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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-01-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '[<span class="index-12 tp-22899 ">Jena</span>] 31 May [‒1. Juni 1801].<br>Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.<br><span class="index-4288 tp-22900 weight-bold ">Cécile</span> ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet <span class="index-3117 tp-22928 ">Julchen</span> angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und <span class="index-1929 tp-22929 ">Luise</span> hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. <span class="weight-bold ">Cecilens</span> krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße <span class="index-4261 tp-22930 ">Rose</span> neben der andern Rose, die Du ja kennst.<br><span class="index-137 tp-22902 ">Den alten Meister</span> wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und <span class="index-62 tp-22914 ">Schelling</span>. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach <span class="index-1873 tp-22903 ">Pyrmont</span> und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll <span class="index-4330 tp-22931 ">Söder</span> nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. <span class="index-56 tp-22905 ">Fr. Tiek</span> verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? <span class="index-2762 tp-22904 ">Wiedemann</span> hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.<br>(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)<br>Wir haben für <span class="index-4311 tp-22906 ">den sonnenklaren***</span> ein Motto ausgefunden:<br><br>Zweifle an der Sonne Klarheit,<br>Zweifle an der Sterne Licht,<br>Leser, nur an meiner Wahrheit<br>Und an deiner Dummheit nicht.<br><br>Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es <span class="index-137 tp-22932 ">Goethen</span> mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von <span class="index-55 tp-22907 ">Fichte</span> <span class="weight-bold ">maltraitiren</span> zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.<br>Eben haben wir uns mit <span class="index-4336 tp-23010 index-2748 tp-23009 ">Reinholds</span><span class="index-4336 tp-23010 "> 2ten Heft</span> unterhalten.<br>Wenn <span class="index-8 tp-22908 ">Friedrich</span> sich rechtfertigen <span class="weight-bold ">kann,</span> so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über <span class="index-67 tp-47183 ">Unger</span> besser ins Reine zu kommen. Also nachdem <span class="weight-bold ">er</span> Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <span class="index-1437 tp-22913 ">Nicolovius</span> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <span class="index-31 tp-47184 index-637 tp-47185 ">Frommans</span> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <span class="index-4315 tp-47186 ">Bohn</span> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.<br>Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den <span class="index-1467 tp-22933 weight-bold ">Hemsterhuys</span> und <span class="index-2048 tp-22909 index-48 tp-47187 ">Tieks</span><span class="index-2048 tp-22909 "> </span><span class="index-2048 tp-22909 weight-bold ">Donquixote</span>, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒<br>Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist <span class="index-180 tp-22910 ">die Veit</span> krank gewesen schon in <span class="index-22 tp-22934 ">Leipzig</span>. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <span class="index-641 tp-22911 ">Gries</span> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <span class="weight-bold ">Conversation</span> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <span class="index-53 tp-22935 ">der Ehrenpforte</span> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<br><span class="index-177 tp-47188 ">Steffens</span> hat nun <span class="index-3100 tp-22936 ">ein Buch gefertiget über die Erde</span> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <span class="index-236 tp-22937 ">Bamberg</span> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <span class="index-245 tp-22938 ">Marcus</span> an der Spitze, eine ordentliche <span class="weight-bold ">Fête</span>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <span class="index-243 tp-22939 ">Mad. Paulus</span> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<br><br>1 Jun.<br><span class="index-1928 tp-22915 ">Philipp</span> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <span class="index-242 tp-22940 ">Hufeland</span> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <span class="index-4230 tp-22916 ">Succow</span> die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <span class="index-4255 tp-22917 ">Kilian</span>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <span class="index-389 tp-22918 index-4268 tp-22919 ">Niethammers</span> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <span class="index-4329 tp-22920 ">Wenigenjena</span> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <span class="index-4268 tp-22941 ">die N.</span> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <span class="index-2935 tp-22942 ">Dessen Frau</span> ist ja wieder etwas verrückt.<br>Wegen des Gesangbuchs, das <span class="index-179 tp-22945 ">Hardenberg</span> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <span class="index-241 tp-22943 ">Weißenfels</span> danach fragen? Du wirst doch <span class="index-3007 tp-22921 ">Sidonien</span> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <span class="index-3140 tp-47189 ">Roman</span> erscheinen? ‒ <span class="index-48 tp-47190 ">Tieks</span> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <span class="index-101 tp-22946 ">den Almanach</span> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <span class="index-171 tp-22944 ">Paris</span> zuweisen kann.<br>Ihr werdet ja <span class="index-218 tp-22947 ">Brinkmann</span> wieder in <span class="index-15 tp-22922 ">Berlin</span> sehn, und überhaupt das deutsche <span class="index-171 tp-22923 ">Paris</span>, <span class="index-555 tp-22948 index-9 tp-22949 ">die Humbolds</span> nehmlich.<br><span class="weight-bold ">So</span> stand es also mit <span class="index-89 tp-22924 ">dem Mädchen von Orleans</span>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <span class="index-4331 tp-22951 ">Lauchstedt</span> und <span class="index-411 tp-22950 ">Rudolstadt</span>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<br><span class="index-271 tp-22925 ">Voß</span> wird hieher kommen. Es studirt <span class="index-1098 tp-47191 ">ein junger Voß</span> in <span class="index-229 tp-22926 ">Halle</span>, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß <span class="index-271 tp-22952 ">sein Vater</span> <span class="index-4333 tp-22956 ">Deine Übersetzung der </span><span class="index-4333 tp-22956 weight-bold ">Spindel</span> der seinigen und <span class="index-2927 tp-22958 ">Eschens</span> aufrichtig vorzöge. Gries meynt, <span class="index-3116 tp-22957 ">Deine Ehrenerklärung</span> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <span class="index-1406 tp-56875 ">Bothe</span> der Verfasser <span class="index-4273 tp-22954 ">der Gigantomachie</span> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <span class="index-4332 tp-22955 ">dem Ossian</span> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<br>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<br>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<br>Lebe recht wohl.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => '', 'description' => 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 31. Mai [bis 1. 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Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit ihm zog sie nach Würzburg und München. 1809 erkrankte sie an der Ruhr und verstarb.', '39_geschlecht' => 'w', '39_beziehung' => 'Caroline von Schelling war die erste Ehefrau Schlegels; die Ehe wurde 1803 geschieden. 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Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und <span class="index-1929 tp-22929 ">Luise</span> hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. <span class="weight-bold ">Cecilens</span> krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße <span class="index-4261 tp-22930 ">Rose</span> neben der andern Rose, die Du ja kennst.<br><span class="index-137 tp-22902 ">Den alten Meister</span> wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und <span class="index-62 tp-22914 ">Schelling</span>. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach <span class="index-1873 tp-22903 ">Pyrmont</span> und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll <span class="index-4330 tp-22931 ">Söder</span> nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. <span class="index-56 tp-22905 ">Fr. Tiek</span> verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? <span class="index-2762 tp-22904 ">Wiedemann</span> hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.<br>(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)<br>Wir haben für <span class="index-4311 tp-22906 ">den sonnenklaren***</span> ein Motto ausgefunden:<br><br>Zweifle an der Sonne Klarheit,<br>Zweifle an der Sterne Licht,<br>Leser, nur an meiner Wahrheit<br>Und an deiner Dummheit nicht.<br><br>Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. 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Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <span class="index-1437 tp-22913 ">Nicolovius</span> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <span class="index-31 tp-47184 index-637 tp-47185 ">Frommans</span> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <span class="index-4315 tp-47186 ">Bohn</span> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.<br>Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den <span class="index-1467 tp-22933 weight-bold ">Hemsterhuys</span> und <span class="index-2048 tp-22909 index-48 tp-47187 ">Tieks</span><span class="index-2048 tp-22909 "> </span><span class="index-2048 tp-22909 weight-bold ">Donquixote</span>, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒<br>Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist <span class="index-180 tp-22910 ">die Veit</span> krank gewesen schon in <span class="index-22 tp-22934 ">Leipzig</span>. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <span class="index-641 tp-22911 ">Gries</span> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <span class="weight-bold ">Conversation</span> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <span class="index-53 tp-22935 ">der Ehrenpforte</span> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<br><span class="index-177 tp-47188 ">Steffens</span> hat nun <span class="index-3100 tp-22936 ">ein Buch gefertiget über die Erde</span> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <span class="index-236 tp-22937 ">Bamberg</span> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <span class="index-245 tp-22938 ">Marcus</span> an der Spitze, eine ordentliche <span class="weight-bold ">Fête</span>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <span class="index-243 tp-22939 ">Mad. Paulus</span> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<br><br>1 Jun.<br><span class="index-1928 tp-22915 ">Philipp</span> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <span class="index-242 tp-22940 ">Hufeland</span> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <span class="index-4230 tp-22916 ">Succow</span> die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <span class="index-4255 tp-22917 ">Kilian</span>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <span class="index-389 tp-22918 index-4268 tp-22919 ">Niethammers</span> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <span class="index-4329 tp-22920 ">Wenigenjena</span> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <span class="index-4268 tp-22941 ">die N.</span> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <span class="index-2935 tp-22942 ">Dessen Frau</span> ist ja wieder etwas verrückt.<br>Wegen des Gesangbuchs, das <span class="index-179 tp-22945 ">Hardenberg</span> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <span class="index-241 tp-22943 ">Weißenfels</span> danach fragen? Du wirst doch <span class="index-3007 tp-22921 ">Sidonien</span> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <span class="index-3140 tp-47189 ">Roman</span> erscheinen? ‒ <span class="index-48 tp-47190 ">Tieks</span> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <span class="index-101 tp-22946 ">den Almanach</span> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <span class="index-171 tp-22944 ">Paris</span> zuweisen kann.<br>Ihr werdet ja <span class="index-218 tp-22947 ">Brinkmann</span> wieder in <span class="index-15 tp-22922 ">Berlin</span> sehn, und überhaupt das deutsche <span class="index-171 tp-22923 ">Paris</span>, <span class="index-555 tp-22948 index-9 tp-22949 ">die Humbolds</span> nehmlich.<br><span class="weight-bold ">So</span> stand es also mit <span class="index-89 tp-22924 ">dem Mädchen von Orleans</span>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <span class="index-4331 tp-22951 ">Lauchstedt</span> und <span class="index-411 tp-22950 ">Rudolstadt</span>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<br><span class="index-271 tp-22925 ">Voß</span> wird hieher kommen. Es studirt <span class="index-1098 tp-47191 ">ein junger Voß</span> in <span class="index-229 tp-22926 ">Halle</span>, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß <span class="index-271 tp-22952 ">sein Vater</span> <span class="index-4333 tp-22956 ">Deine Übersetzung der </span><span class="index-4333 tp-22956 weight-bold ">Spindel</span> der seinigen und <span class="index-2927 tp-22958 ">Eschens</span> aufrichtig vorzöge. Gries meynt, <span class="index-3116 tp-22957 ">Deine Ehrenerklärung</span> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <span class="index-1406 tp-56875 ">Bothe</span> der Verfasser <span class="index-4273 tp-22954 ">der Gigantomachie</span> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <span class="index-4332 tp-22955 ">dem Ossian</span> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<br>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<br>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<br>Lebe recht wohl.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] 31 May [‒1. Juni 1801].<lb/>Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. 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Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über <persName key="67">Unger</persName> besser ins Reine zu kommen. Also nachdem <hi rend="weight:bold">er</hi> Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <persName key="1437">Nicolovius</persName> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <persName key="31"><persName key="637">Frommans</persName></persName> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <persName key="4315">Bohn</persName> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. 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Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <persName key="641">Gries</persName> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <hi rend="weight:bold">Conversation</hi> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <name key="53" type="work">der Ehrenpforte</name> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<lb/><persName key="177">Steffens</persName> hat nun <name key="3100" type="work">ein Buch gefertiget über die Erde</name> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <placeName key="236">Bamberg</placeName> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <persName key="245">Marcus</persName> an der Spitze, eine ordentliche <hi rend="weight:bold">Fête</hi>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <persName key="243">Mad. Paulus</persName> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<lb/><lb/>1 Jun.<lb/><persName key="1928">Philipp</persName> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <persName key="242">Hufeland</persName> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <persName key="4230">Succow</persName> die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <persName key="4255">Kilian</persName>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <persName key="389"><persName key="4268">Niethammers</persName></persName> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <placeName key="4329">Wenigenjena</placeName> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <persName key="4268">die N.</persName> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <persName key="2935">Dessen Frau</persName> ist ja wieder etwas verrückt.<lb/>Wegen des Gesangbuchs, das <persName key="179">Hardenberg</persName> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <placeName key="241">Weißenfels</placeName> danach fragen? Du wirst doch <persName key="3007">Sidonien</persName> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <name key="3140" type="work">Roman</name> erscheinen? ‒ <persName key="48">Tieks</persName> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <name key="101" type="periodical">den Almanach</name> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <placeName key="171">Paris</placeName> zuweisen kann.<lb/>Ihr werdet ja <persName key="218">Brinkmann</persName> wieder in <placeName key="15">Berlin</placeName> sehn, und überhaupt das deutsche <placeName key="171">Paris</placeName>, <persName key="555"><persName key="9">die Humbolds</persName></persName> nehmlich.<lb/><hi rend="weight:bold">So</hi> stand es also mit <name key="89" type="work">dem Mädchen von Orleans</name>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <placeName key="4331">Lauchstedt</placeName> und <placeName key="411">Rudolstadt</placeName>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<lb/><persName key="271">Voß</persName> wird hieher kommen. Es studirt <persName key="1098">ein junger Voß</persName> in <placeName key="229">Halle</placeName>, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß <persName key="271">sein Vater</persName> <name key="4333" type="work">Deine Übersetzung der <hi rend="weight:bold">Spindel</hi></name> der seinigen und <persName key="2927">Eschens</persName> aufrichtig vorzöge. Gries meynt, <name key="3116" type="work">Deine Ehrenerklärung</name> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <persName key="1406">Bothe</persName> der Verfasser <name key="4273" type="work">der Gigantomachie</name> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <name key="4332" type="work">dem Ossian</name> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<lb/>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<lb/>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<lb/>Lebe recht wohl.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB22899"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE22899"/>] 31 May [‒1. Juni 1801].<lb/>Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.<lb/><anchor type="b" n="4288" ana="11" xml:id="NidB22900"/><hi rend="weight:bold">Cécile</hi><anchor type="e" n="4288" ana="11" xml:id="NidE22900"/> ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet <anchor type="b" n="3117" ana="11" xml:id="NidB22928"/>Julchen<anchor type="e" n="3117" ana="11" xml:id="NidE22928"/> angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22929"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22929"/> hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. <hi rend="weight:bold">Cecilens</hi> krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22930"/>Rose<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22930"/> neben der andern Rose, die Du ja kennst.<lb/><anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22902"/>Den alten Meister<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22902"/> wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22914"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22914"/>. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach <anchor type="b" n="1873" ana="10" xml:id="NidB22903"/>Pyrmont<anchor type="e" n="1873" ana="10" xml:id="NidE22903"/> und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll <anchor type="b" n="4330" ana="10" xml:id="NidB22931"/>Söder<anchor type="e" n="4330" ana="10" xml:id="NidE22931"/> nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22905"/>Fr. Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22905"/> verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB22904"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE22904"/> hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.<lb/>(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)<lb/>Wir haben für <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22906"/>den sonnenklaren***<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22906"/> ein Motto ausgefunden:<lb/><lb/>Zweifle an der Sonne Klarheit,<lb/>Zweifle an der Sterne Licht,<lb/>Leser, nur an meiner Wahrheit<lb/>Und an deiner Dummheit nicht.<lb/><lb/>Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22932"/>Goethen<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22932"/> mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22907"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22907"/> <hi rend="weight:bold">maltraitiren</hi> zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.<lb/>Eben haben wir uns mit <anchor type="b" n="4336" ana="13" xml:id="NidB23010"/><anchor type="b" n="2748" ana="11" xml:id="NidB23009"/>Reinholds<anchor type="e" n="2748" ana="11" xml:id="NidE23009"/> 2ten Heft<anchor type="e" n="4336" ana="13" xml:id="NidE23010"/> unterhalten.<lb/>Wenn <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22908"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22908"/> sich rechtfertigen <hi rend="weight:bold">kann,</hi> so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB47183"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE47183"/> besser ins Reine zu kommen. Also nachdem <hi rend="weight:bold">er</hi> Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <anchor type="b" n="1437" ana="11" xml:id="NidB22913"/>Nicolovius<anchor type="e" n="1437" ana="11" xml:id="NidE22913"/> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB47184"/><anchor type="b" n="637" ana="11" xml:id="NidB47185"/>Frommans<anchor type="e" n="637" ana="11" xml:id="NidE47185"/><anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE47184"/> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <anchor type="b" n="4315" ana="11" xml:id="NidB47186"/>Bohn<anchor type="e" n="4315" ana="11" xml:id="NidE47186"/> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.<lb/>Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den <anchor type="b" n="1467" ana="11" xml:id="NidB22933"/><hi rend="weight:bold">Hemsterhuys</hi><anchor type="e" n="1467" ana="11" xml:id="NidE22933"/> und <anchor type="b" n="2048" ana="12" xml:id="NidB22909"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB47187"/>Tieks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE47187"/> <hi rend="weight:bold">Donquixote</hi><anchor type="e" n="2048" ana="12" xml:id="NidE22909"/>, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒<lb/>Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22910"/>die Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22910"/> krank gewesen schon in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB22934"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE22934"/>. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <anchor type="b" n="641" ana="11" xml:id="NidB22911"/>Gries<anchor type="e" n="641" ana="11" xml:id="NidE22911"/> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <hi rend="weight:bold">Conversation</hi> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <anchor type="b" n="53" ana="12" xml:id="NidB22935"/>der Ehrenpforte<anchor type="e" n="53" ana="12" xml:id="NidE22935"/> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<lb/><anchor type="b" n="177" ana="11" xml:id="NidB47188"/>Steffens<anchor type="e" n="177" ana="11" xml:id="NidE47188"/> hat nun <anchor type="b" n="3100" ana="12" xml:id="NidB22936"/>ein Buch gefertiget über die Erde<anchor type="e" n="3100" ana="12" xml:id="NidE22936"/> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <anchor type="b" n="236" ana="10" xml:id="NidB22937"/>Bamberg<anchor type="e" n="236" ana="10" xml:id="NidE22937"/> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <anchor type="b" n="245" ana="11" xml:id="NidB22938"/>Marcus<anchor type="e" n="245" ana="11" xml:id="NidE22938"/> an der Spitze, eine ordentliche <hi rend="weight:bold">Fête</hi>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <anchor type="b" n="243" ana="11" xml:id="NidB22939"/>Mad. Paulus<anchor type="e" n="243" ana="11" xml:id="NidE22939"/> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<lb/><lb/>1 Jun.<lb/><anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22915"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22915"/> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22940"/>Hufeland<anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22940"/> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <anchor type="b" n="4230" ana="11" xml:id="NidB22916"/>Succow<anchor type="e" n="4230" ana="11" xml:id="NidE22916"/> die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <anchor type="b" n="4255" ana="11" xml:id="NidB22917"/>Kilian<anchor type="e" n="4255" ana="11" xml:id="NidE22917"/>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <anchor type="b" n="389" ana="11" xml:id="NidB22918"/><anchor type="b" n="4268" ana="11" xml:id="NidB22919"/>Niethammers<anchor type="e" n="4268" ana="11" xml:id="NidE22919"/><anchor type="e" n="389" ana="11" xml:id="NidE22918"/> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <anchor type="b" n="4329" ana="10" xml:id="NidB22920"/>Wenigenjena<anchor type="e" n="4329" ana="10" xml:id="NidE22920"/> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <anchor type="b" n="4268" ana="11" xml:id="NidB22941"/>die N.<anchor type="e" n="4268" ana="11" xml:id="NidE22941"/> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22942"/>Dessen Frau<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22942"/> ist ja wieder etwas verrückt.<lb/>Wegen des Gesangbuchs, das <anchor type="b" n="179" ana="11" xml:id="NidB22945"/>Hardenberg<anchor type="e" n="179" ana="11" xml:id="NidE22945"/> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <anchor type="b" n="241" ana="10" xml:id="NidB22943"/>Weißenfels<anchor type="e" n="241" ana="10" xml:id="NidE22943"/> danach fragen? Du wirst doch <anchor type="b" n="3007" ana="11" xml:id="NidB22921"/>Sidonien<anchor type="e" n="3007" ana="11" xml:id="NidE22921"/> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <anchor type="b" n="3140" ana="12" xml:id="NidB47189"/>Roman<anchor type="e" n="3140" ana="12" xml:id="NidE47189"/> erscheinen? ‒ <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB47190"/>Tieks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE47190"/> Unthätigkeit geht mir recht nahe. 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Gries meynt, <anchor type="b" n="3116" ana="12" xml:id="NidB22957"/>Deine Ehrenerklärung<anchor type="e" n="3116" ana="12" xml:id="NidE22957"/> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <anchor type="b" n="1406" ana="11" xml:id="NidB56875"/>Bothe<anchor type="e" n="1406" ana="11" xml:id="NidE56875"/> der Verfasser <anchor type="b" n="4273" ana="12" xml:id="NidB22954"/>der Gigantomachie<anchor type="e" n="4273" ana="12" xml:id="NidE22954"/> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <anchor type="b" n="4332" ana="12" xml:id="NidB22955"/>dem Ossian<anchor type="e" n="4332" ana="12" xml:id="NidE22955"/> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<lb/>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<lb/>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<lb/>Lebe recht wohl.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_310501061801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 156‒161 u. 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Juni 1801].<br>Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.<br><span class="index-4288 tp-22900 weight-bold ">Cécile</span> ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet <span class="index-3117 tp-22928 ">Julchen</span> angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und <span class="index-1929 tp-22929 ">Luise</span> hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. <span class="weight-bold ">Cecilens</span> krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße <span class="index-4261 tp-22930 ">Rose</span> neben der andern Rose, die Du ja kennst.<br><span class="index-137 tp-22902 ">Den alten Meister</span> wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und <span class="index-62 tp-22914 ">Schelling</span>. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach <span class="index-1873 tp-22903 ">Pyrmont</span> und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll <span class="index-4330 tp-22931 ">Söder</span> nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. <span class="index-56 tp-22905 ">Fr. Tiek</span> verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? <span class="index-2762 tp-22904 ">Wiedemann</span> hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.<br>(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)<br>Wir haben für <span class="index-4311 tp-22906 ">den sonnenklaren***</span> ein Motto ausgefunden:<br><br>Zweifle an der Sonne Klarheit,<br>Zweifle an der Sterne Licht,<br>Leser, nur an meiner Wahrheit<br>Und an deiner Dummheit nicht.<br><br>Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es <span class="index-137 tp-22932 ">Goethen</span> mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von <span class="index-55 tp-22907 ">Fichte</span> <span class="weight-bold ">maltraitiren</span> zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.<br>Eben haben wir uns mit <span class="index-4336 tp-23010 index-2748 tp-23009 ">Reinholds</span><span class="index-4336 tp-23010 "> 2ten Heft</span> unterhalten.<br>Wenn <span class="index-8 tp-22908 ">Friedrich</span> sich rechtfertigen <span class="weight-bold ">kann,</span> so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über <span class="index-67 tp-47183 ">Unger</span> besser ins Reine zu kommen. Also nachdem <span class="weight-bold ">er</span> Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <span class="index-1437 tp-22913 ">Nicolovius</span> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <span class="index-31 tp-47184 index-637 tp-47185 ">Frommans</span> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <span class="index-4315 tp-47186 ">Bohn</span> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.<br>Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den <span class="index-1467 tp-22933 weight-bold ">Hemsterhuys</span> und <span class="index-2048 tp-22909 index-48 tp-47187 ">Tieks</span><span class="index-2048 tp-22909 "> </span><span class="index-2048 tp-22909 weight-bold ">Donquixote</span>, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒<br>Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist <span class="index-180 tp-22910 ">die Veit</span> krank gewesen schon in <span class="index-22 tp-22934 ">Leipzig</span>. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <span class="index-641 tp-22911 ">Gries</span> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <span class="weight-bold ">Conversation</span> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <span class="index-53 tp-22935 ">der Ehrenpforte</span> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<br><span class="index-177 tp-47188 ">Steffens</span> hat nun <span class="index-3100 tp-22936 ">ein Buch gefertiget über die Erde</span> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <span class="index-236 tp-22937 ">Bamberg</span> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <span class="index-245 tp-22938 ">Marcus</span> an der Spitze, eine ordentliche <span class="weight-bold ">Fête</span>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <span class="index-243 tp-22939 ">Mad. Paulus</span> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<br><br>1 Jun.<br><span class="index-1928 tp-22915 ">Philipp</span> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <span class="index-242 tp-22940 ">Hufeland</span> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <span class="index-4230 tp-22916 ">Succow</span> die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <span class="index-4255 tp-22917 ">Kilian</span>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <span class="index-389 tp-22918 index-4268 tp-22919 ">Niethammers</span> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <span class="index-4329 tp-22920 ">Wenigenjena</span> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <span class="index-4268 tp-22941 ">die N.</span> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <span class="index-2935 tp-22942 ">Dessen Frau</span> ist ja wieder etwas verrückt.<br>Wegen des Gesangbuchs, das <span class="index-179 tp-22945 ">Hardenberg</span> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <span class="index-241 tp-22943 ">Weißenfels</span> danach fragen? Du wirst doch <span class="index-3007 tp-22921 ">Sidonien</span> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <span class="index-3140 tp-47189 ">Roman</span> erscheinen? ‒ <span class="index-48 tp-47190 ">Tieks</span> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <span class="index-101 tp-22946 ">den Almanach</span> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <span class="index-171 tp-22944 ">Paris</span> zuweisen kann.<br>Ihr werdet ja <span class="index-218 tp-22947 ">Brinkmann</span> wieder in <span class="index-15 tp-22922 ">Berlin</span> sehn, und überhaupt das deutsche <span class="index-171 tp-22923 ">Paris</span>, <span class="index-555 tp-22948 index-9 tp-22949 ">die Humbolds</span> nehmlich.<br><span class="weight-bold ">So</span> stand es also mit <span class="index-89 tp-22924 ">dem Mädchen von Orleans</span>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <span class="index-4331 tp-22951 ">Lauchstedt</span> und <span class="index-411 tp-22950 ">Rudolstadt</span>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<br><span class="index-271 tp-22925 ">Voß</span> wird hieher kommen. Es studirt <span class="index-1098 tp-47191 ">ein junger Voß</span> in <span class="index-229 tp-22926 ">Halle</span>, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß <span class="index-271 tp-22952 ">sein Vater</span> <span class="index-4333 tp-22956 ">Deine Übersetzung der </span><span class="index-4333 tp-22956 weight-bold ">Spindel</span> der seinigen und <span class="index-2927 tp-22958 ">Eschens</span> aufrichtig vorzöge. Gries meynt, <span class="index-3116 tp-22957 ">Deine Ehrenerklärung</span> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <span class="index-1406 tp-56875 ">Bothe</span> der Verfasser <span class="index-4273 tp-22954 ">der Gigantomachie</span> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <span class="index-4332 tp-22955 ">dem Ossian</span> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<br>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<br>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<br>Lebe recht wohl.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 31. Mai [bis 1. 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Ehe) Schlegel, Friederike Caroline (Pseudonym)', '39_gebdatum' => '1763-09-02', '39_toddatum' => '1809-09-07', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Caroline von Schelling war die Tochter des Theologen und Orientalisten Johann David Michaelis. Ihre Kindheit verlebte sie in Göttingen. Der Besuch in einem Mädchenpensionat in Gotha folgte. Die Ehe mit Johann Franz Wilhelm Böhmer war von kurzer Dauer, er verstarb 1788. Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit ihm zog sie nach Würzburg und München. 1809 erkrankte sie an der Ruhr und verstarb.', '39_geschlecht' => 'w', '39_beziehung' => 'Caroline von Schelling war die erste Ehefrau Schlegels; die Ehe wurde 1803 geschieden. 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Sigrid Damm. Original-Ausg. 4., erw. u. bearb. Aufl. Darmstadt 1988. Schelling, Caroline: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz verm. hg. v. Erich Schmidt. 2 Bde. Leipzig 1913.', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteratur' => 'Romantische Liebe und romantischer Tod. Über den Bamberger Aufenthalt von Caroline Schlegel, Auguste Böhmer, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Wilhelm Schelling im Jahre 1800. Hg. v. Wulf Segebrecht. 2. Aufl. Bamberg 2001. Discher, Gisela: Madame Luzifer. Bürgerliche Vereinzelung und romantische Geselligkeit oder Caroline Schelling, gesch. Schlegel. 2. Aufl. Nordhausen 2011. Kleßmann, Eckart: "Ich war kühn, aber nicht frevelhaft": das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. Ungek. Ausg., 1. Aufl. 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Juni 1801].<br>Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.<br><span class="index-4288 tp-22900 weight-bold ">Cécile</span> ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet <span class="index-3117 tp-22928 ">Julchen</span> angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und <span class="index-1929 tp-22929 ">Luise</span> hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. <span class="weight-bold ">Cecilens</span> krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße <span class="index-4261 tp-22930 ">Rose</span> neben der andern Rose, die Du ja kennst.<br><span class="index-137 tp-22902 ">Den alten Meister</span> wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und <span class="index-62 tp-22914 ">Schelling</span>. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach <span class="index-1873 tp-22903 ">Pyrmont</span> und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll <span class="index-4330 tp-22931 ">Söder</span> nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. <span class="index-56 tp-22905 ">Fr. Tiek</span> verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? <span class="index-2762 tp-22904 ">Wiedemann</span> hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.<br>(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)<br>Wir haben für <span class="index-4311 tp-22906 ">den sonnenklaren***</span> ein Motto ausgefunden:<br><br>Zweifle an der Sonne Klarheit,<br>Zweifle an der Sterne Licht,<br>Leser, nur an meiner Wahrheit<br>Und an deiner Dummheit nicht.<br><br>Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es <span class="index-137 tp-22932 ">Goethen</span> mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von <span class="index-55 tp-22907 ">Fichte</span> <span class="weight-bold ">maltraitiren</span> zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.<br>Eben haben wir uns mit <span class="index-4336 tp-23010 index-2748 tp-23009 ">Reinholds</span><span class="index-4336 tp-23010 "> 2ten Heft</span> unterhalten.<br>Wenn <span class="index-8 tp-22908 ">Friedrich</span> sich rechtfertigen <span class="weight-bold ">kann,</span> so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über <span class="index-67 tp-47183 ">Unger</span> besser ins Reine zu kommen. Also nachdem <span class="weight-bold ">er</span> Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <span class="index-1437 tp-22913 ">Nicolovius</span> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <span class="index-31 tp-47184 index-637 tp-47185 ">Frommans</span> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <span class="index-4315 tp-47186 ">Bohn</span> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.<br>Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den <span class="index-1467 tp-22933 weight-bold ">Hemsterhuys</span> und <span class="index-2048 tp-22909 index-48 tp-47187 ">Tieks</span><span class="index-2048 tp-22909 "> </span><span class="index-2048 tp-22909 weight-bold ">Donquixote</span>, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒<br>Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist <span class="index-180 tp-22910 ">die Veit</span> krank gewesen schon in <span class="index-22 tp-22934 ">Leipzig</span>. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <span class="index-641 tp-22911 ">Gries</span> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <span class="weight-bold ">Conversation</span> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <span class="index-53 tp-22935 ">der Ehrenpforte</span> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<br><span class="index-177 tp-47188 ">Steffens</span> hat nun <span class="index-3100 tp-22936 ">ein Buch gefertiget über die Erde</span> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <span class="index-236 tp-22937 ">Bamberg</span> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <span class="index-245 tp-22938 ">Marcus</span> an der Spitze, eine ordentliche <span class="weight-bold ">Fête</span>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <span class="index-243 tp-22939 ">Mad. Paulus</span> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<br><br>1 Jun.<br><span class="index-1928 tp-22915 ">Philipp</span> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <span class="index-242 tp-22940 ">Hufeland</span> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <span class="index-4230 tp-22916 ">Succow</span> die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <span class="index-4255 tp-22917 ">Kilian</span>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <span class="index-389 tp-22918 index-4268 tp-22919 ">Niethammers</span> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <span class="index-4329 tp-22920 ">Wenigenjena</span> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <span class="index-4268 tp-22941 ">die N.</span> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <span class="index-2935 tp-22942 ">Dessen Frau</span> ist ja wieder etwas verrückt.<br>Wegen des Gesangbuchs, das <span class="index-179 tp-22945 ">Hardenberg</span> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <span class="index-241 tp-22943 ">Weißenfels</span> danach fragen? Du wirst doch <span class="index-3007 tp-22921 ">Sidonien</span> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <span class="index-3140 tp-47189 ">Roman</span> erscheinen? ‒ <span class="index-48 tp-47190 ">Tieks</span> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <span class="index-101 tp-22946 ">den Almanach</span> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <span class="index-171 tp-22944 ">Paris</span> zuweisen kann.<br>Ihr werdet ja <span class="index-218 tp-22947 ">Brinkmann</span> wieder in <span class="index-15 tp-22922 ">Berlin</span> sehn, und überhaupt das deutsche <span class="index-171 tp-22923 ">Paris</span>, <span class="index-555 tp-22948 index-9 tp-22949 ">die Humbolds</span> nehmlich.<br><span class="weight-bold ">So</span> stand es also mit <span class="index-89 tp-22924 ">dem Mädchen von Orleans</span>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <span class="index-4331 tp-22951 ">Lauchstedt</span> und <span class="index-411 tp-22950 ">Rudolstadt</span>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<br><span class="index-271 tp-22925 ">Voß</span> wird hieher kommen. Es studirt <span class="index-1098 tp-47191 ">ein junger Voß</span> in <span class="index-229 tp-22926 ">Halle</span>, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß <span class="index-271 tp-22952 ">sein Vater</span> <span class="index-4333 tp-22956 ">Deine Übersetzung der </span><span class="index-4333 tp-22956 weight-bold ">Spindel</span> der seinigen und <span class="index-2927 tp-22958 ">Eschens</span> aufrichtig vorzöge. Gries meynt, <span class="index-3116 tp-22957 ">Deine Ehrenerklärung</span> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <span class="index-1406 tp-56875 ">Bothe</span> der Verfasser <span class="index-4273 tp-22954 ">der Gigantomachie</span> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <span class="index-4332 tp-22955 ">dem Ossian</span> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<br>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<br>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<br>Lebe recht wohl.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] 31 May [‒1. Juni 1801].<lb/>Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.<lb/><persName key="4288"><hi rend="weight:bold">Cécile</hi></persName> ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet <persName key="3117">Julchen</persName> angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. 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Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach <placeName key="1873">Pyrmont</placeName> und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll <placeName key="4330">Söder</placeName> nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. <persName key="56">Fr. Tiek</persName> verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? <persName key="2762">Wiedemann</persName> hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.<lb/>(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)<lb/>Wir haben für <name key="4311" type="work">den sonnenklaren***</name> ein Motto ausgefunden:<lb/><lb/>Zweifle an der Sonne Klarheit,<lb/>Zweifle an der Sterne Licht,<lb/>Leser, nur an meiner Wahrheit<lb/>Und an deiner Dummheit nicht.<lb/><lb/>Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es <persName key="137">Goethen</persName> mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von <persName key="55">Fichte</persName> <hi rend="weight:bold">maltraitiren</hi> zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.<lb/>Eben haben wir uns mit <name key="4336" type="periodical"><persName key="2748">Reinholds</persName> 2ten Heft</name> unterhalten.<lb/>Wenn <persName key="8">Friedrich</persName> sich rechtfertigen <hi rend="weight:bold">kann,</hi> so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über <persName key="67">Unger</persName> besser ins Reine zu kommen. Also nachdem <hi rend="weight:bold">er</hi> Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ <persName key="1437">Nicolovius</persName> ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit <persName key="31"><persName key="637">Frommans</persName></persName> unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. <persName key="4315">Bohn</persName> ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.<lb/>Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den <persName key="1467"><hi rend="weight:bold">Hemsterhuys</hi></persName> und <name key="2048" type="work"><persName key="48">Tieks</persName> <hi rend="weight:bold">Donquixote</hi></name>, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒<lb/>Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist <persName key="180">die Veit</persName> krank gewesen schon in <placeName key="22">Leipzig</placeName>. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. <persName key="641">Gries</persName> erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine <hi rend="weight:bold">Conversation</hi> nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit <name key="53" type="work">der Ehrenpforte</name> geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.<lb/><persName key="177">Steffens</persName> hat nun <name key="3100" type="work">ein Buch gefertiget über die Erde</name> und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <placeName key="236">Bamberg</placeName> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <persName key="245">Marcus</persName> an der Spitze, eine ordentliche <hi rend="weight:bold">Fête</hi>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <persName key="243">Mad. Paulus</persName> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. 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Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <name key="3140" type="work">Roman</name> erscheinen? ‒ <persName key="48">Tieks</persName> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <name key="101" type="periodical">den Almanach</name> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <placeName key="171">Paris</placeName> zuweisen kann.<lb/>Ihr werdet ja <persName key="218">Brinkmann</persName> wieder in <placeName key="15">Berlin</placeName> sehn, und überhaupt das deutsche <placeName key="171">Paris</placeName>, <persName key="555"><persName key="9">die Humbolds</persName></persName> nehmlich.<lb/><hi rend="weight:bold">So</hi> stand es also mit <name key="89" type="work">dem Mädchen von Orleans</name>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <placeName key="4331">Lauchstedt</placeName> und <placeName key="411">Rudolstadt</placeName>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<lb/><persName key="271">Voß</persName> wird hieher kommen. 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So viel ich hörte, ist <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22910"/>die Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22910"/> krank gewesen schon in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB22934"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE22934"/>. 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G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in <anchor type="b" n="236" ana="10" xml:id="NidB22937"/>Bamberg<anchor type="e" n="236" ana="10" xml:id="NidE22937"/> gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, <anchor type="b" n="245" ana="11" xml:id="NidB22938"/>Marcus<anchor type="e" n="245" ana="11" xml:id="NidE22938"/> an der Spitze, eine ordentliche <hi rend="weight:bold">Fête</hi>, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. <anchor type="b" n="243" ana="11" xml:id="NidB22939"/>Mad. Paulus<anchor type="e" n="243" ana="11" xml:id="NidE22939"/> war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.<lb/><lb/>1 Jun.<lb/><anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22915"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22915"/> schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22940"/>Hufeland<anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22940"/> selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe <anchor type="b" n="4230" ana="11" xml:id="NidB22916"/>Succow<anchor type="e" n="4230" ana="11" xml:id="NidE22916"/> die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich <anchor type="b" n="4255" ana="11" xml:id="NidB22917"/>Kilian<anchor type="e" n="4255" ana="11" xml:id="NidE22917"/>, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für <anchor type="b" n="389" ana="11" xml:id="NidB22918"/><anchor type="b" n="4268" ana="11" xml:id="NidB22919"/>Niethammers<anchor type="e" n="4268" ana="11" xml:id="NidE22919"/><anchor type="e" n="389" ana="11" xml:id="NidE22918"/> liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in <anchor type="b" n="4329" ana="10" xml:id="NidB22920"/>Wenigenjena<anchor type="e" n="4329" ana="10" xml:id="NidE22920"/> gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber <anchor type="b" n="4268" ana="11" xml:id="NidB22941"/>die N.<anchor type="e" n="4268" ana="11" xml:id="NidE22941"/> so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. <anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22942"/>Dessen Frau<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22942"/> ist ja wieder etwas verrückt.<lb/>Wegen des Gesangbuchs, das <anchor type="b" n="179" ana="11" xml:id="NidB22945"/>Hardenberg<anchor type="e" n="179" ana="11" xml:id="NidE22945"/> hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in <anchor type="b" n="241" ana="10" xml:id="NidB22943"/>Weißenfels<anchor type="e" n="241" ana="10" xml:id="NidE22943"/> danach fragen? Du wirst doch <anchor type="b" n="3007" ana="11" xml:id="NidB22921"/>Sidonien<anchor type="e" n="3007" ana="11" xml:id="NidE22921"/> sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem <anchor type="b" n="3140" ana="12" xml:id="NidB47189"/>Roman<anchor type="e" n="3140" ana="12" xml:id="NidE47189"/> erscheinen? ‒ <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB47190"/>Tieks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE47190"/> Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für <anchor type="b" n="101" ana="13" xml:id="NidB22946"/>den Almanach<anchor type="e" n="101" ana="13" xml:id="NidE22946"/> das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB22944"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE22944"/> zuweisen kann.<lb/>Ihr werdet ja <anchor type="b" n="218" ana="11" xml:id="NidB22947"/>Brinkmann<anchor type="e" n="218" ana="11" xml:id="NidE22947"/> wieder in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB22922"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE22922"/> sehn, und überhaupt das deutsche <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB22923"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE22923"/>, <anchor type="b" n="555" ana="11" xml:id="NidB22948"/><anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB22949"/>die Humbolds<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE22949"/><anchor type="e" n="555" ana="11" xml:id="NidE22948"/> nehmlich.<lb/><hi rend="weight:bold">So</hi> stand es also mit <anchor type="b" n="89" ana="12" xml:id="NidB22924"/>dem Mädchen von Orleans<anchor type="e" n="89" ana="12" xml:id="NidE22924"/>? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in <anchor type="b" n="4331" ana="10" xml:id="NidB22951"/>Lauchstedt<anchor type="e" n="4331" ana="10" xml:id="NidE22951"/> und <anchor type="b" n="411" ana="10" xml:id="NidB22950"/>Rudolstadt<anchor type="e" n="411" ana="10" xml:id="NidE22950"/>. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.<lb/><anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB22925"/>Voß<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE22925"/> wird hieher kommen. Es studirt <anchor type="b" n="1098" ana="11" xml:id="NidB47191"/>ein junger Voß<anchor type="e" n="1098" ana="11" xml:id="NidE47191"/> in <anchor type="b" n="229" ana="10" xml:id="NidB22926"/>Halle<anchor type="e" n="229" ana="10" xml:id="NidE22926"/>, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß <anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB22952"/>sein Vater<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE22952"/> <anchor type="b" n="4333" ana="12" xml:id="NidB22956"/>Deine Übersetzung der <hi rend="weight:bold">Spindel</hi><anchor type="e" n="4333" ana="12" xml:id="NidE22956"/> der seinigen und <anchor type="b" n="2927" ana="11" xml:id="NidB22958"/>Eschens<anchor type="e" n="2927" ana="11" xml:id="NidE22958"/> aufrichtig vorzöge. Gries meynt, <anchor type="b" n="3116" ana="12" xml:id="NidB22957"/>Deine Ehrenerklärung<anchor type="e" n="3116" ana="12" xml:id="NidE22957"/> würde Eindruck auf Voß machen. Daß <anchor type="b" n="1406" ana="11" xml:id="NidB56875"/>Bothe<anchor type="e" n="1406" ana="11" xml:id="NidE56875"/> der Verfasser <anchor type="b" n="4273" ana="12" xml:id="NidB22954"/>der Gigantomachie<anchor type="e" n="4273" ana="12" xml:id="NidE22954"/> ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du <anchor type="b" n="4332" ana="12" xml:id="NidB22955"/>dem Ossian<anchor type="e" n="4332" ana="12" xml:id="NidE22955"/> so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.<lb/>Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.<lb/>Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.<lb/>Lebe recht wohl.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_310501061801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '12', 'content' => 'Jena', 'bemerkung' => 'GND:4028557-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7212', 'content' => 'Caroline von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Caroline von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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Kleßmann, Eckart: "Ich war kühn, aber nicht frevelhaft": das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. Ungek. Ausg., 1. Aufl. Berlin 2009.', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0044-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-01-20' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-01-20' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-01-20/letters/view/685' $state = '15.01.2020' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [15.01.2020]; Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel; 31. Mai [bis 1. 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[Jena] 31 May [‒1. Juni 1801].
Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.
Cécile ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet Julchen angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und Luise hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. Cecilens krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße Rose neben der andern Rose, die Du ja kennst.
Den alten Meister wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und Schelling. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach Pyrmont und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll Söder nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. Fr. Tiek verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? Wiedemann hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.
(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)
Wir haben für den sonnenklaren*** ein Motto ausgefunden:
Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Leser, nur an meiner Wahrheit
Und an deiner Dummheit nicht.
Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es Goethen mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von Fichte maltraitiren zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.
Eben haben wir uns mit Reinholds 2ten Heft unterhalten.
Wenn Friedrich sich rechtfertigen kann, so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über Unger besser ins Reine zu kommen. Also nachdem er Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ Nicolovius ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit Frommans unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. Bohn ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.
Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den Hemsterhuys und Tieks Donquixote, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒
Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist die Veit krank gewesen schon in Leipzig. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. Gries erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine Conversation nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit der Ehrenpforte geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.
Steffens hat nun ein Buch gefertiget über die Erde und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in Bamberg gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, Marcus an der Spitze, eine ordentliche Fête, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. Mad. Paulus war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.
1 Jun.
Philipp schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von Hufeland selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe Succow die 4 Louisdʼor nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich Kilian, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für Niethammers liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in Wenigenjena gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber die N. so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. Dessen Frau ist ja wieder etwas verrückt.
Wegen des Gesangbuchs, das Hardenberg hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in Weißenfels danach fragen? Du wirst doch Sidonien sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem Roman erscheinen? ‒ Tieks Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für den Almanach das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus Paris zuweisen kann.
Ihr werdet ja Brinkmann wieder in Berlin sehn, und überhaupt das deutsche Paris, die Humbolds nehmlich.
So stand es also mit dem Mädchen von Orleans? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in Lauchstedt und Rudolstadt. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.
Voß wird hieher kommen. Es studirt ein junger Voß in Halle, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß sein Vater Deine Übersetzung der Spindel der seinigen und Eschens aufrichtig vorzöge. Gries meynt, Deine Ehrenerklärung würde Eindruck auf Voß machen. Daß Bothe der Verfasser der Gigantomachie ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du dem Ossian so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.
Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.
Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.
Lebe recht wohl.
Viel Zeit habe ich zwar, aber lange nicht so viel, wie Du denkst, weil ich zu jeglichem Dinge eine solche Quantität consumiren muß bey meiner Schwäche, die wir künftig lieber Zartheit nennen wollen, so klingt es besser. Oft bin ich so unbeweglich wie eine Pflanze, und man sieht mich gewiß äußerlich nicht athmen, nicht leben, nicht lieben. Schreiben will ich Dir denn doch; schreib Du mir nur, wie lange das Schreiben noch dauern wird.
Cécile ist diese Woche einen Tag hier gewesen und heute ist fast unvermuthet Julchen angelangt, sehr betrübt, Dich nicht vorzufinden. Sie rechnet darauf eine Zeitlang zu bleiben, und ich will sie auch behalten als meine Haustochter, denn ich möchte gern recht sehr genau in meiner Haushaltung seyn und kann doch oft nicht selbst die Treppen schnell genug auf und abkommen, und Luise hat sich auf die Faulheit hier begeben, was ich ihr gern gönne, vielleicht führt es sie zu einer anmuthigen Gelassenheit. Cecilens krankes Wesen würde ich freylich nicht um mich dulden können, aber Julchen ist ein gesundes Kind und meine vornehme weiße Rose neben der andern Rose, die Du ja kennst.
Den alten Meister wirst Du nicht vorfinden und wenn Du Flügel nähmest. Er ist 2 Tage hier gewesen um Jena noch einmal zu sehn, hat auch sonst nichts hier gesehn wie Jena und Schelling. Er geht auf 7 bis 8 Wochen nach Pyrmont und ich wünsche, das Bad möge sich noch Einmal recht königlich beweisen. Er ist sehr munter. Ich habe ihm sagen lassen, er soll Söder nicht versäumen, da dieses vermuthlich das einzigemal ist, daß er Niedersachsen berührt; er hat die Erinnrung dankbar aufgenommen. Fr. Tiek verfehlt ihn nun, warum kam er nicht zu rechter Zeit? Wiedemann hat ihn besucht und schreibt vom 8ten May, daß er ungefähr in 14 Tagen abreisen würde, und wer kan sagen, wie lange 14 Tage ungefähr dauern.
(Es ist mir ein ganzer Strom Dinte über das Papier gelaufen, daß ich den halben obigen Bogen abschneiden mußte, denn die pure Dinte wäre doch ein sehr unausgebildeter Brief. Schilt nicht, es kommt von meiner übermäßigen Zartheit.)
Wir haben für den sonnenklaren*** ein Motto ausgefunden:
Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Leser, nur an meiner Wahrheit
Und an deiner Dummheit nicht.
Das Fundament des Einfalls ist von Schelling, die lezte Zeile von mir. S. hat es Goethen mitgetheilt, der, sehr darüber ergötzt, sich gleich den sonnenklaren geben ließ, um sich auch ein paar Stunden von Fichte maltraitiren zu lassen, wie er sich ausgedrückt hat.
Eben haben wir uns mit Reinholds 2ten Heft unterhalten.
Wenn Friedrich sich rechtfertigen kann, so thut er den Mund recht ordentlich auf, wie aus der Einlage zu ersehen. Du hast Dich wirklich etwas verrechnet. Laß Dichs nicht kümmern. ‒ Ich erwarte Deinen nächsten Brief um über Unger besser ins Reine zu kommen. Also nachdem er Dir nun grob begegnet, so läßt er es Tiek und Friedrich wieder zu gut kommen? Es ist abscheulich, daß man mit solcherley Volk zu thun haben muß. Ich will nichts überflüssiges darüber hin und her reden. Laß nur dann bestimmt wissen, wie weit wir hier in eigenmächtigen Anstalten gehn dürfen. ‒ Nicolovius ist zwey Tage mit seiner Frau hier gewesen, ich habe ihn aber nicht gesehn; sie waren immer mit Frommans unterwegens in der Gegend, und der Fromman scheint eine billige heilige Scheu gegen mich zu hegen und mir nicht gern nahe kommen zu wollen. Bohn ist auch hier, aber an Podagra danieder liegend. So viel von der Buchhändlerey.
Friedrich hat bereits einen Korb voll Bücher geschickt, doch vermisse ich vors erste noch den Hemsterhuys und Tieks Donquixote, will sie aber noch nicht fordern, bis ich erst alle Bücher aufgestellt habe. Vielleicht werd ich aus dem Gedächtniß noch mehr Fehlendes inne. ‒
Es ist mir recht lieb so, daß Du den Brief nun ohne weitere Erörterungen fordern willst. Hättest Du nur geschrieben, er solle ihn Dir versiegelt schicken aus Schonung gegen ihn. Aufbrechen kannst Du ihn meinetwegen wohl. Es wäre artig, wenn er vorgäbe, er wär zerrissen oder verbrannt. So viel ich hörte, ist die Veit krank gewesen schon in Leipzig. Zwar waren sie zwey Tage nach der Rückkunft, wie ich Rosen hinzuschicken hatte, beyde in Weimar, und sie muß es seitdem erst wieder geworden seyn. Gries erzählte, daß sie alle Zähne verlohren und sich in Leipzig hätte neue einsetzen lassen wollen, was ihr ein Nervenfieber zuzog. ‒ Von Gries lasse ich mir nicht eben zu oft etwas erzählen, denn meine Brust hält seine Conversation nicht aus, da er doch nicht viel zu erzählen hat, aber weil ich ihn mehrmals abgesagt hatte, baten wir ihn diese Woche förmlich auf einen Abend, und sezten ihm so mit Witz zu, daß er nicht mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, und versicherte, außer einen Abend in Weimar auf der Redoute, wo Schelling die Leute mit der Ehrenpforte geneckt hätte, habe er sich den ganzen Winter über nicht dergestalt aus den Achsen gehoben gefühlt. ‒ Frommans schämt er sich bitterlich und nimmt doch dort gern Essen, Trinken und Anbetung ein.
Steffens hat nun ein Buch gefertiget über die Erde und es Goethen zugeeignet, freylich nicht ohne Gedankenstriche. G. hat aber sowohl die Höflichkeit als den Inhalt des Buchs sehr wohl aufgenommen. Steffens ist in Bamberg gewesen und sehr fetirt worden, wie ein Mediciner hieher geschrieben hat. Es sind dieser lezteren jetzt über 80 dort und gewiß hat ihnen Schelling viele eingetragen. Sie gaben dem Steffens, Marcus an der Spitze, eine ordentliche Fête, wo man die Naturphilosophie und Erregungstheorie hochleben ließ. Mad. Paulus war dabey und die Damen schienen sehr berauscht von Bamberg. Caroline spielt mit auf dem dortigen Privattheater. Ich mag nicht davon hören. Dieses Kind, das ohne einen Funken Poesie durchaus in eine excentrische Lebensbahn getrieben werden soll, und die Mutter mit ihrer gehaltlosen Rastlosigkeit, sie machen mir wehe und übel grade auf jenem geheiligten Boden, auf dem sie eine solche Aftererscheinung abgeben.
1 Jun.
Philipp schreibt, daß er bey den jezigen Umständen das Geld von Hufeland selbst nöthig haben wird, und nur nicht recht weiß, wie er es sich auszahlen lassen soll. ‒ Ich habe Succow die 4 Louisdʼor nebst einem artigen Billet zugeschickt. Es wurde deswegen nöthig, weil ich Kilian, theils meinetwegen, theils der Köchin wegen (für die ich die Ruhr befürchtete) , kommen lassen mußte, und die alte Schuld von Succow hätte erwähnt werden können, wenn er dieses erfuhr. Inzwischen lasse ich noch das Geld für Niethammers liegen, die brauchens jetzt nicht, sie sind nun reiche Leute, haben das Gut in Wenigenjena gekauft und sitzen draußen auf ihren eignen Mist, ja sie haben 30000 fl. baar Geld nach Schwaben an die Landschaft ausgeliehen. Niethammer kann also nun der Philosophie entrathen wie sie ihn lange. Dagegen ist aber die N. so schlimm mit ihrer Gesundheit daran, daß man ernstlich für sie fürchtet. ‒ Bezahl nur Hufeland, sobald Du kannst. Dessen Frau ist ja wieder etwas verrückt.
Wegen des Gesangbuchs, das Hardenberg hatte, könntest Du nicht am besten bey Deiner Durchreise in Weißenfels danach fragen? Du wirst doch Sidonien sehn. Es ist ein sehr zerrüttetes Haus. Der Knabe von 12 Jahren, der vorigen Sommer ertrank, hat sich wirklich selbst ins Wasser gestürzt ‒ man weiß keinen Grund, der zu nennen wäre, und hat auch nie etwas außerordentliches an ihm bemerkt als Abscheu vor allem Lernen. ‒ Wird denn wohl noch etwas von dem Roman erscheinen? ‒ Tieks Unthätigkeit geht mir recht nahe. Wenn er denn nur für den Almanach das Gehörige thut. ‒ Gern möchte ich etwas oekonomisches thun; ich will sehn, ob mir Wiedemann nichts aus Paris zuweisen kann.
Ihr werdet ja Brinkmann wieder in Berlin sehn, und überhaupt das deutsche Paris, die Humbolds nehmlich.
So stand es also mit dem Mädchen von Orleans? aha! ‒ Die Schauspieler fangen vor dem ersten October nicht wieder zu spielen [an] und sind bis dahin in Lauchstedt und Rudolstadt. ‒ Übrigens bin ich gar nicht mehr neugierig gewesen. Ich dachte, ich wüßte schon alles.
Voß wird hieher kommen. Es studirt ein junger Voß in Halle, den Gries gesprochen und der ihm gesagt hat unter andern, daß sein Vater Deine Übersetzung der Spindel der seinigen und Eschens aufrichtig vorzöge. Gries meynt, Deine Ehrenerklärung würde Eindruck auf Voß machen. Daß Bothe der Verfasser der Gigantomachie ist, hat Gries auch mit Gewisheit von obigen jungen Voß gehört. ‒ Gries will aus der Haut fahren, daß Du dem Ossian so schlecht begegnest, der ihn in Herzensnöthen so aufgerichtet hat. Ich habe ihn zur Ruhe verwiesen.
Schelling grüßt Dich ‒ er ließt wieder und ist gar nicht gesund ‒ eine doppelte Ursache blos zu grüßen für diesmal.
Wenn Schelling mit Goethe nach Pyrmont hätte gehn können, das wäre etwas.
Lebe recht wohl.