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Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien <span class="overstrike-1 notice-27738 ">xxx</span> als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. <span class="index-3668 tp-73069 ">Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften</span>, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen <span class="notice-27726 ">[2]</span> Absatz gefunden. Frage nur <span class="index-176 tp-73070 ">Reimer</span>. Dieß irrt mich nicht im mindesten. 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Erst jetzt macht mir <span class="index-1204 tp-73072 ">der Verleger</span> Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. <span class="cite tp-73113 ">Übersetzungen </span><span class="cite tp-73113 index-4 tp-73073 ">des Shakspeare</span><span class="cite tp-73113 "> regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können </span><span class="cite tp-73113 index-344 tp-73074 ">als ich</span><span class="cite tp-73113 ">.</span> Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. <span class="index-2543 tp-73114 index-3516 tp-73075 ">Meine Indischen Werke</span> unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.<br>Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. <span class="cite tp-73115 ">Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit.</span> Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich <span class="notice-27727 ">[3]</span> immer unermüdlich. <span class="cite tp-73116 ">Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.</span><br>Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. <span class="cite tp-73118 ">Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien!</span> Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge<span class="notice-27742 ">[n]</span> alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.<br>Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. <span class="cite tp-73119 ">Schon auf </span><span class="cite tp-73119 index-6154 tp-73077 ">der Universität</span><span class="cite tp-73119 "> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert.</span> Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<br><span class="notice-27728 ">[4]</span> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. <span class="cite tp-73120 ">Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden.</span> War es nicht so mit <span class="index-722 tp-73078 ">Canova</span>? u ist es nicht jetzt so mit <span class="index-750 tp-73079 ">Thorwaldsen</span>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <span class="family-courier ">ecclesia pressa</span> unter dem reichen <span class="family-courier ">Canova</span>. <span class="cite tp-73121 ">Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld.</span> Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <span class="index-9665 tp-73080 ">dem Guttenberg</span>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <span class="overstrike-1 notice-27739 ">xxxxxxx xxxxx</span> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <span class="index-12103 tp-73122 ">Moses</span>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<br>Wie ich deine Einrichtung in <span class="index-15 tp-73081 ">Berlin</span> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <span class="notice-27729 ">[5]</span> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <span class="index-887 tp-73123 ">bei mir</span> zuzubringen. <span class="index-48 tp-73082 ">Dein Brude</span><span class="index-48 tp-73082 notice-27743 ">[r]</span> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<br>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <span class="index-96 tp-73083 ">dein Neffe</span> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<br>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <span class="index-4728 tp-73084 family-courier ">Beethovens</span> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <span class="index-4729 tp-73087 ">der Ausführung</span>. Wir haben über 2000 <span class="notice-27744 ">thl.</span>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<br>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <span class="index-12098 tp-73098 ">Drake</span>. Er schickte mir von <span class="index-15 tp-73124 ">Berlin</span> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <span class="index-4728 tp-73125 family-courier ">Beeth.</span> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <span class="notice-27730 ">[6]</span> guten Freunden, mit denen er von <span class="index-2718 tp-73099 ">Osnabrück</span> gekommen war. <span class="index-12099 tp-73102 ">Die Statue von </span><span class="index-12099 tp-73102 index-2720 tp-73100 ">Möser</span> soll dort großen Beifall <span class="overstrike-1 ">g</span> erlangt haben. <span class="cite tp-73126 ">Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn</span>, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von <span class="index-6154 tp-73127 ">der Universität</span> kommend, einen Tag bei <span class="index-2720 tp-73128 ">dem würdigen alten Germanier</span> zugebracht habe.<br>Ich habe <span class="index-12098 tp-73129 ">Hrn Drake</span> höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen<br>Ein andrer Namens <span class="index-12100 tp-73106 underline-1 ">Bläser</span>, schreibt mir aus <span class="index-15 tp-73130 ">Berlin</span> in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. <span class="index-12101 tp-73131 ">Seinem Bruder</span>, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.<br>Wenn sich <span class="index-3653 tp-73103 ">Rauch</span> so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <span class="index-1043 tp-73108 ">Hesiodus</span> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <span class="notice-27731 ">[7]</span> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<br><span class="underline-1 ">d. 13</span><span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="underline-1 "> October</span>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <span class="index-12102 tp-73111 ">das </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">haut-relief</span><span class="index-12102 tp-73111 "> von der </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">Caritas</span> ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße An<span class="overstrike-1 notice-27740 ">xxxxxx</span>schmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.<br>Ich wollte gleich <span class="index-3529 tp-73104 family-courier ">DʼAlton</span> herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.<br>Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen <span class="index-887 tp-73132 ">hier</span> u <span class="index-172 tp-73105 ">Cöln</span> ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit <span class="index-3853 tp-73107 ">des Augustus</span>. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere <span class="overstrike-1 notice-27741 ">xxx</span> Abguß will mit <span class="notice-27732 ">[8]</span> Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. <span class="index-3602 tp-73110 ">Thiersch</span> wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.<br>Wie soll man <span class="index-4728 tp-73133 family-courier ">Beethoven</span> als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. 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Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. <span class="cite tp-73118 ">Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien!</span> Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge<span class="notice-27742 ">[n]</span> alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.<br>Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. <span class="cite tp-73119 ">Schon auf </span><span class="cite tp-73119 index-6154 tp-73077 ">der Universität</span><span class="cite tp-73119 "> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert.</span> Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<br><span class="notice-27728 ">[4]</span> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. <span class="cite tp-73120 ">Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden.</span> War es nicht so mit <span class="index-722 tp-73078 ">Canova</span>? u ist es nicht jetzt so mit <span class="index-750 tp-73079 ">Thorwaldsen</span>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <span class="family-courier ">ecclesia pressa</span> unter dem reichen <span class="family-courier ">Canova</span>. <span class="cite tp-73121 ">Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld.</span> Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <span class="index-9665 tp-73080 ">dem Guttenberg</span>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <span class="overstrike-1 notice-27739 ">xxxxxxx xxxxx</span> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <span class="index-12103 tp-73122 ">Moses</span>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<br>Wie ich deine Einrichtung in <span class="index-15 tp-73081 ">Berlin</span> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <span class="notice-27729 ">[5]</span> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <span class="index-887 tp-73123 ">bei mir</span> zuzubringen. <span class="index-48 tp-73082 ">Dein Brude</span><span class="index-48 tp-73082 notice-27743 ">[r]</span> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<br>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <span class="index-96 tp-73083 ">dein Neffe</span> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<br>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <span class="index-4728 tp-73084 family-courier ">Beethovens</span> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <span class="index-4729 tp-73087 ">der Ausführung</span>. Wir haben über 2000 <span class="notice-27744 ">thl.</span>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<br>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <span class="index-12098 tp-73098 ">Drake</span>. Er schickte mir von <span class="index-15 tp-73124 ">Berlin</span> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <span class="index-4728 tp-73125 family-courier ">Beeth.</span> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <span class="notice-27730 ">[6]</span> guten Freunden, mit denen er von <span class="index-2718 tp-73099 ">Osnabrück</span> gekommen war. <span class="index-12099 tp-73102 ">Die Statue von </span><span class="index-12099 tp-73102 index-2720 tp-73100 ">Möser</span> soll dort großen Beifall <span class="overstrike-1 ">g</span> erlangt haben. <span class="cite tp-73126 ">Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn</span>, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von <span class="index-6154 tp-73127 ">der Universität</span> kommend, einen Tag bei <span class="index-2720 tp-73128 ">dem würdigen alten Germanier</span> zugebracht habe.<br>Ich habe <span class="index-12098 tp-73129 ">Hrn Drake</span> höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen<br>Ein andrer Namens <span class="index-12100 tp-73106 underline-1 ">Bläser</span>, schreibt mir aus <span class="index-15 tp-73130 ">Berlin</span> in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. <span class="index-12101 tp-73131 ">Seinem Bruder</span>, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.<br>Wenn sich <span class="index-3653 tp-73103 ">Rauch</span> so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <span class="index-1043 tp-73108 ">Hesiodus</span> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <span class="notice-27731 ">[7]</span> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<br><span class="underline-1 ">d. 13</span><span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="underline-1 "> October</span>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <span class="index-12102 tp-73111 ">das </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">haut-relief</span><span class="index-12102 tp-73111 "> von der </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">Caritas</span> ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße An<span class="overstrike-1 notice-27740 ">xxxxxx</span>schmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.<br>Ich wollte gleich <span class="index-3529 tp-73104 family-courier ">DʼAlton</span> herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.<br>Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen <span class="index-887 tp-73132 ">hier</span> u <span class="index-172 tp-73105 ">Cöln</span> ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit <span class="index-3853 tp-73107 ">des Augustus</span>. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere <span class="overstrike-1 notice-27741 ">xxx</span> Abguß will mit <span class="notice-27732 ">[8]</span> Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. <span class="index-3602 tp-73110 ">Thiersch</span> wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.<br>Wie soll man <span class="index-4728 tp-73133 family-courier ">Beethoven</span> als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.<br>Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl <br>Dein treuer<br>AWvSchlegel', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="27725"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27725"/> <placeName key="887">Bonn</placeName> d. 11<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> Oct. 36.<lb/>Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, daß manches in deiner Stimmung liegt. Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.<lb/>Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27738"/>xxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27738"/><hi rend="overstrike:1"></hi> als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. <name key="3668" type="work">Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften</name>, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen <milestone unit="start" n="27726"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27726"/> Absatz gefunden. Frage nur <persName key="176">Reimer</persName>. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke <hi rend="offset:4">sind</hi>. <name key="5860" type="work">Die Zweite Ausgabe meiner <name key="1903" type="work">Vorlesungen <hi rend="overstrike:1">ist</hi> über dramatische Kunst</name></name> ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir <persName key="1204">der Verleger</persName> Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. Übersetzungen <persName key="4">des Shakspeare</persName> regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können <name key="344" type="work">als ich</name>. Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. <name key="2543" type="work"><name key="3516" type="work">Meine Indischen Werke</name></name> unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.<lb/>Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit. Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich <milestone unit="start" n="27727"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27727"/> immer unermüdlich. Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.<lb/>Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien! 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Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke <hi rend="offset:4">sind</hi>. <anchor type="b" n="5860" ana="12" xml:id="NidB73071"/>Die Zweite Ausgabe meiner <anchor type="b" n="1903" ana="12" xml:id="NidB73112"/>Vorlesungen <hi rend="overstrike:1">ist</hi> über dramatische Kunst<anchor type="e" n="1903" ana="12" xml:id="NidE73112"/><anchor type="e" n="5860" ana="12" xml:id="NidE73071"/> ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. 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Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73115"/>Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73115"/> Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich <milestone unit="start" n="27727"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27727"/> immer unermüdlich. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73116"/>Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73116"/><lb/>Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73118"/>Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien!<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73118"/> Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge<milestone unit="start" n="27742"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="27742"/> alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.<lb/>Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73119"/>Schon auf <anchor type="b" n="6154" ana="15" xml:id="NidB73077"/>der Universität<anchor type="e" n="6154" ana="15" xml:id="NidE73077"/> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73119"/> Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<lb/><milestone unit="start" n="27728"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27728"/> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73120"/>Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73120"/> War es nicht so mit <anchor type="b" n="722" ana="11" xml:id="NidB73078"/>Canova<anchor type="e" n="722" ana="11" xml:id="NidE73078"/>? u ist es nicht jetzt so mit <anchor type="b" n="750" ana="11" xml:id="NidB73079"/>Thorwaldsen<anchor type="e" n="750" ana="11" xml:id="NidE73079"/>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <hi rend="family:Courier">ecclesia pressa</hi> unter dem reichen <hi rend="family:Courier">Canova</hi>. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73121"/>Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73121"/> Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <anchor type="b" n="9665" ana="11" xml:id="NidB73080"/>dem Guttenberg<anchor type="e" n="9665" ana="11" xml:id="NidE73080"/>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27739"/>xxxxxxx xxxxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27739"/></hi> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <anchor type="b" n="12103" ana="11" xml:id="NidB73122"/>Moses<anchor type="e" n="12103" ana="11" xml:id="NidE73122"/>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<lb/>Wie ich deine Einrichtung in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB73081"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE73081"/> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <milestone unit="start" n="27729"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27729"/> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB73123"/>bei mir<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE73123"/> zuzubringen. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB73082"/>Dein Brude<milestone unit="start" n="27743"/>[r]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="27743"/><anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE73082"/> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<lb/>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB73083"/>dein Neffe<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE73083"/> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<lb/>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <anchor type="b" n="4728" ana="11" xml:id="NidB73084"/><hi rend="family:Courier">Beethovens</hi><anchor type="e" n="4728" ana="11" xml:id="NidE73084"/> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <anchor type="b" n="4729" ana="12" xml:id="NidB73087"/>der Ausführung<anchor type="e" n="4729" ana="12" xml:id="NidE73087"/>. Wir haben über 2000 <milestone unit="start" n="27744"/>thl.<note type="Sachkommentar"><title>Taler</title></note><milestone unit="end" n="27744"/>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<lb/>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <anchor type="b" n="12098" ana="11" xml:id="NidB73098"/>Drake<anchor type="e" n="12098" ana="11" xml:id="NidE73098"/>. Er schickte mir von <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB73124"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE73124"/> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <anchor type="b" n="4728" ana="11" xml:id="NidB73125"/><hi rend="family:Courier">Beeth.</hi><anchor type="e" n="4728" ana="11" xml:id="NidE73125"/> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <milestone unit="start" n="27730"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27730"/> guten Freunden, mit denen er von <anchor type="b" n="2718" ana="10" xml:id="NidB73099"/>Osnabrück<anchor type="e" n="2718" ana="10" xml:id="NidE73099"/> gekommen war. <anchor type="b" n="12099" ana="12" xml:id="NidB73102"/>Die Statue von <anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB73100"/>Möser<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE73100"/><anchor type="e" n="12099" ana="12" xml:id="NidE73102"/> soll dort großen Beifall <hi rend="overstrike:1">g</hi> erlangt haben. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73126"/>Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73126"/>, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von <anchor type="b" n="6154" ana="15" xml:id="NidB73127"/>der Universität<anchor type="e" n="6154" ana="15" xml:id="NidE73127"/> kommend, einen Tag bei <anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB73128"/>dem würdigen alten Germanier<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE73128"/> zugebracht habe.<lb/>Ich habe <anchor type="b" n="12098" ana="11" xml:id="NidB73129"/>Hrn Drake<anchor type="e" n="12098" ana="11" xml:id="NidE73129"/> höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen<lb/>Ein andrer Namens <anchor type="b" n="12100" ana="11" xml:id="NidB73106"/><hi rend="underline:1">Bläser</hi><anchor type="e" n="12100" ana="11" xml:id="NidE73106"/>, schreibt mir aus <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB73130"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE73130"/> in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. <anchor type="b" n="12101" ana="11" xml:id="NidB73131"/>Seinem Bruder<anchor type="e" n="12101" ana="11" xml:id="NidE73131"/>, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.<lb/>Wenn sich <anchor type="b" n="3653" ana="11" xml:id="NidB73103"/>Rauch<anchor type="e" n="3653" ana="11" xml:id="NidE73103"/> so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <anchor type="b" n="1043" ana="11" xml:id="NidB73108"/>Hesiodus<anchor type="e" n="1043" ana="11" xml:id="NidE73108"/> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <milestone unit="start" n="27731"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27731"/> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<lb/><hi rend="underline:1">d. 13</hi><hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi><hi rend="underline:1"> October</hi>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <anchor type="b" n="12102" ana="12" xml:id="NidB73111"/>das <hi rend="family:Courier">haut-relief</hi> von der <hi rend="family:Courier">Caritas</hi><anchor type="e" n="12102" ana="12" xml:id="NidE73111"/> ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße An<hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27740"/>xxxxxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27740"/></hi>schmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.<lb/>Ich wollte gleich <anchor type="b" n="3529" ana="11" xml:id="NidB73104"/><hi rend="family:Courier">DʼAlton</hi><anchor type="e" n="3529" ana="11" xml:id="NidE73104"/> herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.<lb/>Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB73132"/>hier<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE73132"/> u <anchor type="b" n="172" ana="10" xml:id="NidB73105"/>Cöln<anchor type="e" n="172" ana="10" xml:id="NidE73105"/> ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit <anchor type="b" n="3853" ana="11" xml:id="NidB73107"/>des Augustus<anchor type="e" n="3853" ana="11" xml:id="NidE73107"/>. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27741"/>xxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27741"/></hi> Abguß will mit <milestone unit="start" n="27732"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27732"/> Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. <anchor type="b" n="3602" ana="11" xml:id="NidB73110"/>Thiersch<anchor type="e" n="3602" ana="11" xml:id="NidE73110"/> wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.<lb/>Wie soll man <anchor type="b" n="4728" ana="11" xml:id="NidB73133"/><hi rend="family:Courier">Beethoven</hi><anchor type="e" n="4728" ana="11" xml:id="NidE73133"/> als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.<lb/>Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl <lb/>Dein treuer<lb/>AWvSchlegel', '36_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_briefid' => 'SAuSBBonn_AWSanFTieck_13101836', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1836-10-11', '36_datumbis' => '1836-10-13', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Bonn, Stadtarchiv', '36_h1zahl' => '8 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.<br>Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien <span class="overstrike-1 notice-27738 ">xxx</span> als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. <span class="index-3668 tp-73069 ">Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften</span>, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen <span class="notice-27726 ">[2]</span> Absatz gefunden. Frage nur <span class="index-176 tp-73070 ">Reimer</span>. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke <span class="offset-4 ">sind</span>. <span class="index-5860 tp-73071 ">Die Zweite Ausgabe meiner </span><span class="index-5860 tp-73071 index-1903 tp-73112 ">Vorlesungen </span><span class="index-5860 tp-73071 index-1903 tp-73112 overstrike-1 ">ist</span><span class="index-5860 tp-73071 index-1903 tp-73112 "> über dramatische Kunst</span> ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir <span class="index-1204 tp-73072 ">der Verleger</span> Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. <span class="cite tp-73113 ">Übersetzungen </span><span class="cite tp-73113 index-4 tp-73073 ">des Shakspeare</span><span class="cite tp-73113 "> regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können </span><span class="cite tp-73113 index-344 tp-73074 ">als ich</span><span class="cite tp-73113 ">.</span> Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. <span class="index-2543 tp-73114 index-3516 tp-73075 ">Meine Indischen Werke</span> unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.<br>Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. <span class="cite tp-73115 ">Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit.</span> Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich <span class="notice-27727 ">[3]</span> immer unermüdlich. <span class="cite tp-73116 ">Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.</span><br>Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. <span class="cite tp-73118 ">Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien!</span> Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge<span class="notice-27742 ">[n]</span> alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.<br>Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. <span class="cite tp-73119 ">Schon auf </span><span class="cite tp-73119 index-6154 tp-73077 ">der Universität</span><span class="cite tp-73119 "> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert.</span> Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<br><span class="notice-27728 ">[4]</span> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. <span class="cite tp-73120 ">Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden.</span> War es nicht so mit <span class="index-722 tp-73078 ">Canova</span>? u ist es nicht jetzt so mit <span class="index-750 tp-73079 ">Thorwaldsen</span>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <span class="family-courier ">ecclesia pressa</span> unter dem reichen <span class="family-courier ">Canova</span>. <span class="cite tp-73121 ">Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld.</span> Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <span class="index-9665 tp-73080 ">dem Guttenberg</span>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <span class="overstrike-1 notice-27739 ">xxxxxxx xxxxx</span> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <span class="index-12103 tp-73122 ">Moses</span>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<br>Wie ich deine Einrichtung in <span class="index-15 tp-73081 ">Berlin</span> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <span class="notice-27729 ">[5]</span> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <span class="index-887 tp-73123 ">bei mir</span> zuzubringen. <span class="index-48 tp-73082 ">Dein Brude</span><span class="index-48 tp-73082 notice-27743 ">[r]</span> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<br>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <span class="index-96 tp-73083 ">dein Neffe</span> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<br>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <span class="index-4728 tp-73084 family-courier ">Beethovens</span> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <span class="index-4729 tp-73087 ">der Ausführung</span>. Wir haben über 2000 <span class="notice-27744 ">thl.</span>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<br>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <span class="index-12098 tp-73098 ">Drake</span>. Er schickte mir von <span class="index-15 tp-73124 ">Berlin</span> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <span class="index-4728 tp-73125 family-courier ">Beeth.</span> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <span class="notice-27730 ">[6]</span> guten Freunden, mit denen er von <span class="index-2718 tp-73099 ">Osnabrück</span> gekommen war. <span class="index-12099 tp-73102 ">Die Statue von </span><span class="index-12099 tp-73102 index-2720 tp-73100 ">Möser</span> soll dort großen Beifall <span class="overstrike-1 ">g</span> erlangt haben. <span class="cite tp-73126 ">Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn</span>, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von <span class="index-6154 tp-73127 ">der Universität</span> kommend, einen Tag bei <span class="index-2720 tp-73128 ">dem würdigen alten Germanier</span> zugebracht habe.<br>Ich habe <span class="index-12098 tp-73129 ">Hrn Drake</span> höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen<br>Ein andrer Namens <span class="index-12100 tp-73106 underline-1 ">Bläser</span>, schreibt mir aus <span class="index-15 tp-73130 ">Berlin</span> in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. <span class="index-12101 tp-73131 ">Seinem Bruder</span>, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.<br>Wenn sich <span class="index-3653 tp-73103 ">Rauch</span> so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <span class="index-1043 tp-73108 ">Hesiodus</span> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <span class="notice-27731 ">[7]</span> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<br><span class="underline-1 ">d. 13</span><span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="underline-1 "> October</span>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <span class="index-12102 tp-73111 ">das </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">haut-relief</span><span class="index-12102 tp-73111 "> von der </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">Caritas</span> ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße An<span class="overstrike-1 notice-27740 ">xxxxxx</span>schmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.<br>Ich wollte gleich <span class="index-3529 tp-73104 family-courier ">DʼAlton</span> herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.<br>Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen <span class="index-887 tp-73132 ">hier</span> u <span class="index-172 tp-73105 ">Cöln</span> ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit <span class="index-3853 tp-73107 ">des Augustus</span>. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere <span class="overstrike-1 notice-27741 ">xxx</span> Abguß will mit <span class="notice-27732 ">[8]</span> Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. <span class="index-3602 tp-73110 ">Thiersch</span> wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.<br>Wie soll man <span class="index-4728 tp-73133 family-courier ">Beethoven</span> als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. 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Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.<br>Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien <span class="overstrike-1 notice-27738 ">xxx</span> als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. <span class="index-3668 tp-73069 ">Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften</span>, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen <span class="notice-27726 ">[2]</span> Absatz gefunden. Frage nur <span class="index-176 tp-73070 ">Reimer</span>. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke <span class="offset-4 ">sind</span>. <span class="index-5860 tp-73071 ">Die Zweite Ausgabe meiner </span><span class="index-5860 tp-73071 index-1903 tp-73112 ">Vorlesungen </span><span class="index-5860 tp-73071 index-1903 tp-73112 overstrike-1 ">ist</span><span class="index-5860 tp-73071 index-1903 tp-73112 "> über dramatische Kunst</span> ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir <span class="index-1204 tp-73072 ">der Verleger</span> Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. <span class="cite tp-73113 ">Übersetzungen </span><span class="cite tp-73113 index-4 tp-73073 ">des Shakspeare</span><span class="cite tp-73113 "> regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können </span><span class="cite tp-73113 index-344 tp-73074 ">als ich</span><span class="cite tp-73113 ">.</span> Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. <span class="index-2543 tp-73114 index-3516 tp-73075 ">Meine Indischen Werke</span> unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.<br>Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. <span class="cite tp-73115 ">Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit.</span> Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich <span class="notice-27727 ">[3]</span> immer unermüdlich. <span class="cite tp-73116 ">Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.</span><br>Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. <span class="cite tp-73118 ">Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien!</span> Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge<span class="notice-27742 ">[n]</span> alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.<br>Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. <span class="cite tp-73119 ">Schon auf </span><span class="cite tp-73119 index-6154 tp-73077 ">der Universität</span><span class="cite tp-73119 "> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert.</span> Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<br><span class="notice-27728 ">[4]</span> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. <span class="cite tp-73120 ">Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden.</span> War es nicht so mit <span class="index-722 tp-73078 ">Canova</span>? u ist es nicht jetzt so mit <span class="index-750 tp-73079 ">Thorwaldsen</span>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <span class="family-courier ">ecclesia pressa</span> unter dem reichen <span class="family-courier ">Canova</span>. <span class="cite tp-73121 ">Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld.</span> Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <span class="index-9665 tp-73080 ">dem Guttenberg</span>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <span class="overstrike-1 notice-27739 ">xxxxxxx xxxxx</span> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <span class="index-12103 tp-73122 ">Moses</span>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<br>Wie ich deine Einrichtung in <span class="index-15 tp-73081 ">Berlin</span> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <span class="notice-27729 ">[5]</span> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <span class="index-887 tp-73123 ">bei mir</span> zuzubringen. <span class="index-48 tp-73082 ">Dein Brude</span><span class="index-48 tp-73082 notice-27743 ">[r]</span> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<br>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <span class="index-96 tp-73083 ">dein Neffe</span> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<br>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <span class="index-4728 tp-73084 family-courier ">Beethovens</span> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <span class="index-4729 tp-73087 ">der Ausführung</span>. Wir haben über 2000 <span class="notice-27744 ">thl.</span>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<br>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <span class="index-12098 tp-73098 ">Drake</span>. Er schickte mir von <span class="index-15 tp-73124 ">Berlin</span> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <span class="index-4728 tp-73125 family-courier ">Beeth.</span> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <span class="notice-27730 ">[6]</span> guten Freunden, mit denen er von <span class="index-2718 tp-73099 ">Osnabrück</span> gekommen war. <span class="index-12099 tp-73102 ">Die Statue von </span><span class="index-12099 tp-73102 index-2720 tp-73100 ">Möser</span> soll dort großen Beifall <span class="overstrike-1 ">g</span> erlangt haben. <span class="cite tp-73126 ">Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn</span>, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von <span class="index-6154 tp-73127 ">der Universität</span> kommend, einen Tag bei <span class="index-2720 tp-73128 ">dem würdigen alten Germanier</span> zugebracht habe.<br>Ich habe <span class="index-12098 tp-73129 ">Hrn Drake</span> höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen<br>Ein andrer Namens <span class="index-12100 tp-73106 underline-1 ">Bläser</span>, schreibt mir aus <span class="index-15 tp-73130 ">Berlin</span> in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. <span class="index-12101 tp-73131 ">Seinem Bruder</span>, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.<br>Wenn sich <span class="index-3653 tp-73103 ">Rauch</span> so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <span class="index-1043 tp-73108 ">Hesiodus</span> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <span class="notice-27731 ">[7]</span> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<br><span class="underline-1 ">d. 13</span><span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span><span class="underline-1 "> October</span>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <span class="index-12102 tp-73111 ">das </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">haut-relief</span><span class="index-12102 tp-73111 "> von der </span><span class="index-12102 tp-73111 family-courier ">Caritas</span> ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße An<span class="overstrike-1 notice-27740 ">xxxxxx</span>schmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.<br>Ich wollte gleich <span class="index-3529 tp-73104 family-courier ">DʼAlton</span> herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.<br>Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen <span class="index-887 tp-73132 ">hier</span> u <span class="index-172 tp-73105 ">Cöln</span> ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit <span class="index-3853 tp-73107 ">des Augustus</span>. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere <span class="overstrike-1 notice-27741 ">xxx</span> Abguß will mit <span class="notice-27732 ">[8]</span> Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. <span class="index-3602 tp-73110 ">Thiersch</span> wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.<br>Wie soll man <span class="index-4728 tp-73133 family-courier ">Beethoven</span> als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.<br>Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl <br>Dein treuer<br>AWvSchlegel', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="27725"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27725"/> <placeName key="887">Bonn</placeName> d. 11<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> Oct. 36.<lb/>Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, daß manches in deiner Stimmung liegt. Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.<lb/>Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27738"/>xxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27738"/><hi rend="overstrike:1"></hi> als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. <name key="3668" type="work">Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften</name>, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen <milestone unit="start" n="27726"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27726"/> Absatz gefunden. Frage nur <persName key="176">Reimer</persName>. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke <hi rend="offset:4">sind</hi>. <name key="5860" type="work">Die Zweite Ausgabe meiner <name key="1903" type="work">Vorlesungen <hi rend="overstrike:1">ist</hi> über dramatische Kunst</name></name> ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir <persName key="1204">der Verleger</persName> Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. Übersetzungen <persName key="4">des Shakspeare</persName> regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können <name key="344" type="work">als ich</name>. Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. <name key="2543" type="work"><name key="3516" type="work">Meine Indischen Werke</name></name> unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.<lb/>Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit. Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich <milestone unit="start" n="27727"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27727"/> immer unermüdlich. Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.<lb/>Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien! Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge<milestone unit="start" n="27742"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="27742"/> alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.<lb/>Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. Schon auf <orgName key="6154">der Universität</orgName> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert. Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<lb/><milestone unit="start" n="27728"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27728"/> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden. War es nicht so mit <persName key="722">Canova</persName>? u ist es nicht jetzt so mit <persName key="750">Thorwaldsen</persName>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <hi rend="family:Courier">ecclesia pressa</hi> unter dem reichen <hi rend="family:Courier">Canova</hi>. Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld. Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <persName key="9665">dem Guttenberg</persName>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27739"/>xxxxxxx xxxxx</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27739"/><hi rend="overstrike:1"></hi> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <persName key="12103">Moses</persName>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<lb/>Wie ich deine Einrichtung in <placeName key="15">Berlin</placeName> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <milestone unit="start" n="27729"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27729"/> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <placeName key="887">bei mir</placeName> zuzubringen. <persName key="48">Dein Brude<milestone unit="start" n="27743"/>[r]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="27743"/></persName> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<lb/>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <persName key="96">dein Neffe</persName> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<lb/>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <persName key="4728"><hi rend="family:Courier">Beethovens</hi></persName> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <name key="4729" type="work">der Ausführung</name>. Wir haben über 2000 <milestone unit="start" n="27744"/>thl.<note type="Sachkommentar"><title>Taler</title></note><milestone unit="end" n="27744"/>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<lb/>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <persName key="12098">Drake</persName>. Er schickte mir von <placeName key="15">Berlin</placeName> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <persName key="4728"><hi rend="family:Courier">Beeth.</hi></persName> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <milestone unit="start" n="27730"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27730"/> guten Freunden, mit denen er von <placeName key="2718">Osnabrück</placeName> gekommen war. <name key="12099" type="work">Die Statue von <persName key="2720">Möser</persName></name> soll dort großen Beifall <hi rend="overstrike:1">g</hi> erlangt haben. 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Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <persName key="1043">Hesiodus</persName> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <milestone unit="start" n="27731"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27731"/> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<lb/><hi rend="underline:1">d. 13</hi><hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi><hi rend="underline:1"> October</hi>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <name key="12102" type="work">das <hi rend="family:Courier">haut-relief</hi> von der <hi rend="family:Courier">Caritas</hi></name> ist über die Maaßen herrlich. 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Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.<lb/>Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. 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Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73119"/>Schon auf <anchor type="b" n="6154" ana="15" xml:id="NidB73077"/>der Universität<anchor type="e" n="6154" ana="15" xml:id="NidE73077"/> fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73119"/> Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.<lb/><milestone unit="start" n="27728"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27728"/> Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73120"/>Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73120"/> War es nicht so mit <anchor type="b" n="722" ana="11" xml:id="NidB73078"/>Canova<anchor type="e" n="722" ana="11" xml:id="NidE73078"/>? u ist es nicht jetzt so mit <anchor type="b" n="750" ana="11" xml:id="NidB73079"/>Thorwaldsen<anchor type="e" n="750" ana="11" xml:id="NidE73079"/>? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in <hi rend="family:Courier">ecclesia pressa</hi> unter dem reichen <hi rend="family:Courier">Canova</hi>. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73121"/>Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73121"/> Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von <anchor type="b" n="9665" ana="11" xml:id="NidB73080"/>dem Guttenberg<anchor type="e" n="9665" ana="11" xml:id="NidE73080"/>. Ich wollte es kaum glauben: ich habe <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27739"/>xxxxxxx xxxxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27739"/></hi> nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein <anchor type="b" n="12103" ana="11" xml:id="NidB73122"/>Moses<anchor type="e" n="12103" ana="11" xml:id="NidE73122"/>bart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?<lb/>Wie ich deine Einrichtung in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB73081"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE73081"/> gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, <milestone unit="start" n="27729"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27729"/> um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB73123"/>bei mir<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE73123"/> zuzubringen. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB73082"/>Dein Brude<milestone unit="start" n="27743"/>[r]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="27743"/><anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE73082"/> hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.<lb/>Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB73083"/>dein Neffe<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE73083"/> endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.<lb/>Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von <anchor type="b" n="4728" ana="11" xml:id="NidB73084"/><hi rend="family:Courier">Beethovens</hi><anchor type="e" n="4728" ana="11" xml:id="NidE73084"/> Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von <anchor type="b" n="4729" ana="12" xml:id="NidB73087"/>der Ausführung<anchor type="e" n="4729" ana="12" xml:id="NidE73087"/>. Wir haben über 2000 <milestone unit="start" n="27744"/>thl.<note type="Sachkommentar"><title>Taler</title></note><milestone unit="end" n="27744"/>, könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.<lb/>Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich <anchor type="b" n="12098" ana="11" xml:id="NidB73098"/>Drake<anchor type="e" n="12098" ana="11" xml:id="NidE73098"/>. Er schickte mir von <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB73124"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE73124"/> aus zwei kleine Püppchen als Modelle des <anchor type="b" n="4728" ana="11" xml:id="NidB73125"/><hi rend="family:Courier">Beeth.</hi><anchor type="e" n="4728" ana="11" xml:id="NidE73125"/> die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei <milestone unit="start" n="27730"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27730"/> guten Freunden, mit denen er von <anchor type="b" n="2718" ana="10" xml:id="NidB73099"/>Osnabrück<anchor type="e" n="2718" ana="10" xml:id="NidE73099"/> gekommen war. <anchor type="b" n="12099" ana="12" xml:id="NidB73102"/>Die Statue von <anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB73100"/>Möser<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE73100"/><anchor type="e" n="12099" ana="12" xml:id="NidE73102"/> soll dort großen Beifall <hi rend="overstrike:1">g</hi> erlangt haben. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB73126"/>Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE73126"/>, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von <anchor type="b" n="6154" ana="15" xml:id="NidB73127"/>der Universität<anchor type="e" n="6154" ana="15" xml:id="NidE73127"/> kommend, einen Tag bei <anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB73128"/>dem würdigen alten Germanier<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE73128"/> zugebracht habe.<lb/>Ich habe <anchor type="b" n="12098" ana="11" xml:id="NidB73129"/>Hrn Drake<anchor type="e" n="12098" ana="11" xml:id="NidE73129"/> höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen<lb/>Ein andrer Namens <anchor type="b" n="12100" ana="11" xml:id="NidB73106"/><hi rend="underline:1">Bläser</hi><anchor type="e" n="12100" ana="11" xml:id="NidE73106"/>, schreibt mir aus <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB73130"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE73130"/> in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. <anchor type="b" n="12101" ana="11" xml:id="NidB73131"/>Seinem Bruder<anchor type="e" n="12101" ana="11" xml:id="NidE73131"/>, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.<lb/>Wenn sich <anchor type="b" n="3653" ana="11" xml:id="NidB73103"/>Rauch<anchor type="e" n="3653" ana="11" xml:id="NidE73103"/> so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. <anchor type="b" n="1043" ana="11" xml:id="NidB73108"/>Hesiodus<anchor type="e" n="1043" ana="11" xml:id="NidE73108"/> hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, <milestone unit="start" n="27731"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27731"/> und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.<lb/><hi rend="underline:1">d. 13</hi><hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi><hi rend="underline:1"> October</hi>. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber <anchor type="b" n="12102" ana="12" xml:id="NidB73111"/>das <hi rend="family:Courier">haut-relief</hi> von der <hi rend="family:Courier">Caritas</hi><anchor type="e" n="12102" ana="12" xml:id="NidE73111"/> ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße An<hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27740"/>xxxxxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27740"/></hi>schmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.<lb/>Ich wollte gleich <anchor type="b" n="3529" ana="11" xml:id="NidB73104"/><hi rend="family:Courier">DʼAlton</hi><anchor type="e" n="3529" ana="11" xml:id="NidE73104"/> herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.<lb/>Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB73132"/>hier<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE73132"/> u <anchor type="b" n="172" ana="10" xml:id="NidB73105"/>Cöln<anchor type="e" n="172" ana="10" xml:id="NidE73105"/> ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit <anchor type="b" n="3853" ana="11" xml:id="NidB73107"/>des Augustus<anchor type="e" n="3853" ana="11" xml:id="NidE73107"/>. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="27741"/>xxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="27741"/></hi> Abguß will mit <milestone unit="start" n="27732"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27732"/> Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. <anchor type="b" n="3602" ana="11" xml:id="NidB73110"/>Thiersch<anchor type="e" n="3602" ana="11" xml:id="NidE73110"/> wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.<lb/>Wie soll man <anchor type="b" n="4728" ana="11" xml:id="NidB73133"/><hi rend="family:Courier">Beethoven</hi><anchor type="e" n="4728" ana="11" xml:id="NidE73133"/> als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. 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[1] Bonn d. 11ten Oct. 36.
Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, daß manches in deiner Stimmung liegt. Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.
Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien xxx als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen [2] Absatz gefunden. Frage nur Reimer. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke sind. Die Zweite Ausgabe meiner Vorlesungen ist über dramatische Kunst ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir der Verleger Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. Übersetzungen des Shakspeare regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können als ich. Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. Meine Indischen Werke unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.
Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit. Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich [3] immer unermüdlich. Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.
Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien! Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge[n] alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.
Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. Schon auf der Universität fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert. Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.
[4] Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden. War es nicht so mit Canova? u ist es nicht jetzt so mit Thorwaldsen? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in ecclesia pressa unter dem reichen Canova. Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld. Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von dem Guttenberg. Ich wollte es kaum glauben: ich habe xxxxxxx xxxxx nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein Mosesbart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?
Wie ich deine Einrichtung in Berlin gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, [5] um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen bei mir zuzubringen. Dein Brude[r] hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.
Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß dein Neffe endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.
Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von Beethovens Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von der Ausführung. Wir haben über 2000 thl., könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.
Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich Drake. Er schickte mir von Berlin aus zwei kleine Püppchen als Modelle des Beeth. die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei [6] guten Freunden, mit denen er von Osnabrück gekommen war. Die Statue von Möser soll dort großen Beifall g erlangt haben. Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von der Universität kommend, einen Tag bei dem würdigen alten Germanier zugebracht habe.
Ich habe Hrn Drake höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen
Ein andrer Namens Bläser, schreibt mir aus Berlin in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. Seinem Bruder, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.
Wenn sich Rauch so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. Hesiodus hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, [7] und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.
d. 13ten October. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber das haut-relief von der Caritas ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße Anxxxxxxschmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.
Ich wollte gleich DʼAlton herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.
Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen hier u Cöln ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit des Augustus. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere xxx Abguß will mit [8] Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. Thiersch wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.
Wie soll man Beethoven als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.
Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl
Dein treuer
AWvSchlegel
Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, daß manches in deiner Stimmung liegt. Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.
Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien xxx als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen [2] Absatz gefunden. Frage nur Reimer. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke sind. Die Zweite Ausgabe meiner Vorlesungen ist über dramatische Kunst ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir der Verleger Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. Übersetzungen des Shakspeare regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können als ich. Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. Meine Indischen Werke unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.
Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit. Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich [3] immer unermüdlich. Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.
Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien! Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge[n] alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.
Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. Schon auf der Universität fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert. Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.
[4] Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden. War es nicht so mit Canova? u ist es nicht jetzt so mit Thorwaldsen? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in ecclesia pressa unter dem reichen Canova. Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld. Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von dem Guttenberg. Ich wollte es kaum glauben: ich habe xxxxxxx xxxxx nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein Mosesbart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?
Wie ich deine Einrichtung in Berlin gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, [5] um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen bei mir zuzubringen. Dein Brude[r] hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.
Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß dein Neffe endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.
Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von Beethovens Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von der Ausführung. Wir haben über 2000 thl., könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.
Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich Drake. Er schickte mir von Berlin aus zwei kleine Püppchen als Modelle des Beeth. die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei [6] guten Freunden, mit denen er von Osnabrück gekommen war. Die Statue von Möser soll dort großen Beifall g erlangt haben. Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von der Universität kommend, einen Tag bei dem würdigen alten Germanier zugebracht habe.
Ich habe Hrn Drake höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen
Ein andrer Namens Bläser, schreibt mir aus Berlin in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. Seinem Bruder, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.
Wenn sich Rauch so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. Hesiodus hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, [7] und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.
d. 13ten October. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber das haut-relief von der Caritas ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße Anxxxxxxschmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.
Ich wollte gleich DʼAlton herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.
Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen hier u Cöln ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit des Augustus. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere xxx Abguß will mit [8] Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. Thiersch wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.
Wie soll man Beethoven als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.
Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl
Dein treuer
AWvSchlegel