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Er meint, ob es nicht vielleicht eben so passend sei, wenn <span class="index-2286 tp-34496 ">meine Mutter</span>, gleichsam als Erwiderung auf <span class="index-5459 tp-34497 ">Kohlrausch</span> Brief an ihn, sich an diesen zuvörderst schriftlich wende und sodann erst ein Gesuch beim <span class="index-10533 tp-68145 ">Ober-Schul-Collegium</span> einreiche, in dem von Ihnen angegebenen Sinne? <span class="index-5465 tp-68146 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68146 family-courier ">Dr. Matthaei</span>, mit dem wir fortwährend in Correspondenz stehen, damit wir in Übereinstimmung handeln, faßt auch die Sache in gleicher Weise auf. Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <span class="underline-1 ">muß</span> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <span class="index-2113 tp-68147 ">den</span><span class="index-2113 tp-68147 family-courier "> Dr. Schlegel</span> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <span class="notice-5261 ">[3]</span> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“<br>Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß <span class="index-5465 tp-68148 ">der </span><span class="index-5465 tp-68148 family-courier ">Dr. M.</span> ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit <span class="index-2113 tp-68149 ">meines Bruders</span> mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch <span class="index-2286 tp-68150 ">Mutter</span> hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für <span class="index-2113 tp-34498 ">August’s</span> Reise nach <span class="index-5253 tp-34499 index-10532 tp-68160 ">Hildesheim</span> mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. 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Er schreibt, <span class="index-2113 tp-68154 ">mein Bruder</span> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <span class="notice-5263 ">[5]</span> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß <span class="index-2113 tp-68155 ">der arme August</span> gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich <span class="overstrike-1 ">die</span> in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.<br><span class="notice-5264 ">[6]</span> <span class="index-2286 tp-68152 ">Meiner Mutter</span> theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. <span class="index-2113 tp-68156 ">Aug.</span> ist entweder in <span class="index-4947 tp-34505 family-courier ">Botfeld</span> oder <span class="index-2755 tp-68157 family-courier ">Harburg</span> geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.<br><span class="index-5465 tp-68153 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68153 family-courier ">Dr. Matthaei</span> schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach <span class="index-5253 tp-68158 ">Hildesheim</span> schicke, weil diese gewöhnlich von <span class="index-10532 tp-68159 ">der Anstalt</span> geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<br>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <span class="index-3671 tp-34506 ">meiner Schwester</span>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<span class="notice-5265 ">[7]</span>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <span class="index-2286 tp-68161 ">Mutter</span> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <span class="index-5391 tp-34507 ">Ihr Adolph</span>, als der stärkere <span class="index-5132 tp-34509 index-5391 tp-34508 ">der beiden Kinder</span>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <span class="offset-4 ">haben</span>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <span class="notice-5266 ">[8]</span> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<br><span class="index-5117 tp-33523 ">Emilie Büchting</span> ist nach dem Tode <span class="index-1392 tp-34510 ">ihrer Großmutter</span>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <span class="index-10537 tp-68204 ">ihrem Vater</span> gegangen, so schrieb mir damals <span class="index-2113 tp-68162 ">August</span>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <span class="index-173 tp-34511 ">Hannover</span>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<br>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<br>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<br>Ihre<br>Sie wahrhaft liebende Nichte<br>Amalie Wolper.<br>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<br><span class="notice-5267 ">[1]</span> <span class="notice-5268 ">beantw. d. </span><span class="notice-5268 overstrike-1 ">6</span><span class="notice-5268 "> 12</span><span class="notice-5268 offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="notice-5268 "> </span><span class="notice-5268 family-courier ">Febr.</span><span class="notice-5268 "><br>VII.</span>', 'isaprint' => false, 'isnewtranslation' => true, 'statemsg' => 'betamsg23', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1350', 'description' => 'Amalie Wolper an August Wilhelm von Schlegel am 06.02.1840, Lingen (Ems) , Bonn', 'adressatort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'absendeort' => 'Lingen (Ems) <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4035836-7">GND</a>', 'date' => '06.02.1840', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 7094 => array( 'ID' => '7094', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-05-15 15:44:15', 'timelastchg' => '2019-03-22 16:11:29', 'key' => 'AWS-ap-00jn', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_geschlecht' => 'w', '39_name' => 'Wolper, Amalie', '39_gebdatumfrei' => 'ca. 1798/1799', '39_toddatumfrei' => 'nach Juli 1845', '39_pdb' => 'GND', '39_namevar' => 'Wolper, Amalie Henriette Schlegel, Amalie Henriette (Geburtsname)', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_lebenwirken' => 'Gattin von August Friedrich Wolper Amalie („Malchen“) Schlegel heiratete 1820 den Theologen und Philologen August Friedrich Wolper, den sie in Harburg kennenlernte. 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Er schreibt, <span class="index-2113 tp-68154 ">mein Bruder</span> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <span class="notice-5263 ">[5]</span> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß <span class="index-2113 tp-68155 ">der arme August</span> gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich <span class="overstrike-1 ">die</span> in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.<br><span class="notice-5264 ">[6]</span> <span class="index-2286 tp-68152 ">Meiner Mutter</span> theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. <span class="index-2113 tp-68156 ">Aug.</span> ist entweder in <span class="index-4947 tp-34505 family-courier ">Botfeld</span> oder <span class="index-2755 tp-68157 family-courier ">Harburg</span> geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.<br><span class="index-5465 tp-68153 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68153 family-courier ">Dr. Matthaei</span> schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach <span class="index-5253 tp-68158 ">Hildesheim</span> schicke, weil diese gewöhnlich von <span class="index-10532 tp-68159 ">der Anstalt</span> geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<br>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <span class="index-3671 tp-34506 ">meiner Schwester</span>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<span class="notice-5265 ">[7]</span>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <span class="index-2286 tp-68161 ">Mutter</span> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <span class="index-5391 tp-34507 ">Ihr Adolph</span>, als der stärkere <span class="index-5132 tp-34509 index-5391 tp-34508 ">der beiden Kinder</span>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <span class="offset-4 ">haben</span>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <span class="notice-5266 ">[8]</span> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<br><span class="index-5117 tp-33523 ">Emilie Büchting</span> ist nach dem Tode <span class="index-1392 tp-34510 ">ihrer Großmutter</span>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <span class="index-10537 tp-68204 ">ihrem Vater</span> gegangen, so schrieb mir damals <span class="index-2113 tp-68162 ">August</span>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <span class="index-173 tp-34511 ">Hannover</span>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<br>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<br>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<br>Ihre<br>Sie wahrhaft liebende Nichte<br>Amalie Wolper.<br>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<br><span class="notice-5267 ">[1]</span> <span class="notice-5268 ">beantw. d. </span><span class="notice-5268 overstrike-1 ">6</span><span class="notice-5268 "> 12</span><span class="notice-5268 offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="notice-5268 "> </span><span class="notice-5268 family-courier ">Febr.</span><span class="notice-5268 "><br>VII.</span>', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="5259"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5259"/> <placeName key="5127">Lingen</placeName> d. 6<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Febr.</hi><lb/>1840.<lb/>Geliebtester Oheim!<lb/>Eine innige Freude bereitete mir Ihr liebevoller und herzlicher Brief, den ich zu wiederholten Malen gelesen habe und wobei es wohl nicht der Versicherung bedarf, wie dankbar ich es erkenne, daß Sie sich von Ihren dringenden und wichtigen Geschäften abmüssigen, um mir so ausführlich zu schreiben. Es gewährt mir eine hohe Befriedigung, daß Sie mit dem, was ich in der Angelegenheit <persName key="2113">meines unglücklichen Bruders</persName> gethan habe, zufrieden sind. Meinem redlichen Willen stehen freilich nur schwache Mittel zu Gebote, doch beruhigt es mein bekümmertes Gemüth ungemein, wenn ich thätig bin und thue, was ich vermag. Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.<lb/><milestone unit="start" n="5260"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5260"/> <persName key="5456">Herr Superintendent <hi rend="family:Courier">Jüngst</hi></persName> empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. Ich glaube gewiß, daß es ihn erfreuen und er sich sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie ihm später einmal eine <name key="858" type="work">Ihrer Schriften</name> zusenden.<lb/>Ihrer Ansicht, wie die Eingaben an die Behörden abgefaßt werden müssen, stimmen <persName key="5456">H. Sup.</persName> und ich vollkommen bei. Er meint, ob es nicht vielleicht eben so passend sei, wenn <persName key="2286">meine Mutter</persName>, gleichsam als Erwiderung auf <persName key="5459">Kohlrausch</persName> Brief an ihn, sich an diesen zuvörderst schriftlich wende und sodann erst ein Gesuch beim <orgName key="10533">Ober-Schul-Collegium</orgName> einreiche, in dem von Ihnen angegebenen Sinne? <persName key="5465">Der <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi></persName>, mit dem wir fortwährend in Correspondenz stehen, damit wir in Übereinstimmung handeln, faßt auch die Sache in gleicher Weise auf. Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <hi rend="underline:1">muß</hi> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <persName key="2113">den<hi rend="family:Courier"> Dr. Schlegel</hi></persName> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <milestone unit="start" n="5261"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5261"/> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“<lb/>Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß <persName key="5465">der <hi rend="family:Courier">Dr. M.</hi></persName> ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit <persName key="2113">meines Bruders</persName> mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch <persName key="2286">Mutter</persName> hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für <persName key="2113">August’s</persName> Reise nach <placeName key="5253"><orgName key="10532">Hildesheim</orgName></placeName> mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus <placeName key="5393">Verden</placeName> bekommen hat. <persName key="5465">Der <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi></persName> hat nämlich zugleich mit dem <milestone unit="start" n="5262"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5262"/> Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an <persName key="5467"><hi rend="family:Courier">Breyger</hi></persName> zu <placeName key="2755"><hi rend="family:Courier">Harburg</hi></placeName> gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. 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Er schreibt, <persName key="2113">mein Bruder</persName> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <milestone unit="start" n="5263"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5263"/> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. 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Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<lb/>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <persName key="3671">meiner Schwester</persName>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<milestone unit="start" n="5265"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5265"/>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <persName key="2286">Mutter</persName> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <persName key="5391">Ihr Adolph</persName>, als der stärkere <persName key="5132"><persName key="5391">der beiden Kinder</persName></persName>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <hi rend="offset:4">haben</hi>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <milestone unit="start" n="5266"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5266"/> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<lb/><persName key="5117">Emilie Büchting</persName> ist nach dem Tode <persName key="1392">ihrer Großmutter</persName>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <persName key="10537">ihrem Vater</persName> gegangen, so schrieb mir damals <persName key="2113">August</persName>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <placeName key="173">Hannover</placeName>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<lb/>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<lb/>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<lb/>Ihre<lb/>Sie wahrhaft liebende Nichte<lb/>Amalie Wolper.<lb/>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<lb/><milestone unit="start" n="5267"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5267"/> <milestone unit="start" n="5268"/>beantw. d. <hi rend="overstrike:1">6</hi> 12<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Febr.</hi><lb/>VII.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="5268"/></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="5259"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5259"/> <anchor type="b" n="5127" ana="10" xml:id="NidB34493"/>Lingen<anchor type="e" n="5127" ana="10" xml:id="NidE34493"/> d. 6<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Febr.</hi><lb/>1840.<lb/>Geliebtester Oheim!<lb/>Eine innige Freude bereitete mir Ihr liebevoller und herzlicher Brief, den ich zu wiederholten Malen gelesen habe und wobei es wohl nicht der Versicherung bedarf, wie dankbar ich es erkenne, daß Sie sich von Ihren dringenden und wichtigen Geschäften abmüssigen, um mir so ausführlich zu schreiben. 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Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <hi rend="underline:1">muß</hi> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68147"/>den<hi rend="family:Courier"> Dr. Schlegel</hi><anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68147"/> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <milestone unit="start" n="5261"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5261"/> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“<lb/>Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB68148"/>der <hi rend="family:Courier">Dr. M.</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE68148"/> ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68149"/>meines Bruders<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68149"/> mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68150"/>Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68150"/> hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34498"/>August’s<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34498"/> Reise nach <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB34499"/><anchor type="b" n="10532" ana="15" xml:id="NidB68160"/>Hildesheim<anchor type="e" n="10532" ana="15" xml:id="NidE68160"/><anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE34499"/> mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB34500"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE34500"/> bekommen hat. <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB34502"/>Der <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE34502"/> hat nämlich zugleich mit dem <milestone unit="start" n="5262"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5262"/> Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an <anchor type="b" n="5467" ana="11" xml:id="NidB34533"/><hi rend="family:Courier">Breyger</hi><anchor type="e" n="5467" ana="11" xml:id="NidE34533"/> zu <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB34501"/><hi rend="family:Courier">Harburg</hi><anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE34501"/> gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. Dieser hat aber geantwortet, er begreife den Zweck seines Briefes nicht, die Mutter wisse den Zustand <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34503"/>ihres Sohnes<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34503"/> nicht und dürfe ihn auch nicht wissen. – Was dieses von <hi rend="family:Courier">B.</hi> gesollt hat, sehe ich wahrlich nicht ein, da Mutter die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte und sie dann doch gewußt hätte, an wen sie sich mit Vertrauen wenden könne. <ref target="fud://3722">Ihres sehr wohlwollenden Briefes</ref> erwähnt er mit vieler Anerkennung.<lb/>An <anchor type="b" n="5466" ana="11" xml:id="NidB34504"/>den Medicinal-Rath <hi rend="family:Courier">Dr. Bergmann</hi><anchor type="e" n="5466" ana="11" xml:id="NidE34504"/> zu <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68151"/><hi rend="family:Courier">Hildesheim</hi><anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68151"/> habe ich am 29<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">sten</hi> <hi rend="family:Courier">Jan.</hi> geschrieben und schon am 4<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> Febr. also umgehend Antwort erhalten, was ich recht artig finde. Er schreibt, <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68154"/>mein Bruder<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68154"/> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <milestone unit="start" n="5263"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5263"/> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68155"/>der arme August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68155"/> gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich <hi rend="overstrike:1">die</hi> in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.<lb/><milestone unit="start" n="5264"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5264"/><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5260"/> <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68152"/>Meiner Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68152"/> theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68156"/>Aug.<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68156"/> ist entweder in <anchor type="b" n="4947" ana="10" xml:id="NidB34505"/><hi rend="family:Courier">Botfeld</hi><anchor type="e" n="4947" ana="10" xml:id="NidE34505"/> oder <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB68157"/><hi rend="family:Courier">Harburg</hi><anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE68157"/> geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.<lb/><anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB68153"/>Der <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE68153"/> schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68158"/>Hildesheim<anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68158"/> schicke, weil diese gewöhnlich von <anchor type="b" n="10532" ana="15" xml:id="NidB68159"/>der Anstalt<anchor type="e" n="10532" ana="15" xml:id="NidE68159"/> geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<lb/>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB34506"/>meiner Schwester<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE34506"/>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<milestone unit="start" n="5265"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5265"/>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68161"/>Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68161"/> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB34507"/>Ihr Adolph<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE34507"/>, als der stärkere <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB34509"/><anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB34508"/>der beiden Kinder<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE34508"/><anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE34509"/>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <hi rend="offset:4">haben</hi>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <milestone unit="start" n="5266"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5266"/> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<lb/><anchor type="b" n="5117" ana="11" xml:id="NidB33523"/>Emilie Büchting<anchor type="e" n="5117" ana="11" xml:id="NidE33523"/> ist nach dem Tode <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB34510"/>ihrer Großmutter<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE34510"/>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <anchor type="b" n="10537" ana="11" xml:id="NidB68204"/>ihrem Vater<anchor type="e" n="10537" ana="11" xml:id="NidE68204"/> gegangen, so schrieb mir damals <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68162"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68162"/>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB34511"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE34511"/>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<lb/>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<lb/>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<lb/>Ihre<lb/>Sie wahrhaft liebende Nichte<lb/>Amalie Wolper.<lb/>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<lb/><milestone unit="start" n="5267"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5267"/><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5264"/> <milestone unit="start" n="5268"/>beantw. d. <hi rend="overstrike:1">6</hi> 12<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Febr.</hi><lb/>VII.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="5268"/>', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1840-02-06', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-1a-34336', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.58', '36_h1zahl' => '8S. auf Doppelbl., hs. m. 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ausführlich zu schreiben. Es gewährt mir eine hohe Befriedigung, daß Sie mit dem, was ich in der Angelegenheit <span class="index-2113 tp-34495 ">meines unglücklichen Bruders</span> gethan habe, zufrieden sind. Meinem redlichen Willen stehen freilich nur schwache Mittel zu Gebote, doch beruhigt es mein bekümmertes Gemüth ungemein, wenn ich thätig bin und thue, was ich vermag. Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.<br><span class="notice-5260 ">[2]</span> <span class="index-5456 tp-34494 ">Herr Superintendent </span><span class="index-5456 tp-34494 family-courier ">Jüngst</span> empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. Ich glaube gewiß, daß es ihn erfreuen und er sich sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie ihm später einmal eine <span class="index-858 tp-68143 ">Ihrer Schriften</span> zusenden.<br>Ihrer Ansicht, wie die Eingaben an die Behörden abgefaßt werden müssen, stimmen <span class="index-5456 tp-68144 ">H. Sup.</span> und ich vollkommen bei. Er meint, ob es nicht vielleicht eben so passend sei, wenn <span class="index-2286 tp-34496 ">meine Mutter</span>, gleichsam als Erwiderung auf <span class="index-5459 tp-34497 ">Kohlrausch</span> Brief an ihn, sich an diesen zuvörderst schriftlich wende und sodann erst ein Gesuch beim <span class="index-10533 tp-68145 ">Ober-Schul-Collegium</span> einreiche, in dem von Ihnen angegebenen Sinne? <span class="index-5465 tp-68146 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68146 family-courier ">Dr. Matthaei</span>, mit dem wir fortwährend in Correspondenz stehen, damit wir in Übereinstimmung handeln, faßt auch die Sache in gleicher Weise auf. Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <span class="underline-1 ">muß</span> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <span class="index-2113 tp-68147 ">den</span><span class="index-2113 tp-68147 family-courier "> Dr. Schlegel</span> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <span class="notice-5261 ">[3]</span> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“<br>Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß <span class="index-5465 tp-68148 ">der </span><span class="index-5465 tp-68148 family-courier ">Dr. M.</span> ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit <span class="index-2113 tp-68149 ">meines Bruders</span> mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch <span class="index-2286 tp-68150 ">Mutter</span> hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für <span class="index-2113 tp-34498 ">August’s</span> Reise nach <span class="index-5253 tp-34499 index-10532 tp-68160 ">Hildesheim</span> mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus <span class="index-5393 tp-34500 ">Verden</span> bekommen hat. <span class="index-5465 tp-34502 ">Der </span><span class="index-5465 tp-34502 family-courier ">Dr. Matthaei</span> hat nämlich zugleich mit dem <span class="notice-5262 ">[4]</span> Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an <span class="index-5467 tp-34533 family-courier ">Breyger</span> zu <span class="index-2755 tp-34501 family-courier ">Harburg</span> gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. Dieser hat aber geantwortet, er begreife den Zweck seines Briefes nicht, die Mutter wisse den Zustand <span class="index-2113 tp-34503 ">ihres Sohnes</span> nicht und dürfe ihn auch nicht wissen. – Was dieses von <span class="family-courier ">B.</span> gesollt hat, sehe ich wahrlich nicht ein, da Mutter die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte und sie dann doch gewußt hätte, an wen sie sich mit Vertrauen wenden könne. <span class="doc-3722 ">Ihres sehr wohlwollenden Briefes</span> erwähnt er mit vieler Anerkennung.<br>An <span class="index-5466 tp-34504 ">den Medicinal-Rath </span><span class="index-5466 tp-34504 family-courier ">Dr. Bergmann</span> zu <span class="index-5253 tp-68151 family-courier ">Hildesheim</span> habe ich am 29<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">sten</span> <span class="family-courier ">Jan.</span> geschrieben und schon am 4<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> Febr. also umgehend Antwort erhalten, was ich recht artig finde. Er schreibt, <span class="index-2113 tp-68154 ">mein Bruder</span> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <span class="notice-5263 ">[5]</span> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß <span class="index-2113 tp-68155 ">der arme August</span> gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich <span class="overstrike-1 ">die</span> in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.<br><span class="notice-5264 ">[6]</span> <span class="index-2286 tp-68152 ">Meiner Mutter</span> theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. <span class="index-2113 tp-68156 ">Aug.</span> ist entweder in <span class="index-4947 tp-34505 family-courier ">Botfeld</span> oder <span class="index-2755 tp-68157 family-courier ">Harburg</span> geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.<br><span class="index-5465 tp-68153 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68153 family-courier ">Dr. Matthaei</span> schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach <span class="index-5253 tp-68158 ">Hildesheim</span> schicke, weil diese gewöhnlich von <span class="index-10532 tp-68159 ">der Anstalt</span> geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<br>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <span class="index-3671 tp-34506 ">meiner Schwester</span>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<span class="notice-5265 ">[7]</span>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <span class="index-2286 tp-68161 ">Mutter</span> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <span class="index-5391 tp-34507 ">Ihr Adolph</span>, als der stärkere <span class="index-5132 tp-34509 index-5391 tp-34508 ">der beiden Kinder</span>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <span class="offset-4 ">haben</span>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <span class="notice-5266 ">[8]</span> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<br><span class="index-5117 tp-33523 ">Emilie Büchting</span> ist nach dem Tode <span class="index-1392 tp-34510 ">ihrer Großmutter</span>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <span class="index-10537 tp-68204 ">ihrem Vater</span> gegangen, so schrieb mir damals <span class="index-2113 tp-68162 ">August</span>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <span class="index-173 tp-34511 ">Hannover</span>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<br>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<br>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<br>Ihre<br>Sie wahrhaft liebende Nichte<br>Amalie Wolper.<br>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<br><span class="notice-5267 ">[1]</span> <span class="notice-5268 ">beantw. d. </span><span class="notice-5268 overstrike-1 ">6</span><span class="notice-5268 "> 12</span><span class="notice-5268 offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="notice-5268 "> </span><span class="notice-5268 family-courier ">Febr.</span><span class="notice-5268 "><br>VII.</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1350' $description = 'Amalie Wolper an August Wilhelm von Schlegel am 06.02.1840, Lingen (Ems) , Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Lingen (Ems) <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4035836-7">GND</a>' $date = '06.02.1840' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 7094 => array( 'ID' => '7094', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-05-15 15:44:15', 'timelastchg' => '2019-03-22 16:11:29', 'key' => 'AWS-ap-00jn', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_geschlecht' => 'w', '39_name' => 'Wolper, Amalie', '39_gebdatumfrei' => 'ca. 1798/1799', '39_toddatumfrei' => 'nach Juli 1845', '39_pdb' => 'GND', '39_namevar' => 'Wolper, Amalie Henriette Schlegel, Amalie Henriette (Geburtsname)', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_lebenwirken' => 'Gattin von August Friedrich Wolper Amalie („Malchen“) Schlegel heiratete 1820 den Theologen und Philologen August Friedrich Wolper, den sie in Harburg kennenlernte. 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erkenne, daß Sie sich von Ihren dringenden und wichtigen Geschäften abmüssigen, um mir so ausführlich zu schreiben. Es gewährt mir eine hohe Befriedigung, daß Sie mit dem, was ich in der Angelegenheit <span class="index-2113 tp-34495 ">meines unglücklichen Bruders</span> gethan habe, zufrieden sind. Meinem redlichen Willen stehen freilich nur schwache Mittel zu Gebote, doch beruhigt es mein bekümmertes Gemüth ungemein, wenn ich thätig bin und thue, was ich vermag. Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.<br><span class="notice-5260 ">[2]</span> <span class="index-5456 tp-34494 ">Herr Superintendent </span><span class="index-5456 tp-34494 family-courier ">Jüngst</span> empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. Ich glaube gewiß, daß es ihn erfreuen und er sich sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie ihm später einmal eine <span class="index-858 tp-68143 ">Ihrer Schriften</span> zusenden.<br>Ihrer Ansicht, wie die Eingaben an die Behörden abgefaßt werden müssen, stimmen <span class="index-5456 tp-68144 ">H. Sup.</span> und ich vollkommen bei. Er meint, ob es nicht vielleicht eben so passend sei, wenn <span class="index-2286 tp-34496 ">meine Mutter</span>, gleichsam als Erwiderung auf <span class="index-5459 tp-34497 ">Kohlrausch</span> Brief an ihn, sich an diesen zuvörderst schriftlich wende und sodann erst ein Gesuch beim <span class="index-10533 tp-68145 ">Ober-Schul-Collegium</span> einreiche, in dem von Ihnen angegebenen Sinne? <span class="index-5465 tp-68146 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68146 family-courier ">Dr. Matthaei</span>, mit dem wir fortwährend in Correspondenz stehen, damit wir in Übereinstimmung handeln, faßt auch die Sache in gleicher Weise auf. Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <span class="underline-1 ">muß</span> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <span class="index-2113 tp-68147 ">den</span><span class="index-2113 tp-68147 family-courier "> Dr. Schlegel</span> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <span class="notice-5261 ">[3]</span> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“<br>Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß <span class="index-5465 tp-68148 ">der </span><span class="index-5465 tp-68148 family-courier ">Dr. M.</span> ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit <span class="index-2113 tp-68149 ">meines Bruders</span> mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch <span class="index-2286 tp-68150 ">Mutter</span> hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für <span class="index-2113 tp-34498 ">August’s</span> Reise nach <span class="index-5253 tp-34499 index-10532 tp-68160 ">Hildesheim</span> mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus <span class="index-5393 tp-34500 ">Verden</span> bekommen hat. <span class="index-5465 tp-34502 ">Der </span><span class="index-5465 tp-34502 family-courier ">Dr. Matthaei</span> hat nämlich zugleich mit dem <span class="notice-5262 ">[4]</span> Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an <span class="index-5467 tp-34533 family-courier ">Breyger</span> zu <span class="index-2755 tp-34501 family-courier ">Harburg</span> gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. Dieser hat aber geantwortet, er begreife den Zweck seines Briefes nicht, die Mutter wisse den Zustand <span class="index-2113 tp-34503 ">ihres Sohnes</span> nicht und dürfe ihn auch nicht wissen. – Was dieses von <span class="family-courier ">B.</span> gesollt hat, sehe ich wahrlich nicht ein, da Mutter die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte und sie dann doch gewußt hätte, an wen sie sich mit Vertrauen wenden könne. <span class="doc-3722 ">Ihres sehr wohlwollenden Briefes</span> erwähnt er mit vieler Anerkennung.<br>An <span class="index-5466 tp-34504 ">den Medicinal-Rath </span><span class="index-5466 tp-34504 family-courier ">Dr. Bergmann</span> zu <span class="index-5253 tp-68151 family-courier ">Hildesheim</span> habe ich am 29<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">sten</span> <span class="family-courier ">Jan.</span> geschrieben und schon am 4<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> Febr. also umgehend Antwort erhalten, was ich recht artig finde. Er schreibt, <span class="index-2113 tp-68154 ">mein Bruder</span> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <span class="notice-5263 ">[5]</span> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß <span class="index-2113 tp-68155 ">der arme August</span> gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich <span class="overstrike-1 ">die</span> in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.<br><span class="notice-5264 ">[6]</span> <span class="index-2286 tp-68152 ">Meiner Mutter</span> theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. <span class="index-2113 tp-68156 ">Aug.</span> ist entweder in <span class="index-4947 tp-34505 family-courier ">Botfeld</span> oder <span class="index-2755 tp-68157 family-courier ">Harburg</span> geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.<br><span class="index-5465 tp-68153 ">Der </span><span class="index-5465 tp-68153 family-courier ">Dr. Matthaei</span> schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach <span class="index-5253 tp-68158 ">Hildesheim</span> schicke, weil diese gewöhnlich von <span class="index-10532 tp-68159 ">der Anstalt</span> geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<br>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <span class="index-3671 tp-34506 ">meiner Schwester</span>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<span class="notice-5265 ">[7]</span>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <span class="index-2286 tp-68161 ">Mutter</span> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <span class="index-5391 tp-34507 ">Ihr Adolph</span>, als der stärkere <span class="index-5132 tp-34509 index-5391 tp-34508 ">der beiden Kinder</span>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <span class="offset-4 ">haben</span>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <span class="notice-5266 ">[8]</span> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<br><span class="index-5117 tp-33523 ">Emilie Büchting</span> ist nach dem Tode <span class="index-1392 tp-34510 ">ihrer Großmutter</span>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <span class="index-10537 tp-68204 ">ihrem Vater</span> gegangen, so schrieb mir damals <span class="index-2113 tp-68162 ">August</span>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <span class="index-173 tp-34511 ">Hannover</span>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<br>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<br>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<br>Ihre<br>Sie wahrhaft liebende Nichte<br>Amalie Wolper.<br>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<br><span class="notice-5267 ">[1]</span> <span class="notice-5268 ">beantw. d. </span><span class="notice-5268 overstrike-1 ">6</span><span class="notice-5268 "> 12</span><span class="notice-5268 offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="notice-5268 "> </span><span class="notice-5268 family-courier ">Febr.</span><span class="notice-5268 "><br>VII.</span>', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="5259"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5259"/> <placeName key="5127">Lingen</placeName> d. 6<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Febr.</hi><lb/>1840.<lb/>Geliebtester Oheim!<lb/>Eine innige Freude bereitete mir Ihr liebevoller und herzlicher Brief, den ich zu wiederholten Malen gelesen habe und wobei es wohl nicht der Versicherung bedarf, wie dankbar ich es erkenne, daß Sie sich von Ihren dringenden und wichtigen Geschäften abmüssigen, um mir so ausführlich zu schreiben. Es gewährt mir eine hohe Befriedigung, daß Sie mit dem, was ich in der Angelegenheit <persName key="2113">meines unglücklichen Bruders</persName> gethan habe, zufrieden sind. Meinem redlichen Willen stehen freilich nur schwache Mittel zu Gebote, doch beruhigt es mein bekümmertes Gemüth ungemein, wenn ich thätig bin und thue, was ich vermag. Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.<lb/><milestone unit="start" n="5260"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5260"/> <persName key="5456">Herr Superintendent <hi rend="family:Courier">Jüngst</hi></persName> empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. 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Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <hi rend="underline:1">muß</hi> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <persName key="2113">den<hi rend="family:Courier"> Dr. Schlegel</hi></persName> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <milestone unit="start" n="5261"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5261"/> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. 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Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.<lb/><milestone unit="start" n="5260"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5260"/> <anchor type="b" n="5456" ana="11" xml:id="NidB34494"/>Herr Superintendent <hi rend="family:Courier">Jüngst</hi><anchor type="e" n="5456" ana="11" xml:id="NidE34494"/> empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. Ich glaube gewiß, daß es ihn erfreuen und er sich sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie ihm später einmal eine <anchor type="b" n="858" ana="12" xml:id="NidB68143"/>Ihrer Schriften<anchor type="e" n="858" ana="12" xml:id="NidE68143"/> zusenden.<lb/>Ihrer Ansicht, wie die Eingaben an die Behörden abgefaßt werden müssen, stimmen <anchor type="b" n="5456" ana="11" xml:id="NidB68144"/>H. 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Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach <hi rend="underline:1">muß</hi> das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68147"/>den<hi rend="family:Courier"> Dr. Schlegel</hi><anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68147"/> nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was <milestone unit="start" n="5261"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5261"/> er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“<lb/>Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB68148"/>der <hi rend="family:Courier">Dr. M.</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE68148"/> ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68149"/>meines Bruders<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68149"/> mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68150"/>Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68150"/> hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34498"/>August’s<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34498"/> Reise nach <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB34499"/><anchor type="b" n="10532" ana="15" xml:id="NidB68160"/>Hildesheim<anchor type="e" n="10532" ana="15" xml:id="NidE68160"/><anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE34499"/> mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB34500"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE34500"/> bekommen hat. <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB34502"/>Der <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE34502"/> hat nämlich zugleich mit dem <milestone unit="start" n="5262"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5262"/> Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an <anchor type="b" n="5467" ana="11" xml:id="NidB34533"/><hi rend="family:Courier">Breyger</hi><anchor type="e" n="5467" ana="11" xml:id="NidE34533"/> zu <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB34501"/><hi rend="family:Courier">Harburg</hi><anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE34501"/> gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. Dieser hat aber geantwortet, er begreife den Zweck seines Briefes nicht, die Mutter wisse den Zustand <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34503"/>ihres Sohnes<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34503"/> nicht und dürfe ihn auch nicht wissen. – Was dieses von <hi rend="family:Courier">B.</hi> gesollt hat, sehe ich wahrlich nicht ein, da Mutter die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte und sie dann doch gewußt hätte, an wen sie sich mit Vertrauen wenden könne. <ref target="fud://3722">Ihres sehr wohlwollenden Briefes</ref> erwähnt er mit vieler Anerkennung.<lb/>An <anchor type="b" n="5466" ana="11" xml:id="NidB34504"/>den Medicinal-Rath <hi rend="family:Courier">Dr. Bergmann</hi><anchor type="e" n="5466" ana="11" xml:id="NidE34504"/> zu <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68151"/><hi rend="family:Courier">Hildesheim</hi><anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68151"/> habe ich am 29<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">sten</hi> <hi rend="family:Courier">Jan.</hi> geschrieben und schon am 4<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> Febr. also umgehend Antwort erhalten, was ich recht artig finde. Er schreibt, <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68154"/>mein Bruder<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68154"/> sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu <milestone unit="start" n="5263"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5263"/> heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68155"/>der arme August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68155"/> gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich <hi rend="overstrike:1">die</hi> in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.<lb/><milestone unit="start" n="5264"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5264"/><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5260"/> <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68152"/>Meiner Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68152"/> theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68156"/>Aug.<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68156"/> ist entweder in <anchor type="b" n="4947" ana="10" xml:id="NidB34505"/><hi rend="family:Courier">Botfeld</hi><anchor type="e" n="4947" ana="10" xml:id="NidE34505"/> oder <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB68157"/><hi rend="family:Courier">Harburg</hi><anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE68157"/> geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.<lb/><anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB68153"/>Der <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE68153"/> schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68158"/>Hildesheim<anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68158"/> schicke, weil diese gewöhnlich von <anchor type="b" n="10532" ana="15" xml:id="NidB68159"/>der Anstalt<anchor type="e" n="10532" ana="15" xml:id="NidE68159"/> geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.<lb/>Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB34506"/>meiner Schwester<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE34506"/>, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün<milestone unit="start" n="5265"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5265"/>schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68161"/>Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68161"/> äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. <anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB34507"/>Ihr Adolph<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE34507"/>, als der stärkere <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB34509"/><anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB34508"/>der beiden Kinder<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE34508"/><anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE34509"/>, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert <hi rend="offset:4">haben</hi>, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die <milestone unit="start" n="5266"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5266"/> Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.<lb/><anchor type="b" n="5117" ana="11" xml:id="NidB33523"/>Emilie Büchting<anchor type="e" n="5117" ana="11" xml:id="NidE33523"/> ist nach dem Tode <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB34510"/>ihrer Großmutter<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE34510"/>, wiewohl sehr ungern, wieder zu <anchor type="b" n="10537" ana="11" xml:id="NidB68204"/>ihrem Vater<anchor type="e" n="10537" ana="11" xml:id="NidE68204"/> gegangen, so schrieb mir damals <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68162"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68162"/>. Der Vater lebt aber nicht mehr in <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB34511"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE34511"/>, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.<lb/>So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.<lb/>Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.<lb/>Ihre<lb/>Sie wahrhaft liebende Nichte<lb/>Amalie Wolper.<lb/>Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.<lb/><milestone unit="start" n="5267"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5267"/><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5264"/> <milestone unit="start" n="5268"/>beantw. d. <hi rend="overstrike:1">6</hi> 12<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Febr.</hi><lb/>VII.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="5268"/>', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7510', 'content' => 'Amalie Wolper', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Wolper, Amalie', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1840-02-06', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '5127', 'content' => 'Lingen (Ems) ', 'bemerkung' => 'GND:4035836-7', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-1a-34336', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.58', '36_h1zahl' => '8S. auf Doppelbl., hs. m. 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[1] Lingen d. 6ten Febr.
1840.
Geliebtester Oheim!
Eine innige Freude bereitete mir Ihr liebevoller und herzlicher Brief, den ich zu wiederholten Malen gelesen habe und wobei es wohl nicht der Versicherung bedarf, wie dankbar ich es erkenne, daß Sie sich von Ihren dringenden und wichtigen Geschäften abmüssigen, um mir so ausführlich zu schreiben. Es gewährt mir eine hohe Befriedigung, daß Sie mit dem, was ich in der Angelegenheit meines unglücklichen Bruders gethan habe, zufrieden sind. Meinem redlichen Willen stehen freilich nur schwache Mittel zu Gebote, doch beruhigt es mein bekümmertes Gemüth ungemein, wenn ich thätig bin und thue, was ich vermag. Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.
[2] Herr Superintendent Jüngst empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. Ich glaube gewiß, daß es ihn erfreuen und er sich sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie ihm später einmal eine Ihrer Schriften zusenden.
Ihrer Ansicht, wie die Eingaben an die Behörden abgefaßt werden müssen, stimmen H. Sup. und ich vollkommen bei. Er meint, ob es nicht vielleicht eben so passend sei, wenn meine Mutter, gleichsam als Erwiderung auf Kohlrausch Brief an ihn, sich an diesen zuvörderst schriftlich wende und sodann erst ein Gesuch beim Ober-Schul-Collegium einreiche, in dem von Ihnen angegebenen Sinne? Der Dr. Matthaei, mit dem wir fortwährend in Correspondenz stehen, damit wir in Übereinstimmung handeln, faßt auch die Sache in gleicher Weise auf. Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach muß das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte den Dr. Schlegel nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was [3] er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“
Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß der Dr. M. ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit meines Bruders mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch Mutter hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für August’s Reise nach Hildesheim mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus Verden bekommen hat. Der Dr. Matthaei hat nämlich zugleich mit dem [4] Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an Breyger zu Harburg gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. Dieser hat aber geantwortet, er begreife den Zweck seines Briefes nicht, die Mutter wisse den Zustand ihres Sohnes nicht und dürfe ihn auch nicht wissen. – Was dieses von B. gesollt hat, sehe ich wahrlich nicht ein, da Mutter die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte und sie dann doch gewußt hätte, an wen sie sich mit Vertrauen wenden könne. Ihres sehr wohlwollenden Briefes erwähnt er mit vieler Anerkennung.
An den Medicinal-Rath Dr. Bergmann zu Hildesheim habe ich am 29sten Jan. geschrieben und schon am 4ten Febr. also umgehend Antwort erhalten, was ich recht artig finde. Er schreibt, mein Bruder sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu [5] heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß der arme August gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich die in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.
[6] Meiner Mutter theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. Aug. ist entweder in Botfeld oder Harburg geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.
Der Dr. Matthaei schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach Hildesheim schicke, weil diese gewöhnlich von der Anstalt geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.
Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande meiner Schwester, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün[7]schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen Mutter äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. Ihr Adolph, als der stärkere der beiden Kinder, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert haben, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die [8] Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.
Emilie Büchting ist nach dem Tode ihrer Großmutter, wiewohl sehr ungern, wieder zu ihrem Vater gegangen, so schrieb mir damals August. Der Vater lebt aber nicht mehr in Hannover, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.
So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.
Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.
Ihre
Sie wahrhaft liebende Nichte
Amalie Wolper.
Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.
[1] beantw. d. 6 12ten Febr.
VII.
1840.
Geliebtester Oheim!
Eine innige Freude bereitete mir Ihr liebevoller und herzlicher Brief, den ich zu wiederholten Malen gelesen habe und wobei es wohl nicht der Versicherung bedarf, wie dankbar ich es erkenne, daß Sie sich von Ihren dringenden und wichtigen Geschäften abmüssigen, um mir so ausführlich zu schreiben. Es gewährt mir eine hohe Befriedigung, daß Sie mit dem, was ich in der Angelegenheit meines unglücklichen Bruders gethan habe, zufrieden sind. Meinem redlichen Willen stehen freilich nur schwache Mittel zu Gebote, doch beruhigt es mein bekümmertes Gemüth ungemein, wenn ich thätig bin und thue, was ich vermag. Der Ausgang steht nicht in unsrer Macht, den müssen wir Gott anheim stellen, der Alles wohl machen wird.
[2] Herr Superintendent Jüngst empfiehlt sich Ihnen angelegentlichst und versichert, daß es ihm zur größten Freude gereichen würde, wenn er uns in dieser traurigen Angelegenheit nützlich sein könne. Ich glaube gewiß, daß es ihn erfreuen und er sich sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie ihm später einmal eine Ihrer Schriften zusenden.
Ihrer Ansicht, wie die Eingaben an die Behörden abgefaßt werden müssen, stimmen H. Sup. und ich vollkommen bei. Er meint, ob es nicht vielleicht eben so passend sei, wenn meine Mutter, gleichsam als Erwiderung auf Kohlrausch Brief an ihn, sich an diesen zuvörderst schriftlich wende und sodann erst ein Gesuch beim Ober-Schul-Collegium einreiche, in dem von Ihnen angegebenen Sinne? Der Dr. Matthaei, mit dem wir fortwährend in Correspondenz stehen, damit wir in Übereinstimmung handeln, faßt auch die Sache in gleicher Weise auf. Die Stelle in seinem letzten Briefe, die sich darauf bezieht, lautet wörtlich so: „Einen Antrag an das Ministerium halte ich nicht für rathsam. Meiner Ansicht nach muß das Ober-Schul-Collegium, so lange die Ärzte den Dr. Schlegel nicht für unheilbar erklären, ihm seine ganze Gage lassen, nach Abzug dessen, was [3] er dem geben muß, der seine Geschäfte besorgt. Diese Ansicht werde ich stets vertreten. Wird ihr nicht nachgegangen, so muß ich mich beruhigen, sobald die höchste Behörde darüber entschieden hat, werde diese Entscheidung aber dann stets zu der Zahl der andern gewissenlosen Gewaltstreiche zählen, die schon vorgekommen sind und noch vorkommen. Es ist bislang wenigstens nie Sitte gewesen, wegen Krankheit zu pensioniren. Wenn ich mir einen Abzug für die Arbeitshülfe gefallen lasse, so thue ich schon mehr, als früher in ähnlichen Fällen geschah.“
Diese und noch andre Äußerungen scheinen mir zu beweisen, daß der Dr. M. ein verständiger und rechtlicher Mann ist, der sich der Angelegenheit meines Bruders mit Eifer annimmt. Gern nehme ich daher mein vorschnelles Urtheil über ihn zurück, in der Ferne scheint so manches anders und ich ließ mich durch meinen Unmuth dazu verleiten. Ich habe ihm gestern zuerst selbst geschrieben, hauptsächlich um ihm zu danken. Auch Mutter hat dieses vor ungefähr 14 Tagen gethan, denn er hat auch für August’s Reise nach Hildesheim mit vieler Aufmerksamkeit und Umsicht gesorgt. Es erklärt sich nun auch, weßhalb Mutter gar keine Benachrichtigung aus Verden bekommen hat. Der Dr. Matthaei hat nämlich zugleich mit dem [4] Briefe an Sie auch ein ähnliches Schreiben an Breyger zu Harburg gesandt mit der Bitte, die Sache meiner Mutter so schonend, wie möglich, zu eröffnen. Dieser hat aber geantwortet, er begreife den Zweck seines Briefes nicht, die Mutter wisse den Zustand ihres Sohnes nicht und dürfe ihn auch nicht wissen. – Was dieses von B. gesollt hat, sehe ich wahrlich nicht ein, da Mutter die Sache nicht verschwiegen bleiben konnte und sie dann doch gewußt hätte, an wen sie sich mit Vertrauen wenden könne. Ihres sehr wohlwollenden Briefes erwähnt er mit vieler Anerkennung.
An den Medicinal-Rath Dr. Bergmann zu Hildesheim habe ich am 29sten Jan. geschrieben und schon am 4ten Febr. also umgehend Antwort erhalten, was ich recht artig finde. Er schreibt, mein Bruder sei in einem auch körperlich leidenden Zustande dort angelangt, so daß er sofort das Bett hüten müsse; Wunden von Verletzungen während seiner Unruhe vor seiner Aufnahme und innere Leiden, auch eine Rosenentzündung mit Geschwulst am Beine hätten dieß leider! nöthig gemacht. Sein Geist sei zwar sehr in Verwirrung, doch heiterer Art und schon jetzt zeige sich einige Minderung. Doch lasse sich jetzt noch kein Urtheil fällen. Sobald es gelinge, seine körperlichen Leiden hinlänglich zu [5] heben, dann würde es weniger schwierig sein, auch seinen Verstand wieder zu erhellen. Er habe einen eignen Wärter und jede Unterstützung, Freundlichkeit, Liebe und Pflege, die dem Unglück gebühre. Schließlich wünscht er, mir dereinst bessere Nachrichten zu ertheilen. – Wir sehen daraus, theuerster Oheim, daß der arme August gut aufgehoben, aber körperlich lange nicht so gesund und kräftig ist, als wir glaubten. Leider befestigt sich die in meinem Innern auch die Überzeugung immer mehr, daß vielleicht schon seit seiner Kindheit eine Anlage zu der jetzigen Geistesverwirrung bei ihm vorhanden war. Viele seiner Eigenheiten und Sonderbarkeiten, die ich mir in’s Gedächtniß zurück rufe, woraus ich damals freilich kein Arg hatte, bestärken mich darin. Dieß läßt uns auch ein recht mildes Urtheil über alles fällen, was in seinem Benehmen und in seiner Handlungsweise wohl hätte anders sein können. Er selbst schadete sich am meisten dadurch und zog sich gewiß manche Kränkung und Zurücksetzung selbst zu. Doch Sie sprechen mir aus der Seele, geliebter Oheim, jetzt müssen wir nur bedenken, daß er unglücklich ist und der Hülfe bedarf. Gern will ich auch Alles für ihn thun, was in meinen Kräften steht, denn sein jetziger Zustand jammert mich in der Seele.
[6] Meiner Mutter theile ich natürlich nur das mit, was ihren Muth aufrichten und ihre Hoffnung beleben kann. Können wir ihr später einmal eine traurige Gewißheit nicht länger verbergen, so wollen wir ihr wenigstens jetzt nicht noch mehr der Sorge und Bekümmerniß machen. Aug. ist entweder in Botfeld oder Harburg geboren, ich habe an Mutter deßhalb geschrieben. Diese läßt Sie auch herzlich grüßen, sie habe Ihnen Aug: Abreise melden wollen, doch da sie erfahren, daß dieses bereits durch mich geschehen sei, so habe sie Sie nicht durch Wiederholungen belästigen wollen.
Der Dr. Matthaei schreibt auch, daß es wahrscheinlich nicht nöthig sei, daß ich Bettwäsche nach Hildesheim schicke, weil diese gewöhnlich von der Anstalt geliefert werde. Er habe sich danach erkundigt und werde mir nächstens darauf Bescheid ertheilen. Es versteht sich daher von selbst, theurer Oheim, daß ich Ihr freundliches Anerbieten, mir abermals ein Geschenk zu schicken, nicht annehmen kann, so dankbar ich auch Ihre große Güte erkenne, denn selbst in dem Fall, daß ich Bettwäsche anschaffe, bleibt noch immer etwas für mich übrig.
Einen ärztlich bestimmten Bericht von dem Gesundheitszustande meiner Schwester, kann ich Ihnen zwar für den Augenblick nicht geben, doch, wenn Sie es wün[7]schen, ihren Arzt darum ersuchen. Gegen Mutter äußert er sich natürlich immer mit einiger Zurückhaltung und Schonung, doch hat er vor längerer Zeit gesagt, meine Schwester sei in dem für Frauen gefährlichen Alter, wo sich die Natur ändere und mannichfache Beschwerden einzutreten pflegten, denen manche sogar erliegen müßten. Die Schwäche in den Beinen rühre vom Rückenmark her. Diese ist so groß, daß sie oft ohne äußere Veranlassung in die Knie sinkt und schon seit Jahren nicht mehr allein über die Straße gehen kann. Ihr Adolph, als der stärkere der beiden Kinder, ist ihr steter Führer. Dazu gesellt sich eine tiefe Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit des Gemüthes. Sie beunruhigt sich fortwährend, selbst wenn kein besonderer Grund dazu vorhanden ist. Medicin wird dabei wohl wenig helfen und nur Pflege und Ruhe von wohlthäger Wirkung sein. Daher ist es mir eine so große Freude, daß ich durch Ihre Güte, lieber Oheim, in den Stand gesetzt bin, ihr einige Erleichterung zu verschaffen. In der letzten Zeit muß sich ihr Befinden noch bedeutend verschlimmert haben, sie klagt über beständige Schmerzen und täglich, mehrere Stunden hindurch, über eine solche Kälte, daß sie es zuweilen schon für die [8] Annäherung des Todes halte. Sie empfiehlt mir in diesem Fall ihre Kinder, deren ich mich auch treulich annehmen werde.
Emilie Büchting ist nach dem Tode ihrer Großmutter, wiewohl sehr ungern, wieder zu ihrem Vater gegangen, so schrieb mir damals August. Der Vater lebt aber nicht mehr in Hannover, wo, ist mir wieder entfallen. An das arme Mädchen kann ich auch nicht ohne aufrichtiges Mitleid denken, denn sie ist durch die unseeligen Mißverhältnisse im elterlichen Hause und die Verkrüppelung ihres Körpers hienieden nur auf Dulden und Entsagung angewiesen.
So gern ich meinem langen Briefe auch noch Mehreres hinzufügte, so muß ich doch schließen, um den Abgang der Post nicht zu versäumen.
Leben Sie denn wohl, theurer Oheim, und seien Sie versichert, daß ich Ihrer stets mit wahrer Verehrung und aufrichtiger Anhänglichkeit gedenke.
Ihre
Sie wahrhaft liebende Nichte
Amalie Wolper.
Entschuldigen Sie mit der Eile mein zuletzt so schlechtes Schreiben.
[1] beantw. d. 6 12ten Febr.
VII.