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Seit ich <name key="858" type="work">den politischen Gelegenheitsschriften</name> entsagt, habe ich mich wieder mit allem Eifer auf die Erforschung unsrer Alterthümer gewandt, und denke <name key="1891" type="work">meine große Ausgabe <name key="194" type="work">des Nibelungen-Liedes</name></name> demnächst würdig zu Stande zu bringen. Sie können mir dabey sehr behülflich seyn. Vor allen Dingen muß ich die Lesearten der verschiednen Handschriften vollständig beysammen haben. <persName key="547">Herr Docen</persName> hatte schon vor meiner großen Reise die Vergleichung der zweyten <placeName key="354">Münchner</placeName> Handschrift (die erste seit jeher dort vorhandene habe ich selbst verglichen) übernommen. Ich bat Sie, die versprochne Vergütung für mich auszulegen. Diese Arbeit ist hoffentlich längst beendigt, u vielleicht schon in Ihrer Verwahrung. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir die Lesearten der ehemals <placeName key="199">Hohen-Emser</placeName> jetzt Münchner Handschrift baldigst nach <placeName key="171">Paris</placeName> zu fördern.<lb/>Außerordentlich angenehm wäre es mir, wenn Sie <milestone unit="start" n="20286"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="20286"/> für einen billigen Preis durch einen geschickten Manne von dem Anfange und Schluß <name key="194" type="work">beyder Handschriften</name> ein genaues <hi rend="family:Courier">Facsimile</hi> könnten zeichnen lassen. Es bedarf nur einiger Strophen, doch muß so viel zur Probe gegeben werden, daß ein vollständiger Begriff der Schriftzüge daraus hervorgehe. Ich denke von allen Handschriften dergleichen <hi rend="family:Courier">Facsimileʼs</hi> bey <name key="1891" type="work">meiner Ausgabe</name> in Kupfer stechen zu lassen, um den Kennern ein sichres Mittel zur Entscheidung über deren Alter in die Hand zu geben.<lb/>Wir haben noch ein anders Geschäft miteinander abzuthun. Ich bin allzu lange in Ihrer Schuld geblieben, wegen der Zinsen des abgetragnen Capitals, u ich befürchte einige hierauf bezügliche Papiere verlohren zu haben: ich bitte Sie also, mir von neuem die Berechnung vorzulegen, u ich werde dieß, so wie Ihre sonstigen Auslagen, baldigst berichtigen.<lb/>Den Winter werde ich in <placeName key="171">Paris</placeName> zubringen, bis Ende des Jahres aber vor der Stadt auf einem Landhause, wo ich den Trost habe, daß der <placeName key="6613">Montmartre</placeName> mit seinen <hi rend="overstrike:1">nat</hi> körperlichen Windmühlen, die figürlichen Windmühlen und Windmüller in einiger Entfernung von mir hält. 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Sogleich nach Beendigung des Krieges nahm ich mir vor, Ihnen wieder zu schreiben, aber meine zerstreute Lebensart, die Reisen von Flandern nach England, nach <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB42331"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE42331"/>, nach der Schweiz u von da hieher zurück haben mich bisher von einer so angenehmen Beschäftigung abgehalten. Rechnen Sie es mir nicht zu, und lassen Sie mich recht bald von sich, Ihrem und der Ihrigen Wohlbefinden und <anchor type="b" n="11661" ana="12" xml:id="NidB70588"/>Ihren neuen Hervorbringungen<anchor type="e" n="11661" ana="12" xml:id="NidE70588"/> hören. 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Sogleich nach Beendigung des Krieges nahm ich mir vor, Ihnen wieder zu schreiben, aber meine zerstreute Lebensart, die Reisen von Flandern nach England, nach <span class="index-171 tp-42331 ">Paris</span>, nach der Schweiz u von da hieher zurück haben mich bisher von einer so angenehmen Beschäftigung abgehalten. Rechnen Sie es mir nicht zu, und lassen Sie mich recht bald von sich, Ihrem und der Ihrigen Wohlbefinden und <span class="index-11661 tp-70588 ">Ihren neuen Hervorbringungen</span> hören. Von <span class="index-6356 tp-70589 ">Ihrem häuslichen Glück</span> vernahm ich einiges in <span class="index-133 tp-42332 ">Kiel</span> durch <span class="index-1929 tp-42333 ">Louise Wiedemann</span>, und habe mich herzlich darüber gefreut. Sagen Sie mir noch mehr davon. <br><span class="index-2762 tp-42347 index-1929 tp-42348 ">Wiedemanns</span> haben durch die Zeitumstände manches gelitten, und sind wohl nicht ohne häusliche Sorgen. Die Gesundheit <span class="index-2762 tp-42346 notice-26587 ">des</span><span class="index-2762 tp-42346 "> Mannes</span> ist immer schwach, und ihm wäre vor allen Dingen die Versetzung in ein südliches Klima zu wünschen. Sie haben <span class="index-10350 tp-70593 index-9725 tp-70594 index-3118 tp-70595 index-9727 tp-70596 index-10351 tp-70597 ">gesunde und zum Theil schöne Kinder</span>, dabey hat <span class="index-1929 tp-42334 ">die gute Louise</span> noch <span class="index-4307 tp-70592 index-2493 tp-70591 ">die beyden Söhne</span> <span class="index-1928 tp-70590 ">ihres Bruders</span>, ein paar schöne und tüchtige Knaben zu sich genommen.<br>Was macht denn <span class="index-5957 tp-42342 ">Ihre Akademie</span>, von der ich ein unwürdiges Mitglied bin? Was macht <span class="index-1139 tp-42335 ">Baader</span>? <span class="notice-20285 ">[2]</span> Vor drey Jahren hatte ich in <span class="index-16 tp-42341 ">Wien</span> viele lebhafte Mittheilungen mit ihm.<br>Ich weiß so wenig von Deutschland, daß Sie mich durch alles was sie mir über den Gang der Philosophie und Litteratur sagen wollen, ungemein verbinden werden. Deutschland mag mich wohl vergessen haben, aber ich fühle eine neue Liebe zu dem fürs erste geretteten und hoffentlich bald auch wiedergebohrnen Vaterlande, u will mich ihm ferner nützlich zu machen suchen. Seit ich <span class="index-858 tp-70598 ">den politischen Gelegenheitsschriften</span> entsagt, habe ich mich wieder mit allem Eifer auf die Erforschung unsrer Alterthümer gewandt, und denke <span class="index-1891 tp-42343 ">meine große Ausgabe </span><span class="index-1891 tp-42343 index-194 tp-70599 ">des Nibelungen-Liedes</span> demnächst würdig zu Stande zu bringen. Sie können mir dabey sehr behülflich seyn. Vor allen Dingen muß ich die Lesearten der verschiednen Handschriften vollständig beysammen haben. <span class="index-547 tp-42340 ">Herr Docen</span> hatte schon vor meiner großen Reise die Vergleichung der zweyten <span class="index-354 tp-42338 ">Münchner</span> Handschrift (die erste seit jeher dort vorhandene habe ich selbst verglichen) übernommen. Ich bat Sie, die versprochne Vergütung für mich auszulegen. Diese Arbeit ist hoffentlich längst beendigt, u vielleicht schon in Ihrer Verwahrung. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir die Lesearten der ehemals <span class="index-199 tp-42339 ">Hohen-Emser</span> jetzt Münchner Handschrift baldigst nach <span class="index-171 tp-70600 ">Paris</span> zu fördern.<br>Außerordentlich angenehm wäre es mir, wenn Sie <span class="notice-20286 ">[3]</span> für einen billigen Preis durch einen geschickten Manne von dem Anfange und Schluß <span class="index-194 tp-70601 ">beyder Handschriften</span> ein genaues <span class="family-courier ">Facsimile</span> könnten zeichnen lassen. Es bedarf nur einiger Strophen, doch muß so viel zur Probe gegeben werden, daß ein vollständiger Begriff der Schriftzüge daraus hervorgehe. Ich denke von allen Handschriften dergleichen <span class="family-courier ">Facsimileʼs</span> bey <span class="index-1891 tp-70602 ">meiner Ausgabe</span> in Kupfer stechen zu lassen, um den Kennern ein sichres Mittel zur Entscheidung über deren Alter in die Hand zu geben.<br>Wir haben noch ein anders Geschäft miteinander abzuthun. Ich bin allzu lange in Ihrer Schuld geblieben, wegen der Zinsen des abgetragnen Capitals, u ich befürchte einige hierauf bezügliche Papiere verlohren zu haben: ich bitte Sie also, mir von neuem die Berechnung vorzulegen, u ich werde dieß, so wie Ihre sonstigen Auslagen, baldigst berichtigen.<br>Den Winter werde ich in <span class="index-171 tp-70603 ">Paris</span> zubringen, bis Ende des Jahres aber vor der Stadt auf einem Landhause, wo ich den Trost habe, daß der <span class="index-6613 tp-70604 ">Montmartre</span> mit seinen <span class="overstrike-1 ">nat</span> körperlichen Windmühlen, die figürlichen Windmühlen und Windmüller in einiger Entfernung von mir hält. Sie sollten auch einmal nach Paris kommen, viel zu sehen giebt es da doch wirklich, und Sie könnten noch oben ein ihren Spaß mit den Physikern <span class="offset-4 ">haben</span>, worunter sich ja auch einige von unsern Landsleuten verlaufen.<br><span class="notice-20287 ">[4]</span> Leben Sie tausendmal, behalten Sie mich in gutem Andenken, u geben Sie mir bald einen Beweis davon. Meine besten Grüße an <span class="index-6356 tp-42360 ">Ihre Gattin</span>.<br>Mit den Lesearten, das kann ich Ihnen nicht dringend genug machen. Die alten Helden werden es Ihnen danken, wenn Sie zur Erneuerung ihres Denkmals die Hand bieten. Wenn <span class="index-547 tp-70607 ">Hr. Docen</span> die Vergleichung der <span class="index-194 tp-70608 ">Nibel.</span> Handschrift gründlich vollbracht hat, u zu andern ähnlichen Arbeiten geneigt wäre, so möchte ich mir wohl noch manches andre aus <span class="index-5956 tp-42349 ">der </span><span class="index-5956 tp-42349 index-354 tp-70609 ">Münchner</span><span class="index-5956 tp-42349 "> Bibliothek</span> für Geld u Gute Worte verschaffen. Der Ihrige<br>AW v Schlegel<br>Meine Adresse ist bey <span class="index-222 tp-42337 ">Frau von Stael</span>, in <span class="index-171 tp-70610 ">Paris</span> abzugeben <span class="family-courier ">chez </span><span class="family-courier index-6122 tp-42336 ">M</span><span class="index-6122 tp-42336 family-courier offset-4 underline-1 ">r</span><span class="index-6122 tp-42336 family-courier "> Rocheux</span><span class="family-courier "> Rue royale</span>, 8.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1784' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling am 28.09.1814, Clichy, München' $adressatort = 'München <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4127793-4">GND</a>' $absendeort = 'Clichy <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4527553-1">GND</a>' $date = '28.09.1814' $adressat = array( (int) 4631 => array( 'ID' => '4631', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-20 16:33:42', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:19:49', 'key' => 'AWS-ap-00gd', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von ', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1775-01-27', '39_toddatum' => '1854-08-20', '39_pdb' => 'GND', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '10192', 'content' => 'Leonberg (Landkreis Böblingen)', 'bemerkung' => 'GND:4035369-2', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '10193', 'content' => 'Bad Ragaz', 'bemerkung' => 'GND:4103547-1', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_lebenwirken' => 'Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling nahm bereits 1790 ein Theologiestudium in Tübingen auf und wurde während dieser Zeit ein enger Freund Friedrich Hölderlins und Georg Wilhelm Friedrich Hegels. Erste Veröffentlichungen Schellings auf dem Gebiet der Theologie und Philosophie, in denen er sich u.a. mit Kant und Fichte auseinandersetzte, folgten. 1795 zog Schelling nach Stuttgart, wo er als Hofmeister der Barone Riedesel angestellt wurde. Diese begleite Schelling 1796 zum Studium in Leipzig. Dort widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien. 1798 machte er die Bekanntschaft der Frühromantiker um die Brüder Schlegel. Mit Unterstützung Goethes wurde Schelling 1798 eine Professur in Jena vermittelt. Von 1803 bis 1806 lehrte er in Würzburg. Anschließend lebte Schelling in München, wo er in den bayerischen Staatsdienst eintrat und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde. Nach dem Tod seiner ersten Frau Caroline (1809) vermählte sich Schelling 1812 mit Pauline Gotter. Seit 1820 lebte die Familie in Erlangen. Sieben Jahre später erfolgten Schellings Ernennung zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften in München, die Berufung als ordentlicher Professor der Universität München und seine Anstellung als Hauslehrer des bayerischen Kronprinzen. 1841 wurde er an die Universität von Berlin berufen.', '39_beziehung' => 'Schelling machte die Bekanntschaft der Brüder Schlegel 1798 in Dresden. Er war regelmäßiger Gast der Schlegels in Jena. Zwischen Caroline Schlegel, der Gattin Schlegels, und Schelling entwickelte sich eine Liebesbeziehung. 1803 heiratete Schelling schließlich Caroline Schlegel, nachdem diese sich von AWS hatte scheiden lassen.', '39_werke' => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: System des transzendentalen Idealismus. 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Sogleich nach Beendigung des Krieges nahm ich mir vor, Ihnen wieder zu schreiben, aber meine zerstreute Lebensart, die Reisen von Flandern nach England, nach <span class="index-171 tp-42331 ">Paris</span>, nach der Schweiz u von da hieher zurück haben mich bisher von einer so angenehmen Beschäftigung abgehalten. Rechnen Sie es mir nicht zu, und lassen Sie mich recht bald von sich, Ihrem und der Ihrigen Wohlbefinden und <span class="index-11661 tp-70588 ">Ihren neuen Hervorbringungen</span> hören. Von <span class="index-6356 tp-70589 ">Ihrem häuslichen Glück</span> vernahm ich einiges in <span class="index-133 tp-42332 ">Kiel</span> durch <span class="index-1929 tp-42333 ">Louise Wiedemann</span>, und habe mich herzlich darüber gefreut. Sagen Sie mir noch mehr davon. <br><span class="index-2762 tp-42347 index-1929 tp-42348 ">Wiedemanns</span> haben durch die Zeitumstände manches gelitten, und sind wohl nicht ohne häusliche Sorgen. Die Gesundheit <span class="index-2762 tp-42346 notice-26587 ">des</span><span class="index-2762 tp-42346 "> Mannes</span> ist immer schwach, und ihm wäre vor allen Dingen die Versetzung in ein südliches Klima zu wünschen. Sie haben <span class="index-10350 tp-70593 index-9725 tp-70594 index-3118 tp-70595 index-9727 tp-70596 index-10351 tp-70597 ">gesunde und zum Theil schöne Kinder</span>, dabey hat <span class="index-1929 tp-42334 ">die gute Louise</span> noch <span class="index-4307 tp-70592 index-2493 tp-70591 ">die beyden Söhne</span> <span class="index-1928 tp-70590 ">ihres Bruders</span>, ein paar schöne und tüchtige Knaben zu sich genommen.<br>Was macht denn <span class="index-5957 tp-42342 ">Ihre Akademie</span>, von der ich ein unwürdiges Mitglied bin? Was macht <span class="index-1139 tp-42335 ">Baader</span>? <span class="notice-20285 ">[2]</span> Vor drey Jahren hatte ich in <span class="index-16 tp-42341 ">Wien</span> viele lebhafte Mittheilungen mit ihm.<br>Ich weiß so wenig von Deutschland, daß Sie mich durch alles was sie mir über den Gang der Philosophie und Litteratur sagen wollen, ungemein verbinden werden. Deutschland mag mich wohl vergessen haben, aber ich fühle eine neue Liebe zu dem fürs erste geretteten und hoffentlich bald auch wiedergebohrnen Vaterlande, u will mich ihm ferner nützlich zu machen suchen. Seit ich <span class="index-858 tp-70598 ">den politischen Gelegenheitsschriften</span> entsagt, habe ich mich wieder mit allem Eifer auf die Erforschung unsrer Alterthümer gewandt, und denke <span class="index-1891 tp-42343 ">meine große Ausgabe </span><span class="index-1891 tp-42343 index-194 tp-70599 ">des Nibelungen-Liedes</span> demnächst würdig zu Stande zu bringen. Sie können mir dabey sehr behülflich seyn. Vor allen Dingen muß ich die Lesearten der verschiednen Handschriften vollständig beysammen haben. <span class="index-547 tp-42340 ">Herr Docen</span> hatte schon vor meiner großen Reise die Vergleichung der zweyten <span class="index-354 tp-42338 ">Münchner</span> Handschrift (die erste seit jeher dort vorhandene habe ich selbst verglichen) übernommen. Ich bat Sie, die versprochne Vergütung für mich auszulegen. Diese Arbeit ist hoffentlich längst beendigt, u vielleicht schon in Ihrer Verwahrung. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir die Lesearten der ehemals <span class="index-199 tp-42339 ">Hohen-Emser</span> jetzt Münchner Handschrift baldigst nach <span class="index-171 tp-70600 ">Paris</span> zu fördern.<br>Außerordentlich angenehm wäre es mir, wenn Sie <span class="notice-20286 ">[3]</span> für einen billigen Preis durch einen geschickten Manne von dem Anfange und Schluß <span class="index-194 tp-70601 ">beyder Handschriften</span> ein genaues <span class="family-courier ">Facsimile</span> könnten zeichnen lassen. Es bedarf nur einiger Strophen, doch muß so viel zur Probe gegeben werden, daß ein vollständiger Begriff der Schriftzüge daraus hervorgehe. Ich denke von allen Handschriften dergleichen <span class="family-courier ">Facsimileʼs</span> bey <span class="index-1891 tp-70602 ">meiner Ausgabe</span> in Kupfer stechen zu lassen, um den Kennern ein sichres Mittel zur Entscheidung über deren Alter in die Hand zu geben.<br>Wir haben noch ein anders Geschäft miteinander abzuthun. Ich bin allzu lange in Ihrer Schuld geblieben, wegen der Zinsen des abgetragnen Capitals, u ich befürchte einige hierauf bezügliche Papiere verlohren zu haben: ich bitte Sie also, mir von neuem die Berechnung vorzulegen, u ich werde dieß, so wie Ihre sonstigen Auslagen, baldigst berichtigen.<br>Den Winter werde ich in <span class="index-171 tp-70603 ">Paris</span> zubringen, bis Ende des Jahres aber vor der Stadt auf einem Landhause, wo ich den Trost habe, daß der <span class="index-6613 tp-70604 ">Montmartre</span> mit seinen <span class="overstrike-1 ">nat</span> körperlichen Windmühlen, die figürlichen Windmühlen und Windmüller in einiger Entfernung von mir hält. Sie sollten auch einmal nach Paris kommen, viel zu sehen giebt es da doch wirklich, und Sie könnten noch oben ein ihren Spaß mit den Physikern <span class="offset-4 ">haben</span>, worunter sich ja auch einige von unsern Landsleuten verlaufen.<br><span class="notice-20287 ">[4]</span> Leben Sie tausendmal, behalten Sie mich in gutem Andenken, u geben Sie mir bald einen Beweis davon. Meine besten Grüße an <span class="index-6356 tp-42360 ">Ihre Gattin</span>.<br>Mit den Lesearten, das kann ich Ihnen nicht dringend genug machen. Die alten Helden werden es Ihnen danken, wenn Sie zur Erneuerung ihres Denkmals die Hand bieten. Wenn <span class="index-547 tp-70607 ">Hr. Docen</span> die Vergleichung der <span class="index-194 tp-70608 ">Nibel.</span> Handschrift gründlich vollbracht hat, u zu andern ähnlichen Arbeiten geneigt wäre, so möchte ich mir wohl noch manches andre aus <span class="index-5956 tp-42349 ">der </span><span class="index-5956 tp-42349 index-354 tp-70609 ">Münchner</span><span class="index-5956 tp-42349 "> Bibliothek</span> für Geld u Gute Worte verschaffen. Der Ihrige<br>AW v Schlegel<br>Meine Adresse ist bey <span class="index-222 tp-42337 ">Frau von Stael</span>, in <span class="index-171 tp-70610 ">Paris</span> abzugeben <span class="family-courier ">chez </span><span class="family-courier index-6122 tp-42336 ">M</span><span class="index-6122 tp-42336 family-courier offset-4 underline-1 ">r</span><span class="index-6122 tp-42336 family-courier "> Rocheux</span><span class="family-courier "> Rue royale</span>, 8.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="20284"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="20284"/> <placeName key="6355">Clichy</placeName> d 28sten Sept. 1814<lb/>Eine lange Zeit hindurch war eine große Kluft zwischen uns, werthester Freund: Ich habe eine halbe Weltumseglung vollbracht, und nachher während des Feldzuges mit den Cosacken und Baschkiren gelebt, wie weiland <persName key="147">Pythagoras</persName> unter den Gymnosophisten. 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Erste Veröffentlichungen Schellings auf dem Gebiet der Theologie und Philosophie, in denen er sich u.a. mit Kant und Fichte auseinandersetzte, folgten. 1795 zog Schelling nach Stuttgart, wo er als Hofmeister der Barone Riedesel angestellt wurde. Diese begleite Schelling 1796 zum Studium in Leipzig. Dort widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien. 1798 machte er die Bekanntschaft der Frühromantiker um die Brüder Schlegel. Mit Unterstützung Goethes wurde Schelling 1798 eine Professur in Jena vermittelt. Von 1803 bis 1806 lehrte er in Würzburg. Anschließend lebte Schelling in München, wo er in den bayerischen Staatsdienst eintrat und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde. Nach dem Tod seiner ersten Frau Caroline (1809) vermählte sich Schelling 1812 mit Pauline Gotter. Seit 1820 lebte die Familie in Erlangen. 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[1] Clichy d 28sten Sept. 1814
Eine lange Zeit hindurch war eine große Kluft zwischen uns, werthester Freund: Ich habe eine halbe Weltumseglung vollbracht, und nachher während des Feldzuges mit den Cosacken und Baschkiren gelebt, wie weiland Pythagoras unter den Gymnosophisten. Sogleich nach Beendigung des Krieges nahm ich mir vor, Ihnen wieder zu schreiben, aber meine zerstreute Lebensart, die Reisen von Flandern nach England, nach Paris, nach der Schweiz u von da hieher zurück haben mich bisher von einer so angenehmen Beschäftigung abgehalten. Rechnen Sie es mir nicht zu, und lassen Sie mich recht bald von sich, Ihrem und der Ihrigen Wohlbefinden und Ihren neuen Hervorbringungen hören. Von Ihrem häuslichen Glück vernahm ich einiges in Kiel durch Louise Wiedemann, und habe mich herzlich darüber gefreut. Sagen Sie mir noch mehr davon.
Wiedemanns haben durch die Zeitumstände manches gelitten, und sind wohl nicht ohne häusliche Sorgen. Die Gesundheit des Mannes ist immer schwach, und ihm wäre vor allen Dingen die Versetzung in ein südliches Klima zu wünschen. Sie haben gesunde und zum Theil schöne Kinder, dabey hat die gute Louise noch die beyden Söhne ihres Bruders, ein paar schöne und tüchtige Knaben zu sich genommen.
Was macht denn Ihre Akademie, von der ich ein unwürdiges Mitglied bin? Was macht Baader? [2] Vor drey Jahren hatte ich in Wien viele lebhafte Mittheilungen mit ihm.
Ich weiß so wenig von Deutschland, daß Sie mich durch alles was sie mir über den Gang der Philosophie und Litteratur sagen wollen, ungemein verbinden werden. Deutschland mag mich wohl vergessen haben, aber ich fühle eine neue Liebe zu dem fürs erste geretteten und hoffentlich bald auch wiedergebohrnen Vaterlande, u will mich ihm ferner nützlich zu machen suchen. Seit ich den politischen Gelegenheitsschriften entsagt, habe ich mich wieder mit allem Eifer auf die Erforschung unsrer Alterthümer gewandt, und denke meine große Ausgabe des Nibelungen-Liedes demnächst würdig zu Stande zu bringen. Sie können mir dabey sehr behülflich seyn. Vor allen Dingen muß ich die Lesearten der verschiednen Handschriften vollständig beysammen haben. Herr Docen hatte schon vor meiner großen Reise die Vergleichung der zweyten Münchner Handschrift (die erste seit jeher dort vorhandene habe ich selbst verglichen) übernommen. Ich bat Sie, die versprochne Vergütung für mich auszulegen. Diese Arbeit ist hoffentlich längst beendigt, u vielleicht schon in Ihrer Verwahrung. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir die Lesearten der ehemals Hohen-Emser jetzt Münchner Handschrift baldigst nach Paris zu fördern.
Außerordentlich angenehm wäre es mir, wenn Sie [3] für einen billigen Preis durch einen geschickten Manne von dem Anfange und Schluß beyder Handschriften ein genaues Facsimile könnten zeichnen lassen. Es bedarf nur einiger Strophen, doch muß so viel zur Probe gegeben werden, daß ein vollständiger Begriff der Schriftzüge daraus hervorgehe. Ich denke von allen Handschriften dergleichen Facsimileʼs bey meiner Ausgabe in Kupfer stechen zu lassen, um den Kennern ein sichres Mittel zur Entscheidung über deren Alter in die Hand zu geben.
Wir haben noch ein anders Geschäft miteinander abzuthun. Ich bin allzu lange in Ihrer Schuld geblieben, wegen der Zinsen des abgetragnen Capitals, u ich befürchte einige hierauf bezügliche Papiere verlohren zu haben: ich bitte Sie also, mir von neuem die Berechnung vorzulegen, u ich werde dieß, so wie Ihre sonstigen Auslagen, baldigst berichtigen.
Den Winter werde ich in Paris zubringen, bis Ende des Jahres aber vor der Stadt auf einem Landhause, wo ich den Trost habe, daß der Montmartre mit seinen nat körperlichen Windmühlen, die figürlichen Windmühlen und Windmüller in einiger Entfernung von mir hält. Sie sollten auch einmal nach Paris kommen, viel zu sehen giebt es da doch wirklich, und Sie könnten noch oben ein ihren Spaß mit den Physikern haben, worunter sich ja auch einige von unsern Landsleuten verlaufen.
[4] Leben Sie tausendmal, behalten Sie mich in gutem Andenken, u geben Sie mir bald einen Beweis davon. Meine besten Grüße an Ihre Gattin.
Mit den Lesearten, das kann ich Ihnen nicht dringend genug machen. Die alten Helden werden es Ihnen danken, wenn Sie zur Erneuerung ihres Denkmals die Hand bieten. Wenn Hr. Docen die Vergleichung der Nibel. Handschrift gründlich vollbracht hat, u zu andern ähnlichen Arbeiten geneigt wäre, so möchte ich mir wohl noch manches andre aus der Münchner Bibliothek für Geld u Gute Worte verschaffen. Der Ihrige
AW v Schlegel
Meine Adresse ist bey Frau von Stael, in Paris abzugeben chez Mr Rocheux Rue royale, 8.
Eine lange Zeit hindurch war eine große Kluft zwischen uns, werthester Freund: Ich habe eine halbe Weltumseglung vollbracht, und nachher während des Feldzuges mit den Cosacken und Baschkiren gelebt, wie weiland Pythagoras unter den Gymnosophisten. Sogleich nach Beendigung des Krieges nahm ich mir vor, Ihnen wieder zu schreiben, aber meine zerstreute Lebensart, die Reisen von Flandern nach England, nach Paris, nach der Schweiz u von da hieher zurück haben mich bisher von einer so angenehmen Beschäftigung abgehalten. Rechnen Sie es mir nicht zu, und lassen Sie mich recht bald von sich, Ihrem und der Ihrigen Wohlbefinden und Ihren neuen Hervorbringungen hören. Von Ihrem häuslichen Glück vernahm ich einiges in Kiel durch Louise Wiedemann, und habe mich herzlich darüber gefreut. Sagen Sie mir noch mehr davon.
Wiedemanns haben durch die Zeitumstände manches gelitten, und sind wohl nicht ohne häusliche Sorgen. Die Gesundheit des Mannes ist immer schwach, und ihm wäre vor allen Dingen die Versetzung in ein südliches Klima zu wünschen. Sie haben gesunde und zum Theil schöne Kinder, dabey hat die gute Louise noch die beyden Söhne ihres Bruders, ein paar schöne und tüchtige Knaben zu sich genommen.
Was macht denn Ihre Akademie, von der ich ein unwürdiges Mitglied bin? Was macht Baader? [2] Vor drey Jahren hatte ich in Wien viele lebhafte Mittheilungen mit ihm.
Ich weiß so wenig von Deutschland, daß Sie mich durch alles was sie mir über den Gang der Philosophie und Litteratur sagen wollen, ungemein verbinden werden. Deutschland mag mich wohl vergessen haben, aber ich fühle eine neue Liebe zu dem fürs erste geretteten und hoffentlich bald auch wiedergebohrnen Vaterlande, u will mich ihm ferner nützlich zu machen suchen. Seit ich den politischen Gelegenheitsschriften entsagt, habe ich mich wieder mit allem Eifer auf die Erforschung unsrer Alterthümer gewandt, und denke meine große Ausgabe des Nibelungen-Liedes demnächst würdig zu Stande zu bringen. Sie können mir dabey sehr behülflich seyn. Vor allen Dingen muß ich die Lesearten der verschiednen Handschriften vollständig beysammen haben. Herr Docen hatte schon vor meiner großen Reise die Vergleichung der zweyten Münchner Handschrift (die erste seit jeher dort vorhandene habe ich selbst verglichen) übernommen. Ich bat Sie, die versprochne Vergütung für mich auszulegen. Diese Arbeit ist hoffentlich längst beendigt, u vielleicht schon in Ihrer Verwahrung. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mir die Lesearten der ehemals Hohen-Emser jetzt Münchner Handschrift baldigst nach Paris zu fördern.
Außerordentlich angenehm wäre es mir, wenn Sie [3] für einen billigen Preis durch einen geschickten Manne von dem Anfange und Schluß beyder Handschriften ein genaues Facsimile könnten zeichnen lassen. Es bedarf nur einiger Strophen, doch muß so viel zur Probe gegeben werden, daß ein vollständiger Begriff der Schriftzüge daraus hervorgehe. Ich denke von allen Handschriften dergleichen Facsimileʼs bey meiner Ausgabe in Kupfer stechen zu lassen, um den Kennern ein sichres Mittel zur Entscheidung über deren Alter in die Hand zu geben.
Wir haben noch ein anders Geschäft miteinander abzuthun. Ich bin allzu lange in Ihrer Schuld geblieben, wegen der Zinsen des abgetragnen Capitals, u ich befürchte einige hierauf bezügliche Papiere verlohren zu haben: ich bitte Sie also, mir von neuem die Berechnung vorzulegen, u ich werde dieß, so wie Ihre sonstigen Auslagen, baldigst berichtigen.
Den Winter werde ich in Paris zubringen, bis Ende des Jahres aber vor der Stadt auf einem Landhause, wo ich den Trost habe, daß der Montmartre mit seinen nat körperlichen Windmühlen, die figürlichen Windmühlen und Windmüller in einiger Entfernung von mir hält. Sie sollten auch einmal nach Paris kommen, viel zu sehen giebt es da doch wirklich, und Sie könnten noch oben ein ihren Spaß mit den Physikern haben, worunter sich ja auch einige von unsern Landsleuten verlaufen.
[4] Leben Sie tausendmal, behalten Sie mich in gutem Andenken, u geben Sie mir bald einen Beweis davon. Meine besten Grüße an Ihre Gattin.
Mit den Lesearten, das kann ich Ihnen nicht dringend genug machen. Die alten Helden werden es Ihnen danken, wenn Sie zur Erneuerung ihres Denkmals die Hand bieten. Wenn Hr. Docen die Vergleichung der Nibel. Handschrift gründlich vollbracht hat, u zu andern ähnlichen Arbeiten geneigt wäre, so möchte ich mir wohl noch manches andre aus der Münchner Bibliothek für Geld u Gute Worte verschaffen. Der Ihrige
AW v Schlegel
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