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Meine Besorgnisse hatten um so weniger eine bestimmte Gränze, je fremder und unbekannter mir, nach meiner langen Entfernung von Deutschland, alles dasjenige war, was diese Vorfälle veranlaßt, und zuletzt die Maaßregeln <span class="index-6636 tp-44220 ">des Bundestags</span> hervorgenden hatte. Es schien mir schwierig, ein akademisches Lehramt mit der nöthigen Unbefangenheit und Heiterkeit verwalten zu können. So kam ich zu dem Entschluß, auf alle mir schon zu Theil gewordnen Vortheile und auf die Aussichten für die Zukunft Verzicht zu leisten, um entfernt von äußern Verhältnissen ganz der Wissenschaft zu leben.<br>Dieß waren die Beweggründe <span class="doc-1109 ">meines unterthänigen Schreibens an </span><span class="doc-1109 index-5440 tp-44223 ">das Hohe Ministerium</span><span class="doc-1109 ">, vom 7</span><span class="doc-1109 offset-4 ">ten</span><span class="doc-1109 "> December des vorigen Jahres</span>. <span class="doc-3500 ">Die Erwiederungen</span>, <span class="doc-1115 ">welche</span> ich darauf aus <span class="index-15 tp-19099 ">Berlin</span> auf nicht amtlichen Wege erhalten habe, die ich aber von Ew. Excellenz mittelbar veranlaßt betrachten darf, haben mich zu meiner größten Freude überzeugt, daß meine Besorgnisse ungegründet waren. Ich muß daher wünschen, Ew. Excellenz möchten geruhen, jenes Schreiben als ungeschehen zu betrachten, und mir zu erlauben, ein andres unterthäniges Gesuch vorzutragen, auf welches ich mich beschränkt haben würde, wenn ich in dem damaligen Zeitpunkte zu dessen Gewährung hätte Hoffnung fassen können.<br>Dieses Gesuch geht dahin, daß mir von den gewöhnlichen Vorlesungen einige Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten verstattet werden möchte, welche dazu dienen würde, für die Folge mein akademisches Lehrfach zu erweitern.<br>Ich wünsche nämlich neben dem bisherigen Kreise meiner Vorlesungen mit Erfolg die Indische Sprache zu lehren, und Schüler für das Studium der Indischen Litteratur und Alterthumskunde bilden zu können. Dieß ist aber bis jetzt aus Mangel an Hülfsmitteln in Deutschland unmöglich.<br>Ew. Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <span class="index-5440 tp-44225 ">des Hohen Ministeriums</span> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<br>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<br>Ew. Excellenz<br>unterthänigst gehorsamster<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm v. Schlegel</span><br><span class="index-887 tp-19091 ">Bonn</span> d. ten 6<span class="offset-4 ">ten</span> März<br>1820<br><br><span class="weight-bold ">Über die Mittel, das Studium der Indischen Sprache und Litteratur in Deutschland gründlich einzuführen</span>.<br>§ I.<br>Es würde eine weitläuftige Abhandlung erfoderlich seyn, um das Studium des Sanskrit und der alten schriftlichen Denkmale Indiens in seinen vielseitigen wissenschaftlichen Beziehungen zu schildern, insbesondre die wichtigen Aufschlüsse zu entwickeln, welche die allgemeine Sprachkunde, die Urgeschichte der Völker und des menschlichen Geistes überhaupt davon zu erwarten hat. Ich berufe mich deßhalb auf <span class="index-520 tp-19094 ">die Schrift </span><span class="index-520 tp-19094 index-8 tp-19093 ">meines Bruders</span><span class="index-520 tp-19094 "> </span><span class="index-520 tp-19094 weight-bold ">über die Sprache und älteste Weisheit der Indier</span>; auf <span class="index-2541 tp-19100 index-3479 tp-19101 ">des Russischen Staatsraths </span><span class="index-2541 tp-19100 index-3479 tp-19101 weight-bold ">Ouwaroff</span><span class="index-3479 tp-19101 "> Entwurf zu einer Asiatischen Akademie</span>; auf <span class="index-3480 tp-19102 ">desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu </span><span class="index-3480 tp-19102 index-540 tp-19098 ">Sct. 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Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von <span class="index-3481 tp-19104 ">Wilkins</span>, aber seitdem ist in <span class="index-292 tp-19106 ">London</span> nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von <span class="index-2552 tp-19150 ">Calcutta</span> habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.<br>Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich <span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 ">Hr. </span><span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 weight-bold ">Bopp</span><span class="index-3482 tp-19111 "> gethan hat</span>. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem <span class="index-3481 tp-44226 ">Wilkins</span> seine Typen dazu hergeliehen hat.<br>§ III.<br>Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In <span class="index-6637 tp-44227 ">der königlichen Druckerey in </span><span class="index-6637 tp-44227 index-171 tp-19108 ">Paris</span> sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.<br>Nach meinen bey <span class="index-6638 tp-44229 ">dem Director </span><span class="index-6638 tp-44229 index-6637 tp-44228 ">der königlichen Druckerey</span> in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.<br>§ IV.<br>Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.<br><span class="weight-bold ">Elementar-Bücher</span>: 1. Eine so viel möglich abgekürzte <span class="weight-bold ">Grammatik</span>.<br>Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, <span class="index-3483 tp-19112 ">die von </span><span class="index-3483 tp-19112 weight-bold ">Wilkins</span>, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.<br>2. Ein alphabetisches <span class="weight-bold ">Wörterbuch</span>. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte <span class="index-3484 tp-19113 ">das von </span><span class="index-3484 tp-19113 index-2553 tp-19109 weight-bold ">Wilson</span><span class="index-3484 tp-19113 "> seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte</span>, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen <span class="weight-bold ">statt</span> der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.<br>3. Eine <span class="weight-bold ">Chrestomathie</span>, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.<br><span class="weight-bold ">Texte</span>. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.<br>§ V.<br>Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.<br>§ VI.<br>In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in <span class="index-292 tp-44230 ">London</span> oder <span class="index-171 tp-44231 ">Paris</span> erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten <span class="index-2426 tp-44232 ">Hrn. Bopp</span> in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.<br>§ VII.<br>Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm <span class="index-6155 tp-44233 ">einer Königlich Preußischen Landes-Universität</span> gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In <span class="index-2 tp-44234 ">Göttingen</span> scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat <span class="index-2426 tp-44235 ">Hrn. Bopp</span> eine Professur in <span class="index-6639 tp-44236 index-230 tp-19110 ">Würzburg</span> zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.<br>Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von <span class="index-5440 tp-44237 ">einem hohen Königlichen Ministerium</span> genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm von Schlegel</span><br>Professor<br><span class="index-887 tp-19114 ">Bonn</span> im März 1820', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/656', 'description' => 'August Wilhelm von Schlegel an Karl Vom Stein Zum Altenstein am 06.03.1820, Bonn, Berlin', 'adressatort' => 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>', 'absendeort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'date' => '06.03.1820', 'adressat' => array( (int) 746 => array( 'ID' => '746', 'project' => '1', 'timecreate' => '2012-12-04 20:17:06', 'timelastchg' => '2019-12-04 00:37:14', 'key' => 'AWS-ap-0003', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Vom Stein Zum Altenstein, Karl ', '39_namevar' => 'vom Stein zum Altenstein, Karl Sigmund Franz Freiherr', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1770-10-01', '39_geburtsort' => array( [maximum depth reached] ), '39_toddatum' => '1840-05-14', '39_sterbeort' => array( [maximum depth reached] ), '39_lebenwirken' => 'Jurist, Finanzminister, Reformer des preußischen Bildungswesens Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein wurde 1770 als Sohn des Husaren-Rittmeisters und Kammerherrn Friedrich Ernst Freiherr von Stein zum Altenstein geboren. 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Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <span class="index-5440 tp-44225 ">des Hohen Ministeriums</span> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<br>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<br>Ew. Excellenz<br>unterthänigst gehorsamster<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm v. Schlegel</span><br><span class="index-887 tp-19091 ">Bonn</span> d. ten 6<span class="offset-4 ">ten</span> März<br>1820<br><br><span class="weight-bold ">Über die Mittel, das Studium der Indischen Sprache und Litteratur in Deutschland gründlich einzuführen</span>.<br>§ I.<br>Es würde eine weitläuftige Abhandlung erfoderlich seyn, um das Studium des Sanskrit und der alten schriftlichen Denkmale Indiens in seinen vielseitigen wissenschaftlichen Beziehungen zu schildern, insbesondre die wichtigen Aufschlüsse zu entwickeln, welche die allgemeine Sprachkunde, die Urgeschichte der Völker und des menschlichen Geistes überhaupt davon zu erwarten hat. Ich berufe mich deßhalb auf <span class="index-520 tp-19094 ">die Schrift </span><span class="index-520 tp-19094 index-8 tp-19093 ">meines Bruders</span><span class="index-520 tp-19094 "> </span><span class="index-520 tp-19094 weight-bold ">über die Sprache und älteste Weisheit der Indier</span>; auf <span class="index-2541 tp-19100 index-3479 tp-19101 ">des Russischen Staatsraths </span><span class="index-2541 tp-19100 index-3479 tp-19101 weight-bold ">Ouwaroff</span><span class="index-3479 tp-19101 "> Entwurf zu einer Asiatischen Akademie</span>; auf <span class="index-3480 tp-19102 ">desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu </span><span class="index-3480 tp-19102 index-540 tp-19098 ">Sct. Petersburg</span>; auf <span class="index-3415 tp-19103 ">die Antritts-Rede </span><span class="index-3415 tp-19103 index-900 tp-19095 ">des Herrn von </span><span class="index-3415 tp-19103 index-900 tp-19095 weight-bold ">Chezy</span>; endlich auf <span class="index-2555 tp-19096 ">meinen Aufsatz </span><span class="index-2555 tp-19096 weight-bold ">über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie</span>, im zweyten Heft <span class="index-3471 tp-19097 ">der Bonnischen Jahrbücher</span>.<br>Wir sind nur noch äußerst unvollständig mit der unübersehlich reichen Indischen Litteratur bekannt; aber jede neue Entdeckung bewährt ihren von der philologischen und historischen Forschung unabhängigen innern Werth: die schöpferische Fülle und hohe Ausbildung der Poesie, den philosophischen Tiefsinn, den wissenschaftlichen Geist.<br>§ II.<br>Bey der jetzigen Lage der Sache kann jedoch dieses Studium in Deutschland nicht gedeihen, wegen des unerschwinglichen Preises, und vor allem wegen der Seltenheit der Bücher. Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von <span class="index-3481 tp-19104 ">Wilkins</span>, aber seitdem ist in <span class="index-292 tp-19106 ">London</span> nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von <span class="index-2552 tp-19150 ">Calcutta</span> habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.<br>Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich <span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 ">Hr. </span><span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 weight-bold ">Bopp</span><span class="index-3482 tp-19111 "> gethan hat</span>. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem <span class="index-3481 tp-44226 ">Wilkins</span> seine Typen dazu hergeliehen hat.<br>§ III.<br>Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In <span class="index-6637 tp-44227 ">der königlichen Druckerey in </span><span class="index-6637 tp-44227 index-171 tp-19108 ">Paris</span> sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.<br>Nach meinen bey <span class="index-6638 tp-44229 ">dem Director </span><span class="index-6638 tp-44229 index-6637 tp-44228 ">der königlichen Druckerey</span> in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.<br>§ IV.<br>Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.<br><span class="weight-bold ">Elementar-Bücher</span>: 1. Eine so viel möglich abgekürzte <span class="weight-bold ">Grammatik</span>.<br>Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, <span class="index-3483 tp-19112 ">die von </span><span class="index-3483 tp-19112 weight-bold ">Wilkins</span>, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.<br>2. Ein alphabetisches <span class="weight-bold ">Wörterbuch</span>. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte <span class="index-3484 tp-19113 ">das von </span><span class="index-3484 tp-19113 index-2553 tp-19109 weight-bold ">Wilson</span><span class="index-3484 tp-19113 "> seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte</span>, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen <span class="weight-bold ">statt</span> der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.<br>3. Eine <span class="weight-bold ">Chrestomathie</span>, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.<br><span class="weight-bold ">Texte</span>. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.<br>§ V.<br>Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.<br>§ VI.<br>In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in <span class="index-292 tp-44230 ">London</span> oder <span class="index-171 tp-44231 ">Paris</span> erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten <span class="index-2426 tp-44232 ">Hrn. Bopp</span> in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.<br>§ VII.<br>Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm <span class="index-6155 tp-44233 ">einer Königlich Preußischen Landes-Universität</span> gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In <span class="index-2 tp-44234 ">Göttingen</span> scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat <span class="index-2426 tp-44235 ">Hrn. Bopp</span> eine Professur in <span class="index-6639 tp-44236 index-230 tp-19110 ">Würzburg</span> zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.<br>Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von <span class="index-5440 tp-44237 ">einem hohen Königlichen Ministerium</span> genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm von Schlegel</span><br>Professor<br><span class="index-887 tp-19114 ">Bonn</span> im März 1820', '36_xml' => '<p>Hochgebohrner Freyherr!<lb/>Hochzuverehrender Herr Staatsminister!<lb/>Ew. Excellenz schon oft erfahrene gnädige Gesinnung für mich, und <ref target="fud://1115">die durch <persName key="3478">Herrn Geheimerath Schulze</persName> kürzlich empfangene Versicherung von deren Fortdauer</ref>, geben mir Muth, mich vertrauensvoll in meinen Angelegenheiten an Hochdieselben persönlich zu wenden.<lb/>Verschiedene die Deutschen Universitäten betreffende Ereignisse, welche im vorigen Jahre schnell aufeinander gefolgt waren, hatten, ich gestehe es, meine Einbildungskraft stark getroffen. Meine Besorgnisse hatten um so weniger eine bestimmte Gränze, je fremder und unbekannter mir, nach meiner langen Entfernung von Deutschland, alles dasjenige war, was diese Vorfälle veranlaßt, und zuletzt die Maaßregeln <orgName key="6636">des Bundestags</orgName> hervorgenden hatte. Es schien mir schwierig, ein akademisches Lehramt mit der nöthigen Unbefangenheit und Heiterkeit verwalten zu können. So kam ich zu dem Entschluß, auf alle mir schon zu Theil gewordnen Vortheile und auf die Aussichten für die Zukunft Verzicht zu leisten, um entfernt von äußern Verhältnissen ganz der Wissenschaft zu leben.<lb/>Dieß waren die Beweggründe <ref target="fud://1109">meines unterthänigen Schreibens an <orgName key="5440">das Hohe Ministerium</orgName>, vom 7<hi rend="offset:4">ten</hi> December des vorigen Jahres</ref>. <ref target="fud://3500">Die Erwiederungen</ref>, <ref target="fud://1115">welche</ref> ich darauf aus <placeName key="15">Berlin</placeName> auf nicht amtlichen Wege erhalten habe, die ich aber von Ew. Excellenz mittelbar veranlaßt betrachten darf, haben mich zu meiner größten Freude überzeugt, daß meine Besorgnisse ungegründet waren. Ich muß daher wünschen, Ew. Excellenz möchten geruhen, jenes Schreiben als ungeschehen zu betrachten, und mir zu erlauben, ein andres unterthäniges Gesuch vorzutragen, auf welches ich mich beschränkt haben würde, wenn ich in dem damaligen Zeitpunkte zu dessen Gewährung hätte Hoffnung fassen können.<lb/>Dieses Gesuch geht dahin, daß mir von den gewöhnlichen Vorlesungen einige Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten verstattet werden möchte, welche dazu dienen würde, für die Folge mein akademisches Lehrfach zu erweitern.<lb/>Ich wünsche nämlich neben dem bisherigen Kreise meiner Vorlesungen mit Erfolg die Indische Sprache zu lehren, und Schüler für das Studium der Indischen Litteratur und Alterthumskunde bilden zu können. Dieß ist aber bis jetzt aus Mangel an Hülfsmitteln in Deutschland unmöglich.<lb/>Ew. Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <orgName key="5440">des Hohen Ministeriums</orgName> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<lb/>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<lb/>Ew. Excellenz<lb/>unterthänigst gehorsamster<lb/><hi rend="weight:bold">August Wilhelm v. 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Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <anchor type="b" n="5440" ana="15" xml:id="NidB44225"/>des Hohen Ministeriums<anchor type="e" n="5440" ana="15" xml:id="NidE44225"/> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<lb/>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<lb/>Ew. Excellenz<lb/>unterthänigst gehorsamster<lb/><hi rend="weight:bold">August Wilhelm v. 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Ich berufe mich deßhalb auf <anchor type="b" n="520" ana="12" xml:id="NidB19094"/>die Schrift <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB19093"/>meines Bruders<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE19093"/> <hi rend="weight:bold">über die Sprache und älteste Weisheit der Indier</hi><anchor type="e" n="520" ana="12" xml:id="NidE19094"/>; auf <anchor type="b" n="3479" ana="12" xml:id="NidB19101"/><anchor type="b" n="2541" ana="11" xml:id="NidB19100"/>des Russischen Staatsraths <hi rend="weight:bold">Ouwaroff</hi><anchor type="e" n="2541" ana="11" xml:id="NidE19100"/> Entwurf zu einer Asiatischen Akademie<anchor type="e" n="3479" ana="12" xml:id="NidE19101"/>; auf <anchor type="b" n="3480" ana="12" xml:id="NidB19102"/>desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu <anchor type="b" n="540" ana="10" xml:id="NidB19098"/>Sct. 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Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von <anchor type="b" n="3481" ana="11" xml:id="NidB19104"/>Wilkins<anchor type="e" n="3481" ana="11" xml:id="NidE19104"/>, aber seitdem ist in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB19106"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE19106"/> nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von <anchor type="b" n="2552" ana="10" xml:id="NidB19150"/>Calcutta<anchor type="e" n="2552" ana="10" xml:id="NidE19150"/> habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.<lb/>Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich <anchor type="b" n="3482" ana="12" xml:id="NidB19111"/><anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB19105"/>Hr. <hi rend="weight:bold">Bopp</hi><anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE19105"/> gethan hat<anchor type="e" n="3482" ana="12" xml:id="NidE19111"/>. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem <anchor type="b" n="3481" ana="11" xml:id="NidB44226"/>Wilkins<anchor type="e" n="3481" ana="11" xml:id="NidE44226"/> seine Typen dazu hergeliehen hat.<lb/>§ III.<lb/>Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In <anchor type="b" n="6637" ana="15" xml:id="NidB44227"/>der königlichen Druckerey in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB19108"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE19108"/><anchor type="e" n="6637" ana="15" xml:id="NidE44227"/> sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.<lb/>Nach meinen bey <anchor type="b" n="6638" ana="11" xml:id="NidB44229"/>dem Director <anchor type="b" n="6637" ana="15" xml:id="NidB44228"/>der königlichen Druckerey<anchor type="e" n="6637" ana="15" xml:id="NidE44228"/><anchor type="e" n="6638" ana="11" xml:id="NidE44229"/> in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.<lb/>§ IV.<lb/>Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.<lb/><hi rend="weight:bold">Elementar-Bücher</hi>: 1. Eine so viel möglich abgekürzte <hi rend="weight:bold">Grammatik</hi>.<lb/>Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, <anchor type="b" n="3483" ana="12" xml:id="NidB19112"/>die von <hi rend="weight:bold">Wilkins</hi><anchor type="e" n="3483" ana="12" xml:id="NidE19112"/>, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.<lb/>2. Ein alphabetisches <hi rend="weight:bold">Wörterbuch</hi>. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte <anchor type="b" n="3484" ana="12" xml:id="NidB19113"/>das von <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB19109"/><hi rend="weight:bold">Wilson</hi><anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE19109"/> seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte<anchor type="e" n="3484" ana="12" xml:id="NidE19113"/>, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen <hi rend="weight:bold">statt</hi> der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.<lb/>3. Eine <hi rend="weight:bold">Chrestomathie</hi>, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.<lb/><hi rend="weight:bold">Texte</hi>. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.<lb/>§ V.<lb/>Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.<lb/>§ VI.<lb/>In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB44230"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE44230"/> oder <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB44231"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE44231"/> erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB44232"/>Hrn. Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE44232"/> in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.<lb/>§ VII.<lb/>Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm <anchor type="b" n="6155" ana="15" xml:id="NidB44233"/>einer Königlich Preußischen Landes-Universität<anchor type="e" n="6155" ana="15" xml:id="NidE44233"/> gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB44234"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE44234"/> scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB44235"/>Hrn. Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE44235"/> eine Professur in <anchor type="b" n="6639" ana="15" xml:id="NidB44236"/><anchor type="b" n="230" ana="10" xml:id="NidB19110"/>Würzburg<anchor type="e" n="230" ana="10" xml:id="NidE19110"/><anchor type="e" n="6639" ana="15" xml:id="NidE44236"/> zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.<lb/>Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von <anchor type="b" n="5440" ana="15" xml:id="NidB44237"/>einem hohen Königlichen Ministerium<anchor type="e" n="5440" ana="15" xml:id="NidE44237"/> genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.<lb/><hi rend="weight:bold">August Wilhelm von Schlegel</hi><lb/>Professor<lb/><anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB19114"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE19114"/> im März 1820', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '343347008', '36_briefid' => '343347008_AWSanAltenstein_06031820', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1820-03-06', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. 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Excellenz schon oft erfahrene gnädige Gesinnung für mich, und <span class="doc-1115 ">die durch </span><span class="doc-1115 index-3478 tp-19089 ">Herrn Geheimerath Schulze</span><span class="doc-1115 "> kürzlich empfangene Versicherung von deren Fortdauer</span>, geben mir Muth, mich vertrauensvoll in meinen Angelegenheiten an Hochdieselben persönlich zu wenden.<br>Verschiedene die Deutschen Universitäten betreffende Ereignisse, welche im vorigen Jahre schnell aufeinander gefolgt waren, hatten, ich gestehe es, meine Einbildungskraft stark getroffen. Meine Besorgnisse hatten um so weniger eine bestimmte Gränze, je fremder und unbekannter mir, nach meiner langen Entfernung von Deutschland, alles dasjenige war, was diese Vorfälle veranlaßt, und zuletzt die Maaßregeln <span class="index-6636 tp-44220 ">des Bundestags</span> hervorgenden hatte. Es schien mir schwierig, ein akademisches Lehramt mit der nöthigen Unbefangenheit und Heiterkeit verwalten zu können. So kam ich zu dem Entschluß, auf alle mir schon zu Theil gewordnen Vortheile und auf die Aussichten für die Zukunft Verzicht zu leisten, um entfernt von äußern Verhältnissen ganz der Wissenschaft zu leben.<br>Dieß waren die Beweggründe <span class="doc-1109 ">meines unterthänigen Schreibens an </span><span class="doc-1109 index-5440 tp-44223 ">das Hohe Ministerium</span><span class="doc-1109 ">, vom 7</span><span class="doc-1109 offset-4 ">ten</span><span class="doc-1109 "> December des vorigen Jahres</span>. <span class="doc-3500 ">Die Erwiederungen</span>, <span class="doc-1115 ">welche</span> ich darauf aus <span class="index-15 tp-19099 ">Berlin</span> auf nicht amtlichen Wege erhalten habe, die ich aber von Ew. Excellenz mittelbar veranlaßt betrachten darf, haben mich zu meiner größten Freude überzeugt, daß meine Besorgnisse ungegründet waren. Ich muß daher wünschen, Ew. Excellenz möchten geruhen, jenes Schreiben als ungeschehen zu betrachten, und mir zu erlauben, ein andres unterthäniges Gesuch vorzutragen, auf welches ich mich beschränkt haben würde, wenn ich in dem damaligen Zeitpunkte zu dessen Gewährung hätte Hoffnung fassen können.<br>Dieses Gesuch geht dahin, daß mir von den gewöhnlichen Vorlesungen einige Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten verstattet werden möchte, welche dazu dienen würde, für die Folge mein akademisches Lehrfach zu erweitern.<br>Ich wünsche nämlich neben dem bisherigen Kreise meiner Vorlesungen mit Erfolg die Indische Sprache zu lehren, und Schüler für das Studium der Indischen Litteratur und Alterthumskunde bilden zu können. Dieß ist aber bis jetzt aus Mangel an Hülfsmitteln in Deutschland unmöglich.<br>Ew. Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <span class="index-5440 tp-44225 ">des Hohen Ministeriums</span> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<br>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<br>Ew. Excellenz<br>unterthänigst gehorsamster<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm v. Schlegel</span><br><span class="index-887 tp-19091 ">Bonn</span> d. ten 6<span class="offset-4 ">ten</span> März<br>1820<br><br><span class="weight-bold ">Über die Mittel, das Studium der Indischen Sprache und Litteratur in Deutschland gründlich einzuführen</span>.<br>§ I.<br>Es würde eine weitläuftige Abhandlung erfoderlich seyn, um das Studium des Sanskrit und der alten schriftlichen Denkmale Indiens in seinen vielseitigen wissenschaftlichen Beziehungen zu schildern, insbesondre die wichtigen Aufschlüsse zu entwickeln, welche die allgemeine Sprachkunde, die Urgeschichte der Völker und des menschlichen Geistes überhaupt davon zu erwarten hat. Ich berufe mich deßhalb auf <span class="index-520 tp-19094 ">die Schrift </span><span class="index-520 tp-19094 index-8 tp-19093 ">meines Bruders</span><span class="index-520 tp-19094 "> </span><span class="index-520 tp-19094 weight-bold ">über die Sprache und älteste Weisheit der Indier</span>; auf <span class="index-2541 tp-19100 index-3479 tp-19101 ">des Russischen Staatsraths </span><span class="index-2541 tp-19100 index-3479 tp-19101 weight-bold ">Ouwaroff</span><span class="index-3479 tp-19101 "> Entwurf zu einer Asiatischen Akademie</span>; auf <span class="index-3480 tp-19102 ">desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu </span><span class="index-3480 tp-19102 index-540 tp-19098 ">Sct. Petersburg</span>; auf <span class="index-3415 tp-19103 ">die Antritts-Rede </span><span class="index-3415 tp-19103 index-900 tp-19095 ">des Herrn von </span><span class="index-3415 tp-19103 index-900 tp-19095 weight-bold ">Chezy</span>; endlich auf <span class="index-2555 tp-19096 ">meinen Aufsatz </span><span class="index-2555 tp-19096 weight-bold ">über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie</span>, im zweyten Heft <span class="index-3471 tp-19097 ">der Bonnischen Jahrbücher</span>.<br>Wir sind nur noch äußerst unvollständig mit der unübersehlich reichen Indischen Litteratur bekannt; aber jede neue Entdeckung bewährt ihren von der philologischen und historischen Forschung unabhängigen innern Werth: die schöpferische Fülle und hohe Ausbildung der Poesie, den philosophischen Tiefsinn, den wissenschaftlichen Geist.<br>§ II.<br>Bey der jetzigen Lage der Sache kann jedoch dieses Studium in Deutschland nicht gedeihen, wegen des unerschwinglichen Preises, und vor allem wegen der Seltenheit der Bücher. Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von <span class="index-3481 tp-19104 ">Wilkins</span>, aber seitdem ist in <span class="index-292 tp-19106 ">London</span> nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von <span class="index-2552 tp-19150 ">Calcutta</span> habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.<br>Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich <span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 ">Hr. </span><span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 weight-bold ">Bopp</span><span class="index-3482 tp-19111 "> gethan hat</span>. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem <span class="index-3481 tp-44226 ">Wilkins</span> seine Typen dazu hergeliehen hat.<br>§ III.<br>Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In <span class="index-6637 tp-44227 ">der königlichen Druckerey in </span><span class="index-6637 tp-44227 index-171 tp-19108 ">Paris</span> sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.<br>Nach meinen bey <span class="index-6638 tp-44229 ">dem Director </span><span class="index-6638 tp-44229 index-6637 tp-44228 ">der königlichen Druckerey</span> in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.<br>§ IV.<br>Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.<br><span class="weight-bold ">Elementar-Bücher</span>: 1. Eine so viel möglich abgekürzte <span class="weight-bold ">Grammatik</span>.<br>Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, <span class="index-3483 tp-19112 ">die von </span><span class="index-3483 tp-19112 weight-bold ">Wilkins</span>, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.<br>2. Ein alphabetisches <span class="weight-bold ">Wörterbuch</span>. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte <span class="index-3484 tp-19113 ">das von </span><span class="index-3484 tp-19113 index-2553 tp-19109 weight-bold ">Wilson</span><span class="index-3484 tp-19113 "> seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte</span>, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen <span class="weight-bold ">statt</span> der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.<br>3. Eine <span class="weight-bold ">Chrestomathie</span>, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.<br><span class="weight-bold ">Texte</span>. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.<br>§ V.<br>Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.<br>§ VI.<br>In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in <span class="index-292 tp-44230 ">London</span> oder <span class="index-171 tp-44231 ">Paris</span> erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten <span class="index-2426 tp-44232 ">Hrn. Bopp</span> in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.<br>§ VII.<br>Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm <span class="index-6155 tp-44233 ">einer Königlich Preußischen Landes-Universität</span> gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In <span class="index-2 tp-44234 ">Göttingen</span> scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat <span class="index-2426 tp-44235 ">Hrn. Bopp</span> eine Professur in <span class="index-6639 tp-44236 index-230 tp-19110 ">Würzburg</span> zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.<br>Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von <span class="index-5440 tp-44237 ">einem hohen Königlichen Ministerium</span> genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm von Schlegel</span><br>Professor<br><span class="index-887 tp-19114 ">Bonn</span> im März 1820' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/656' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Karl Vom Stein Zum Altenstein am 06.03.1820, Bonn, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '06.03.1820' $adressat = array( (int) 746 => array( 'ID' => '746', 'project' => '1', 'timecreate' => '2012-12-04 20:17:06', 'timelastchg' => '2019-12-04 00:37:14', 'key' => 'AWS-ap-0003', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Vom Stein Zum Altenstein, Karl ', '39_namevar' => 'vom Stein zum Altenstein, Karl Sigmund Franz Freiherr', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1770-10-01', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '9991', 'content' => 'Schalkhausen', 'bemerkung' => 'GND:4249663-9', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_toddatum' => '1840-05-14', '39_sterbeort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_lebenwirken' => 'Jurist, Finanzminister, Reformer des preußischen Bildungswesens Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein wurde 1770 als Sohn des Husaren-Rittmeisters und Kammerherrn Friedrich Ernst Freiherr von Stein zum Altenstein geboren. Er studierte Philosophie, Naturwissenschaften und Jura in Erlangen, Göttingen und Jena. Nachdem er als Referendar in der preußischen Kriegs- und Domänenkammer tätig war, erfolgte 1799 seine Berufung nach Berlin durch Karl August von Hardenberg. Von 1803 bis 1808 war er als Geheimer Oberfinanzrat des Generaldirektoriums angestellt. Nach dem Ausscheiden des Staatsministers Karl Freiherr vom und zum Stein wurde Altenstein zum Finanzminister ernannt. Der Politiker schied 1810 aus dem Ministeramt aus. Es folgten die Übersiedlung nach Breslau und ab 1813 das Amt des Zivilgouverneurs von Schlesien. Seit 1816 war vom Stein zum Altenstein Mitglied der Leopoldina. Ab dem 3. November 1817 leitete er das Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalsangelegenheiten und reformierte das preußische Bildungswesen grundlegend. 1818 trug er entscheidend zur Gründung der Universität Bonn bei. 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Excellenz möchten geruhen, jenes Schreiben als ungeschehen zu betrachten, und mir zu erlauben, ein andres unterthäniges Gesuch vorzutragen, auf welches ich mich beschränkt haben würde, wenn ich in dem damaligen Zeitpunkte zu dessen Gewährung hätte Hoffnung fassen können.<br>Dieses Gesuch geht dahin, daß mir von den gewöhnlichen Vorlesungen einige Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten verstattet werden möchte, welche dazu dienen würde, für die Folge mein akademisches Lehrfach zu erweitern.<br>Ich wünsche nämlich neben dem bisherigen Kreise meiner Vorlesungen mit Erfolg die Indische Sprache zu lehren, und Schüler für das Studium der Indischen Litteratur und Alterthumskunde bilden zu können. Dieß ist aber bis jetzt aus Mangel an Hülfsmitteln in Deutschland unmöglich.<br>Ew. Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <span class="index-5440 tp-44225 ">des Hohen Ministeriums</span> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<br>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<br>Ew. Excellenz<br>unterthänigst gehorsamster<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm v. 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Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von <span class="index-3481 tp-19104 ">Wilkins</span>, aber seitdem ist in <span class="index-292 tp-19106 ">London</span> nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von <span class="index-2552 tp-19150 ">Calcutta</span> habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.<br>Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich <span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 ">Hr. </span><span class="index-2426 tp-19105 index-3482 tp-19111 weight-bold ">Bopp</span><span class="index-3482 tp-19111 "> gethan hat</span>. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem <span class="index-3481 tp-44226 ">Wilkins</span> seine Typen dazu hergeliehen hat.<br>§ III.<br>Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In <span class="index-6637 tp-44227 ">der königlichen Druckerey in </span><span class="index-6637 tp-44227 index-171 tp-19108 ">Paris</span> sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.<br>Nach meinen bey <span class="index-6638 tp-44229 ">dem Director </span><span class="index-6638 tp-44229 index-6637 tp-44228 ">der königlichen Druckerey</span> in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.<br>§ IV.<br>Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.<br><span class="weight-bold ">Elementar-Bücher</span>: 1. Eine so viel möglich abgekürzte <span class="weight-bold ">Grammatik</span>.<br>Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, <span class="index-3483 tp-19112 ">die von </span><span class="index-3483 tp-19112 weight-bold ">Wilkins</span>, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.<br>2. Ein alphabetisches <span class="weight-bold ">Wörterbuch</span>. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte <span class="index-3484 tp-19113 ">das von </span><span class="index-3484 tp-19113 index-2553 tp-19109 weight-bold ">Wilson</span><span class="index-3484 tp-19113 "> seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte</span>, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen <span class="weight-bold ">statt</span> der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.<br>3. Eine <span class="weight-bold ">Chrestomathie</span>, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.<br><span class="weight-bold ">Texte</span>. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.<br>§ V.<br>Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.<br>§ VI.<br>In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in <span class="index-292 tp-44230 ">London</span> oder <span class="index-171 tp-44231 ">Paris</span> erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten <span class="index-2426 tp-44232 ">Hrn. Bopp</span> in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.<br>§ VII.<br>Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm <span class="index-6155 tp-44233 ">einer Königlich Preußischen Landes-Universität</span> gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In <span class="index-2 tp-44234 ">Göttingen</span> scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat <span class="index-2426 tp-44235 ">Hrn. Bopp</span> eine Professur in <span class="index-6639 tp-44236 index-230 tp-19110 ">Würzburg</span> zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.<br>Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von <span class="index-5440 tp-44237 ">einem hohen Königlichen Ministerium</span> genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.<br><span class="weight-bold ">August Wilhelm von Schlegel</span><br>Professor<br><span class="index-887 tp-19114 ">Bonn</span> im März 1820', '36_xml' => '<p>Hochgebohrner Freyherr!<lb/>Hochzuverehrender Herr Staatsminister!<lb/>Ew. 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Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten <anchor type="b" n="5440" ana="15" xml:id="NidB44225"/>des Hohen Ministeriums<anchor type="e" n="5440" ana="15" xml:id="NidE44225"/> erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.<lb/>Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung<lb/>Ew. Excellenz<lb/>unterthänigst gehorsamster<lb/><hi rend="weight:bold">August Wilhelm v. 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Ich berufe mich deßhalb auf <anchor type="b" n="520" ana="12" xml:id="NidB19094"/>die Schrift <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB19093"/>meines Bruders<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE19093"/> <hi rend="weight:bold">über die Sprache und älteste Weisheit der Indier</hi><anchor type="e" n="520" ana="12" xml:id="NidE19094"/>; auf <anchor type="b" n="3479" ana="12" xml:id="NidB19101"/><anchor type="b" n="2541" ana="11" xml:id="NidB19100"/>des Russischen Staatsraths <hi rend="weight:bold">Ouwaroff</hi><anchor type="e" n="2541" ana="11" xml:id="NidE19100"/> Entwurf zu einer Asiatischen Akademie<anchor type="e" n="3479" ana="12" xml:id="NidE19101"/>; auf <anchor type="b" n="3480" ana="12" xml:id="NidB19102"/>desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu <anchor type="b" n="540" ana="10" xml:id="NidB19098"/>Sct. Petersburg<anchor type="e" n="540" ana="10" xml:id="NidE19098"/><anchor type="e" n="3480" ana="12" xml:id="NidE19102"/>; auf <anchor type="b" n="3415" ana="12" xml:id="NidB19103"/>die Antritts-Rede <anchor type="b" n="900" ana="11" xml:id="NidB19095"/>des Herrn von <hi rend="weight:bold">Chezy</hi><anchor type="e" n="900" ana="11" xml:id="NidE19095"/><anchor type="e" n="3415" ana="12" xml:id="NidE19103"/>; endlich auf <anchor type="b" n="2555" ana="12" xml:id="NidB19096"/>meinen Aufsatz <hi rend="weight:bold">über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie</hi><anchor type="e" n="2555" ana="12" xml:id="NidE19096"/>, im zweyten Heft <anchor type="b" n="3471" ana="13" xml:id="NidB19097"/>der Bonnischen Jahrbücher<anchor type="e" n="3471" ana="13" xml:id="NidE19097"/>.<lb/>Wir sind nur noch äußerst unvollständig mit der unübersehlich reichen Indischen Litteratur bekannt; aber jede neue Entdeckung bewährt ihren von der philologischen und historischen Forschung unabhängigen innern Werth: die schöpferische Fülle und hohe Ausbildung der Poesie, den philosophischen Tiefsinn, den wissenschaftlichen Geist.<lb/>§ II.<lb/>Bey der jetzigen Lage der Sache kann jedoch dieses Studium in Deutschland nicht gedeihen, wegen des unerschwinglichen Preises, und vor allem wegen der Seltenheit der Bücher. Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von <anchor type="b" n="3481" ana="11" xml:id="NidB19104"/>Wilkins<anchor type="e" n="3481" ana="11" xml:id="NidE19104"/>, aber seitdem ist in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB19106"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE19106"/> nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von <anchor type="b" n="2552" ana="10" xml:id="NidB19150"/>Calcutta<anchor type="e" n="2552" ana="10" xml:id="NidE19150"/> habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.<lb/>Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich <anchor type="b" n="3482" ana="12" xml:id="NidB19111"/><anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB19105"/>Hr. <hi rend="weight:bold">Bopp</hi><anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE19105"/> gethan hat<anchor type="e" n="3482" ana="12" xml:id="NidE19111"/>. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem <anchor type="b" n="3481" ana="11" xml:id="NidB44226"/>Wilkins<anchor type="e" n="3481" ana="11" xml:id="NidE44226"/> seine Typen dazu hergeliehen hat.<lb/>§ III.<lb/>Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In <anchor type="b" n="6637" ana="15" xml:id="NidB44227"/>der königlichen Druckerey in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB19108"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE19108"/><anchor type="e" n="6637" ana="15" xml:id="NidE44227"/> sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.<lb/>Nach meinen bey <anchor type="b" n="6638" ana="11" xml:id="NidB44229"/>dem Director <anchor type="b" n="6637" ana="15" xml:id="NidB44228"/>der königlichen Druckerey<anchor type="e" n="6637" ana="15" xml:id="NidE44228"/><anchor type="e" n="6638" ana="11" xml:id="NidE44229"/> in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.<lb/>§ IV.<lb/>Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.<lb/><hi rend="weight:bold">Elementar-Bücher</hi>: 1. Eine so viel möglich abgekürzte <hi rend="weight:bold">Grammatik</hi>.<lb/>Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, <anchor type="b" n="3483" ana="12" xml:id="NidB19112"/>die von <hi rend="weight:bold">Wilkins</hi><anchor type="e" n="3483" ana="12" xml:id="NidE19112"/>, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.<lb/>2. Ein alphabetisches <hi rend="weight:bold">Wörterbuch</hi>. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte <anchor type="b" n="3484" ana="12" xml:id="NidB19113"/>das von <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB19109"/><hi rend="weight:bold">Wilson</hi><anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE19109"/> seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte<anchor type="e" n="3484" ana="12" xml:id="NidE19113"/>, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen <hi rend="weight:bold">statt</hi> der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.<lb/>3. Eine <hi rend="weight:bold">Chrestomathie</hi>, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.<lb/><hi rend="weight:bold">Texte</hi>. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.<lb/>§ V.<lb/>Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.<lb/>§ VI.<lb/>In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB44230"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE44230"/> oder <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB44231"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE44231"/> erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB44232"/>Hrn. Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE44232"/> in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.<lb/>§ VII.<lb/>Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm <anchor type="b" n="6155" ana="15" xml:id="NidB44233"/>einer Königlich Preußischen Landes-Universität<anchor type="e" n="6155" ana="15" xml:id="NidE44233"/> gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB44234"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE44234"/> scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB44235"/>Hrn. Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE44235"/> eine Professur in <anchor type="b" n="6639" ana="15" xml:id="NidB44236"/><anchor type="b" n="230" ana="10" xml:id="NidB19110"/>Würzburg<anchor type="e" n="230" ana="10" xml:id="NidE19110"/><anchor type="e" n="6639" ana="15" xml:id="NidE44236"/> zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.<lb/>Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von <anchor type="b" n="5440" ana="15" xml:id="NidB44237"/>einem hohen Königlichen Ministerium<anchor type="e" n="5440" ana="15" xml:id="NidE44237"/> genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.<lb/><hi rend="weight:bold">August Wilhelm von Schlegel</hi><lb/>Professor<lb/><anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB19114"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE19114"/> im März 1820', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '343347008', '36_briefid' => '343347008_AWSanAltenstein_06031820', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '887', 'content' => 'Bonn', 'bemerkung' => 'GND:1001909-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datumvon' => '1820-03-06', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7346', 'content' => 'Karl Vom Stein Zum Altenstein', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Vom Stein Zum Altenstein, Karl', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. 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Hochgebohrner Freyherr!
Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew. Excellenz schon oft erfahrene gnädige Gesinnung für mich, und die durch Herrn Geheimerath Schulze kürzlich empfangene Versicherung von deren Fortdauer, geben mir Muth, mich vertrauensvoll in meinen Angelegenheiten an Hochdieselben persönlich zu wenden.
Verschiedene die Deutschen Universitäten betreffende Ereignisse, welche im vorigen Jahre schnell aufeinander gefolgt waren, hatten, ich gestehe es, meine Einbildungskraft stark getroffen. Meine Besorgnisse hatten um so weniger eine bestimmte Gränze, je fremder und unbekannter mir, nach meiner langen Entfernung von Deutschland, alles dasjenige war, was diese Vorfälle veranlaßt, und zuletzt die Maaßregeln des Bundestags hervorgenden hatte. Es schien mir schwierig, ein akademisches Lehramt mit der nöthigen Unbefangenheit und Heiterkeit verwalten zu können. So kam ich zu dem Entschluß, auf alle mir schon zu Theil gewordnen Vortheile und auf die Aussichten für die Zukunft Verzicht zu leisten, um entfernt von äußern Verhältnissen ganz der Wissenschaft zu leben.
Dieß waren die Beweggründe meines unterthänigen Schreibens an das Hohe Ministerium, vom 7ten December des vorigen Jahres. Die Erwiederungen, welche ich darauf aus Berlin auf nicht amtlichen Wege erhalten habe, die ich aber von Ew. Excellenz mittelbar veranlaßt betrachten darf, haben mich zu meiner größten Freude überzeugt, daß meine Besorgnisse ungegründet waren. Ich muß daher wünschen, Ew. Excellenz möchten geruhen, jenes Schreiben als ungeschehen zu betrachten, und mir zu erlauben, ein andres unterthäniges Gesuch vorzutragen, auf welches ich mich beschränkt haben würde, wenn ich in dem damaligen Zeitpunkte zu dessen Gewährung hätte Hoffnung fassen können.
Dieses Gesuch geht dahin, daß mir von den gewöhnlichen Vorlesungen einige Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten verstattet werden möchte, welche dazu dienen würde, für die Folge mein akademisches Lehrfach zu erweitern.
Ich wünsche nämlich neben dem bisherigen Kreise meiner Vorlesungen mit Erfolg die Indische Sprache zu lehren, und Schüler für das Studium der Indischen Litteratur und Alterthumskunde bilden zu können. Dieß ist aber bis jetzt aus Mangel an Hülfsmitteln in Deutschland unmöglich.
Ew. Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten des Hohen Ministeriums erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.
Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung
Ew. Excellenz
unterthänigst gehorsamster
August Wilhelm v. Schlegel
Bonn d. ten 6ten März
1820
Über die Mittel, das Studium der Indischen Sprache und Litteratur in Deutschland gründlich einzuführen.
§ I.
Es würde eine weitläuftige Abhandlung erfoderlich seyn, um das Studium des Sanskrit und der alten schriftlichen Denkmale Indiens in seinen vielseitigen wissenschaftlichen Beziehungen zu schildern, insbesondre die wichtigen Aufschlüsse zu entwickeln, welche die allgemeine Sprachkunde, die Urgeschichte der Völker und des menschlichen Geistes überhaupt davon zu erwarten hat. Ich berufe mich deßhalb auf die Schrift meines Bruders über die Sprache und älteste Weisheit der Indier; auf des Russischen Staatsraths Ouwaroff Entwurf zu einer Asiatischen Akademie; auf desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu Sct. Petersburg; auf die Antritts-Rede des Herrn von Chezy; endlich auf meinen Aufsatz über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie, im zweyten Heft der Bonnischen Jahrbücher.
Wir sind nur noch äußerst unvollständig mit der unübersehlich reichen Indischen Litteratur bekannt; aber jede neue Entdeckung bewährt ihren von der philologischen und historischen Forschung unabhängigen innern Werth: die schöpferische Fülle und hohe Ausbildung der Poesie, den philosophischen Tiefsinn, den wissenschaftlichen Geist.
§ II.
Bey der jetzigen Lage der Sache kann jedoch dieses Studium in Deutschland nicht gedeihen, wegen des unerschwinglichen Preises, und vor allem wegen der Seltenheit der Bücher. Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von Wilkins, aber seitdem ist in London nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von Calcutta habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.
Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich Hr. Bopp gethan hat. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem Wilkins seine Typen dazu hergeliehen hat.
§ III.
Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In der königlichen Druckerey in Paris sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.
Nach meinen bey dem Director der königlichen Druckerey in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.
§ IV.
Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.
Elementar-Bücher: 1. Eine so viel möglich abgekürzte Grammatik.
Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, die von Wilkins, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.
2. Ein alphabetisches Wörterbuch. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte das von Wilson seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen statt der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.
3. Eine Chrestomathie, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.
Texte. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.
§ V.
Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.
§ VI.
In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in London oder Paris erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten Hrn. Bopp in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.
§ VII.
Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm einer Königlich Preußischen Landes-Universität gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In Göttingen scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat Hrn. Bopp eine Professur in Würzburg zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.
Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von einem hohen Königlichen Ministerium genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.
August Wilhelm von Schlegel
Professor
Bonn im März 1820
Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew. Excellenz schon oft erfahrene gnädige Gesinnung für mich, und die durch Herrn Geheimerath Schulze kürzlich empfangene Versicherung von deren Fortdauer, geben mir Muth, mich vertrauensvoll in meinen Angelegenheiten an Hochdieselben persönlich zu wenden.
Verschiedene die Deutschen Universitäten betreffende Ereignisse, welche im vorigen Jahre schnell aufeinander gefolgt waren, hatten, ich gestehe es, meine Einbildungskraft stark getroffen. Meine Besorgnisse hatten um so weniger eine bestimmte Gränze, je fremder und unbekannter mir, nach meiner langen Entfernung von Deutschland, alles dasjenige war, was diese Vorfälle veranlaßt, und zuletzt die Maaßregeln des Bundestags hervorgenden hatte. Es schien mir schwierig, ein akademisches Lehramt mit der nöthigen Unbefangenheit und Heiterkeit verwalten zu können. So kam ich zu dem Entschluß, auf alle mir schon zu Theil gewordnen Vortheile und auf die Aussichten für die Zukunft Verzicht zu leisten, um entfernt von äußern Verhältnissen ganz der Wissenschaft zu leben.
Dieß waren die Beweggründe meines unterthänigen Schreibens an das Hohe Ministerium, vom 7ten December des vorigen Jahres. Die Erwiederungen, welche ich darauf aus Berlin auf nicht amtlichen Wege erhalten habe, die ich aber von Ew. Excellenz mittelbar veranlaßt betrachten darf, haben mich zu meiner größten Freude überzeugt, daß meine Besorgnisse ungegründet waren. Ich muß daher wünschen, Ew. Excellenz möchten geruhen, jenes Schreiben als ungeschehen zu betrachten, und mir zu erlauben, ein andres unterthäniges Gesuch vorzutragen, auf welches ich mich beschränkt haben würde, wenn ich in dem damaligen Zeitpunkte zu dessen Gewährung hätte Hoffnung fassen können.
Dieses Gesuch geht dahin, daß mir von den gewöhnlichen Vorlesungen einige Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten verstattet werden möchte, welche dazu dienen würde, für die Folge mein akademisches Lehrfach zu erweitern.
Ich wünsche nämlich neben dem bisherigen Kreise meiner Vorlesungen mit Erfolg die Indische Sprache zu lehren, und Schüler für das Studium der Indischen Litteratur und Alterthumskunde bilden zu können. Dieß ist aber bis jetzt aus Mangel an Hülfsmitteln in Deutschland unmöglich.
Ew. Excellenz bitte ich daher um Erlaubniß, einen unterthänigen Bericht über die hiezu nöthigen Veranstaltungen beyfügen zu dürfen. Sollte ich so glücklich seyn, die Genehmigung Ew. Excellenz für diese Vorschläge zu erlangen, so wäre ich bereit, meine Kräfte unermüdet daran zu setzen. Es würde zwar eine nicht unbeträchtliche Unterstützung von Seiten des Hohen Ministeriums erfoderlich seyn; sie würde aber gewiß nicht das Verhältniß des dadurch erzielten dauernden Nutzens und der wichtigen Erweiterung der Wissenschaft überschreiten.
Mit den dankbarsten Gesinnungen verharre ich in tiefster Ehrerbietung
Ew. Excellenz
unterthänigst gehorsamster
August Wilhelm v. Schlegel
Bonn d. ten 6ten März
1820
Über die Mittel, das Studium der Indischen Sprache und Litteratur in Deutschland gründlich einzuführen.
§ I.
Es würde eine weitläuftige Abhandlung erfoderlich seyn, um das Studium des Sanskrit und der alten schriftlichen Denkmale Indiens in seinen vielseitigen wissenschaftlichen Beziehungen zu schildern, insbesondre die wichtigen Aufschlüsse zu entwickeln, welche die allgemeine Sprachkunde, die Urgeschichte der Völker und des menschlichen Geistes überhaupt davon zu erwarten hat. Ich berufe mich deßhalb auf die Schrift meines Bruders über die Sprache und älteste Weisheit der Indier; auf des Russischen Staatsraths Ouwaroff Entwurf zu einer Asiatischen Akademie; auf desselben Rede bey der Stiftung Orientalischer Lehrstühle zu Sct. Petersburg; auf die Antritts-Rede des Herrn von Chezy; endlich auf meinen Aufsatz über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie, im zweyten Heft der Bonnischen Jahrbücher.
Wir sind nur noch äußerst unvollständig mit der unübersehlich reichen Indischen Litteratur bekannt; aber jede neue Entdeckung bewährt ihren von der philologischen und historischen Forschung unabhängigen innern Werth: die schöpferische Fülle und hohe Ausbildung der Poesie, den philosophischen Tiefsinn, den wissenschaftlichen Geist.
§ II.
Bey der jetzigen Lage der Sache kann jedoch dieses Studium in Deutschland nicht gedeihen, wegen des unerschwinglichen Preises, und vor allem wegen der Seltenheit der Bücher. Die vorhandnen Hülfsmittel sind nicht nur sehr unzulänglich, sondern man kann sie sich nicht einmal verschaffen. Vieles in Indien gedruckte ist in Europa durchaus nicht mehr zu haben. Seit zwölf Jahren hat man in England die Typen von Wilkins, aber seitdem ist in London nur ein einziger indischer Text gedruckt. Die Mängel der Ausgaben von Calcutta habe ich in dem eben erwähnten Aufsatze gerügt. Man fährt dort fort zu drucken, aber ohne Plan. Die Engländer scheinen die Sache beynahe als Monopol für ihre Orientalischen Lehranstalten zu behandeln.
Gegenwärtig kann ein Deutscher Gelehrter nur in England mit großen Kosten Indische Texte herausgeben, wie es neulich Hr. Bopp gethan hat. Und auch dieß ist nur durch besondre Vergünstigung geschehen, indem Wilkins seine Typen dazu hergeliehen hat.
§ III.
Der entscheidende Schritt wäre die Anschaffung Indischer Typen. Dieß ist freylich kein geringes Unternehmen: das Alphabet beläuft sich auf funfzig Buchstaben; dazu kommen die unentbehrlichen Gruppen verschlungener Buchstaben. Unter fünf bis sechshundert Stempel wird man nicht ausreichen. In der königlichen Druckerey in Paris sind so viele Stempel in Kupfer vortrefflich geschnitten, aber noch nicht gegossen. Ich glaube die Typen (welche sich bis jetzt noch nirgends käuflich vorfinden) würden nirgends besser und wohlfeiler zu verfertigen seyn als in Paris, es muß aber unter den Augen und der beständigen Leitung eines mit den Bedürfnissen der Indischen Typographie vertrauten Gelehrten geschehen. Ich wäre zu diesem Geschäft erbötig, wozu hoffentlich ein halbjähriger Aufenthalt in Paris hinreichend seyn würde.
Nach meinen bey dem Director der königlichen Druckerey in Frankreich eingezogenen Erkundigungen hat jeder Stempel nur fünf bis sechs Franken gekostet, das Ganze beläuft sich also noch nicht auf 1000 thl. Dazu kommt freylich das Schlagen der Matrizen und Ausgießen der Lettern, worüber ich mich für jetzt noch außer Stand sehe, einen Kosten-Anschlag zu liefern. Doch vermuthe ich, alles würde sich mit 2000 thl. bestreiten lassen.
§ IV.
Nach Anschaffung der Typen müßte man zur Herausgabe von Elementar-Büchern und Indischen Texten schreiten.
Elementar-Bücher: 1. Eine so viel möglich abgekürzte Grammatik.
Weitläuftige Grammatiken hat man schon mehrere, sie taugen aber nicht für den ersten Unterricht. Die einzige, die in Europa leicht zu haben ist, die von Wilkins, kostet 5 Guineen, und beträgt 656 große Quartseiten.
2. Ein alphabetisches Wörterbuch. Hieran fehlt es bis jetzt noch ganz. Sollte das von Wilson seit mehreren Jahren als unter der Presse befindlich angekündigte, (wovon ich schon 300 Quartseiten durchzulesen Gelegenheit gehabt) unterdessen erscheinen, so müßte es vermehrt und berichtigt, und mit Lateinischen Erklärungen statt der Englischen, wieder herausgegeben werden; sonst müßte es ganz neu ausgearbeitet werden, wozu schon eine Menge Materialien vorhanden, und in meinem Besitze sind.
3. Eine Chrestomathie, mit analytischer Erklärung der Biegungen und Wortfügungen.
Texte. Die Aufmerksamkeit der Deutschen Gelehrten würde sich hauptsächlich auf die ältesten Denkmale richten, und diese sind keinesweges unübersehlich. Allerdings würde aber, wenn man einmal eine Indische Druckerey besitzt, sich Arbeit genug für eine lange Reihe von Jahren, ja für mehr als Ein Menschenalter finden.
§ V.
Die zu druckenden Werke würden freylich Auslagen erfodern, aber man könnte alles viel wohlfeiler liefern, als es von Indien aus geschieht, und dennoch die Preise ziemlich hoch setzen. Die Kosten würden in dem Maaße wie das Studium sich verbreitet, durch den Absatz an öffentliche Bibliotheken und Privatpersonen gedeckt werden.
§ VI.
In der Folge würde es zweckmäßig seyn, um Lehrer des Sanscrit zu bilden, etwa zwey schon geprüften jungen Philologen, und zwar einem der classischen Litteratur, einem andern des Arabischen und Persischen kundigen, eine Unterstützung zu verwilligen. Bisher konnte man das Sanscrit nur in London oder Paris erlernen, welches einen weit größeren Aufwand erfodert, als der Aufenthalt auf einer inländischen Universität. Seit einer Anzahl von Jahren unterstützt die Bairische Regierung mit beträchtlichen Kosten Hrn. Bopp in seinen Studien zu Paris und London. Die Stipendiaten könnten meinen Unterricht und meine Hülfsmittel benutzen, und bedürften gar keine oder eine weit kürzere Reise ins Ausland.
§ VII.
Es würde ohne Zweifel zum Europäischen Ruhm einer Königlich Preußischen Landes-Universität gereichen, wenn daselbst zuerst in Deutschland Indisch gedruckt würde. Allein es dürfte nöthig seyn, ungesäumt Hand an das Werk zu legen, damit man nicht auswärts zuvorkomme. In Göttingen scheint noch nichts geschehen zu seyn, wiewohl es dort wegen der Verhältnisse mit England am ersten zu erwarten stände. Aber die Königlich Bairische Regierung hat Hrn. Bopp eine Professur in Würzburg zugesagt, und wird ihn also auch bey der Mittheilung und Verbreitung der erworbenen Kenntnisse vermuthlich ferner unterstützen.
Sollte ein Theil der obigen Vorschläge von einem hohen Königlichen Ministerium genehmigt werden, so wäre ich bereit, meine Kräfte sogleich mit äußerster Anstrengung der Ausführung zu widmen.
August Wilhelm von Schlegel
Professor
Bonn im März 1820