• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Unknown · Date: 17.01.1813
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 17.01.1813
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362613826
  • Bibliography: Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm. Hg. v. Oskar Walzel. Berlin 1890, S. 538‒539.
  • Incipit: „Wien, den 17ten Januar 1813.
    Geliebter Bruder, ich hoffe Du wirst einen über Kopenhagen vor wenigen Tagen durch die Güte des Grafen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.193
  • Number of Pages: 2S., hs. m. U.
  • Format: 19,1 x 10,8 cm
    Language
  • German
Wien, den 17ten Januar 1813.
Geliebter Bruder, ich hoffe Du wirst einen über Kopenhagen vor wenigen Tagen durch die Güte des Grafen Bernstorf abgesandten Brief mit einer Einlage aus Bern richtig erhalten. So eben erhalte ich einen Brief von dem dortigen Buch- und Kunsthändler Burgdorfer, nebst einer Einlage von August, mit dem Auftrage, ich soll das vorigen Sommer für Dich hieher gesandte Paket zurücksenden. Ich habe aber kein solches erhalten, weiß auch gar nichts davon. Es müssen wohl Briefe von Dir an mich verlohren gegangen seyn. Es ist mir um so schmerzlicher, gar nichts von Dir zu wissen, da man doch nun dort Briefe von Dir hatte. Indessen werde ich fortfahren, mit jeder sichern Gelegenheit zu schreiben, und es auf allen Wegen zu versuchen, zu Dir hindurch zu dringen; indem ich Dir jedesmal die Nachrichten mittheile, von welchen ich glaube daß Sie Dir lieb zu wissen seyn möchten. ‒ Man schreibt mir aus Heidelberg daß ein gelehrter Geistlicher dasiger Gegend, behauptet Worms habe in den ältesten Zeiten am rechten Rheinufer gelegen. Ich habe um einen kurzen schriftlichen Aufsatz darüber gebeten, Du wirst dann auf jeden Fall sehen, was Du damit machen kannst. ‒ Adam Müller errichtet auf Unkosten des Erzherzog Maximilian eine große Erziehungsanstalt hier; man macht ihm freylich unsägliche Schwierigkeiten, zum Theil auch sehr ungebührliche. Indessen hat er sich den Erzherzog doch nun einmal eingefangen. Ein Charlatan (wovon er so einen kleinen Beygeschmack hat) kommt hier leicht fort; nur verständige Männer gedeihen hier nicht.
Der junge Körner hat mit einer Menge kleiner Schauspiele und einem ordentlichen aus der ungrischen Geschichte, Zriny hier ziemlich viel Aufsehen erregt, obgleich die Stimmen jetzt da er als Theaterdichter beym kaiserlichen Hoftheater mit 1500 fl. angestellt ist, wieder sehr getheilt über ihn sind. Mit zwey, drey und vierfachem Gehalt und dem gebührenden Rang wäre das eigentlich eine Stelle für Dich gewesen. Die Dramen gehen ihm übrigens ab wie Wasser. ‒ Damit es Wien an keiner Art von Deutschem Bildungswesen fehlt, erscheint nun auch eine Allgemeine Litteratur-Zeitung hier und ich habe mich sogar wenigstens zum Versuch verleiten lassen, die Redaction der philosophischen Abtheilung zu übernehmen. Die Recension einer neuen Schrift von Troxler, Schelling und Reinhold mag mir erwünschte Veranlaßung seyn (wie vor einem Jahr Jacobi) gewisse Ideen über die Philosophie im Ganzen auf das schnellste und wirksamste in das Publikum zu bringen. ‒ Der alte Jacobi hat mir einen herrlichen Aufsatz von Hamann geschickt, der in der That ein ganz andrer Philosoph war wie Kant und ein beßrer Kritiker wie Herder. ‒ Das gewisse Buch kann ich nicht ohne einigen Unwillen durchblättern. Denn die absichtliche Art mit der man mich besonders in den Hintergrund geschoben, hätte ich doch nicht erwartet, ich hätte ihr nicht diesen Grad von Undankbarkeit zugetraut. ‒ Meine Gesundheit diesen Winter ist gar nicht gut; ich hätte vorigen Sommer nach Baaden gehen sollen, nun leide ich an allerley Beschwerden und das Arbeiten geht gar nicht gut von Statten. Vale. Friedrich.
Herrlich wäre es, wenn Du etwas für das Museum schicken könntest. Lade doch auch Brinkmann ein: es ist mir in der That lieb. ‒
Wien, den 17ten Januar 1813.
Geliebter Bruder, ich hoffe Du wirst einen über Kopenhagen vor wenigen Tagen durch die Güte des Grafen Bernstorf abgesandten Brief mit einer Einlage aus Bern richtig erhalten. So eben erhalte ich einen Brief von dem dortigen Buch- und Kunsthändler Burgdorfer, nebst einer Einlage von August, mit dem Auftrage, ich soll das vorigen Sommer für Dich hieher gesandte Paket zurücksenden. Ich habe aber kein solches erhalten, weiß auch gar nichts davon. Es müssen wohl Briefe von Dir an mich verlohren gegangen seyn. Es ist mir um so schmerzlicher, gar nichts von Dir zu wissen, da man doch nun dort Briefe von Dir hatte. Indessen werde ich fortfahren, mit jeder sichern Gelegenheit zu schreiben, und es auf allen Wegen zu versuchen, zu Dir hindurch zu dringen; indem ich Dir jedesmal die Nachrichten mittheile, von welchen ich glaube daß Sie Dir lieb zu wissen seyn möchten. ‒ Man schreibt mir aus Heidelberg daß ein gelehrter Geistlicher dasiger Gegend, behauptet Worms habe in den ältesten Zeiten am rechten Rheinufer gelegen. Ich habe um einen kurzen schriftlichen Aufsatz darüber gebeten, Du wirst dann auf jeden Fall sehen, was Du damit machen kannst. ‒ Adam Müller errichtet auf Unkosten des Erzherzog Maximilian eine große Erziehungsanstalt hier; man macht ihm freylich unsägliche Schwierigkeiten, zum Theil auch sehr ungebührliche. Indessen hat er sich den Erzherzog doch nun einmal eingefangen. Ein Charlatan (wovon er so einen kleinen Beygeschmack hat) kommt hier leicht fort; nur verständige Männer gedeihen hier nicht.
Der junge Körner hat mit einer Menge kleiner Schauspiele und einem ordentlichen aus der ungrischen Geschichte, Zriny hier ziemlich viel Aufsehen erregt, obgleich die Stimmen jetzt da er als Theaterdichter beym kaiserlichen Hoftheater mit 1500 fl. angestellt ist, wieder sehr getheilt über ihn sind. Mit zwey, drey und vierfachem Gehalt und dem gebührenden Rang wäre das eigentlich eine Stelle für Dich gewesen. Die Dramen gehen ihm übrigens ab wie Wasser. ‒ Damit es Wien an keiner Art von Deutschem Bildungswesen fehlt, erscheint nun auch eine Allgemeine Litteratur-Zeitung hier und ich habe mich sogar wenigstens zum Versuch verleiten lassen, die Redaction der philosophischen Abtheilung zu übernehmen. Die Recension einer neuen Schrift von Troxler, Schelling und Reinhold mag mir erwünschte Veranlaßung seyn (wie vor einem Jahr Jacobi) gewisse Ideen über die Philosophie im Ganzen auf das schnellste und wirksamste in das Publikum zu bringen. ‒ Der alte Jacobi hat mir einen herrlichen Aufsatz von Hamann geschickt, der in der That ein ganz andrer Philosoph war wie Kant und ein beßrer Kritiker wie Herder. ‒ Das gewisse Buch kann ich nicht ohne einigen Unwillen durchblättern. Denn die absichtliche Art mit der man mich besonders in den Hintergrund geschoben, hätte ich doch nicht erwartet, ich hätte ihr nicht diesen Grad von Undankbarkeit zugetraut. ‒ Meine Gesundheit diesen Winter ist gar nicht gut; ich hätte vorigen Sommer nach Baaden gehen sollen, nun leide ich an allerley Beschwerden und das Arbeiten geht gar nicht gut von Statten. Vale. Friedrich.
Herrlich wäre es, wenn Du etwas für das Museum schicken könntest. Lade doch auch Brinkmann ein: es ist mir in der That lieb. ‒
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