• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Unknown · Date: 27.10.1802
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 27.10.1802
    Printed Text
  • Provider: (www.archive.org)
  • Bibliography: Hildebrandt, Edmund: Friedrich Tieck. Ein Beitrag zur deutschen Kunstgeschichte im Zeitalter Goethes und der Romantik. Leipzig 1906, S. 38–40.
  • Incipit: „Weimar den 27. 8br [1802]
    Liebster Freund wie ist es den Möglich das meine Schwester dergleichen über mein Stillschweigen denken kann? Kennt [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36934
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.28,Nr.11
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 25,2 x 19,9 cm
    Language
  • German
Weimar den 27. 8br [1802]
Liebster Freund wie ist es den Möglich das meine Schwester dergleichen über mein Stillschweigen denken kann? Kennt sie mich denn so wenig? Es muß mich Wahrhaftig Kräncken. Die wahre Ursach ist die Todes Angst in der ich Lebe bis das ich weis wie es ihr geth, und bis ich weis daß Sie niedergekommen, ein Brief muß jetzt schon an mich unterwegs sein, und ich erwarte ihn mit Zittern in jeder Stunde, Morgen ist Posttag vielleicht kriege ich ihn noch Vormittag. Heiliger Gott sei mir Gnädig! Das ich nicht Ursach habe zu Verzweiflen. Mein letztes Kleinod auf Erden ist meine Schwester, Ich weiß nicht wie ich Ihren Verlust überleben sollte, und ob ich nicht gezwungen wäre mein Leben gewaltsam zu zerreißen wenn sie stirbt. – Wie verzweifelt ist es nicht das ich mit aller Anstrengung sogar mit Glück, es nicht einmahl dahin bringen kann sie so zu unterstützen das sie für die Armseligkeiten des Lebens gesichert ist. – Mein hiesiger Aufenthalt ist nicht so ergiebig als ich gehofft bis jetzt heißt das, denn aller Gewinn, den ich von den Basreliefs habe ist das was ich nach Berlin geschickt, Weißer kostet mir hier viel und mein eigener Aufenthalt nicht minnder. Ja ich bin sogar knapp an Geld, da ich eben (?) vor Mitte des künftigen Monaths keins wider kriegen kann, wo das letzte Basrelief fertig wird, und bis dahin nur einige Thaler habe, sonst hätte ich schon längst wider Unaufgefordert geschickt.
Ich habe keinen Freund der mir nicht Verdruß machen müßte und gar vielen. – Schreibe mir was Schadow in Berlin von wegen Wielands erzählt, so will ich auch schreiben wie sichs wahrhaft verhällt. – Ich habe gar zu Niemanden etwas erwähnen wollen, und es auch Catells verbothen.
Schreibe mir unverzüglich ob Du oder Genelli der Verfasser des Aufsatzes über die hisige Ausstellung in der Eleganten Zeitung bist. Ich erwarte hierüber ganz bestimmte Nachricht mit der nächsten Post. Bist Du es nicht so sei so guth und schreibe Deinem Bruder, oder sage wenn er in Berlin ist, Er sollte mir schreiben oder sagen lassen ob er Antheil daran habe mit Hartmann in Dresden und Buri. Ich fordere er sollte bestimmt, und Augenblicklich darauf Antworten es liegt mir alles darann zu wissen was ich zu Thun habe. – Göthe ist Wüthend darüber spricht von Buben, die sich unterfangen, und mit dem Bruder und Hartmann (sic!), und da Sachen darinn sind die nur ich gesagt habe so meinen Sie ich sei auch mit im Spiele. Meyer stellt sich ganz gelassen, und sagt es sei Dumm und Platt, und er begriffe nicht wie es Göthe ärgern könne. Der Herzog Amüsirt sich am Meisten, und neckt Göthe rasend damit. Ich würde auch lachen wenn ich nicht zu Nahe interessirt wäre, Ich erwarte a[lso(?)] ganz bestimmte Antwort, Du kennst in gewissen Fällen meine Verschwiegenheit, und die Gelobe ich an. Aber ich muß es wissen um die Buben zu rächen, das darf sich Niemand unterfangen mir zu biethen. Ich sehe Göthe sehr wenig, und das er mirs nicht sagt versteth sich, er würde alsdan Erstaunen. – Glaube ich besitze Verstand und Kälte genug, um mir nichts zu verderben, Aber schreibe sogleich, ob, Du, Genelli, Dein Bruder Antheil daran hatt. An den Bruder meine Forderung nicht zu vergessen, es ist mir Ernst damit.
Zwei schöne Abende hatt mir Dein Göttliches Kreutz, was nur in Spanien gebohren werden konnte, gemacht, Ich habe [es] nur 2 Mahl gelesen, erst den Abend als ichs erhielt und durch Deine Eile getrieben es am Andern Morgen Göthe überschickte, das 2te Mahl Trieb mich wider Göthe der es Schelling überschicken wollte. – Ich habe auch die Kunst bewundert wie es möglich ist in den kurtzen Silbenmassen doch so viel Bedeutung, so viel Abwechslung zu legen.
Ich muß abbrechen denn die Post soll fort. Ich habe heute an Hardenberg geschrieben, wegen der Pension. Schadow ist gezwungen mich zu Unterstützen, Ich hoffe er wird sich seines hiesigen Aufenthalts nicht sehr rühmen. Antworte Bald. Ich erwarte Sehnsüchtig was Du mir schreiben wirst. Leb wohl, grüße alle die nach mir fragen. Ich hoffe mit nächsten mehr zu schreiben. Die Vignette zu Ion ist noch nicht fertig.
Lebe wohl mein Bruder.
Fr. Tieck. –
Schreibe nicht eher über Schadows Werke, als bis er sich schlecht nimmt, jetzt ist es noch zu frühe.
Weimar den 27. 8br [1802]
Liebster Freund wie ist es den Möglich das meine Schwester dergleichen über mein Stillschweigen denken kann? Kennt sie mich denn so wenig? Es muß mich Wahrhaftig Kräncken. Die wahre Ursach ist die Todes Angst in der ich Lebe bis das ich weis wie es ihr geth, und bis ich weis daß Sie niedergekommen, ein Brief muß jetzt schon an mich unterwegs sein, und ich erwarte ihn mit Zittern in jeder Stunde, Morgen ist Posttag vielleicht kriege ich ihn noch Vormittag. Heiliger Gott sei mir Gnädig! Das ich nicht Ursach habe zu Verzweiflen. Mein letztes Kleinod auf Erden ist meine Schwester, Ich weiß nicht wie ich Ihren Verlust überleben sollte, und ob ich nicht gezwungen wäre mein Leben gewaltsam zu zerreißen wenn sie stirbt. – Wie verzweifelt ist es nicht das ich mit aller Anstrengung sogar mit Glück, es nicht einmahl dahin bringen kann sie so zu unterstützen das sie für die Armseligkeiten des Lebens gesichert ist. – Mein hiesiger Aufenthalt ist nicht so ergiebig als ich gehofft bis jetzt heißt das, denn aller Gewinn, den ich von den Basreliefs habe ist das was ich nach Berlin geschickt, Weißer kostet mir hier viel und mein eigener Aufenthalt nicht minnder. Ja ich bin sogar knapp an Geld, da ich eben (?) vor Mitte des künftigen Monaths keins wider kriegen kann, wo das letzte Basrelief fertig wird, und bis dahin nur einige Thaler habe, sonst hätte ich schon längst wider Unaufgefordert geschickt.
Ich habe keinen Freund der mir nicht Verdruß machen müßte und gar vielen. – Schreibe mir was Schadow in Berlin von wegen Wielands erzählt, so will ich auch schreiben wie sichs wahrhaft verhällt. – Ich habe gar zu Niemanden etwas erwähnen wollen, und es auch Catells verbothen.
Schreibe mir unverzüglich ob Du oder Genelli der Verfasser des Aufsatzes über die hisige Ausstellung in der Eleganten Zeitung bist. Ich erwarte hierüber ganz bestimmte Nachricht mit der nächsten Post. Bist Du es nicht so sei so guth und schreibe Deinem Bruder, oder sage wenn er in Berlin ist, Er sollte mir schreiben oder sagen lassen ob er Antheil daran habe mit Hartmann in Dresden und Buri. Ich fordere er sollte bestimmt, und Augenblicklich darauf Antworten es liegt mir alles darann zu wissen was ich zu Thun habe. – Göthe ist Wüthend darüber spricht von Buben, die sich unterfangen, und mit dem Bruder und Hartmann (sic!), und da Sachen darinn sind die nur ich gesagt habe so meinen Sie ich sei auch mit im Spiele. Meyer stellt sich ganz gelassen, und sagt es sei Dumm und Platt, und er begriffe nicht wie es Göthe ärgern könne. Der Herzog Amüsirt sich am Meisten, und neckt Göthe rasend damit. Ich würde auch lachen wenn ich nicht zu Nahe interessirt wäre, Ich erwarte a[lso(?)] ganz bestimmte Antwort, Du kennst in gewissen Fällen meine Verschwiegenheit, und die Gelobe ich an. Aber ich muß es wissen um die Buben zu rächen, das darf sich Niemand unterfangen mir zu biethen. Ich sehe Göthe sehr wenig, und das er mirs nicht sagt versteth sich, er würde alsdan Erstaunen. – Glaube ich besitze Verstand und Kälte genug, um mir nichts zu verderben, Aber schreibe sogleich, ob, Du, Genelli, Dein Bruder Antheil daran hatt. An den Bruder meine Forderung nicht zu vergessen, es ist mir Ernst damit.
Zwei schöne Abende hatt mir Dein Göttliches Kreutz, was nur in Spanien gebohren werden konnte, gemacht, Ich habe [es] nur 2 Mahl gelesen, erst den Abend als ichs erhielt und durch Deine Eile getrieben es am Andern Morgen Göthe überschickte, das 2te Mahl Trieb mich wider Göthe der es Schelling überschicken wollte. – Ich habe auch die Kunst bewundert wie es möglich ist in den kurtzen Silbenmassen doch so viel Bedeutung, so viel Abwechslung zu legen.
Ich muß abbrechen denn die Post soll fort. Ich habe heute an Hardenberg geschrieben, wegen der Pension. Schadow ist gezwungen mich zu Unterstützen, Ich hoffe er wird sich seines hiesigen Aufenthalts nicht sehr rühmen. Antworte Bald. Ich erwarte Sehnsüchtig was Du mir schreiben wirst. Leb wohl, grüße alle die nach mir fragen. Ich hoffe mit nächsten mehr zu schreiben. Die Vignette zu Ion ist noch nicht fertig.
Lebe wohl mein Bruder.
Fr. Tieck. –
Schreibe nicht eher über Schadows Werke, als bis er sich schlecht nimmt, jetzt ist es noch zu frühe.
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