• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

  • Place of Dispatch: Bamberg · Place of Destination: Berlin · Date: 20.08.1800 bis 21.08.1800
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher
  • Place of Dispatch: Bamberg
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 20.08.1800 bis 21.08.1800
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 4. Briefwechsel 1800 (Briefe 850‒1004). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1994, S. 207‒220.
  • Weitere Drucke: Aus Schleiermacherʼs Leben. In Briefen. Hg. v. Ludwig Jonas u. Wilhelm Dilthey. Bd. 3: Schleiermachers Briefwechsel mit Freunden bis zu seiner Übersiedlung nach Halle, namentlich der mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel. Berlin 1861, S. 218‒222.
  • Incipit: „[1] Bamberg d. 20 Aug 1800
    Die Ursache, warum Ihre beyden Briefe mich nicht in Jena trafen, mein werthester Freund, werden Sie [...]“
    Manuscript
  • Provider: Berlin, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • Classification Number: NL F. D. E. Schleiermacher, Nr. 372.2. Bl.28–33r
  • Number of Pages: 6 S., hs. m. U.
    Language
  • German
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 350]/version-01-20/letters/view/3288" data-language="">
[1] Bamberg d. 20 Aug 1800
Die Ursache, warum Ihre beyden Briefe mich nicht in Jena trafen, mein werthester Freund, werden Sie nun schon durch meinen Bruder wissen, und daher die Verzögerung meiner Antwort entschuldigt haben. Indessen hätte ich von hier aus schon früher schreiben können, wenn ich nicht erst die Ankunft des Athenaeums hätte abwarten wollen, wovon ich die Aushängebogen nicht gesehen, sondern erst gestern das ganze erhielt. Ich habe eine große Freude daran gehabt, und bin natürlich sogleich über dasjenige hergefallen was mir noch neu war. Der Philosoph für die Welt ist pepper’d for this world; es herrscht in dem ganzen Aufsatze dasselbe brio wie im Anfange, und durchaus die eleganteste Grobheit. Das über die Bestimmung ist dagegen ein Meisterstück von Feinheit in Ironie, Parodie, und schonender respectueuser Architeufeley. Melden Sie mir doch, wie Fichte es genommen hat. Bey dem Geschäfte, wozu ich sogleich übergehe, muß ich voraussetzen und setze voraus, daß Sie auf dem besten Fuß mit ihm stehen. Denn am besten wäre es, wenn Sie den inliegenden Brief nebst der Ihnen zugesandten Abschrift vom Entwurf unsers Instituts selbst persönlich zu ihm brächten. Wo nicht, so schicken Sie beydes hin, und lassen Sie Bern[2]hardi zu ihm gehen, um ihm in demselben Sinne, wie ich es von Ihnen wünschte, zuzusetzen. Am besten, Sie gehen ihm beyde gemeinschaftlich zu Leibe.
Schon vor mehren Tagen erhielt Schelling, und gestern auch ich eine Einladung von Fichte, nebst schon gedruckter Ankündigung von Jahrbüchern der Kunst und der Wissenschaft, bey Unger. Schelling war gleich dafür, daß es bey unserm bisherigen Plane, und Cotta als Verleger, sein Bewenden haben möchte. Er hat, zum Theil durch Zufälligkeiten abgehalten, die Antwort bis jetzt immer verschoben, welches nun sehr gut ist. Ich habe in meinem Briefe an Fichte den ganzen Verlauf der Sache vorgestellt, besonders wie bey unsrer Uneinigkeit über seinen in Jena entworfenen Plan, ich nicht vermuthen können, daß er jetzt (ohne erst wieder mit uns zu Rathe zu gehen) an der Realisirung arbeite; daß ich meinen Plan ihm erst wenn ich mit dem Verleger in Richtigkeit wäre vorlegen wollen, weil ich mir bey der gänzlichen Abweichung desselben von dem seinigen seine vollkommene Billigung und beständigen Beytritt nicht hätte versprechen dürfen. Ferner daß Cotta weit besser zum Verleger passe pp. Glücklicherweise kam, während ich an diesem Briefe schrieb, Cotta’s Antwort an: Er sey mit allen meinen Vorschlägen einverstanden, und der 1te Band könne mit Anfang des Jahres 1801 erscheinen. – Nun fügte ich also in dem Brief an Fichte hinzu: die Sache sey [3] in Richtigkeit, ich könne nicht zurück, noch auch die übrigen Freunde, aus deren Vollmacht ich mit Cotta unterhandelt, von ihrer Verbindlichkeit frey lassen. Kurz ich habe ihn mit allen Seilen der Liebe und der Gewalt zu uns herüberzuziehen gesucht. Will er nicht übertreten, so steht er allein, und wird also doch die Ausführung aufgeben müssen, wenn er nicht etwa mittlerweile einen unbekannten Schacht von guten Köpfen ausfindig macht.
Ich setze bey dem obigen voraus, daß Sie von Fichte eine ähnliche Einladung erhalten haben. Sollte es nicht seyn, wie ich mir kaum vorstellen kann, so dürfen Sie freylich nichts zu wissen scheinen (da Fichte die strengste Verschwiegenheit gefodert hat) als daß ich Sie gebeten, ihm den Entwurf mitzutheilen, und mündlich zu so vieler Theilnahme, als er irgend wolle und könne, dringendst einzuladen.

Wir sind jetzt in der Überlegung, Schelling und ich, ob wir nicht gleich an Cotta eine kurze, in die Allgemeine Zeitung einzurückende Ankündigung, versteht sich ohne Nennung eines Namens, schicken sollen, worin er nur als Verleger spräche. Als einen feindseligen Schritt kann Fichte dieß unmöglich betrachten, da seine Antwort doch im Grunde unser Verhältniß mit Cotta und seine Ansprüche an uns nicht modificiren kann.
[4] Ferner behauptet Schelling, die Namen der Theilnehmer müßten am Eingange des ersten Bandes nicht zusammen genannt werden, man werde sonst sogleich das Geschrey: faction! erheben, und uns dadurch bey dem friedliebenden und sogenannten unparteyischen Publicum den Eingang zu versperren suchen. Es bleibe jedem unbenommen, sich unter seinen Arbeiten besonders zu nennen. Die Übersicht könne nachher um so glänzender gegeben werden, wenn wir erst unsre Associirten in allen Fächern beysammen haben. – Die Nennung des Redacteurs fiele dann auch weg. Ich glaube auch beynah, daß es so besser seyn wird, und wünsche Ihre und Bernhardis Meynung darüber zu wissen.

Schelling schlägt zum Mitarbeiter in dem was wir von Mathematik brauchen, den jüngeren Pfaff in Tübingen vor, Verfasser mehrer Aufsätze in Hindenburgs Archiv. – Wie weit Sie selbst sich etwa auf das Verhältniß der Mathematik zur Philosophie einlassen könnten und möchten, wünschte ich zu wissen. Friedrich meynte, nach Ihren mathematischen Studien stehe auch in diesem Fache von Ihnen etwas zu erwarten.
Mit Röschlaub habe ich vorläufig gesprochen; er ist mit ganzem Eifer unser, nur hat er sich mit offenherziger Bescheidenheit geäußert, er wolle erst den Geist unsers Instituts näher kennen zu lernen suchen, um zu sehen in wie fern er eingreifen könne. Als völlig qualifizirt zu dem was [5] wir brauchen, hat er Eschenmayer genannt, von dem ich etwas in der That sehr geistreich geschriebnes gelesen habe.
Mit Heindorf, das kann noch warten, vielleicht bis ich selbst nach Berlin komme. Überhaupt wollen wir uns mit der Wahl der Associirten nicht überhäufen noch übereilen, – das wichtigste ist, daß wir selbst jetzo resolut zugreifen.
Da Sie mir bis jetzt noch keine Hoffnung zu dieser oder jener bestimmten Arbeit gemacht, so erlauben Sie mir Ihnen einige Vorschläge zu thun, die Ihnen vielleicht manches ins Gedächtniß bringen, woran Sie sonst nicht gedacht hätten, und worüber Ihre Lust und sonstigen Bestimmungsgründe nun entscheiden müssen.
Sie haben einmal beim Athenaeum Abneigung geäußert, sich mit dem langweiligen Reinhold einzulassen. Da er sich jetzt aber so breit macht und von der Allgemeinen Literatur Zeitung als ein schnödes fulcrum des alten Sauerteiges gebrauchen läßt, so sehen Sie die Nothwendigkeit leicht ein, es gründlich mit ihm zu Ende zu führen. – Schelling wollte dieß über sich nehmen, und zwar in einem Anhange seiner Revision der bisherigen Fortschritte der Philosophie und der von ihr abhängigen Wissenschaften (einer Übersicht, die er gleich in die ersten Bände der Jahrbücher geben will) da aber jetzt [6] Reinhold ihm selbst ins Gehege gekommen (in der Recension des transcendentalen Idealismus, die doch unstreitig von ihm, nämlich von Jacobi ihm in die Feder dictirt ist) so glaube ich es würde sich besser ausnehmen, wenn es von einem andern als Schelling geschähe, und zwar besonders. Da würde denn wohl am besten alles zusammen genommen, was Reinholds in den letzten Jahren gespielte Rolle charakterisirt, seine mit dem Namen erschienenen Schriften und dann die Recensionen über Fichte, Bardili, und Schelling.
Wegen des Jacobi an Fichte vergleicht euch: wollen Sie ihn nicht, so nimmt ihn Schelling. Nehmen Sie den Reinhold nicht, so nehmen Sie dann wohl den Jacobi gewiß.
Den Bardili (seinen leiblichen Vetter) glaubt Schelling am leckersten, etwan als cochon au lait mit einer gewürzten Brühe, appretiren zu können.
Dagegen empfiehlt er Ihrer Sorgfalt und Pflege Bouterwecks Apodictik, weil doch von dem Dinge geredet werde als wenn es etwas wäre, auf das angelegentlichste.
Ferner denke ich daß Sie zu Jean Paul’s Clavis Fichtiana, wiewohl ich das Buch noch nicht kenne, einen ganz ausgezeichneten Beruf haben.
Was sagen Sie endlich zu Lichtenbergs nachgelassenen Schriften?
Dieß ist es was mir fürs erste einfällt, denken Sie aber ja auf mehres, besonders auch auf so ganz [7] kurze Notizchen, die manchmal nur in einem witzigen Einfalle bestehen können. Von Erfindung und Form und Einkleidung haben Sie bei der Bestimmung das glänzendste Beyspiel gegeben.
Ist nicht vielleicht bald auch etwas allgemeines von Ihnen zu hoffen: etwa über den Zustand der Religionsphilosophie, und der Theologie überhaupt?
Haben Sie die Güte, das apperçu der Arbeiten die Sie übernehmen, auf einen besondern Zettel zu schreiben, und so daß ich es Schelling mittheilen kann.
An Bernhardi, dem überhaupt alles mit gilt, was ich über das Institut schreibe, ergeht dieselbe Bitte. Vorschläge weiß ich ihm jetzt nicht zu thun – ich erwarte die seinigen, besonders im Fache der philosophischen Grammatik und allgemeinen Philologie, dann im Dramatischen.
Was ihr auch mit Fichte über seine Vorschläge verhandelt haben mögt, ihr seht, daß ihr mein seyd und ich lasse euch wie einmal geworbne Rekruten nicht wieder fahren.
Fichte schreibt zwar, es solle gar keinen Redakteur geben, indessen gerirt er sich schon durch die Vorschläge als solchen. Die Idee von einer einzigen Centralübersicht, worein alle übrigen, durch den Redacteur, der nach seinem damaligen Plan das Factotum war, zusammengearbeitet werden sollten, hat er freylich aufgegeben, doch besteht er immer noch auf historischer Darstellung des Gegenwärtigen (die nicht wohl möglich) [8] und auf lauter Übersichten, welches einförmig und ermüdend ausfallen, und sich auch bald erschöpfen würde, denn man kann geschwinder übersehen oder überhin sehen als etwas geschieht. Selbst die gedruckte Ankündigung scheint mir, wenn nicht in einem zu einseitigen Gesichtspunkt, doch in einer zu einseitig bestimmten Sprache abgefaßt zu seyn.
Mich soll wundern, was Fichte thun wird. Wenn er pikirt ist und uns nicht zufallen will, so däucht mich ist es ein Zeichen, daß er sich an unsern Republikanischen Gesinnungen stößt, und daß auch bey seinem jetzigen Plane das Monarchische Princip, doch im Hintergrunde liegt. Das Unglück ist daß Fichte sich zu sehr gewöhnt hat mit subalternen Menschen zu thun zu haben.
Von mir wird in den ersten Band zuerst Vorrede oder Einleitung kommen. Ob der Wieland Platz wird finden können, weiß ich noch nicht. Ferner denke ich, was in poetischen Übersetzungen aus den Alten von Voß Ahlwardt, Eschen u.s.w. neuerdings geschehen, zusammen in eine Notiz zu bringen. – Die Übersicht der kritischen Literatur, die zuerst für die Allgemeine Zeitung abgefaßt werden sollte, bin ich nun [fest] gesonnen, in die Jahrbücher selbst aufzunehmen, als Einleitung zu dem Artikel Revision der recensirten Journale, zu dem ich alle Mitglieder fortgehend um Beyträge bitte.
Könnten Sie nicht etwa Herders Kalligone übernehmen? Ungern würde ich daran gehen. Bernhardi’n ist es nicht zuzumuthen, da er sich die Pönitenz mit der Metakritik angethan. Friedrich wird auch nicht wollen.
[9] Will Bernhardi zu der Übersicht der kritischen Literatur etwas beytragen, zB. witzige Einfälle, so bitte ich ihn es recht bald zu thun.
Den exoterischen Mitgliedern wird natürlich nichts von dem Unterschiede notifizirt, sondern ich setze mich direct in Verhältniß mit ihnen, das sich dann nach dem jedesmaligen Bedürfnisse modifiziren muß. – Was Sie mir über die nothwendigen Befugnisse des Redacteurs schrieben habe ich wohl beherzigt, doch glaube ich nicht, daß besondre Gesetze dazu nöthig sind, ich will schon mit allen Mitgliedern fertig werden, lassen Sie mich nur machen.

Wegen der Correctur des Athenäums habe ich Ihnen noch großen Dank zu sagen. Das Spanische ist über alle Erwartung correct gedruckt. Außer den zwey angezeigten Druckfehlern habe ich nur noch zwey entdecken können, die ebenfalls von keiner Bedeutung sind. S. 306 supa statt supo und S. 307. despuer statt despues. Übrigens muß man glauben, daß ein vollkommener Kenner des Spanischen der Correctur vorgestanden. S. 256 ist ein Druckfehler der eher über den Sinn irre machen könnte. Gedankenbegriff statt Gedanken begriff. – Glauben Sie aber ja nicht, daß ich Ihnen die Schuld der vorher bemerkten Fehler habe beymessen wollen. Ich weiß sehr gut, wie nachläßig es manchmal in den Druckereyen zugeht. Dieß muß mich auch beym Zerbin rechtfertigen, so wie Tiecks unchristliche Hand. Was ich in Frommanns Druckerey corrigirt habe, ist gewiß genau und gut gedruckt, und in dieser bin ich auch als der correcte Corrector berühmt und beliebt.
[10] Da Sie so sehr begierig auf die Privatteufeley sind, so kann ich es Ihnen schon anvertrauen, daß sie auf Kotzebue und seine Russischen Begebenheiten geht. Die Bekanntmachung wartet auf seine Rückkehr nach Deutschland. Natürlich habe ich seit meiner Abreise von Jena keine Stimmung und Lust dazu gehabt. – Sagen Sie ja niemanden davon. Wenn wir beysammen wären, sollten Sie sogleich alles fertige sehen.
Im Frühling habe ich den ersten Gesang eines großen Gedichts zu Stande gebracht; wie bald ich wieder daran komme, kann ich noch nicht sagen. Einzelne Gedichte sammeln sich so allmählig an. Jetzt bin ich fortdauernd am Shakspeare. – Das poetische Taschenbuch, von Tieck und mir herausgegeben, kommt nächstes Jahr zu Stande. Wenn Sie sich also zur Poesie bekehren wollen, so thun Sie es nur bald.

den 21ten August
So viel von den literarischen Beschäftigungen und Planen. Jetzt erlauben Sie mir, Sie mit einem Auftrage zu beschweren, der mir sehr am Herzen liegt.
Sie sind doch mit Schadow bekannt; haben Sie die Güte einmal bey ihm vorzusprechen, und gleichsam wie ganz zufällig anzufragen: was etwa sein Preis seyn würde, für eine marmorne Begräbniß-Urne, mit einfachen Verzierungen, und vier bis fünf Figuren in Basrelief rund herum, von der Höhe [11] eines Fußes etwa (nämlich die Figuren); oder für einen dergleichen Sarkophag? Ist die Summe nicht höher als zwischen 5 bis 800 rth so können Sie sich alsdann näher einlassen, und sagen, die Anfrage geschehe von meinetwegen, und ob er diese Arbeit nicht auf den Winter übernehmen könne?
Wir wollen nämlich unsrer geliebten Tochter ein Denkmal in Bocklet setzen lassen. Ich war dort um die Grabstelle zu sehen, und das nöthige zu verabreden. Hoffentlich bekomme ich die Erlaubniß, das Denkmal in das Gebüsch des BrunnenSpazierganges zu setzen. Dann kommt auf den Kirchhof nur ein Stein, und für das eigentliche Denkmal ist ein rundes Rasenplätzchen mit Rosen umpflanzt, im dichten Gebüsch, ausersehen. Ich habe noch mit keinem Künstler sprechen können, und bin daher über die Idee selbst nicht ganz im Reinen. Entweder ein Sarkophag, denke ich, auf ein paar Stufen gestellt; alsdann kämen an drey Seiten Figuren oder andre Verzierungen und an der vierten die Inschrift. Oder eine Urne wie oben beschrieben, auf einem hohen Postament, welches dann die Inschrift erhielte und mit seinen Verzierungen nach der Zeichnung des Künstlers vielleicht von untergeordneten geschickten Händen ausgeführt werden könnte. – Die Figuren könnten [12] wie ich denke, alle von alten Denkmälern entlehnt werden. Sie wären etwa folgende: eine sitzende Frau mit gelöstem Haar und Gürtel pp in Trauer, oder noch lieber die Gruppe aus der Familie der Niobe, wo sich die jüngste Tochter in den Schooß der Mutter flüchten will; dann Hermes, der das junge Mädchen verschleyert als Braut des Hades wegführt; endlich eine männliche Figur in der Tunica die über einer Urne oder Sarkophag eine Libation verrichtet, mit der andern Hand etwa auf eine Leyer gestützt.
Ich hatte gehofft, Tiecks Bruder würde nach Deutschland zurückkommen und den Winter in Berlin zubringen. Aus einem Briefe von ihm, den ich eben erhalte sehe ich, daß er den Winter vielmehr, wo möglich in Italien zuzubringen denkt. Ich würde mich sonst an ihn gewandt haben. In Deutschland ist Schadow wohl der beste. – Wenn er sich in Ansehung des Preises so äußert, daß Sie ihm sogleich nähere Anträge machen können, so sagen Sie ihm von meinetwegen viel schönes; ich werde selbst nach Berlin kommen, und hoffe alles mit ihm mündlich zu überlegen. Ich wünschte sehr, daß das Denkmal noch nächsten Sommer aufgestellt werden könnte, und würde dann, zu diesem Zweck selbst nach Bocklet reisen. Dieß sind ja die einzigen Befriedigungen welche die Trauer zuläßt. Ich sage Ihnen nichts von der meinigen, die Sie sich schwerlich denken können, da Sie ihren Gegenstand nicht kannten. Sie sehen wenigstens aus dem Inhalte meines Briefes, daß ich mich ihr nicht mit müßigem Trübsinn überlasse. Leben Sie wohl
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 432]/version-01-20/letters/view/3288" data-language="">
[1] Bamberg d. 20 Aug 1800
Die Ursache, warum Ihre beyden Briefe mich nicht in Jena trafen, mein werthester Freund, werden Sie nun schon durch meinen Bruder wissen, und daher die Verzögerung meiner Antwort entschuldigt haben. Indessen hätte ich von hier aus schon früher schreiben können, wenn ich nicht erst die Ankunft des Athenaeums hätte abwarten wollen, wovon ich die Aushängebogen nicht gesehen, sondern erst gestern das ganze erhielt. Ich habe eine große Freude daran gehabt, und bin natürlich sogleich über dasjenige hergefallen was mir noch neu war. Der Philosoph für die Welt ist pepper’d for this world; es herrscht in dem ganzen Aufsatze dasselbe brio wie im Anfange, und durchaus die eleganteste Grobheit. Das über die Bestimmung ist dagegen ein Meisterstück von Feinheit in Ironie, Parodie, und schonender respectueuser Architeufeley. Melden Sie mir doch, wie Fichte es genommen hat. Bey dem Geschäfte, wozu ich sogleich übergehe, muß ich voraussetzen und setze voraus, daß Sie auf dem besten Fuß mit ihm stehen. Denn am besten wäre es, wenn Sie den inliegenden Brief nebst der Ihnen zugesandten Abschrift vom Entwurf unsers Instituts selbst persönlich zu ihm brächten. Wo nicht, so schicken Sie beydes hin, und lassen Sie Bern[2]hardi zu ihm gehen, um ihm in demselben Sinne, wie ich es von Ihnen wünschte, zuzusetzen. Am besten, Sie gehen ihm beyde gemeinschaftlich zu Leibe.
Schon vor mehren Tagen erhielt Schelling, und gestern auch ich eine Einladung von Fichte, nebst schon gedruckter Ankündigung von Jahrbüchern der Kunst und der Wissenschaft, bey Unger. Schelling war gleich dafür, daß es bey unserm bisherigen Plane, und Cotta als Verleger, sein Bewenden haben möchte. Er hat, zum Theil durch Zufälligkeiten abgehalten, die Antwort bis jetzt immer verschoben, welches nun sehr gut ist. Ich habe in meinem Briefe an Fichte den ganzen Verlauf der Sache vorgestellt, besonders wie bey unsrer Uneinigkeit über seinen in Jena entworfenen Plan, ich nicht vermuthen können, daß er jetzt (ohne erst wieder mit uns zu Rathe zu gehen) an der Realisirung arbeite; daß ich meinen Plan ihm erst wenn ich mit dem Verleger in Richtigkeit wäre vorlegen wollen, weil ich mir bey der gänzlichen Abweichung desselben von dem seinigen seine vollkommene Billigung und beständigen Beytritt nicht hätte versprechen dürfen. Ferner daß Cotta weit besser zum Verleger passe pp. Glücklicherweise kam, während ich an diesem Briefe schrieb, Cotta’s Antwort an: Er sey mit allen meinen Vorschlägen einverstanden, und der 1te Band könne mit Anfang des Jahres 1801 erscheinen. – Nun fügte ich also in dem Brief an Fichte hinzu: die Sache sey [3] in Richtigkeit, ich könne nicht zurück, noch auch die übrigen Freunde, aus deren Vollmacht ich mit Cotta unterhandelt, von ihrer Verbindlichkeit frey lassen. Kurz ich habe ihn mit allen Seilen der Liebe und der Gewalt zu uns herüberzuziehen gesucht. Will er nicht übertreten, so steht er allein, und wird also doch die Ausführung aufgeben müssen, wenn er nicht etwa mittlerweile einen unbekannten Schacht von guten Köpfen ausfindig macht.
Ich setze bey dem obigen voraus, daß Sie von Fichte eine ähnliche Einladung erhalten haben. Sollte es nicht seyn, wie ich mir kaum vorstellen kann, so dürfen Sie freylich nichts zu wissen scheinen (da Fichte die strengste Verschwiegenheit gefodert hat) als daß ich Sie gebeten, ihm den Entwurf mitzutheilen, und mündlich zu so vieler Theilnahme, als er irgend wolle und könne, dringendst einzuladen.

Wir sind jetzt in der Überlegung, Schelling und ich, ob wir nicht gleich an Cotta eine kurze, in die Allgemeine Zeitung einzurückende Ankündigung, versteht sich ohne Nennung eines Namens, schicken sollen, worin er nur als Verleger spräche. Als einen feindseligen Schritt kann Fichte dieß unmöglich betrachten, da seine Antwort doch im Grunde unser Verhältniß mit Cotta und seine Ansprüche an uns nicht modificiren kann.
[4] Ferner behauptet Schelling, die Namen der Theilnehmer müßten am Eingange des ersten Bandes nicht zusammen genannt werden, man werde sonst sogleich das Geschrey: faction! erheben, und uns dadurch bey dem friedliebenden und sogenannten unparteyischen Publicum den Eingang zu versperren suchen. Es bleibe jedem unbenommen, sich unter seinen Arbeiten besonders zu nennen. Die Übersicht könne nachher um so glänzender gegeben werden, wenn wir erst unsre Associirten in allen Fächern beysammen haben. – Die Nennung des Redacteurs fiele dann auch weg. Ich glaube auch beynah, daß es so besser seyn wird, und wünsche Ihre und Bernhardis Meynung darüber zu wissen.

Schelling schlägt zum Mitarbeiter in dem was wir von Mathematik brauchen, den jüngeren Pfaff in Tübingen vor, Verfasser mehrer Aufsätze in Hindenburgs Archiv. – Wie weit Sie selbst sich etwa auf das Verhältniß der Mathematik zur Philosophie einlassen könnten und möchten, wünschte ich zu wissen. Friedrich meynte, nach Ihren mathematischen Studien stehe auch in diesem Fache von Ihnen etwas zu erwarten.
Mit Röschlaub habe ich vorläufig gesprochen; er ist mit ganzem Eifer unser, nur hat er sich mit offenherziger Bescheidenheit geäußert, er wolle erst den Geist unsers Instituts näher kennen zu lernen suchen, um zu sehen in wie fern er eingreifen könne. Als völlig qualifizirt zu dem was [5] wir brauchen, hat er Eschenmayer genannt, von dem ich etwas in der That sehr geistreich geschriebnes gelesen habe.
Mit Heindorf, das kann noch warten, vielleicht bis ich selbst nach Berlin komme. Überhaupt wollen wir uns mit der Wahl der Associirten nicht überhäufen noch übereilen, – das wichtigste ist, daß wir selbst jetzo resolut zugreifen.
Da Sie mir bis jetzt noch keine Hoffnung zu dieser oder jener bestimmten Arbeit gemacht, so erlauben Sie mir Ihnen einige Vorschläge zu thun, die Ihnen vielleicht manches ins Gedächtniß bringen, woran Sie sonst nicht gedacht hätten, und worüber Ihre Lust und sonstigen Bestimmungsgründe nun entscheiden müssen.
Sie haben einmal beim Athenaeum Abneigung geäußert, sich mit dem langweiligen Reinhold einzulassen. Da er sich jetzt aber so breit macht und von der Allgemeinen Literatur Zeitung als ein schnödes fulcrum des alten Sauerteiges gebrauchen läßt, so sehen Sie die Nothwendigkeit leicht ein, es gründlich mit ihm zu Ende zu führen. – Schelling wollte dieß über sich nehmen, und zwar in einem Anhange seiner Revision der bisherigen Fortschritte der Philosophie und der von ihr abhängigen Wissenschaften (einer Übersicht, die er gleich in die ersten Bände der Jahrbücher geben will) da aber jetzt [6] Reinhold ihm selbst ins Gehege gekommen (in der Recension des transcendentalen Idealismus, die doch unstreitig von ihm, nämlich von Jacobi ihm in die Feder dictirt ist) so glaube ich es würde sich besser ausnehmen, wenn es von einem andern als Schelling geschähe, und zwar besonders. Da würde denn wohl am besten alles zusammen genommen, was Reinholds in den letzten Jahren gespielte Rolle charakterisirt, seine mit dem Namen erschienenen Schriften und dann die Recensionen über Fichte, Bardili, und Schelling.
Wegen des Jacobi an Fichte vergleicht euch: wollen Sie ihn nicht, so nimmt ihn Schelling. Nehmen Sie den Reinhold nicht, so nehmen Sie dann wohl den Jacobi gewiß.
Den Bardili (seinen leiblichen Vetter) glaubt Schelling am leckersten, etwan als cochon au lait mit einer gewürzten Brühe, appretiren zu können.
Dagegen empfiehlt er Ihrer Sorgfalt und Pflege Bouterwecks Apodictik, weil doch von dem Dinge geredet werde als wenn es etwas wäre, auf das angelegentlichste.
Ferner denke ich daß Sie zu Jean Paul’s Clavis Fichtiana, wiewohl ich das Buch noch nicht kenne, einen ganz ausgezeichneten Beruf haben.
Was sagen Sie endlich zu Lichtenbergs nachgelassenen Schriften?
Dieß ist es was mir fürs erste einfällt, denken Sie aber ja auf mehres, besonders auch auf so ganz [7] kurze Notizchen, die manchmal nur in einem witzigen Einfalle bestehen können. Von Erfindung und Form und Einkleidung haben Sie bei der Bestimmung das glänzendste Beyspiel gegeben.
Ist nicht vielleicht bald auch etwas allgemeines von Ihnen zu hoffen: etwa über den Zustand der Religionsphilosophie, und der Theologie überhaupt?
Haben Sie die Güte, das apperçu der Arbeiten die Sie übernehmen, auf einen besondern Zettel zu schreiben, und so daß ich es Schelling mittheilen kann.
An Bernhardi, dem überhaupt alles mit gilt, was ich über das Institut schreibe, ergeht dieselbe Bitte. Vorschläge weiß ich ihm jetzt nicht zu thun – ich erwarte die seinigen, besonders im Fache der philosophischen Grammatik und allgemeinen Philologie, dann im Dramatischen.
Was ihr auch mit Fichte über seine Vorschläge verhandelt haben mögt, ihr seht, daß ihr mein seyd und ich lasse euch wie einmal geworbne Rekruten nicht wieder fahren.
Fichte schreibt zwar, es solle gar keinen Redakteur geben, indessen gerirt er sich schon durch die Vorschläge als solchen. Die Idee von einer einzigen Centralübersicht, worein alle übrigen, durch den Redacteur, der nach seinem damaligen Plan das Factotum war, zusammengearbeitet werden sollten, hat er freylich aufgegeben, doch besteht er immer noch auf historischer Darstellung des Gegenwärtigen (die nicht wohl möglich) [8] und auf lauter Übersichten, welches einförmig und ermüdend ausfallen, und sich auch bald erschöpfen würde, denn man kann geschwinder übersehen oder überhin sehen als etwas geschieht. Selbst die gedruckte Ankündigung scheint mir, wenn nicht in einem zu einseitigen Gesichtspunkt, doch in einer zu einseitig bestimmten Sprache abgefaßt zu seyn.
Mich soll wundern, was Fichte thun wird. Wenn er pikirt ist und uns nicht zufallen will, so däucht mich ist es ein Zeichen, daß er sich an unsern Republikanischen Gesinnungen stößt, und daß auch bey seinem jetzigen Plane das Monarchische Princip, doch im Hintergrunde liegt. Das Unglück ist daß Fichte sich zu sehr gewöhnt hat mit subalternen Menschen zu thun zu haben.
Von mir wird in den ersten Band zuerst Vorrede oder Einleitung kommen. Ob der Wieland Platz wird finden können, weiß ich noch nicht. Ferner denke ich, was in poetischen Übersetzungen aus den Alten von Voß Ahlwardt, Eschen u.s.w. neuerdings geschehen, zusammen in eine Notiz zu bringen. – Die Übersicht der kritischen Literatur, die zuerst für die Allgemeine Zeitung abgefaßt werden sollte, bin ich nun [fest] gesonnen, in die Jahrbücher selbst aufzunehmen, als Einleitung zu dem Artikel Revision der recensirten Journale, zu dem ich alle Mitglieder fortgehend um Beyträge bitte.
Könnten Sie nicht etwa Herders Kalligone übernehmen? Ungern würde ich daran gehen. Bernhardi’n ist es nicht zuzumuthen, da er sich die Pönitenz mit der Metakritik angethan. Friedrich wird auch nicht wollen.
[9] Will Bernhardi zu der Übersicht der kritischen Literatur etwas beytragen, zB. witzige Einfälle, so bitte ich ihn es recht bald zu thun.
Den exoterischen Mitgliedern wird natürlich nichts von dem Unterschiede notifizirt, sondern ich setze mich direct in Verhältniß mit ihnen, das sich dann nach dem jedesmaligen Bedürfnisse modifiziren muß. – Was Sie mir über die nothwendigen Befugnisse des Redacteurs schrieben habe ich wohl beherzigt, doch glaube ich nicht, daß besondre Gesetze dazu nöthig sind, ich will schon mit allen Mitgliedern fertig werden, lassen Sie mich nur machen.

Wegen der Correctur des Athenäums habe ich Ihnen noch großen Dank zu sagen. Das Spanische ist über alle Erwartung correct gedruckt. Außer den zwey angezeigten Druckfehlern habe ich nur noch zwey entdecken können, die ebenfalls von keiner Bedeutung sind. S. 306 supa statt supo und S. 307. despuer statt despues. Übrigens muß man glauben, daß ein vollkommener Kenner des Spanischen der Correctur vorgestanden. S. 256 ist ein Druckfehler der eher über den Sinn irre machen könnte. Gedankenbegriff statt Gedanken begriff. – Glauben Sie aber ja nicht, daß ich Ihnen die Schuld der vorher bemerkten Fehler habe beymessen wollen. Ich weiß sehr gut, wie nachläßig es manchmal in den Druckereyen zugeht. Dieß muß mich auch beym Zerbin rechtfertigen, so wie Tiecks unchristliche Hand. Was ich in Frommanns Druckerey corrigirt habe, ist gewiß genau und gut gedruckt, und in dieser bin ich auch als der correcte Corrector berühmt und beliebt.
[10] Da Sie so sehr begierig auf die Privatteufeley sind, so kann ich es Ihnen schon anvertrauen, daß sie auf Kotzebue und seine Russischen Begebenheiten geht. Die Bekanntmachung wartet auf seine Rückkehr nach Deutschland. Natürlich habe ich seit meiner Abreise von Jena keine Stimmung und Lust dazu gehabt. – Sagen Sie ja niemanden davon. Wenn wir beysammen wären, sollten Sie sogleich alles fertige sehen.
Im Frühling habe ich den ersten Gesang eines großen Gedichts zu Stande gebracht; wie bald ich wieder daran komme, kann ich noch nicht sagen. Einzelne Gedichte sammeln sich so allmählig an. Jetzt bin ich fortdauernd am Shakspeare. – Das poetische Taschenbuch, von Tieck und mir herausgegeben, kommt nächstes Jahr zu Stande. Wenn Sie sich also zur Poesie bekehren wollen, so thun Sie es nur bald.

den 21ten August
So viel von den literarischen Beschäftigungen und Planen. Jetzt erlauben Sie mir, Sie mit einem Auftrage zu beschweren, der mir sehr am Herzen liegt.
Sie sind doch mit Schadow bekannt; haben Sie die Güte einmal bey ihm vorzusprechen, und gleichsam wie ganz zufällig anzufragen: was etwa sein Preis seyn würde, für eine marmorne Begräbniß-Urne, mit einfachen Verzierungen, und vier bis fünf Figuren in Basrelief rund herum, von der Höhe [11] eines Fußes etwa (nämlich die Figuren); oder für einen dergleichen Sarkophag? Ist die Summe nicht höher als zwischen 5 bis 800 rth so können Sie sich alsdann näher einlassen, und sagen, die Anfrage geschehe von meinetwegen, und ob er diese Arbeit nicht auf den Winter übernehmen könne?
Wir wollen nämlich unsrer geliebten Tochter ein Denkmal in Bocklet setzen lassen. Ich war dort um die Grabstelle zu sehen, und das nöthige zu verabreden. Hoffentlich bekomme ich die Erlaubniß, das Denkmal in das Gebüsch des BrunnenSpazierganges zu setzen. Dann kommt auf den Kirchhof nur ein Stein, und für das eigentliche Denkmal ist ein rundes Rasenplätzchen mit Rosen umpflanzt, im dichten Gebüsch, ausersehen. Ich habe noch mit keinem Künstler sprechen können, und bin daher über die Idee selbst nicht ganz im Reinen. Entweder ein Sarkophag, denke ich, auf ein paar Stufen gestellt; alsdann kämen an drey Seiten Figuren oder andre Verzierungen und an der vierten die Inschrift. Oder eine Urne wie oben beschrieben, auf einem hohen Postament, welches dann die Inschrift erhielte und mit seinen Verzierungen nach der Zeichnung des Künstlers vielleicht von untergeordneten geschickten Händen ausgeführt werden könnte. – Die Figuren könnten [12] wie ich denke, alle von alten Denkmälern entlehnt werden. Sie wären etwa folgende: eine sitzende Frau mit gelöstem Haar und Gürtel pp in Trauer, oder noch lieber die Gruppe aus der Familie der Niobe, wo sich die jüngste Tochter in den Schooß der Mutter flüchten will; dann Hermes, der das junge Mädchen verschleyert als Braut des Hades wegführt; endlich eine männliche Figur in der Tunica die über einer Urne oder Sarkophag eine Libation verrichtet, mit der andern Hand etwa auf eine Leyer gestützt.
Ich hatte gehofft, Tiecks Bruder würde nach Deutschland zurückkommen und den Winter in Berlin zubringen. Aus einem Briefe von ihm, den ich eben erhalte sehe ich, daß er den Winter vielmehr, wo möglich in Italien zuzubringen denkt. Ich würde mich sonst an ihn gewandt haben. In Deutschland ist Schadow wohl der beste. – Wenn er sich in Ansehung des Preises so äußert, daß Sie ihm sogleich nähere Anträge machen können, so sagen Sie ihm von meinetwegen viel schönes; ich werde selbst nach Berlin kommen, und hoffe alles mit ihm mündlich zu überlegen. Ich wünschte sehr, daß das Denkmal noch nächsten Sommer aufgestellt werden könnte, und würde dann, zu diesem Zweck selbst nach Bocklet reisen. Dieß sind ja die einzigen Befriedigungen welche die Trauer zuläßt. Ich sage Ihnen nichts von der meinigen, die Sie sich schwerlich denken können, da Sie ihren Gegenstand nicht kannten. Sie sehen wenigstens aus dem Inhalte meines Briefes, daß ich mich ihr nicht mit müßigem Trübsinn überlasse. Leben Sie wohl
×
×