• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Unknown · Date: 09.10.1809 bis 20.10.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 09.10.1809 bis 20.10.1809
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 76‒79.
  • Incipit: „[1] Nennhausen, am 9t 8[=Okto]br. 1809
    Theuerster Freund,
    Womit Bessres kann ich nach langem Schweigen wieder zu Dir zu sprechen beginnen, als mit [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,25,7
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,4 x 18,8 cm
    Language
  • German
[1] Nennhausen, am 9t 8[=Okto]br. 1809
Theuerster Freund,
Womit Bessres kann ich nach langem Schweigen wieder zu Dir zu sprechen beginnen, als mit dem, was mein ganzes Verhältniß gegen Dich am Besten ausspricht: mit herzlichem Dank! Erstlich für Deine Grüsse und Verheissung eines nahen Briefes – es traf mein Gemüth, wie Regen einen lechzenden Garten –, und dann für Dein herrliches Buch. Ich habe einmal wieder recht mit Lust und Andacht, wie in so mancher Stunde guter vergangner Zeit, zu meines lieben Meisters Füssen gesessen, und mich des ergözlichen Lehrens gefreut. Ich konnte zwar nicht sogleich hinzudringen, denn kaum war das Buch angekommen, so bemächtigte sich meine Frau seiner ganz ausschließlich, und mehrere Tage lang hatte ich nichts davon, als die Erwartung, und die freudigsten, begeistertsten Ausrufungen der Leserin. Als ich nun endlich auch in den Hörsaal gelangte, war ich um so achtsamer und froher, da sich eben in mir der Gedanke zu einem Schauspiele regte, und noch regt. Ich will Dir nachher mehr davon sagen; freilich kannst Du wohl im Voraus denken, daß es kein antikes werden soll, aber Du beleuchtest die alte Welt mit so prometheischer Fackel, daß der verständige, belebende Funke auch auf die romantische herüber fliegt, noch bevor Du Dich eigentlich selbst zu dieser gewendet hast. – Was Du über den Sophokles sprichst erscheint mir ganz vorzüglich herrlich und mild. Ueber die attische Biene redend, wirst Du selbst dazu. – Wie freue ich mich nun erst auf die zweite Hälfte der Vorlesungen, auf die romantischen Hallen, die über dem alten Fundament emporsteigen sollen! – Aber bei Deinen guten Gaben muß ich dennoch, wie ein ungenügsames Kind, immer noch nach Mehr fragen. Wie ist es mit dem Tristan? In den frühern Briefen hast Du mir diese Frage unbeantwortet gelassen, und sie liegt mir doch so sehr am Herzen, daß ich nicht ablassen kann, sie zu erneuern. Oder wäre er in der That vollendet, und Du führtest damit einen vormals geäusserten Gedanken aus, vom nicht Druckenlassen und blossen Vorlesen? – Wenn Dich dann nur Dein Sängerleben einmal uns Norddeutschen wieder zuführte, die wir wohl – wenn nicht Alle, doch Viele – berechtigt sind, Lebenslust aus dem Bronnen des Liedes wieder herauf zu schöpfen. Ach, wenn wir uns einmal wiedersähen, mein sehr geliebter Freund und Meister! – Vorgestern, an meiner Frauen Geburtstage, durchstrich ich mit ihr in der heitern Herbstluft die Gänge des Dir wohlbekannten Parks. Ich hatte eben durch Hitzig Deinen letztern Gruß empfangen, und Dein Bild zog erfreulich neben uns her und vor uns hin durch die bunten Blätter. Eine herzinnige Sehnsucht nach Dir ergriff uns, aber eine heitere, verheissende, als bürge sie eben durch ihr Dasein, – gleich der nach dem Paradiese – für ihre Erfüllung. – Kommst Du mir auch nur irgend einmal wieder so nah, als Dresden liegt, so laß es mich doch ja wissen, und ich [2] will alles Mögliche thun, jedwedes Hinderniß zu beseitigen, um mich nur einmal wieder des Zusammentreffens mit Dir zu freuen.

am 20t
Gegen das Ende des vorigen Monats haben wir einen trefflichen Freund verloren, einen treuen Theilhaber an dem ewigen Bunde für alles Gute und Schöne. Hülsen kam zu Anfang des Frühlings von seiner Besitzung in Schleswig in unsrer Gegend an, durch eine unendliche Sehnsucht nach der Heimath und den frühsten Freunden wieder hierher gezogen, und durch den Wunsch, seine junge schöne Frau möge ihm das Kind, womit sie schwanger ging, auf vaterländischem Boden gebären. Mit einer kindlichen Freude umfing er uns Alle, die Frau gebar ihm ein gesundes Töchterlein, sein Gefühl dabei war das heiterste und heiligste, – wenige Wochen nachher ergriff ihn die Ruhrkrankheit. Sein durch mannigfachen frühern Gram erschöpfter Körper vermochte nicht zu widerstehn. Schon nach eigentlich gehobner Krankheit sank er an einer tödtlichen Entkräftung aus dem nun für ihn blüthenreichen Leben inʼs Grab. Die Wittwe mit ihrem sehr lieblichen Kinde ist noch bei uns. – Ich habe Dir das Alles nun eben so hingeschrieben, wie es geschehn ist. Die Schmerzen, die dabei durch mein und der Andern Gemüth gerissen haben, verstehst Du. – Noch wenige Tage vor der beginnenden Krankheit – die mich als Bewohner eines Familienhauses auf Befehl des Arztes von ihm zurück hielt – hatte ich ein Gespräch mit ihm, darin sein verklärter Geist allʼ seine reinen Himmelsstrahlen aufʼs Herrlichste ausströmte. Es war ordentlich, als würde der abendliche Wald licht um ihn her, und als wolle die Verklärung des Weltgebäuʼs, die er prophezeihte, nun gleich sichtbar beginnen. – Im Tode sah er aus, wie ein Christus, der den schmerzhaften Tod mit einem Lächeln besiegt hat. Es fandenʼs einige Leute abschreckend, daß der Leiche aus der Krankheit her ein langer greisender Bart stehn geblieben war. Mir kam es nicht so vor. Vielmehr schien mir auch das im ernsten Einklange mit der ganzen Erscheinung. – Vom Tode sprach er in den letzten Tagen vor seiner Krankheit gern, wehmüthig zwar, aber mit einem ganz himmlisch freudigen Lächeln. – Wir rücken nun in die Jahre, mein theurer Freund, wo wir schon viele liebe Blüthen abfallen sehen, und der Bundeskranz, immer kleiner werdend, und nicht so leicht wieder durch neue Blumen auszuflechten, sich auch immer enger schliessen muß. Laß mich Deine liebe Hand festhalten, und gönne der Ferne nicht wieder eine so lange trennende Macht über uns.
Mein häusliches Leben geht still und friedlich seinen Gang fort. Ueber meine kleine Maria würdest Du, ihr lieber Pathe, eine rechte Freude haben. Sie ist gutmüthig, freundlich, klug, und sieht [3] recht frisch, gesund und lieblich aus. Meine Frau ist gleichfalls wohl und heiter. Sie grüßt Dich aus recht freundlichem Herzen, und schreibt Dir nächstens einmal. Wären alle die Briefe aufʼs Papier gekommen, die sie und ich Dir in Gedanken geschrieben haben, so hättest Du ganze Bände zu lesen.
Gedichtet habʼ ich wie gewöhnlich viel. Die zwei Heidenspiele, welche den Cyclus des Sigurd schliessen, sind fertig, und werden wohl zu Ostern spätestens erscheinen, worüber ich Dir bei mehrer Musse das Nähere schreiben will. Hitzig sagt mir, Du würdest eine Recension des Sigurd liefern. Das sollte mir eine rechte Erquickung sein, und eine Leuchte für meine fernere Bahn. Es ist bis jetzt ziemlich viel darüber hin und her gesprochen worden, auch manches sehr Wackre und Brauchbare für mich; wie mir aber recht eigentlich bei dieser Arbeit zu Sinne gewesen ist, scheint noch keinem der Beurtheiler ganz deutlich geworden zu sein. Daher mitunter höchst seltsamliche Rathschläge. – Jean Pauls begeistertes Lob in den Heidelberger Jahrbüchern hat mich herzlich erfreut. – Du, mein lieber Meister und Freund, der Du in alle Gedichte so klar und scharf hineinsiehst, würdest die Arbeit Deines Jüngers um so heller beleuchten, und ihm zeigen, wie er künftig besser machen soll, was hier verfehlt ward.
Die Beilage ist ein Versuch von mir auf einem Dir ganz vorzüglich eigenthümlichen Felde. Siehʼ diese Arbeit mit Nachsicht an. Ich hatte gegen einen gewaltigen und höchst wundersamen Geist zu ringen. Möchtest Du bald meine Uebertragung durch eine bessere entbehrlich machen.
Vor kurzem habe ich ein episches Gedicht von Karl des Grossen Jugendjahren in der Strophe des Titurel beendigt, das ich mit ganz auszeichnender Liebe und Freudigkeit zu Stande brachte. Ich denke, es sollte Dir gefallen, wenn ich Dir es mittheilen könnte. Vielleicht erscheinen in einer Zeitschrift Proben davon.
Noch laß mich Dir eine herrliche Erscheinung nennen, den Palnatoke von Oehlenschläger. Du kennst sie zwar gewiß schon längst, und wie ich höre, ist der Dichter sogar in Copet, aber ich mußte doch wenigstens meinem Gefühl durch einige Worte Luft machen. Das ist einmal ein ächtes Norderlied! So treu, so still, so stark, und wild und kühn! Und wie die altehrsame Sprache sich den Heldengedanken [4] so gern zur Dollmetscherin giebt, ordentlich erfreut des tapfern Dänensohnes, der die alten Riesen so gut herauf zu beschwören weiß! Ich bin ganz in Freude darüber verloren.
Wie Vieles hättʼ ich Dir davon und von noch vielem Andern zu sagen. Aber die Zeit beengt mich. In Hoffnung auf nun öfters wiederholte Mittheilungen verspare ich mir auch noch das, was ich Dir über einen dramatischen Entwurf von mir sagen wollte, auf das Nächstemal. Lebe so wohl, als ich und meine Frau es Dir aus innig anhänglichem Gemüthe wünschen, und laß mich bald von Dir hören. Ich bin mit herzlicher Liebe
ganz der Deinige,
Fouqué.
[1] Nennhausen, am 9t 8[=Okto]br. 1809
Theuerster Freund,
Womit Bessres kann ich nach langem Schweigen wieder zu Dir zu sprechen beginnen, als mit dem, was mein ganzes Verhältniß gegen Dich am Besten ausspricht: mit herzlichem Dank! Erstlich für Deine Grüsse und Verheissung eines nahen Briefes – es traf mein Gemüth, wie Regen einen lechzenden Garten –, und dann für Dein herrliches Buch. Ich habe einmal wieder recht mit Lust und Andacht, wie in so mancher Stunde guter vergangner Zeit, zu meines lieben Meisters Füssen gesessen, und mich des ergözlichen Lehrens gefreut. Ich konnte zwar nicht sogleich hinzudringen, denn kaum war das Buch angekommen, so bemächtigte sich meine Frau seiner ganz ausschließlich, und mehrere Tage lang hatte ich nichts davon, als die Erwartung, und die freudigsten, begeistertsten Ausrufungen der Leserin. Als ich nun endlich auch in den Hörsaal gelangte, war ich um so achtsamer und froher, da sich eben in mir der Gedanke zu einem Schauspiele regte, und noch regt. Ich will Dir nachher mehr davon sagen; freilich kannst Du wohl im Voraus denken, daß es kein antikes werden soll, aber Du beleuchtest die alte Welt mit so prometheischer Fackel, daß der verständige, belebende Funke auch auf die romantische herüber fliegt, noch bevor Du Dich eigentlich selbst zu dieser gewendet hast. – Was Du über den Sophokles sprichst erscheint mir ganz vorzüglich herrlich und mild. Ueber die attische Biene redend, wirst Du selbst dazu. – Wie freue ich mich nun erst auf die zweite Hälfte der Vorlesungen, auf die romantischen Hallen, die über dem alten Fundament emporsteigen sollen! – Aber bei Deinen guten Gaben muß ich dennoch, wie ein ungenügsames Kind, immer noch nach Mehr fragen. Wie ist es mit dem Tristan? In den frühern Briefen hast Du mir diese Frage unbeantwortet gelassen, und sie liegt mir doch so sehr am Herzen, daß ich nicht ablassen kann, sie zu erneuern. Oder wäre er in der That vollendet, und Du führtest damit einen vormals geäusserten Gedanken aus, vom nicht Druckenlassen und blossen Vorlesen? – Wenn Dich dann nur Dein Sängerleben einmal uns Norddeutschen wieder zuführte, die wir wohl – wenn nicht Alle, doch Viele – berechtigt sind, Lebenslust aus dem Bronnen des Liedes wieder herauf zu schöpfen. Ach, wenn wir uns einmal wiedersähen, mein sehr geliebter Freund und Meister! – Vorgestern, an meiner Frauen Geburtstage, durchstrich ich mit ihr in der heitern Herbstluft die Gänge des Dir wohlbekannten Parks. Ich hatte eben durch Hitzig Deinen letztern Gruß empfangen, und Dein Bild zog erfreulich neben uns her und vor uns hin durch die bunten Blätter. Eine herzinnige Sehnsucht nach Dir ergriff uns, aber eine heitere, verheissende, als bürge sie eben durch ihr Dasein, – gleich der nach dem Paradiese – für ihre Erfüllung. – Kommst Du mir auch nur irgend einmal wieder so nah, als Dresden liegt, so laß es mich doch ja wissen, und ich [2] will alles Mögliche thun, jedwedes Hinderniß zu beseitigen, um mich nur einmal wieder des Zusammentreffens mit Dir zu freuen.

am 20t
Gegen das Ende des vorigen Monats haben wir einen trefflichen Freund verloren, einen treuen Theilhaber an dem ewigen Bunde für alles Gute und Schöne. Hülsen kam zu Anfang des Frühlings von seiner Besitzung in Schleswig in unsrer Gegend an, durch eine unendliche Sehnsucht nach der Heimath und den frühsten Freunden wieder hierher gezogen, und durch den Wunsch, seine junge schöne Frau möge ihm das Kind, womit sie schwanger ging, auf vaterländischem Boden gebären. Mit einer kindlichen Freude umfing er uns Alle, die Frau gebar ihm ein gesundes Töchterlein, sein Gefühl dabei war das heiterste und heiligste, – wenige Wochen nachher ergriff ihn die Ruhrkrankheit. Sein durch mannigfachen frühern Gram erschöpfter Körper vermochte nicht zu widerstehn. Schon nach eigentlich gehobner Krankheit sank er an einer tödtlichen Entkräftung aus dem nun für ihn blüthenreichen Leben inʼs Grab. Die Wittwe mit ihrem sehr lieblichen Kinde ist noch bei uns. – Ich habe Dir das Alles nun eben so hingeschrieben, wie es geschehn ist. Die Schmerzen, die dabei durch mein und der Andern Gemüth gerissen haben, verstehst Du. – Noch wenige Tage vor der beginnenden Krankheit – die mich als Bewohner eines Familienhauses auf Befehl des Arztes von ihm zurück hielt – hatte ich ein Gespräch mit ihm, darin sein verklärter Geist allʼ seine reinen Himmelsstrahlen aufʼs Herrlichste ausströmte. Es war ordentlich, als würde der abendliche Wald licht um ihn her, und als wolle die Verklärung des Weltgebäuʼs, die er prophezeihte, nun gleich sichtbar beginnen. – Im Tode sah er aus, wie ein Christus, der den schmerzhaften Tod mit einem Lächeln besiegt hat. Es fandenʼs einige Leute abschreckend, daß der Leiche aus der Krankheit her ein langer greisender Bart stehn geblieben war. Mir kam es nicht so vor. Vielmehr schien mir auch das im ernsten Einklange mit der ganzen Erscheinung. – Vom Tode sprach er in den letzten Tagen vor seiner Krankheit gern, wehmüthig zwar, aber mit einem ganz himmlisch freudigen Lächeln. – Wir rücken nun in die Jahre, mein theurer Freund, wo wir schon viele liebe Blüthen abfallen sehen, und der Bundeskranz, immer kleiner werdend, und nicht so leicht wieder durch neue Blumen auszuflechten, sich auch immer enger schliessen muß. Laß mich Deine liebe Hand festhalten, und gönne der Ferne nicht wieder eine so lange trennende Macht über uns.
Mein häusliches Leben geht still und friedlich seinen Gang fort. Ueber meine kleine Maria würdest Du, ihr lieber Pathe, eine rechte Freude haben. Sie ist gutmüthig, freundlich, klug, und sieht [3] recht frisch, gesund und lieblich aus. Meine Frau ist gleichfalls wohl und heiter. Sie grüßt Dich aus recht freundlichem Herzen, und schreibt Dir nächstens einmal. Wären alle die Briefe aufʼs Papier gekommen, die sie und ich Dir in Gedanken geschrieben haben, so hättest Du ganze Bände zu lesen.
Gedichtet habʼ ich wie gewöhnlich viel. Die zwei Heidenspiele, welche den Cyclus des Sigurd schliessen, sind fertig, und werden wohl zu Ostern spätestens erscheinen, worüber ich Dir bei mehrer Musse das Nähere schreiben will. Hitzig sagt mir, Du würdest eine Recension des Sigurd liefern. Das sollte mir eine rechte Erquickung sein, und eine Leuchte für meine fernere Bahn. Es ist bis jetzt ziemlich viel darüber hin und her gesprochen worden, auch manches sehr Wackre und Brauchbare für mich; wie mir aber recht eigentlich bei dieser Arbeit zu Sinne gewesen ist, scheint noch keinem der Beurtheiler ganz deutlich geworden zu sein. Daher mitunter höchst seltsamliche Rathschläge. – Jean Pauls begeistertes Lob in den Heidelberger Jahrbüchern hat mich herzlich erfreut. – Du, mein lieber Meister und Freund, der Du in alle Gedichte so klar und scharf hineinsiehst, würdest die Arbeit Deines Jüngers um so heller beleuchten, und ihm zeigen, wie er künftig besser machen soll, was hier verfehlt ward.
Die Beilage ist ein Versuch von mir auf einem Dir ganz vorzüglich eigenthümlichen Felde. Siehʼ diese Arbeit mit Nachsicht an. Ich hatte gegen einen gewaltigen und höchst wundersamen Geist zu ringen. Möchtest Du bald meine Uebertragung durch eine bessere entbehrlich machen.
Vor kurzem habe ich ein episches Gedicht von Karl des Grossen Jugendjahren in der Strophe des Titurel beendigt, das ich mit ganz auszeichnender Liebe und Freudigkeit zu Stande brachte. Ich denke, es sollte Dir gefallen, wenn ich Dir es mittheilen könnte. Vielleicht erscheinen in einer Zeitschrift Proben davon.
Noch laß mich Dir eine herrliche Erscheinung nennen, den Palnatoke von Oehlenschläger. Du kennst sie zwar gewiß schon längst, und wie ich höre, ist der Dichter sogar in Copet, aber ich mußte doch wenigstens meinem Gefühl durch einige Worte Luft machen. Das ist einmal ein ächtes Norderlied! So treu, so still, so stark, und wild und kühn! Und wie die altehrsame Sprache sich den Heldengedanken [4] so gern zur Dollmetscherin giebt, ordentlich erfreut des tapfern Dänensohnes, der die alten Riesen so gut herauf zu beschwören weiß! Ich bin ganz in Freude darüber verloren.
Wie Vieles hättʼ ich Dir davon und von noch vielem Andern zu sagen. Aber die Zeit beengt mich. In Hoffnung auf nun öfters wiederholte Mittheilungen verspare ich mir auch noch das, was ich Dir über einen dramatischen Entwurf von mir sagen wollte, auf das Nächstemal. Lebe so wohl, als ich und meine Frau es Dir aus innig anhänglichem Gemüthe wünschen, und laß mich bald von Dir hören. Ich bin mit herzlicher Liebe
ganz der Deinige,
Fouqué.
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