• Johann Ferdinand Koreff to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Unknown · Date: [Dezember 1806]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Ferdinand Koreff
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Dezember 1806]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 377‒378.
  • Incipit: „[1] [Paris, Dezember 1806]
    Tausend Dank, geliebter Freund, für Ihre gütige Geld-Hülfe – ich habe sie mit der tiefsten Erkenntlichkeit an Eugene [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,26,3
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,3 x 12,4 cm
    Language
  • German
[1] [Paris, Dezember 1806]
Tausend Dank, geliebter Freund, für Ihre gütige Geld-Hülfe – ich habe sie mit der tiefsten Erkenntlichkeit an Eugene zurückgegeben, aber was ich nicht mit zurückgeben kann und will, ist die Erinnerung an Ihr gutes Herz und Ihre Bereitwilligkeit. Noch habe ich leider keine Nachricht von meinen Schwestern, so wenig wie aus der Stadt wo mein Vermögen ist, weil sie, wie Sie wissen, bombardirt ist und sich hartnäckig wehrt. Nimmt man sie mit Sturm ein, so kann ich dann auch sagen, omnia mecum porto, was freilich dann sehr leicht und bequem ist und nicht viel Bagagezoll macht. Ich kann aber doch nicht läugnen daß dieses und das Stillschweigen meiner Schwestern mich quälend beunruhigt, [2] der geringste Strahl von Hoffnung soll mir die Aurore des Tages seyn, wo ich Sie und die liebenswürdige Frau von Stael wiedersehen werde. Ich wäre jetzt schon zu Ihnen gekommen, wenn ich meiner Sehnsucht folgte, aber milde Klugheit macht es mir zur Pflicht meine Freude der stillen Heiterkeit Ihres Zirkels gern aufzuopfern die vielleicht durch mich in etwas könnte getrübt werden – was ich um alles in der Welt willen nicht wollte. Nur das Einzige tröstet mich, – nehmlich das sichere Bewußtseyn daß Sie mich so wenig wie die Andern, nicht einen Augenblick vermissen werden, noch dazu da jetzt zwey Männer von Paris zu Ihnen kommen, die Sie gewiß weit mehr erfreuen werden, als ich es mit [3] meiner Gegenwart könnte. Sagen Sie mir doch wenn Sie Oehlenschläger werden gekannt haben in welche Classe des Natursystems von Dichtern er gehöre – ich bin neugierig darauf. Lassen Sie mir Ihre Hefte noch vierzehn Tage. Ich bin jetzt dabey tüchtig Musik zu studiren und also Ihre Ideen mit den meinigen zu vergleichen. Haben Sie den Dante bekommen? Behalten Sie ihn so lange wie Sie wollen, ich werde mir einen anderen leihen. Besitzet Frau von Stael etwa die Flaxmannschen Umrisse zum Dante? Schreiben Sie es mir, im Fall sie sie nicht hat, will ich sie mitbringen, damit diese treffliche Frau doch ein Andenken von mir habe. Ich sende Ihnen den Brentano? Soll ich Ihnen J. Pauls Vorschule zur Aesthetik, Lear und Othello vom jungen Voß schicken?
[4] Die China brauchen Sie nicht, bewahren Sie die blos als ein vortreffliches Zufluchtsmittel auf – sie giebt der Humboldtschen nichts nach. Glauben Sie ja nicht, daß ich an Sie oder Ihren Bruder nicht denke, wenn ich auch ferne bin und Sie es nur selten oder er gewiß nicht thut, weil er mich nicht kennt und mich nicht im geringsten lieb hat. Im Gegentheil ich mache Projecte und vielleicht gelingt bald Eins, wo ich ihm bey sehr weniger Arbeit Geld verschaffen werde. Sagen Sie ihm nichts davon damit wenn es gelingt er überrascht und wenn es mislingt, nicht betrübt werde. Tausend Grüße an Frau von Stael – ich habe ihr geschrieben und gebe morgen meinen Brief auf die Post. Adieu, schreiben Sie mir wenigstens 6 Zeilen aber bald. Noch Einmahl und Hundertmahl tausend Dank für Ihr Geld von mir und meinem Freund H. v. Drieberg der Sie tausendmahl grüßen läßt.

(Für Ihren Bruder ist die Tabackdose die ich ihm als Etrennes schicke)
[1] [Paris, Dezember 1806]
Tausend Dank, geliebter Freund, für Ihre gütige Geld-Hülfe – ich habe sie mit der tiefsten Erkenntlichkeit an Eugene zurückgegeben, aber was ich nicht mit zurückgeben kann und will, ist die Erinnerung an Ihr gutes Herz und Ihre Bereitwilligkeit. Noch habe ich leider keine Nachricht von meinen Schwestern, so wenig wie aus der Stadt wo mein Vermögen ist, weil sie, wie Sie wissen, bombardirt ist und sich hartnäckig wehrt. Nimmt man sie mit Sturm ein, so kann ich dann auch sagen, omnia mecum porto, was freilich dann sehr leicht und bequem ist und nicht viel Bagagezoll macht. Ich kann aber doch nicht läugnen daß dieses und das Stillschweigen meiner Schwestern mich quälend beunruhigt, [2] der geringste Strahl von Hoffnung soll mir die Aurore des Tages seyn, wo ich Sie und die liebenswürdige Frau von Stael wiedersehen werde. Ich wäre jetzt schon zu Ihnen gekommen, wenn ich meiner Sehnsucht folgte, aber milde Klugheit macht es mir zur Pflicht meine Freude der stillen Heiterkeit Ihres Zirkels gern aufzuopfern die vielleicht durch mich in etwas könnte getrübt werden – was ich um alles in der Welt willen nicht wollte. Nur das Einzige tröstet mich, – nehmlich das sichere Bewußtseyn daß Sie mich so wenig wie die Andern, nicht einen Augenblick vermissen werden, noch dazu da jetzt zwey Männer von Paris zu Ihnen kommen, die Sie gewiß weit mehr erfreuen werden, als ich es mit [3] meiner Gegenwart könnte. Sagen Sie mir doch wenn Sie Oehlenschläger werden gekannt haben in welche Classe des Natursystems von Dichtern er gehöre – ich bin neugierig darauf. Lassen Sie mir Ihre Hefte noch vierzehn Tage. Ich bin jetzt dabey tüchtig Musik zu studiren und also Ihre Ideen mit den meinigen zu vergleichen. Haben Sie den Dante bekommen? Behalten Sie ihn so lange wie Sie wollen, ich werde mir einen anderen leihen. Besitzet Frau von Stael etwa die Flaxmannschen Umrisse zum Dante? Schreiben Sie es mir, im Fall sie sie nicht hat, will ich sie mitbringen, damit diese treffliche Frau doch ein Andenken von mir habe. Ich sende Ihnen den Brentano? Soll ich Ihnen J. Pauls Vorschule zur Aesthetik, Lear und Othello vom jungen Voß schicken?
[4] Die China brauchen Sie nicht, bewahren Sie die blos als ein vortreffliches Zufluchtsmittel auf – sie giebt der Humboldtschen nichts nach. Glauben Sie ja nicht, daß ich an Sie oder Ihren Bruder nicht denke, wenn ich auch ferne bin und Sie es nur selten oder er gewiß nicht thut, weil er mich nicht kennt und mich nicht im geringsten lieb hat. Im Gegentheil ich mache Projecte und vielleicht gelingt bald Eins, wo ich ihm bey sehr weniger Arbeit Geld verschaffen werde. Sagen Sie ihm nichts davon damit wenn es gelingt er überrascht und wenn es mislingt, nicht betrübt werde. Tausend Grüße an Frau von Stael – ich habe ihr geschrieben und gebe morgen meinen Brief auf die Post. Adieu, schreiben Sie mir wenigstens 6 Zeilen aber bald. Noch Einmahl und Hundertmahl tausend Dank für Ihr Geld von mir und meinem Freund H. v. Drieberg der Sie tausendmahl grüßen läßt.

(Für Ihren Bruder ist die Tabackdose die ich ihm als Etrennes schicke)
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