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Wenn man nicht Lateinisch zu schreiben weiß, so sollte man doch wissen, daß man es nicht weiß, und sich seine Exercitien vor dem Drucke corrigiren lassen.<br>Ich hoffe und wünsche lebhaft, zu erfahren daß Sie mit den Ihrigen recht wohl sind: Ich bitte Sie, mir ein wohlwollendes Andenken zu bewahren, und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen.<br>Ew Hochwohlgeboren<br>gehorsamster<br>AWvSchlegel', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="4596"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4596"/> <placeName key="887">Bonn</placeName> d. 2ten Dec. 29.<lb/>Hochgeehrtester Herr Geheimerath!<lb/>Ich hatte schon vor geraumer Zeit die Ehre, an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.<lb/>Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für <persName key="5429">einen meiner wackersten Schüler</persName> beschwerlich fallen: <persName key="5429">Der Studiosus der Philologie <hi rend="family:Courier">Hermann Köster</hi></persName>, Sohn <persName key="10394">eines Predigers</persName> in <placeName key="1868">Altona</placeName>, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, <persName key="2325">der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei <orgName key="5440">dem Königl. 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Es wäre ein wahrer Verlust für <orgName key="6155">die Facultät</orgName>, wenn es ihm unmöglich gemacht würde, hier zu promoviren: denn ich bin überzeugt, er wird der erlangten Doctorwürde Ehre machen.<lb/>Seit einiger Zeit haben sich Studirende aus Holstein, <placeName key="98">Hamburg</placeName> u. s. w., besonders Philologen, hieher gewendet, die sonst alle nach <placeName key="2">Göttingen</placeName> gingen. In diesem Jahre haben wir zwei Promotionen junger Männer aus der dortigen Gegend gehabt: des <persName key="5432">Dr. <hi rend="family:Courier">Clausen</hi></persName> aus Holstein, und des <persName key="5431">Dr. <hi rend="family:Courier">Classen</hi></persName> aus Hamburg; beide waren ausgezeichnet. Ich nehme seit geraumer Zeit an jedem <milestone unit="start" n="4598"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4598"/> Magister-Examen thätigen Antheil, da ich an <persName key="2439">Hüllmanns</persName> Stelle als Professor der Geschichte fungiren muß. Daß die hier ertheilte philosophische Doctorwürde im Auslande so viel gilt, verdankt unsre Facultät einzig und allein ihrem gründlichen und gewissenhaften Verfahren bei den Prüfungen. Auch die öffentliche Disputation ist bei uns förmlicher und ausführlicher als anderswo. Oft war ich bestellter Opponent, andre male pflege ich <hi rend="family:Courier">ex improviso</hi> zu opponiren. – Man kann die Ausländer durch eine Strenge, wovon ich den Grund nicht zu begreifen gestehe, leicht wegschrecken: <orgName key="6155">die Universität</orgName> wird unausbleiblich dabei verlieren. Das Ansehen der Promotionen kann dagegen kein Regierungsbevollmächtigter begründen: dieß ist eine Sache der Meynung, welcher man nicht gebieten kann.<lb/><persName key="3706">Dr. <hi rend="family:Courier">Kalthof</hi></persName> ist in <placeName key="171">Paris</placeName> sehr fleißig, er hat auf meine Empfehlung an die dortigen Gelehrten freien Zutritt zu den Handschriften erlangt. Sein Anliegen hatte ich schon die Ehre Ew. Hochwohlgeboren ausführlich vorzulegen. Ich wiederhole meine Bitte um dessen wohlwollende Begünstigung.<lb/>Erlauben Sie mir auch, <persName key="2113">meinen Neffen Dr. <hi rend="family:Courier">Schlegel</hi></persName> bei Ihnen ins Andenken zu bringen. Alles was seine Lage und meine Wünsche betrifft, habe ich Ihnen mündlich und schriftlich vorgetragen. Er ist nun seit mehr als einem halben Jahre in meinem Hause, und benutzt seinen Aufenthalt hier fleißig für die zu seinem Fache gehörigen Studien. 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Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.<br>Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für <span class="index-5429 tp-33931 ">einen meiner wackersten Schüler</span> beschwerlich fallen: <span class="index-5429 tp-33932 ">Der Studiosus der Philologie </span><span class="index-5429 tp-33932 family-courier ">Hermann Köster</span>, Sohn <span class="index-10394 tp-66502 ">eines Predigers</span> in <span class="index-1868 tp-33933 ">Altona</span>, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, <span class="index-2325 tp-33957 ">der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei </span><span class="index-2325 tp-33957 index-5440 tp-66369 ">dem Königl. Ministerium</span> auf eine Schärfung der Strafe angetragen; dieß ist bestätigt worden, und der junge Mann ist verbannt. Seine Studien hat er schon beendigt, er war damit beschäftigt eine Dissertation auszuarbeiten, und im Begriff sich zur Promotion zu melden. Ich sagte <span class="notice-4597 ">[2]</span> ihm, als er mir seine Verlegenheit klagte, er werde die Doctorwürde in <span class="index-6154 tp-66377 index-2 tp-33935 ">Göttingen</span> oder <span class="index-574 tp-33934 index-6184 tp-66376 ">Heidelberg</span> gewiß ohne Schwierigkeit erlangen; er erwiederte aber, dieß gelte in seinem Vaterlande nicht so viel, als wenn er sie hier erwürbe. Er hat sich daher zuvörderst nach <span class="index-172 tp-33936 ">Cöln</span> begeben, und wollte von dort aus eine Bittschrift an <span class="index-2403 tp-33937 ">den Herrn Staatsminister von Altenstein</span> einsenden, es möge ihm verstattet werden, sich hier zur Promotion zu melden, und nur so lange auf <span class="index-6155 tp-66370 ">hiesiger Universität</span> zu verweilen, als zu den Leistungen erfoderlich ist.<br><span class="index-5429 tp-66371 ">Der Studiosus </span><span class="index-5429 tp-66371 family-courier offset-4 ">Köster</span> hat mehrere <span class="index-3628 tp-66372 ">meiner Vorlesungen</span> besucht, insbesondre aber ein Jahr lang an dem Unterricht im Sanskrit Theil genommen. Da die Schüler hiebei selbst interpretiren müssen, so habe ich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse genau kennen zu lernen; und ich kann ihm für beides ein sehr günstiges Zeugniß ausstellen.<br>Ich bitte Sie demnach, hochgeehrtester Herr Geheimerath, sein Gesuch durch Ihre nachdrückliche Fürsprache bestens zu unterstützen. Es wäre ein wahrer Verlust für <span class="index-6155 tp-66375 ">die Facultät</span>, wenn es ihm unmöglich gemacht würde, hier zu promoviren: denn ich bin überzeugt, er wird der erlangten Doctorwürde Ehre machen.<br>Seit einiger Zeit haben sich Studirende aus Holstein, <span class="index-98 tp-66378 ">Hamburg</span> u. s. w., besonders Philologen, hieher gewendet, die sonst alle nach <span class="index-2 tp-66379 ">Göttingen</span> gingen. In diesem Jahre haben wir zwei Promotionen junger Männer aus der dortigen Gegend gehabt: des <span class="index-5432 tp-33956 ">Dr. </span><span class="index-5432 tp-33956 family-courier ">Clausen</span> aus Holstein, und des <span class="index-5431 tp-33955 ">Dr. </span><span class="index-5431 tp-33955 family-courier ">Classen</span> aus Hamburg; beide waren ausgezeichnet. Ich nehme seit geraumer Zeit an jedem <span class="notice-4598 ">[3]</span> Magister-Examen thätigen Antheil, da ich an <span class="index-2439 tp-33939 ">Hüllmanns</span> Stelle als Professor der Geschichte fungiren muß. Daß die hier ertheilte philosophische Doctorwürde im Auslande so viel gilt, verdankt unsre Facultät einzig und allein ihrem gründlichen und gewissenhaften Verfahren bei den Prüfungen. Auch die öffentliche Disputation ist bei uns förmlicher und ausführlicher als anderswo. Oft war ich bestellter Opponent, andre male pflege ich <span class="family-courier ">ex improviso</span> zu opponiren. – Man kann die Ausländer durch eine Strenge, wovon ich den Grund nicht zu begreifen gestehe, leicht wegschrecken: <span class="index-6155 tp-66381 ">die Universität</span> wird unausbleiblich dabei verlieren. Das Ansehen der Promotionen kann dagegen kein Regierungsbevollmächtigter begründen: dieß ist eine Sache der Meynung, welcher man nicht gebieten kann.<br><span class="index-3706 tp-33941 ">Dr. </span><span class="index-3706 tp-33941 family-courier ">Kalthof</span> ist in <span class="index-171 tp-33940 ">Paris</span> sehr fleißig, er hat auf meine Empfehlung an die dortigen Gelehrten freien Zutritt zu den Handschriften erlangt. Sein Anliegen hatte ich schon die Ehre Ew. Hochwohlgeboren ausführlich vorzulegen. Ich wiederhole meine Bitte um dessen wohlwollende Begünstigung.<br>Erlauben Sie mir auch, <span class="index-2113 tp-33943 ">meinen Neffen Dr. </span><span class="index-2113 tp-33943 family-courier ">Schlegel</span> bei Ihnen ins Andenken zu bringen. Alles was seine Lage und meine Wünsche betrifft, habe ich Ihnen mündlich und schriftlich vorgetragen. Er ist nun seit mehr als einem halben Jahre in meinem Hause, und benutzt seinen Aufenthalt hier fleißig für die zu seinem Fache gehörigen Studien. Er würde gern mit einer sehr mäßigen Anstellung sich begnügen.<br><span class="notice-4599 ">[4]</span> Ich arbeite, so mismuthig ich bin, sehr angestrengt für die Förderung meiner gelehrten Unternehmungen. Nachdem in diesem Jahre zwei Bände Sanskrit-Texte mit kritischen Vorreden erschienen sind, wird in wenigen Monaten der zweite Band <span class="index-3516 tp-33945 ">des </span><span class="index-3516 tp-33945 index-1154 tp-33944 family-courier ">Râmâyańa</span> u die Lateinische Übersetzung des ersten ans Licht treten. <span class="index-2566 tp-33946 index-3517 tp-33948 ">Dr. </span><span class="index-2566 tp-33946 index-3517 tp-33948 family-courier ">Lassenʼs</span><span class="index-3517 tp-33948 "> vortreffliche kritische Noten zum </span><span class="index-3517 tp-33948 index-3696 tp-33947 family-courier ">Hitôpadêśa</span> mit einigen Zuthaten von mir sind fertig ausgearbeitet, u warten nur auf die kleinen Lettern aus <span class="index-15 tp-33949 ">Berlin</span>. <span class="index-887 tp-66382 ">Bonn</span> ist und bleibt der erste Ort in Europa für das Studium der Indischen Litteratur. Dieß wird auch in <span class="index-292 tp-33950 ">London</span> und <span class="index-171 tp-66383 ">Paris</span> anerkannt, nur in Berlin scheint es nicht beachtet zu werden. <span class="index-2426 tp-33951 ">Prof. </span><span class="index-2426 tp-33951 family-courier ">Bopp</span> dreht sich immer auf demselben Flecke herum, u da die Sache selbst vorwärts schreitet, so kommt er natürlicher Weise zurück. Was alles seinen Arbeiten mangelt, wäre zu weitläuftig hier zu erörtern: es wird nächstens öffentlich geschehen. Aber sein latein: hilf Himmel! Er hat das Unglück gehabt zwei Bücher mit folgenden Titeln herauszugeben: <span class="index-3747 tp-33952 family-courier ">Glossarium Sanscritum </span><span class="index-3747 tp-33952 family-courier underline-1 ">a</span><span class="index-3747 tp-33952 family-courier "> Francisco Bopp</span>; <span class="index-5430 tp-33953 family-courier ">Grammatica Sanscrita </span><span class="index-5430 tp-33953 family-courier underline-1 ">a</span><span class="index-5430 tp-33953 family-courier "> Francisco Bopp</span>. Wahrlich! er compromittirt <span class="index-6721 tp-66384 ">die Akademie der Wissenschaften</span> und <span class="index-6004 tp-66385 ">die Universität</span>. Wenn man nicht Lateinisch zu schreiben weiß, so sollte man doch wissen, daß man es nicht weiß, und sich seine Exercitien vor dem Drucke corrigiren lassen.<br>Ich hoffe und wünsche lebhaft, zu erfahren daß Sie mit den Ihrigen recht wohl sind: Ich bitte Sie, mir ein wohlwollendes Andenken zu bewahren, und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen.<br>Ew Hochwohlgeboren<br>gehorsamster<br>AWvSchlegel' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1420' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Johannes Schulze am 02.12.1829, Bonn, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '02.12.1829' $adressat = array( (int) 4661 => array( 'ID' => '4661', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-03-10 11:40:50', 'timelastchg' => '2017-12-19 11:55:00', 'key' => 'AWS-ap-00h7', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_geschlecht' => 'm', '39_name' => 'Schulze, Johannes', '39_gebdatum' => '1786-01-15', '39_toddatum' => '1869-02-20', '39_lebenwirken' => 'Theologe, Pädagoge, Politiker Johannes Schulze studierte Theologie und Philologie in Halle und Leipzig. 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Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.<br>Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für <span class="index-5429 tp-33931 ">einen meiner wackersten Schüler</span> beschwerlich fallen: <span class="index-5429 tp-33932 ">Der Studiosus der Philologie </span><span class="index-5429 tp-33932 family-courier ">Hermann Köster</span>, Sohn <span class="index-10394 tp-66502 ">eines Predigers</span> in <span class="index-1868 tp-33933 ">Altona</span>, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, <span class="index-2325 tp-33957 ">der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei </span><span class="index-2325 tp-33957 index-5440 tp-66369 ">dem Königl. Ministerium</span> auf eine Schärfung der Strafe angetragen; dieß ist bestätigt worden, und der junge Mann ist verbannt. Seine Studien hat er schon beendigt, er war damit beschäftigt eine Dissertation auszuarbeiten, und im Begriff sich zur Promotion zu melden. Ich sagte <span class="notice-4597 ">[2]</span> ihm, als er mir seine Verlegenheit klagte, er werde die Doctorwürde in <span class="index-6154 tp-66377 index-2 tp-33935 ">Göttingen</span> oder <span class="index-574 tp-33934 index-6184 tp-66376 ">Heidelberg</span> gewiß ohne Schwierigkeit erlangen; er erwiederte aber, dieß gelte in seinem Vaterlande nicht so viel, als wenn er sie hier erwürbe. 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Da die Schüler hiebei selbst interpretiren müssen, so habe ich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse genau kennen zu lernen; und ich kann ihm für beides ein sehr günstiges Zeugniß ausstellen.<br>Ich bitte Sie demnach, hochgeehrtester Herr Geheimerath, sein Gesuch durch Ihre nachdrückliche Fürsprache bestens zu unterstützen. Es wäre ein wahrer Verlust für <span class="index-6155 tp-66375 ">die Facultät</span>, wenn es ihm unmöglich gemacht würde, hier zu promoviren: denn ich bin überzeugt, er wird der erlangten Doctorwürde Ehre machen.<br>Seit einiger Zeit haben sich Studirende aus Holstein, <span class="index-98 tp-66378 ">Hamburg</span> u. s. w., besonders Philologen, hieher gewendet, die sonst alle nach <span class="index-2 tp-66379 ">Göttingen</span> gingen. 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Oft war ich bestellter Opponent, andre male pflege ich <span class="family-courier ">ex improviso</span> zu opponiren. – Man kann die Ausländer durch eine Strenge, wovon ich den Grund nicht zu begreifen gestehe, leicht wegschrecken: <span class="index-6155 tp-66381 ">die Universität</span> wird unausbleiblich dabei verlieren. Das Ansehen der Promotionen kann dagegen kein Regierungsbevollmächtigter begründen: dieß ist eine Sache der Meynung, welcher man nicht gebieten kann.<br><span class="index-3706 tp-33941 ">Dr. </span><span class="index-3706 tp-33941 family-courier ">Kalthof</span> ist in <span class="index-171 tp-33940 ">Paris</span> sehr fleißig, er hat auf meine Empfehlung an die dortigen Gelehrten freien Zutritt zu den Handschriften erlangt. Sein Anliegen hatte ich schon die Ehre Ew. Hochwohlgeboren ausführlich vorzulegen. Ich wiederhole meine Bitte um dessen wohlwollende Begünstigung.<br>Erlauben Sie mir auch, <span class="index-2113 tp-33943 ">meinen Neffen Dr. </span><span class="index-2113 tp-33943 family-courier ">Schlegel</span> bei Ihnen ins Andenken zu bringen. Alles was seine Lage und meine Wünsche betrifft, habe ich Ihnen mündlich und schriftlich vorgetragen. Er ist nun seit mehr als einem halben Jahre in meinem Hause, und benutzt seinen Aufenthalt hier fleißig für die zu seinem Fache gehörigen Studien. Er würde gern mit einer sehr mäßigen Anstellung sich begnügen.<br><span class="notice-4599 ">[4]</span> Ich arbeite, so mismuthig ich bin, sehr angestrengt für die Förderung meiner gelehrten Unternehmungen. Nachdem in diesem Jahre zwei Bände Sanskrit-Texte mit kritischen Vorreden erschienen sind, wird in wenigen Monaten der zweite Band <span class="index-3516 tp-33945 ">des </span><span class="index-3516 tp-33945 index-1154 tp-33944 family-courier ">Râmâyańa</span> u die Lateinische Übersetzung des ersten ans Licht treten. <span class="index-2566 tp-33946 index-3517 tp-33948 ">Dr. </span><span class="index-2566 tp-33946 index-3517 tp-33948 family-courier ">Lassenʼs</span><span class="index-3517 tp-33948 "> vortreffliche kritische Noten zum </span><span class="index-3517 tp-33948 index-3696 tp-33947 family-courier ">Hitôpadêśa</span> mit einigen Zuthaten von mir sind fertig ausgearbeitet, u warten nur auf die kleinen Lettern aus <span class="index-15 tp-33949 ">Berlin</span>. <span class="index-887 tp-66382 ">Bonn</span> ist und bleibt der erste Ort in Europa für das Studium der Indischen Litteratur. Dieß wird auch in <span class="index-292 tp-33950 ">London</span> und <span class="index-171 tp-66383 ">Paris</span> anerkannt, nur in Berlin scheint es nicht beachtet zu werden. <span class="index-2426 tp-33951 ">Prof. </span><span class="index-2426 tp-33951 family-courier ">Bopp</span> dreht sich immer auf demselben Flecke herum, u da die Sache selbst vorwärts schreitet, so kommt er natürlicher Weise zurück. Was alles seinen Arbeiten mangelt, wäre zu weitläuftig hier zu erörtern: es wird nächstens öffentlich geschehen. Aber sein latein: hilf Himmel! Er hat das Unglück gehabt zwei Bücher mit folgenden Titeln herauszugeben: <span class="index-3747 tp-33952 family-courier ">Glossarium Sanscritum </span><span class="index-3747 tp-33952 family-courier underline-1 ">a</span><span class="index-3747 tp-33952 family-courier "> Francisco Bopp</span>; <span class="index-5430 tp-33953 family-courier ">Grammatica Sanscrita </span><span class="index-5430 tp-33953 family-courier underline-1 ">a</span><span class="index-5430 tp-33953 family-courier "> Francisco Bopp</span>. Wahrlich! er compromittirt <span class="index-6721 tp-66384 ">die Akademie der Wissenschaften</span> und <span class="index-6004 tp-66385 ">die Universität</span>. Wenn man nicht Lateinisch zu schreiben weiß, so sollte man doch wissen, daß man es nicht weiß, und sich seine Exercitien vor dem Drucke corrigiren lassen.<br>Ich hoffe und wünsche lebhaft, zu erfahren daß Sie mit den Ihrigen recht wohl sind: Ich bitte Sie, mir ein wohlwollendes Andenken zu bewahren, und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen.<br>Ew Hochwohlgeboren<br>gehorsamster<br>AWvSchlegel', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="4596"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4596"/> <placeName key="887">Bonn</placeName> d. 2ten Dec. 29.<lb/>Hochgeehrtester Herr Geheimerath!<lb/>Ich hatte schon vor geraumer Zeit die Ehre, an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.<lb/>Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für <persName key="5429">einen meiner wackersten Schüler</persName> beschwerlich fallen: <persName key="5429">Der Studiosus der Philologie <hi rend="family:Courier">Hermann Köster</hi></persName>, Sohn <persName key="10394">eines Predigers</persName> in <placeName key="1868">Altona</placeName>, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, <persName key="2325">der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei <orgName key="5440">dem Königl. 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Er hat sich daher zuvörderst nach <placeName key="172">Cöln</placeName> begeben, und wollte von dort aus eine Bittschrift an <persName key="2403">den Herrn Staatsminister von Altenstein</persName> einsenden, es möge ihm verstattet werden, sich hier zur Promotion zu melden, und nur so lange auf <orgName key="6155">hiesiger Universität</orgName> zu verweilen, als zu den Leistungen erfoderlich ist.<lb/><persName key="5429">Der Studiosus <hi rend="family:Courier;offset:4">Köster</hi></persName> hat mehrere <name key="3628" type="work">meiner Vorlesungen</name> besucht, insbesondre aber ein Jahr lang an dem Unterricht im Sanskrit Theil genommen. Da die Schüler hiebei selbst interpretiren müssen, so habe ich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse genau kennen zu lernen; und ich kann ihm für beides ein sehr günstiges Zeugniß ausstellen.<lb/>Ich bitte Sie demnach, hochgeehrtester Herr Geheimerath, sein Gesuch durch Ihre nachdrückliche Fürsprache bestens zu unterstützen. 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Ich nehme seit geraumer Zeit an jedem <milestone unit="start" n="4598"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4598"/> Magister-Examen thätigen Antheil, da ich an <persName key="2439">Hüllmanns</persName> Stelle als Professor der Geschichte fungiren muß. Daß die hier ertheilte philosophische Doctorwürde im Auslande so viel gilt, verdankt unsre Facultät einzig und allein ihrem gründlichen und gewissenhaften Verfahren bei den Prüfungen. Auch die öffentliche Disputation ist bei uns förmlicher und ausführlicher als anderswo. Oft war ich bestellter Opponent, andre male pflege ich <hi rend="family:Courier">ex improviso</hi> zu opponiren. – Man kann die Ausländer durch eine Strenge, wovon ich den Grund nicht zu begreifen gestehe, leicht wegschrecken: <orgName key="6155">die Universität</orgName> wird unausbleiblich dabei verlieren. 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Wahrlich! er compromittirt <orgName key="6721">die Akademie der Wissenschaften</orgName> und <orgName key="6004">die Universität</orgName>. Wenn man nicht Lateinisch zu schreiben weiß, so sollte man doch wissen, daß man es nicht weiß, und sich seine Exercitien vor dem Drucke corrigiren lassen.<lb/>Ich hoffe und wünsche lebhaft, zu erfahren daß Sie mit den Ihrigen recht wohl sind: Ich bitte Sie, mir ein wohlwollendes Andenken zu bewahren, und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen.<lb/>Ew Hochwohlgeboren<lb/>gehorsamster<lb/>AWvSchlegel</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="4596"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4596"/> <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB33930"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE33930"/> d. 2ten Dec. 29.<lb/>Hochgeehrtester Herr Geheimerath!<lb/>Ich hatte schon vor geraumer Zeit die Ehre, an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.<lb/>Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für <anchor type="b" n="5429" ana="11" xml:id="NidB33931"/>einen meiner wackersten Schüler<anchor type="e" n="5429" ana="11" xml:id="NidE33931"/> beschwerlich fallen: <anchor type="b" n="5429" ana="11" xml:id="NidB33932"/>Der Studiosus der Philologie <hi rend="family:Courier">Hermann Köster</hi><anchor type="e" n="5429" ana="11" xml:id="NidE33932"/>, Sohn <anchor type="b" n="10394" ana="11" xml:id="NidB66502"/>eines Predigers<anchor type="e" n="10394" ana="11" xml:id="NidE66502"/> in <anchor type="b" n="1868" ana="10" xml:id="NidB33933"/>Altona<anchor type="e" n="1868" ana="10" xml:id="NidE33933"/>, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, <anchor type="b" n="2325" ana="11" xml:id="NidB33957"/>der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei <anchor type="b" n="5440" ana="15" xml:id="NidB66369"/>dem Königl. Ministerium<anchor type="e" n="5440" ana="15" xml:id="NidE66369"/><anchor type="e" n="2325" ana="11" xml:id="NidE33957"/> auf eine Schärfung der Strafe angetragen; dieß ist bestätigt worden, und der junge Mann ist verbannt. Seine Studien hat er schon beendigt, er war damit beschäftigt eine Dissertation auszuarbeiten, und im Begriff sich zur Promotion zu melden. Ich sagte <milestone unit="start" n="4597"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4597"/> ihm, als er mir seine Verlegenheit klagte, er werde die Doctorwürde in <anchor type="b" n="6154" ana="15" xml:id="NidB66377"/><anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB33935"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE33935"/><anchor type="e" n="6154" ana="15" xml:id="NidE66377"/> oder <anchor type="b" n="574" ana="10" xml:id="NidB33934"/><anchor type="b" n="6184" ana="15" xml:id="NidB66376"/>Heidelberg<anchor type="e" n="6184" ana="15" xml:id="NidE66376"/><anchor type="e" n="574" ana="10" xml:id="NidE33934"/> gewiß ohne Schwierigkeit erlangen; er erwiederte aber, dieß gelte in seinem Vaterlande nicht so viel, als wenn er sie hier erwürbe. Er hat sich daher zuvörderst nach <anchor type="b" n="172" ana="10" xml:id="NidB33936"/>Cöln<anchor type="e" n="172" ana="10" xml:id="NidE33936"/> begeben, und wollte von dort aus eine Bittschrift an <anchor type="b" n="2403" ana="11" xml:id="NidB33937"/>den Herrn Staatsminister von Altenstein<anchor type="e" n="2403" ana="11" xml:id="NidE33937"/> einsenden, es möge ihm verstattet werden, sich hier zur Promotion zu melden, und nur so lange auf <anchor type="b" n="6155" ana="15" xml:id="NidB66370"/>hiesiger Universität<anchor type="e" n="6155" ana="15" xml:id="NidE66370"/> zu verweilen, als zu den Leistungen erfoderlich ist.<lb/><anchor type="b" n="5429" ana="11" xml:id="NidB66371"/>Der Studiosus <hi rend="family:Courier;offset:4">Köster</hi><anchor type="e" n="5429" ana="11" xml:id="NidE66371"/> hat mehrere <anchor type="b" n="3628" ana="12" xml:id="NidB66372"/>meiner Vorlesungen<anchor type="e" n="3628" ana="12" xml:id="NidE66372"/> besucht, insbesondre aber ein Jahr lang an dem Unterricht im Sanskrit Theil genommen. Da die Schüler hiebei selbst interpretiren müssen, so habe ich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse genau kennen zu lernen; und ich kann ihm für beides ein sehr günstiges Zeugniß ausstellen.<lb/>Ich bitte Sie demnach, hochgeehrtester Herr Geheimerath, sein Gesuch durch Ihre nachdrückliche Fürsprache bestens zu unterstützen. Es wäre ein wahrer Verlust für <anchor type="b" n="6155" ana="15" xml:id="NidB66375"/>die Facultät<anchor type="e" n="6155" ana="15" xml:id="NidE66375"/>, wenn es ihm unmöglich gemacht würde, hier zu promoviren: denn ich bin überzeugt, er wird der erlangten Doctorwürde Ehre machen.<lb/>Seit einiger Zeit haben sich Studirende aus Holstein, <anchor type="b" n="98" ana="10" xml:id="NidB66378"/>Hamburg<anchor type="e" n="98" ana="10" xml:id="NidE66378"/> u. s. w., besonders Philologen, hieher gewendet, die sonst alle nach <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB66379"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE66379"/> gingen. 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Nachdem in diesem Jahre zwei Bände Sanskrit-Texte mit kritischen Vorreden erschienen sind, wird in wenigen Monaten der zweite Band <anchor type="b" n="3516" ana="12" xml:id="NidB33945"/>des <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB33944"/><hi rend="family:Courier">Râmâyańa</hi><anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE33944"/><anchor type="e" n="3516" ana="12" xml:id="NidE33945"/> u die Lateinische Übersetzung des ersten ans Licht treten. <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB33948"/><anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB33946"/>Dr. <hi rend="family:Courier">Lassenʼs</hi><anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE33946"/> vortreffliche kritische Noten zum <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB33947"/><hi rend="family:Courier">Hitôpadêśa</hi><anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE33947"/><anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE33948"/> mit einigen Zuthaten von mir sind fertig ausgearbeitet, u warten nur auf die kleinen Lettern aus <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB33949"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE33949"/>. <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB66382"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE66382"/> ist und bleibt der erste Ort in Europa für das Studium der Indischen Litteratur. 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[1] Bonn d. 2ten Dec. 29.
Hochgeehrtester Herr Geheimerath!
Ich hatte schon vor geraumer Zeit die Ehre, an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.
Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für einen meiner wackersten Schüler beschwerlich fallen: Der Studiosus der Philologie Hermann Köster, Sohn eines Predigers in Altona, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei dem Königl. Ministerium auf eine Schärfung der Strafe angetragen; dieß ist bestätigt worden, und der junge Mann ist verbannt. Seine Studien hat er schon beendigt, er war damit beschäftigt eine Dissertation auszuarbeiten, und im Begriff sich zur Promotion zu melden. Ich sagte [2] ihm, als er mir seine Verlegenheit klagte, er werde die Doctorwürde in Göttingen oder Heidelberg gewiß ohne Schwierigkeit erlangen; er erwiederte aber, dieß gelte in seinem Vaterlande nicht so viel, als wenn er sie hier erwürbe. Er hat sich daher zuvörderst nach Cöln begeben, und wollte von dort aus eine Bittschrift an den Herrn Staatsminister von Altenstein einsenden, es möge ihm verstattet werden, sich hier zur Promotion zu melden, und nur so lange auf hiesiger Universität zu verweilen, als zu den Leistungen erfoderlich ist.
Der Studiosus Köster hat mehrere meiner Vorlesungen besucht, insbesondre aber ein Jahr lang an dem Unterricht im Sanskrit Theil genommen. Da die Schüler hiebei selbst interpretiren müssen, so habe ich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse genau kennen zu lernen; und ich kann ihm für beides ein sehr günstiges Zeugniß ausstellen.
Ich bitte Sie demnach, hochgeehrtester Herr Geheimerath, sein Gesuch durch Ihre nachdrückliche Fürsprache bestens zu unterstützen. Es wäre ein wahrer Verlust für die Facultät, wenn es ihm unmöglich gemacht würde, hier zu promoviren: denn ich bin überzeugt, er wird der erlangten Doctorwürde Ehre machen.
Seit einiger Zeit haben sich Studirende aus Holstein, Hamburg u. s. w., besonders Philologen, hieher gewendet, die sonst alle nach Göttingen gingen. In diesem Jahre haben wir zwei Promotionen junger Männer aus der dortigen Gegend gehabt: des Dr. Clausen aus Holstein, und des Dr. Classen aus Hamburg; beide waren ausgezeichnet. Ich nehme seit geraumer Zeit an jedem [3] Magister-Examen thätigen Antheil, da ich an Hüllmanns Stelle als Professor der Geschichte fungiren muß. Daß die hier ertheilte philosophische Doctorwürde im Auslande so viel gilt, verdankt unsre Facultät einzig und allein ihrem gründlichen und gewissenhaften Verfahren bei den Prüfungen. Auch die öffentliche Disputation ist bei uns förmlicher und ausführlicher als anderswo. Oft war ich bestellter Opponent, andre male pflege ich ex improviso zu opponiren. – Man kann die Ausländer durch eine Strenge, wovon ich den Grund nicht zu begreifen gestehe, leicht wegschrecken: die Universität wird unausbleiblich dabei verlieren. Das Ansehen der Promotionen kann dagegen kein Regierungsbevollmächtigter begründen: dieß ist eine Sache der Meynung, welcher man nicht gebieten kann.
Dr. Kalthof ist in Paris sehr fleißig, er hat auf meine Empfehlung an die dortigen Gelehrten freien Zutritt zu den Handschriften erlangt. Sein Anliegen hatte ich schon die Ehre Ew. Hochwohlgeboren ausführlich vorzulegen. Ich wiederhole meine Bitte um dessen wohlwollende Begünstigung.
Erlauben Sie mir auch, meinen Neffen Dr. Schlegel bei Ihnen ins Andenken zu bringen. Alles was seine Lage und meine Wünsche betrifft, habe ich Ihnen mündlich und schriftlich vorgetragen. Er ist nun seit mehr als einem halben Jahre in meinem Hause, und benutzt seinen Aufenthalt hier fleißig für die zu seinem Fache gehörigen Studien. Er würde gern mit einer sehr mäßigen Anstellung sich begnügen.
[4] Ich arbeite, so mismuthig ich bin, sehr angestrengt für die Förderung meiner gelehrten Unternehmungen. Nachdem in diesem Jahre zwei Bände Sanskrit-Texte mit kritischen Vorreden erschienen sind, wird in wenigen Monaten der zweite Band des Râmâyańa u die Lateinische Übersetzung des ersten ans Licht treten. Dr. Lassenʼs vortreffliche kritische Noten zum Hitôpadêśa mit einigen Zuthaten von mir sind fertig ausgearbeitet, u warten nur auf die kleinen Lettern aus Berlin. Bonn ist und bleibt der erste Ort in Europa für das Studium der Indischen Litteratur. Dieß wird auch in London und Paris anerkannt, nur in Berlin scheint es nicht beachtet zu werden. Prof. Bopp dreht sich immer auf demselben Flecke herum, u da die Sache selbst vorwärts schreitet, so kommt er natürlicher Weise zurück. Was alles seinen Arbeiten mangelt, wäre zu weitläuftig hier zu erörtern: es wird nächstens öffentlich geschehen. Aber sein latein: hilf Himmel! Er hat das Unglück gehabt zwei Bücher mit folgenden Titeln herauszugeben: Glossarium Sanscritum a Francisco Bopp; Grammatica Sanscrita a Francisco Bopp. Wahrlich! er compromittirt die Akademie der Wissenschaften und die Universität. Wenn man nicht Lateinisch zu schreiben weiß, so sollte man doch wissen, daß man es nicht weiß, und sich seine Exercitien vor dem Drucke corrigiren lassen.
Ich hoffe und wünsche lebhaft, zu erfahren daß Sie mit den Ihrigen recht wohl sind: Ich bitte Sie, mir ein wohlwollendes Andenken zu bewahren, und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen.
Ew Hochwohlgeboren
gehorsamster
AWvSchlegel
Hochgeehrtester Herr Geheimerath!
Ich hatte schon vor geraumer Zeit die Ehre, an Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, und zwar, wenn ich nicht irre, ziemlich ausführlich: ich war aber nicht so glücklich, seitdem irgend ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten. Indessen weiß ich, wie sehr Sie mit Geschäften überhäuft sind, und bin schon zufrieden, wenn ich nur hoffen darf, daß das, was ich Ihnen vortrage, nicht unberücksichtigt bleibt.
Dießmal muß ich Ihnen mit einer Fürbitte für einen meiner wackersten Schüler beschwerlich fallen: Der Studiosus der Philologie Hermann Köster, Sohn eines Predigers in Altona, hat das Unglück gehabt vorigen Sommer in einen Duell verwickelt zu werden, und seinem Gegner eine leichte Wunde beizubringen. Das akademische Gericht hatte, da keine aggravirenden Umstände dabei Statt fanden, ihn zu einer Gefängniß-Strafe verurtheilt. Nun hat aber, wie ich höre, der Herr Regierungs-Bevollmächtigte bei dem Königl. Ministerium auf eine Schärfung der Strafe angetragen; dieß ist bestätigt worden, und der junge Mann ist verbannt. Seine Studien hat er schon beendigt, er war damit beschäftigt eine Dissertation auszuarbeiten, und im Begriff sich zur Promotion zu melden. Ich sagte [2] ihm, als er mir seine Verlegenheit klagte, er werde die Doctorwürde in Göttingen oder Heidelberg gewiß ohne Schwierigkeit erlangen; er erwiederte aber, dieß gelte in seinem Vaterlande nicht so viel, als wenn er sie hier erwürbe. Er hat sich daher zuvörderst nach Cöln begeben, und wollte von dort aus eine Bittschrift an den Herrn Staatsminister von Altenstein einsenden, es möge ihm verstattet werden, sich hier zur Promotion zu melden, und nur so lange auf hiesiger Universität zu verweilen, als zu den Leistungen erfoderlich ist.
Der Studiosus Köster hat mehrere meiner Vorlesungen besucht, insbesondre aber ein Jahr lang an dem Unterricht im Sanskrit Theil genommen. Da die Schüler hiebei selbst interpretiren müssen, so habe ich Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse genau kennen zu lernen; und ich kann ihm für beides ein sehr günstiges Zeugniß ausstellen.
Ich bitte Sie demnach, hochgeehrtester Herr Geheimerath, sein Gesuch durch Ihre nachdrückliche Fürsprache bestens zu unterstützen. Es wäre ein wahrer Verlust für die Facultät, wenn es ihm unmöglich gemacht würde, hier zu promoviren: denn ich bin überzeugt, er wird der erlangten Doctorwürde Ehre machen.
Seit einiger Zeit haben sich Studirende aus Holstein, Hamburg u. s. w., besonders Philologen, hieher gewendet, die sonst alle nach Göttingen gingen. In diesem Jahre haben wir zwei Promotionen junger Männer aus der dortigen Gegend gehabt: des Dr. Clausen aus Holstein, und des Dr. Classen aus Hamburg; beide waren ausgezeichnet. Ich nehme seit geraumer Zeit an jedem [3] Magister-Examen thätigen Antheil, da ich an Hüllmanns Stelle als Professor der Geschichte fungiren muß. Daß die hier ertheilte philosophische Doctorwürde im Auslande so viel gilt, verdankt unsre Facultät einzig und allein ihrem gründlichen und gewissenhaften Verfahren bei den Prüfungen. Auch die öffentliche Disputation ist bei uns förmlicher und ausführlicher als anderswo. Oft war ich bestellter Opponent, andre male pflege ich ex improviso zu opponiren. – Man kann die Ausländer durch eine Strenge, wovon ich den Grund nicht zu begreifen gestehe, leicht wegschrecken: die Universität wird unausbleiblich dabei verlieren. Das Ansehen der Promotionen kann dagegen kein Regierungsbevollmächtigter begründen: dieß ist eine Sache der Meynung, welcher man nicht gebieten kann.
Dr. Kalthof ist in Paris sehr fleißig, er hat auf meine Empfehlung an die dortigen Gelehrten freien Zutritt zu den Handschriften erlangt. Sein Anliegen hatte ich schon die Ehre Ew. Hochwohlgeboren ausführlich vorzulegen. Ich wiederhole meine Bitte um dessen wohlwollende Begünstigung.
Erlauben Sie mir auch, meinen Neffen Dr. Schlegel bei Ihnen ins Andenken zu bringen. Alles was seine Lage und meine Wünsche betrifft, habe ich Ihnen mündlich und schriftlich vorgetragen. Er ist nun seit mehr als einem halben Jahre in meinem Hause, und benutzt seinen Aufenthalt hier fleißig für die zu seinem Fache gehörigen Studien. Er würde gern mit einer sehr mäßigen Anstellung sich begnügen.
[4] Ich arbeite, so mismuthig ich bin, sehr angestrengt für die Förderung meiner gelehrten Unternehmungen. Nachdem in diesem Jahre zwei Bände Sanskrit-Texte mit kritischen Vorreden erschienen sind, wird in wenigen Monaten der zweite Band des Râmâyańa u die Lateinische Übersetzung des ersten ans Licht treten. Dr. Lassenʼs vortreffliche kritische Noten zum Hitôpadêśa mit einigen Zuthaten von mir sind fertig ausgearbeitet, u warten nur auf die kleinen Lettern aus Berlin. Bonn ist und bleibt der erste Ort in Europa für das Studium der Indischen Litteratur. Dieß wird auch in London und Paris anerkannt, nur in Berlin scheint es nicht beachtet zu werden. Prof. Bopp dreht sich immer auf demselben Flecke herum, u da die Sache selbst vorwärts schreitet, so kommt er natürlicher Weise zurück. Was alles seinen Arbeiten mangelt, wäre zu weitläuftig hier zu erörtern: es wird nächstens öffentlich geschehen. Aber sein latein: hilf Himmel! Er hat das Unglück gehabt zwei Bücher mit folgenden Titeln herauszugeben: Glossarium Sanscritum a Francisco Bopp; Grammatica Sanscrita a Francisco Bopp. Wahrlich! er compromittirt die Akademie der Wissenschaften und die Universität. Wenn man nicht Lateinisch zu schreiben weiß, so sollte man doch wissen, daß man es nicht weiß, und sich seine Exercitien vor dem Drucke corrigiren lassen.
Ich hoffe und wünsche lebhaft, zu erfahren daß Sie mit den Ihrigen recht wohl sind: Ich bitte Sie, mir ein wohlwollendes Andenken zu bewahren, und die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu empfangen.
Ew Hochwohlgeboren
gehorsamster
AWvSchlegel