• August Matthiae to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Amsterdam · Place of Destination: Jena · Date: 26.09.1796
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Matthiae
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Amsterdam
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 26.09.1796
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34292
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.15,Nr.34
  • Number of Pages: 2S., hs. u. U.
  • Format: 22,8 x 18,9 cm
  • Incipit: „[1] Amsterdam d. 26 Sept. 1796
    Wehrtester Freund,
    Ich bitte tausendmal um Verzeihung, daß ich Ihren werthen Brief nicht eher beantwortet habe. [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Amsterdam d. 26 Sept. 1796
Wehrtester Freund,
Ich bitte tausendmal um Verzeihung, daß ich Ihren werthen Brief nicht eher beantwortet habe. Ich wußte nicht, ob Sie Sich lang genug in Braunschweig aufhalten würden, um noch unter der Adresse an Sie schreiben zu können; auch konnte man mir in meinem Logis den Namen desjenigen nicht nennen, der mir denselben zugestellt hatte, und daß der junge H. Muilman Ihre Adresse wissen könnte, ist mir gar nicht eingefallen. Endlich habe ich Ihren Aufenthalt und neuen Charakter aus der Litteraturz. erfahren. Zu dem letztern wünschʼ ich Ihnen von ganzem Herzen Glück. Daß Sie Jena zu Ihrem Aufenthalte gewählt haben, befremdete mich gar nicht, da ich leicht denken konnte, daß Sie am liebsten in Schillers Nachbarschaft seyn würden. Wenn ich einmal Holland verlassen werde, so dürfte ich leicht auch lieber in Jena oder Halle oder Leipzig, als in Göttingen meine Wohnung aufschlagen, weil ich bemerkt habe, daß der Aufenthalt am letzteren Orte, so interessant u. angenehm er mir auch in andrer Rücksicht seyn möchte, doch wenig Aussichten gewährt. Es kann indessen wohl noch ein Paar Jahre währen, ehe ich in den Fall komme, hierin eine Wahl treffen zu müssen.
Nun möchte ich Ihnen gern mit einem Gerüchte von Holländischen gelehrten Neuigkeiten aufwarten; aber Sie wissen ja selbst, wie dürftig hier die litterärische Ausbeute ist, zumal jetzt, da alles politisieren, reformiren, organisiren will. Ich kann also in diesem Punkte meinen und, vielleicht, auch Ihren Wunsch nicht befriedigen. Was das Politische betrifft, so fürchte ich, daß es Ihnen leicht eben so unbedeutend, als mir, scheinen möchte; denn niemals hat mich Politik weniger interessirt, als jetzt, da die Ver[2]anlassung dazu mir so nahe ist.
Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich von der neuen Ausgabe des Wieland noch gar nichts zu Gesicht bekommen habe. Sellschop und Huart haben mir auf meine öftere Nachfrage immer geantwortet, daß sie selbst noch nichts erhalten hätten. Fürchten sich etwa die Deutschen Buchhändler, so lang die Franzosen in Holland sind, etwas hieher zu schicken? Ich bitte Sie, mir, wenn Sie können, hierüber Auskunft zu geben.
Freund Huschke ist diesen Sommer wieder auf dem Lande, und dieses ist die Ursache, warum er Ihnen jetzt nicht auch schreibt. Ich bitte Sie, an mir nicht das jus talionis auszuüben, sondern mir bald wiederzuschreiben, und von ihrem litterarischen Ueberflusse, weswegen ich Sie recht sehr beneide, etwas mitzutheilen. Meine Adresse ist noch dieselbe.
Ganz der Ihrige A. Matthiae
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[1] Amsterdam d. 26 Sept. 1796
Wehrtester Freund,
Ich bitte tausendmal um Verzeihung, daß ich Ihren werthen Brief nicht eher beantwortet habe. Ich wußte nicht, ob Sie Sich lang genug in Braunschweig aufhalten würden, um noch unter der Adresse an Sie schreiben zu können; auch konnte man mir in meinem Logis den Namen desjenigen nicht nennen, der mir denselben zugestellt hatte, und daß der junge H. Muilman Ihre Adresse wissen könnte, ist mir gar nicht eingefallen. Endlich habe ich Ihren Aufenthalt und neuen Charakter aus der Litteraturz. erfahren. Zu dem letztern wünschʼ ich Ihnen von ganzem Herzen Glück. Daß Sie Jena zu Ihrem Aufenthalte gewählt haben, befremdete mich gar nicht, da ich leicht denken konnte, daß Sie am liebsten in Schillers Nachbarschaft seyn würden. Wenn ich einmal Holland verlassen werde, so dürfte ich leicht auch lieber in Jena oder Halle oder Leipzig, als in Göttingen meine Wohnung aufschlagen, weil ich bemerkt habe, daß der Aufenthalt am letzteren Orte, so interessant u. angenehm er mir auch in andrer Rücksicht seyn möchte, doch wenig Aussichten gewährt. Es kann indessen wohl noch ein Paar Jahre währen, ehe ich in den Fall komme, hierin eine Wahl treffen zu müssen.
Nun möchte ich Ihnen gern mit einem Gerüchte von Holländischen gelehrten Neuigkeiten aufwarten; aber Sie wissen ja selbst, wie dürftig hier die litterärische Ausbeute ist, zumal jetzt, da alles politisieren, reformiren, organisiren will. Ich kann also in diesem Punkte meinen und, vielleicht, auch Ihren Wunsch nicht befriedigen. Was das Politische betrifft, so fürchte ich, daß es Ihnen leicht eben so unbedeutend, als mir, scheinen möchte; denn niemals hat mich Politik weniger interessirt, als jetzt, da die Ver[2]anlassung dazu mir so nahe ist.
Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich von der neuen Ausgabe des Wieland noch gar nichts zu Gesicht bekommen habe. Sellschop und Huart haben mir auf meine öftere Nachfrage immer geantwortet, daß sie selbst noch nichts erhalten hätten. Fürchten sich etwa die Deutschen Buchhändler, so lang die Franzosen in Holland sind, etwas hieher zu schicken? Ich bitte Sie, mir, wenn Sie können, hierüber Auskunft zu geben.
Freund Huschke ist diesen Sommer wieder auf dem Lande, und dieses ist die Ursache, warum er Ihnen jetzt nicht auch schreibt. Ich bitte Sie, an mir nicht das jus talionis auszuüben, sondern mir bald wiederzuschreiben, und von ihrem litterarischen Ueberflusse, weswegen ich Sie recht sehr beneide, etwas mitzutheilen. Meine Adresse ist noch dieselbe.
Ganz der Ihrige A. Matthiae
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