jetzt, wo Sie fort sind, haben sie kein Interesse mehr. Aug[ust] scheint sich – nach seinen Briefen zu urteilen – nicht zu erinnern, daß ich noch unter den Lebenden weile, obwohl ich ihm mehrere Male geschrieben habe – aber ich bin gegen all diese Dinge ganz gleichgültig.
Ich würde sofort erfahren, was geschieht, aber bis jetzt hat sich eben noch nichts ereignet. Ich möchte so schnell wie möglich wieder zu Ihnen kommen. Tausendmal Lebewohl!
Dem Kind von Frau von Humboldt geht es bedeutend besser.
· Original , 27.06.1812
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