• August Wilhelm von Schlegel to Helmina von Chézy

  • Place of Dispatch: Fossé (Blois) · Place of Destination: Unknown · Date: August 1810
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
  • XML
  • PDF
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Helmina von Chézy
  • Place of Dispatch: Fossé (Blois)
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: August 1810
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 260‒261.
  • Incipit: „[1] Fossé d. Aug [18]10
    Ohne alle Empfindlichkeit und in der redlichsten Absicht schrieb ich Ihnen, liebe Helmina, eine litterarische Arbeit müsse [...]“
    Manuscript
  • Provider: Kraków, Biblioteka Jagiellońska
    Language
  • German
[1] Fossé d. Aug [18]10
Ohne alle Empfindlichkeit und in der redlichsten Absicht schrieb ich Ihnen, liebe Helmina, eine litterarische Arbeit müsse den wichtigeren Gründen die Sie haben können, abzureisen, nachstehen. Die Gründe kann ich freylich nicht beurtheilen, weil ich Ihre Lage nicht kenne, Sie thäten vielleicht besser sich mir ganz anzuvertrauen.
Ich leistete Ihnen einen Dienst, indem ich zu der ganz zwecklosen ja zweckwidrigen Reise nach Tours keine Aufmunterung gab. Wenn Sie doch nachher nach Deutschland reisen wollten, so war es ein Umweg von einigen sechzig Meilen; Sie haben wohl die Charte nicht angesehen. In Chaumont wären wir zwölf, hier, wo wir auch nur auf kurze Zeit sind, achtzehn Stunden weit von Ihnen entfernt gewesen: das ist kein Spaziergang, der sich in einem Vormittage hin und zurück machen ließe. Für die Übersetzung hätte es ersprießlich seyn können, an demselben Orte zu wohnen und alle Tage einige Stunden gemeinschaftlich zu arbeiten wie ich es mit HE. von Ch.[amisso] thue. Dieß war aber unmöglich [2] und funfzig Stunden weit oder zehn machten dabey nicht den mindesten Unterschied.
In Absicht auf die Übersetzung bin ich weder ungeduldig noch unzufrieden: ich weiß daß es ein schwieriges Unternehmen ist, das nur durch vereinigte Bemühungen der Vollendung näher gebracht werden kann. Ich habe Nicolle eine von mir durchgesehene Übersetzung versprochen, ohne das hätte er schwerlich so vortheilhafte Bedingungen [gemacht], ja sich wohl überhaupt nicht eingelassen. Ich thue das Meinige um dieß zu leisten. Die Mühe und Zeit verdrießt mich nicht: mir liegt daran daß die Übersetzung zugleich treu und ächt französisch sey; überdieß ist es eine gute Übung im Styl, da ich im Sinne habe, ein Werk in französischer Sprache zu schreiben.
Wir rücken vor: die erste und die Hälfte der 2ten Vorlesung, dann die 6te, 7te, 8te und 9te, sind durchgearbeitet und ins Reine geschrieben. Freylich muß alles noch durch verschiedne Hände gehen; es ist unumgänglich, Kenner des Styls zu Rathe zu ziehen.
Ihr Manuscript könnten Sie mir durch die Diligence nach Blois schicken, in Briefform ist es zu theuer. Oder noch besser, Sie [3] geben es in Paris bey Rocheux ab, aux soins de Mr. Uginet, der in ein paar Tagen nach Paris geht, und es mir durch die erste Gelegenheit besorgen wird.
Wenn Sie die fünfte Vorlesung fertig schaffen, so haben Sie alles geleistet, was wir von Ihnen erwarten. Ich kann Ihnen kein Mspt nach Deutschland mitgeben, weil ich nur Eine Abschrift besitze, die ich bey Vollendung des Schlusses, womit ich eben noch beschäftigt bin, zuweilen nachsehen muß. Auch rechnen Sie nicht gehörig mit der Zeit: wie sollte dieß vor Ende Septembers, wo doch ungefähr alles in Stand seyn muß, fertig übersetzt zurückkommen?
Leben Sie recht wohl und seyn Sie wo möglich gutes Muthes.
[1] Fossé d. Aug [18]10
Ohne alle Empfindlichkeit und in der redlichsten Absicht schrieb ich Ihnen, liebe Helmina, eine litterarische Arbeit müsse den wichtigeren Gründen die Sie haben können, abzureisen, nachstehen. Die Gründe kann ich freylich nicht beurtheilen, weil ich Ihre Lage nicht kenne, Sie thäten vielleicht besser sich mir ganz anzuvertrauen.
Ich leistete Ihnen einen Dienst, indem ich zu der ganz zwecklosen ja zweckwidrigen Reise nach Tours keine Aufmunterung gab. Wenn Sie doch nachher nach Deutschland reisen wollten, so war es ein Umweg von einigen sechzig Meilen; Sie haben wohl die Charte nicht angesehen. In Chaumont wären wir zwölf, hier, wo wir auch nur auf kurze Zeit sind, achtzehn Stunden weit von Ihnen entfernt gewesen: das ist kein Spaziergang, der sich in einem Vormittage hin und zurück machen ließe. Für die Übersetzung hätte es ersprießlich seyn können, an demselben Orte zu wohnen und alle Tage einige Stunden gemeinschaftlich zu arbeiten wie ich es mit HE. von Ch.[amisso] thue. Dieß war aber unmöglich [2] und funfzig Stunden weit oder zehn machten dabey nicht den mindesten Unterschied.
In Absicht auf die Übersetzung bin ich weder ungeduldig noch unzufrieden: ich weiß daß es ein schwieriges Unternehmen ist, das nur durch vereinigte Bemühungen der Vollendung näher gebracht werden kann. Ich habe Nicolle eine von mir durchgesehene Übersetzung versprochen, ohne das hätte er schwerlich so vortheilhafte Bedingungen [gemacht], ja sich wohl überhaupt nicht eingelassen. Ich thue das Meinige um dieß zu leisten. Die Mühe und Zeit verdrießt mich nicht: mir liegt daran daß die Übersetzung zugleich treu und ächt französisch sey; überdieß ist es eine gute Übung im Styl, da ich im Sinne habe, ein Werk in französischer Sprache zu schreiben.
Wir rücken vor: die erste und die Hälfte der 2ten Vorlesung, dann die 6te, 7te, 8te und 9te, sind durchgearbeitet und ins Reine geschrieben. Freylich muß alles noch durch verschiedne Hände gehen; es ist unumgänglich, Kenner des Styls zu Rathe zu ziehen.
Ihr Manuscript könnten Sie mir durch die Diligence nach Blois schicken, in Briefform ist es zu theuer. Oder noch besser, Sie [3] geben es in Paris bey Rocheux ab, aux soins de Mr. Uginet, der in ein paar Tagen nach Paris geht, und es mir durch die erste Gelegenheit besorgen wird.
Wenn Sie die fünfte Vorlesung fertig schaffen, so haben Sie alles geleistet, was wir von Ihnen erwarten. Ich kann Ihnen kein Mspt nach Deutschland mitgeben, weil ich nur Eine Abschrift besitze, die ich bey Vollendung des Schlusses, womit ich eben noch beschäftigt bin, zuweilen nachsehen muß. Auch rechnen Sie nicht gehörig mit der Zeit: wie sollte dieß vor Ende Septembers, wo doch ungefähr alles in Stand seyn muß, fertig übersetzt zurückkommen?
Leben Sie recht wohl und seyn Sie wo möglich gutes Muthes.
×
×