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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-01-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '[<span class="index-12 tp-22759 ">Jena</span>] Am zweyten Pfingsttag [25. Mai 18]01.<br>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <span class="index-4255 tp-22818 ">Kilian</span> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <span class="index-48 tp-22819 ">Tieks</span> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <span class="index-344 tp-22761 ">des </span><span class="index-344 tp-22761 index-4 tp-22760 weight-bold ">Shakespear</span> wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner <span class="weight-bold ">façon</span> darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte <span class="index-3102 tp-43309 ">die Vieweg</span> einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. <span class="index-62 tp-22762 ">Schelling</span> behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest <span class="weight-bold ">entweder</span> eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, <span class="weight-bold ">oder</span> wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit <span class="index-67 tp-22763 ">Unger</span> wieder vereinigen, und das hält er nach <span class="index-539 tp-22764 ">Cottas</span> Betheurungen über die Kränkung, welche <span class="index-67 tp-22765 ">U.</span> empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du <span class="index-55 tp-22766 ">Fichte</span> alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <span class="index-31 tp-22767 ">Fromman</span> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <span class="index-1929 tp-47178 ">Luisen</span> sogar ist er gestern, wo sie mit <span class="index-242 tp-22821 index-2935 tp-22822 ">Hufelands</span> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <span class="weight-bold ">der</span> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <span class="index-4315 tp-22769 ">Bohn</span> wird erwartet ‒ mit dem könnte <span class="index-8 tp-22770 ">Friedrich</span> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <span class="index-71 tp-22771 ">Frölich</span> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <span class="index-380 tp-22772 weight-bold ">die</span><span class="index-380 tp-22772 "> Unger</span> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <span class="index-67 tp-22773 weight-bold ">den</span><span class="index-67 tp-22773 "> U.</span> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<br>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <span class="weight-bold ">Schicksale</span> zuweilen aufs Trockne. Wie <span class="index-88 tp-22774 ">Schiller</span> <span class="index-1038 tp-22775 ">die Horen</span> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <span class="index-1403 tp-22776 weight-bold ">Macbeth</span>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22799 ">des </span><span class="index-344 tp-22799 weight-bold ">Shakespear</span> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <span class="index-1401 tp-22778 weight-bold ">Macbeth</span>, <span class="index-981 tp-22779 ">Othello</span>, <span class="index-857 tp-22780 ">Lear</span> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <span class="index-4201 tp-70878 weight-bold ">Oldcastle</span> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <span class="index-1403 tp-22777 ">Schillers </span><span class="index-1403 tp-22777 weight-bold ">Macbeth</span> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <span class="index-4320 tp-22823 ">der Seifensiedergeschichte</span> aus dem <span class="index-4317 tp-22801 ">Gellert</span> oder <span class="index-3303 tp-22824 weight-bold ">la Fontaine</span> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <span class="index-137 tp-22781 ">Goethe</span> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <span class="weight-bold ">Shakespears</span> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <span class="index-58 tp-22825 ">Weimar</span> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <span class="index-15 tp-22782 ">Berlin</span> <span class="index-25 tp-22783 ">Iffland</span> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <span class="index-766 tp-47179 ">Schlegel</span> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <span class="index-74 tp-22803 ">die </span><span class="index-74 tp-22803 index-4238 tp-22802 ">Feenkinder</span> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<br>Der Besuch bey <span class="index-4318 tp-22816 ">der Meyer</span> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <span class="index-897 tp-22804 ">Mainz</span> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <span class="index-74 tp-22784 ">Unzelinen</span> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <span class="index-58 tp-22785 ">Weimar</span> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <span class="index-73 tp-22786 ">die Jagemann</span> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <span class="index-1929 tp-22826 ">Luise</span> vom <span class="index-407 tp-47180 ">Geheimrath Voigt</span> bey <span class="index-242 tp-22827 index-2935 tp-22828 ">Hufelands</span> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<br>Daß <span class="index-48 tp-22787 ">Tiek</span> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <span class="index-2048 tp-22790 ">der </span><span class="index-2048 tp-22790 weight-bold ">Quixote</span> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <span class="index-101 tp-22805 ">dem Allmanach</span> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <span class="weight-bold ">Louisdor</span> haben.<br><span class="index-2984 tp-22793 index-2983 tp-22792 ">Loders</span> sind nach <span class="index-13 tp-22791 ">Dresden</span> gereiset. Sie werden wohl <span class="index-115 tp-22806 index-129 tp-22807 ">Ernsts</span> besuchen, wenn sie nach <span class="index-1524 tp-22808 ">Pillnitz</span> kommen.<br>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<br>Eben lassen sich <span class="index-4321 tp-22830 ">die Bohn</span> und <span class="index-637 tp-47181 ">Fromman</span> melden.<br><span class="index-2935 tp-22829 ">Die Hufeland</span> wird auch kommen.<br>–<br>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <span class="index-4310 tp-22809 ">Fichtens Reinhold Brief</span>, der uns ganz mit <span class="index-4311 tp-22810 ">dem sonnenklaren</span> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<br>Noch hör ich nichts von <span class="index-56 tp-22811 ">Friedrich Tiek</span>.<br>–<br>Nachmittag.<br>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <span class="index-15 tp-22794 ">Berlin</span> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<br>Fromman hat mir 10 Carolin von <span class="index-1437 tp-22795 ">Nicolovius</span> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <span class="index-8 tp-22812 ">Friedrich</span> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <span class="weight-bold ">Mad. S</span>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<br><span class="index-50 tp-22796 ">Kotzebue</span> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<br>Cotta hat <span class="index-1437 tp-22813 ">Nicol[ai]</span> das erste Exemplar <span class="index-2627 tp-22817 ">der Schrift</span> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <span class="index-4251 tp-47182 ">Gedike</span> wird es wohl mitgetheilt haben.<br>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<br><span class="index-89 tp-22797 ">Das Mädchen von Orleans</span> komt als <span class="index-4322 tp-22831 ">Almanach</span> bei <span class="index-67 tp-22798 ">Unger</span> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <span class="weight-bold ">Sujets</span> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<br>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<br>Nochmals Adieu.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => '', 'description' => 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am [25. Mai] 1801, Jena, Berlin', 'adressatort' => 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>', 'absendeort' => 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>', 'date' => '[25. 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Mai 18]01.<br>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <span class="index-4255 tp-22818 ">Kilian</span> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <span class="index-48 tp-22819 ">Tieks</span> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <span class="index-344 tp-22761 ">des </span><span class="index-344 tp-22761 index-4 tp-22760 weight-bold ">Shakespear</span> wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner <span class="weight-bold ">façon</span> darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte <span class="index-3102 tp-43309 ">die Vieweg</span> einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. <span class="index-62 tp-22762 ">Schelling</span> behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest <span class="weight-bold ">entweder</span> eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, <span class="weight-bold ">oder</span> wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit <span class="index-67 tp-22763 ">Unger</span> wieder vereinigen, und das hält er nach <span class="index-539 tp-22764 ">Cottas</span> Betheurungen über die Kränkung, welche <span class="index-67 tp-22765 ">U.</span> empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du <span class="index-55 tp-22766 ">Fichte</span> alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <span class="index-31 tp-22767 ">Fromman</span> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <span class="index-1929 tp-47178 ">Luisen</span> sogar ist er gestern, wo sie mit <span class="index-242 tp-22821 index-2935 tp-22822 ">Hufelands</span> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <span class="weight-bold ">der</span> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <span class="index-4315 tp-22769 ">Bohn</span> wird erwartet ‒ mit dem könnte <span class="index-8 tp-22770 ">Friedrich</span> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <span class="index-71 tp-22771 ">Frölich</span> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <span class="index-380 tp-22772 weight-bold ">die</span><span class="index-380 tp-22772 "> Unger</span> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <span class="index-67 tp-22773 weight-bold ">den</span><span class="index-67 tp-22773 "> U.</span> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<br>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <span class="weight-bold ">Schicksale</span> zuweilen aufs Trockne. Wie <span class="index-88 tp-22774 ">Schiller</span> <span class="index-1038 tp-22775 ">die Horen</span> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <span class="index-1403 tp-22776 weight-bold ">Macbeth</span>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22799 ">des </span><span class="index-344 tp-22799 weight-bold ">Shakespear</span> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <span class="index-1401 tp-22778 weight-bold ">Macbeth</span>, <span class="index-981 tp-22779 ">Othello</span>, <span class="index-857 tp-22780 ">Lear</span> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <span class="index-4201 tp-70878 weight-bold ">Oldcastle</span> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <span class="index-1403 tp-22777 ">Schillers </span><span class="index-1403 tp-22777 weight-bold ">Macbeth</span> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <span class="index-4320 tp-22823 ">der Seifensiedergeschichte</span> aus dem <span class="index-4317 tp-22801 ">Gellert</span> oder <span class="index-3303 tp-22824 weight-bold ">la Fontaine</span> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <span class="index-137 tp-22781 ">Goethe</span> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <span class="weight-bold ">Shakespears</span> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <span class="index-58 tp-22825 ">Weimar</span> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <span class="index-15 tp-22782 ">Berlin</span> <span class="index-25 tp-22783 ">Iffland</span> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <span class="index-766 tp-47179 ">Schlegel</span> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <span class="index-74 tp-22803 ">die </span><span class="index-74 tp-22803 index-4238 tp-22802 ">Feenkinder</span> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<br>Der Besuch bey <span class="index-4318 tp-22816 ">der Meyer</span> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <span class="index-897 tp-22804 ">Mainz</span> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <span class="index-74 tp-22784 ">Unzelinen</span> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <span class="index-58 tp-22785 ">Weimar</span> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <span class="index-73 tp-22786 ">die Jagemann</span> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <span class="index-1929 tp-22826 ">Luise</span> vom <span class="index-407 tp-47180 ">Geheimrath Voigt</span> bey <span class="index-242 tp-22827 index-2935 tp-22828 ">Hufelands</span> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<br>Daß <span class="index-48 tp-22787 ">Tiek</span> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <span class="index-2048 tp-22790 ">der </span><span class="index-2048 tp-22790 weight-bold ">Quixote</span> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <span class="index-101 tp-22805 ">dem Allmanach</span> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <span class="weight-bold ">Louisdor</span> haben.<br><span class="index-2984 tp-22793 index-2983 tp-22792 ">Loders</span> sind nach <span class="index-13 tp-22791 ">Dresden</span> gereiset. Sie werden wohl <span class="index-115 tp-22806 index-129 tp-22807 ">Ernsts</span> besuchen, wenn sie nach <span class="index-1524 tp-22808 ">Pillnitz</span> kommen.<br>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<br>Eben lassen sich <span class="index-4321 tp-22830 ">die Bohn</span> und <span class="index-637 tp-47181 ">Fromman</span> melden.<br><span class="index-2935 tp-22829 ">Die Hufeland</span> wird auch kommen.<br>–<br>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <span class="index-4310 tp-22809 ">Fichtens Reinhold Brief</span>, der uns ganz mit <span class="index-4311 tp-22810 ">dem sonnenklaren</span> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<br>Noch hör ich nichts von <span class="index-56 tp-22811 ">Friedrich Tiek</span>.<br>–<br>Nachmittag.<br>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <span class="index-15 tp-22794 ">Berlin</span> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<br>Fromman hat mir 10 Carolin von <span class="index-1437 tp-22795 ">Nicolovius</span> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <span class="index-8 tp-22812 ">Friedrich</span> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <span class="weight-bold ">Mad. S</span>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<br><span class="index-50 tp-22796 ">Kotzebue</span> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<br>Cotta hat <span class="index-1437 tp-22813 ">Nicol[ai]</span> das erste Exemplar <span class="index-2627 tp-22817 ">der Schrift</span> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <span class="index-4251 tp-47182 ">Gedike</span> wird es wohl mitgetheilt haben.<br>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<br><span class="index-89 tp-22797 ">Das Mädchen von Orleans</span> komt als <span class="index-4322 tp-22831 ">Almanach</span> bei <span class="index-67 tp-22798 ">Unger</span> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <span class="weight-bold ">Sujets</span> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<br>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<br>Nochmals Adieu.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] Am zweyten Pfingsttag [25. 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Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <persName key="31">Fromman</persName> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <persName key="1929">Luisen</persName> sogar ist er gestern, wo sie mit <persName key="242"><persName key="2935">Hufelands</persName></persName> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <hi rend="weight:bold">der</hi> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <persName key="4315">Bohn</persName> wird erwartet ‒ mit dem könnte <persName key="8">Friedrich</persName> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <persName key="71">Frölich</persName> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <persName key="380"><hi rend="weight:bold">die</hi> Unger</persName> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <persName key="67"><hi rend="weight:bold">den</hi> U.</persName> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<lb/>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <hi rend="weight:bold">Schicksale</hi> zuweilen aufs Trockne. Wie <persName key="88">Schiller</persName> <name key="1038" type="periodical">die Horen</name> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <name key="1403" type="work"><hi rend="weight:bold">Macbeth</hi></name>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <name key="344" type="work">des <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi></name> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <name key="1401" type="work"><hi rend="weight:bold">Macbeth</hi></name>, <name key="981" type="work">Othello</name>, <name key="857" type="work">Lear</name> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <name key="4201" type="work"><hi rend="weight:bold">Oldcastle</hi></name> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <name key="1403" type="work">Schillers <hi rend="weight:bold">Macbeth</hi></name> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <name key="4320" type="work">der Seifensiedergeschichte</name> aus dem <persName key="4317">Gellert</persName> oder <persName key="3303"><hi rend="weight:bold">la Fontaine</hi></persName> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <persName key="137">Goethe</persName> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <hi rend="weight:bold">Shakespears</hi> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <placeName key="58">Weimar</placeName> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <placeName key="15">Berlin</placeName> <persName key="25">Iffland</persName> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <persName key="766">Schlegel</persName> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <persName key="74">die <name key="4238" type="work">Feenkinder</name></persName> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<lb/>Der Besuch bey <persName key="4318">der Meyer</persName> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <placeName key="897">Mainz</placeName> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <persName key="74">Unzelinen</persName> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <placeName key="58">Weimar</placeName> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <persName key="73">die Jagemann</persName> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <persName key="1929">Luise</persName> vom <persName key="407">Geheimrath Voigt</persName> bey <persName key="242"><persName key="2935">Hufelands</persName></persName> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<lb/>Daß <persName key="48">Tiek</persName> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <name key="2048" type="work">der <hi rend="weight:bold">Quixote</hi></name> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <name key="101" type="periodical">dem Allmanach</name> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <hi rend="weight:bold">Louisdor</hi> haben.<lb/><persName key="2984"><persName key="2983">Loders</persName></persName> sind nach <placeName key="13">Dresden</placeName> gereiset. Sie werden wohl <persName key="115"><persName key="129">Ernsts</persName></persName> besuchen, wenn sie nach <placeName key="1524">Pillnitz</placeName> kommen.<lb/>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<lb/>Eben lassen sich <persName key="4321">die Bohn</persName> und <persName key="637">Fromman</persName> melden.<lb/><persName key="2935">Die Hufeland</persName> wird auch kommen.<lb/>–<lb/>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <name key="4310" type="work">Fichtens Reinhold Brief</name>, der uns ganz mit <name key="4311" type="work">dem sonnenklaren</name> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<lb/>Noch hör ich nichts von <persName key="56">Friedrich Tiek</persName>.<lb/>–<lb/>Nachmittag.<lb/>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <placeName key="15">Berlin</placeName> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<lb/>Fromman hat mir 10 Carolin von <persName key="1437">Nicolovius</persName> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <persName key="8">Friedrich</persName> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <hi rend="weight:bold">Mad. S</hi>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<lb/><persName key="50">Kotzebue</persName> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<lb/>Cotta hat <persName key="1437">Nicol[ai]</persName> das erste Exemplar <name key="2627" type="work">der Schrift</name> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <persName key="4251">Gedike</persName> wird es wohl mitgetheilt haben.<lb/>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<lb/><name key="89" type="work">Das Mädchen von Orleans</name> komt als <name key="4322" type="periodical">Almanach</name> bei <persName key="67">Unger</persName> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <hi rend="weight:bold">Sujets</hi> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<lb/>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<lb/>Nochmals Adieu.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB22759"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE22759"/>] Am zweyten Pfingsttag [25. Mai 18]01.<lb/>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <anchor type="b" n="4255" ana="11" xml:id="NidB22818"/>Kilian<anchor type="e" n="4255" ana="11" xml:id="NidE22818"/> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB22819"/>Tieks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE22819"/> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22761"/>des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB22760"/><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE22760"/><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22761"/> wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner <hi rend="weight:bold">façon</hi> darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte <anchor type="b" n="3102" ana="11" xml:id="NidB43309"/>die Vieweg<anchor type="e" n="3102" ana="11" xml:id="NidE43309"/> einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22762"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22762"/> behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest <hi rend="weight:bold">entweder</hi> eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, <hi rend="weight:bold">oder</hi> wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22763"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22763"/> wieder vereinigen, und das hält er nach <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB22764"/>Cottas<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE22764"/> Betheurungen über die Kränkung, welche <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22765"/>U.<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22765"/> empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22766"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22766"/> alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB22767"/>Fromman<anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE22767"/> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB47178"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE47178"/> sogar ist er gestern, wo sie mit <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22821"/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22822"/>Hufelands<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22822"/><anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22821"/> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <hi rend="weight:bold">der</hi> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <anchor type="b" n="4315" ana="11" xml:id="NidB22769"/>Bohn<anchor type="e" n="4315" ana="11" xml:id="NidE22769"/> wird erwartet ‒ mit dem könnte <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22770"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22770"/> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <anchor type="b" n="71" ana="11" xml:id="NidB22771"/>Frölich<anchor type="e" n="71" ana="11" xml:id="NidE22771"/> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB22772"/><hi rend="weight:bold">die</hi> Unger<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE22772"/> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22773"/><hi rend="weight:bold">den</hi> U.<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22773"/> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<lb/>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <hi rend="weight:bold">Schicksale</hi> zuweilen aufs Trockne. Wie <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB22774"/>Schiller<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE22774"/> <anchor type="b" n="1038" ana="13" xml:id="NidB22775"/>die Horen<anchor type="e" n="1038" ana="13" xml:id="NidE22775"/> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <anchor type="b" n="1403" ana="12" xml:id="NidB22776"/><hi rend="weight:bold">Macbeth</hi><anchor type="e" n="1403" ana="12" xml:id="NidE22776"/>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22799"/>des <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22799"/> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <anchor type="b" n="1401" ana="12" xml:id="NidB22778"/><hi rend="weight:bold">Macbeth</hi><anchor type="e" n="1401" ana="12" xml:id="NidE22778"/>, <anchor type="b" n="981" ana="12" xml:id="NidB22779"/>Othello<anchor type="e" n="981" ana="12" xml:id="NidE22779"/>, <anchor type="b" n="857" ana="12" xml:id="NidB22780"/>Lear<anchor type="e" n="857" ana="12" xml:id="NidE22780"/> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <anchor type="b" n="4201" ana="12" xml:id="NidB70878"/><hi rend="weight:bold">Oldcastle</hi><anchor type="e" n="4201" ana="12" xml:id="NidE70878"/> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <anchor type="b" n="1403" ana="12" xml:id="NidB22777"/>Schillers <hi rend="weight:bold">Macbeth</hi><anchor type="e" n="1403" ana="12" xml:id="NidE22777"/> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <anchor type="b" n="4320" ana="12" xml:id="NidB22823"/>der Seifensiedergeschichte<anchor type="e" n="4320" ana="12" xml:id="NidE22823"/> aus dem <anchor type="b" n="4317" ana="11" xml:id="NidB22801"/>Gellert<anchor type="e" n="4317" ana="11" xml:id="NidE22801"/> oder <anchor type="b" n="3303" ana="11" xml:id="NidB22824"/><hi rend="weight:bold">la Fontaine</hi><anchor type="e" n="3303" ana="11" xml:id="NidE22824"/> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22781"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22781"/> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <hi rend="weight:bold">Shakespears</hi> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22825"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22825"/> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22782"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22782"/> <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB22783"/>Iffland<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE22783"/> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB47179"/>Schlegel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE47179"/> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22803"/>die <anchor type="b" n="4238" ana="12" xml:id="NidB22802"/>Feenkinder<anchor type="e" n="4238" ana="12" xml:id="NidE22802"/><anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22803"/> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<lb/>Der Besuch bey <anchor type="b" n="4318" ana="11" xml:id="NidB22816"/>der Meyer<anchor type="e" n="4318" ana="11" xml:id="NidE22816"/> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <anchor type="b" n="897" ana="10" xml:id="NidB22804"/>Mainz<anchor type="e" n="897" ana="10" xml:id="NidE22804"/> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22784"/>Unzelinen<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22784"/> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22785"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22785"/> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <anchor type="b" n="73" ana="11" xml:id="NidB22786"/>die Jagemann<anchor type="e" n="73" ana="11" xml:id="NidE22786"/> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22826"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22826"/> vom <anchor type="b" n="407" ana="11" xml:id="NidB47180"/>Geheimrath Voigt<anchor type="e" n="407" ana="11" xml:id="NidE47180"/> bey <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22827"/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22828"/>Hufelands<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22828"/><anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22827"/> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<lb/>Daß <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB22787"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE22787"/> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <anchor type="b" n="2048" ana="12" xml:id="NidB22790"/>der <hi rend="weight:bold">Quixote</hi><anchor type="e" n="2048" ana="12" xml:id="NidE22790"/> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <anchor type="b" n="101" ana="13" xml:id="NidB22805"/>dem Allmanach<anchor type="e" n="101" ana="13" xml:id="NidE22805"/> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <hi rend="weight:bold">Louisdor</hi> haben.<lb/><anchor type="b" n="2984" ana="11" xml:id="NidB22793"/><anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22792"/>Loders<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22792"/><anchor type="e" n="2984" ana="11" xml:id="NidE22793"/> sind nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB22791"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE22791"/> gereiset. Sie werden wohl <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB22806"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB22807"/>Ernsts<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE22807"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE22806"/> besuchen, wenn sie nach <anchor type="b" n="1524" ana="10" xml:id="NidB22808"/>Pillnitz<anchor type="e" n="1524" ana="10" xml:id="NidE22808"/> kommen.<lb/>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<lb/>Eben lassen sich <anchor type="b" n="4321" ana="11" xml:id="NidB22830"/>die Bohn<anchor type="e" n="4321" ana="11" xml:id="NidE22830"/> und <anchor type="b" n="637" ana="11" xml:id="NidB47181"/>Fromman<anchor type="e" n="637" ana="11" xml:id="NidE47181"/> melden.<lb/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22829"/>Die Hufeland<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22829"/> wird auch kommen.<lb/>–<lb/>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <anchor type="b" n="4310" ana="12" xml:id="NidB22809"/>Fichtens Reinhold Brief<anchor type="e" n="4310" ana="12" xml:id="NidE22809"/>, der uns ganz mit <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22810"/>dem sonnenklaren<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22810"/> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<lb/>Noch hör ich nichts von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22811"/>Friedrich Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22811"/>.<lb/>–<lb/>Nachmittag.<lb/>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22794"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22794"/> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<lb/>Fromman hat mir 10 Carolin von <anchor type="b" n="1437" ana="11" xml:id="NidB22795"/>Nicolovius<anchor type="e" n="1437" ana="11" xml:id="NidE22795"/> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22812"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22812"/> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <hi rend="weight:bold">Mad. S</hi>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<lb/><anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB22796"/>Kotzebue<anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE22796"/> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<lb/>Cotta hat <anchor type="b" n="1437" ana="11" xml:id="NidB22813"/>Nicol[ai]<anchor type="e" n="1437" ana="11" xml:id="NidE22813"/> das erste Exemplar <anchor type="b" n="2627" ana="12" xml:id="NidB22817"/>der Schrift<anchor type="e" n="2627" ana="12" xml:id="NidE22817"/> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <anchor type="b" n="4251" ana="11" xml:id="NidB47182"/>Gedike<anchor type="e" n="4251" ana="11" xml:id="NidE47182"/> wird es wohl mitgetheilt haben.<lb/>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<lb/><anchor type="b" n="89" ana="12" xml:id="NidB22797"/>Das Mädchen von Orleans<anchor type="e" n="89" ana="12" xml:id="NidE22797"/> komt als <anchor type="b" n="4322" ana="13" xml:id="NidB22831"/>Almanach<anchor type="e" n="4322" ana="13" xml:id="NidE22831"/> bei <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22798"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22798"/> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <hi rend="weight:bold">Sujets</hi> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<lb/>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<lb/>Nochmals Adieu.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_25051801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 150‒155 u. 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Mai 18]01.<br>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <span class="index-4255 tp-22818 ">Kilian</span> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <span class="index-48 tp-22819 ">Tieks</span> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <span class="index-344 tp-22761 ">des </span><span class="index-344 tp-22761 index-4 tp-22760 weight-bold ">Shakespear</span> wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner <span class="weight-bold ">façon</span> darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte <span class="index-3102 tp-43309 ">die Vieweg</span> einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. <span class="index-62 tp-22762 ">Schelling</span> behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest <span class="weight-bold ">entweder</span> eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, <span class="weight-bold ">oder</span> wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit <span class="index-67 tp-22763 ">Unger</span> wieder vereinigen, und das hält er nach <span class="index-539 tp-22764 ">Cottas</span> Betheurungen über die Kränkung, welche <span class="index-67 tp-22765 ">U.</span> empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du <span class="index-55 tp-22766 ">Fichte</span> alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <span class="index-31 tp-22767 ">Fromman</span> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <span class="index-1929 tp-47178 ">Luisen</span> sogar ist er gestern, wo sie mit <span class="index-242 tp-22821 index-2935 tp-22822 ">Hufelands</span> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <span class="weight-bold ">der</span> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <span class="index-4315 tp-22769 ">Bohn</span> wird erwartet ‒ mit dem könnte <span class="index-8 tp-22770 ">Friedrich</span> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <span class="index-71 tp-22771 ">Frölich</span> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <span class="index-380 tp-22772 weight-bold ">die</span><span class="index-380 tp-22772 "> Unger</span> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <span class="index-67 tp-22773 weight-bold ">den</span><span class="index-67 tp-22773 "> U.</span> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<br>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <span class="weight-bold ">Schicksale</span> zuweilen aufs Trockne. Wie <span class="index-88 tp-22774 ">Schiller</span> <span class="index-1038 tp-22775 ">die Horen</span> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <span class="index-1403 tp-22776 weight-bold ">Macbeth</span>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22799 ">des </span><span class="index-344 tp-22799 weight-bold ">Shakespear</span> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <span class="index-1401 tp-22778 weight-bold ">Macbeth</span>, <span class="index-981 tp-22779 ">Othello</span>, <span class="index-857 tp-22780 ">Lear</span> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <span class="index-4201 tp-70878 weight-bold ">Oldcastle</span> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <span class="index-1403 tp-22777 ">Schillers </span><span class="index-1403 tp-22777 weight-bold ">Macbeth</span> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <span class="index-4320 tp-22823 ">der Seifensiedergeschichte</span> aus dem <span class="index-4317 tp-22801 ">Gellert</span> oder <span class="index-3303 tp-22824 weight-bold ">la Fontaine</span> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <span class="index-137 tp-22781 ">Goethe</span> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <span class="weight-bold ">Shakespears</span> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <span class="index-58 tp-22825 ">Weimar</span> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <span class="index-15 tp-22782 ">Berlin</span> <span class="index-25 tp-22783 ">Iffland</span> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <span class="index-766 tp-47179 ">Schlegel</span> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <span class="index-74 tp-22803 ">die </span><span class="index-74 tp-22803 index-4238 tp-22802 ">Feenkinder</span> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<br>Der Besuch bey <span class="index-4318 tp-22816 ">der Meyer</span> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <span class="index-897 tp-22804 ">Mainz</span> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <span class="index-74 tp-22784 ">Unzelinen</span> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <span class="index-58 tp-22785 ">Weimar</span> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <span class="index-73 tp-22786 ">die Jagemann</span> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <span class="index-1929 tp-22826 ">Luise</span> vom <span class="index-407 tp-47180 ">Geheimrath Voigt</span> bey <span class="index-242 tp-22827 index-2935 tp-22828 ">Hufelands</span> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<br>Daß <span class="index-48 tp-22787 ">Tiek</span> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <span class="index-2048 tp-22790 ">der </span><span class="index-2048 tp-22790 weight-bold ">Quixote</span> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <span class="index-101 tp-22805 ">dem Allmanach</span> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <span class="weight-bold ">Louisdor</span> haben.<br><span class="index-2984 tp-22793 index-2983 tp-22792 ">Loders</span> sind nach <span class="index-13 tp-22791 ">Dresden</span> gereiset. Sie werden wohl <span class="index-115 tp-22806 index-129 tp-22807 ">Ernsts</span> besuchen, wenn sie nach <span class="index-1524 tp-22808 ">Pillnitz</span> kommen.<br>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<br>Eben lassen sich <span class="index-4321 tp-22830 ">die Bohn</span> und <span class="index-637 tp-47181 ">Fromman</span> melden.<br><span class="index-2935 tp-22829 ">Die Hufeland</span> wird auch kommen.<br>–<br>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <span class="index-4310 tp-22809 ">Fichtens Reinhold Brief</span>, der uns ganz mit <span class="index-4311 tp-22810 ">dem sonnenklaren</span> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<br>Noch hör ich nichts von <span class="index-56 tp-22811 ">Friedrich Tiek</span>.<br>–<br>Nachmittag.<br>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <span class="index-15 tp-22794 ">Berlin</span> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<br>Fromman hat mir 10 Carolin von <span class="index-1437 tp-22795 ">Nicolovius</span> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <span class="index-8 tp-22812 ">Friedrich</span> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <span class="weight-bold ">Mad. S</span>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<br><span class="index-50 tp-22796 ">Kotzebue</span> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<br>Cotta hat <span class="index-1437 tp-22813 ">Nicol[ai]</span> das erste Exemplar <span class="index-2627 tp-22817 ">der Schrift</span> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <span class="index-4251 tp-47182 ">Gedike</span> wird es wohl mitgetheilt haben.<br>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<br><span class="index-89 tp-22797 ">Das Mädchen von Orleans</span> komt als <span class="index-4322 tp-22831 ">Almanach</span> bei <span class="index-67 tp-22798 ">Unger</span> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <span class="weight-bold ">Sujets</span> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<br>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<br>Nochmals Adieu.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am [25. Mai] 1801, Jena, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '[25. 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Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. 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Mai 18]01.<br>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <span class="index-4255 tp-22818 ">Kilian</span> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <span class="index-48 tp-22819 ">Tieks</span> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <span class="index-344 tp-22761 ">des </span><span class="index-344 tp-22761 index-4 tp-22760 weight-bold ">Shakespear</span> wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner <span class="weight-bold ">façon</span> darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte <span class="index-3102 tp-43309 ">die Vieweg</span> einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. <span class="index-62 tp-22762 ">Schelling</span> behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest <span class="weight-bold ">entweder</span> eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, <span class="weight-bold ">oder</span> wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit <span class="index-67 tp-22763 ">Unger</span> wieder vereinigen, und das hält er nach <span class="index-539 tp-22764 ">Cottas</span> Betheurungen über die Kränkung, welche <span class="index-67 tp-22765 ">U.</span> empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du <span class="index-55 tp-22766 ">Fichte</span> alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <span class="index-31 tp-22767 ">Fromman</span> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <span class="index-1929 tp-47178 ">Luisen</span> sogar ist er gestern, wo sie mit <span class="index-242 tp-22821 index-2935 tp-22822 ">Hufelands</span> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <span class="weight-bold ">der</span> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <span class="index-4315 tp-22769 ">Bohn</span> wird erwartet ‒ mit dem könnte <span class="index-8 tp-22770 ">Friedrich</span> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <span class="index-71 tp-22771 ">Frölich</span> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <span class="index-380 tp-22772 weight-bold ">die</span><span class="index-380 tp-22772 "> Unger</span> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <span class="index-67 tp-22773 weight-bold ">den</span><span class="index-67 tp-22773 "> U.</span> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<br>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <span class="weight-bold ">Schicksale</span> zuweilen aufs Trockne. Wie <span class="index-88 tp-22774 ">Schiller</span> <span class="index-1038 tp-22775 ">die Horen</span> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <span class="index-1403 tp-22776 weight-bold ">Macbeth</span>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22799 ">des </span><span class="index-344 tp-22799 weight-bold ">Shakespear</span> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <span class="index-1401 tp-22778 weight-bold ">Macbeth</span>, <span class="index-981 tp-22779 ">Othello</span>, <span class="index-857 tp-22780 ">Lear</span> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <span class="index-4201 tp-70878 weight-bold ">Oldcastle</span> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <span class="index-1403 tp-22777 ">Schillers </span><span class="index-1403 tp-22777 weight-bold ">Macbeth</span> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <span class="index-4320 tp-22823 ">der Seifensiedergeschichte</span> aus dem <span class="index-4317 tp-22801 ">Gellert</span> oder <span class="index-3303 tp-22824 weight-bold ">la Fontaine</span> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <span class="index-137 tp-22781 ">Goethe</span> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <span class="weight-bold ">Shakespears</span> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <span class="index-58 tp-22825 ">Weimar</span> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <span class="index-15 tp-22782 ">Berlin</span> <span class="index-25 tp-22783 ">Iffland</span> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <span class="index-766 tp-47179 ">Schlegel</span> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <span class="index-74 tp-22803 ">die </span><span class="index-74 tp-22803 index-4238 tp-22802 ">Feenkinder</span> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<br>Der Besuch bey <span class="index-4318 tp-22816 ">der Meyer</span> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <span class="index-897 tp-22804 ">Mainz</span> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <span class="index-74 tp-22784 ">Unzelinen</span> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <span class="index-58 tp-22785 ">Weimar</span> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <span class="index-73 tp-22786 ">die Jagemann</span> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <span class="index-1929 tp-22826 ">Luise</span> vom <span class="index-407 tp-47180 ">Geheimrath Voigt</span> bey <span class="index-242 tp-22827 index-2935 tp-22828 ">Hufelands</span> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<br>Daß <span class="index-48 tp-22787 ">Tiek</span> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <span class="index-2048 tp-22790 ">der </span><span class="index-2048 tp-22790 weight-bold ">Quixote</span> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <span class="index-101 tp-22805 ">dem Allmanach</span> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <span class="weight-bold ">Louisdor</span> haben.<br><span class="index-2984 tp-22793 index-2983 tp-22792 ">Loders</span> sind nach <span class="index-13 tp-22791 ">Dresden</span> gereiset. Sie werden wohl <span class="index-115 tp-22806 index-129 tp-22807 ">Ernsts</span> besuchen, wenn sie nach <span class="index-1524 tp-22808 ">Pillnitz</span> kommen.<br>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<br>Eben lassen sich <span class="index-4321 tp-22830 ">die Bohn</span> und <span class="index-637 tp-47181 ">Fromman</span> melden.<br><span class="index-2935 tp-22829 ">Die Hufeland</span> wird auch kommen.<br>–<br>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <span class="index-4310 tp-22809 ">Fichtens Reinhold Brief</span>, der uns ganz mit <span class="index-4311 tp-22810 ">dem sonnenklaren</span> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<br>Noch hör ich nichts von <span class="index-56 tp-22811 ">Friedrich Tiek</span>.<br>–<br>Nachmittag.<br>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <span class="index-15 tp-22794 ">Berlin</span> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<br>Fromman hat mir 10 Carolin von <span class="index-1437 tp-22795 ">Nicolovius</span> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <span class="index-8 tp-22812 ">Friedrich</span> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <span class="weight-bold ">Mad. S</span>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<br><span class="index-50 tp-22796 ">Kotzebue</span> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<br>Cotta hat <span class="index-1437 tp-22813 ">Nicol[ai]</span> das erste Exemplar <span class="index-2627 tp-22817 ">der Schrift</span> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <span class="index-4251 tp-47182 ">Gedike</span> wird es wohl mitgetheilt haben.<br>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<br><span class="index-89 tp-22797 ">Das Mädchen von Orleans</span> komt als <span class="index-4322 tp-22831 ">Almanach</span> bei <span class="index-67 tp-22798 ">Unger</span> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <span class="weight-bold ">Sujets</span> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<br>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<br>Nochmals Adieu.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] Am zweyten Pfingsttag [25. Mai 18]01.<lb/>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <persName key="4255">Kilian</persName> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <persName key="48">Tieks</persName> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <name key="344" type="work">des <persName key="4"><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi></persName></name> wird schlimmer. 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Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <hi rend="weight:bold">Sujets</hi> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<lb/>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<lb/>Nochmals Adieu.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB22759"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE22759"/>] Am zweyten Pfingsttag [25. Mai 18]01.<lb/>Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich <anchor type="b" n="4255" ana="11" xml:id="NidB22818"/>Kilian<anchor type="e" n="4255" ana="11" xml:id="NidE22818"/> holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB22819"/>Tieks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE22819"/> usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22761"/>des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB22760"/><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE22760"/><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22761"/> wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner <hi rend="weight:bold">façon</hi> darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte <anchor type="b" n="3102" ana="11" xml:id="NidB43309"/>die Vieweg<anchor type="e" n="3102" ana="11" xml:id="NidE43309"/> einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22762"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22762"/> behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest <hi rend="weight:bold">entweder</hi> eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, <hi rend="weight:bold">oder</hi> wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22763"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22763"/> wieder vereinigen, und das hält er nach <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB22764"/>Cottas<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE22764"/> Betheurungen über die Kränkung, welche <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22765"/>U.<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22765"/> empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22766"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22766"/> alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB22767"/>Fromman<anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE22767"/> spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB47178"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE47178"/> sogar ist er gestern, wo sie mit <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22821"/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22822"/>Hufelands<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22822"/><anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22821"/> auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von <hi rend="weight:bold">der</hi> Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ <anchor type="b" n="4315" ana="11" xml:id="NidB22769"/>Bohn<anchor type="e" n="4315" ana="11" xml:id="NidE22769"/> wird erwartet ‒ mit dem könnte <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22770"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22770"/> sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit <anchor type="b" n="71" ana="11" xml:id="NidB22771"/>Frölich<anchor type="e" n="71" ana="11" xml:id="NidE22771"/> unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB22772"/><hi rend="weight:bold">die</hi> Unger<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE22772"/> nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22773"/><hi rend="weight:bold">den</hi> U.<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22773"/> kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.<lb/>Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom <hi rend="weight:bold">Schicksale</hi> zuweilen aufs Trockne. Wie <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB22774"/>Schiller<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE22774"/> <anchor type="b" n="1038" ana="13" xml:id="NidB22775"/>die Horen<anchor type="e" n="1038" ana="13" xml:id="NidE22775"/> unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im <anchor type="b" n="1403" ana="12" xml:id="NidB22776"/><hi rend="weight:bold">Macbeth</hi><anchor type="e" n="1403" ana="12" xml:id="NidE22776"/>? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22799"/>des <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22799"/> wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg <anchor type="b" n="1401" ana="12" xml:id="NidB22778"/><hi rend="weight:bold">Macbeth</hi><anchor type="e" n="1401" ana="12" xml:id="NidE22778"/>, <anchor type="b" n="981" ana="12" xml:id="NidB22779"/>Othello<anchor type="e" n="981" ana="12" xml:id="NidE22779"/>, <anchor type="b" n="857" ana="12" xml:id="NidB22780"/>Lear<anchor type="e" n="857" ana="12" xml:id="NidE22780"/> und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als <anchor type="b" n="4201" ana="12" xml:id="NidB70878"/><hi rend="weight:bold">Oldcastle</hi><anchor type="e" n="4201" ana="12" xml:id="NidE70878"/> usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von <anchor type="b" n="1403" ana="12" xml:id="NidB22777"/>Schillers <hi rend="weight:bold">Macbeth</hi><anchor type="e" n="1403" ana="12" xml:id="NidE22777"/> laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit <anchor type="b" n="4320" ana="12" xml:id="NidB22823"/>der Seifensiedergeschichte<anchor type="e" n="4320" ana="12" xml:id="NidE22823"/> aus dem <anchor type="b" n="4317" ana="11" xml:id="NidB22801"/>Gellert<anchor type="e" n="4317" ana="11" xml:id="NidE22801"/> oder <anchor type="b" n="3303" ana="11" xml:id="NidB22824"/><hi rend="weight:bold">la Fontaine</hi><anchor type="e" n="3303" ana="11" xml:id="NidE22824"/> die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22781"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22781"/> gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater <hi rend="weight:bold">Shakespears</hi> Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22825"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22825"/> möchte Schiller sie zurückdrängen, in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22782"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22782"/> <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB22783"/>Iffland<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE22783"/> sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB47179"/>Schlegel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE47179"/> Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22803"/>die <anchor type="b" n="4238" ana="12" xml:id="NidB22802"/>Feenkinder<anchor type="e" n="4238" ana="12" xml:id="NidE22802"/><anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22803"/> es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.<lb/>Der Besuch bey <anchor type="b" n="4318" ana="11" xml:id="NidB22816"/>der Meyer<anchor type="e" n="4318" ana="11" xml:id="NidE22816"/> hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in <anchor type="b" n="897" ana="10" xml:id="NidB22804"/>Mainz<anchor type="e" n="897" ana="10" xml:id="NidE22804"/> von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22784"/>Unzelinen<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22784"/> habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22785"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22785"/> fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird <anchor type="b" n="73" ana="11" xml:id="NidB22786"/>die Jagemann<anchor type="e" n="73" ana="11" xml:id="NidE22786"/> sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22826"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22826"/> vom <anchor type="b" n="407" ana="11" xml:id="NidB47180"/>Geheimrath Voigt<anchor type="e" n="407" ana="11" xml:id="NidE47180"/> bey <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22827"/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22828"/>Hufelands<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22828"/><anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22827"/> hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.<lb/>Daß <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB22787"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE22787"/> nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, <anchor type="b" n="2048" ana="12" xml:id="NidB22790"/>der <hi rend="weight:bold">Quixote</hi><anchor type="e" n="2048" ana="12" xml:id="NidE22790"/> ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit <anchor type="b" n="101" ana="13" xml:id="NidB22805"/>dem Allmanach<anchor type="e" n="101" ana="13" xml:id="NidE22805"/> eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 <hi rend="weight:bold">Louisdor</hi> haben.<lb/><anchor type="b" n="2984" ana="11" xml:id="NidB22793"/><anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22792"/>Loders<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22792"/><anchor type="e" n="2984" ana="11" xml:id="NidE22793"/> sind nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB22791"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE22791"/> gereiset. Sie werden wohl <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB22806"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB22807"/>Ernsts<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE22807"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE22806"/> besuchen, wenn sie nach <anchor type="b" n="1524" ana="10" xml:id="NidB22808"/>Pillnitz<anchor type="e" n="1524" ana="10" xml:id="NidE22808"/> kommen.<lb/>Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.<lb/>Eben lassen sich <anchor type="b" n="4321" ana="11" xml:id="NidB22830"/>die Bohn<anchor type="e" n="4321" ana="11" xml:id="NidE22830"/> und <anchor type="b" n="637" ana="11" xml:id="NidB47181"/>Fromman<anchor type="e" n="637" ana="11" xml:id="NidE47181"/> melden.<lb/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22829"/>Die Hufeland<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22829"/> wird auch kommen.<lb/>–<lb/>Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen <anchor type="b" n="4310" ana="12" xml:id="NidB22809"/>Fichtens Reinhold Brief<anchor type="e" n="4310" ana="12" xml:id="NidE22809"/>, der uns ganz mit <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22810"/>dem sonnenklaren<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22810"/> versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.<lb/>Noch hör ich nichts von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22811"/>Friedrich Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22811"/>.<lb/>–<lb/>Nachmittag.<lb/>Wieder ein Donnerwetter überstanden! In <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22794"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22794"/> giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.<lb/>Fromman hat mir 10 Carolin von <anchor type="b" n="1437" ana="11" xml:id="NidB22795"/>Nicolovius<anchor type="e" n="1437" ana="11" xml:id="NidE22795"/> zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22812"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22812"/> 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für <hi rend="weight:bold">Mad. S</hi>. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.<lb/><anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB22796"/>Kotzebue<anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE22796"/> wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?<lb/>Cotta hat <anchor type="b" n="1437" ana="11" xml:id="NidB22813"/>Nicol[ai]<anchor type="e" n="1437" ana="11" xml:id="NidE22813"/> das erste Exemplar <anchor type="b" n="2627" ana="12" xml:id="NidB22817"/>der Schrift<anchor type="e" n="2627" ana="12" xml:id="NidE22817"/> zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. <anchor type="b" n="4251" ana="11" xml:id="NidB47182"/>Gedike<anchor type="e" n="4251" ana="11" xml:id="NidE47182"/> wird es wohl mitgetheilt haben.<lb/>Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.<lb/><anchor type="b" n="89" ana="12" xml:id="NidB22797"/>Das Mädchen von Orleans<anchor type="e" n="89" ana="12" xml:id="NidE22797"/> komt als <anchor type="b" n="4322" ana="13" xml:id="NidB22831"/>Almanach<anchor type="e" n="4322" ana="13" xml:id="NidE22831"/> bei <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22798"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22798"/> heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey <hi rend="weight:bold">Sujets</hi> in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.<lb/>Lebe wohl, mein lieber Schlegel.<lb/>Nochmals Adieu.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_25051801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '12', 'content' => 'Jena', 'bemerkung' => 'GND:4028557-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7212', 'content' => 'Caroline von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Caroline von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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[Jena] Am zweyten Pfingsttag [25. Mai 18]01.
Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich Kilian holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten Tieks usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache des Shakespear wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner façon darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte die Vieweg einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. Schelling behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest entweder eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, oder wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit Unger wieder vereinigen, und das hält er nach Cottas Betheurungen über die Kränkung, welche U. empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du Fichte alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit Fromman spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber Luisen sogar ist er gestern, wo sie mit Hufelands auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von der Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ Bohn wird erwartet ‒ mit dem könnte Friedrich sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit Frölich unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn die Unger nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an den U. kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.
Ich erwarte Deine nächsten Äusserungen. Aber, liebster Freund, verzweifle mir ja nicht an Gott und Menschen, und stell solche Betrachtungen an, daß es nach Jahren von Mühe und redlicher Arbeit nicht besser geht usw. Die schlage todt wie Fliegen. Sieh, es gerathen wohl begünstigtere vom Schicksale zuweilen aufs Trockne. Wie Schiller die Horen unternahm, glaubst Du, daß er im Überflusse gesessen hat? Meynest Du, daß er um etwas anders als das liebe Brod solche verfluchte Hexenszenen macht wie die im Macbeth? ‒ Sey nur ganz, ganz getrost, mir ist nicht ein Augenblick bange und ich überseh es doch auch. ‒ Einige Bemerkungen sind mir eingefallen. Wenn es wahr seyn sollte, daß von den leztern Theilen des Shakespear wenigere verkauft wurden, könnte nicht die Wahl der Stücke darauf Einfluß gehabt haben? Versteht das dumme Volk diese historische Reihe? Du hättest so nach der Schnur weg Macbeth, Othello, Lear und alles, was einmal in Besitz war, nehmen sollen, und nimm ja ums Himmelswillen jetzt keine verkannten Meisterstücke als Oldcastle usw. Aber wie ist es möglich die Stupidität ganz zu errathen? ‒ Von Schillers Macbeth laß mich schweigen. Er ist noch viel schlechter, als Du zu sagen wagst, und hat uns mit einem wahren Ekel durchdrungen. Denn daß er ZB. mit der Seifensiedergeschichte aus dem Gellert oder la Fontaine die Hexen moralisch consequent hat machen wollen ‒ ist das auszustehn? Du solltest ihm durchaus im nächsten Theil mit der ächten Übersezung hinter drein kommen. Er verdient es reichlich; Schellings Wuth hat er auch gänzlich auf sich geladen. Goethe gönnt ihm den Verdienst einmal, und ist überhaupt gewiß vollkommen gleichgültig gegen seine Produkte, sonst müst er es nimmer leiden. ‒ Wenn Du für das Theater Shakespears Stücke einrichten wolltest, könntest Du Dir auch solche Verdienstchen machen, nur ist zu fürchten, in Weimar möchte Schiller sie zurückdrängen, in Berlin Iffland sie nicht annehmen. Ich weiß nicht, was ich zu Deinen Theatralischen Projeckten sagen soll. Die Übersetzung und auch Bearbeitung griechischer Stücke für die Bühne, das ist wohl gut ‒ aber will Schlegel Kraft an eine Gattung verschwenden, wo das Gelingen nicht entschieden ist, jetzt zu einer Zeit, da es nicht auf Übungen, sondern auf Gelingen ankomt, und ihm in so vielen andern Gattungen dieses gewiß zu Gebot steht? Hier scheint mir doch, als wenn die Umgebungen ihn täuschten, und die Feenkinder es ihm anthäten. Bedenke Dich wohl, mein liebes Herz, und geh im Gebet mit Dir zu Rathe. Du wilst mir wohl gar außen bleiben, bis das Intriguenstück fertig ist? ‒ Nein, komme und halte einen Zwiesprach mit dem guten alten Meister. Da ist kräftiger Boden.
Der Besuch bey der Meyer hat mich sehr unterhalten. Was hat sie aber an sich, daß so viel Reiz und herrliche Anlagen nicht allmächtig durchbrechen und wirken? Vielleicht nimmt ihr blos das Bewustseyn der Nebenbuhlerin Freyheit und damit auch Liebenswürdigkeit. Wie ich sonst in Mainz von ihr hörte, hatte ich ungefähr das Bild von ihr, das ich jetzt von Unzelinen habe. ‒ Ich fürchte wirklich, Unzelinens allerliebster Vorsaz kommt nicht zur Ausführung, denn die Schauspieler in Weimar fangen erst im Anfang des Oct. wieder an zu spielen. Dazu wird die Jagemann sehr herrschsüchtig. Indessen Goethe thut gewiß alles für Unzeline. Es fällt mir ein daß Luise vom Geheimrath Voigt bey Hufelands hat erzählen hören, G. wär zu ihm gekommen und hätte ihn befragt, ob folgende Maasregel gegen die Schauspielerinnen wohl rechtmäßig sey; sie wollten immer nicht spielen und meldeten sich kurz vorher krank, da gedächte er ihnen allemal einen Jäger vor das Bett zu setzen, der ihnen die Medizin reichte und den sie bezahlen müsten, weil er sie doch nicht wie die Herren auf die Wache schicken könnte.
Daß Tiek nichts macht, ist freylich unverzeihlich. Sein Körper hält ihn sehr in Banden. Ich hoffe doch, der Quixote ist vollendet? Wie habt ihr denn das mit dem Allmanach eingerichtet? Wird das Honorar unter alle, die Beyträge liefern, gleich vertheilt? Und habt ihr als die Herausgeber nichts voraus? von 300 rh., dächt ich, müstest Du mehr wie 20 Louisdor haben.
Loders sind nach Dresden gereiset. Sie werden wohl Ernsts besuchen, wenn sie nach Pillnitz kommen.
Ich habe die Hufeland gesprochen und zwar ganz so ohne mein Zuthun, wie ich wollte. Sie kam zu Luise, wir waren aber eben beyde zu einen Kaufmann gegangen und begegne[te]n ihr dann, sie kam gleich auf mich zu, reichte mir die Hand und frug nach meiner Gesundheit. Da sie auf Luisens Vorschlag nicht mit uns umkehren konnte, so sagt ich ihr, sie sollte uns bald ordentlich besuchen, was sie gern annahm und diese Woche vor sich gehn wird. Denselben Abend komt auch Hufeland eben die Treppe herunter, wie wir spazieren gehn wollten, allein solche Verlegenheit kanst Du Dir nicht denken. Ich blieb ein wenig zurückstehn, weil ich noch auf etwas wartete, und stand freylich recht kalt und steif, indeß er mit Luisen reden wollte, aber durchaus nicht herausbringen konnte, was er meynte, und total den Kopf und die Zunge verlohren hatte. Er konnte also auch nichts wie eine unterthänige Verbeugung bey mir anbringen, aber nächstens wird es alles wieder im Gelenke seyn.
Eben lassen sich die Bohn und Fromman melden.
Die Hufeland wird auch kommen.
–
Wir haben gestern ein furchtbares Gewitter, das fast den ganzen Nachmittag anhielt, gehabt. Luise erlebte es auf der Driesnitz, wie schon gesagt. Schelling und ich lasen Fichtens Reinhold Brief, der uns ganz mit dem sonnenklaren versöhnt hat. S. hält dafür, daß es zu seinen Vortreflichsten gehöre, und ist ganz davon ergriffen, glaubt auch darinn das Zeichen zu sehn, das er lange von Fichte erwartet.
Noch hör ich nichts von Friedrich Tiek.
–
Nachmittag.
Wieder ein Donnerwetter überstanden! In Berlin giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.
Fromman hat mir 10 Carolin von Nicolovius zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von Friedrich 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für Mad. S. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.
Kotzebue wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?
Cotta hat Nicol[ai] das erste Exemplar der Schrift zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. Gedike wird es wohl mitgetheilt haben.
Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.
Das Mädchen von Orleans komt als Almanach bei Unger heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey Sujets in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.
Lebe wohl, mein lieber Schlegel.
Nochmals Adieu.
Ich kann Dir nicht so frisch und munter schreiben, als es das Fest der heiligen Pfingsten mit sich bringen sollte, denn ich arbeite mich eben aus einen meiner gewöhnlichen An- und Rückfälle heraus, und bin einige Tage über sehr schwach gewesen, wozu ich keine andre Veranlassung weiß, als daß ich ein wenig im Hause umher handthieret hatte; meine Krankheit wird übrigens wohl wie die Welt den Grund ihres Daseyns immer in sich selber haben. ‒ Wäre es gestern mit mir gewesen wie vorgestern, so hätte ich Kilian holen lassen, aber die gewöhnlichen Mittel scheinen ihre gewöhnlichen Dienste zu thun. ‒ Mich verdrießt nur, daß ich Dir nicht so gescheut, wie ich wünschte, über den Inhalt Deines Briefes vom 16ten werde reden können. ‒ Ich denke, es ist recht gut, wenn keine weitern Schritte von Seiten Tieks usw. geschehen sind, die Zunft theilt sich alles mit und die Sache des Shakespear wird schlimmer. Was Du mir angiebst, daß ich unter der Hand durch lose leichte Briefe von meiner façon darinn wirksam seyn könnte, das habe ich selber schon bedacht, und ohne mein Übelbefinden hätte die Vieweg einen von mir erhalten, nicht mit einen Antrag, sondern unter 10 andern Dingen hätte ich auch dieses berührt, und würde Stimmung und Meynung allenfals herausgelockt haben, auch soll dieses noch alsbald geschehn. ‒ Allerdings muß man ihn nicht herum bieten, laß Dich auf nichts mehr ein, wo die Annahme ungewiß ist. Schelling behauptete, ich hätte den eigentlichen Sinn seines Rathes doch nicht ganz ausgedrückt lezthin, wie er sich ihn von mir wieder sagen ließ; er meynt, Du sollest entweder eine Pause machen, denn in einiger Zeit könne es Dir doch damit nicht fehlen, oder wenn Du diese nicht gerathen fändest, dann sollest Du Dich mit Unger wieder vereinigen, und das hält er nach Cottas Betheurungen über die Kränkung, welche U. empfinde, möglich, ohne Eintrag Deiner Würde und Rechte. ‒ Ich setze zum Voraus, daß Du Fichte alles mitgetheilt hast. Vielleicht wäre auch dieser im Stande den Vermittler zwischen Dir und U. auf eine kluge Art zu machen, und würde nicht abgeneigt seyn. Ich schlage ihn vor als den näheren. Außerdem schreiben Schelling oder ich (wenn Du das lieber wolltest) an Cotta alles, was Du uns eingiebst. Mit Fromman spreche ich aber nicht, denn zu den Erkundigungen über Druckkosten und dergl. ist es immer noch Zeit, da doch wahrscheinlich nicht zu einem Subscriptionsplan gegriffen wird, und außerdem mit ihm zu berathschlagen dazu ist Fromman ein zu unverschämter Geselle, der sich obendrein wohl nicht sehr über Deine Verlegenheit grämt. Er soll an Aufgeblasenheit noch beträchtlich zugenommen haben; ich sah ihn noch nicht, aber Luisen sogar ist er gestern, wo sie mit Hufelands auf der Driesnitz in seiner Gesellschaft war, sehr von der Seite aufgefallen, ohne daß sie im mindesten prävenirt gewesen wäre. ‒ Bohn wird erwartet ‒ mit dem könnte Friedrich sprechen, allein ich sehe Friedrich nicht, ich kann ihm nichts darüber angeben, und in der That, jeder neue Versuch ohne sichern Ausgang ist höchst mislich für Dich. Mit Frölich unternimm ja nichts, man theilt seinen Miskredit. ‒ Wenn die Unger nicht wäre, so wolt ich wohl unternehmen so an den U. kraft einer kühnen Resoluzion zu schreiben, daß ich wie ein andrer Orpheus die Steine oder Typen wieder zusammen fügte.
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Noch hör ich nichts von Friedrich Tiek.
–
Nachmittag.
Wieder ein Donnerwetter überstanden! In Berlin giebts wohl keine, dafür ist aber auch der Sommer wunderschön hier.
Fromman hat mir 10 Carolin von Nicolovius zugeschickt. Standen nicht auf dem Zettel von Friedrich 12? Hiebey lag einer von N. selbst mit der Aufschrift 10 C. für Mad. S. von N., daß also Fromman keinen Irthum begangen hat.
Kotzebue wird wirklich erwartet. Wilst Du ihn nicht hier empfangen?
Cotta hat Nicol[ai] das erste Exemplar der Schrift zugeschickt. N. hat es aber schon im Manusscript gelesen. Gedike wird es wohl mitgetheilt haben.
Wenn Du Dich mit Unger nicht wieder verträgst, meint Schelling, dann müsse sein Betragen allerdings öffentlich bekant gemacht und ihm siedendes Bley eingegossen werden. Er ist toll darauf, daß die Buchhändler die Schriftsteller so im Bann haben, und da wär es mit dem Theater freylich herrlich.
Das Mädchen von Orleans komt als Almanach bei Unger heraus. Schiller hat Schelling gesagt, er mache nun nichts mehr ohne drey Sujets in Vorrath, denn die Quale wäre gar zu groß, wenn nun eines über Seit geschaft sey, wo das neue herkriegen.
Lebe wohl, mein lieber Schlegel.
Nochmals Adieu.