Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 329]
Code Context
/version-01-20/letters/view/4825" data-language=""></ul>
</div>
<div id="zoomImage" style="height:695px" class="open-sea-dragon" data-src="<?php echo $this->Html->url($dzi_imagesHand[0]) ?>" data-language="<?=$this->Session->read('Config.language')?>"></div>
$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-01-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => 'Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <br>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <br>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<br>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <br>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <br>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <br>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <br>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <br>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <br>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <br>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <br>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <br>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <br>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <br>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <br>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <br>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<br>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <br>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <br>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <br>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <br>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <br>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <br>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<br>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <br>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <br>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <br>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <br>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<br>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg15', 'cittitle' => '', 'description' => 'August Wilhelm von Schlegel an Georg Andreas Reimer am 29.12.1838 bis 31.12.1838, Bonn', 'adressatort' => 'Unknown', 'absendeort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'date' => '29.12.1838 bis 31.12.1838', 'adressat' => array( (int) 1514 => array( 'ID' => '1514', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-04-15 13:35:13', 'timelastchg' => '2017-12-20 11:08:53', 'key' => 'AWS-ap-0062', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Reimer, Georg Andreas', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1776-08-27', '39_toddatum' => '1842-04-26', '39_lebenwirken' => 'Verleger, Buchhändler Georg Andreas Reimer stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Seine Ausbildung zum Buchhändler absolvierte er in der Greifswalder Filiale des Verlages von Gottlob August Lange. 1795 zog er als Leiter des Verlages nach Berlin. 1800 folgte der Wechsel zur Berliner Realschulbuchhandlung, die er 1822 käuflich erwerben konnte. Reimer stieg innerhalb weniger Jahre zum führenden Verleger Berlins auf. 1816 begründete er eine eigene Druckerei. 1822 folgte der Erwerb der Leipziger Weidmannschen Buchhandlung. Reimer trat als Verleger wichtiger deutscher Dichter wie Novalis, Achim von Arnim, Ludwig Tieck, Jean Paul, Heinrich von Kleist und E.T.A. Hoffmann auf. Auch Gelehrte wie Ernst Moritz Arndt, Johann Gottlieb Fichte, Joseph Görres, Friedrich Schleiermacher und Wilhelm von Humboldt publizierten bei Reimer. Nach dem Tod Reimers übernahm sein Sohn Georg Ernst die Leitung des Verlags. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit war Reimer ein politisch engagierter Bürger, mehrmals amtierte er als Stadtverordneter und Stadtrat in Berlin. Sein Palais in der Wilhelmstraße entwickelte sich zu einem Sammelpunkt gebildeter Berliner. Bekanntheit erlangte auch seine bedeutende Gemäldesammlung.', '39_geburtsort' => array( [maximum depth reached] ), '39_sterbeort' => array( [maximum depth reached] ), '39_pdb' => 'GND', '39_dbid' => '118831194 ', '39_quellen' => 'NDB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118831194.html#ndbcontent@ ADB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118831194.html#adbcontent@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D475-758-8@ extern@Doris Reimer: Passion & Kalkül. Der Verleger Georg Andreas Reimer (1776-1842). Berlin/New York 1999, S. 316@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Andreas_Reimer@', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=210103698&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=210103698&INDEXSET=1', '39_beziehung' => 'Mit Georg Andreas Reimer verband August Wilhelm Schlegel eine enge geschäftliche Beziehung. AWS publizierte eine Vielzahl seiner Werke im Verlag Reimers. Die Korrespondenz mit dem Verleger offenbart den Einblick in ein nicht immer harmonisches Verhältnis. Auch die Herausgabe der Shakespeare-Übersetzungen unter Mitarbeit Ludwig Tiecks gestaltete sich nicht ohne Schwierigkeiten.', '39_namevar' => 'Reimer, G. Reimer, Ge. Reimerus, Ge. Reimer, Andreas', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0062-0.jpg', 'folders' => array( [maximum depth reached] ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ), 'adrCitation' => 'Georg Andreas Reimer', 'absender' => array(), 'absCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'percount' => (int) 1, 'notabs' => false, 'tabs' => array( 'text' => array( 'content' => 'Volltext Druck', 'exists' => '1' ), 'druck' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Druck' ) ), 'parallelview' => array( (int) 0 => '1', (int) 1 => '1' ), 'dzi_imagesHand' => array(), 'dzi_imagesDruck' => array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/fc21e2395af3be47c708eb33740bfd83.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2318cec69e93badd32c0b33f8d492c33.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2b66d86cee9d9716174e30805f42bfa2.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/692d6671cddf89e1f574b83ee6469f61.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/b1192abd8d1efe8e09d9ceac6e1cce5f.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/d6944b51be57c40eb3117b297effa9a0.jpg.xml' ), 'indexesintext' => array(), 'right' => 'druck', 'left' => 'text', 'handschrift' => array(), 'druck' => array( 'Datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', 'Bibliographische Angabe' => 'Hirzel, Georg: Ungedruckte Briefe an Georg Andreas Reimer. In: Deutsche Revue 18 (Oktober‒Dezember 1893), H. 4, S. 247‒252.', 'Incipit' => '„Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug [...]“' ), 'docmain' => array( 'ID' => '4825', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-04-26 06:43:39', 'timelastchg' => '2019-05-02 14:42:40', 'key' => 'AWS-aw-035s', 'docTyp' => array( 'name' => 'Brief', 'id' => '36' ), '36_html' => 'Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <br>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <br>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<br>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <br>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <br>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <br>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <br>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <br>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <br>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <br>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <br>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <br>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <br>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <br>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <br>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <br>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<br>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <br>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <br>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <br>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <br>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <br>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <br>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<br>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <br>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <br>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <br>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <br>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<br>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.', '36_xml' => '<p>Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<lb/>Mein hochgeehrter Freund!<lb/>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <lb/>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <lb/>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<lb/>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <lb/>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <lb/>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <lb/>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <lb/>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <lb/>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <lb/>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <lb/>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <lb/>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <lb/>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <lb/>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <lb/>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <lb/>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <lb/>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<lb/>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <lb/>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <lb/>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <lb/>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <lb/>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <lb/>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <lb/>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<lb/>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <lb/>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <lb/>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <lb/>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <lb/>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<lb/>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.</p>', '36_xml_standoff' => 'Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<lb/>Mein hochgeehrter Freund!<lb/>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <lb/>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <lb/>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<lb/>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <lb/>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <lb/>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <lb/>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <lb/>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <lb/>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <lb/>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <lb/>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <lb/>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <lb/>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <lb/>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <lb/>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <lb/>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <lb/>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<lb/>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <lb/>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <lb/>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <lb/>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <lb/>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <lb/>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <lb/>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<lb/>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <lb/>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <lb/>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <lb/>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <lb/>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<lb/>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.', '36_briefid' => 'Hirzel1893_AWSanReimer_2931121838', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1838-12-29', '36_datumbis' => '1838-12-31', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Hirzel, Georg: Ungedruckte Briefe an Georg Andreas Reimer. In: Deutsche Revue 18 (Oktober‒Dezember 1893), H. 4, S. 247‒252.', '36_preasentation' => true, '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_status' => 'Einmal kollationierter Druckvolltext ohne Registerauszeichnung', '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_Link_Druck' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_Datum' => '1838-12-29', '36_facet_absender' => array( (int) 0 => 'August Wilhelm von Schlegel' ), '36_facet_absender_reverse' => array( (int) 0 => 'Schlegel, August Wilhelm von' ), '36_facet_adressat' => array( (int) 0 => 'Georg Andreas Reimer' ), '36_facet_adressat_reverse' => array( (int) 0 => 'Reimer, Georg Andreas' ), '36_facet_absenderort' => array( (int) 0 => 'Bonn' ), '36_facet_adressatort' => '', '36_facet_status' => 'Einmal kollationierter Druckvolltext ohne Registerauszeichnung', '36_facet_datengeberhand' => '', '36_facet_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_facet_korrespondenten' => array( (int) 0 => 'Georg Andreas Reimer' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Letter', '_model_title' => 'Letter', '_model_titles' => 'Letters', '_url' => '' ), 'doctype_name' => 'Letters', 'captions' => array( '36_dummy' => '', '36_absender' => 'Absender/Verfasser', '36_absverif1' => 'Verfasser Verifikation', '36_absender2' => 'Verfasser 2', '36_absverif2' => 'Verfasser 2 Verifikation', '36_absbrieftyp2' => 'Verfasser 2 Brieftyp', '36_absender3' => 'Verfasser 3', '36_absverif3' => 'Verfasser 3 Verifikation', '36_absbrieftyp3' => 'Verfasser 3 Brieftyp', '36_adressat' => 'Adressat/Empfänger', '36_adrverif1' => 'Empfänger Verifikation', '36_adressat2' => 'Empfänger 2', '36_adrverif2' => 'Empfänger 2 Verifikation', '36_adressat3' => 'Empfänger 3', '36_adrverif3' => 'Empfänger 3 Verifikation', '36_adressatfalsch' => 'Empfänger_falsch', '36_absenderort' => 'Ort Absender/Verfasser', '36_absortverif1' => 'Ort Verfasser Verifikation', '36_absortungenau' => 'Ort Verfasser ungenau', '36_absenderort2' => 'Ort Verfasser 2', '36_absortverif2' => 'Ort Verfasser 2 Verifikation', '36_absenderort3' => 'Ort Verfasser 3', '36_absortverif3' => 'Ort Verfasser 3 Verifikation', '36_adressatort' => 'Ort Adressat/Empfänger', '36_adrortverif' => 'Ort Empfänger Verifikation', '36_datumvon' => 'Datum von', '36_datumbis' => 'Datum bis', '36_altDat' => 'Datum/Datum manuell', '36_datumverif' => 'Datum Verifikation', '36_sortdatum' => 'Datum zum Sortieren', '36_wochentag' => 'Wochentag nicht erzeugen', '36_sortdatum1' => 'Briefsortierung', '36_fremddatierung' => 'Fremddatierung', '36_typ' => 'Brieftyp', '36_briefid' => 'Brief Identifier', '36_purl_web' => 'PURL web', '36_status' => 'Bearbeitungsstatus', '36_anmerkung' => 'Anmerkung (intern)', '36_anmerkungextern' => 'Anmerkung (extern)', '36_datengeber' => 'Datengeber', '36_purl' => 'OAI-Id', '36_leitd' => 'Druck 1:Bibliographische Angabe', '36_druck2' => 'Druck 2:Bibliographische Angabe', '36_druck3' => 'Druck 3:Bibliographische Angabe', '36_internhand' => 'Zugehörige Handschrift', '36_datengeberhand' => 'Datengeber', '36_purlhand' => 'OAI-Id', '36_purlhand_alt' => 'OAI-Id (alternative)', '36_signaturhand' => 'Signatur', '36_signaturhand_alt' => 'Signatur (alternative)', '36_h1prov' => 'Provenienz', '36_h1zahl' => 'Blatt-/Seitenzahl', '36_h1format' => 'Format', '36_h1besonder' => 'Besonderheiten', '36_hueberlieferung' => 'Ãœberlieferung', '36_infoinhalt' => 'Verschollen/erschlossen: Information über den Inhalt', '36_heditor' => 'Editor/in', '36_hredaktion' => 'Redakteur/in', '36_interndruck' => 'Zugehörige Druck', '36_band' => 'KFSA Band', '36_briefnr' => 'KFSA Brief-Nr.', '36_briefseite' => 'KFSA Seite', '36_incipit' => 'Incipit', '36_textgrundlage' => 'Textgrundlage Sigle', '36_uberstatus' => 'Ãœberlieferungsstatus', '36_gattung' => 'Gattung', '36_korrepsondentds' => 'Korrespondent_DS', '36_korrepsondentfs' => 'Korrespondent_FS', '36_ermitteltvon' => 'Ermittelt von', '36_metadatenintern' => 'Metadaten (intern)', '36_beilagen' => 'Beilage(en)', '36_abszusatz' => 'Verfasser Zusatzinfos', '36_adrzusatz' => 'Empfänger Zusatzinfos', '36_absortzusatz' => 'Verfasser Ort Zusatzinfos', '36_adrortzusatz' => 'Empfänger Ort Zusatzinfos', '36_datumzusatz' => 'Datum Zusatzinfos', '36_' => '', '36_KFSA Hand.hueberleiferung' => 'Ãœberlieferungsträger', '36_KFSA Hand.harchiv' => 'Archiv', '36_KFSA Hand.hsignatur' => 'Signatur', '36_KFSA Hand.hprovenienz' => 'Provenienz', '36_KFSA Hand.harchivlalt' => 'Archiv_alt', '36_KFSA Hand.hsignaturalt' => 'Signatur_alt', '36_KFSA Hand.hblattzahl' => 'Blattzahl', '36_KFSA Hand.hseitenzahl' => 'Seitenzahl', '36_KFSA Hand.hformat' => 'Format', '36_KFSA Hand.hadresse' => 'Adresse', '36_KFSA Hand.hvollstaendig' => 'Vollständigkeit', '36_KFSA Hand.hzusatzinfo' => 'H Zusatzinfos', '36_KFSA Druck.drliteratur' => 'Druck in', '36_KFSA Druck.drsigle' => 'Sigle', '36_KFSA Druck.drbandnrseite' => 'Bd./Nr./S.', '36_KFSA Druck.drfaksimile' => 'Faksimile', '36_KFSA Druck.drvollstaendig' => 'Vollständigkeit', '36_KFSA Druck.dzusatzinfo' => 'D Zusatzinfos', '36_KFSA Doku.dokliteratur' => 'Dokumentiert in', '36_KFSA Doku.doksigle' => 'Sigle', '36_KFSA Doku.dokbandnrseite' => 'Bd./Nr./S.', '36_KFSA Doku.dokfaksimile' => 'Faksimile', '36_KFSA Doku.dokvollstaendig' => 'Vollständigkeit', '36_KFSA Doku.dokzusatzinfo' => 'A Zusatzinfos', '36_Link Druck.url_titel_druck' => 'Titel/Bezeichnung', '36_Link Druck.url_image_druck' => 'Link zu Online-Dokument', '36_Link Hand.url_titel_hand' => 'Titel/Bezeichnung', '36_Link Hand.url_image_hand' => 'Link zu Online-Dokument', '36_preasentation' => 'Nicht in die Präsentation', '36_verlag' => 'Verlag', '36_anhang_tite0' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename0' => 'Image', '36_anhang_tite1' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename1' => 'Image', '36_anhang_tite2' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename2' => 'Image', '36_anhang_tite3' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename3' => 'Image', '36_anhang_tite4' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename4' => 'Image', '36_anhang_tite5' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename5' => 'Image', '36_anhang_tite6' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename6' => 'Image', '36_anhang_tite7' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename7' => 'Image', '36_anhang_tite8' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename8' => 'Image', '36_anhang_tite9' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename9' => 'Image', '36_anhang_titea' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamea' => 'Image', '36_anhang_titeb' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameb' => 'Image', '36_anhang_titec' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamec' => 'Image', '36_anhang_tited' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamed' => 'Image', '36_anhang_titee' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamee' => 'Image', '36_anhang_titeu' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameu' => 'Image', '36_anhang_titev' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamev' => 'Image', '36_anhang_titew' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamew' => 'Image', '36_anhang_titex' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamex' => 'Image', '36_anhang_titey' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamey' => 'Image', '36_anhang_titez' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamez' => 'Image', '36_anhang_tite10' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename10' => 'Image', '36_anhang_tite11' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename11' => 'Image', '36_anhang_tite12' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename12' => 'Image', '36_anhang_tite13' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename13' => 'Image', '36_anhang_tite14' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename14' => 'Image', '36_anhang_tite15' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename15' => 'Image', '36_anhang_tite16' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename16' => 'Image', '36_anhang_tite17' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename17' => 'Image', '36_anhang_tite18' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename18' => 'Image', '36_h_preasentation' => 'Nicht in die Präsentation', '36_anhang_titef' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamef' => 'Image', '36_anhang_titeg' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameg' => 'Image', '36_anhang_titeh' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameh' => 'Image', '36_anhang_titei' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamei' => 'Image', '36_anhang_titej' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamej' => 'Image', '36_anhang_titek' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamek' => 'Image', '36_anhang_titel' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamel' => 'Image', '36_anhang_titem' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamem' => 'Image', '36_anhang_titen' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamen' => 'Image', '36_anhang_titeo' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameo' => 'Image', '36_anhang_titep' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamep' => 'Image', '36_anhang_titeq' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameq' => 'Image', '36_anhang_titer' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamer' => 'Image', '36_anhang_tites' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenames' => 'Image', '36_anhang_titet' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamet' => 'Image', '36_anhang_tite19' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename19' => 'Image', '36_anhang_tite20' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename20' => 'Image', '36_anhang_tite21' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename21' => 'Image', '36_anhang_tite22' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename22' => 'Image', '36_anhang_tite23' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename23' => 'Image', '36_anhang_tite24' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename24' => 'Image', '36_anhang_tite25' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename25' => 'Image', '36_anhang_tite26' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename26' => 'Image', '36_anhang_tite27' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename27' => 'Image', '36_anhang_tite28' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename28' => 'Image', '36_anhang_tite29' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename29' => 'Image', '36_anhang_tite30' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename30' => 'Image', '36_anhang_tite31' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename32' => 'Image', '36_anhang_tite33' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename33' => 'Image', '36_anhang_tite34' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename34' => 'Image', '36_Relationen.relation_art' => 'Art', '36_Relationen.relation_link' => 'Interner Link', '36_volltext' => 'Brieftext (Digitalisat Leitdruck oder Transkript Handschrift)', '36_History.hisbearbeiter' => 'Bearbeiter', '36_History.hisschritt' => 'Bearbeitungsschritt', '36_History.hisdatum' => 'Datum', '36_History.hisnotiz' => 'Notiz', '36_personen' => 'Personen', '36_werke' => 'Werke', '36_orte' => 'Orte', '36_themen' => 'Themen', '36_briedfehlt' => 'Fehlt', '36_briefbestellt' => 'Bestellt', '36_intrans' => 'Transkription', '36_intranskorr1' => 'Transkription Korrektur 1', '36_intranskorr2' => 'Transkription Korrektur 2', '36_intranscheck' => 'Transkription Korr. geprüft', '36_intranseintr' => 'Transkription Korr. eingetr', '36_inannotcheck' => 'Auszeichnungen Reg. geprüft', '36_inkollation' => 'Auszeichnungen Kollationierung', '36_inkollcheck' => 'Auszeichnungen Koll. geprüft', '36_himageupload' => 'H/h Digis hochgeladen', '36_dimageupload' => 'D Digis hochgeladen', '36_stand' => 'Bearbeitungsstand (Webseite)', '36_stand_d' => 'Bearbeitungsstand (Druck)', '36_timecreate' => 'Erstellt am', '36_timelastchg' => 'Zuletzt gespeichert am', '36_comment' => 'Kommentar(intern)', '36_accessid' => 'Access ID', '36_accessidalt' => 'Access ID-alt', '36_digifotos' => 'Digitalisat Fotos', '36_imagelink' => 'Imagelink', '36_vermekrbehler' => 'Notizen Behler', '36_vermekrotto' => 'Anmerkungen Otto', '36_vermekraccess' => 'Bearb-Vermerke Access', '36_zeugenbeschreib' => 'Zeugenbeschreibung', '36_sprache' => 'Sprache', '36_accessinfo1' => 'Archiv H (+ Signatur)', '36_korrekturbd36' => 'Korrekturen Bd. 36', '36_druckbd36' => 'Druckrelevant Bd. 36', '36_digitalisath1' => 'Digitalisat_H', '36_digitalisath2' => 'Digitalisat_h', '36_titelhs' => 'Titel_Hs', '36_accessinfo2' => 'Archiv H (+ Signatur)', '36_accessinfo3' => 'Sigle (Dokumentiert in + Bd./Nr./S.)', '36_accessinfo4' => 'Sigle (Druck in + Bd./Nr./S.)', '36_KFSA Hand.hschreibstoff' => 'Schreibstoff', '36_Relationen.relation_anmerkung' => null, '36_anhang_tite35' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename35' => 'Image', '36_anhang_tite36' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename36' => 'Image', '36_anhang_tite37' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename37' => 'Image', '36_anhang_tite38' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename38' => 'Image', '36_anhang_tite39' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename39' => 'Image', '36_anhang_tite40' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename40' => 'Image', '36_anhang_tite41' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename41' => 'Image', '36_anhang_tite42' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename42' => 'Image', '36_anhang_tite43' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename43' => 'Image', '36_anhang_tite44' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename44' => 'Image', '36_anhang_tite45' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename45' => 'Image', '36_anhang_tite46' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename46' => 'Image', '36_anhang_tite47' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename47' => 'Image', '36_anhang_tite48' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename48' => 'Image', '36_anhang_tite49' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename49' => 'Image', '36_anhang_tite50' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename50' => 'Image', '36_anhang_tite51' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename51' => 'Image', '36_anhang_tite52' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename52' => 'Image', '36_anhang_tite53' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename53' => 'Image', '36_anhang_tite54' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename54' => 'Image', '36_KFSA Hand.hbeschreibung' => 'Beschreibung', '36_KFSA Kritanhang.krit_infotyp' => 'Infotyp', '36_KFSA Kritanhang.krit_infotext' => 'Infotext', '36_datumspezif' => 'Datum Spezifikation', 'index_orte_10' => 'Orte', 'index_orte_10.content' => 'Orte', 'index_orte_10.comment' => 'Orte (Kommentar)', 'index_personen_11' => 'Personen', 'index_personen_11.content' => 'Personen', 'index_personen_11.comment' => 'Personen (Kommentar)', 'index_werke_12' => 'Werke', 'index_werke_12.content' => 'Werke', 'index_werke_12.comment' => 'Werke (Kommentar)', 'index_periodika_13' => 'Periodika', 'index_periodika_13.content' => 'Periodika', 'index_periodika_13.comment' => 'Periodika (Kommentar)', 'index_sachen_14' => 'Sachen', 'index_sachen_14.content' => 'Sachen', 'index_sachen_14.comment' => 'Sachen (Kommentar)', 'index_koerperschaften_15' => 'Koerperschaften', 'index_koerperschaften_15.content' => 'Koerperschaften', 'index_koerperschaften_15.comment' => 'Koerperschaften (Kommentar)', 'index_zitate_16' => 'Zitate', 'index_zitate_16.content' => 'Zitate', 'index_zitate_16.comment' => 'Zitate (Kommentar)', 'index_korrespondenzpartner_17' => 'Korrespondenzpartner', 'index_korrespondenzpartner_17.content' => 'Korrespondenzpartner', 'index_korrespondenzpartner_17.comment' => 'Korrespondenzpartner (Kommentar)', 'index_archive_18' => 'Archive', 'index_archive_18.content' => 'Archive', 'index_archive_18.comment' => 'Archive (Kommentar)', 'index_literatur_19' => 'Literatur', 'index_literatur_19.content' => 'Literatur', 'index_literatur_19.comment' => 'Literatur (Kommentar)', 'index_kunstwerke_kfsa_20' => 'Kunstwerke KFSA', 'index_kunstwerke_kfsa_20.content' => 'Kunstwerke KFSA', 'index_kunstwerke_kfsa_20.comment' => 'Kunstwerke KFSA (Kommentar)', 'index_druckwerke_kfsa_21' => 'Druckwerke KFSA', 'index_druckwerke_kfsa_21.content' => 'Druckwerke KFSA', 'index_druckwerke_kfsa_21.comment' => 'Druckwerke KFSA (Kommentar)', '36_fulltext' => 'XML Volltext', '36_html' => 'HTML Volltext', '36_publicHTML' => 'HTML Volltext', '36_plaintext' => 'Volltext', 'transcript.text' => 'Transkripte', 'folders' => 'Mappen', 'notes' => 'Notizen', 'notes.title' => 'Notizen (Titel)', 'notes.content' => 'Notizen', 'notes.category' => 'Notizen (Kategorie)', 'key' => 'FuD Schlüssel' ) ) $html = 'Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <br>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <br>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<br>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <br>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <br>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <br>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <br>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <br>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <br>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <br>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <br>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <br>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <br>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <br>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <br>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <br>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<br>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <br>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <br>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <br>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <br>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <br>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <br>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<br>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <br>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <br>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <br>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <br>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<br>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg15' $cittitle = '' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Georg Andreas Reimer am 29.12.1838 bis 31.12.1838, Bonn' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '29.12.1838 bis 31.12.1838' $adressat = array( (int) 1514 => array( 'ID' => '1514', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-04-15 13:35:13', 'timelastchg' => '2017-12-20 11:08:53', 'key' => 'AWS-ap-0062', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Reimer, Georg Andreas', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1776-08-27', '39_toddatum' => '1842-04-26', '39_lebenwirken' => 'Verleger, Buchhändler Georg Andreas Reimer stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Seine Ausbildung zum Buchhändler absolvierte er in der Greifswalder Filiale des Verlages von Gottlob August Lange. 1795 zog er als Leiter des Verlages nach Berlin. 1800 folgte der Wechsel zur Berliner Realschulbuchhandlung, die er 1822 käuflich erwerben konnte. Reimer stieg innerhalb weniger Jahre zum führenden Verleger Berlins auf. 1816 begründete er eine eigene Druckerei. 1822 folgte der Erwerb der Leipziger Weidmannschen Buchhandlung. Reimer trat als Verleger wichtiger deutscher Dichter wie Novalis, Achim von Arnim, Ludwig Tieck, Jean Paul, Heinrich von Kleist und E.T.A. Hoffmann auf. Auch Gelehrte wie Ernst Moritz Arndt, Johann Gottlieb Fichte, Joseph Görres, Friedrich Schleiermacher und Wilhelm von Humboldt publizierten bei Reimer. Nach dem Tod Reimers übernahm sein Sohn Georg Ernst die Leitung des Verlags. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit war Reimer ein politisch engagierter Bürger, mehrmals amtierte er als Stadtverordneter und Stadtrat in Berlin. Sein Palais in der Wilhelmstraße entwickelte sich zu einem Sammelpunkt gebildeter Berliner. Bekanntheit erlangte auch seine bedeutende Gemäldesammlung.', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '3533', 'content' => 'Greifswald', 'bemerkung' => 'GND:4021965-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_pdb' => 'GND', '39_dbid' => '118831194 ', '39_quellen' => 'NDB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118831194.html#ndbcontent@ ADB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118831194.html#adbcontent@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D475-758-8@ extern@Doris Reimer: Passion & Kalkül. Der Verleger Georg Andreas Reimer (1776-1842). Berlin/New York 1999, S. 316@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Andreas_Reimer@', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=210103698&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=210103698&INDEXSET=1', '39_beziehung' => 'Mit Georg Andreas Reimer verband August Wilhelm Schlegel eine enge geschäftliche Beziehung. AWS publizierte eine Vielzahl seiner Werke im Verlag Reimers. Die Korrespondenz mit dem Verleger offenbart den Einblick in ein nicht immer harmonisches Verhältnis. Auch die Herausgabe der Shakespeare-Übersetzungen unter Mitarbeit Ludwig Tiecks gestaltete sich nicht ohne Schwierigkeiten.', '39_namevar' => 'Reimer, G. Reimer, Ge. Reimerus, Ge. Reimer, Andreas', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0062-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ) $adrCitation = 'Georg Andreas Reimer' $absender = array() $absCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $percount = (int) 2 $notabs = false $tabs = array( 'text' => array( 'content' => 'Volltext Druck', 'exists' => '1' ), 'druck' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Druck' ) ) $parallelview = array( (int) 0 => '1', (int) 1 => '1' ) $dzi_imagesHand = array() $dzi_imagesDruck = array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/fc21e2395af3be47c708eb33740bfd83.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2318cec69e93badd32c0b33f8d492c33.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2b66d86cee9d9716174e30805f42bfa2.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/692d6671cddf89e1f574b83ee6469f61.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/b1192abd8d1efe8e09d9ceac6e1cce5f.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/d6944b51be57c40eb3117b297effa9a0.jpg.xml' ) $indexesintext = array() $right = 'druck' $left = 'text' $handschrift = array() $druck = array( 'Datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', 'Bibliographische Angabe' => 'Hirzel, Georg: Ungedruckte Briefe an Georg Andreas Reimer. In: Deutsche Revue 18 (Oktober‒Dezember 1893), H. 4, S. 247‒252.', 'Incipit' => '„Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug [...]“' ) $docmain = array( 'ID' => '4825', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-04-26 06:43:39', 'timelastchg' => '2019-05-02 14:42:40', 'key' => 'AWS-aw-035s', 'docTyp' => array( 'name' => 'Brief', 'id' => '36' ), '36_html' => 'Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <br>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <br>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<br>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <br>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <br>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <br>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <br>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <br>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <br>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <br>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <br>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <br>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <br>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <br>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <br>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <br>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<br>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <br>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <br>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <br>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <br>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <br>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <br>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<br>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <br>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <br>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <br>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <br>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<br>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.', '36_xml' => '<p>Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<lb/>Mein hochgeehrter Freund!<lb/>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <lb/>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <lb/>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<lb/>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <lb/>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <lb/>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <lb/>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <lb/>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <lb/>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <lb/>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <lb/>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <lb/>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <lb/>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <lb/>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <lb/>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <lb/>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <lb/>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<lb/>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <lb/>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <lb/>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <lb/>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <lb/>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <lb/>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <lb/>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<lb/>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <lb/>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <lb/>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <lb/>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <lb/>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<lb/>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.</p>', '36_xml_standoff' => 'Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<lb/>Mein hochgeehrter Freund!<lb/>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist. <lb/>Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt. <lb/>Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.<lb/>Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen. <lb/>Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen. <lb/>... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß. <lb/>Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt. <lb/>Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei. <lb/>Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre. <lb/>Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen. <lb/>Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte... <lb/>Wir wollen dies einzeln durch gehen. <lb/>1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke. <lb/>In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise. <lb/>2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel. <lb/>... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig. <lb/>Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –<lb/>Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um. <lb/>Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren. <lb/>Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich. <lb/>... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden. <lb/>Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat. <lb/>Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen. <lb/>Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.<lb/>Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen. <lb/>Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet? <lb/>... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte. <lb/>Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu. <lb/>... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.<lb/>Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.', '36_briefid' => 'Hirzel1893_AWSanReimer_2931121838', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7134', 'content' => 'Georg Andreas Reimer', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Reimer, Georg Andreas', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1838-12-29', '36_datumbis' => '1838-12-31', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '887', 'content' => 'Bonn', 'bemerkung' => 'GND:1001909-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_leitd' => 'Hirzel, Georg: Ungedruckte Briefe an Georg Andreas Reimer. In: Deutsche Revue 18 (Oktober‒Dezember 1893), H. 4, S. 247‒252.', '36_preasentation' => true, '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_status' => 'Einmal kollationierter Druckvolltext ohne Registerauszeichnung', '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_Link_Druck' => array( (int) 0 => array( 'url_image_druck' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/deutreubd_30171817Z_189304/deutreubd_30171817Z_189304_tif/jpegs/00000261.tif.original.jpg', 'subID' => '141' ), (int) 1 => array( 'url_image_druck' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/deutreubd_30171817Z_189304/deutreubd_30171817Z_189304_tif/jpegs/00000262.tif.original.jpg', 'subID' => '141' ), (int) 2 => array( 'url_image_druck' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/deutreubd_30171817Z_189304/deutreubd_30171817Z_189304_tif/jpegs/00000263.tif.original.jpg', 'subID' => '141' ), (int) 3 => array( 'url_image_druck' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/deutreubd_30171817Z_189304/deutreubd_30171817Z_189304_tif/jpegs/00000264.tif.original.jpg', 'subID' => '141' ), (int) 4 => array( 'url_image_druck' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/deutreubd_30171817Z_189304/deutreubd_30171817Z_189304_tif/jpegs/00000265.tif.original.jpg', 'subID' => '141' ), (int) 5 => array( 'url_image_druck' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/deutreubd_30171817Z_189304/deutreubd_30171817Z_189304_tif/jpegs/00000266.tif.original.jpg', 'subID' => '141' ) ), '36_Datum' => '1838-12-29', '36_facet_absender' => array( (int) 0 => 'August Wilhelm von Schlegel' ), '36_facet_absender_reverse' => array( (int) 0 => 'Schlegel, August Wilhelm von' ), '36_facet_adressat' => array( (int) 0 => 'Georg Andreas Reimer' ), '36_facet_adressat_reverse' => array( (int) 0 => 'Reimer, Georg Andreas' ), '36_facet_absenderort' => array( (int) 0 => 'Bonn' ), '36_facet_adressatort' => '', '36_facet_status' => 'Einmal kollationierter Druckvolltext ohne Registerauszeichnung', '36_facet_datengeberhand' => '', '36_facet_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_facet_korrespondenten' => array( (int) 0 => 'Georg Andreas Reimer' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Letter', '_model_title' => 'Letter', '_model_titles' => 'Letters', '_url' => '' ) $doctype_name = 'Letters' $captions = array( '36_dummy' => '', '36_absender' => 'Absender/Verfasser', '36_absverif1' => 'Verfasser Verifikation', '36_absender2' => 'Verfasser 2', '36_absverif2' => 'Verfasser 2 Verifikation', '36_absbrieftyp2' => 'Verfasser 2 Brieftyp', '36_absender3' => 'Verfasser 3', '36_absverif3' => 'Verfasser 3 Verifikation', '36_absbrieftyp3' => 'Verfasser 3 Brieftyp', '36_adressat' => 'Adressat/Empfänger', '36_adrverif1' => 'Empfänger Verifikation', '36_adressat2' => 'Empfänger 2', '36_adrverif2' => 'Empfänger 2 Verifikation', '36_adressat3' => 'Empfänger 3', '36_adrverif3' => 'Empfänger 3 Verifikation', '36_adressatfalsch' => 'Empfänger_falsch', '36_absenderort' => 'Ort Absender/Verfasser', '36_absortverif1' => 'Ort Verfasser Verifikation', '36_absortungenau' => 'Ort Verfasser ungenau', '36_absenderort2' => 'Ort Verfasser 2', '36_absortverif2' => 'Ort Verfasser 2 Verifikation', '36_absenderort3' => 'Ort Verfasser 3', '36_absortverif3' => 'Ort Verfasser 3 Verifikation', '36_adressatort' => 'Ort Adressat/Empfänger', '36_adrortverif' => 'Ort Empfänger Verifikation', '36_datumvon' => 'Datum von', '36_datumbis' => 'Datum bis', '36_altDat' => 'Datum/Datum manuell', '36_datumverif' => 'Datum Verifikation', '36_sortdatum' => 'Datum zum Sortieren', '36_wochentag' => 'Wochentag nicht erzeugen', '36_sortdatum1' => 'Briefsortierung', '36_fremddatierung' => 'Fremddatierung', '36_typ' => 'Brieftyp', '36_briefid' => 'Brief Identifier', '36_purl_web' => 'PURL web', '36_status' => 'Bearbeitungsstatus', '36_anmerkung' => 'Anmerkung (intern)', '36_anmerkungextern' => 'Anmerkung (extern)', '36_datengeber' => 'Datengeber', '36_purl' => 'OAI-Id', '36_leitd' => 'Druck 1:Bibliographische Angabe', '36_druck2' => 'Druck 2:Bibliographische Angabe', '36_druck3' => 'Druck 3:Bibliographische Angabe', '36_internhand' => 'Zugehörige Handschrift', '36_datengeberhand' => 'Datengeber', '36_purlhand' => 'OAI-Id', '36_purlhand_alt' => 'OAI-Id (alternative)', '36_signaturhand' => 'Signatur', '36_signaturhand_alt' => 'Signatur (alternative)', '36_h1prov' => 'Provenienz', '36_h1zahl' => 'Blatt-/Seitenzahl', '36_h1format' => 'Format', '36_h1besonder' => 'Besonderheiten', '36_hueberlieferung' => 'Ãœberlieferung', '36_infoinhalt' => 'Verschollen/erschlossen: Information über den Inhalt', '36_heditor' => 'Editor/in', '36_hredaktion' => 'Redakteur/in', '36_interndruck' => 'Zugehörige Druck', '36_band' => 'KFSA Band', '36_briefnr' => 'KFSA Brief-Nr.', '36_briefseite' => 'KFSA Seite', '36_incipit' => 'Incipit', '36_textgrundlage' => 'Textgrundlage Sigle', '36_uberstatus' => 'Ãœberlieferungsstatus', '36_gattung' => 'Gattung', '36_korrepsondentds' => 'Korrespondent_DS', '36_korrepsondentfs' => 'Korrespondent_FS', '36_ermitteltvon' => 'Ermittelt von', '36_metadatenintern' => 'Metadaten (intern)', '36_beilagen' => 'Beilage(en)', '36_abszusatz' => 'Verfasser Zusatzinfos', '36_adrzusatz' => 'Empfänger Zusatzinfos', '36_absortzusatz' => 'Verfasser Ort Zusatzinfos', '36_adrortzusatz' => 'Empfänger Ort Zusatzinfos', '36_datumzusatz' => 'Datum Zusatzinfos', '36_' => '', '36_KFSA Hand.hueberleiferung' => 'Ãœberlieferungsträger', '36_KFSA Hand.harchiv' => 'Archiv', '36_KFSA Hand.hsignatur' => 'Signatur', '36_KFSA Hand.hprovenienz' => 'Provenienz', '36_KFSA Hand.harchivlalt' => 'Archiv_alt', '36_KFSA Hand.hsignaturalt' => 'Signatur_alt', '36_KFSA Hand.hblattzahl' => 'Blattzahl', '36_KFSA Hand.hseitenzahl' => 'Seitenzahl', '36_KFSA Hand.hformat' => 'Format', '36_KFSA Hand.hadresse' => 'Adresse', '36_KFSA Hand.hvollstaendig' => 'Vollständigkeit', '36_KFSA Hand.hzusatzinfo' => 'H Zusatzinfos', '36_KFSA Druck.drliteratur' => 'Druck in', '36_KFSA Druck.drsigle' => 'Sigle', '36_KFSA Druck.drbandnrseite' => 'Bd./Nr./S.', '36_KFSA Druck.drfaksimile' => 'Faksimile', '36_KFSA Druck.drvollstaendig' => 'Vollständigkeit', '36_KFSA Druck.dzusatzinfo' => 'D Zusatzinfos', '36_KFSA Doku.dokliteratur' => 'Dokumentiert in', '36_KFSA Doku.doksigle' => 'Sigle', '36_KFSA Doku.dokbandnrseite' => 'Bd./Nr./S.', '36_KFSA Doku.dokfaksimile' => 'Faksimile', '36_KFSA Doku.dokvollstaendig' => 'Vollständigkeit', '36_KFSA Doku.dokzusatzinfo' => 'A Zusatzinfos', '36_Link Druck.url_titel_druck' => 'Titel/Bezeichnung', '36_Link Druck.url_image_druck' => 'Link zu Online-Dokument', '36_Link Hand.url_titel_hand' => 'Titel/Bezeichnung', '36_Link Hand.url_image_hand' => 'Link zu Online-Dokument', '36_preasentation' => 'Nicht in die Präsentation', '36_verlag' => 'Verlag', '36_anhang_tite0' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename0' => 'Image', '36_anhang_tite1' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename1' => 'Image', '36_anhang_tite2' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename2' => 'Image', '36_anhang_tite3' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename3' => 'Image', '36_anhang_tite4' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename4' => 'Image', '36_anhang_tite5' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename5' => 'Image', '36_anhang_tite6' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename6' => 'Image', '36_anhang_tite7' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename7' => 'Image', '36_anhang_tite8' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename8' => 'Image', '36_anhang_tite9' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename9' => 'Image', '36_anhang_titea' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamea' => 'Image', '36_anhang_titeb' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameb' => 'Image', '36_anhang_titec' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamec' => 'Image', '36_anhang_tited' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamed' => 'Image', '36_anhang_titee' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamee' => 'Image', '36_anhang_titeu' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameu' => 'Image', '36_anhang_titev' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamev' => 'Image', '36_anhang_titew' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamew' => 'Image', '36_anhang_titex' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamex' => 'Image', '36_anhang_titey' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamey' => 'Image', '36_anhang_titez' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamez' => 'Image', '36_anhang_tite10' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename10' => 'Image', '36_anhang_tite11' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename11' => 'Image', '36_anhang_tite12' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename12' => 'Image', '36_anhang_tite13' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename13' => 'Image', '36_anhang_tite14' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename14' => 'Image', '36_anhang_tite15' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename15' => 'Image', '36_anhang_tite16' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename16' => 'Image', '36_anhang_tite17' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename17' => 'Image', '36_anhang_tite18' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename18' => 'Image', '36_h_preasentation' => 'Nicht in die Präsentation', '36_anhang_titef' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamef' => 'Image', '36_anhang_titeg' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameg' => 'Image', '36_anhang_titeh' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameh' => 'Image', '36_anhang_titei' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamei' => 'Image', '36_anhang_titej' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamej' => 'Image', '36_anhang_titek' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamek' => 'Image', '36_anhang_titel' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamel' => 'Image', '36_anhang_titem' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamem' => 'Image', '36_anhang_titen' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamen' => 'Image', '36_anhang_titeo' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameo' => 'Image', '36_anhang_titep' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamep' => 'Image', '36_anhang_titeq' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenameq' => 'Image', '36_anhang_titer' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamer' => 'Image', '36_anhang_tites' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenames' => 'Image', '36_anhang_titet' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcenamet' => 'Image', '36_anhang_tite19' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename19' => 'Image', '36_anhang_tite20' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename20' => 'Image', '36_anhang_tite21' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename21' => 'Image', '36_anhang_tite22' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename22' => 'Image', '36_anhang_tite23' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename23' => 'Image', '36_anhang_tite24' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename24' => 'Image', '36_anhang_tite25' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename25' => 'Image', '36_anhang_tite26' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename26' => 'Image', '36_anhang_tite27' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename27' => 'Image', '36_anhang_tite28' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename28' => 'Image', '36_anhang_tite29' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename29' => 'Image', '36_anhang_tite30' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename30' => 'Image', '36_anhang_tite31' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename32' => 'Image', '36_anhang_tite33' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename33' => 'Image', '36_anhang_tite34' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename34' => 'Image', '36_Relationen.relation_art' => 'Art', '36_Relationen.relation_link' => 'Interner Link', '36_volltext' => 'Brieftext (Digitalisat Leitdruck oder Transkript Handschrift)', '36_History.hisbearbeiter' => 'Bearbeiter', '36_History.hisschritt' => 'Bearbeitungsschritt', '36_History.hisdatum' => 'Datum', '36_History.hisnotiz' => 'Notiz', '36_personen' => 'Personen', '36_werke' => 'Werke', '36_orte' => 'Orte', '36_themen' => 'Themen', '36_briedfehlt' => 'Fehlt', '36_briefbestellt' => 'Bestellt', '36_intrans' => 'Transkription', '36_intranskorr1' => 'Transkription Korrektur 1', '36_intranskorr2' => 'Transkription Korrektur 2', '36_intranscheck' => 'Transkription Korr. geprüft', '36_intranseintr' => 'Transkription Korr. eingetr', '36_inannotcheck' => 'Auszeichnungen Reg. geprüft', '36_inkollation' => 'Auszeichnungen Kollationierung', '36_inkollcheck' => 'Auszeichnungen Koll. geprüft', '36_himageupload' => 'H/h Digis hochgeladen', '36_dimageupload' => 'D Digis hochgeladen', '36_stand' => 'Bearbeitungsstand (Webseite)', '36_stand_d' => 'Bearbeitungsstand (Druck)', '36_timecreate' => 'Erstellt am', '36_timelastchg' => 'Zuletzt gespeichert am', '36_comment' => 'Kommentar(intern)', '36_accessid' => 'Access ID', '36_accessidalt' => 'Access ID-alt', '36_digifotos' => 'Digitalisat Fotos', '36_imagelink' => 'Imagelink', '36_vermekrbehler' => 'Notizen Behler', '36_vermekrotto' => 'Anmerkungen Otto', '36_vermekraccess' => 'Bearb-Vermerke Access', '36_zeugenbeschreib' => 'Zeugenbeschreibung', '36_sprache' => 'Sprache', '36_accessinfo1' => 'Archiv H (+ Signatur)', '36_korrekturbd36' => 'Korrekturen Bd. 36', '36_druckbd36' => 'Druckrelevant Bd. 36', '36_digitalisath1' => 'Digitalisat_H', '36_digitalisath2' => 'Digitalisat_h', '36_titelhs' => 'Titel_Hs', '36_accessinfo2' => 'Archiv H (+ Signatur)', '36_accessinfo3' => 'Sigle (Dokumentiert in + Bd./Nr./S.)', '36_accessinfo4' => 'Sigle (Druck in + Bd./Nr./S.)', '36_KFSA Hand.hschreibstoff' => 'Schreibstoff', '36_Relationen.relation_anmerkung' => null, '36_anhang_tite35' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename35' => 'Image', '36_anhang_tite36' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename36' => 'Image', '36_anhang_tite37' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename37' => 'Image', '36_anhang_tite38' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename38' => 'Image', '36_anhang_tite39' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename39' => 'Image', '36_anhang_tite40' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename40' => 'Image', '36_anhang_tite41' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename41' => 'Image', '36_anhang_tite42' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename42' => 'Image', '36_anhang_tite43' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename43' => 'Image', '36_anhang_tite44' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename44' => 'Image', '36_anhang_tite45' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename45' => 'Image', '36_anhang_tite46' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename46' => 'Image', '36_anhang_tite47' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename47' => 'Image', '36_anhang_tite48' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename48' => 'Image', '36_anhang_tite49' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename49' => 'Image', '36_anhang_tite50' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename50' => 'Image', '36_anhang_tite51' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename51' => 'Image', '36_anhang_tite52' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename52' => 'Image', '36_anhang_tite53' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename53' => 'Image', '36_anhang_tite54' => 'Titel/Bezeichnung', '36_sourcename54' => 'Image', '36_KFSA Hand.hbeschreibung' => 'Beschreibung', '36_KFSA Kritanhang.krit_infotyp' => 'Infotyp', '36_KFSA Kritanhang.krit_infotext' => 'Infotext', '36_datumspezif' => 'Datum Spezifikation', 'index_orte_10' => 'Orte', 'index_orte_10.content' => 'Orte', 'index_orte_10.comment' => 'Orte (Kommentar)', 'index_personen_11' => 'Personen', 'index_personen_11.content' => 'Personen', 'index_personen_11.comment' => 'Personen (Kommentar)', 'index_werke_12' => 'Werke', 'index_werke_12.content' => 'Werke', 'index_werke_12.comment' => 'Werke (Kommentar)', 'index_periodika_13' => 'Periodika', 'index_periodika_13.content' => 'Periodika', 'index_periodika_13.comment' => 'Periodika (Kommentar)', 'index_sachen_14' => 'Sachen', 'index_sachen_14.content' => 'Sachen', 'index_sachen_14.comment' => 'Sachen (Kommentar)', 'index_koerperschaften_15' => 'Koerperschaften', 'index_koerperschaften_15.content' => 'Koerperschaften', 'index_koerperschaften_15.comment' => 'Koerperschaften (Kommentar)', 'index_zitate_16' => 'Zitate', 'index_zitate_16.content' => 'Zitate', 'index_zitate_16.comment' => 'Zitate (Kommentar)', 'index_korrespondenzpartner_17' => 'Korrespondenzpartner', 'index_korrespondenzpartner_17.content' => 'Korrespondenzpartner', 'index_korrespondenzpartner_17.comment' => 'Korrespondenzpartner (Kommentar)', 'index_archive_18' => 'Archive', 'index_archive_18.content' => 'Archive', 'index_archive_18.comment' => 'Archive (Kommentar)', 'index_literatur_19' => 'Literatur', 'index_literatur_19.content' => 'Literatur', 'index_literatur_19.comment' => 'Literatur (Kommentar)', 'index_kunstwerke_kfsa_20' => 'Kunstwerke KFSA', 'index_kunstwerke_kfsa_20.content' => 'Kunstwerke KFSA', 'index_kunstwerke_kfsa_20.comment' => 'Kunstwerke KFSA (Kommentar)', 'index_druckwerke_kfsa_21' => 'Druckwerke KFSA', 'index_druckwerke_kfsa_21.content' => 'Druckwerke KFSA', 'index_druckwerke_kfsa_21.comment' => 'Druckwerke KFSA (Kommentar)', '36_fulltext' => 'XML Volltext', '36_html' => 'HTML Volltext', '36_publicHTML' => 'HTML Volltext', '36_plaintext' => 'Volltext', 'transcript.text' => 'Transkripte', 'folders' => 'Mappen', 'notes' => 'Notizen', 'notes.title' => 'Notizen (Titel)', 'notes.content' => 'Notizen', 'notes.category' => 'Notizen (Kategorie)', 'key' => 'FuD Schlüssel' ) $query_id = '6743b9c19294a' $value = '„Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.<br>Mein hochgeehrter Freund!<br>Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug [...]“' $key = 'Incipit' $adrModalInfo = array( 'ID' => '1514', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-04-15 13:35:13', 'timelastchg' => '2017-12-20 11:08:53', 'key' => 'AWS-ap-0062', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Reimer, Georg Andreas', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1776-08-27', '39_toddatum' => '1842-04-26', '39_lebenwirken' => 'Verleger, Buchhändler Georg Andreas Reimer stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Seine Ausbildung zum Buchhändler absolvierte er in der Greifswalder Filiale des Verlages von Gottlob August Lange. 1795 zog er als Leiter des Verlages nach Berlin. 1800 folgte der Wechsel zur Berliner Realschulbuchhandlung, die er 1822 käuflich erwerben konnte. Reimer stieg innerhalb weniger Jahre zum führenden Verleger Berlins auf. 1816 begründete er eine eigene Druckerei. 1822 folgte der Erwerb der Leipziger Weidmannschen Buchhandlung. Reimer trat als Verleger wichtiger deutscher Dichter wie Novalis, Achim von Arnim, Ludwig Tieck, Jean Paul, Heinrich von Kleist und E.T.A. Hoffmann auf. Auch Gelehrte wie Ernst Moritz Arndt, Johann Gottlieb Fichte, Joseph Görres, Friedrich Schleiermacher und Wilhelm von Humboldt publizierten bei Reimer. Nach dem Tod Reimers übernahm sein Sohn Georg Ernst die Leitung des Verlags. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit war Reimer ein politisch engagierter Bürger, mehrmals amtierte er als Stadtverordneter und Stadtrat in Berlin. Sein Palais in der Wilhelmstraße entwickelte sich zu einem Sammelpunkt gebildeter Berliner. Bekanntheit erlangte auch seine bedeutende Gemäldesammlung.', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '3533', 'content' => 'Greifswald', 'bemerkung' => 'GND:4021965-3', 'LmAdd' => array() ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array() ), '39_pdb' => 'GND', '39_dbid' => '118831194 ', '39_quellen' => 'NDB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118831194.html#ndbcontent@ ADB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118831194.html#adbcontent@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D475-758-8@ extern@Doris Reimer: Passion & Kalkül. Der Verleger Georg Andreas Reimer (1776-1842). Berlin/New York 1999, S. 316@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Andreas_Reimer@', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=210103698&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=210103698&INDEXSET=1', '39_beziehung' => 'Mit Georg Andreas Reimer verband August Wilhelm Schlegel eine enge geschäftliche Beziehung. AWS publizierte eine Vielzahl seiner Werke im Verlag Reimers. Die Korrespondenz mit dem Verleger offenbart den Einblick in ein nicht immer harmonisches Verhältnis. Auch die Herausgabe der Shakespeare-Übersetzungen unter Mitarbeit Ludwig Tiecks gestaltete sich nicht ohne Schwierigkeiten.', '39_namevar' => 'Reimer, G. Reimer, Ge. Reimerus, Ge. Reimer, Andreas', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0062-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-01-20' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-01-20' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-01-20/letters/view/4825' $state = '15.01.2020' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [15.01.2020]; August Wilhelm von Schlegel an Georg Andreas Reimer; 29.12.1838 bis 31.12.1838' $lettermsg1 = 'August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-01-20]' $lettermsg2 = ' <a href="https://august-wilhelm-schlegel.de/version-01-20/letters/view/4825">https://august-wilhelm-schlegel.de/version-01-20/letters/view/4825</a>.' $changeLeit = array( (int) 0 => 'Hirzel', (int) 1 => ' Georg: Ungedruckte Briefe an Georg Andreas Reimer. In: Deutsche Revue 18 (Oktober‒Dezember 1893)', (int) 2 => ' H. 4' ) $sprache = 'Deutsch' $caption = array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Druck' ) $tab = 'druck' $n = (int) 1
include - APP/View/Letters/view.ctp, line 329 View::_evaluate() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/View/View.php, line 971 View::_render() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/View/View.php, line 933 View::render() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/View/View.php, line 473 Controller::render() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/Controller/Controller.php, line 968 Dispatcher::_invoke() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/Routing/Dispatcher.php, line 200 Dispatcher::dispatch() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/Routing/Dispatcher.php, line 167 [main] - APP/webroot/index.php, line 109
Bonn, d. 29.–31. Decemb. 1838.
Mein hochgeehrter Freund!
Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist.
Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt.
Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.
Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen.
Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen.
... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß.
Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt.
Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei.
Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre.
Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen.
Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte...
Wir wollen dies einzeln durch gehen.
1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke.
In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise.
2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel.
... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig.
Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –
Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um.
Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren.
Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich.
... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden.
Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat.
Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen.
Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.
Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen.
Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet?
... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte.
Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu.
... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.
Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.
Mein hochgeehrter Freund!
Sie sind gewiß der einzige Buchhändler in Deutschland, der den Shakespeare im Original gründlich genug versteht, um schätzbare Varianten zu einer Übersetzung liefern zu können. Ich bedaure, die Ihrigen für jetzt beiseit legen zu müssen, weil meine Rechnung mit dem König Johann bereits abgeschlossen ist.
Ich lade Sie ein, im 2. Bande meiner Indischen Bibliothek pag. 254–258 nachzulesen und zu beherzigen. Die Kunst, worüber ich dort einige leichte Andeutungen hinwarf, habe ich nun seit einem halben Jahrhundert (ganz wörtlich zu verstehen, seit genau gezählten fünfzig Jahren) auf die mannichfaltige Art ausgeübt, und beträchtliche Zeiträume hindurch meinen ganzen Fleiß darauf verwandt.
Ich habe keine Abschrift von meinen Correkturen zurückbehalten und kann deswegen die Vergleichung nicht anstellen. Aber bei einigen ihrer Vorschläge habe ich die Gründe gleich zur Hand, warum ich sie nicht annehmbar finde. „Antwortst – antwort’ geziemend – Verbrecherisch Scheusal“ sind Härten, die ich möglichst vermeide. Glauben Sie mir, ich habe viel über diese Dinge nachgedacht und könnte leicht eine Abhandlung blos über die Elision kurzer Worte und den Gebrauch des Apostrophs schreiben, in welchen Fällen nämlich die Verkürzung dem Wohllaut sogar förderlich, oder erlaubt, oder unzulässig sey.
Alle möglichen Varianten erschöpfend erörtern zu wollen, wäre endlos. Es thäte noth, man hätte eine Goldwage, eine poetische, rhetorische, logische, grammatische, synonymische, metrische Goldwage, um Sylben und Wörter, Ausdrücke und Bilder, Auslassungen und Zusätze, Wortfügungen und Wortstellungen, endlich Verse, Sylbenfüsse, männliche und weibliche Schlüsse der Jamben, Reime und Verstheilungen gegen einander abzuwägen.
Ich habe kein Monopol, jedermann hat das Recht den Shakespeare zu übersetzen.
... Auch corrigiren kann jeder meinen Shakspeare: entweder handschriftlich am Rande seines Exemplars, oder gedruckt, in Beurtheilungen u. s. w. Aber in meine Uebersetzung hinein corrigiren, das darf Niemand ohne meine ausdrückliche Erlaubniß.
Ein großer Dichter, ein geistreicher und liebenswürdiger Mann, mein alter Jugendfreund, kurz Ludwig Tieck, hat sich diese Freiheit genommen. Wie es ausgefallen, mögen unparteiische Kenner prüfen. Wenn ich meine alten Lesearten wieder herstelle, so darf mein Freund sich dadurch nicht gekränkt finden: er kann sich sagen, ich sey nur meinem individuellen Gefühle gefolgt.
Hierin liegt die wichtigste Bedenklichkeit gegen alle fremden Correkturen. „Jeder hat seine eigne Manier, seine Art, die Sprache und den Vers zu brauchen. Änderungen können Fehler und Mißverständnisse tilgen, aber nicht Colorit, Sprache und das Wesen der Arbeit selbst zu bedeutend ändern, wenn nicht zu großer Widerstreit und Ungleichheit in dem Werke selbst entstehen soll.“ So drückt sich Tieck in der Vorrede zum dritten Theile aus, und ich stimme ihm vollkommen bei.
Sehr frühzeitig habe ich hierüber eine Erfahrung gemacht, da ich es unternahm den Sommernachtstraum mit Bürger gemeinschaftlich zu übersetzen. Er besaß gewiß große Gewandtheit in Behandlung der Sprache und Versifikation, hatte aber zugleich eine stark ausgeprägte, oft übertreibende Manier. Ich sah bald ein, daß ich die von ihm ausgearbeiteten Stücke gänzlich bei Seite legen mußte, weil sonst ein schreiender Contrast zwischen seinem und meinem Antheil entstanden wäre.
Demnach wünsche ich, wenn unter der jetzigen Sündflut von Sh.-Uebersetzungen etwas von der meinigen auf die Nachwelt kommen sollte, es möge ganz von meiner eigenen Hand sein, und die Uebersetzung möge den Titel: übersetzt v. Schl. mit vollem Rechte führen.
Jetzt komme ich auf den eigentlichen Zweck dieses Briefes: nämlich einiges in unserer Verabredung näher zu bestimmen, was bei der Kürze Ihres Aufenthaltes nicht gehörig erwogen werden konnte...
Wir wollen dies einzeln durch gehen.
1. Hoffentlich hat Tieck nicht die Absicht, seine beiden Vorreden unverändert wieder abdrucken zu lassen. Er hat selbst schon manches zurücknehmen müssen; namentlich das Versprechen der schleunigen Beendigung und die Ankündigung der von ihm selbst übersetzten Stücke.
In der ersten Vorrede äußert er, zwar in sehr mildernden Ausdrücken, er könne meine Uebersetzung nicht nur verbessern, sondern auch berichtigen, weil er den Sh. sprachlich besser verstehe. – Dies habe ich damals stillschweigend hingehen lassen; wenn Tieck es aber jetzt wiederholte, so müßte ich nachdrücklich protestieren und zwar durch die That, indem ich seine Mißverständnisse nachweise.
2. Ich will gern glauben, daß die Auslassung meines Namens auf dem Titel der einzelnen Stücke unabsichtlich und gewissermaßen zufällig war. Man befolgte bei dem neuen Abdrucke die bisherige Form, ohne zu bedenken, daß nun eine nähere Bezeichnung nötig geworden sey. Diese wird man auch in den Anmerkungen vergeblich suchen. Erst am Schlusse des neunten Bandes, im Epilog sagt mein Freund: „Schlegels Arbeiten sind bekannt.“ – Und ich sage: Nichts weniger! ganz unbekannt sind sie heut zu Tage. Das ältere Publicum hat sie vergessen und das jüngere noch nicht kennen gelernt. Wenn nun mein unvollständiger Sh. nicht wieder gedruckt wird, wie soll ein künftiger Antiquar unserer Litteratur meinen Antheil ausmitteln? Doch ja! durch Subtraction wäre es möglich. Die von den beiden Mitarbeitern gelieferten Stücke werden am Schlusse des Epilogs aufgezählt. Man darf also nur die Tabelle der stämmtlichen 36 Stücke anfertigen, und die Buchstaben Gr(af) B(audissin) oder D(orothea) T(ieck) beifügen, wo sie hingehören. Der Rest ist = Schlegel.
... 3. Sie legen in Ihrer Ankündigung ein großes Gewicht auf T–’s Anmerkungen und sind auch als Verleger berechtigt es zu thun. Allein ich kann Ihnen nicht beistimmen. Mich dünkt, man dürfe von einem Manne wie Tieck etwas weit bedeutenderes erwarten. Ich finde das allgemeine unbefriedigend, und das einzelne großentheils unzweckmäßig.
Ich bin wohl berechtigt, hier mitzusprechen. Auch ich habe über den großen Dichter geschrieben, und zwar mit dem glänzendsten Erfolge. Das litterarische Europa weiß es von Cadiz bis Edinburg, Stockholm und Sct. Petersburg. Jenseits des Atlantischen Meeres weiß man es auch; die Englische Uebersetzung meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur ist in Nord-Amerika viermal nachgedruckt worden. Und mein Freund Tieck scheint nichts davon zu wissen. – Als das Buch nach dem Frieden erst in den höheren Kreisen durch die Französische Uebersetzung, dann allgemein durch die Englische in dem Vaterlande des Dichters bekannt geworden war, schrieb mir mein verewigter Freund Sir James Mackintosh: If reputation in this country be agreeable to you, I may congratulate you ou having fairly earned it, without the help of artifice or cabal. I know no book so generally read and followed or opposed, as your Lectures ou Dramatic Poetry. You are become our National Critic. –
Ich glaube allerdings, daß gute erläuternde Anmerkungen und besonders Einleitungen, eine sehr ersprießliche Begleitung des Deutschen Sh. seyn würden. Der gemeine Leser, der über hundert halb oder gar nicht verstandene Stellen gedankenlos hinweg liest, würde dadurch aus seiner Dumpfheit geweckt. Der denkende Leser erkennt die Schwierigkeiten, und wenn er den nackten Text vor sich hat, sieht er sich vergeblich nach Hülfe um.
Doch einen solchen Commentar zu schreiben, fühle ich mich nicht berufen; mir war es einzig darum zu thun, den Dichter in seiner wahren Gestalt aufzustellen. Auch war ich nicht gehörig mit Hilfsmitteln ausgerüstet. Ich hatte keine Shakespeare-Bibliothek, wie Eschenburg sie besaß; die Anschaffung einer solchen hätte leicht das doppelte und dreifache des Honorars für die Übersetzung verschlungen, wiewohl die Masse der dahin gehörigen Bücher bei weitem noch nicht so angewachsen war, wie jetzt nach vierzig Jahren.
Concepte aus den Englischen Ausgaben cum notis variorum, wie sie Eschenburg giebt, wären leicht zu machen, aber damit wäre wenig ausgerichtet, Der Deutsche Leser hat ganz andre Bedürfnisse als der Englische. Freilich, wer erklären will, muß sich der Herablassung nicht schämen. Z. B. bei den historischen Stücken wären Erinnerungen über die Aussprache der Englischen Namen sehr nützlich: sonst wird der unkundige Vorleser oder Schauspieler manche Verse verderben. Für den, der Gaunt nach der Deutschen Gattung der Buchstaben ausspricht, sind die Wortspiele mit seinem Namen verloren. Die Aussprache schwankte in Sh.’s Zeit. Worcester soll meistens Wûster lauten; doch gebraucht er es nach Bequemlichkeit auch dreisylbig. Doch dieß sind Kleinigkeiten. Ich begehre zu denselben Stücken chronologische, biographische und geographische Anmerkungen. Ich will es nur gestehen: so vertraut ich mit Richard II. war, so bin ich doch bei dieser Durchsicht erst zu einer deutlichen Vorstellung von Bolingbroke’s Zuge gelangt, und dieß ist doch für das Verständnis der Handlung wesentlich.
... Sh. ist voller Dunkelheiten. Einige sind wo nicht absichtlich, doch ursprünglich und zum Theil charakteristisch: sie entstehen aus der gedrängten Kürze, den kühnen Licenzen, dem raschen Uebergange von einer Metapher zur andern. Andre Dunkelheiten sind im Verlaufe der Zeit zufällig entstanden, vornämlich durch den veränderten Sprachgebrauch. Hier darf der Uebersetzer, jedoch ohne Abschwächung oder Pharaphrase, gelinde zur Deutlichkeit einlenken, und gewissermaßen ein praktischer Commentator werden.
Was ist der Zweck einer dichterischen Nachbildung? Ich denke, denen, für die das Original unzugänglich ist, dessen Genuß so rein und ungestört wie möglich zu verschaffen. Folglich muß der Uebersetzer die Schwierigkeiten, die er im Texte beseitigt hat, nicht von neuem in Noten vorbringen. Wozu sollen dem unbefangenen Freunde der Poesie die Mühseligkeiten der Wortkritik, Varianten, Conjecturen, Emendationen? Die wenigen gelehrten Leser, die eine Vergleichung anstellen können, werden auf den ersten Blick sehen, welche Leseart der Uebersetzer befolgt hat.
Also nur Sacherklärungen für den gebildeten aber nicht gelehrten Leser, entweder unter dem Text, oder mit einer Nachweisung am Schlusse des Schauspiels. Wer wird sie im dritten Bande suchen? Ein weit wichtigeres Bedürfniß würde durch Einleitungen befriedigt werden, in der Art wie ich eine zu Romeo und Julia versucht habe. Bei jedem Schauspiel Sh.’s sieht man sich in eine fremde Welt versetzt, wo man erst einheimisch werden muß. Nichts kann die tiefsinnige Kunst des Dichters und die schöpferische Kraft seines Genius in ein helleres Licht setzen, als wenn man den Stoff seiner Dichtungen, sey es nun wahre oder apokryphische Geschichte, Novelle, Feen- oder Zaubermärchen, Volkssage u. s. w. mit dem zu vergleichen, was dieser poetische Alchymist daraus gemacht hat. Steevens und Malone haben mit großem Fleiß den Quellen Sh.’s nachgespürt, und viel unbekanntes ans Licht gezogen. Hier müßte man meines Erachtens das Papier nicht sparen, und z.B. bei den Stücken aus der englischen Geschichte ganze Stellen aus dem Holinshed wörtlich übersetzt oder im Auszuge geben. Zuweilen ist die Quelle bekannt, wie bei den Römischen Stücken; aber wenige Leser werden wohl den Plutarch so gut im Gedächtnisse haben, daß ihnen gleich bei Winke des Biographen beifallen, die Sh. für seine Charakteristik benutzt oder entwickelt hat. Manchmal möchte es eben so anziehend als belehrend seyn, nicht bei der nächsten Quelle stehen zu bleiben, sondern bis auf die entfernteste zurückzugehen; z.B. beim König Lear. Welches ist denn die erste Quelle dieser apokryphischen Geschichten? Fragen Sie einmal herum, ob viele Leser die Antwort darauf zu geben wissen.
Dergleichen Untersuchungen stehen in der Mitte zwischen Wortkritik, und der künstlerischen Beurteilung der Werke im ganzen; sie können die letzte allerdings vorbereiten helfen.
Ludwig Tieck ist ein Geistesverwandter Sh.’s. Ich bin gewiß, der große Meister hätte seinen Fortunat bewundert, wenn er ihn hätte lesen können. Tiecks Dichterleben ist eine unvergleichliche Darstellung: es sind Porträte, aus der Idee gemalt, aber von einer so individuellen Wahrheit, daß man schwören sollte, die Personen hätten ihm dazu gesessen.
Wer würde nicht gern unsern Lieblingsdichter den großen Genius in seiner Werkstätte belauschen sehen? Wer möchte ihn nicht über die tiefsinnige Anlage reden hören, über die schöne Gliederung des Ganzen und das Verhältniß der Theile, über den raschen Wechsel der Scenen, über die theatralische Perspective, über die Gruppirung der Charaktere, endlich über die Bewirkung eines großen Gesammteindrucks, der aus allen noch so grellen Contrasten hervorgeht? – Aber hierüber hat Tieck nur ausnahmsweise und bei wenigen Stücken etwas gesagt. Dagegen hat er sich ganz in die philologische Kritik geworfen, und zwar in die speciellste Art, die Wortkritik: seine Anmerkungen handeln allermeist von Lesearten, Varianten, verwerflichen Emendationen, von neuen und alten Ausgaben, Quarto’s und Folio, u. s. w. Wenn nun diese Anmerkungen noch so vortrefflich wären, so frage ich doch: Für wen sind sie bestimmt? Unter hundert Lesern des deutschen Sh. verstehen kaum zehn etwas Englisch; unter den Zehnen wird man kaum Einen finden, der den Sh. gründlich versteht. Und auch dieser Eine kann die Noten nicht benutzen, ohne das Original zu vergleichen; und zwar nicht einen compacten Reise-Shakspeare, sondern eine von jenen bändereichen theuern Ausgaben, worin dergleichen ausführlich erörtert wird. Wie viele Deutsche Leser sind mit allen diesen Kenntnissen und Mitteln ausgestattet?
... Und wozu nun die unaufhörlich wegwerfende Polemik gegen die Editoren für Deutsche Leser, denen sie ganz unbekannt sind? Niemand denkt daran, diese Leute als Kunstrichter zu seinen Führern zu wählen: das ist eine längst abgethane Sache, auch in England; und dort noch mehr seit Erscheinung meiner Charakteristik Sh.’s. Dennoch möchte ich einem Pope oder Johnson den Namen Kunstrichter nicht so ganz absprechen; besonders Johnson’s Lebensbeschreibungen Englischer Dichter enthalten viele scharfsinnige Bemerkungen und treffende Urtheile. Nur Sh. war ihnen manchmal zu hoch und zu tief, wie eine irrationale Gleichung dem, der nur die gewöhnliche Rechenkunst gelernt hat. Aber die neueren Herausgeber: Steevens, Malone und Reed traten gar nicht als Kunstrichter auf. Ihr Geschäft ist die Wortkritik und die Auslegung. Und eben in dieser Beziehung findet sie Tieck ganz verwerflich. Ich hingegen fühle mich diesen wackern Männern, und so vielen andern, die ihnen Beiträge dazu geliefert haben, zu großem Dank verpflichtet; denn ich habe viel von ihnen gelernt, was ich auf keine andre Weise hätte lernen können. Sie haben mit unermüdlichem Fleiß aus gleichzeitigen oder älteren Schriften hervorgesucht, was irgend zur Aufklärung dienen konnte.
Tieck erklärt alle bisherigen Angaben Sh.’s, die seit einem Jahrhundert erschienen sind, für schlecht, und sagt, es sey endlich Zeit, aus der Verderbniß den ächten Text wieder herzustellen. Ich wäre neugierig, diesen ächten Text zu sehen. Er behauptet mit Zuversicht, er verstehe die Englische Sprache weit besser, als alle jene gelehrten Engländer. Nun, wenn er dieses auf einem öffentlichen Kampfplatze, ich meyne, durch eine Englisch abgefaßte, und in England gedruckte Schrift durchfechten kann, so wünsche ich ihm Glück dazu.
... Bei den unter Tiecks Leitung übersetzten Stücken muß er völlig freie Hand behalten. Von den Uebersetzungen habe ich nur weniges theilweise gelesen: ich glaube, daß sie sehr verdienstlich sind. Die Anmerkungen dazu habe ich bei weitem nicht alle geprüft, aber gegen einige hege ich starke Zweifel.
Dies war es ungefähr, mein verehrter Freund, was ich über die Einrichtung Ihrer neuen Ausgabe zu erinnern hatte. Leben Sie recht wohl.