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Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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Es ist viel Hunger und Kummer in der arabischen Wüste; bei solcher Nahrung nun würde ich nach allem Elende vortreflich gedeihen. Und warlich zu der Arbeit die ich vorhabe thut mir eine tüchtige Stärkung Noth: denn verkümmert darf man nicht daran gehn. Ihr sehr freundschaftliches Anerbieten wegen <anchor type="b" n="146" ana="11" xml:id="NidB58297"/><anchor type="b" n="275" ana="12" xml:id="NidB58298"/>des Plato<anchor type="e" n="275" ana="12" xml:id="NidE58298"/><anchor type="e" n="146" ana="11" xml:id="NidE58297"/> nehme ich wie Sie leicht denken können mit der größten Dankbarkeit an, und werde mein möglichstes thun damit Ihnen die Durchsicht, die warlich bei Ihren Beschäftigungen kein kleines Opfer ist, im Ganzen wenigstens Freude mache. Es ist kein kleiner Vortheil zu seinem nächsten Ziel einen solchen Kritiker zu haben; aber Sie werden demohnerachtet gewiß noch genug zu bessern finden.<lb/>Wenn ich doch in der That Ihr Bundesgenosse werden könnte für die alten Dichter! es fehlt mir nur leider noch an allen Eken. Indeß denke ich die Philologie sowol (freilich eine seltene Kunst) als auch die mechanische Fertigkeit sollen mir noch immer besser kommen, und was Sie noch übrig gelassen haben werden, wenn der Plato fertig ist, davon werde ich mich gern versuchen an dem was Sie mir zutrauen. Auf <anchor type="b" n="703" ana="12" xml:id="NidB58300"/><anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB58299"/>Vossens<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE58299"/> Zeitmessung<anchor type="e" n="703" ana="12" xml:id="NidE58300"/> hoffe ich mit jedem Posttag und werde sie dann recht gründlich studieren. Vorläufig hätte ich indeß nicht geglaubt daß Sie ihm beistimmen würden [2] in dem Verbot die zweisilbigen Partikeln wenn sie keinen ächten Diphthong haben, wenigstens in der Zusammensezung als Doppelkürzen zu gebrauchen. Geben Sie denn auch das überall auf, welches Sie sonst noch vertheidigten? Ich wünschte wol die Zeitmessung wäre unter dem was Sie baldigst in der <anchor type="b" n="94" ana="13" xml:id="NidB69699"/><anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB74098"/>Lit<hi rend="slant:italic">eratur</hi> Zeit<hi rend="slant:italic">ung</hi><anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE74098"/><anchor type="e" n="94" ana="13" xml:id="NidE69699"/> kritisirten. Niemand kann es doch so wie Sie. Uebrigens ist mir recht aus der Seele geschrieben was Sie sagen man müsse die Trochäen wenigstens durch Position und Diphthongen verkleiden. Nemlich ich habe eine alte Ahndung daß man noch dahin kommen wird gewisse Positionen und Diphthongen nicht anders als producirt zu gebrauchen. Ist die Verabscheuung der Trochäen im Hexameter erst recht gründlich im Gange so wird die Sache sich hoffentlich bald ins Klare sezen. Warum rechnen Sie mir aber die lezte Sylbe in Athene für eine kurze an? Würden Sie sie denn in einem trochäischen Sylbenmaaß als eine reine Kürze brauchen? Bei dem „Athene oder auch Here“ dachte ich ganz eigentlich an das alte so oft vorkommende ἠε και.<lb/>Ihr Projekt mit <anchor type="b" n="11" ana="11" xml:id="NidB58302"/><anchor type="b" n="387" ana="11" xml:id="NidB58303"/>den Tragikern<anchor type="e" n="387" ana="11" xml:id="NidE58303"/><anchor type="e" n="11" ana="11" xml:id="NidE58302"/> ist ganz göttlich; ich glaube hier giebt es noch sehr viel aufs Reine zu bringen ja ganz neu zu entdeken. Aber was muß nicht alles durchstudirt werden! Wie ist es denn mit <anchor type="b" n="65" ana="11" xml:id="NidB58304"/>Genellis<anchor type="e" n="65" ana="11" xml:id="NidE58304"/> Griechischem geworden? hiezu wäre doch fast nöthig daß er recht gut hineingekommen wäre.<lb/>Die Einladung von <anchor type="b" n="714" ana="11" xml:id="NidB58305"/>Eichstädt<anchor type="e" n="714" ana="11" xml:id="NidE58305"/> habe ich bald nach Ihrem Briefe bekommen. Sehr schmeichelhaft und zugleich als Notiz über die Lage der Sachen ließ er einfließen, sie spräche zugleich einen Wunsch von <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB58306"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE58306"/> aus. Versprochen habe ich zwar mein Bestes, wegen des Vorschlagens aber war ich nicht wenig in Verlegenheit, weil ich gar nicht weiß wie weit man [3] zurükgehen darf. Die neuste Ausbeute auf dem Felde der Philosophie ist ja sehr mager und <anchor type="b" n="154" ana="12" xml:id="NidB58308"/><anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB58307"/>Schellings<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE58307"/> Studium<anchor type="e" n="154" ana="12" xml:id="NidE58308"/> war das Einzige was ich nennen könnte. Würde aber Ihr Vorschlag angenommen so wäre noch manches zu thun denn soviel ich weiß sind <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB58309"/>Fichtes<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE58309"/> neueste Schriften gar nicht in <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB74099"/>der A<hi rend="slant:italic">llgemeinen</hi> L<hi rend="slant:italic">iteratur</hi> Z<hi rend="slant:italic">eitung</hi><anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE74099"/> recensirt. Uebrigens ist mir das Fächerwesen etwas sehr lästiges, und wenn ich nicht manchmal beurtheilen kann, was gar nicht in mein Fach gehört: so werde ich wenig Lust behalten. Wie sehr ich dem Institut guten Fortgang wünsche können Sie denken. Wenn man sich nur jezt vorzüglich dafür hütet durch die Proceduren dem <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB58311"/>Schüz<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE58311"/> keine Blößen zu geben: denn so etwas weiß er treflich zu benuzen. Ich habe immer gehört <anchor type="b" n="376" ana="11" xml:id="NidB58312"/>Bertuch<anchor type="e" n="376" ana="11" xml:id="NidE58312"/> wäre in Absicht auf die Finanzen eine Hauptperson bei dem Unternehmen; auf welcher Seite steht er denn jezt mit seinen Kapitalien? Wenn Jemand von den Verhältnissen recht genau unterrichtet wäre so müßte es gar nicht übel sein irgendwo eine scherzhafte dialektische Untersuchung einzurüken worin denn die Identität eines solchen Instituts bestehe. Es wäre an sich ein schöner Spaß, und eine Gattung in der Schüz u<hi rend="slant:italic">nd</hi> Consorten gar nicht antworten könnten. Mir fehlen nur die Data sonst hätte ich nicht üble Lust mein bischen Wiz in einer schönen Winternacht dran zu versuchen.<lb/>Was helfen mir <anchor type="b" n="216" ana="12" xml:id="NidB58313"/>Tieks Gedichte<anchor type="e" n="216" ana="12" xml:id="NidE58313"/> wenn er sie nicht druken läßt? und was alle seine fränkischen Reisen wenn er weder <anchor type="b" n="163" ana="12" xml:id="NidB58315"/>den Sternbald<anchor type="e" n="163" ana="12" xml:id="NidE58315"/> fertig macht, noch sonst die Früchte derselben mittheilt? wirklich <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB58314"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE58314"/> und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB58316"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE58316"/> überbieten sich im nicht fertig machen. Welche schöne Gradation giebt nicht: Sternbald, <anchor type="b" n="209" ana="12" xml:id="NidB58317"/>Octavian<anchor type="e" n="209" ana="12" xml:id="NidE58317"/>, <anchor type="b" n="1849" ana="12" xml:id="NidB58318"/>Lucinde<anchor type="e" n="1849" ana="12" xml:id="NidE58318"/> <anchor type="b" n="1466" ana="12" xml:id="NidB58319"/>Griech<hi rend="slant:italic">ische</hi> Poesie<anchor type="e" n="1466" ana="12" xml:id="NidE58319"/>, und endlich der Plato wovon gerade der kleinste Theil fertig geworden ist. Toll möchte ich werden vor Aerger wenn ich es recht bedenke. [4] Warum spiegeln sich nicht Alle an Ihren Tugenden?<lb/>Ich muß noch einmal zur Metrik zurükkehren, nicht sowol um meine Freude zu äußern daß ich es mit <anchor type="b" n="8929" ana="12" xml:id="NidB58320"/>dem einen Hexameter<anchor type="e" n="8929" ana="12" xml:id="NidE58320"/> getroffen hatte – entrieselen kam mir auch in Gedanken, aber ich hatte nicht rechtes Herz es heraus zu sagen, sondern um Ihnen zu sagen daß ich einen furchtbaren Schrek gehabt habe an dem was Sie von den Stanzen mit männlichen Reimen sagen. Die freie Reimstellung, das übersteigt meine Begriffe, wenn es nämlich noch eine Stanze sein soll; und wenn ich den Gedanken fasse, es könnte in <anchor type="b" n="582" ana="12" xml:id="NidB58322"/>Ihrem großen Gedicht<anchor type="e" n="582" ana="12" xml:id="NidE58322"/> eine einzige solche Stanze sein, möchte ich bittere Thränen weinen. Aber das ist doch gewiß nicht?<lb/>Ich hatte gehofft Ihnen eine Scene aus <anchor type="b" n="9120" ana="12" xml:id="NidB58321"/>der Antigone<anchor type="e" n="9120" ana="12" xml:id="NidE58321"/> mitzuschiken, sie ist aber nicht fertig geworden und in den nächsten Tagen habe ich keine Minute dazu, sonst würde ich das Schreiben noch aufgeschoben haben. nächstens also. <anchor type="b" n="128" ana="12" xml:id="NidB58323"/>Ihr Taschenbuch<anchor type="e" n="128" ana="12" xml:id="NidE58323"/> habe ich leider noch nicht. Es soll mir aber einen schönen Genuß gewähren, dem jedoch das fehlen wird daß er aus Unwissenheit nicht kritisch genug sein kann. Verflucht wäre es wenn ich lange hier bleiben müßte, wo es unmöglich ist etwas ganz Neues zu lernen; aber ich hoffe nicht.<lb/>Ist <anchor type="b" n="111" ana="11" xml:id="NidB58324"/>Hülsen<anchor type="e" n="111" ana="11" xml:id="NidE58324"/> wirklich in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB58325"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE58325"/><anchor type="e" n="216" ana="12" xml:id="NidE58313"/> so grüßen Sie ihn herzl<hi rend="slant:italic">ich</hi> von mir, wie alle Freunde. Stoßen Sie ihn aber auch tüchtig in die Rippen daß er etwas mache. Für <anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB58326"/>Madame Bernhardi<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE58326"/> werden Sie wol eine gelindere Procedur ausfinden, aber wirklich muß sie uns auch bald wieder etwas geben. Für meine Gesundheit sein Sie wenigstens was das Hypochondrisch werden betrift nicht bange. Dazu soll mich selbst die Arabische Wüste nicht bringen. Auch glaube ich würden Sie mit meiner Diät zufrieden sein. Den leiblichen Fleischtöpfen spreche ich sehr gut zu. Könnte ich nur auch von denen genießen deren Duft Sie mir von ferne herwehen. Leben Sie wohl, sein Sie recht fleißig aber vergessen Sie mich nicht ganz.<lb/>Schleiermacher', '36_briefid' => 'SchleiermacherKGABd7_SchleiermacheranAWS_12101803', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1803-10-12', '36_sortdatum' => '1803-10-12', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 7. Briefwechsel 1803‒1804 (Briefe 1541‒1830). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. 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der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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Es ist viel Hunger und Kummer in der arabischen Wüste; bei solcher Nahrung nun würde ich nach allem Elende vortreflich gedeihen. Und warlich zu der Arbeit die ich vorhabe thut mir eine tüchtige Stärkung Noth: denn verkümmert darf man nicht daran gehn. Ihr sehr freundschaftliches Anerbieten wegen <anchor type="b" n="146" ana="11" xml:id="NidB58297"/><anchor type="b" n="275" ana="12" xml:id="NidB58298"/>des Plato<anchor type="e" n="275" ana="12" xml:id="NidE58298"/><anchor type="e" n="146" ana="11" xml:id="NidE58297"/> nehme ich wie Sie leicht denken können mit der größten Dankbarkeit an, und werde mein möglichstes thun damit Ihnen die Durchsicht, die warlich bei Ihren Beschäftigungen kein kleines Opfer ist, im Ganzen wenigstens Freude mache. Es ist kein kleiner Vortheil zu seinem nächsten Ziel einen solchen Kritiker zu haben; aber Sie werden demohnerachtet gewiß noch genug zu bessern finden.<lb/>Wenn ich doch in der That Ihr Bundesgenosse werden könnte für die alten Dichter! es fehlt mir nur leider noch an allen Eken. Indeß denke ich die Philologie sowol (freilich eine seltene Kunst) als auch die mechanische Fertigkeit sollen mir noch immer besser kommen, und was Sie noch übrig gelassen haben werden, wenn der Plato fertig ist, davon werde ich mich gern versuchen an dem was Sie mir zutrauen. Auf <anchor type="b" n="703" ana="12" xml:id="NidB58300"/><anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB58299"/>Vossens<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE58299"/> Zeitmessung<anchor type="e" n="703" ana="12" xml:id="NidE58300"/> hoffe ich mit jedem Posttag und werde sie dann recht gründlich studieren. Vorläufig hätte ich indeß nicht geglaubt daß Sie ihm beistimmen würden [2] in dem Verbot die zweisilbigen Partikeln wenn sie keinen ächten Diphthong haben, wenigstens in der Zusammensezung als Doppelkürzen zu gebrauchen. Geben Sie denn auch das überall auf, welches Sie sonst noch vertheidigten? Ich wünschte wol die Zeitmessung wäre unter dem was Sie baldigst in der <anchor type="b" n="94" ana="13" xml:id="NidB69699"/><anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB74098"/>Lit<hi rend="slant:italic">eratur</hi> Zeit<hi rend="slant:italic">ung</hi><anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE74098"/><anchor type="e" n="94" ana="13" xml:id="NidE69699"/> kritisirten. Niemand kann es doch so wie Sie. Uebrigens ist mir recht aus der Seele geschrieben was Sie sagen man müsse die Trochäen wenigstens durch Position und Diphthongen verkleiden. Nemlich ich habe eine alte Ahndung daß man noch dahin kommen wird gewisse Positionen und Diphthongen nicht anders als producirt zu gebrauchen. Ist die Verabscheuung der Trochäen im Hexameter erst recht gründlich im Gange so wird die Sache sich hoffentlich bald ins Klare sezen. Warum rechnen Sie mir aber die lezte Sylbe in Athene für eine kurze an? Würden Sie sie denn in einem trochäischen Sylbenmaaß als eine reine Kürze brauchen? Bei dem „Athene oder auch Here“ dachte ich ganz eigentlich an das alte so oft vorkommende ἠε και.<lb/>Ihr Projekt mit <anchor type="b" n="11" ana="11" xml:id="NidB58302"/><anchor type="b" n="387" ana="11" xml:id="NidB58303"/>den Tragikern<anchor type="e" n="387" ana="11" xml:id="NidE58303"/><anchor type="e" n="11" ana="11" xml:id="NidE58302"/> ist ganz göttlich; ich glaube hier giebt es noch sehr viel aufs Reine zu bringen ja ganz neu zu entdeken. Aber was muß nicht alles durchstudirt werden! Wie ist es denn mit <anchor type="b" n="65" ana="11" xml:id="NidB58304"/>Genellis<anchor type="e" n="65" ana="11" xml:id="NidE58304"/> Griechischem geworden? hiezu wäre doch fast nöthig daß er recht gut hineingekommen wäre.<lb/>Die Einladung von <anchor type="b" n="714" ana="11" xml:id="NidB58305"/>Eichstädt<anchor type="e" n="714" ana="11" xml:id="NidE58305"/> habe ich bald nach Ihrem Briefe bekommen. Sehr schmeichelhaft und zugleich als Notiz über die Lage der Sachen ließ er einfließen, sie spräche zugleich einen Wunsch von <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB58306"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE58306"/> aus. Versprochen habe ich zwar mein Bestes, wegen des Vorschlagens aber war ich nicht wenig in Verlegenheit, weil ich gar nicht weiß wie weit man [3] zurükgehen darf. Die neuste Ausbeute auf dem Felde der Philosophie ist ja sehr mager und <anchor type="b" n="154" ana="12" xml:id="NidB58308"/><anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB58307"/>Schellings<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE58307"/> Studium<anchor type="e" n="154" ana="12" xml:id="NidE58308"/> war das Einzige was ich nennen könnte. Würde aber Ihr Vorschlag angenommen so wäre noch manches zu thun denn soviel ich weiß sind <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB58309"/>Fichtes<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE58309"/> neueste Schriften gar nicht in <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB74099"/>der A<hi rend="slant:italic">llgemeinen</hi> L<hi rend="slant:italic">iteratur</hi> Z<hi rend="slant:italic">eitung</hi><anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE74099"/> recensirt. Uebrigens ist mir das Fächerwesen etwas sehr lästiges, und wenn ich nicht manchmal beurtheilen kann, was gar nicht in mein Fach gehört: so werde ich wenig Lust behalten. Wie sehr ich dem Institut guten Fortgang wünsche können Sie denken. Wenn man sich nur jezt vorzüglich dafür hütet durch die Proceduren dem <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB58311"/>Schüz<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE58311"/> keine Blößen zu geben: denn so etwas weiß er treflich zu benuzen. Ich habe immer gehört <anchor type="b" n="376" ana="11" xml:id="NidB58312"/>Bertuch<anchor type="e" n="376" ana="11" xml:id="NidE58312"/> wäre in Absicht auf die Finanzen eine Hauptperson bei dem Unternehmen; auf welcher Seite steht er denn jezt mit seinen Kapitalien? Wenn Jemand von den Verhältnissen recht genau unterrichtet wäre so müßte es gar nicht übel sein irgendwo eine scherzhafte dialektische Untersuchung einzurüken worin denn die Identität eines solchen Instituts bestehe. Es wäre an sich ein schöner Spaß, und eine Gattung in der Schüz u<hi rend="slant:italic">nd</hi> Consorten gar nicht antworten könnten. Mir fehlen nur die Data sonst hätte ich nicht üble Lust mein bischen Wiz in einer schönen Winternacht dran zu versuchen.<lb/>Was helfen mir <anchor type="b" n="216" ana="12" xml:id="NidB58313"/>Tieks Gedichte<anchor type="e" n="216" ana="12" xml:id="NidE58313"/> wenn er sie nicht druken läßt? und was alle seine fränkischen Reisen wenn er weder <anchor type="b" n="163" ana="12" xml:id="NidB58315"/>den Sternbald<anchor type="e" n="163" ana="12" xml:id="NidE58315"/> fertig macht, noch sonst die Früchte derselben mittheilt? wirklich <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB58314"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE58314"/> und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB58316"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE58316"/> überbieten sich im nicht fertig machen. Welche schöne Gradation giebt nicht: Sternbald, <anchor type="b" n="209" ana="12" xml:id="NidB58317"/>Octavian<anchor type="e" n="209" ana="12" xml:id="NidE58317"/>, <anchor type="b" n="1849" ana="12" xml:id="NidB58318"/>Lucinde<anchor type="e" n="1849" ana="12" xml:id="NidE58318"/> <anchor type="b" n="1466" ana="12" xml:id="NidB58319"/>Griech<hi rend="slant:italic">ische</hi> Poesie<anchor type="e" n="1466" ana="12" xml:id="NidE58319"/>, und endlich der Plato wovon gerade der kleinste Theil fertig geworden ist. Toll möchte ich werden vor Aerger wenn ich es recht bedenke. [4] Warum spiegeln sich nicht Alle an Ihren Tugenden?<lb/>Ich muß noch einmal zur Metrik zurükkehren, nicht sowol um meine Freude zu äußern daß ich es mit <anchor type="b" n="8929" ana="12" xml:id="NidB58320"/>dem einen Hexameter<anchor type="e" n="8929" ana="12" xml:id="NidE58320"/> getroffen hatte – entrieselen kam mir auch in Gedanken, aber ich hatte nicht rechtes Herz es heraus zu sagen, sondern um Ihnen zu sagen daß ich einen furchtbaren Schrek gehabt habe an dem was Sie von den Stanzen mit männlichen Reimen sagen. Die freie Reimstellung, das übersteigt meine Begriffe, wenn es nämlich noch eine Stanze sein soll; und wenn ich den Gedanken fasse, es könnte in <anchor type="b" n="582" ana="12" xml:id="NidB58322"/>Ihrem großen Gedicht<anchor type="e" n="582" ana="12" xml:id="NidE58322"/> eine einzige solche Stanze sein, möchte ich bittere Thränen weinen. Aber das ist doch gewiß nicht?<lb/>Ich hatte gehofft Ihnen eine Scene aus <anchor type="b" n="9120" ana="12" xml:id="NidB58321"/>der Antigone<anchor type="e" n="9120" ana="12" xml:id="NidE58321"/> mitzuschiken, sie ist aber nicht fertig geworden und in den nächsten Tagen habe ich keine Minute dazu, sonst würde ich das Schreiben noch aufgeschoben haben. nächstens also. <anchor type="b" n="128" ana="12" xml:id="NidB58323"/>Ihr Taschenbuch<anchor type="e" n="128" ana="12" xml:id="NidE58323"/> habe ich leider noch nicht. Es soll mir aber einen schönen Genuß gewähren, dem jedoch das fehlen wird daß er aus Unwissenheit nicht kritisch genug sein kann. Verflucht wäre es wenn ich lange hier bleiben müßte, wo es unmöglich ist etwas ganz Neues zu lernen; aber ich hoffe nicht.<lb/>Ist <anchor type="b" n="111" ana="11" xml:id="NidB58324"/>Hülsen<anchor type="e" n="111" ana="11" xml:id="NidE58324"/> wirklich in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB58325"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE58325"/><anchor type="e" n="216" ana="12" xml:id="NidE58313"/> so grüßen Sie ihn herzl<hi rend="slant:italic">ich</hi> von mir, wie alle Freunde. Stoßen Sie ihn aber auch tüchtig in die Rippen daß er etwas mache. Für <anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB58326"/>Madame Bernhardi<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE58326"/> werden Sie wol eine gelindere Procedur ausfinden, aber wirklich muß sie uns auch bald wieder etwas geben. Für meine Gesundheit sein Sie wenigstens was das Hypochondrisch werden betrift nicht bange. Dazu soll mich selbst die Arabische Wüste nicht bringen. Auch glaube ich würden Sie mit meiner Diät zufrieden sein. Den leiblichen Fleischtöpfen spreche ich sehr gut zu. Könnte ich nur auch von denen genießen deren Duft Sie mir von ferne herwehen. Leben Sie wohl, sein Sie recht fleißig aber vergessen Sie mich nicht ganz.<lb/>Schleiermacher', '36_briefid' => 'SchleiermacherKGABd7_SchleiermacheranAWS_12101803', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7133', 'content' => 'Friedrich Schleiermacher', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schleiermacher, Friedrich', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1803-10-12', '36_sortdatum' => '1803-10-12', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '270', 'content' => 'Stolp', 'bemerkung' => 'GND:4118833-0', 'altBegriff' => 'Słupsk', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_leitd' => 'Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 7. 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Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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