• Moritz Kind to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Leipzig · Place of Destination: Bonn · Date: 04.04.1843
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Moritz Kind
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Leipzig
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 04.04.1843
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33958
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.13,Nr.11
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,2 x 21 cm
  • Incipit: „[1] Hochwohlgeborner,
    Hochverehrter Herr Professor,
    Der Wunsch nach Belehrung, der Drang über historische Thatsachen und literarische Erscheinungen näher unterrichtet zu werden, [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Hochwohlgeborner,
Hochverehrter Herr Professor,
Der Wunsch nach Belehrung, der Drang über historische Thatsachen und literarische Erscheinungen näher unterrichtet zu werden, möge mich bei Ew. Hochwohlgeboren entschuldigen, wie ich in Vertrauen auf Ihre anerkannte Freundlichkeit und Humanität selbst als Unbekannter Ihnen brieflich zu nahen mir erlaube.
In geschäfftsfreien Stunden ist Geschichte im allgemeinen, besonders Biographie und Literarhistorie meine liebste, zusagendste Lectüre, bei der ich kürzlich namentlich die wenigen Notizen über Bollmann, Ende des vorigen Jahrhunderts durch den verunglückten Versuch, Lafayette aus Olmütz zu befreien, später durch grosartige mercantilische industrielle Unternehmungen in America und selbst auf dem Continente zur Zeit des Wiener Congresses berühmt, näher ins Auge gefaßt habe. Die wenigen Nachrichten, welche Varnhagen van Ense in Theod. Mundts [2] literarischen Zodiacus, nachmals in seinen Denkwürdigkeiten bekannt gemacht hat, sind mit einigen wenigen Briefen Bollmanns die einzige und zuständige Quelle. Und doch wäre es wünschenswerth über diesen seltnen Mann aus der Zeit seines Aufenthalts in Paris und London Genaueres zu erfahren, wo er mit Notabilitäten aus Frankreich, wie Talleyrand, der Baronesse de Staël-Holstein Narbonne, Lally-Tollendal, Mad. de la Chatre, Montmorency pp. näher bekannt, und befreundet war. Besonders wurde sein Verhältniss zu Lafayette innig und nur durch den Tod getrennt, sowie er auch in dem Hause der Stael viel Zutritt hatte, der er und ihren Landsleuten mit großer Gefahr wichtige Dienste leistete. Da Ew. Hochwohlgeboren in langer freundschaftlicher Beziehung zu dieser geistreichen Dame gestanden haben, so mag zwar die Bitte und Anfrage, ob Sie mir vielleicht Einiges über Bollmanns Leben überhaupt, besonders in London und Paris gütig mittheilen würden, unbescheiden, aber wegen meines Strebens nach Genauigkeit und Wahrheit über Bollmann verzeihlich erscheinen.
[3] Auch ist es Ihnen, hochverehrter Herr Professor, vielleicht möglich, mir einzelne noch lebende Personen namhaft zu machen, welche Briefe Aufsätze oder doch Nachrichten von Bollmann besitzen, und an die ich mich bittweise wenden könnte.
Sollten Sie noch aus der Zeit Ihres Aufenthalts in Jena sowie Weimar Sich des Prof. Dr. Ilgen und dessen Gattin erinnern, so wäre mirs sehr angenehm, wenn ich von Ew. Hochwohlgeboren über letztere nähere Umstände erfahren könnte. Ersterer ist seit einigen Jahren todt.
Kürzlich fand ich die Notiz dass Sie einen Auszug aus Walpole Catalogue of the royal and noble authors of England geliefert haben; wann und wo ist er herausgekommen, und wo sind Ew. Hochwohlgeboren Essais litteraires et historiques erschienen?
Doch wenn ich zu viel unbescheidne Fragen thue, muß ich fürchten mir die Hoffnung auf eine freundliche Antwort zu rauben.
Mit der innigsten Verehrung und Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
Dr. Moritz Kind.
StadtgerRth.
Leipzig den 4. April.
1843.
[4] [leer]
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[1] Hochwohlgeborner,
Hochverehrter Herr Professor,
Der Wunsch nach Belehrung, der Drang über historische Thatsachen und literarische Erscheinungen näher unterrichtet zu werden, möge mich bei Ew. Hochwohlgeboren entschuldigen, wie ich in Vertrauen auf Ihre anerkannte Freundlichkeit und Humanität selbst als Unbekannter Ihnen brieflich zu nahen mir erlaube.
In geschäfftsfreien Stunden ist Geschichte im allgemeinen, besonders Biographie und Literarhistorie meine liebste, zusagendste Lectüre, bei der ich kürzlich namentlich die wenigen Notizen über Bollmann, Ende des vorigen Jahrhunderts durch den verunglückten Versuch, Lafayette aus Olmütz zu befreien, später durch grosartige mercantilische industrielle Unternehmungen in America und selbst auf dem Continente zur Zeit des Wiener Congresses berühmt, näher ins Auge gefaßt habe. Die wenigen Nachrichten, welche Varnhagen van Ense in Theod. Mundts [2] literarischen Zodiacus, nachmals in seinen Denkwürdigkeiten bekannt gemacht hat, sind mit einigen wenigen Briefen Bollmanns die einzige und zuständige Quelle. Und doch wäre es wünschenswerth über diesen seltnen Mann aus der Zeit seines Aufenthalts in Paris und London Genaueres zu erfahren, wo er mit Notabilitäten aus Frankreich, wie Talleyrand, der Baronesse de Staël-Holstein Narbonne, Lally-Tollendal, Mad. de la Chatre, Montmorency pp. näher bekannt, und befreundet war. Besonders wurde sein Verhältniss zu Lafayette innig und nur durch den Tod getrennt, sowie er auch in dem Hause der Stael viel Zutritt hatte, der er und ihren Landsleuten mit großer Gefahr wichtige Dienste leistete. Da Ew. Hochwohlgeboren in langer freundschaftlicher Beziehung zu dieser geistreichen Dame gestanden haben, so mag zwar die Bitte und Anfrage, ob Sie mir vielleicht Einiges über Bollmanns Leben überhaupt, besonders in London und Paris gütig mittheilen würden, unbescheiden, aber wegen meines Strebens nach Genauigkeit und Wahrheit über Bollmann verzeihlich erscheinen.
[3] Auch ist es Ihnen, hochverehrter Herr Professor, vielleicht möglich, mir einzelne noch lebende Personen namhaft zu machen, welche Briefe Aufsätze oder doch Nachrichten von Bollmann besitzen, und an die ich mich bittweise wenden könnte.
Sollten Sie noch aus der Zeit Ihres Aufenthalts in Jena sowie Weimar Sich des Prof. Dr. Ilgen und dessen Gattin erinnern, so wäre mirs sehr angenehm, wenn ich von Ew. Hochwohlgeboren über letztere nähere Umstände erfahren könnte. Ersterer ist seit einigen Jahren todt.
Kürzlich fand ich die Notiz dass Sie einen Auszug aus Walpole Catalogue of the royal and noble authors of England geliefert haben; wann und wo ist er herausgekommen, und wo sind Ew. Hochwohlgeboren Essais litteraires et historiques erschienen?
Doch wenn ich zu viel unbescheidne Fragen thue, muß ich fürchten mir die Hoffnung auf eine freundliche Antwort zu rauben.
Mit der innigsten Verehrung und Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
Dr. Moritz Kind.
StadtgerRth.
Leipzig den 4. April.
1843.
[4] [leer]
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