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Was Sie Scheidung zwischen beiden nennen, ist doch Verschmelzung. Warum soll es nicht? Ist das Irdische nicht auch wahrhaft himmlisch? Nennen Sie es aber, wie Sie wollen, genug, Sie sind glücklich. Ihr Brief ist eigentlich voll Wonne, und wie auf Flügeln zu mir gekommen. – Ich freue mich jetzt – wie Sie sich freuen werden – daran zu denken, wie dies so sich machen mußte. Nur in dieser fast öden Einsamkeit, durch das Band der süßen Gewohnheit konnten Sie allmälig gewonnen werden. Wie weise und artig setzten Sie uns einmal auseinander, daß dies alles keine Gefahr habe. Gefahr nicht, aber Folgen doch. Soll das Liebenswürdige umsonst sein? Wie doppelt leid thut es mir, <span class="index-3106 tp-96255 ">Julien</span> nicht gesehn zu haben. Es war meine Schuld nicht, die Ihrige auch wohl nicht. – Sehn Sie, liebster Hardenberg, das könnte mich doch traurig machen, wenn Sie nicht unser blieben, wenn <span class="index-3106 tp-96256 ">Ihre Frau</span> nicht unsre Freundin durch sich selber würde, aus eigner Neigung. Kommen Sie nur, wir schwatzen mehr darüber. Es ist fast wahrscheinlich, daß Sie um Ostern uns hier finden und wir erst um Pfingsten reisen.<br><span class="index-115 tp-96257 ">Charlotten</span> haben Sie gewiß aufs Leben verboten, uns nichts zu sagen, denn ich errathe nun, sie hat es um Weihnachten erfahren, aber geschwiegen über alle Maßen. Sie schreibt mir eben, daß sie <span class="index-3106 tp-96259 ">Charpentier</span> und Sie zusammen hofft bei sich zu sehn. 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Ihren andern Schwager abandonniren wir <span class="index-55 tp-96264 ">Fichten</span>.<br>Es ist kein Zweifel, wenn Fichte sich ganz von <span class="index-19484 tp-96282 ">R[einhard]s</span> Mitwirkung überzeugen könnte, so würd er ihn zum zweiten Göze machen. Er will’s noch nicht glauben, oder vielmehr er wünscht Thatsachen, um den Glauben in der Hand zu haben. Mit der letzten Post hat er R. selbst geschrieben, ihm <span class="index-1818 tp-96284 ">seine Schrift</span> geschickt und ihn zum Wehe über das Pfaffenthum aufgefordert. Er will abwarten, was er darauf erwiedert. Schreiben Sie <span class="slant-italic ">mir</span> nur, ob Sie es gewiß wissen. Ich zweifle nicht einen Augenblick daran, aber schwerlich hat er doch offen genug gehandelt, daß man Thatsachen von ihm anführen könnte. Fichten ist sehr daran gelegen übrigens. Ich habe ihm den größten Theil Ihres Briefes mitgetheilt – ja, weil er Sie so liebt – auch das, was Sie angeht und worüber er sich innig gefreut hat. – Daß man in Preußen honnett verfahren ist, werden Sie nun wissen.<br>Bald, bald kommt das 3. Stück <span class="index-162 tp-96265 ">Athenäum</span>. Hier ist indessen etwas andres. Was werden Sie zu <span class="index-1849 tp-96266 ">dieser Lucinde</span> sagen? Uns ist <span class="index-19485 tp-96292 index-4518 tp-96267 ">das Fragment im </span><span class="index-19485 tp-96292 index-4518 tp-96267 index-4914 tp-96293 ">Lyceum</span> eingefallen, das sich so anfängt: „Saphische Gedichte müssen wachsen oder gefunden werden.“ Lesen Sie es nach. – Ich halte noch zur Zeit diesen Roman nicht mehr für einen Roman als <span class="index-24 tp-96268 ">Jean Pauls</span> Sachen – mit denen ich es übrigens nicht vergleiche. – Es ist weit phantastischer, als wir uns eingebildet haben. Sagen Sie mir nun, wie es Ihnen zusagt. Rein ist der Eindruck freilich nicht, wenn man einem Verfasser so nahe steht. Ich halte immer seine verschlossene Persönlichkeit mit dieser Unbändigkeit zusammen und sehe, wie die harte Schale aufbricht – mir kann ganz bange dabei werden, und wenn ich seine Geliebte wäre, so hätte es nicht gedruckt werden dürfen. Dies alles ist indeß keine Verdammniß. Es giebt Dinge, die nicht zu verdammen, nicht zu tadeln, nicht wegzuwünschen, nicht zu ändern sind, und was Friedrich thut, gehört gemeiniglich dahin.<br><span class="index-766 tp-96269 ">Wilhelm</span> hat <span class="index-2459 tp-96271 ">die Elegie</span> geendigt. Eine Abschrift hat <span class="index-137 tp-96270 ">Göthe</span>, der hier ist, die andre Friedrich. Sie müssen also warten. Der eigentliche Körper des Gedichts ist didaktisch zu nennen und sollte es auch sein nach W[ilhelm]s Meinung. 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[Mittwoch]<br>So ist es denn wahr, mein liebster Freund? Sie haben uns <span class="slant-italic ">recht</span> glücklich und froh gemacht. Ihren Freunden blieb bisher kein ander Mittel übrig, als nur an Sie allein, nicht an Ihre Zukunft zu denken, und Sie hatten uns auch oft alle Sorge verbeten. <span class="index-23 tp-96254 ">Ich</span> nahm das selbst so an – <span class="slant-italic ">gegen</span> die, die uns lieb sind, ist man so leicht gelehrig und gehorsam. Nie habe ich Sie gefragt, wie wird sich der Knoten lösen? kann das so bleiben? Kaum habe ich mich selbst gefragt. Ich war ruhig im Glauben – denn ich habe doch am Ende mehr Glauben als ihr alle – nicht daß es gerade so kommen würde, aber daß sich an irgend einer Brust die Spannung brechen müßte, und das Himmlische mit dem Irdischen vermählen. Was Sie Scheidung zwischen beiden nennen, ist doch Verschmelzung. Warum soll es nicht? Ist das Irdische nicht auch wahrhaft himmlisch? Nennen Sie es aber, wie Sie wollen, genug, Sie sind glücklich. Ihr Brief ist eigentlich voll Wonne, und wie auf Flügeln zu mir gekommen. – Ich freue mich jetzt – wie Sie sich freuen werden – daran zu denken, wie dies so sich machen mußte. Nur in dieser fast öden Einsamkeit, durch das Band der süßen Gewohnheit konnten Sie allmälig gewonnen werden. Wie weise und artig setzten Sie uns einmal auseinander, daß dies alles keine Gefahr habe. Gefahr nicht, aber Folgen doch. Soll das Liebenswürdige umsonst sein? Wie doppelt leid thut es mir, <span class="index-3106 tp-96255 ">Julien</span> nicht gesehn zu haben. Es war meine Schuld nicht, die Ihrige auch wohl nicht. – Sehn Sie, liebster Hardenberg, das könnte mich doch traurig machen, wenn Sie nicht unser blieben, wenn <span class="index-3106 tp-96256 ">Ihre Frau</span> nicht unsre Freundin durch sich selber würde, aus eigner Neigung. Kommen Sie nur, wir schwatzen mehr darüber. Es ist fast wahrscheinlich, daß Sie um Ostern uns hier finden und wir erst um Pfingsten reisen.<br><span class="index-115 tp-96257 ">Charlotten</span> haben Sie gewiß aufs Leben verboten, uns nichts zu sagen, denn ich errathe nun, sie hat es um Weihnachten erfahren, aber geschwiegen über alle Maßen. Sie schreibt mir eben, daß sie <span class="index-3106 tp-96259 ">Charpentier</span> und Sie zusammen hofft bei sich zu sehn. Ein Glück, daß sie nicht gern schreibt; <span class="slant-italic ">gesagt</span> hätte sie mirs doch. <span class="index-8 tp-96260 ">Friedrich</span> verräth auch eine Ahndung – ich habe ihm Gewißheit gegeben.<br>Sehr möglich, daß <span class="slant-italic ">ein</span> Dach uns alle noch in diesem Jahr versammelt. Friedrich bleibt den Sommer in <span class="index-15 tp-96261 ">Berlin</span>, was mir lieb ist. Im Winter wünscht er herzukommen. Sie leben in <span class="index-241 tp-96262 ">Weißenfels</span>. Sie könnten wohl auch einmal eine Zeitlang hier leben. – Mit <span class="index-5298 tp-96263 ">Ihrem Vater</span> ist wohl alles überlegt und es stehn Ihnen keine Schwierigkeiten im Wege? Er wird nur froh sein, Sie froh zu wissen. Muß sich <span class="index-5003 tp-96281 ">Thielemann</span> nicht unendlich freuen! Ihren andern Schwager abandonniren wir <span class="index-55 tp-96264 ">Fichten</span>.<br>Es ist kein Zweifel, wenn Fichte sich ganz von <span class="index-19484 tp-96282 ">R[einhard]s</span> Mitwirkung überzeugen könnte, so würd er ihn zum zweiten Göze machen. Er will’s noch nicht glauben, oder vielmehr er wünscht Thatsachen, um den Glauben in der Hand zu haben. Mit der letzten Post hat er R. selbst geschrieben, ihm <span class="index-1818 tp-96284 ">seine Schrift</span> geschickt und ihn zum Wehe über das Pfaffenthum aufgefordert. Er will abwarten, was er darauf erwiedert. Schreiben Sie <span class="slant-italic ">mir</span> nur, ob Sie es gewiß wissen. Ich zweifle nicht einen Augenblick daran, aber schwerlich hat er doch offen genug gehandelt, daß man Thatsachen von ihm anführen könnte. Fichten ist sehr daran gelegen übrigens. Ich habe ihm den größten Theil Ihres Briefes mitgetheilt – ja, weil er Sie so liebt – auch das, was Sie angeht und worüber er sich innig gefreut hat. – Daß man in Preußen honnett verfahren ist, werden Sie nun wissen.<br>Bald, bald kommt das 3. Stück <span class="index-162 tp-96265 ">Athenäum</span>. Hier ist indessen etwas andres. Was werden Sie zu <span class="index-1849 tp-96266 ">dieser Lucinde</span> sagen? Uns ist <span class="index-19485 tp-96292 index-4518 tp-96267 ">das Fragment im </span><span class="index-19485 tp-96292 index-4518 tp-96267 index-4914 tp-96293 ">Lyceum</span> eingefallen, das sich so anfängt: „Saphische Gedichte müssen wachsen oder gefunden werden.“ Lesen Sie es nach. – Ich halte noch zur Zeit diesen Roman nicht mehr für einen Roman als <span class="index-24 tp-96268 ">Jean Pauls</span> Sachen – mit denen ich es übrigens nicht vergleiche. – Es ist weit phantastischer, als wir uns eingebildet haben. Sagen Sie mir nun, wie es Ihnen zusagt. Rein ist der Eindruck freilich nicht, wenn man einem Verfasser so nahe steht. Ich halte immer seine verschlossene Persönlichkeit mit dieser Unbändigkeit zusammen und sehe, wie die harte Schale aufbricht – mir kann ganz bange dabei werden, und wenn ich seine Geliebte wäre, so hätte es nicht gedruckt werden dürfen. Dies alles ist indeß keine Verdammniß. Es giebt Dinge, die nicht zu verdammen, nicht zu tadeln, nicht wegzuwünschen, nicht zu ändern sind, und was Friedrich thut, gehört gemeiniglich dahin.<br><span class="index-766 tp-96269 ">Wilhelm</span> hat <span class="index-2459 tp-96271 ">die Elegie</span> geendigt. Eine Abschrift hat <span class="index-137 tp-96270 ">Göthe</span>, der hier ist, die andre Friedrich. Sie müssen also warten. Der eigentliche Körper des Gedichts ist didaktisch zu nennen und sollte es auch sein nach W[ilhelm]s Meinung. Die Ausmalung des Einzelnen ist vortrefflich – das Ganze vielleicht zu umfassend, um als Eins in die Seele aufgenommen zu werden, wenigstens erfordert dies eine gesammelte Stimmung. Sie sollen es hier lesen. Es kommt in das 4. Stück.<br>Wenn Sie herkommen, so treten Sie doch gleich bei uns ab, wenn Sie keine Ursach weiter haben es nicht zu thun. An Ihrem Verkehr mit <span class="index-88 tp-96272 ">Schiller</span> hindert es Sie ganz und gar nicht. In der Mitte des April kommt <span class="index-1415 tp-96273 ">der vollständige Wallenstein</span> auf <span class="index-8754 tp-96274 ">das Theater</span>. Wollen Sie ihn nicht sehn? Göthe ist sehr mit Optik für <span class="index-2954 tp-96275 ">die Propyläen</span> beschäftigt und an keinem öffentlichen Ort sichtbar.<br>Leben Sie wohl, Bester, ich muß noch an <span class="index-115 tp-96280 ">Charlotten</span> schreiben.<br>Julie ist uns gegrüßt!<br>Theilen Sie Charlotten die Lucinde mit.<br><br>[<span class="weight-bold ">Nachschrift von A. W. Schlegel:</span>]<br>Nur mit einem Worte wenigstens muß <span class="index-766 tp-96278 ">ich</span> meine herzlichste brüderlichste Freude über das bezeugen, was Sie <span class="index-23 tp-96277 ">Carol[inen]</span> geschrieben haben. Ich freue mich nun doppelt der Hoffnung Sie wiederzusehen. Es ist ein Grund mehr, die <span class="index-15 tp-96279 ">berliner</span> Reise später in den Frühling hinein zu verlegen, was wahrscheinlich die dortigen theatral[ischen] Angelegenheiten rathsam machen werden. Die Elegie habe ich eben von Göthe wiederbekommen, allein Sie müssen sich gedulden. Im 3. Stück Athenäum ist Ihnen leider nichts mehr neu – im 4. sollen Sie wo möglich überrascht werden.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'August Wilhelm von Schlegel, Caroline von Schelling an Novalis am 20.02.1799, Jena' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '20.02.1799' $adressat = array( (int) 792 => array( 'ID' => '792', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-01-15 12:18:00', 'timelastchg' => '2019-10-08 16:04:40', 'key' => 'AWS-ap-000y', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_lebenwirken' => 'Schriftsteller, Dichter, Geologe, Philosoph Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis („der Neuland Gewinnende“) nannte, entstammte einem norddeutschen Adelsgeschlecht und wurde in Oberwiederstedt geboren. Ab 1790 studierte er Rechtswissenschaften in Jena und Leipzig. Dort lernte er 1792 den gleichfalls dort studierenden Friedrich Schlegel kennen; gemeinsam entwickelten sie ihre Ideen zur „Romantisierung der Welt“, die im Kreis der Jenaer Frühromantiker später fortgeführt wurden. Ab 1797 studierte Hardenberg an der Bergakademie in Freiberg, 1799 wurde er Salinenassessor, ein Jahr später zum Supernumerar-Amtshauptmann ernannt. Seine erste Verlobte Sophie starb 1795 mit nur 15 Jahren an Tuberkulose, eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägen und auch seine Dichtung, v.a. seine „Hymnen an die Nacht“ beeinflussen sollte. Im Dezember 1798 verlobte er sich mit Julie de Charpentier. Schon früh setzte sich Hardenberg mit der Philosophie Kants und Fichtes sowie mit den Schriften Schillers auseinander. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören die sog. „Blüthenstaub“-Fragmente, seine religionsphilosophische Schrift „Die Christenheit oder Europa“ (1799, erst posthum veröffentlicht), die im frühromantischen Kreis kontrovers diskutiert wurde, und die „Hymnen an die Nacht“ (1800). Sein romantischer Roman „Heinrich von Afterdingen“ blieb Fragment. 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Ich halte immer seine verschlossene Persönlichkeit mit dieser Unbändigkeit zusammen und sehe, wie die harte Schale aufbricht – mir kann ganz bange dabei werden, und wenn ich seine Geliebte wäre, so hätte es nicht gedruckt werden dürfen. Dies alles ist indeß keine Verdammniß. Es giebt Dinge, die nicht zu verdammen, nicht zu tadeln, nicht wegzuwünschen, nicht zu ändern sind, und was Friedrich thut, gehört gemeiniglich dahin.<lb/><anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB96269"/>Wilhelm<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE96269"/> hat <anchor type="b" n="2459" ana="12" xml:id="NidB96271"/>die Elegie<anchor type="e" n="2459" ana="12" xml:id="NidE96271"/> geendigt. Eine Abschrift hat <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB96270"/>Göthe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE96270"/>, der hier ist, die andre Friedrich. Sie müssen also warten. Der eigentliche Körper des Gedichts ist didaktisch zu nennen und sollte es auch sein nach W[ilhelm]s Meinung. Die Ausmalung des Einzelnen ist vortrefflich – das Ganze vielleicht zu umfassend, um als Eins in die Seele aufgenommen zu werden, wenigstens erfordert dies eine gesammelte Stimmung. Sie sollen es hier lesen. Es kommt in das 4. Stück.<lb/>Wenn Sie herkommen, so treten Sie doch gleich bei uns ab, wenn Sie keine Ursach weiter haben es nicht zu thun. An Ihrem Verkehr mit <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB96272"/>Schiller<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE96272"/> hindert es Sie ganz und gar nicht. In der Mitte des April kommt <anchor type="b" n="1415" ana="12" xml:id="NidB96273"/>der vollständige Wallenstein<anchor type="e" n="1415" ana="12" xml:id="NidE96273"/> auf <anchor type="b" n="8754" ana="15" xml:id="NidB96274"/>das Theater<anchor type="e" n="8754" ana="15" xml:id="NidE96274"/>. Wollen Sie ihn nicht sehn? Göthe ist sehr mit Optik für <anchor type="b" n="2954" ana="13" xml:id="NidB96275"/>die Propyläen<anchor type="e" n="2954" ana="13" xml:id="NidE96275"/> beschäftigt und an keinem öffentlichen Ort sichtbar.<lb/>Leben Sie wohl, Bester, ich muß noch an <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB96280"/>Charlotten<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE96280"/> schreiben.<lb/>Julie ist uns gegrüßt!<lb/>Theilen Sie Charlotten die Lucinde mit.<lb/><lb/>[<hi rend="weight:bold">Nachschrift von A. W. Schlegel:</hi>]<lb/>Nur mit einem Worte wenigstens muß <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB96278"/>ich<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE96278"/> meine herzlichste brüderlichste Freude über das bezeugen, was Sie <anchor type="b" n="23" ana="11" xml:id="NidB96277"/>Carol[inen]<anchor type="e" n="23" ana="11" xml:id="NidE96277"/> geschrieben haben. Ich freue mich nun doppelt der Hoffnung Sie wiederzusehen. 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Ab 1797 studierte Hardenberg an der Bergakademie in Freiberg, 1799 wurde er Salinenassessor, ein Jahr später zum Supernumerar-Amtshauptmann ernannt. Seine erste Verlobte Sophie starb 1795 mit nur 15 Jahren an Tuberkulose, eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägen und auch seine Dichtung, v.a. seine „Hymnen an die Nacht“ beeinflussen sollte. Im Dezember 1798 verlobte er sich mit Julie de Charpentier. Schon früh setzte sich Hardenberg mit der Philosophie Kants und Fichtes sowie mit den Schriften Schillers auseinander. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören die sog. „Blüthenstaub“-Fragmente, seine religionsphilosophische Schrift „Die Christenheit oder Europa“ (1799, erst posthum veröffentlicht), die im frühromantischen Kreis kontrovers diskutiert wurde, und die „Hymnen an die Nacht“ (1800). Sein romantischer Roman „Heinrich von Afterdingen“ blieb Fragment. 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[Jena] 20 Febr[uar] 1799. [Mittwoch]
So ist es denn wahr, mein liebster Freund? Sie haben uns recht glücklich und froh gemacht. Ihren Freunden blieb bisher kein ander Mittel übrig, als nur an Sie allein, nicht an Ihre Zukunft zu denken, und Sie hatten uns auch oft alle Sorge verbeten. Ich nahm das selbst so an – gegen die, die uns lieb sind, ist man so leicht gelehrig und gehorsam. Nie habe ich Sie gefragt, wie wird sich der Knoten lösen? kann das so bleiben? Kaum habe ich mich selbst gefragt. Ich war ruhig im Glauben – denn ich habe doch am Ende mehr Glauben als ihr alle – nicht daß es gerade so kommen würde, aber daß sich an irgend einer Brust die Spannung brechen müßte, und das Himmlische mit dem Irdischen vermählen. Was Sie Scheidung zwischen beiden nennen, ist doch Verschmelzung. Warum soll es nicht? Ist das Irdische nicht auch wahrhaft himmlisch? Nennen Sie es aber, wie Sie wollen, genug, Sie sind glücklich. Ihr Brief ist eigentlich voll Wonne, und wie auf Flügeln zu mir gekommen. – Ich freue mich jetzt – wie Sie sich freuen werden – daran zu denken, wie dies so sich machen mußte. Nur in dieser fast öden Einsamkeit, durch das Band der süßen Gewohnheit konnten Sie allmälig gewonnen werden. Wie weise und artig setzten Sie uns einmal auseinander, daß dies alles keine Gefahr habe. Gefahr nicht, aber Folgen doch. Soll das Liebenswürdige umsonst sein? Wie doppelt leid thut es mir, Julien nicht gesehn zu haben. Es war meine Schuld nicht, die Ihrige auch wohl nicht. – Sehn Sie, liebster Hardenberg, das könnte mich doch traurig machen, wenn Sie nicht unser blieben, wenn Ihre Frau nicht unsre Freundin durch sich selber würde, aus eigner Neigung. Kommen Sie nur, wir schwatzen mehr darüber. Es ist fast wahrscheinlich, daß Sie um Ostern uns hier finden und wir erst um Pfingsten reisen.
Charlotten haben Sie gewiß aufs Leben verboten, uns nichts zu sagen, denn ich errathe nun, sie hat es um Weihnachten erfahren, aber geschwiegen über alle Maßen. Sie schreibt mir eben, daß sie Charpentier und Sie zusammen hofft bei sich zu sehn. Ein Glück, daß sie nicht gern schreibt; gesagt hätte sie mirs doch. Friedrich verräth auch eine Ahndung – ich habe ihm Gewißheit gegeben.
Sehr möglich, daß ein Dach uns alle noch in diesem Jahr versammelt. Friedrich bleibt den Sommer in Berlin, was mir lieb ist. Im Winter wünscht er herzukommen. Sie leben in Weißenfels. Sie könnten wohl auch einmal eine Zeitlang hier leben. – Mit Ihrem Vater ist wohl alles überlegt und es stehn Ihnen keine Schwierigkeiten im Wege? Er wird nur froh sein, Sie froh zu wissen. Muß sich Thielemann nicht unendlich freuen! Ihren andern Schwager abandonniren wir Fichten.
Es ist kein Zweifel, wenn Fichte sich ganz von R[einhard]s Mitwirkung überzeugen könnte, so würd er ihn zum zweiten Göze machen. Er will’s noch nicht glauben, oder vielmehr er wünscht Thatsachen, um den Glauben in der Hand zu haben. Mit der letzten Post hat er R. selbst geschrieben, ihm seine Schrift geschickt und ihn zum Wehe über das Pfaffenthum aufgefordert. Er will abwarten, was er darauf erwiedert. Schreiben Sie mir nur, ob Sie es gewiß wissen. Ich zweifle nicht einen Augenblick daran, aber schwerlich hat er doch offen genug gehandelt, daß man Thatsachen von ihm anführen könnte. Fichten ist sehr daran gelegen übrigens. Ich habe ihm den größten Theil Ihres Briefes mitgetheilt – ja, weil er Sie so liebt – auch das, was Sie angeht und worüber er sich innig gefreut hat. – Daß man in Preußen honnett verfahren ist, werden Sie nun wissen.
Bald, bald kommt das 3. Stück Athenäum. Hier ist indessen etwas andres. Was werden Sie zu dieser Lucinde sagen? Uns ist das Fragment im Lyceum eingefallen, das sich so anfängt: „Saphische Gedichte müssen wachsen oder gefunden werden.“ Lesen Sie es nach. – Ich halte noch zur Zeit diesen Roman nicht mehr für einen Roman als Jean Pauls Sachen – mit denen ich es übrigens nicht vergleiche. – Es ist weit phantastischer, als wir uns eingebildet haben. Sagen Sie mir nun, wie es Ihnen zusagt. Rein ist der Eindruck freilich nicht, wenn man einem Verfasser so nahe steht. Ich halte immer seine verschlossene Persönlichkeit mit dieser Unbändigkeit zusammen und sehe, wie die harte Schale aufbricht – mir kann ganz bange dabei werden, und wenn ich seine Geliebte wäre, so hätte es nicht gedruckt werden dürfen. Dies alles ist indeß keine Verdammniß. Es giebt Dinge, die nicht zu verdammen, nicht zu tadeln, nicht wegzuwünschen, nicht zu ändern sind, und was Friedrich thut, gehört gemeiniglich dahin.
Wilhelm hat die Elegie geendigt. Eine Abschrift hat Göthe, der hier ist, die andre Friedrich. Sie müssen also warten. Der eigentliche Körper des Gedichts ist didaktisch zu nennen und sollte es auch sein nach W[ilhelm]s Meinung. Die Ausmalung des Einzelnen ist vortrefflich – das Ganze vielleicht zu umfassend, um als Eins in die Seele aufgenommen zu werden, wenigstens erfordert dies eine gesammelte Stimmung. Sie sollen es hier lesen. Es kommt in das 4. Stück.
Wenn Sie herkommen, so treten Sie doch gleich bei uns ab, wenn Sie keine Ursach weiter haben es nicht zu thun. An Ihrem Verkehr mit Schiller hindert es Sie ganz und gar nicht. In der Mitte des April kommt der vollständige Wallenstein auf das Theater. Wollen Sie ihn nicht sehn? Göthe ist sehr mit Optik für die Propyläen beschäftigt und an keinem öffentlichen Ort sichtbar.
Leben Sie wohl, Bester, ich muß noch an Charlotten schreiben.
Julie ist uns gegrüßt!
Theilen Sie Charlotten die Lucinde mit.
[Nachschrift von A. W. Schlegel:]
Nur mit einem Worte wenigstens muß ich meine herzlichste brüderlichste Freude über das bezeugen, was Sie Carol[inen] geschrieben haben. Ich freue mich nun doppelt der Hoffnung Sie wiederzusehen. Es ist ein Grund mehr, die berliner Reise später in den Frühling hinein zu verlegen, was wahrscheinlich die dortigen theatral[ischen] Angelegenheiten rathsam machen werden. Die Elegie habe ich eben von Göthe wiederbekommen, allein Sie müssen sich gedulden. Im 3. Stück Athenäum ist Ihnen leider nichts mehr neu – im 4. sollen Sie wo möglich überrascht werden.
So ist es denn wahr, mein liebster Freund? Sie haben uns recht glücklich und froh gemacht. Ihren Freunden blieb bisher kein ander Mittel übrig, als nur an Sie allein, nicht an Ihre Zukunft zu denken, und Sie hatten uns auch oft alle Sorge verbeten. Ich nahm das selbst so an – gegen die, die uns lieb sind, ist man so leicht gelehrig und gehorsam. Nie habe ich Sie gefragt, wie wird sich der Knoten lösen? kann das so bleiben? Kaum habe ich mich selbst gefragt. Ich war ruhig im Glauben – denn ich habe doch am Ende mehr Glauben als ihr alle – nicht daß es gerade so kommen würde, aber daß sich an irgend einer Brust die Spannung brechen müßte, und das Himmlische mit dem Irdischen vermählen. Was Sie Scheidung zwischen beiden nennen, ist doch Verschmelzung. Warum soll es nicht? Ist das Irdische nicht auch wahrhaft himmlisch? Nennen Sie es aber, wie Sie wollen, genug, Sie sind glücklich. Ihr Brief ist eigentlich voll Wonne, und wie auf Flügeln zu mir gekommen. – Ich freue mich jetzt – wie Sie sich freuen werden – daran zu denken, wie dies so sich machen mußte. Nur in dieser fast öden Einsamkeit, durch das Band der süßen Gewohnheit konnten Sie allmälig gewonnen werden. Wie weise und artig setzten Sie uns einmal auseinander, daß dies alles keine Gefahr habe. Gefahr nicht, aber Folgen doch. Soll das Liebenswürdige umsonst sein? Wie doppelt leid thut es mir, Julien nicht gesehn zu haben. Es war meine Schuld nicht, die Ihrige auch wohl nicht. – Sehn Sie, liebster Hardenberg, das könnte mich doch traurig machen, wenn Sie nicht unser blieben, wenn Ihre Frau nicht unsre Freundin durch sich selber würde, aus eigner Neigung. Kommen Sie nur, wir schwatzen mehr darüber. Es ist fast wahrscheinlich, daß Sie um Ostern uns hier finden und wir erst um Pfingsten reisen.
Charlotten haben Sie gewiß aufs Leben verboten, uns nichts zu sagen, denn ich errathe nun, sie hat es um Weihnachten erfahren, aber geschwiegen über alle Maßen. Sie schreibt mir eben, daß sie Charpentier und Sie zusammen hofft bei sich zu sehn. Ein Glück, daß sie nicht gern schreibt; gesagt hätte sie mirs doch. Friedrich verräth auch eine Ahndung – ich habe ihm Gewißheit gegeben.
Sehr möglich, daß ein Dach uns alle noch in diesem Jahr versammelt. Friedrich bleibt den Sommer in Berlin, was mir lieb ist. Im Winter wünscht er herzukommen. Sie leben in Weißenfels. Sie könnten wohl auch einmal eine Zeitlang hier leben. – Mit Ihrem Vater ist wohl alles überlegt und es stehn Ihnen keine Schwierigkeiten im Wege? Er wird nur froh sein, Sie froh zu wissen. Muß sich Thielemann nicht unendlich freuen! Ihren andern Schwager abandonniren wir Fichten.
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Leben Sie wohl, Bester, ich muß noch an Charlotten schreiben.
Julie ist uns gegrüßt!
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