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class="notice-4102 ">[1]</span> Liebster Willhelm<br>Das sind ja itzo traurige Zeitten, wo man nicht viel froh werden kann, einer aengstiget sich immer vor den Andern, u man müste kein Hertz haben wenn man nicht Theil nehme an so vielen unglücklichen Menschen. Gott bewahre Euch u uns daß wir keinen Feind zu sehen bekommen so läst sich das andere noch wohl ertragen. Itzo befünd wir uns alle wohl. <span class="index-255 tp-32006 ">Der Vater</span> hat aber diesen Winder ein Arges Hustschauer gehabt von 8 Wochen wo er zu Weilen auch etwas Fieber hatte u daher ziemlich herunter kam, itzo ist er wieder sehr munter, nur entsetzlich viel arbeit. In der Geschwindigkweit sind 8 bis 9 Feldpretiger gemacht, auf den Vater liegt bey solche Gelegenheiten immer das Meiste, ohne dieß da <span class="index-5306 tp-77270 ">Leß</span> kräncklich ist. <span class="index-8 tp-32007 ">Fritze</span> mach uns Noth, er hat ohne seiner Qvarthale die immer 90 <span class="notice-42688 ">r.</span> sind ohne Kleider u Wäsche 300 <span class="notice-42689 ">r.</span> Schulden gemacht, Du kannst dencken wie schwer uns das fällt, da itzo alles aus unserer Dasche geht. Den Vater seine Einahme hat zwar auf der einen Seide gewonen, aber auf der andern Seide wird die Einnahme immer schlechter, die Leute die was gethan sterben aus. u man ist zu auf geklärt um zur <span class="notice-4103 notice-4104 ">[2]</span> Beicht u abentmahl zu gehn. <span class="index-4354 tp-32008 ">Ernst</span> kostet uns auch viel da wir ihm alles geben was er braucht u die Lage mit ihm ist so, daß wir es mit Freuden thun. Gestern ist <span class="index-2140 tp-32009 ">Augusts</span> Freund <span class="index-8998 tp-77271 ">der Herr vo Hohenstein</span> bey den Vater geweßen ohne daß ich es wuste, wir werden ihm zum Essen bitten u dann mehr von ihm hören, er geht mit in Krieg. vor erst hat er viel gutes von August gesagt, er wäre aber immer schwählich geweßen u an entkräftung gestorben. von Papieren hätte er wenig, das an <span class="index-766 tp-32010 ">Willhelm</span> hätte sich gar nicht gefunden was er hätte u uns zu stellen würde wären nur Anfänge nichts aus geführtes. Die Schulden wären bey nahe ganz von seinem Nachlaß bezahlt, was mir noch intereßandes von ihm hören sollst Du alles erfahren. Ich hätte so gerne ein Andencken von ihm gehabt. Der Schmertz über Augusts Verlust u besonders über sein traurigen Schücksal bleibt immer sehr lebhaft bey mir. Gott schencke uns recht viel Freude an <span class="index-115 tp-32012 index-2139 tp-32014 index-8 tp-32020 index-1393 tp-32018 index-187 tp-32016 ">unseren übrigen Kindern</span> <span class="index-115 tp-32011 ">Lottchen</span> ihr Schücksal ist gut u macht uns Freude. mit <span class="index-187 tp-32015 ">Moritz</span> geht es auch. <span class="index-1393 tp-32017 ">Carl</span> ist unzufrieden mit seiner Lage u ist schwächlich. mit <span class="index-2139 tp-32013 ">Jettchen</span> hoffe ich geht es gut <span class="notice-4105 ">[3]</span> Mit <span class="index-8 tp-32019 ">Fritzen</span> könnte es auch gut gehen wenn er sich durch seine unbesonnenheit nicht ungelücklich machte. Von Dir Lieber Willhelm hoffen wir auch alles gute. Sey ja recht sorgfältig vor Deine Gesundheit, u sey ein guter Würth, daß Du was vor Dich brüngst. 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[1] Liebster Willhelm
Das sind ja itzo traurige Zeitten, wo man nicht viel froh werden kann, einer aengstiget sich immer vor den Andern, u man müste kein Hertz haben wenn man nicht Theil nehme an so vielen unglücklichen Menschen. Gott bewahre Euch u uns daß wir keinen Feind zu sehen bekommen so läst sich das andere noch wohl ertragen. Itzo befünd wir uns alle wohl. Der Vater hat aber diesen Winder ein Arges Hustschauer gehabt von 8 Wochen wo er zu Weilen auch etwas Fieber hatte u daher ziemlich herunter kam, itzo ist er wieder sehr munter, nur entsetzlich viel arbeit. In der Geschwindigkweit sind 8 bis 9 Feldpretiger gemacht, auf den Vater liegt bey solche Gelegenheiten immer das Meiste, ohne dieß da Leß kräncklich ist. Fritze mach uns Noth, er hat ohne seiner Qvarthale die immer 90 r. sind ohne Kleider u Wäsche 300 r. Schulden gemacht, Du kannst dencken wie schwer uns das fällt, da itzo alles aus unserer Dasche geht. Den Vater seine Einahme hat zwar auf der einen Seide gewonen, aber auf der andern Seide wird die Einnahme immer schlechter, die Leute die was gethan sterben aus. u man ist zu auf geklärt um zur [2] Beicht u abentmahl zu gehn. Ernst kostet uns auch viel da wir ihm alles geben was er braucht u die Lage mit ihm ist so, daß wir es mit Freuden thun. Gestern ist Augusts Freund der Herr vo Hohenstein bey den Vater geweßen ohne daß ich es wuste, wir werden ihm zum Essen bitten u dann mehr von ihm hören, er geht mit in Krieg. vor erst hat er viel gutes von August gesagt, er wäre aber immer schwählich geweßen u an entkräftung gestorben. von Papieren hätte er wenig, das an Willhelm hätte sich gar nicht gefunden was er hätte u uns zu stellen würde wären nur Anfänge nichts aus geführtes. Die Schulden wären bey nahe ganz von seinem Nachlaß bezahlt, was mir noch intereßandes von ihm hören sollst Du alles erfahren. Ich hätte so gerne ein Andencken von ihm gehabt. Der Schmertz über Augusts Verlust u besonders über sein traurigen Schücksal bleibt immer sehr lebhaft bey mir. Gott schencke uns recht viel Freude an unseren übrigen Kindern Lottchen ihr Schücksal ist gut u macht uns Freude. mit Moritz geht es auch. Carl ist unzufrieden mit seiner Lage u ist schwächlich. mit Jettchen hoffe ich geht es gut [3] Mit Fritzen könnte es auch gut gehen wenn er sich durch seine unbesonnenheit nicht ungelücklich machte. Von Dir Lieber Willhelm hoffen wir auch alles gute. Sey ja recht sorgfältig vor Deine Gesundheit, u sey ein guter Würth, daß Du was vor Dich brüngst. Lebe wohl bester Sohn, schreibe recht fleißig, aber behutsamm.
Mutter Schlegeln.
[4] [leer]
Das sind ja itzo traurige Zeitten, wo man nicht viel froh werden kann, einer aengstiget sich immer vor den Andern, u man müste kein Hertz haben wenn man nicht Theil nehme an so vielen unglücklichen Menschen. Gott bewahre Euch u uns daß wir keinen Feind zu sehen bekommen so läst sich das andere noch wohl ertragen. Itzo befünd wir uns alle wohl. Der Vater hat aber diesen Winder ein Arges Hustschauer gehabt von 8 Wochen wo er zu Weilen auch etwas Fieber hatte u daher ziemlich herunter kam, itzo ist er wieder sehr munter, nur entsetzlich viel arbeit. In der Geschwindigkweit sind 8 bis 9 Feldpretiger gemacht, auf den Vater liegt bey solche Gelegenheiten immer das Meiste, ohne dieß da Leß kräncklich ist. Fritze mach uns Noth, er hat ohne seiner Qvarthale die immer 90 r. sind ohne Kleider u Wäsche 300 r. Schulden gemacht, Du kannst dencken wie schwer uns das fällt, da itzo alles aus unserer Dasche geht. Den Vater seine Einahme hat zwar auf der einen Seide gewonen, aber auf der andern Seide wird die Einnahme immer schlechter, die Leute die was gethan sterben aus. u man ist zu auf geklärt um zur [2] Beicht u abentmahl zu gehn. Ernst kostet uns auch viel da wir ihm alles geben was er braucht u die Lage mit ihm ist so, daß wir es mit Freuden thun. Gestern ist Augusts Freund der Herr vo Hohenstein bey den Vater geweßen ohne daß ich es wuste, wir werden ihm zum Essen bitten u dann mehr von ihm hören, er geht mit in Krieg. vor erst hat er viel gutes von August gesagt, er wäre aber immer schwählich geweßen u an entkräftung gestorben. von Papieren hätte er wenig, das an Willhelm hätte sich gar nicht gefunden was er hätte u uns zu stellen würde wären nur Anfänge nichts aus geführtes. Die Schulden wären bey nahe ganz von seinem Nachlaß bezahlt, was mir noch intereßandes von ihm hören sollst Du alles erfahren. Ich hätte so gerne ein Andencken von ihm gehabt. Der Schmertz über Augusts Verlust u besonders über sein traurigen Schücksal bleibt immer sehr lebhaft bey mir. Gott schencke uns recht viel Freude an unseren übrigen Kindern Lottchen ihr Schücksal ist gut u macht uns Freude. mit Moritz geht es auch. Carl ist unzufrieden mit seiner Lage u ist schwächlich. mit Jettchen hoffe ich geht es gut [3] Mit Fritzen könnte es auch gut gehen wenn er sich durch seine unbesonnenheit nicht ungelücklich machte. Von Dir Lieber Willhelm hoffen wir auch alles gute. Sey ja recht sorgfältig vor Deine Gesundheit, u sey ein guter Würth, daß Du was vor Dich brüngst. Lebe wohl bester Sohn, schreibe recht fleißig, aber behutsamm.
Mutter Schlegeln.
[4] [leer]