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Vergebens sah sie einer Antwort und Erledigung der Sache entgegen und ich war schon im Begriff, <milestone unit="start" n="5316"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5316"/> auch meinerseits bei <hi rend="family:Courier">Matthaei</hi> nachzutreiben, als ich gestern von Mutter die Nachricht erhielt, daß sie nun von Allem in Kenntniß gesetzt sei. Ganz erschrocken und entrüstet ist sie aber über seine ungeheuren und übertriebenen Forderungen und Berechnungen und Sie, lieber Oheim, haben mit Ihrem Scharfblick ein nur zu richtiges Urtheil gefällt, als Sie sagten, der Mann flöße Ihnen durchaus kein Zutrauen ein. Ich ließ mich durch seinen scheinbaren Eifer für das Wohl meines armen Bruders täuschen, hielt es auch kaum für möglich, daß Jemand niedrig genug denken könne, um sich bei einer solchen Gelegenheit bereichern zu wollen, doch nun sehe ich meinen Irrthum wohl ein. Nur Einiges will ich anführen: die ihm übersandten 4 <hi rend="family:Courier">Louisd’or</hi> scheint er nicht weiter in Anschlag zu bringen, denn er erwähnt nichts davon und berechnet sich als Curator 20 <milestone unit="start" n="25271"/>rthr.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="25271"/>, für Besorgung in dieser Angelegenheit 49 <milestone unit="start" n="25276"/>rthr.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="25276"/>, für jeden Brief, sowohl nach <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB34617"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE34617"/>, als nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB34618"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE34618"/> und <anchor type="b" n="5127" ana="10" xml:id="NidB68304"/>Lingen<anchor type="e" n="5127" ana="10" xml:id="NidE68304"/> 1 <milestone unit="start" n="25272"/>rthr.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="25272"/>, was auch eine ziemliche Summe bringt, dazu das Porto, was er wahrscheinlich nie ausgegeben hat, denn wir haben ihm alle Briefe stets frankirt zugesandt und die seinigen unfrankirt erhalten. Die ganze Sum<milestone unit="start" n="5317"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5317"/>me beträgt 225 <milestone unit="start" n="25274"/>rthr.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="25274"/> Außerdem habe die Wirthinn, <anchor type="b" n="10530" ana="11" xml:id="NidB68305"/>Frau Engels<anchor type="e" n="10530" ana="11" xml:id="NidE68305"/> ihre Rechnung noch nicht eingereicht und der Mensch, den <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34619"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34619"/> verwundet, bekäme 20 <milestone unit="start" n="25273"/>rthr.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="25273"/> Die Bücher und Kleidungsstücke sind noch unverkauft. 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Sie, geliebter Oheim, haben uns in dieser Angelegenheit so viele Hülfe geleistet, Ihr Rath, wie Mutter sich zu benehmen habe, um bald möglichst von <hi rend="family:Courier">M:</hi> loszukommen, wäre gewiß am aller geeignetsten und besten, vielleicht sind Sie so gütig, ihr denselben zu ertheilen.<lb/>Die 4 <hi rend="family:Courier">Louisd’or</hi> an <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB68302"/><hi rend="family:Courier">M:</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE68302"/> habe ich von Ihrem gütigen Geschenke entrichtet, <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68303"/>Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68303"/> dringt aber darauf, sie mir wieder erstatten zu wollen. 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Auch meine sonstige Ruhe und Heiterkeit ist von mir gewichen, doch hoffentlich nicht für immer. In dieser reizbaren Stimmung macht mir Alles große Sorge und Bekümmerniß, <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB34622"/>Hermann’s<anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE34622"/> Zukunft, die Wahl seines künftigen Standes, woran man doch nun ernstlich denken muß, die geeignetsten Mittel zu seiner Ausbildung <hi rend="family:Courier">ect.</hi> Könnte ich mich doch einmal mündlich mit Ihnen darüber berathen, welcher große Trost wäre das für mich.<lb/>Die verrenkte Hand <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB34623"/>meiner Schwester<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE34623"/> ist noch immer unbrauchbar, obwohl sich der Unfall vor fast 10 Wochen ereignete. <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68307"/>Meine Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68307"/> hat Ihren letzten Brief erhalten und wird denselben nächstens beantworten. 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class="index-2286 tp-34615 ">Meine Mutter</span> hatte ihm nämlich bald nach dem Tode <span class="index-2113 tp-34616 ">meines unglücklichen Bruders</span> geschrieben und ihn dringend gebeten, dessen Angelegenheiten und Nachlaß bald möglichst zu ordnen und ihr dann Rechnung abzulegen, damit sie nicht immer wieder an ein für sie so schmerzliches Ereigniß erinnert werde. Vergebens sah sie einer Antwort und Erledigung der Sache entgegen und ich war schon im Begriff, <span class="notice-5316 ">[2]</span> auch meinerseits bei <span class="family-courier ">Matthaei</span> nachzutreiben, als ich gestern von Mutter die Nachricht erhielt, daß sie nun von Allem in Kenntniß gesetzt sei. Ganz erschrocken und entrüstet ist sie aber über seine ungeheuren und übertriebenen Forderungen und Berechnungen und Sie, lieber Oheim, haben mit Ihrem Scharfblick ein nur zu richtiges Urtheil gefällt, als Sie sagten, der Mann flöße Ihnen durchaus kein Zutrauen ein. Ich ließ mich durch seinen scheinbaren Eifer für das Wohl meines armen Bruders täuschen, hielt es auch kaum für möglich, daß Jemand niedrig genug denken könne, um sich bei einer solchen Gelegenheit bereichern zu wollen, doch nun sehe ich meinen Irrthum wohl ein. Nur Einiges will ich anführen: die ihm übersandten 4 <span class="family-courier ">Louisd’or</span> scheint er nicht weiter in Anschlag zu bringen, denn er erwähnt nichts davon und berechnet sich als Curator 20 <span class="notice-25271 ">rthr.</span>, für Besorgung in dieser Angelegenheit 49 <span class="notice-25276 ">rthr.</span>, für jeden Brief, sowohl nach <span class="index-887 tp-34617 ">Bonn</span>, als nach <span class="index-2755 tp-34618 ">Harburg</span> und <span class="index-5127 tp-68304 ">Lingen</span> 1 <span class="notice-25272 ">rthr.</span>, was auch eine ziemliche Summe bringt, dazu das Porto, was er wahrscheinlich nie ausgegeben hat, denn wir haben ihm alle Briefe stets frankirt zugesandt und die seinigen unfrankirt erhalten. Die ganze Sum<span class="notice-5317 ">[3]</span>me beträgt 225 <span class="notice-25274 ">rthr.</span> Außerdem habe die Wirthinn, <span class="index-10530 tp-68305 ">Frau Engels</span> ihre Rechnung noch nicht eingereicht und der Mensch, den <span class="index-2113 tp-34619 ">August</span> verwundet, bekäme 20 <span class="notice-25273 ">rthr.</span> Die Bücher und Kleidungsstücke sind noch unverkauft. Ich habe nun Mutter gebeten, ja vorsichtig in ihrer Antwort an <span class="index-5465 tp-34620 family-courier ">M:</span> zu sein, denn ein Advocat, voller Eigennutz und Ränke, wie er zu sein scheint, kann ihr sonst noch viele Chikanen und Weitläuftigkeiten machen. Sie, geliebter Oheim, haben uns in dieser Angelegenheit so viele Hülfe geleistet, Ihr Rath, wie Mutter sich zu benehmen habe, um bald möglichst von <span class="family-courier ">M:</span> loszukommen, wäre gewiß am aller geeignetsten und besten, vielleicht sind Sie so gütig, ihr denselben zu ertheilen.<br>Die 4 <span class="family-courier ">Louisd’or</span> an <span class="index-5465 tp-68302 family-courier ">M:</span> habe ich von Ihrem gütigen Geschenke entrichtet, <span class="index-2286 tp-68303 ">Mutter</span> dringt aber darauf, sie mir wieder erstatten zu wollen. Der Aufenthalt <span class="index-2113 tp-68306 ">meines Bruders</span> in <span class="index-98 tp-34621 ">Hamburg</span> hat grade 14 Tage gewährt. Ich finde die dafür gestellten Forderungen auch ziemlich hoch, doch muß man bedenken, daß dort Alles recht theuer ist und man wegen des schweren Geldes bedeutenden Verlust erleidet.<br>Wünschen Sie die Beilagen auch wieder zurück zu haben?<br><span class="notice-5318 ">[4]</span> Jetzt erst fühle ich recht die Wirkungen des verflossenen traurigen Winters auf Körper und Gemüth, nun die Spannung nachgelassen hat. Ich leide an Schlaflosigkeit und heftigem nervösen Kopfschmerz, wobei mir namentlich das Schreiben schwer, oft ganz unmöglich wird. Auch meine sonstige Ruhe und Heiterkeit ist von mir gewichen, doch hoffentlich nicht für immer. 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Auch meine sonstige Ruhe und Heiterkeit ist von mir gewichen, doch hoffentlich nicht für immer. In dieser reizbaren Stimmung macht mir Alles große Sorge und Bekümmerniß, <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB34622"/>Hermann’s<anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE34622"/> Zukunft, die Wahl seines künftigen Standes, woran man doch nun ernstlich denken muß, die geeignetsten Mittel zu seiner Ausbildung <hi rend="family:Courier">ect.</hi> Könnte ich mich doch einmal mündlich mit Ihnen darüber berathen, welcher große Trost wäre das für mich.<lb/>Die verrenkte Hand <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB34623"/>meiner Schwester<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE34623"/> ist noch immer unbrauchbar, obwohl sich der Unfall vor fast 10 Wochen ereignete. <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68307"/>Meine Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68307"/> hat Ihren letzten Brief erhalten und wird denselben nächstens beantworten. 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[1] Lingen d. 4ten Mai
1840.
Theuerster Oheim!
Unsre beiden letzten Briefe sind sich einander begegnet und ich würde längst Ihnen für Ihre theilnehmende und liebevolle Zuschrift und die begleitenden Anlagen gedankt und dieselbe beantwortet haben, wäre ich nicht meistens unwohl gewesen; auch wartete ich von einem Posttage zum andern, etwas über die Abrechnung des Dr. Matthaei zu erfahren. Meine Mutter hatte ihm nämlich bald nach dem Tode meines unglücklichen Bruders geschrieben und ihn dringend gebeten, dessen Angelegenheiten und Nachlaß bald möglichst zu ordnen und ihr dann Rechnung abzulegen, damit sie nicht immer wieder an ein für sie so schmerzliches Ereigniß erinnert werde. Vergebens sah sie einer Antwort und Erledigung der Sache entgegen und ich war schon im Begriff, [2] auch meinerseits bei Matthaei nachzutreiben, als ich gestern von Mutter die Nachricht erhielt, daß sie nun von Allem in Kenntniß gesetzt sei. Ganz erschrocken und entrüstet ist sie aber über seine ungeheuren und übertriebenen Forderungen und Berechnungen und Sie, lieber Oheim, haben mit Ihrem Scharfblick ein nur zu richtiges Urtheil gefällt, als Sie sagten, der Mann flöße Ihnen durchaus kein Zutrauen ein. Ich ließ mich durch seinen scheinbaren Eifer für das Wohl meines armen Bruders täuschen, hielt es auch kaum für möglich, daß Jemand niedrig genug denken könne, um sich bei einer solchen Gelegenheit bereichern zu wollen, doch nun sehe ich meinen Irrthum wohl ein. Nur Einiges will ich anführen: die ihm übersandten 4 Louisd’or scheint er nicht weiter in Anschlag zu bringen, denn er erwähnt nichts davon und berechnet sich als Curator 20 rthr., für Besorgung in dieser Angelegenheit 49 rthr., für jeden Brief, sowohl nach Bonn, als nach Harburg und Lingen 1 rthr., was auch eine ziemliche Summe bringt, dazu das Porto, was er wahrscheinlich nie ausgegeben hat, denn wir haben ihm alle Briefe stets frankirt zugesandt und die seinigen unfrankirt erhalten. Die ganze Sum[3]me beträgt 225 rthr. Außerdem habe die Wirthinn, Frau Engels ihre Rechnung noch nicht eingereicht und der Mensch, den August verwundet, bekäme 20 rthr. Die Bücher und Kleidungsstücke sind noch unverkauft. Ich habe nun Mutter gebeten, ja vorsichtig in ihrer Antwort an M: zu sein, denn ein Advocat, voller Eigennutz und Ränke, wie er zu sein scheint, kann ihr sonst noch viele Chikanen und Weitläuftigkeiten machen. Sie, geliebter Oheim, haben uns in dieser Angelegenheit so viele Hülfe geleistet, Ihr Rath, wie Mutter sich zu benehmen habe, um bald möglichst von M: loszukommen, wäre gewiß am aller geeignetsten und besten, vielleicht sind Sie so gütig, ihr denselben zu ertheilen.
Die 4 Louisd’or an M: habe ich von Ihrem gütigen Geschenke entrichtet, Mutter dringt aber darauf, sie mir wieder erstatten zu wollen. Der Aufenthalt meines Bruders in Hamburg hat grade 14 Tage gewährt. Ich finde die dafür gestellten Forderungen auch ziemlich hoch, doch muß man bedenken, daß dort Alles recht theuer ist und man wegen des schweren Geldes bedeutenden Verlust erleidet.
Wünschen Sie die Beilagen auch wieder zurück zu haben?
[4] Jetzt erst fühle ich recht die Wirkungen des verflossenen traurigen Winters auf Körper und Gemüth, nun die Spannung nachgelassen hat. Ich leide an Schlaflosigkeit und heftigem nervösen Kopfschmerz, wobei mir namentlich das Schreiben schwer, oft ganz unmöglich wird. Auch meine sonstige Ruhe und Heiterkeit ist von mir gewichen, doch hoffentlich nicht für immer. In dieser reizbaren Stimmung macht mir Alles große Sorge und Bekümmerniß, Hermann’s Zukunft, die Wahl seines künftigen Standes, woran man doch nun ernstlich denken muß, die geeignetsten Mittel zu seiner Ausbildung ect. Könnte ich mich doch einmal mündlich mit Ihnen darüber berathen, welcher große Trost wäre das für mich.
Die verrenkte Hand meiner Schwester ist noch immer unbrauchbar, obwohl sich der Unfall vor fast 10 Wochen ereignete. Meine Mutter hat Ihren letzten Brief erhalten und wird denselben nächstens beantworten. In diesem Augenblicke ist sie recht leidend.
Leben Sie wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ferner Ihr Wohlwollen und Ihre Nachsicht.
Ihre
Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] beantwortet d. 28 Mai
und 40 thl. Gold überschickt.
1840.
Theuerster Oheim!
Unsre beiden letzten Briefe sind sich einander begegnet und ich würde längst Ihnen für Ihre theilnehmende und liebevolle Zuschrift und die begleitenden Anlagen gedankt und dieselbe beantwortet haben, wäre ich nicht meistens unwohl gewesen; auch wartete ich von einem Posttage zum andern, etwas über die Abrechnung des Dr. Matthaei zu erfahren. Meine Mutter hatte ihm nämlich bald nach dem Tode meines unglücklichen Bruders geschrieben und ihn dringend gebeten, dessen Angelegenheiten und Nachlaß bald möglichst zu ordnen und ihr dann Rechnung abzulegen, damit sie nicht immer wieder an ein für sie so schmerzliches Ereigniß erinnert werde. Vergebens sah sie einer Antwort und Erledigung der Sache entgegen und ich war schon im Begriff, [2] auch meinerseits bei Matthaei nachzutreiben, als ich gestern von Mutter die Nachricht erhielt, daß sie nun von Allem in Kenntniß gesetzt sei. Ganz erschrocken und entrüstet ist sie aber über seine ungeheuren und übertriebenen Forderungen und Berechnungen und Sie, lieber Oheim, haben mit Ihrem Scharfblick ein nur zu richtiges Urtheil gefällt, als Sie sagten, der Mann flöße Ihnen durchaus kein Zutrauen ein. Ich ließ mich durch seinen scheinbaren Eifer für das Wohl meines armen Bruders täuschen, hielt es auch kaum für möglich, daß Jemand niedrig genug denken könne, um sich bei einer solchen Gelegenheit bereichern zu wollen, doch nun sehe ich meinen Irrthum wohl ein. Nur Einiges will ich anführen: die ihm übersandten 4 Louisd’or scheint er nicht weiter in Anschlag zu bringen, denn er erwähnt nichts davon und berechnet sich als Curator 20 rthr., für Besorgung in dieser Angelegenheit 49 rthr., für jeden Brief, sowohl nach Bonn, als nach Harburg und Lingen 1 rthr., was auch eine ziemliche Summe bringt, dazu das Porto, was er wahrscheinlich nie ausgegeben hat, denn wir haben ihm alle Briefe stets frankirt zugesandt und die seinigen unfrankirt erhalten. Die ganze Sum[3]me beträgt 225 rthr. Außerdem habe die Wirthinn, Frau Engels ihre Rechnung noch nicht eingereicht und der Mensch, den August verwundet, bekäme 20 rthr. Die Bücher und Kleidungsstücke sind noch unverkauft. Ich habe nun Mutter gebeten, ja vorsichtig in ihrer Antwort an M: zu sein, denn ein Advocat, voller Eigennutz und Ränke, wie er zu sein scheint, kann ihr sonst noch viele Chikanen und Weitläuftigkeiten machen. Sie, geliebter Oheim, haben uns in dieser Angelegenheit so viele Hülfe geleistet, Ihr Rath, wie Mutter sich zu benehmen habe, um bald möglichst von M: loszukommen, wäre gewiß am aller geeignetsten und besten, vielleicht sind Sie so gütig, ihr denselben zu ertheilen.
Die 4 Louisd’or an M: habe ich von Ihrem gütigen Geschenke entrichtet, Mutter dringt aber darauf, sie mir wieder erstatten zu wollen. Der Aufenthalt meines Bruders in Hamburg hat grade 14 Tage gewährt. Ich finde die dafür gestellten Forderungen auch ziemlich hoch, doch muß man bedenken, daß dort Alles recht theuer ist und man wegen des schweren Geldes bedeutenden Verlust erleidet.
Wünschen Sie die Beilagen auch wieder zurück zu haben?
[4] Jetzt erst fühle ich recht die Wirkungen des verflossenen traurigen Winters auf Körper und Gemüth, nun die Spannung nachgelassen hat. Ich leide an Schlaflosigkeit und heftigem nervösen Kopfschmerz, wobei mir namentlich das Schreiben schwer, oft ganz unmöglich wird. Auch meine sonstige Ruhe und Heiterkeit ist von mir gewichen, doch hoffentlich nicht für immer. In dieser reizbaren Stimmung macht mir Alles große Sorge und Bekümmerniß, Hermann’s Zukunft, die Wahl seines künftigen Standes, woran man doch nun ernstlich denken muß, die geeignetsten Mittel zu seiner Ausbildung ect. Könnte ich mich doch einmal mündlich mit Ihnen darüber berathen, welcher große Trost wäre das für mich.
Die verrenkte Hand meiner Schwester ist noch immer unbrauchbar, obwohl sich der Unfall vor fast 10 Wochen ereignete. Meine Mutter hat Ihren letzten Brief erhalten und wird denselben nächstens beantworten. In diesem Augenblicke ist sie recht leidend.
Leben Sie wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ferner Ihr Wohlwollen und Ihre Nachsicht.
Ihre
Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] beantwortet d. 28 Mai
und 40 thl. Gold überschickt.