• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Unknown · Date: [September/Oktober 1795]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [September/Oktober 1795]
  • Notations: Datum sowie Absendeort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 627‒628.
  • Incipit: „[Dresden, September/Oktober 1795]
    Ich freue mich sehr, daß Du Dich in Thätigkeit gesetzt hast. Schreib mir ob Du die übrigen Grammatischen Briefe [...]“
    Language
  • German
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[Dresden, September/Oktober 1795]
Ich freue mich sehr, daß Du Dich in Thätigkeit gesetzt hast. Schreib mir ob Du die übrigen Grammatischen Briefe gleich haben mußt. Sonst schicke ich sie nach und nach. Es existirt ein Buch von Kampe oder Kemp, dem berühmten Schachspieler, wo ich nicht irre heißt der Titel: Beschreibung einer Sprechmaschine. Es enthält äusserst wichtige Beyträge zu Deinen ietzigen Untersuchungen. Du mußt es nothwendig lesen, besonders den Abschnitt von der Stimmritze studiren. Du findest darin die genausten Beschreibungen mit Kupfern: die Gründe von den Unterschieden der Vokale und Konsonanten, von dem Effekt und Charakter einzelner Konsonanten und ihrer Zusammensetzung, eine Tonleiter der Vokale pp. Uebrigens bin ich mit dem was dieser Brief enthält, jetzt völlig einverstanden: über den Unterschied der Vokale und Konsonanten und über den offnen Ton besonders trefliche Winke, die ich aber ganz ausgeführt und erschöpft wünsche. Hüte Dich vor Partheylichkeit für das Französische und Italiänische. – Ich kann nicht eher schreiben, bis das Mscrpt weg ist. Lebewohl und grüße Karoline.
F. S.
Nur die Farbenleiter der Vokale könnte ich eine Spielerey finden, weil der Gedanke unrichtig. Sonst wünsche ich Dich frey von der Besorgniß, ins Spielende zu fallen. Denn die Sprache besteht in und aus den feinsten Beziehungen sagt Klopstock. – Wirst Du nur von Poesie reden oder auch von der Prosa – „von diesen Tönen, diesen Anregungen der Töne, von der Stellung der Worte, von dem was die Worte Edles und Starkes haben?“ – Wie wirst [Du] glücklich durch die Eurythmie gelangen, da die Theorie der Musik Dir fremd ist? Ich beschwöre Dich nur, Dich auf den Griechischen Rythmus ja nicht einzulassen. Bis meine Geschichte der Griechischen Musik einmal gedruckt seyn wird, kann ich Dir nur wie Hüon, bey meiner Ehre versichern, daß alles was Rousseau, Forkel, Klopstock, Moritz davon gesagt haben, nicht etwa in einigen Nebenbehauptungen sondern in den ersten Prinzipien grundfalsch ist. Ich zweifle sogar, daß es in modernen Sprachen einen eigentlichen Rythmus giebt, und seit ich den ächt Griechischen besser kenne, hat sich mein Urtheil über die Modern-Griechische sehr geändert. Selbst der Unterschied der Griechischen und Modernen Quantität ist nirgends erschöpft. Auch Moritz ist hier seicht. –
Lebe wohl. Hüte Dich vor Klopstockscher Einseitigkeit. Ich verzeihe sie gern, wenn sie treflich ist. Das Publikum ist nicht so tolerant.
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[Dresden, September/Oktober 1795]
Ich freue mich sehr, daß Du Dich in Thätigkeit gesetzt hast. Schreib mir ob Du die übrigen Grammatischen Briefe gleich haben mußt. Sonst schicke ich sie nach und nach. Es existirt ein Buch von Kampe oder Kemp, dem berühmten Schachspieler, wo ich nicht irre heißt der Titel: Beschreibung einer Sprechmaschine. Es enthält äusserst wichtige Beyträge zu Deinen ietzigen Untersuchungen. Du mußt es nothwendig lesen, besonders den Abschnitt von der Stimmritze studiren. Du findest darin die genausten Beschreibungen mit Kupfern: die Gründe von den Unterschieden der Vokale und Konsonanten, von dem Effekt und Charakter einzelner Konsonanten und ihrer Zusammensetzung, eine Tonleiter der Vokale pp. Uebrigens bin ich mit dem was dieser Brief enthält, jetzt völlig einverstanden: über den Unterschied der Vokale und Konsonanten und über den offnen Ton besonders trefliche Winke, die ich aber ganz ausgeführt und erschöpft wünsche. Hüte Dich vor Partheylichkeit für das Französische und Italiänische. – Ich kann nicht eher schreiben, bis das Mscrpt weg ist. Lebewohl und grüße Karoline.
F. S.
Nur die Farbenleiter der Vokale könnte ich eine Spielerey finden, weil der Gedanke unrichtig. Sonst wünsche ich Dich frey von der Besorgniß, ins Spielende zu fallen. Denn die Sprache besteht in und aus den feinsten Beziehungen sagt Klopstock. – Wirst Du nur von Poesie reden oder auch von der Prosa – „von diesen Tönen, diesen Anregungen der Töne, von der Stellung der Worte, von dem was die Worte Edles und Starkes haben?“ – Wie wirst [Du] glücklich durch die Eurythmie gelangen, da die Theorie der Musik Dir fremd ist? Ich beschwöre Dich nur, Dich auf den Griechischen Rythmus ja nicht einzulassen. Bis meine Geschichte der Griechischen Musik einmal gedruckt seyn wird, kann ich Dir nur wie Hüon, bey meiner Ehre versichern, daß alles was Rousseau, Forkel, Klopstock, Moritz davon gesagt haben, nicht etwa in einigen Nebenbehauptungen sondern in den ersten Prinzipien grundfalsch ist. Ich zweifle sogar, daß es in modernen Sprachen einen eigentlichen Rythmus giebt, und seit ich den ächt Griechischen besser kenne, hat sich mein Urtheil über die Modern-Griechische sehr geändert. Selbst der Unterschied der Griechischen und Modernen Quantität ist nirgends erschöpft. Auch Moritz ist hier seicht. –
Lebe wohl. Hüte Dich vor Klopstockscher Einseitigkeit. Ich verzeihe sie gern, wenn sie treflich ist. Das Publikum ist nicht so tolerant.
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