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Mein Leben geht seinen ruhigen Gang fort, am Tage arbeite ich fleißig, dann geht es zum Eßen, nach dem Eßen lesen wir Zeitungen und <hi rend="family:Courier">journale</hi>, und des Abends sind wir gewöhnlich zu Hause. Die Visiten mache ich meistens am Sonntage, wo ich nicht bey <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28849"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28849"/> arbeite. – <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB28850"/>Die gute Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE28850"/> ist den ganzen Winter über kränklich geweßen, und hat oft ganze Wochen das Bett hüten müßen, ich war sehr besorgt um sie, doch Gott sey Dank jetzt geht es, bei der gelinden Witterung, beßer. Wir haben einen recht strengen Winter gehabt, die <hi rend="family:Courier">Seine</hi> ist zweimal zugefroren, was in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28851"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28851"/> sehr selten der Fall sein soll. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52571"/>Ich arbeite recht fleißig bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi>, und hoffe viel bey ihm zu lernen<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52571"/>; im Anfang hat es mir etwas Mühe gekostet, mich in eine ganz andere Art der Malerey zu finden, doch denke ich, daß ich diese Schwierigkeiten bald überwinden werde, und dann hoffe ich, rechte Fortschritte zu machen. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> scheint mit mir zufrieden, er so wohl als <anchor type="b" n="5038" ana="11" xml:id="NidB28861"/><hi rend="family:Courier">M</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">elle</hi><hi rend="family:Courier"> Godefroy</hi><anchor type="e" n="5038" ana="11" xml:id="NidE28861"/> geben sich viel Mühe mit mir, und es scheint ihnen Ernst zu sein, mir etwas zu lehren. 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Ich werde suchen einige recht gelungene Copien zu machen, die ich mit der Zeit schon verkaufen werde. <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB52976"/>Die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE52976"/> hat mir erlaubt, <anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB52977"/><anchor type="b" n="2376" ana="11" xml:id="NidB52978"/><anchor type="b" n="2377" ana="11" xml:id="NidB52979"/>ihre zwei ältesten Kinder<anchor type="e" n="2377" ana="11" xml:id="NidE52979"/><anchor type="e" n="2376" ana="11" xml:id="NidE52978"/> zu malen<anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE52977"/>, dies <hi rend="overstrike:1">werde</hi> <hi rend="offset:4">denke</hi> ich nun Ende dieses, oder Anfang künftigen Monats zu beginnen. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> werde ich dabey oft zu Rathe ziehen. 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Ich hatte so wenig intereßanten Stoff zum Schreiben, daß der Brief nicht das Postgeld werth gewesen wäre, und auch dieser fürchte ich, wird noch sehr arm an Dingen sein, die Dich anziehen können. Mein Leben geht seinen ruhigen Gang fort, am Tage arbeite ich fleißig, dann geht es zum Eßen, nach dem Eßen lesen wir Zeitungen und <span class="family-courier ">journale</span>, und des Abends sind wir gewöhnlich zu Hause. Die Visiten mache ich meistens am Sonntage, wo ich nicht bey <span class="index-2022 tp-28849 family-courier ">Gérard</span> arbeite. – <span class="index-607 tp-28850 ">Die gute Mendelsohn</span> ist den ganzen Winter über kränklich geweßen, und hat oft ganze Wochen das Bett hüten müßen, ich war sehr besorgt um sie, doch Gott sey Dank jetzt geht es, bei der gelinden Witterung, beßer. Wir haben einen recht strengen Winter gehabt, die <span class="family-courier ">Seine</span> ist zweimal zugefroren, was in <span class="index-171 tp-28851 ">Paris</span> sehr selten der Fall sein soll. <span class="cite tp-52571 ">Ich arbeite recht fleißig bey </span><span class="cite tp-52571 family-courier ">Gérard</span><span class="cite tp-52571 ">, und hoffe viel bey ihm zu lernen</span>; im Anfang hat es mir etwas Mühe gekostet, mich in eine ganz andere Art der Malerey zu finden, doch denke ich, daß ich diese Schwierigkeiten bald überwinden werde, und dann hoffe ich, rechte Fortschritte zu machen. <span class="family-courier ">Gérard</span> scheint mit mir zufrieden, er so wohl als <span class="index-5038 tp-28861 family-courier ">M</span><span class="index-5038 tp-28861 family-courier offset-4 underline-1 ">elle</span><span class="index-5038 tp-28861 family-courier "> Godefroy</span> geben sich viel Mühe mit mir, und es scheint ihnen Ernst zu sein, mir etwas zu lehren. Er scheint auch mit meiner Zeichnung zufrieden, was mir doppelt lieb ist, da die französische Schule bekanntlich, sehr streng hierin ist. Ich arbeite mit <span class="family-courier ">M</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">elle</span><span class="family-courier "> Godefroy</span> in einem <span class="family-courier ">Attelier</span>, was mir sehr lieb ist, da ich ihr oft beim Arbeiten zusehe, und ich ihren Rath immer zur Hand habe; sie ist übrigens die Güte selbst, und sie sagt mir gewiß alle die kleinen Geheimniße, denn weder bey ihr, noch bey <span class="family-courier ">Gérard</span> herrscht die Sitte, die gewöhnlich Künstler haben, die Weise ihrer Malerey, geheim zu halten.<br>Mit der Zulage vom Sächs. Hofe, ist es leider nichts, <span class="index-115 tp-28852 index-129 tp-28853 ">die Eltern</span> haben eine abschlägige Antwort erhalten; mich hat die Nachricht eben nicht erschreckt, denn ich habe mir nie viel Hofnung gemacht; mich dauert nur <span class="index-129 tp-28854 ">der gute Vater</span>, der <span class="notice-1645 ">[2]</span> sich dadurch sehr gekränkt fühlt; deshalb erwähne auch weiter nichts davon, wenn Du einmal an die Eltern schreiben solltest; mich hat es ihm Gegentheil angefeuert, immer thätiger, und fleißiger zu sein, da es nun ganz <span class="underline-1 ">allein auf mich ankömmt</span> und mit Gottes Hülfe hoffe ich, meine Kunst irgendwo an Mann zu bringen. – In <span class="index-171 tp-52972 ">Paris</span> werde ich mir wohl wenig verdienen können, da ich meine ganze Zeit zum Lernen verwende, und Copien scheinen hier nicht sehr gesucht zu sein. Doch werde ich die gute Gelegenheit nicht versäumen, auf <span class="index-5930 tp-52973 ">dem </span><span class="index-5930 tp-52973 family-courier ">Louvre</span> zu arbeiten, wo sie mich schon längst erwarten, <span class="index-8573 tp-52974 ">der General Secretair</span> hat mir neulich durch <span class="index-2022 tp-52975 family-courier ">Gérard</span> sagen laßen, wenn mir das <span class="family-courier ">Attelier</span> auf dem <span class="family-courier ">Louvre</span> nicht behagte, so stünde mir sein eignes Zimmer zu Diensten. Ich werde suchen einige recht gelungene Copien zu machen, die ich mit der Zeit schon verkaufen werde. <span class="index-237 tp-52976 ">Die Herzogin von </span><span class="index-237 tp-52976 family-courier ">Broglie</span> hat mir erlaubt, <span class="index-2376 tp-52978 index-8580 tp-52977 index-2377 tp-52979 ">ihre zwei ältesten Kinder</span><span class="index-8580 tp-52977 "> zu malen</span>, dies <span class="overstrike-1 ">werde</span> <span class="offset-4 ">denke</span> ich nun Ende dieses, oder Anfang künftigen Monats zu beginnen. <span class="family-courier ">Gérard</span> werde ich dabey oft zu Rathe ziehen. Mein Plan ist nun, liebster Onkel, so lange in Paris zu bleiben, bis ich mich tüchtig genug fühle, meine eigne Laufbahn zu beginnen; wenn es möglich ist, etwas Geld zu sparen, dann dachte ich von hier aus einen Abstecher nach England zu machen, da ich so nahe bin, dort meine Copien zu verkaufen, und mit Portrait malen so viel Geld zu verdienen, um dann eine Reise nach Italien machen zu können. Mehrere Nachrichten die ich über diesen Punkt eingezogen, und zwar von Engländern selbst, haben diesen Wunsch in mir erregt. In <span class="index-292 tp-28856 family-courier ">London</span> ist allerdings weniger zu lernen, aber wie man sagt, viel zu verdienen, und aus <span class="family-courier ">Gérard</span> Schule zu kommen, wird mir doch auch für einen Empfehlbrief gelten. Diese Projecte bleiben aber fürs erste unter uns, denn Du weißt, wie ängstlich <span class="index-115 tp-28860 ">die gute Mutter</span> ist; und dann hängt das Ganze von so manchen Zufällen ab, daß sich darüber jetzt nichts bestimmtes sagen läßt. – <span class="family-courier ">Gérard</span> erkundigt sich immer sehr theilnehmend nach Dir, der gute Mann leidet diesen Winter sehr an Rhümatisme. – Die herzlichsten Grüße an alle meine Bekannten in <span class="index-887 tp-28858 ">Bonn</span>.<br>Nun lebe wohl, geliebter Onkel, und behalte mich lieb.<br><span class="index-3513 tp-28859 ">Mein Mann</span> der die hiesigen Colegien fleißig besucht, läßt sich Dir herzlich empfehlen. Deine treue und ergebene Nichte<br><span class="family-courier ">Augusta</span><br><span class="index-171 tp-52980 ">Paris</span>, d. 6<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> Febr. 23.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1584' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 06.02.1823, Paris, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $date = '06.02.1823' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Ich werde suchen einige recht gelungene Copien zu machen, die ich mit der Zeit schon verkaufen werde. <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB52976"/>Die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE52976"/> hat mir erlaubt, <anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB52977"/><anchor type="b" n="2376" ana="11" xml:id="NidB52978"/><anchor type="b" n="2377" ana="11" xml:id="NidB52979"/>ihre zwei ältesten Kinder<anchor type="e" n="2377" ana="11" xml:id="NidE52979"/><anchor type="e" n="2376" ana="11" xml:id="NidE52978"/> zu malen<anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE52977"/>, dies <hi rend="overstrike:1">werde</hi> <hi rend="offset:4">denke</hi> ich nun Ende dieses, oder Anfang künftigen Monats zu beginnen. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> werde ich dabey oft zu Rathe ziehen. Mein Plan ist nun, liebster Onkel, so lange in Paris zu bleiben, bis ich mich tüchtig genug fühle, meine eigne Laufbahn zu beginnen; wenn es möglich ist, etwas Geld zu sparen, dann dachte ich von hier aus einen Abstecher nach England zu machen, da ich so nahe bin, dort meine Copien zu verkaufen, und mit Portrait malen so viel Geld zu verdienen, um dann eine Reise nach Italien machen zu können. Mehrere Nachrichten die ich über diesen Punkt eingezogen, und zwar von Engländern selbst, haben diesen Wunsch in mir erregt. In <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB28856"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE28856"/> ist allerdings weniger zu lernen, aber wie man sagt, viel zu verdienen, und aus <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> Schule zu kommen, wird mir doch auch für einen Empfehlbrief gelten. Diese Projecte bleiben aber fürs erste unter uns, denn Du weißt, wie ängstlich <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB28860"/>die gute Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE28860"/> ist; und dann hängt das Ganze von so manchen Zufällen ab, daß sich darüber jetzt nichts bestimmtes sagen läßt. – <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> erkundigt sich immer sehr theilnehmend nach Dir, der gute Mann leidet diesen Winter sehr an Rhümatisme. – Die herzlichsten Grüße an alle meine Bekannten in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB28858"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE28858"/>.<lb/>Nun lebe wohl, geliebter Onkel, und behalte mich lieb.<lb/><anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28859"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28859"/> der die hiesigen Colegien fleißig besucht, läßt sich Dir herzlich empfehlen. 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[1] Geliebter Onkel!
ich würde nicht eine Stunde gesäumt haben, Dir für Deinen Brief, und die darinn enthaltene Anweisung auf 600 Franken den innigsten Dank zu sagen, wenn die Herzogin von Broglie mir nicht gesagt, daß sie an Dich schreiben, und dir zugleich den richtigen Empfang deines Briefes melden wolle. Ich hatte so wenig intereßanten Stoff zum Schreiben, daß der Brief nicht das Postgeld werth gewesen wäre, und auch dieser fürchte ich, wird noch sehr arm an Dingen sein, die Dich anziehen können. Mein Leben geht seinen ruhigen Gang fort, am Tage arbeite ich fleißig, dann geht es zum Eßen, nach dem Eßen lesen wir Zeitungen und journale, und des Abends sind wir gewöhnlich zu Hause. Die Visiten mache ich meistens am Sonntage, wo ich nicht bey Gérard arbeite. – Die gute Mendelsohn ist den ganzen Winter über kränklich geweßen, und hat oft ganze Wochen das Bett hüten müßen, ich war sehr besorgt um sie, doch Gott sey Dank jetzt geht es, bei der gelinden Witterung, beßer. Wir haben einen recht strengen Winter gehabt, die Seine ist zweimal zugefroren, was in Paris sehr selten der Fall sein soll. Ich arbeite recht fleißig bey Gérard, und hoffe viel bey ihm zu lernen; im Anfang hat es mir etwas Mühe gekostet, mich in eine ganz andere Art der Malerey zu finden, doch denke ich, daß ich diese Schwierigkeiten bald überwinden werde, und dann hoffe ich, rechte Fortschritte zu machen. Gérard scheint mit mir zufrieden, er so wohl als Melle Godefroy geben sich viel Mühe mit mir, und es scheint ihnen Ernst zu sein, mir etwas zu lehren. Er scheint auch mit meiner Zeichnung zufrieden, was mir doppelt lieb ist, da die französische Schule bekanntlich, sehr streng hierin ist. Ich arbeite mit Melle Godefroy in einem Attelier, was mir sehr lieb ist, da ich ihr oft beim Arbeiten zusehe, und ich ihren Rath immer zur Hand habe; sie ist übrigens die Güte selbst, und sie sagt mir gewiß alle die kleinen Geheimniße, denn weder bey ihr, noch bey Gérard herrscht die Sitte, die gewöhnlich Künstler haben, die Weise ihrer Malerey, geheim zu halten.
Mit der Zulage vom Sächs. Hofe, ist es leider nichts, die Eltern haben eine abschlägige Antwort erhalten; mich hat die Nachricht eben nicht erschreckt, denn ich habe mir nie viel Hofnung gemacht; mich dauert nur der gute Vater, der [2] sich dadurch sehr gekränkt fühlt; deshalb erwähne auch weiter nichts davon, wenn Du einmal an die Eltern schreiben solltest; mich hat es ihm Gegentheil angefeuert, immer thätiger, und fleißiger zu sein, da es nun ganz allein auf mich ankömmt und mit Gottes Hülfe hoffe ich, meine Kunst irgendwo an Mann zu bringen. – In Paris werde ich mir wohl wenig verdienen können, da ich meine ganze Zeit zum Lernen verwende, und Copien scheinen hier nicht sehr gesucht zu sein. Doch werde ich die gute Gelegenheit nicht versäumen, auf dem Louvre zu arbeiten, wo sie mich schon längst erwarten, der General Secretair hat mir neulich durch Gérard sagen laßen, wenn mir das Attelier auf dem Louvre nicht behagte, so stünde mir sein eignes Zimmer zu Diensten. Ich werde suchen einige recht gelungene Copien zu machen, die ich mit der Zeit schon verkaufen werde. Die Herzogin von Broglie hat mir erlaubt, ihre zwei ältesten Kinder zu malen, dies werde denke ich nun Ende dieses, oder Anfang künftigen Monats zu beginnen. Gérard werde ich dabey oft zu Rathe ziehen. Mein Plan ist nun, liebster Onkel, so lange in Paris zu bleiben, bis ich mich tüchtig genug fühle, meine eigne Laufbahn zu beginnen; wenn es möglich ist, etwas Geld zu sparen, dann dachte ich von hier aus einen Abstecher nach England zu machen, da ich so nahe bin, dort meine Copien zu verkaufen, und mit Portrait malen so viel Geld zu verdienen, um dann eine Reise nach Italien machen zu können. Mehrere Nachrichten die ich über diesen Punkt eingezogen, und zwar von Engländern selbst, haben diesen Wunsch in mir erregt. In London ist allerdings weniger zu lernen, aber wie man sagt, viel zu verdienen, und aus Gérard Schule zu kommen, wird mir doch auch für einen Empfehlbrief gelten. Diese Projecte bleiben aber fürs erste unter uns, denn Du weißt, wie ängstlich die gute Mutter ist; und dann hängt das Ganze von so manchen Zufällen ab, daß sich darüber jetzt nichts bestimmtes sagen läßt. – Gérard erkundigt sich immer sehr theilnehmend nach Dir, der gute Mann leidet diesen Winter sehr an Rhümatisme. – Die herzlichsten Grüße an alle meine Bekannten in Bonn.
Nun lebe wohl, geliebter Onkel, und behalte mich lieb.
Mein Mann der die hiesigen Colegien fleißig besucht, läßt sich Dir herzlich empfehlen. Deine treue und ergebene Nichte
Augusta
Paris, d. 6ten Febr. 23.
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