• August Wilhelm von Schlegel to Jacob Grimm

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Kassel · Date: 09.07.1828
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Jacob Grimm
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Kassel
  • Date: 09.07.1828
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 473‒474.
  • Incipit: „Bonn d. 9ten Jul. [18]28
    Ich war sehr erfreut, mein verehrtester Freund einmal ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten, konnte es aber [...]“
    Language
  • German
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Bonn d. 9ten Jul. [18]28
Ich war sehr erfreut, mein verehrtester Freund einmal ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten, konnte es aber nicht erwiedern, weil ich wegen einer in kurzer Frist zu liefernden Arbeit sehr gedrängt wurde.
Zuerst was die Anfrage betrifft, so kann ich Ihnen nicht so zuverlässigen Aufschluß geben als ich wünschte. Die Synglosse habe ich nur flüchtig angesehen, und dann dem Buchhändler zurückgeschickt; die Rechtfertigung dieser Schrift ist mir gar nicht zu Gesicht gekommen. Die Lateinischen Theses hat mir der jüngere Schlosser aus Frankfurt, der damals von Paris kam, auf einem gedruckten Blatte gegeben, und mich versichert, sie seyen von Merian. Ich errieth nun, daß dieser auch Vf. des anonymen Briefes seyn müsse. Ich vermuthe, daß Merian nicht Deutsch schreiben kann. Klaproth steht mit ihm in sehr genauer Verbindung: sollte dieser nicht für ihn aufgetreten seyn? Er sucht und hat beständig Händel, und man kennt seinen Ton in litterarischen Fehden. Antworten Sie doch ja nicht. Wenn ich in dem Falle gewesen wäre, von dem Opus tripartitum zu sprechen, so hätte ich gesagt, das Buch sehe so aus, als wäre der Vf. eben während der ärgsten Verwirrung vom Babylonischen Thurmbau weggelaufen. Die Asia polyglotta ist nicht viel besser, aber dergleichen braucht man nicht zu widerlegen, es muß von selbst vor der strengeren Wissenschaft fallen.
Erlauben Sie mir, theuerster Freund, Ihnen zu sagen, daß Sie zu viel arbeiten, und sich mehr Erholung gönnen sollten. Ich arbeite mit sehr gemäßigtem Fleiße, und es kommt doch allerlei eins nach dem andern zu Stande: seit dem, was Sie kennen, eine Abhandlung in französischer Sprache über Baktrische Münzen für das Journal Asiatique, jetzt eben ein Aufsatz über Indien für einen Taschen-Kalender.
Sie sind sehr gütig, auf das wenige, was ich über Ihr Meisterwerk gesagt, so viel Werth zu legen. Wirklich fördersam wäre eine Reihe von Briefen an Sie über die gemeinschaftlichen Gegenstände unsrer Forschungen: Sie wissen, daß ich es mir längst vorgenommen habe, aber ich konnte noch nicht zur Ausführung kommen.
Wie gern brächte ich Ihnen das Sanskrit auf Ihr Studirzimmer, wenn ich mich nach Belieben abmüßigen könnte! Für Sie wäre die Erlernung dieser Sprache eine wahre Kleinigkeit. Ich habe jetzt sieben Schüler, wovon viere erst seit dem Herbste Hrn. Lassens Elementar-Unterricht gehabt haben, und nun schon ganz fertig den Râmâyana interpretiren.
Nehmen Sie so vorlieb mit diesem magern Briefe. Grüßen Sie von meinetwegen alle die Ihrigen recht herzlich. Mit den freundschaftlichsten Gesinnungen und den besten Wünschen
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
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Bonn d. 9ten Jul. [18]28
Ich war sehr erfreut, mein verehrtester Freund einmal ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten, konnte es aber nicht erwiedern, weil ich wegen einer in kurzer Frist zu liefernden Arbeit sehr gedrängt wurde.
Zuerst was die Anfrage betrifft, so kann ich Ihnen nicht so zuverlässigen Aufschluß geben als ich wünschte. Die Synglosse habe ich nur flüchtig angesehen, und dann dem Buchhändler zurückgeschickt; die Rechtfertigung dieser Schrift ist mir gar nicht zu Gesicht gekommen. Die Lateinischen Theses hat mir der jüngere Schlosser aus Frankfurt, der damals von Paris kam, auf einem gedruckten Blatte gegeben, und mich versichert, sie seyen von Merian. Ich errieth nun, daß dieser auch Vf. des anonymen Briefes seyn müsse. Ich vermuthe, daß Merian nicht Deutsch schreiben kann. Klaproth steht mit ihm in sehr genauer Verbindung: sollte dieser nicht für ihn aufgetreten seyn? Er sucht und hat beständig Händel, und man kennt seinen Ton in litterarischen Fehden. Antworten Sie doch ja nicht. Wenn ich in dem Falle gewesen wäre, von dem Opus tripartitum zu sprechen, so hätte ich gesagt, das Buch sehe so aus, als wäre der Vf. eben während der ärgsten Verwirrung vom Babylonischen Thurmbau weggelaufen. Die Asia polyglotta ist nicht viel besser, aber dergleichen braucht man nicht zu widerlegen, es muß von selbst vor der strengeren Wissenschaft fallen.
Erlauben Sie mir, theuerster Freund, Ihnen zu sagen, daß Sie zu viel arbeiten, und sich mehr Erholung gönnen sollten. Ich arbeite mit sehr gemäßigtem Fleiße, und es kommt doch allerlei eins nach dem andern zu Stande: seit dem, was Sie kennen, eine Abhandlung in französischer Sprache über Baktrische Münzen für das Journal Asiatique, jetzt eben ein Aufsatz über Indien für einen Taschen-Kalender.
Sie sind sehr gütig, auf das wenige, was ich über Ihr Meisterwerk gesagt, so viel Werth zu legen. Wirklich fördersam wäre eine Reihe von Briefen an Sie über die gemeinschaftlichen Gegenstände unsrer Forschungen: Sie wissen, daß ich es mir längst vorgenommen habe, aber ich konnte noch nicht zur Ausführung kommen.
Wie gern brächte ich Ihnen das Sanskrit auf Ihr Studirzimmer, wenn ich mich nach Belieben abmüßigen könnte! Für Sie wäre die Erlernung dieser Sprache eine wahre Kleinigkeit. Ich habe jetzt sieben Schüler, wovon viere erst seit dem Herbste Hrn. Lassens Elementar-Unterricht gehabt haben, und nun schon ganz fertig den Râmâyana interpretiren.
Nehmen Sie so vorlieb mit diesem magern Briefe. Grüßen Sie von meinetwegen alle die Ihrigen recht herzlich. Mit den freundschaftlichsten Gesinnungen und den besten Wünschen
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
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