• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Berlin · Date: 15. Mai [1803]
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 15. Mai [1803]
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 109‒112.
  • Incipit: „[1] den 15ten Mai
    Herzlich geliebter Bruder,
    Nicht dürft ich mich wundern, wenn Du im Ernst böse auf mich wärest, daß ich einen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.184
  • Number of Pages: 6S., hs. m. U.
  • Format: 17,8 x 10,4 cm
    Language
  • German
[1] den 15ten Mai
Herzlich geliebter Bruder,
Nicht dürft ich mich wundern, wenn Du im Ernst böse auf mich wärest, daß ich einen so reichen freundschaftlichen Brief u das göttliche Gedicht so lange unbeantwortet lassen konnte. Beides hat mich mehr als ich sagen kann gerührt u recht innerlich erquickt. – Die Wahrheit ist, daß ich eigentlich den größten Theil der Zeit her nicht recht werth war Dir dieses zu beantworten. Es ging mir zum Theil sehr schlecht, aus einer sehr gemeinen Ursache. Es hat allen Anschein, daß ich um den Rest des Vermögens meiner Frau kommen werde, zu einer Zeit da ich grade am meisten Ursache hatte darauf zu rechnen; und so wenig bedeutend es an sich, so hing doch nun für den jetzigen Augenblick meine Ruhe und Ungestörtheit an den 1000 oder 2000 F mehr oder weniger. Die Sorge hat mir nicht nur viel Zeit gekostet sondern auch oft alle Lust am Guten u Erfreulichen vergällt. –
Sonst ist mirs aber vortreflich ergangen. Denn vieles, vieles habʼ ich erlernt. Nicht nur im Persischen Fortschritte gemacht, sondern endlich ist auch das grosse Ziel erreicht, daß ich des Samskrit gewiß bin. Ich werde binnen vier Monaten die Sakontala in der Urschrift lesen können, wenn ich gleich alsdann die Uebersetzung wohl auch noch brauchen werde. Ungeheure Anstrengung hat es erfodert, da eine grosse Complication und eine eigne Methode des Divinierens und der Mühe; da ich die Elemente ohne Elementar Bücher erlernen muste. Zulezt ist mir noch sehr zu Statten gekommen, daß ein Engländer Hamilton, der einzige in Europa ausser Wilkins der es weiß, [2] und zwar sehr gründlich weiß, mir mit Rath wenigstens zu Hülfe kam. – Ueber die provenzal Mscrpte habe ich Dir im 2ten Heft der Eur. eine Nachricht zugeschrieben; die über die Sylbenmaaße soll gleich nachfolgen. – Herrlich wärʼ es wenn wir gemeinschaftlich etwas dafür unternehmen könnten; es versteht sich daß ich mit Ernst darauf sinnen werde, und nun allen Gedanken bei Seite setze, wie ich sonst dachte, mich dazu mit einem Provenzalen zu associiren. Diese Leute sind hier doch zu unbeholfen, wenn sie auch Liebhaberei haben, fließt sie meist nicht aus der ächten Quelle. Von den übrigen provenzal Mscr. soll auch die Nachricht im 3ten Heft folgen.
Kurz ich habe reichlich gesäet und geerndet, und wenn es nur irgend einen Fürsten oder reichen Freund in der Welt geben könnte, der mir auf 2 oder drei Jahr, 1000 Th jährlich sicherte, so wäre ich der glücklichste aller Menschen und wollte viel Herrliches zu Tage fördern. – Das göttliche Gedicht an mich kann ich mich für jezt noch nicht entschliessen, auf dem Markt der Europa auszustellen; hast Du es aber für unsre Freunde abdrucken lassen, so ist das sehr schön und bitte um einige Exempl. Erquickend u erfreulich ist mir mehr als ich es sagen kann, das Bestehen dieser Freundschaft in aller Entfernung. – Wie herrlich wärʼ es wenn Du auf eine Zeit lang herkämst. Es verlohnt sich wahrlich der Mühe auch soll Dir die Reise sehr wenig kosten; wenn man hier erst Lehrgeld bezahlt hat, so ist es nichts weniger als theuer hier. –
Mit Fichteʼs ewigem Nichterscheinen der neuen Darstellung, das fängt an mir Langeweile zu machen. –
[3] Weißt Du nicht, wo u wie die Saynetes des Calderon gedruckt u zu haben sind – u seine andren Gedichte – besonders das von den vier lezten Dingen? –
Du solltest mit Schütz herkommen. Vielleichteeht es mir unterdessen etwas besser, so gingen wir zusammen nach Madrid – oder doch wenigstens in die Provençe, was nicht theuer ist. –
Was ist das für eine Zeitschrift Italien die ich bei Unger angekündigt finde? – Was ist das für eine Polychorde von Bode, wo man auch von Tieck u Dir Beiträge verspricht? –
Nun noch eins, wegen der Mutter. Wenn Hannover wie es fast gewiß ist, durch eine französ. Armee occupirt wird; so ist zu besorgen, daß sie so sehr darunter leiden werde, durch Nichtauszahlung der Pension u.s.w. Man muß ja dafür sorgen, ich will auch gern meinen Theil tragen, und zu diesem Zweck allenfalls noch mehr Schulden machen als ich schon habe. Nun lebe herzlich wohl, ich umarme Dich von Herzensgrunde. Grüße alle Freunde u erhalte mir alle nützlichen Menschen.
Friedrich.

Hättest Du von Boethli nichts erhalten, so laß dir die genaue Persischen Grammatik von Mahlmann geben.
Sei doch so gütig an Reimer zu sagen, daß ich ihn um die Bogen der Kritik d. Moral bitte, wenn sie nicht fertig geworden; sonst 2 Exempl des Ganzen wenn es fertig. Ich schreibe ihm grade nach Berlin. Dieser Brief wird sonst zu dick. [4] In Rücksicht der erst erwähnten großen Verlegenheit mußt Du es mir auch verzeihen, daß ich Dir bis jezt weder Camoëns noch Boscan Garcilasso geschickt, u Dein Schuldner bleibe. Gewiß aber werdʼ ich sobald ich nur etwas frei Athem schöpfen kann, gleich alles aufs Pünktlichste besorgen.
Solltest Du zu der Persischen Grammatik einen geneigten Buchhändler finden, so wirst Du nun das was ich vo[m] Samskr geschrieben, dabei geltend z[u] machen wissen. –
Sucht mir doch bisweilen neue Bücher durch Reisende zu sch[xxxx], da geht es viel schneller. – So könnte mir der junge Boe[thli] aus Weimar wohl mitbringen. Die Duplicität der Ex wünsch ich nur wegen der Unersätzlichkeit im Fall des Verlohrengehens, sondern es ist auch nöthig weil man sich hier des Verleihens gar nicht erwehren. Ihr müßt das al[s] einen Tribut betrachten, der für das Ganz[e] getragen werden muß; da ich mich hier im Lande der Ungl[äu]bigen befinde.
Wegen Merkel u der andren Freimüthigen hast du unendlich Recht; es war eine falsche Tendenz.
Wegen des ausgeschriebenen Namens der S. B. bitte ich sehr um Entschuldigung. Ich muß Dir nur gestehen, daß ich es aus dem Gedächtnisse so geschrieben, denn das Buch ist mir, da ich es auf der Reise bei mir hatte, abhanden gekommen; und ich habʼ e[s] mir erst hier wieder verschrieben.
Von Portug Lyrikern u Dramatikern von einem wirst du im 2ten Heft etwas finden, habʼ ich hier auf allen Bibl fast nichts gefunden. Kaum ein oder zwei Dichter ausser dem Camoëns.
[5] Bitten und Aufträge an meinen Bruder
1) Bitte ich sowohl von eignen Werken, selbst mir immer wo möglich 2 Ex. eins auf Velin eins ordinär zu geben, und zwar wenn es sein kann geheftet, weil die franz. Buchbinder sonst grosse Confusion machen. So bitte ich vom Jon, vom Spanischen Theater; u bitte auch meine Freunde dazu zu bewegen. So mit dem Lacrymas.
2) Ich bitte sich einmal gelegentl. zu erkundigen, wo die Bücher die ich noch in Berlin habe sich befinden. Schleierm hat sie entweder der Herz oder Schützen gelassen. Ich wünschte gern die Fantasien über die Kunst zu haben, die darunter sind u auch möchtʼ ich gern wissen was sonst noch da ist.
3) Ich bitte mir die Sylbenmessung von Voß, auch wenn von Fichte oder Goethe etwas herausgekommen ist, durch Wilmans zu besorgen; d.h. ihm aufzutragen daß er es für mich kaufe und besorge.
4) Ich bitte ja nicht übel zu nehmen, wenn Paulus wegen der 12 Th an Dich geschrieben hat; er ist ein Esel. Ich habe schon längst Ordre gegeben, es ihm auszuzahlen.
5) Ist Bernhardiʼs 2ter Theil Sprachlehre herausgekommen oder etwas von den neuen Sachen der S. B. so bitte ich recht sehr es mir auch zukommen zu lassen.
6) Bitte ich das Intresse der Europa eifrigst u bestens zu besorgen. Das 2te Heft ist vollständig schon länger als 3 Wochen an Wilm. abgegangen, u noch habʼ ich keine Antwort. Auch das 3te ist schon sehr weit, und ich denke es soll in der Folge immer eher Ueberfluß als Mangel sein, wenn Du es nur bei den übrigen Deutschen Freunden dahin bringen könntest, daß [6] sie eben so thätig u theilnehmend freundschaftlich wären wie Du.
7) Das Einleitungsstück Deiner Vorlesung, wenn Du es willst drucken lassen, bitte ich recht sehr nur in d Eur zu geben; es müßte denn sein daß etwas gegen die Regierung darin wäre, oder ein direkter Litterar. Angriff auf Goethe oder Fichte, [mit] denen ich nicht im Krieg sein möchte.
8) Du wirst die Ankündigung, überschr Polyʼmathische Schule durch Boethlingk aus Petersburg erhalten haben. Ich mag den Brief nicht verdicken durch noch ein Ex. und will nur kurz erklären was es ist. Ich bin in so fern selbst dabei interessirt, daß ich versprochen habe, wenn es recht zu Stand, den Antheil der Sprach u Kunstgeschichte pp selbst zu übernehmen u zu dirigiren. Die Anerbietungen die man mir gemacht hat, sind so sehr groß, daß ich wohl einen Theil meiner Zeit dafür an solche subalternen Arbeiten verwenden könnte.
9) Glaubst Du wirklich, daß der schlechte Druck der Eur. vielen Schaden thun könne; so suche ihn doch mit zu bereden, daß er sie hier oder bei Dir in Berlin drucken läßt. Ueberhaupt rede mit ihm ab, was Du für gut findest in dieser Rücksicht. Du wirst finden er ist ein gutmeinender nur etwa schwerbegreifender Mann
10) Suche doch zu erfahren, wie viele Ex. vom 1ten Theil der Luc jezt verkauft u noch da sind; und ob ich sicher sein kann, daß Fröhlich nicht etwa ohne mein Wissen eine kleine Nachauf[lage] machen läßt. Ich glaube beinah, daß ich die 2te Ausg[abe] des1ten Theils möchte eher erscheinen lassen, als den 2ten Theil selbst, oder doch beide zu gleich. –
[1] den 15ten Mai
Herzlich geliebter Bruder,
Nicht dürft ich mich wundern, wenn Du im Ernst böse auf mich wärest, daß ich einen so reichen freundschaftlichen Brief u das göttliche Gedicht so lange unbeantwortet lassen konnte. Beides hat mich mehr als ich sagen kann gerührt u recht innerlich erquickt. – Die Wahrheit ist, daß ich eigentlich den größten Theil der Zeit her nicht recht werth war Dir dieses zu beantworten. Es ging mir zum Theil sehr schlecht, aus einer sehr gemeinen Ursache. Es hat allen Anschein, daß ich um den Rest des Vermögens meiner Frau kommen werde, zu einer Zeit da ich grade am meisten Ursache hatte darauf zu rechnen; und so wenig bedeutend es an sich, so hing doch nun für den jetzigen Augenblick meine Ruhe und Ungestörtheit an den 1000 oder 2000 F mehr oder weniger. Die Sorge hat mir nicht nur viel Zeit gekostet sondern auch oft alle Lust am Guten u Erfreulichen vergällt. –
Sonst ist mirs aber vortreflich ergangen. Denn vieles, vieles habʼ ich erlernt. Nicht nur im Persischen Fortschritte gemacht, sondern endlich ist auch das grosse Ziel erreicht, daß ich des Samskrit gewiß bin. Ich werde binnen vier Monaten die Sakontala in der Urschrift lesen können, wenn ich gleich alsdann die Uebersetzung wohl auch noch brauchen werde. Ungeheure Anstrengung hat es erfodert, da eine grosse Complication und eine eigne Methode des Divinierens und der Mühe; da ich die Elemente ohne Elementar Bücher erlernen muste. Zulezt ist mir noch sehr zu Statten gekommen, daß ein Engländer Hamilton, der einzige in Europa ausser Wilkins der es weiß, [2] und zwar sehr gründlich weiß, mir mit Rath wenigstens zu Hülfe kam. – Ueber die provenzal Mscrpte habe ich Dir im 2ten Heft der Eur. eine Nachricht zugeschrieben; die über die Sylbenmaaße soll gleich nachfolgen. – Herrlich wärʼ es wenn wir gemeinschaftlich etwas dafür unternehmen könnten; es versteht sich daß ich mit Ernst darauf sinnen werde, und nun allen Gedanken bei Seite setze, wie ich sonst dachte, mich dazu mit einem Provenzalen zu associiren. Diese Leute sind hier doch zu unbeholfen, wenn sie auch Liebhaberei haben, fließt sie meist nicht aus der ächten Quelle. Von den übrigen provenzal Mscr. soll auch die Nachricht im 3ten Heft folgen.
Kurz ich habe reichlich gesäet und geerndet, und wenn es nur irgend einen Fürsten oder reichen Freund in der Welt geben könnte, der mir auf 2 oder drei Jahr, 1000 Th jährlich sicherte, so wäre ich der glücklichste aller Menschen und wollte viel Herrliches zu Tage fördern. – Das göttliche Gedicht an mich kann ich mich für jezt noch nicht entschliessen, auf dem Markt der Europa auszustellen; hast Du es aber für unsre Freunde abdrucken lassen, so ist das sehr schön und bitte um einige Exempl. Erquickend u erfreulich ist mir mehr als ich es sagen kann, das Bestehen dieser Freundschaft in aller Entfernung. – Wie herrlich wärʼ es wenn Du auf eine Zeit lang herkämst. Es verlohnt sich wahrlich der Mühe auch soll Dir die Reise sehr wenig kosten; wenn man hier erst Lehrgeld bezahlt hat, so ist es nichts weniger als theuer hier. –
Mit Fichteʼs ewigem Nichterscheinen der neuen Darstellung, das fängt an mir Langeweile zu machen. –
[3] Weißt Du nicht, wo u wie die Saynetes des Calderon gedruckt u zu haben sind – u seine andren Gedichte – besonders das von den vier lezten Dingen? –
Du solltest mit Schütz herkommen. Vielleichteeht es mir unterdessen etwas besser, so gingen wir zusammen nach Madrid – oder doch wenigstens in die Provençe, was nicht theuer ist. –
Was ist das für eine Zeitschrift Italien die ich bei Unger angekündigt finde? – Was ist das für eine Polychorde von Bode, wo man auch von Tieck u Dir Beiträge verspricht? –
Nun noch eins, wegen der Mutter. Wenn Hannover wie es fast gewiß ist, durch eine französ. Armee occupirt wird; so ist zu besorgen, daß sie so sehr darunter leiden werde, durch Nichtauszahlung der Pension u.s.w. Man muß ja dafür sorgen, ich will auch gern meinen Theil tragen, und zu diesem Zweck allenfalls noch mehr Schulden machen als ich schon habe. Nun lebe herzlich wohl, ich umarme Dich von Herzensgrunde. Grüße alle Freunde u erhalte mir alle nützlichen Menschen.
Friedrich.

Hättest Du von Boethli nichts erhalten, so laß dir die genaue Persischen Grammatik von Mahlmann geben.
Sei doch so gütig an Reimer zu sagen, daß ich ihn um die Bogen der Kritik d. Moral bitte, wenn sie nicht fertig geworden; sonst 2 Exempl des Ganzen wenn es fertig. Ich schreibe ihm grade nach Berlin. Dieser Brief wird sonst zu dick. [4] In Rücksicht der erst erwähnten großen Verlegenheit mußt Du es mir auch verzeihen, daß ich Dir bis jezt weder Camoëns noch Boscan Garcilasso geschickt, u Dein Schuldner bleibe. Gewiß aber werdʼ ich sobald ich nur etwas frei Athem schöpfen kann, gleich alles aufs Pünktlichste besorgen.
Solltest Du zu der Persischen Grammatik einen geneigten Buchhändler finden, so wirst Du nun das was ich vo[m] Samskr geschrieben, dabei geltend z[u] machen wissen. –
Sucht mir doch bisweilen neue Bücher durch Reisende zu sch[xxxx], da geht es viel schneller. – So könnte mir der junge Boe[thli] aus Weimar wohl mitbringen. Die Duplicität der Ex wünsch ich nur wegen der Unersätzlichkeit im Fall des Verlohrengehens, sondern es ist auch nöthig weil man sich hier des Verleihens gar nicht erwehren. Ihr müßt das al[s] einen Tribut betrachten, der für das Ganz[e] getragen werden muß; da ich mich hier im Lande der Ungl[äu]bigen befinde.
Wegen Merkel u der andren Freimüthigen hast du unendlich Recht; es war eine falsche Tendenz.
Wegen des ausgeschriebenen Namens der S. B. bitte ich sehr um Entschuldigung. Ich muß Dir nur gestehen, daß ich es aus dem Gedächtnisse so geschrieben, denn das Buch ist mir, da ich es auf der Reise bei mir hatte, abhanden gekommen; und ich habʼ e[s] mir erst hier wieder verschrieben.
Von Portug Lyrikern u Dramatikern von einem wirst du im 2ten Heft etwas finden, habʼ ich hier auf allen Bibl fast nichts gefunden. Kaum ein oder zwei Dichter ausser dem Camoëns.
[5] Bitten und Aufträge an meinen Bruder
1) Bitte ich sowohl von eignen Werken, selbst mir immer wo möglich 2 Ex. eins auf Velin eins ordinär zu geben, und zwar wenn es sein kann geheftet, weil die franz. Buchbinder sonst grosse Confusion machen. So bitte ich vom Jon, vom Spanischen Theater; u bitte auch meine Freunde dazu zu bewegen. So mit dem Lacrymas.
2) Ich bitte sich einmal gelegentl. zu erkundigen, wo die Bücher die ich noch in Berlin habe sich befinden. Schleierm hat sie entweder der Herz oder Schützen gelassen. Ich wünschte gern die Fantasien über die Kunst zu haben, die darunter sind u auch möchtʼ ich gern wissen was sonst noch da ist.
3) Ich bitte mir die Sylbenmessung von Voß, auch wenn von Fichte oder Goethe etwas herausgekommen ist, durch Wilmans zu besorgen; d.h. ihm aufzutragen daß er es für mich kaufe und besorge.
4) Ich bitte ja nicht übel zu nehmen, wenn Paulus wegen der 12 Th an Dich geschrieben hat; er ist ein Esel. Ich habe schon längst Ordre gegeben, es ihm auszuzahlen.
5) Ist Bernhardiʼs 2ter Theil Sprachlehre herausgekommen oder etwas von den neuen Sachen der S. B. so bitte ich recht sehr es mir auch zukommen zu lassen.
6) Bitte ich das Intresse der Europa eifrigst u bestens zu besorgen. Das 2te Heft ist vollständig schon länger als 3 Wochen an Wilm. abgegangen, u noch habʼ ich keine Antwort. Auch das 3te ist schon sehr weit, und ich denke es soll in der Folge immer eher Ueberfluß als Mangel sein, wenn Du es nur bei den übrigen Deutschen Freunden dahin bringen könntest, daß [6] sie eben so thätig u theilnehmend freundschaftlich wären wie Du.
7) Das Einleitungsstück Deiner Vorlesung, wenn Du es willst drucken lassen, bitte ich recht sehr nur in d Eur zu geben; es müßte denn sein daß etwas gegen die Regierung darin wäre, oder ein direkter Litterar. Angriff auf Goethe oder Fichte, [mit] denen ich nicht im Krieg sein möchte.
8) Du wirst die Ankündigung, überschr Polyʼmathische Schule durch Boethlingk aus Petersburg erhalten haben. Ich mag den Brief nicht verdicken durch noch ein Ex. und will nur kurz erklären was es ist. Ich bin in so fern selbst dabei interessirt, daß ich versprochen habe, wenn es recht zu Stand, den Antheil der Sprach u Kunstgeschichte pp selbst zu übernehmen u zu dirigiren. Die Anerbietungen die man mir gemacht hat, sind so sehr groß, daß ich wohl einen Theil meiner Zeit dafür an solche subalternen Arbeiten verwenden könnte.
9) Glaubst Du wirklich, daß der schlechte Druck der Eur. vielen Schaden thun könne; so suche ihn doch mit zu bereden, daß er sie hier oder bei Dir in Berlin drucken läßt. Ueberhaupt rede mit ihm ab, was Du für gut findest in dieser Rücksicht. Du wirst finden er ist ein gutmeinender nur etwa schwerbegreifender Mann
10) Suche doch zu erfahren, wie viele Ex. vom 1ten Theil der Luc jezt verkauft u noch da sind; und ob ich sicher sein kann, daß Fröhlich nicht etwa ohne mein Wissen eine kleine Nachauf[lage] machen läßt. Ich glaube beinah, daß ich die 2te Ausg[abe] des1ten Theils möchte eher erscheinen lassen, als den 2ten Theil selbst, oder doch beide zu gleich. –
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