• August Wilhelm von Schlegel an Johann Wolfgang von Goethe

  • Absendeort: Lausanne · Empfangsort: Weimar · Datum: 16.07.1815
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: August Wilhelm von Schlegel
  • Empfänger: Johann Wolfgang von Goethe
  • Absendeort: Lausanne
  • Empfangsort: Weimar
  • Datum: 16.07.1815
  • Anmerkung: Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Bibliographische Angabe: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 160‒161.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Lausanne d. 16ten Jul. 1815
    Erlauben Sie mir, Ihrer gütigen Aufnahme Herrn Bazin, einen angesehenen Kaufmann aus hiesiger Gegend, zu [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Signatur: GSA 28/805 St. 44
  • Provenienz: Klassik Stiftung Weimar
    Sprache
  • Deutsch
[1] Lausanne d. 16ten Jul. 1815
Erlauben Sie mir, Ihrer gütigen Aufnahme Herrn Bazin, einen angesehenen Kaufmann aus hiesiger Gegend, zu empfehlen. Er begleitet seinen siebzehnjährigen Sohn nach Weimar, um ihn dort sich mit der Deutschen Sprache und Litteratur bekannt machen zu lassen. Es kommt also darauf an, den jungen Mann in dem Hause eines dasigen Geistlichen oder Gelehrten vortheilhaft unterzubringen, und ihm einigen Eintritt in die Gesellschaft zu verschaffen; und einige Nachweisungen, einige Worte guten Rathes von Ihnen werden ihm dazu förderlicher seyn als alles andre.
Ich habe mit Vergnügen die Gelegenheit ergriffen, die mir ein alter Bekannter und guter Freund, der Schwager des Herrn Bazin, durch sein Anliegen gab, mein Andenken nach einer so langen Entfernung bey Ihnen, mein verehrter Gönner und Meister, einmal wieder zu erneuern. Im vorletzten Jahre hatten mich die Begebenheiten nach Deutschland gezogen, allein sie beherrschten mich auch, und selbst nach der Leipziger Schlacht, als wir wieder freyer aufathmeten, führte mich der Weg des Feldherrn den ich begleitete, zwar in Ihrer Nähe vorbey, aber leider nicht zu Ihnen. Jene Zeit, wo ich in jeder Unterredung mit Ihnen neue Einsicht und Aufmunterung schöpfte, wird mir immer unvergeßlich seyn. Seitdem habe ich, nicht nur von solchen Führern, sondern überhaupt von meinen Landsleuten entfernt, meinen Weg allein gehen müssen; aber meine Blicke waren in der Fremde immer nach [2] meinem Vaterlande gerichtet. Ich habe viel gearbeitet und geforscht, und hoffe, wenn mir der Himmel Leben und Gesundheit verleiht, noch einiges nützliche und erfreuliche an das Licht zu fördern. Wenn mir einige Zeilen von Ihnen sagen, daß es Ihnen nicht unwillkommen ist, werde ich Sie nächstens einmal davon unterhalten. Unterdessen wünsche ich vor allen Dingen Nachricht von Ihrer Heiterkeit und Ihrem Wohlbefinden zu empfangen. Nehmen Sie unterdessen die Versicherungen meiner Verehrung und fortdauernden Anhänglichkeit mit der gewohnten Güte auf, und leben Sie recht wohl.
A W von Schlegel
Mein Aufenthalt wird in kurzem wieder in Coppet seyn.
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[1] Lausanne d. 16ten Jul. 1815
Erlauben Sie mir, Ihrer gütigen Aufnahme Herrn Bazin, einen angesehenen Kaufmann aus hiesiger Gegend, zu empfehlen. Er begleitet seinen siebzehnjährigen Sohn nach Weimar, um ihn dort sich mit der Deutschen Sprache und Litteratur bekannt machen zu lassen. Es kommt also darauf an, den jungen Mann in dem Hause eines dasigen Geistlichen oder Gelehrten vortheilhaft unterzubringen, und ihm einigen Eintritt in die Gesellschaft zu verschaffen; und einige Nachweisungen, einige Worte guten Rathes von Ihnen werden ihm dazu förderlicher seyn als alles andre.
Ich habe mit Vergnügen die Gelegenheit ergriffen, die mir ein alter Bekannter und guter Freund, der Schwager des Herrn Bazin, durch sein Anliegen gab, mein Andenken nach einer so langen Entfernung bey Ihnen, mein verehrter Gönner und Meister, einmal wieder zu erneuern. Im vorletzten Jahre hatten mich die Begebenheiten nach Deutschland gezogen, allein sie beherrschten mich auch, und selbst nach der Leipziger Schlacht, als wir wieder freyer aufathmeten, führte mich der Weg des Feldherrn den ich begleitete, zwar in Ihrer Nähe vorbey, aber leider nicht zu Ihnen. Jene Zeit, wo ich in jeder Unterredung mit Ihnen neue Einsicht und Aufmunterung schöpfte, wird mir immer unvergeßlich seyn. Seitdem habe ich, nicht nur von solchen Führern, sondern überhaupt von meinen Landsleuten entfernt, meinen Weg allein gehen müssen; aber meine Blicke waren in der Fremde immer nach [2] meinem Vaterlande gerichtet. Ich habe viel gearbeitet und geforscht, und hoffe, wenn mir der Himmel Leben und Gesundheit verleiht, noch einiges nützliche und erfreuliche an das Licht zu fördern. Wenn mir einige Zeilen von Ihnen sagen, daß es Ihnen nicht unwillkommen ist, werde ich Sie nächstens einmal davon unterhalten. Unterdessen wünsche ich vor allen Dingen Nachricht von Ihrer Heiterkeit und Ihrem Wohlbefinden zu empfangen. Nehmen Sie unterdessen die Versicherungen meiner Verehrung und fortdauernden Anhänglichkeit mit der gewohnten Güte auf, und leben Sie recht wohl.
A W von Schlegel
Mein Aufenthalt wird in kurzem wieder in Coppet seyn.
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