• August Wilhelm von Schlegel , Caroline von Schelling to Gottlieb Hufeland

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Unknown · Date: 15.07.1798
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel, Caroline von Schelling
  • Recipient: Gottlieb Hufeland
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 15.07.1798
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 363271902
  • Bibliography: De Gruyter, Walter: A. W. Schlegel an Georg Andreas Reimer. In: Litterarische Mittheilungen. Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Litteraturarchiv-Gesellschaft in Berlin (1901), S. 22‒25.
  • Incipit: „[1] Dresden d 15 Jul 1798
    Seyn Sie schönstens bedankt, mein werther Herr Gevatter, für Ihren freundschaftlichen Brief und die erfreulichen Nachrichten [...]“
    Manuscript
  • Provider: Frankfurt am Main, Freies Deutsches Hochstift
  • Classification Number: Hs-25494
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 4 S., hs. m. U.
  • Format: 8°
    Language
  • German
[1] Dresden d 15 Jul 1798
Seyn Sie schönstens bedankt, mein werther Herr Gevatter, für Ihren freundschaftlichen Brief und die erfreulichen Nachrichten von Ihrer lieben Frau und dem kleinen Christen, die er enthält. Ich hoffe, Sie werden damit fortfahren können und fortfahren mögen, bis die ersten Wochen vorüber und Mutter und Kind recht stark und Wohlgemuth sind. Sie haben Recht, man muss die Adolphe nicht aus der Mode kommen lassen, sie sind ein guter Schlag. Im Herbst wird meine Frau das Vergnügen haben, dem Pathen persönlich ihre Anhänglichkeit zu bezeugen; aber da ich aus Braunschweig höre, dass man dort auf einen Besuch von Ihnen hofft, so wird diess wohl erst gegen das Ende der Ferien seyn. Wir denken früher nach Jena zurückzukommen: um Michaelis [2] oder doch wenige Tage nachher. Die nunmehr fast wahrscheinliche Professur macht diess nöthig. Denn sonst, da wir wahrscheinlich über Berlin zurückreisen, wird es an dringendem Einladen, länger dort zu bleiben, nicht fehlen.
Die Nachricht von Goethe interessirte, wie Sie denken können, uns alle sehr. Wenn ihn die Geschäfte nur nicht von der Litteratur entfernen. Ich hatte kurzens einen Brief von ihm, worin aber natürlich von diesen Dingen gar nicht die Rede war. Dass Schelling nach Jena kommt, ist mir recht angenehm: ich habe ihn diesen Frühling in Leipzig kennen gelernt und ihn gern und oft gesehen.
Wegen meines Professorconsens habe ich Ihnen noch einige Fragen zu thun. Ich habe die Bezahlung der Kantzleygebühren, worüber ich von Gotha und Coburg Quittungen erhalten, aufzuschieben gedacht, bis alle vier Reskripte da seyn würden. [3] Es eilt doch nicht damit? Von Coburg schreibt der Geheime Botenmeister bloss, ich möchte 4 rh. Gebühren an ihn als Rechnungsführer gelangen lassen, von Gotha schickte der Geh. Canzleybote die gedruckte Quittung auf 4 rh. 21 gr., und empfiehlt sich selbst zu einem Douceur, oder wie er es nennt „einem Wohgemeinten Dusehre“. Nun wünschte ich zu wissen, ob ich an alle vier Örter ausser den Gebühren etwas für den Boten zu schicken habe, und was in dergleichen Fällen üblich ist? Ich möchte nicht gern zu wenig und doch auch nicht unnützer Weise zu viel geben.
Ferner wünschte ich zu wissen, in welchen Stunden das Auditorium im Döderleinschen Hause nächsten Winter frey seyn wird, wo ich Sie dann bitten würde, es mir zum Gebrauche zu überlassen, wenn ich nämlich [4] Zuhörer finde. Vermuthlich bleibt es in Ansehung Ihrer Collegia in der eingeführten Ordnung, dass sie von 8-9 und 10-12 lesen. Aber ist der Prof. Woltmann in Jena, oder wird er auf den Herbst wieder erwartet? Würde er wieder in diesem Auditorium lesen und welche Stunden? Ich möchte natürlich lieber bey Tage als bey Licht Vorlesungen halten.
Seyn Sie sehr bedankt für die Besorgung der Bestellungen an Eschen. – Was meine Ex. der ALZ. betrifft, so ist es für die kurze Zeit schon gut, wenn ich sie nur gelegentlich erhalte. Auf die Rec. des Sternbald thue ich gern Verzicht: ich habe noch nichts dafür gearbeitet. Sie werden neulich die überschickte Anzahl Recc. richtig erhalten haben; es werden nächstens mehre nachfolgen. Von der kleinen Liste neuer Aufträge, die ich noch nicht erhalten, nehme ich sogleich Vossens Ovid u. Soltauʼs Hudibras, die Sie mir nennen, an: und wie [5] gesagt, Sie brauchen mir sie nicht zu schicken, da ich beyde selbst besitze. Mein Bruder lässt sich Ihrem Andenken empfehlen. Sie werden nächstens auch von ihm Beyträge bekommen. Unter andern hat er die Anzeige von Kants kleinen Schriften grossentheils ausgearbeitet, aber er fragt an, ob wohl der seitdem erschienene 4te Theil gleich mitgenommen werden müsste?
Da Sie mir melden, dass Sie Tieck die Rec. des 2ten u. 3ten Theils von meinem Shaksp. aufgetragen haben, so werde ich meinen Verleger bitten, ihm den 3ten Theil, der nun vor Michaelis nicht ins Publikum kommt, vorläuftig mitzutheilen, damit die Rec. kurz nach dem Werke selbst erscheinen kann.
Das Athenäum 2tes St. bekommen Sie durch H. Prof. Niethammer, dem der Buchhändler die für Jena bestimmten Exemplare unmittelbar zusenden wird. Mich wundert, dass dieser immer noch mit der Buchhändler[6]ankündigung im Intell. Bl. der ALZ. zögert. Ich rieth ihm, sie nur vor der wirklichen Erscheinung des 2ten St. einzusenden, weil doch immer ein paar Wochen bis zur Einrückung hingehen. Wenn es Ihnen zu Handen kommt, haben Sie doch die Güte es schnell zu befördern.
Von der Huldigung schreibt man mir aus Berlin so viele Details, dass es beynahe so gut ist als wäre ich mit dabey gewesen. Sie wissen, ich reiste acht Tage früher ab. Ich liess Ungern ein Gedicht darauf für das Juliusstück der Jahrbücher der Preussischen Monarchie zurück, wovon er noch eine kleine Anzahl Ex. besonders hat abdrucken lassen. Ich lege eines bey. Vielleicht ist es Ihnen nicht ganz uninteressant zu sehen, in wie fern ich mich auf das Huldigen verstehe. Wollten Sie wohl das Gedicht dem Hofrath Schütz nebst meinen besten Empfehlungen mittheilen?
Ich habe das Vorspiel von Iffland [7] erhalten, das am Abend der Huldigung nebst der Geisterinsel von Reichardt aufgeführt worden ist. Jenes ist nur eine einfache ländliche Szene, aber wie die Wirkung bewiesen hat, gut für den Moment berechnet; Ifflands Spiel, der einen alten Dorfschulzen machte, welcher sein Amt niederlegt, mag auch was dazu beygetragen haben. Er ist vorgerufen worden, und da er bloss die letzten Worte des Stücks: Gott segne den König und das Vaterland! wiederhohlt hat, so hat sich der Jubel und das Beyfallsgeräusch verdoppelt.
Reichardts Komposizion der Geisterinsel hat mir, soviel ich sie bey der Probe beurtheilen konnte, sehr gut gefallen. Da die Oper in Weimar schon mit einer andern Musik einstudirt ist, so werden wir sie dort vielleicht nicht so bald hören.
Leben Sie recht wohl, mein werther Freund. Meine Frau und Auguste [8] tragen mir viele herzliche Grüsse an Sie und die Ihrigen auf, denen ich die meinigen hinzuzufügen bitte. Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel

Goethe ist wohl jetzt wieder in Weimar?

[Nachschrift Carolinens.] Ich unterstehe mich, hier ganz im Winkel die Bitte an Sophien beyzufügen dass sie mir, was Mlle. Seidler ihr überantworten wird, doch baldigst und unfrankirt zusenden möge. Ich erwarte mit Sehnsucht frische Nachrichten aus dem Wochenzimmer.
[1] Dresden d 15 Jul 1798
Seyn Sie schönstens bedankt, mein werther Herr Gevatter, für Ihren freundschaftlichen Brief und die erfreulichen Nachrichten von Ihrer lieben Frau und dem kleinen Christen, die er enthält. Ich hoffe, Sie werden damit fortfahren können und fortfahren mögen, bis die ersten Wochen vorüber und Mutter und Kind recht stark und Wohlgemuth sind. Sie haben Recht, man muss die Adolphe nicht aus der Mode kommen lassen, sie sind ein guter Schlag. Im Herbst wird meine Frau das Vergnügen haben, dem Pathen persönlich ihre Anhänglichkeit zu bezeugen; aber da ich aus Braunschweig höre, dass man dort auf einen Besuch von Ihnen hofft, so wird diess wohl erst gegen das Ende der Ferien seyn. Wir denken früher nach Jena zurückzukommen: um Michaelis [2] oder doch wenige Tage nachher. Die nunmehr fast wahrscheinliche Professur macht diess nöthig. Denn sonst, da wir wahrscheinlich über Berlin zurückreisen, wird es an dringendem Einladen, länger dort zu bleiben, nicht fehlen.
Die Nachricht von Goethe interessirte, wie Sie denken können, uns alle sehr. Wenn ihn die Geschäfte nur nicht von der Litteratur entfernen. Ich hatte kurzens einen Brief von ihm, worin aber natürlich von diesen Dingen gar nicht die Rede war. Dass Schelling nach Jena kommt, ist mir recht angenehm: ich habe ihn diesen Frühling in Leipzig kennen gelernt und ihn gern und oft gesehen.
Wegen meines Professorconsens habe ich Ihnen noch einige Fragen zu thun. Ich habe die Bezahlung der Kantzleygebühren, worüber ich von Gotha und Coburg Quittungen erhalten, aufzuschieben gedacht, bis alle vier Reskripte da seyn würden. [3] Es eilt doch nicht damit? Von Coburg schreibt der Geheime Botenmeister bloss, ich möchte 4 rh. Gebühren an ihn als Rechnungsführer gelangen lassen, von Gotha schickte der Geh. Canzleybote die gedruckte Quittung auf 4 rh. 21 gr., und empfiehlt sich selbst zu einem Douceur, oder wie er es nennt „einem Wohgemeinten Dusehre“. Nun wünschte ich zu wissen, ob ich an alle vier Örter ausser den Gebühren etwas für den Boten zu schicken habe, und was in dergleichen Fällen üblich ist? Ich möchte nicht gern zu wenig und doch auch nicht unnützer Weise zu viel geben.
Ferner wünschte ich zu wissen, in welchen Stunden das Auditorium im Döderleinschen Hause nächsten Winter frey seyn wird, wo ich Sie dann bitten würde, es mir zum Gebrauche zu überlassen, wenn ich nämlich [4] Zuhörer finde. Vermuthlich bleibt es in Ansehung Ihrer Collegia in der eingeführten Ordnung, dass sie von 8-9 und 10-12 lesen. Aber ist der Prof. Woltmann in Jena, oder wird er auf den Herbst wieder erwartet? Würde er wieder in diesem Auditorium lesen und welche Stunden? Ich möchte natürlich lieber bey Tage als bey Licht Vorlesungen halten.
Seyn Sie sehr bedankt für die Besorgung der Bestellungen an Eschen. – Was meine Ex. der ALZ. betrifft, so ist es für die kurze Zeit schon gut, wenn ich sie nur gelegentlich erhalte. Auf die Rec. des Sternbald thue ich gern Verzicht: ich habe noch nichts dafür gearbeitet. Sie werden neulich die überschickte Anzahl Recc. richtig erhalten haben; es werden nächstens mehre nachfolgen. Von der kleinen Liste neuer Aufträge, die ich noch nicht erhalten, nehme ich sogleich Vossens Ovid u. Soltauʼs Hudibras, die Sie mir nennen, an: und wie [5] gesagt, Sie brauchen mir sie nicht zu schicken, da ich beyde selbst besitze. Mein Bruder lässt sich Ihrem Andenken empfehlen. Sie werden nächstens auch von ihm Beyträge bekommen. Unter andern hat er die Anzeige von Kants kleinen Schriften grossentheils ausgearbeitet, aber er fragt an, ob wohl der seitdem erschienene 4te Theil gleich mitgenommen werden müsste?
Da Sie mir melden, dass Sie Tieck die Rec. des 2ten u. 3ten Theils von meinem Shaksp. aufgetragen haben, so werde ich meinen Verleger bitten, ihm den 3ten Theil, der nun vor Michaelis nicht ins Publikum kommt, vorläuftig mitzutheilen, damit die Rec. kurz nach dem Werke selbst erscheinen kann.
Das Athenäum 2tes St. bekommen Sie durch H. Prof. Niethammer, dem der Buchhändler die für Jena bestimmten Exemplare unmittelbar zusenden wird. Mich wundert, dass dieser immer noch mit der Buchhändler[6]ankündigung im Intell. Bl. der ALZ. zögert. Ich rieth ihm, sie nur vor der wirklichen Erscheinung des 2ten St. einzusenden, weil doch immer ein paar Wochen bis zur Einrückung hingehen. Wenn es Ihnen zu Handen kommt, haben Sie doch die Güte es schnell zu befördern.
Von der Huldigung schreibt man mir aus Berlin so viele Details, dass es beynahe so gut ist als wäre ich mit dabey gewesen. Sie wissen, ich reiste acht Tage früher ab. Ich liess Ungern ein Gedicht darauf für das Juliusstück der Jahrbücher der Preussischen Monarchie zurück, wovon er noch eine kleine Anzahl Ex. besonders hat abdrucken lassen. Ich lege eines bey. Vielleicht ist es Ihnen nicht ganz uninteressant zu sehen, in wie fern ich mich auf das Huldigen verstehe. Wollten Sie wohl das Gedicht dem Hofrath Schütz nebst meinen besten Empfehlungen mittheilen?
Ich habe das Vorspiel von Iffland [7] erhalten, das am Abend der Huldigung nebst der Geisterinsel von Reichardt aufgeführt worden ist. Jenes ist nur eine einfache ländliche Szene, aber wie die Wirkung bewiesen hat, gut für den Moment berechnet; Ifflands Spiel, der einen alten Dorfschulzen machte, welcher sein Amt niederlegt, mag auch was dazu beygetragen haben. Er ist vorgerufen worden, und da er bloss die letzten Worte des Stücks: Gott segne den König und das Vaterland! wiederhohlt hat, so hat sich der Jubel und das Beyfallsgeräusch verdoppelt.
Reichardts Komposizion der Geisterinsel hat mir, soviel ich sie bey der Probe beurtheilen konnte, sehr gut gefallen. Da die Oper in Weimar schon mit einer andern Musik einstudirt ist, so werden wir sie dort vielleicht nicht so bald hören.
Leben Sie recht wohl, mein werther Freund. Meine Frau und Auguste [8] tragen mir viele herzliche Grüsse an Sie und die Ihrigen auf, denen ich die meinigen hinzuzufügen bitte. Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel

Goethe ist wohl jetzt wieder in Weimar?

[Nachschrift Carolinens.] Ich unterstehe mich, hier ganz im Winkel die Bitte an Sophien beyzufügen dass sie mir, was Mlle. Seidler ihr überantworten wird, doch baldigst und unfrankirt zusenden möge. Ich erwarte mit Sehnsucht frische Nachrichten aus dem Wochenzimmer.
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