• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 21.01.1803
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 21.01.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 365353833
  • Bibliography: Plitt, G. L.: Aus Schellings Leben. In Briefen. Bd. 1: 1775‒1803. Leipzig 1869, S. 446‒447.
  • Incipit: „[1] Jena, den 21. Jan. 1803.
    Indem ich Ihnen einige Blätter meiner Vorlesungen überschicken will, stehe ich fast wieder an es [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.33
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,5 x 18,5 cm
    Language
  • German
[1] Jena, den 21. Jan. 1803.
Indem ich Ihnen einige Blätter meiner Vorlesungen überschicken will, stehe ich fast wieder an es zu thun. Sie werden sich an der barbarischen Form stoßen, und kaum darf ich Sie bitten, auf diese nicht zu achten und sich an die Sache zu halten, da es schwer halten wird, auch von dieser viel zu entdecken. Wenn man alle Tage lesen soll, kann man nur entwerfen und skelettiren, nicht ausarbeiten, auch ist zu diesem Zweck die dogmatische Form die zuträglichste. Nehmen Sie also diese Blätter nur als Beweis des guten Willens, die Mittheilung Ihres instructiven Manuscripts auf irgend eine Art zu erwiedern.
Die Uebersetzungen aus Petrarca haben mich in mehr als Einer Rücksicht interessirt. Sie scheinen mir jetzt, wie Raphael, bei Ihrem dritten Stil zu sein, den ich, wenn man so sagen kann, noch über die vorhergehenden setze. Ich hoffe, ihn noch deutlicher in den eignen Gedichten zu erkennen, von denen Sie mir das an Calderon versprachen.
Tiecks musikalische Gedichte sind sehr schön, nach meinem Sinn besonders die ersten, wo er im Philosophischen neu ist, in dem ich ihm sogar begegnet bin und einige ganz analoge Gedanken mit den meinigen gefunden habe, weniger in der Darstellung, wie mir scheint. Ich wünschte von Tieck die Musik nach allen Seiten, besonders den innern Verhältnissen des Rhythmus, der Melodie und Harmonie, dichterisch behandelt zu sehen, so wie die Beziehung auf die Bewegungen der Sphären, wovon Sie gegen das Ende der beiliegenden Blätter [2] einiges finden, was ich Sie bitte ihm einmal gelegenheitlich mitzutheilen. Ich glaube, daß er mein Ganzes über Musik vollkommen verstehen und in seiner Mangelhaftigkeit von selbst ergänzen würde, wenn er die Lust hätte es zu lesen. Sonst bitte ich Sie, die Blätter niemand, z. B. Herrn Bernhardi, mitzutheilen.
Ich weiß nicht, was Ihnen an der ersten der übersetzten Canzonen noch nicht genügt. Es ist wahr, ich habe diese noch nicht mit dem Original verglichen, wie sämmtliche Sonette, aber an sich betrachtet bemerkt man nichts, das störte, aufhielte, auch nur Frage erweckte.
Ich muß Ihnen die Ankündigung wegen Bodeʼs zurückschicken und Ihnen selbst überlassen, sie an die A. L. Z. zu befördern, da ich mich dazu schlechterdings außer Stande finde. Ich rathe Ihnen, durch Perthes die Insertion in die hamburgischen Zeitungen zu besorgen. Man muß bedauern, daß Goethe auch den Kunstbericht dahin gegeben, wie ich kaum zweifle auch mit darum, weil er gereizt worden war. Die übrigen Billets und Briefe sind sämmtlich besorgt worden.
Es ist seit einigen Tagen Dr. Schelver hier, dem man Hoffnung hat, die durch Batschʼs Tod erledigte Lehrstelle, durch Goethe, zu verschaffen; doch ist es noch ungewiß und verborgen.
Caroline hat bereits vor acht Tagen von Weimar aus die Liquidation wegen Nichterscheinung erhalten, ohne Zweifel auch Sie, so daß nun [3] dieß ganz abgewendet ist.
Ich empfehle mich Ihnen bestens und wünsche wohl zu leben. Ich muß der Post wegen eilen.
Schelling.
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[1] Jena, den 21. Jan. 1803.
Indem ich Ihnen einige Blätter meiner Vorlesungen überschicken will, stehe ich fast wieder an es zu thun. Sie werden sich an der barbarischen Form stoßen, und kaum darf ich Sie bitten, auf diese nicht zu achten und sich an die Sache zu halten, da es schwer halten wird, auch von dieser viel zu entdecken. Wenn man alle Tage lesen soll, kann man nur entwerfen und skelettiren, nicht ausarbeiten, auch ist zu diesem Zweck die dogmatische Form die zuträglichste. Nehmen Sie also diese Blätter nur als Beweis des guten Willens, die Mittheilung Ihres instructiven Manuscripts auf irgend eine Art zu erwiedern.
Die Uebersetzungen aus Petrarca haben mich in mehr als Einer Rücksicht interessirt. Sie scheinen mir jetzt, wie Raphael, bei Ihrem dritten Stil zu sein, den ich, wenn man so sagen kann, noch über die vorhergehenden setze. Ich hoffe, ihn noch deutlicher in den eignen Gedichten zu erkennen, von denen Sie mir das an Calderon versprachen.
Tiecks musikalische Gedichte sind sehr schön, nach meinem Sinn besonders die ersten, wo er im Philosophischen neu ist, in dem ich ihm sogar begegnet bin und einige ganz analoge Gedanken mit den meinigen gefunden habe, weniger in der Darstellung, wie mir scheint. Ich wünschte von Tieck die Musik nach allen Seiten, besonders den innern Verhältnissen des Rhythmus, der Melodie und Harmonie, dichterisch behandelt zu sehen, so wie die Beziehung auf die Bewegungen der Sphären, wovon Sie gegen das Ende der beiliegenden Blätter [2] einiges finden, was ich Sie bitte ihm einmal gelegenheitlich mitzutheilen. Ich glaube, daß er mein Ganzes über Musik vollkommen verstehen und in seiner Mangelhaftigkeit von selbst ergänzen würde, wenn er die Lust hätte es zu lesen. Sonst bitte ich Sie, die Blätter niemand, z. B. Herrn Bernhardi, mitzutheilen.
Ich weiß nicht, was Ihnen an der ersten der übersetzten Canzonen noch nicht genügt. Es ist wahr, ich habe diese noch nicht mit dem Original verglichen, wie sämmtliche Sonette, aber an sich betrachtet bemerkt man nichts, das störte, aufhielte, auch nur Frage erweckte.
Ich muß Ihnen die Ankündigung wegen Bodeʼs zurückschicken und Ihnen selbst überlassen, sie an die A. L. Z. zu befördern, da ich mich dazu schlechterdings außer Stande finde. Ich rathe Ihnen, durch Perthes die Insertion in die hamburgischen Zeitungen zu besorgen. Man muß bedauern, daß Goethe auch den Kunstbericht dahin gegeben, wie ich kaum zweifle auch mit darum, weil er gereizt worden war. Die übrigen Billets und Briefe sind sämmtlich besorgt worden.
Es ist seit einigen Tagen Dr. Schelver hier, dem man Hoffnung hat, die durch Batschʼs Tod erledigte Lehrstelle, durch Goethe, zu verschaffen; doch ist es noch ungewiß und verborgen.
Caroline hat bereits vor acht Tagen von Weimar aus die Liquidation wegen Nichterscheinung erhalten, ohne Zweifel auch Sie, so daß nun [3] dieß ganz abgewendet ist.
Ich empfehle mich Ihnen bestens und wünsche wohl zu leben. Ich muß der Post wegen eilen.
Schelling.
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