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Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. 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Mai 1800<br>Sie sind jezt gewiß aus <span class="index-22 tp-57004 ">Leipzig</span>, wohin ich Ihnen nicht erst schreiben wollte, zurük, und wollte Gott Sie hätten – außer dem vielen Spaß den Ihnen die dort versammelte Literatur gewiß gemacht hat – uns auch einen soliden und haltbaren <span class="index-3095 tp-57005 ">NotizContrakt</span> mitgebracht, damit dieses Werk recht bald in Gang käme nun der Krieg gegen <span class="index-1192 tp-74093 ">die A</span><span class="index-1192 tp-74093 slant-italic ">llgemeine</span><span class="index-1192 tp-74093 "> L</span><span class="index-1192 tp-74093 slant-italic ">iteratur</span><span class="index-1192 tp-74093 "> Z</span><span class="index-1192 tp-74093 slant-italic ">eitung</span> aufs heftigste ausbricht. Ich hoffe nächstens eine erfreuliche Nachricht darüber von Ihnen zu erhalten. <span class="index-42 tp-57007 ">Bernhardi</span> ist auch der Meinung daß man sich unter jeder Notiz nenne; haben Sie ad extra etwas wesentliches dagegen? sonst könnte man es recht polemisch dadurch motiviren daß die Leute nicht einmal Sie und Ihren Bruder in <span class="index-4932 tp-57008 ">den Fragmenten</span> und im <span class="index-4561 tp-57009 ">literar</span><span class="index-4561 tp-57009 slant-italic ">ischen</span><span class="index-4561 tp-57009 "> R</span><span class="index-4561 tp-57009 slant-italic ">eichs</span><span class="index-4561 tp-57009 ">A</span><span class="index-4561 tp-57009 slant-italic ">nzeiger</span> zu unterscheiden gewußt haben, und es wäre etwas, worin wir soviel ich weiß nur sehr wenig Vorgänger haben. Für <span class="index-162 tp-57010 ">das lezte (?) Stük des Athenäums</span>, woran noch immer nicht gedrukt wird, bin ich nun <span class="index-9018 tp-57012 ">beim </span><span class="index-9018 tp-57012 index-55 tp-57011 ">Fichte</span>, den ich Ihnen noch zeitig genug schiken zu können denke um in aller Muße Ihre Notate drüber zu machen. Zur Belohnung für dieses schwierige opus aber erbitte ich mir von Ihnen wenn es irgend der Raum noch erlaubt – denn die Zeit wird dabei für nichts zu rechnen sein – die Erlaubniß <span class="index-9038 tp-57013 index-8147 tp-57014 ">Engels Philosoph für die Welt 3</span><span class="index-9038 tp-57013 index-8147 tp-57014 slant-italic ">ter</span><span class="index-9038 tp-57013 index-8147 tp-57014 "> Th</span><span class="index-9038 tp-57013 index-8147 tp-57014 slant-italic ">eil</span><span class="index-8147 tp-57014 "> zu notiziren</span>. <span class="index-4080 tp-57015 ">Der Mensch</span> genießt doch einige Renommee, er [2] hat nicht verstanden was <span class="index-8 tp-57016 ">Friedrich</span> über ihn gesagt hat, und ich möchte gern ein soviel als möglich lustiges und wiziges Wörtchen Deutsch mit ihm reden. <span class="index-244 tp-57017 ">Der gute Schüz</span> hat mich ja, wie ich sehe auch in Affection genommen und will über das <span class="index-14823 tp-90788 ">„herrliche Stük Arbeit“</span>, <span class="index-1113 tp-57020 index-8122 tp-57019 ">den Garve</span>, zu einer andern Zeit reden. Ich denke, wenn er es wirklich thut, was ich gesagt habe, wol vertreten zu können; nur wünschte ich gar sehr, daß er vor der Hand der Meinung bliebe in der er doch wahrscheinlich steht daß dies von einem von Ihnen Beiden herrührt. Wenn er aus dieser Voraussezung darüber schwäzt, wird sich das Ganze hernach desto komischer machen wenn er darüber von einem noch ganz unbekannten Menschen begrüßt wird. Werden Sie auf sein leztes noch etwas antworten? die Sache spricht, dächte ich, genug für sich selbst.<br>Bernhardi hat verschiedene Male gegen mich geäußert, er fürchte, daß Fichte böse werden würde wenn er von <span class="index-3095 tp-57021 ">dem Notizenplan</span> etwas hört, weil er doch selbst oft genug den Vorsaz zu <span class="index-8169 tp-73466 ">einem kritischen Institut</span> angedeutet hätte. Wenigstens wäre es wol gut, wenn Sie ihm eher etwas davon mittheilten als die ganze Welt es erfährt – aber auch nicht viel eher, der lieben Maurerei wegen. Mir scheint es nicht schwer zu sein, ihm die Sache in einem solchen Lichte zu zeigen, daß er gar nichts dagegen haben kann.<br>[3] <span class="index-41 tp-57025 ">Ihre Gedichte</span> habe ich studirt und studire sie noch mit großem Eifer und Lust – ich kann aber nicht sagen daß sie mir eben <span class="weight-bold ">Muth </span>zur Poesie gemacht hätten: denn es so zu können ist doch unendlich schwer, und es nicht so zu wollen ist unerlaubt. Es wäre vergeblich, wenn ich heraus suchen wollte, was mich vorzüglich afficirt hat; höchstens könnte ich einige wenige Stüke nennen, die es minder gethan haben. Anfangs glaubte ich die Kunst nur in den Sonetten, die ich deshalb zuerst las, bewundern zu werden, hernach habe ich sie in allem übrigen fast eben so vollendet gefunden, und dagegen auch in den Sonetten so vieles was mir außer der Kunst sehr werth ist. Einen ganz eignen Eindruk haben mir die gnomischen Sonette gegeben – es ist mir aufgefallen wie eine viel würdigere Form dies für den Inhalt ist als der Hexameter allein oder das Distichon. Noch heute habe ich Nikon und Heliodora mit unendlicher Freude gelesen und mich gefragt ob es mir wol erlaubt sein könnte einen Roman zu schreiben wenn ich nicht so etwas machen kann? und ob ich es je können werde, woran ich denn demüthig zweifle [<span class="slant-italic ">.</span>] <span class="index-346 tp-57026 index-3001 tp-57029 ">Den neuesten Theil </span><span class="index-346 tp-57026 index-3001 tp-57029 index-344 tp-57027 ">des </span><span class="index-346 tp-57026 index-3001 tp-57029 index-344 tp-57027 index-4 tp-57028 ">Shakespeare</span> habe ich noch nicht gesehn. <span class="index-8 tp-57030 ">Den Friedrich</span> habe ich schon zweimal gefragt was denn „<span class="index-4568 tp-57032 index-48 tp-57031 ">Ticks</span><span class="index-4568 tp-57032 "> poetisches Journal</span>“ ist, oder vielmehr sein wird, er hat mir aber nicht geantwortet, und <span class="index-42 tp-57033 ">Bernhardi</span> weiß auch noch kein Wort davon. Werden Sie nicht <span class="index-244 tp-57034 ">Schüzens</span> Auffoderung in Rüksicht der <span class="index-2978 tp-57035 ">Rec</span><span class="index-2978 tp-57035 slant-italic ">ension</span><span class="index-2978 tp-57035 "> des </span><span class="index-2978 tp-57035 index-3822 tp-57037 index-2048 tp-57036 ">Don Quixote</span> annehmen? [4] <span class="index-2941 tp-57038 ">Der Soltau</span> scheint nicht ruhen zu wollen, und es ist wol nicht hinreichend daß Sie ihn im <span class="index-1192 tp-74125 index-757 tp-57039 ">Intelligenzblatt</span> so ein wenig auf die Finger klopfen. Warum wollen Sie auch das Intelligenzblatt bereichern, das doch auch, <span class="index-23 tp-57040 ">Schelling</span> sage was er will, nur ein sehr schlechter Plaz ist.<br>Wie steht es denn lieber Freund mit Ihrem Hieherkommen? ist das jezt vor der Hand ganz aufgegeben und werde ich nach <span class="index-13 tp-57041 ">Dresden</span> kommen müßen um Sie zu sehn. Nicht als ob Dresden nur so ein Muß für mich wäre – ich will mich sehr freuen wenn es mir möglich ist hinzureisen; aber Sie alle zusammen möchte ich gar zu gern auch hier haben, um meinetwillen und um des Ganzen willen, denn Ihr müßtet Euch gar prächtig hier machen.<br>Leben Sie wol, lieber Freund, und treten Sie bald Ihr Redactorat an mit so großen Vollmachten als Sie nöthig finden.<br>Schleiermacher' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Friedrich Schleiermacher an August Wilhelm von Schlegel am 27.05.1800, Berlin, Jena' $adressatort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $absendeort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $date = '27.05.1800' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4646 => array( 'ID' => '4646', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-28 10:40:35', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:22:28', 'key' => 'AWS-ap-00gs', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Schleiermacher, Friedrich ', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1768-11-21', '39_toddatum' => '1834-02-12', '39_lebenwirken' => 'Theologe, Philosoph, Pädagoge, Übersetzer Friedrich Schleiermacher erfuhr seine Ausbildung zunächst an einem Internat in Niesky und anschließend im geistlichen Seminar in Barby. 1787 entschloss er sich zum Studium der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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Briefwechsel 1796-1798. Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin/ New York 1988, S. XXXIII-XXXV.@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016, S. 592f.@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schleiermacher@', '39_beziehung' => 'Schleiermacher machte die Bekanntschaft Schlegels 1798 in Berlin. Anders als das zu Friedrich von Schlegel blieb das Verhältnis jedoch persönlich distanziert. 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Stük des Athenäums<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE57010"/>, woran noch immer nicht gedrukt wird, bin ich nun <anchor type="b" n="9018" ana="12" xml:id="NidB57012"/>beim <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB57011"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE57011"/><anchor type="e" n="9018" ana="12" xml:id="NidE57012"/>, den ich Ihnen noch zeitig genug schiken zu können denke um in aller Muße Ihre Notate drüber zu machen. Zur Belohnung für dieses schwierige opus aber erbitte ich mir von Ihnen wenn es irgend der Raum noch erlaubt – denn die Zeit wird dabei für nichts zu rechnen sein – die Erlaubniß <anchor type="b" n="8147" ana="12" xml:id="NidB57014"/><anchor type="b" n="9038" ana="12" xml:id="NidB57013"/>Engels Philosoph für die Welt 3<hi rend="slant:italic">ter</hi> Th<hi rend="slant:italic">eil</hi><anchor type="e" n="9038" ana="12" xml:id="NidE57013"/> zu notiziren<anchor type="e" n="8147" ana="12" xml:id="NidE57014"/>. <anchor type="b" n="4080" ana="11" xml:id="NidB57015"/>Der Mensch<anchor type="e" n="4080" ana="11" xml:id="NidE57015"/> genießt doch einige Renommee, er [2] hat nicht verstanden was <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB57016"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE57016"/> über ihn gesagt hat, und ich möchte gern ein soviel als möglich lustiges und wiziges Wörtchen Deutsch mit ihm reden. <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB57017"/>Der gute Schüz<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE57017"/> hat mich ja, wie ich sehe auch in Affection genommen und will über das <anchor type="b" n="14823" ana="12" xml:id="NidB90788"/>„herrliche Stük Arbeit“<anchor type="e" n="14823" ana="12" xml:id="NidE90788"/>, <anchor type="b" n="1113" ana="11" xml:id="NidB57020"/><anchor type="b" n="8122" ana="12" xml:id="NidB57019"/>den Garve<anchor type="e" n="8122" ana="12" xml:id="NidE57019"/><anchor type="e" n="1113" ana="11" xml:id="NidE57020"/>, zu einer andern Zeit reden. Ich denke, wenn er es wirklich thut, was ich gesagt habe, wol vertreten zu können; nur wünschte ich gar sehr, daß er vor der Hand der Meinung bliebe in der er doch wahrscheinlich steht daß dies von einem von Ihnen Beiden herrührt. Wenn er aus dieser Voraussezung darüber schwäzt, wird sich das Ganze hernach desto komischer machen wenn er darüber von einem noch ganz unbekannten Menschen begrüßt wird. Werden Sie auf sein leztes noch etwas antworten? die Sache spricht, dächte ich, genug für sich selbst.<lb/>Bernhardi hat verschiedene Male gegen mich geäußert, er fürchte, daß Fichte böse werden würde wenn er von <anchor type="b" n="3095" ana="13" xml:id="NidB57021"/>dem Notizenplan<anchor type="e" n="3095" ana="13" xml:id="NidE57021"/> etwas hört, weil er doch selbst oft genug den Vorsaz zu <anchor type="b" n="8169" ana="13" xml:id="NidB73466"/>einem kritischen Institut<anchor type="e" n="8169" ana="13" xml:id="NidE73466"/> angedeutet hätte. Wenigstens wäre es wol gut, wenn Sie ihm eher etwas davon mittheilten als die ganze Welt es erfährt – aber auch nicht viel eher, der lieben Maurerei wegen. Mir scheint es nicht schwer zu sein, ihm die Sache in einem solchen Lichte zu zeigen, daß er gar nichts dagegen haben kann.<lb/>[3] <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB57025"/>Ihre Gedichte<anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE57025"/> habe ich studirt und studire sie noch mit großem Eifer und Lust – ich kann aber nicht sagen daß sie mir eben <hi rend="weight:bold">Muth </hi>zur Poesie gemacht hätten: denn es so zu können ist doch unendlich schwer, und es nicht so zu wollen ist unerlaubt. Es wäre vergeblich, wenn ich heraus suchen wollte, was mich vorzüglich afficirt hat; höchstens könnte ich einige wenige Stüke nennen, die es minder gethan haben. Anfangs glaubte ich die Kunst nur in den Sonetten, die ich deshalb zuerst las, bewundern zu werden, hernach habe ich sie in allem übrigen fast eben so vollendet gefunden, und dagegen auch in den Sonetten so vieles was mir außer der Kunst sehr werth ist. Einen ganz eignen Eindruk haben mir die gnomischen Sonette gegeben – es ist mir aufgefallen wie eine viel würdigere Form dies für den Inhalt ist als der Hexameter allein oder das Distichon. Noch heute habe ich Nikon und Heliodora mit unendlicher Freude gelesen und mich gefragt ob es mir wol erlaubt sein könnte einen Roman zu schreiben wenn ich nicht so etwas machen kann? und ob ich es je können werde, woran ich denn demüthig zweifle [<hi rend="slant:italic">.</hi>] <anchor type="b" n="346" ana="12" xml:id="NidB57026"/><anchor type="b" n="3001" ana="12" xml:id="NidB57029"/>Den neuesten Theil <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB57027"/>des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB57028"/>Shakespeare<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE57028"/><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE57027"/><anchor type="e" n="3001" ana="12" xml:id="NidE57029"/><anchor type="e" n="346" ana="12" xml:id="NidE57026"/> habe ich noch nicht gesehn. <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB57030"/>Den Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE57030"/> habe ich schon zweimal gefragt was denn „<anchor type="b" n="4568" ana="13" xml:id="NidB57032"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB57031"/>Ticks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE57031"/> poetisches Journal<anchor type="e" n="4568" ana="13" xml:id="NidE57032"/>“ ist, oder vielmehr sein wird, er hat mir aber nicht geantwortet, und <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB57033"/>Bernhardi<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE57033"/> weiß auch noch kein Wort davon. Werden Sie nicht <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB57034"/>Schüzens<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE57034"/> Auffoderung in Rüksicht der <anchor type="b" n="2978" ana="12" xml:id="NidB57035"/>Rec<hi rend="slant:italic">ension</hi> des <anchor type="b" n="3822" ana="12" xml:id="NidB57037"/><anchor type="b" n="2048" ana="12" xml:id="NidB57036"/>Don Quixote<anchor type="e" n="2048" ana="12" xml:id="NidE57036"/><anchor type="e" n="3822" ana="12" xml:id="NidE57037"/><anchor type="e" n="2978" ana="12" xml:id="NidE57035"/> annehmen? [4] <anchor type="b" n="2941" ana="11" xml:id="NidB57038"/>Der Soltau<anchor type="e" n="2941" ana="11" xml:id="NidE57038"/> scheint nicht ruhen zu wollen, und es ist wol nicht hinreichend daß Sie ihn im <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB74125"/><anchor type="b" n="757" ana="13" xml:id="NidB57039"/>Intelligenzblatt<anchor type="e" n="757" ana="13" xml:id="NidE57039"/><anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE74125"/> so ein wenig auf die Finger klopfen. Warum wollen Sie auch das Intelligenzblatt bereichern, das doch auch, <anchor type="b" n="23" ana="11" xml:id="NidB57040"/>Schelling<anchor type="e" n="23" ana="11" xml:id="NidE57040"/> sage was er will, nur ein sehr schlechter Plaz ist.<lb/>Wie steht es denn lieber Freund mit Ihrem Hieherkommen? ist das jezt vor der Hand ganz aufgegeben und werde ich nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB57041"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE57041"/> kommen müßen um Sie zu sehn. Nicht als ob Dresden nur so ein Muß für mich wäre – ich will mich sehr freuen wenn es mir möglich ist hinzureisen; aber Sie alle zusammen möchte ich gar zu gern auch hier haben, um meinetwillen und um des Ganzen willen, denn Ihr müßtet Euch gar prächtig hier machen.<lb/>Leben Sie wol, lieber Freund, und treten Sie bald Ihr Redactorat an mit so großen Vollmachten als Sie nöthig finden.<lb/>Schleiermacher', '36_briefid' => 'SchleiermacherKGABd4_SchleiermacheranAWS_27051800', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7133', 'content' => 'Friedrich Schleiermacher', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schleiermacher, Friedrich', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1800-05-27', '36_sortdatum' => '1800-05-27', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_leitd' => 'Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. 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seine Ausbildung zunächst an einem Internat in Niesky und anschließend im geistlichen Seminar in Barby. 1787 entschloss er sich zum Studium der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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[1] Berlin d 27t. Mai 1800
Sie sind jezt gewiß aus Leipzig, wohin ich Ihnen nicht erst schreiben wollte, zurük, und wollte Gott Sie hätten – außer dem vielen Spaß den Ihnen die dort versammelte Literatur gewiß gemacht hat – uns auch einen soliden und haltbaren NotizContrakt mitgebracht, damit dieses Werk recht bald in Gang käme nun der Krieg gegen die Allgemeine Literatur Zeitung aufs heftigste ausbricht. Ich hoffe nächstens eine erfreuliche Nachricht darüber von Ihnen zu erhalten. Bernhardi ist auch der Meinung daß man sich unter jeder Notiz nenne; haben Sie ad extra etwas wesentliches dagegen? sonst könnte man es recht polemisch dadurch motiviren daß die Leute nicht einmal Sie und Ihren Bruder in den Fragmenten und im literarischen ReichsAnzeiger zu unterscheiden gewußt haben, und es wäre etwas, worin wir soviel ich weiß nur sehr wenig Vorgänger haben. Für das lezte (?) Stük des Athenäums, woran noch immer nicht gedrukt wird, bin ich nun beim Fichte, den ich Ihnen noch zeitig genug schiken zu können denke um in aller Muße Ihre Notate drüber zu machen. Zur Belohnung für dieses schwierige opus aber erbitte ich mir von Ihnen wenn es irgend der Raum noch erlaubt – denn die Zeit wird dabei für nichts zu rechnen sein – die Erlaubniß Engels Philosoph für die Welt 3ter Theil zu notiziren. Der Mensch genießt doch einige Renommee, er [2] hat nicht verstanden was Friedrich über ihn gesagt hat, und ich möchte gern ein soviel als möglich lustiges und wiziges Wörtchen Deutsch mit ihm reden. Der gute Schüz hat mich ja, wie ich sehe auch in Affection genommen und will über das „herrliche Stük Arbeit“, den Garve, zu einer andern Zeit reden. Ich denke, wenn er es wirklich thut, was ich gesagt habe, wol vertreten zu können; nur wünschte ich gar sehr, daß er vor der Hand der Meinung bliebe in der er doch wahrscheinlich steht daß dies von einem von Ihnen Beiden herrührt. Wenn er aus dieser Voraussezung darüber schwäzt, wird sich das Ganze hernach desto komischer machen wenn er darüber von einem noch ganz unbekannten Menschen begrüßt wird. Werden Sie auf sein leztes noch etwas antworten? die Sache spricht, dächte ich, genug für sich selbst.
Bernhardi hat verschiedene Male gegen mich geäußert, er fürchte, daß Fichte böse werden würde wenn er von dem Notizenplan etwas hört, weil er doch selbst oft genug den Vorsaz zu einem kritischen Institut angedeutet hätte. Wenigstens wäre es wol gut, wenn Sie ihm eher etwas davon mittheilten als die ganze Welt es erfährt – aber auch nicht viel eher, der lieben Maurerei wegen. Mir scheint es nicht schwer zu sein, ihm die Sache in einem solchen Lichte zu zeigen, daß er gar nichts dagegen haben kann.
[3] Ihre Gedichte habe ich studirt und studire sie noch mit großem Eifer und Lust – ich kann aber nicht sagen daß sie mir eben Muth zur Poesie gemacht hätten: denn es so zu können ist doch unendlich schwer, und es nicht so zu wollen ist unerlaubt. Es wäre vergeblich, wenn ich heraus suchen wollte, was mich vorzüglich afficirt hat; höchstens könnte ich einige wenige Stüke nennen, die es minder gethan haben. Anfangs glaubte ich die Kunst nur in den Sonetten, die ich deshalb zuerst las, bewundern zu werden, hernach habe ich sie in allem übrigen fast eben so vollendet gefunden, und dagegen auch in den Sonetten so vieles was mir außer der Kunst sehr werth ist. Einen ganz eignen Eindruk haben mir die gnomischen Sonette gegeben – es ist mir aufgefallen wie eine viel würdigere Form dies für den Inhalt ist als der Hexameter allein oder das Distichon. Noch heute habe ich Nikon und Heliodora mit unendlicher Freude gelesen und mich gefragt ob es mir wol erlaubt sein könnte einen Roman zu schreiben wenn ich nicht so etwas machen kann? und ob ich es je können werde, woran ich denn demüthig zweifle [.] Den neuesten Theil des Shakespeare habe ich noch nicht gesehn. Den Friedrich habe ich schon zweimal gefragt was denn „Ticks poetisches Journal“ ist, oder vielmehr sein wird, er hat mir aber nicht geantwortet, und Bernhardi weiß auch noch kein Wort davon. Werden Sie nicht Schüzens Auffoderung in Rüksicht der Recension des Don Quixote annehmen? [4] Der Soltau scheint nicht ruhen zu wollen, und es ist wol nicht hinreichend daß Sie ihn im Intelligenzblatt so ein wenig auf die Finger klopfen. Warum wollen Sie auch das Intelligenzblatt bereichern, das doch auch, Schelling sage was er will, nur ein sehr schlechter Plaz ist.
Wie steht es denn lieber Freund mit Ihrem Hieherkommen? ist das jezt vor der Hand ganz aufgegeben und werde ich nach Dresden kommen müßen um Sie zu sehn. Nicht als ob Dresden nur so ein Muß für mich wäre – ich will mich sehr freuen wenn es mir möglich ist hinzureisen; aber Sie alle zusammen möchte ich gar zu gern auch hier haben, um meinetwillen und um des Ganzen willen, denn Ihr müßtet Euch gar prächtig hier machen.
Leben Sie wol, lieber Freund, und treten Sie bald Ihr Redactorat an mit so großen Vollmachten als Sie nöthig finden.
Schleiermacher
Sie sind jezt gewiß aus Leipzig, wohin ich Ihnen nicht erst schreiben wollte, zurük, und wollte Gott Sie hätten – außer dem vielen Spaß den Ihnen die dort versammelte Literatur gewiß gemacht hat – uns auch einen soliden und haltbaren NotizContrakt mitgebracht, damit dieses Werk recht bald in Gang käme nun der Krieg gegen die Allgemeine Literatur Zeitung aufs heftigste ausbricht. Ich hoffe nächstens eine erfreuliche Nachricht darüber von Ihnen zu erhalten. Bernhardi ist auch der Meinung daß man sich unter jeder Notiz nenne; haben Sie ad extra etwas wesentliches dagegen? sonst könnte man es recht polemisch dadurch motiviren daß die Leute nicht einmal Sie und Ihren Bruder in den Fragmenten und im literarischen ReichsAnzeiger zu unterscheiden gewußt haben, und es wäre etwas, worin wir soviel ich weiß nur sehr wenig Vorgänger haben. Für das lezte (?) Stük des Athenäums, woran noch immer nicht gedrukt wird, bin ich nun beim Fichte, den ich Ihnen noch zeitig genug schiken zu können denke um in aller Muße Ihre Notate drüber zu machen. Zur Belohnung für dieses schwierige opus aber erbitte ich mir von Ihnen wenn es irgend der Raum noch erlaubt – denn die Zeit wird dabei für nichts zu rechnen sein – die Erlaubniß Engels Philosoph für die Welt 3ter Theil zu notiziren. Der Mensch genießt doch einige Renommee, er [2] hat nicht verstanden was Friedrich über ihn gesagt hat, und ich möchte gern ein soviel als möglich lustiges und wiziges Wörtchen Deutsch mit ihm reden. Der gute Schüz hat mich ja, wie ich sehe auch in Affection genommen und will über das „herrliche Stük Arbeit“, den Garve, zu einer andern Zeit reden. Ich denke, wenn er es wirklich thut, was ich gesagt habe, wol vertreten zu können; nur wünschte ich gar sehr, daß er vor der Hand der Meinung bliebe in der er doch wahrscheinlich steht daß dies von einem von Ihnen Beiden herrührt. Wenn er aus dieser Voraussezung darüber schwäzt, wird sich das Ganze hernach desto komischer machen wenn er darüber von einem noch ganz unbekannten Menschen begrüßt wird. Werden Sie auf sein leztes noch etwas antworten? die Sache spricht, dächte ich, genug für sich selbst.
Bernhardi hat verschiedene Male gegen mich geäußert, er fürchte, daß Fichte böse werden würde wenn er von dem Notizenplan etwas hört, weil er doch selbst oft genug den Vorsaz zu einem kritischen Institut angedeutet hätte. Wenigstens wäre es wol gut, wenn Sie ihm eher etwas davon mittheilten als die ganze Welt es erfährt – aber auch nicht viel eher, der lieben Maurerei wegen. Mir scheint es nicht schwer zu sein, ihm die Sache in einem solchen Lichte zu zeigen, daß er gar nichts dagegen haben kann.
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Schleiermacher