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Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. 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Das Verbieten hat ja auch bei so einer Piece nichts zu sagen und ist vielmehr ein gutes passe partout. <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB58095"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB58094"/>Die beiden Dichter<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE58094"/><anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE58095"/> werden hoffentlich auch ihre Freude dran haben.<lb/><anchor type="b" n="8194" ana="12" xml:id="NidB58096"/>Das Triolet<anchor type="e" n="8194" ana="12" xml:id="NidE58096"/> aber, lieber Freund, ist für <anchor type="b" n="822" ana="11" xml:id="NidB58097"/>Merkel<anchor type="e" n="822" ana="11" xml:id="NidE58097"/> viel zu niedlich, und die ganze Pointe ist – wenigstens für die Berliner – nicht deutlich genug ausgesprochen. Wer nicht grade <anchor type="b" n="3002" ana="13" xml:id="NidB58098"/>das Archiv der Zeit<anchor type="e" n="3002" ana="13" xml:id="NidE58098"/> gelesen hat wird nicht wißen wovon die Rede ist denn <anchor type="b" n="4591" ana="12" xml:id="NidB58099"/>in Merkels Briefen<anchor type="e" n="4591" ana="12" xml:id="NidE58099"/> hatten die meisten den Blunder übersehn. Ihren Auftrag an Tiek habe ich bestellt, und ich hoffe er schreibt Ihnen heute auch. An ihn oder Bernhardi muß ich Sie auch <anchor type="b" n="4592" ana="12" xml:id="NidB58100"/>des Chamäleons<anchor type="e" n="4592" ana="12" xml:id="NidE58100"/> wegen verweisen – ich habe es nicht gesehen also konnte ich doch nichts gründliches darüber [3] sagen. Am Besten werden Sie es aus <anchor type="b" n="4590" ana="12" xml:id="NidB58101"/>Tieks polemischer Schrift<anchor type="e" n="4590" ana="12" xml:id="NidE58101"/> kennen lernen, wenn nur erst die lezten Seiten geschrieben und ein Verleger dazu da wäre! Laßen Sie ihn mit d<hi rend="slant:italic">iese</hi>r Schrift nur machen, sie wird sehr gute Wirkung thun eine Defension ist doch wirklich auch einmal nöthig und diese ist so ein für allemal. Macht Ihr nur immer wieder Ausfälle, so denken sich die Leute den Kampf der beiden Thebanischen Brüder und denken, Ihr seid wenigstens doch auch im Sterben. Die ruhige und gründliche Verachtung die in d<hi rend="slant:italic">ie</hi>s<hi rend="slant:italic">e</hi>r Schrift herrscht wird Ihnen gewiß Freude machen. Haben Sie schon <anchor type="b" n="9109" ana="12" xml:id="NidB58102"/>Merkels Schimpfik über <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB58103"/>Ihre Gedichte<anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE58103"/><anchor type="e" n="9109" ana="12" xml:id="NidE58102"/> gelesen? ich gestehe Ihnen aufrichtig daß ich nicht umhin kann den Menschen zu bewundern; er ist wirklich groß in seiner Art. Auch wird er von allen seinen hiesigen Partheigenoßen gehörig verachtet, er muß dies selbst fühlen und hören, und läßt sich doch nicht stören. Liegt darin nicht wirklich etwas außerordentliches?<lb/><anchor type="b" n="2889" ana="11" xml:id="NidB58104"/>Ihres Herzogs<anchor type="e" n="2889" ana="11" xml:id="NidE58104"/> unscherzhafte Maaßregel um die Oestreicher wieder empor zu bringen war mir neu. Schade, wenn dadurch etwas verloren geht, und dies wäre, wie es scheint, ziemlich im alten Styl der Komödie geworden. Solche kleine Launen leidet wol <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB58105"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE58105"/> wie geschikte Ehefrauen es zu thun pflegen?<lb/>[4] Leben Sie wol lieber Hyperborer und halten Sie – wenn es Ihnen bei Goethe’s Anwesenheit möglich ist – Wort mit der Kürze des <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB58106"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE58106"/>ischen Aufenthaltes.<lb/>Schleiermacher', '36_briefid' => 'SchleiermacherKGABd4_SchleiermacheranAWS_27121800', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_sortdatum' => '1800-12-27', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 4. 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Das Crescendo worin das Ganze fortgeht macht einen herrlichen Effekt; selbst die Gesänge nach dem Drama was man nicht für möglich halten sollte, machen noch eine Steigerung und der Abschied ist wie ein Tusch mit Pauken und Trompeten, ein Tutti von Gezisch und ein lauter unwillkührlicher Ausbruch der Freude über das gelungene Werk. Hinter jeder Stelle die mich erfreut fällt mir auch ein, „Das sind die Hyperboren“ p – kurz es ist göttlich. Hier ist übrigens für alle [2] Produktionen dieser Art das ungünstigste Terrain. Haben doch schon Einige unter andern <span class="index-4080 tp-58091 ">mein Freund Engel</span> und auch <span class="index-8053 tp-58092 ">der ehrliche Herz</span> nichts daran so hervorstechend gefunden als die Ruchlosigkeit das Unglük des armen K<span class="slant-italic ">otzebue</span> zu einem Gegenstande des Spottes zu machen, und Andere haben so wenigen Sinn daß sie es für eine Arbeit v<span class="slant-italic ">on</span> Tiek halten, wahrscheinlich bloß auf den Grund des sprechenden Hundes. Mit <span class="index-9108 tp-58093 ">dem V</span><span class="index-9108 tp-58093 slant-italic ">ater</span><span class="index-9108 tp-58093 "> U</span><span class="index-9108 tp-58093 slant-italic ">nser</span> hätten Sie nicht so gewißenhaft sein sollen; es hat gar zu schöne Stellen. Das Verbieten hat ja auch bei so einer Piece nichts zu sagen und ist vielmehr ein gutes passe partout. <span class="index-42 tp-58095 index-48 tp-58094 ">Die beiden Dichter</span> werden hoffentlich auch ihre Freude dran haben.<br><span class="index-8194 tp-58096 ">Das Triolet</span> aber, lieber Freund, ist für <span class="index-822 tp-58097 ">Merkel</span> viel zu niedlich, und die ganze Pointe ist – wenigstens für die Berliner – nicht deutlich genug ausgesprochen. Wer nicht grade <span class="index-3002 tp-58098 ">das Archiv der Zeit</span> gelesen hat wird nicht wißen wovon die Rede ist denn <span class="index-4591 tp-58099 ">in Merkels Briefen</span> hatten die meisten den Blunder übersehn. Ihren Auftrag an Tiek habe ich bestellt, und ich hoffe er schreibt Ihnen heute auch. An ihn oder Bernhardi muß ich Sie auch <span class="index-4592 tp-58100 ">des Chamäleons</span> wegen verweisen – ich habe es nicht gesehen also konnte ich doch nichts gründliches darüber [3] sagen. Am Besten werden Sie es aus <span class="index-4590 tp-58101 ">Tieks polemischer Schrift</span> kennen lernen, wenn nur erst die lezten Seiten geschrieben und ein Verleger dazu da wäre! Laßen Sie ihn mit d<span class="slant-italic ">iese</span>r Schrift nur machen, sie wird sehr gute Wirkung thun eine Defension ist doch wirklich auch einmal nöthig und diese ist so ein für allemal. Macht Ihr nur immer wieder Ausfälle, so denken sich die Leute den Kampf der beiden Thebanischen Brüder und denken, Ihr seid wenigstens doch auch im Sterben. Die ruhige und gründliche Verachtung die in d<span class="slant-italic ">ie</span>s<span class="slant-italic ">e</span>r Schrift herrscht wird Ihnen gewiß Freude machen. Haben Sie schon <span class="index-9109 tp-58102 ">Merkels Schimpfik über </span><span class="index-9109 tp-58102 index-41 tp-58103 ">Ihre Gedichte</span> gelesen? ich gestehe Ihnen aufrichtig daß ich nicht umhin kann den Menschen zu bewundern; er ist wirklich groß in seiner Art. Auch wird er von allen seinen hiesigen Partheigenoßen gehörig verachtet, er muß dies selbst fühlen und hören, und läßt sich doch nicht stören. Liegt darin nicht wirklich etwas außerordentliches?<br><span class="index-2889 tp-58104 ">Ihres Herzogs</span> unscherzhafte Maaßregel um die Oestreicher wieder empor zu bringen war mir neu. Schade, wenn dadurch etwas verloren geht, und dies wäre, wie es scheint, ziemlich im alten Styl der Komödie geworden. Solche kleine Launen leidet wol <span class="index-137 tp-58105 ">Goethe</span> wie geschikte Ehefrauen es zu thun pflegen?<br>[4] Leben Sie wol lieber Hyperborer und halten Sie – wenn es Ihnen bei Goethe’s Anwesenheit möglich ist – Wort mit der Kürze des <span class="index-12 tp-58106 ">Jena</span>ischen Aufenthaltes.<br>Schleiermacher' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Friedrich Schleiermacher an August Wilhelm von Schlegel am 27. 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Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. Mit dem Werk „Die Glaubenslehre“, die 1821/22 in zwei Bänden erschien, publizierte Schleiermacher sein theologisches Hauptwerk.', '39_namevar' => 'Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Friedr. 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seine Ausbildung zunächst an einem Internat in Niesky und anschließend im geistlichen Seminar in Barby. 1787 entschloss er sich zum Studium der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. Mit dem Werk „Die Glaubenslehre“, die 1821/22 in zwei Bänden erschien, publizierte Schleiermacher sein theologisches Hauptwerk.', '39_namevar' => 'Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Friedr. Daniel Ernst Schleiermacher, Friedrich Ernst Daniel Sincerus, Pacificus <minor> (Pseudonym)', '39_pdb' => 'GND', '39_dblink' => '', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '1018', 'content' => 'Breslau', 'bemerkung' => 'GND:2005949-8', 'LmAdd' => array() ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array() ), '39_quellen' => 'NDB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118608045.html#ndbcontent@ ADB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118608045.html#adbcontent@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@KR094-295-2@ extern@Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. H.-J. Birkner u.a. Fünfte Abteilung. Briefwechsel und biographische Dokumente. Bd. 2. Briefwechsel 1796-1798. Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin/ New York 1988, S. XXXIII-XXXV.@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016, S. 592f.@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schleiermacher@', '39_beziehung' => 'Schleiermacher machte die Bekanntschaft Schlegels 1798 in Berlin. Anders als das zu Friedrich von Schlegel blieb das Verhältnis jedoch persönlich distanziert. 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[1] Berlin d 27t. Dec.
Ich kann mich unmöglich enthalten meinem lezten Briefe sogleich einen andern nachzuschiken, um Ihnen für die Kozebuade zu danken die damals schon auf der Post, aber noch nicht in meinen Händen war. Wir haben sie denselben Abend gemeinschaftlich bei Tiek gelesen unter unauslöschlichem Gelächter und eben so permanenter Bewunderung, und mir hat sie noch hernach die angenehmste unruhige Nacht gemacht deren ich mich zu erinnern weiß. Ja, das ist Ihnen über alle Vorstellung gelungen, und wenn auch nur wenige Menschen das Ganze recht zu würdigen im Stande sind so wird es doch seinen objektiven Zwek gewiß nicht verfehlen, und es steht zu hoffen daß manche Stüke gar nicht werden gegeben werden können ohne daß Jedermann an Ihre göttlichen Parodien denkt und lautes Gelächter das ganze Haus ergreift. Das Crescendo worin das Ganze fortgeht macht einen herrlichen Effekt; selbst die Gesänge nach dem Drama was man nicht für möglich halten sollte, machen noch eine Steigerung und der Abschied ist wie ein Tusch mit Pauken und Trompeten, ein Tutti von Gezisch und ein lauter unwillkührlicher Ausbruch der Freude über das gelungene Werk. Hinter jeder Stelle die mich erfreut fällt mir auch ein, „Das sind die Hyperboren“ p – kurz es ist göttlich. Hier ist übrigens für alle [2] Produktionen dieser Art das ungünstigste Terrain. Haben doch schon Einige unter andern mein Freund Engel und auch der ehrliche Herz nichts daran so hervorstechend gefunden als die Ruchlosigkeit das Unglük des armen Kotzebue zu einem Gegenstande des Spottes zu machen, und Andere haben so wenigen Sinn daß sie es für eine Arbeit von Tiek halten, wahrscheinlich bloß auf den Grund des sprechenden Hundes. Mit dem Vater Unser hätten Sie nicht so gewißenhaft sein sollen; es hat gar zu schöne Stellen. Das Verbieten hat ja auch bei so einer Piece nichts zu sagen und ist vielmehr ein gutes passe partout. Die beiden Dichter werden hoffentlich auch ihre Freude dran haben.
Das Triolet aber, lieber Freund, ist für Merkel viel zu niedlich, und die ganze Pointe ist – wenigstens für die Berliner – nicht deutlich genug ausgesprochen. Wer nicht grade das Archiv der Zeit gelesen hat wird nicht wißen wovon die Rede ist denn in Merkels Briefen hatten die meisten den Blunder übersehn. Ihren Auftrag an Tiek habe ich bestellt, und ich hoffe er schreibt Ihnen heute auch. An ihn oder Bernhardi muß ich Sie auch des Chamäleons wegen verweisen – ich habe es nicht gesehen also konnte ich doch nichts gründliches darüber [3] sagen. Am Besten werden Sie es aus Tieks polemischer Schrift kennen lernen, wenn nur erst die lezten Seiten geschrieben und ein Verleger dazu da wäre! Laßen Sie ihn mit dieser Schrift nur machen, sie wird sehr gute Wirkung thun eine Defension ist doch wirklich auch einmal nöthig und diese ist so ein für allemal. Macht Ihr nur immer wieder Ausfälle, so denken sich die Leute den Kampf der beiden Thebanischen Brüder und denken, Ihr seid wenigstens doch auch im Sterben. Die ruhige und gründliche Verachtung die in dieser Schrift herrscht wird Ihnen gewiß Freude machen. Haben Sie schon Merkels Schimpfik über Ihre Gedichte gelesen? ich gestehe Ihnen aufrichtig daß ich nicht umhin kann den Menschen zu bewundern; er ist wirklich groß in seiner Art. Auch wird er von allen seinen hiesigen Partheigenoßen gehörig verachtet, er muß dies selbst fühlen und hören, und läßt sich doch nicht stören. Liegt darin nicht wirklich etwas außerordentliches?
Ihres Herzogs unscherzhafte Maaßregel um die Oestreicher wieder empor zu bringen war mir neu. Schade, wenn dadurch etwas verloren geht, und dies wäre, wie es scheint, ziemlich im alten Styl der Komödie geworden. Solche kleine Launen leidet wol Goethe wie geschikte Ehefrauen es zu thun pflegen?
[4] Leben Sie wol lieber Hyperborer und halten Sie – wenn es Ihnen bei Goethe’s Anwesenheit möglich ist – Wort mit der Kürze des Jenaischen Aufenthaltes.
Schleiermacher
Ich kann mich unmöglich enthalten meinem lezten Briefe sogleich einen andern nachzuschiken, um Ihnen für die Kozebuade zu danken die damals schon auf der Post, aber noch nicht in meinen Händen war. Wir haben sie denselben Abend gemeinschaftlich bei Tiek gelesen unter unauslöschlichem Gelächter und eben so permanenter Bewunderung, und mir hat sie noch hernach die angenehmste unruhige Nacht gemacht deren ich mich zu erinnern weiß. Ja, das ist Ihnen über alle Vorstellung gelungen, und wenn auch nur wenige Menschen das Ganze recht zu würdigen im Stande sind so wird es doch seinen objektiven Zwek gewiß nicht verfehlen, und es steht zu hoffen daß manche Stüke gar nicht werden gegeben werden können ohne daß Jedermann an Ihre göttlichen Parodien denkt und lautes Gelächter das ganze Haus ergreift. Das Crescendo worin das Ganze fortgeht macht einen herrlichen Effekt; selbst die Gesänge nach dem Drama was man nicht für möglich halten sollte, machen noch eine Steigerung und der Abschied ist wie ein Tusch mit Pauken und Trompeten, ein Tutti von Gezisch und ein lauter unwillkührlicher Ausbruch der Freude über das gelungene Werk. Hinter jeder Stelle die mich erfreut fällt mir auch ein, „Das sind die Hyperboren“ p – kurz es ist göttlich. Hier ist übrigens für alle [2] Produktionen dieser Art das ungünstigste Terrain. Haben doch schon Einige unter andern mein Freund Engel und auch der ehrliche Herz nichts daran so hervorstechend gefunden als die Ruchlosigkeit das Unglük des armen Kotzebue zu einem Gegenstande des Spottes zu machen, und Andere haben so wenigen Sinn daß sie es für eine Arbeit von Tiek halten, wahrscheinlich bloß auf den Grund des sprechenden Hundes. Mit dem Vater Unser hätten Sie nicht so gewißenhaft sein sollen; es hat gar zu schöne Stellen. Das Verbieten hat ja auch bei so einer Piece nichts zu sagen und ist vielmehr ein gutes passe partout. Die beiden Dichter werden hoffentlich auch ihre Freude dran haben.
Das Triolet aber, lieber Freund, ist für Merkel viel zu niedlich, und die ganze Pointe ist – wenigstens für die Berliner – nicht deutlich genug ausgesprochen. Wer nicht grade das Archiv der Zeit gelesen hat wird nicht wißen wovon die Rede ist denn in Merkels Briefen hatten die meisten den Blunder übersehn. Ihren Auftrag an Tiek habe ich bestellt, und ich hoffe er schreibt Ihnen heute auch. An ihn oder Bernhardi muß ich Sie auch des Chamäleons wegen verweisen – ich habe es nicht gesehen also konnte ich doch nichts gründliches darüber [3] sagen. Am Besten werden Sie es aus Tieks polemischer Schrift kennen lernen, wenn nur erst die lezten Seiten geschrieben und ein Verleger dazu da wäre! Laßen Sie ihn mit dieser Schrift nur machen, sie wird sehr gute Wirkung thun eine Defension ist doch wirklich auch einmal nöthig und diese ist so ein für allemal. Macht Ihr nur immer wieder Ausfälle, so denken sich die Leute den Kampf der beiden Thebanischen Brüder und denken, Ihr seid wenigstens doch auch im Sterben. Die ruhige und gründliche Verachtung die in dieser Schrift herrscht wird Ihnen gewiß Freude machen. Haben Sie schon Merkels Schimpfik über Ihre Gedichte gelesen? ich gestehe Ihnen aufrichtig daß ich nicht umhin kann den Menschen zu bewundern; er ist wirklich groß in seiner Art. Auch wird er von allen seinen hiesigen Partheigenoßen gehörig verachtet, er muß dies selbst fühlen und hören, und läßt sich doch nicht stören. Liegt darin nicht wirklich etwas außerordentliches?
Ihres Herzogs unscherzhafte Maaßregel um die Oestreicher wieder empor zu bringen war mir neu. Schade, wenn dadurch etwas verloren geht, und dies wäre, wie es scheint, ziemlich im alten Styl der Komödie geworden. Solche kleine Launen leidet wol Goethe wie geschikte Ehefrauen es zu thun pflegen?
[4] Leben Sie wol lieber Hyperborer und halten Sie – wenn es Ihnen bei Goethe’s Anwesenheit möglich ist – Wort mit der Kürze des Jenaischen Aufenthaltes.
Schleiermacher