August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-04-20]; https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20/briefid/724.
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August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-04-20]. In: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. ; https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20/briefid/724.
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August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-04-20]. In: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930 (Volltext); https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20/briefid/724.
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Viel Zeit zum Schreiben geht mir dadurch verloren, daß ich nachmittags einiger Ruhe bedarf. Ich tröste mich mit <span class="index-393 tp-20009 ">Karl dem Großen</span>: der kleidete sich nach Tisch förmlich aus, und legte sich zu Bett; das thue ich doch nicht. Ich studire viel vor Tages Anbruch: aber im Bett kann ich nur lesen, nicht schreiben. An das Dictiren habe ich mich noch nicht gewöhnen können: und die Wahrheit zu sagen, ich glaube, daß es einen nachtheiligen Einfluß auf <span class="index-137 tp-20010 ">Goetheʼs</span> Prosa gehabt hat. Die meinige schreibe ich langsam und mit vieler Mühe: beim Anfange eines neuen Aufsatzes ist mir zu Muthe, wie dem Bauern der ins Hundeloch soll. – Mit den Briefen ist es vollends zum Erbarmen: wenn alle unbeantworteten protestirte Wechselbriefe wären, worauf man <span class="slant-italic ">prise de corps</span> gegen mich hätte, so müßte ich mein Leben im Gefängnisse beschließen. Auf die Mahnungen aus <span class="index-15 tp-20011 ">Berlin</span> verschob ich zu antworten, um gleich einen Aufsatz mitzusenden, und immer kamen andre Arbeiten dazwischen.<br>Nach dieser lächerlichen Schilderung bitte ich Sie aber doch zu erwägen, wie viel auf mir lastet. Ich habe Amtsgeschäfte; ich habe <span class="index-3516 tp-20030 ">ein riesenhaftes gelehrtes Werk unternommen, ich meyne, </span><span class="index-3516 tp-20030 tp-20018 ">den Râmâyańa</span>. Der erste Band ist prachtvoll fertig gedruckt; er wartet nur auf die Lateinische Vorrede, die nächstens fertig seyn wird. Es ist nicht bloß eine kritische Ausgabe, es ist eine wahre Diaskeuase des alten Heldengedichtes. In Nebenstunden [3] arbeite ich <span class="index-3696 tp-20022 ">das berühmte Fabelbuch, den Hitôpadêsa</span> durch: <span class="index-3517 tp-20023 ">dieß ist auch schon halb gedruckt</span>. Gern möchte ich einen dritten Band <span class="index-3668 tp-20024 index-3697 tp-20025 index-3698 tp-20026 ">meiner Kritischen Schriften</span> mit größtentheils neuen Aufsätzen geben. <span class="index-176 tp-20012 ">Hr. Reimer</span> verlangt <span class="index-3548 tp-45033 ">den </span><span class="index-3548 tp-45033 index-4 tp-20013 ">Shakspeare</span> von mir, und ich weiß ihm nichts zu schaffen. Wie lange habe ich <span class="index-1899 tp-20014 ">meinem Freunde J. Grimm</span> <span class="index-3693 tp-20031 ">eine Reihe von Briefen über unsre gemeinschaftlichen Sprachforschungen</span> versprochen! Seit Jahren bin ich Mitglied <span class="index-6721 tp-45034 ">der Berliner Akademie</span>: es ist ganz unschicklich, daß ich noch keine Abhandlungen eingeliefert habe. Wollte ich nun vollends meine Plane, auch nur solche, wozu wirklich Studien und Vorarbeiten da sind, aufzählen, so könnte ich noch lange fortfahren.<br><span class="index-3665 tp-20016 ">Ihre Biographien der Dichter</span> hatte ich gleich nach meiner Zurückkunft von <span class="index-15 tp-45035 ">Berlin</span> mit großer Befriedigung gelesen, und hatte auch gleich im Kopfe fertig, was ich darüber sagen wollte. Ich verspreche Ihnen, sobald nur <span class="index-3516 tp-45036 ">mein Râmâyana</span> heraus ist, meine erste Muße auf die Ausführung zu verwenden.<br>Sie haben ganz Recht, kurze Recensionen zu verlangen; und ich füge hinzu piquante. <span class="index-494 tp-20017 ">Der berühmte Monti</span> hatte <span class="index-3699 tp-20027 ">ein langes Heldengedicht der Schmeichelei auf </span><span class="index-3699 tp-20027 index-446 tp-20015 ">Napoleon</span><span class="index-3699 tp-20027 "> gemacht, betitelt: </span><span class="index-3699 tp-20027 slant-italic ">Il Bardo de la selva nera</span>. Ich schlug als Beurtheilung folgende Arie aus einer Operette vor:<br><br><span class="slant-italic ">Amis! si vous voulez mʼen croire,</span><br><span class="slant-italic ">Nʼallez pas, nʼallez pas dans la forêt noire.</span><br><br>Wie gefallen Ihnen folgende Zeilen als Anzeige <span class="index-2503 tp-20028 ">eines berühmten historischen Werkes</span>, von dem wir [4] erst Einen aber sehr pfündigen Band besitzen:<br><br><span class="index-3700 tp-20029 ">Neue Fratzen, statt der alten,</span><br>Die man sonst für wahr gehalten!<br>Gebt die altʼ und neuen Fratzen,<br>Die den Hunden, die den Katzen.<br><br>Nun leben Sie recht wohl, und empfehlen Sie mich bestens <span class="index-3701 tp-20032 ">Ihrer Frau Gemahlin</span>. Ich wünsche zu erfahren, daß Sie beide einer guten Gesundheit genießen.<br>Ganz der Ihrige<br>A. W. v. Schlegel<br>abgeschickt d. 11<span class="offset-4 ">ten</span> Dec.',
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Karl August Varnhagen von Ense studierte in Berlin und Halle, wo er die Bekanntschaft der Brüder Schlegel, Friedrich Schleiermachers und Johann Gottlieb Fichtes machte. 1809 trat er als Freiwilliger in den österreichischen Militärdienst ein und beteiligte sich an der Erhebung Österreichs und dem Einmarsch der österreichischen Streitkräfte in Bayern.
Aufgrund einer schweren Verwundung hielt er sich bald darauf in Prag auf, wo er freundschaftlich mit Friedrich von Gentz verkehrte. Außerdem wurde er zum Begleiter des Prinzen Bentheim während längerer Auslandsaufenthalte bestimmt. 1812 schloss sich Varnhagen von Ense dem Kommando Tettenborns in Berlin an und stand seitdem in russischen Diensten. Varnhagen von Ense beriet Hardenberg während der Friedensverhandlungen in Paris und war anschließend bis 1819 in Baden als preußischer Diplomat ansässig. Danach war er als Geheimer Legationsrat in Berlin tätig. Er veröffentlichte neben dem Nachlass seiner Frau Rahel von Varnhagen, geborene Levin, „Biographische Denkmale“ seiner Zeitgenossen (1824–1830).',
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Auf die Mahnungen aus <span class="index-15 tp-20011 ">Berlin</span> verschob ich zu antworten, um gleich einen Aufsatz mitzusenden, und immer kamen andre Arbeiten dazwischen.<br>Nach dieser lächerlichen Schilderung bitte ich Sie aber doch zu erwägen, wie viel auf mir lastet. Ich habe Amtsgeschäfte; ich habe <span class="index-3516 tp-20030 ">ein riesenhaftes gelehrtes Werk unternommen, ich meyne, </span><span class="index-3516 tp-20030 tp-20018 ">den Râmâyańa</span>. Der erste Band ist prachtvoll fertig gedruckt; er wartet nur auf die Lateinische Vorrede, die nächstens fertig seyn wird. Es ist nicht bloß eine kritische Ausgabe, es ist eine wahre Diaskeuase des alten Heldengedichtes. In Nebenstunden [3] arbeite ich <span class="index-3696 tp-20022 ">das berühmte Fabelbuch, den Hitôpadêsa</span> durch: <span class="index-3517 tp-20023 ">dieß ist auch schon halb gedruckt</span>. 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Karl August Varnhagen von Ense studierte in Berlin und Halle, wo er die Bekanntschaft der Brüder Schlegel, Friedrich Schleiermachers und Johann Gottlieb Fichtes machte. 1809 trat er als Freiwilliger in den österreichischen Militärdienst ein und beteiligte sich an der Erhebung Österreichs und dem Einmarsch der österreichischen Streitkräfte in Bayern.
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'36_html' => '[1] <span class="index-887 tp-20007 ">Bonn</span> d. 5<span class="offset-4 ">ten</span> Dec. [18]28<br><span class="doc-2739 ">Der Beweis Ihres Andenkens</span>, mein hochgeehrtester Herr und Freund, ist mir sehr erfreulich, Ihr Beifall unendlich schmeichelhaft. Ihre Bemerkungen sind so geistreich, und mit solcher Anmuth ausgedrückt, daß ich sie gleich gedruckt sehen möchte, wenn sie nicht mich beträfen. Aber wer hätte wohl die Stirn so etwas selbst zum Drucke zu befördern? Ich müßte mir das Blatt allenfalls von einem Freunde stehlen lassen.<br>Was Sie mir zuschreiben, darnach habe ich allerdings gestrebt. Ich nahm <span class="index-2573 tp-45032 ">die Einladung zu </span><span class="index-2573 tp-45032 index-3689 tp-45031 ">dem T.[aschen]Kalender</span> an in der Hoffnung, bei dem größeren Publicum einige Theilnahme an meinen Indischen Forschungen zu erregen. 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Viel Zeit zum Schreiben geht mir dadurch verloren, daß ich nachmittags einiger Ruhe bedarf. Ich tröste mich mit <span class="index-393 tp-20009 ">Karl dem Großen</span>: der kleidete sich nach Tisch förmlich aus, und legte sich zu Bett; das thue ich doch nicht. Ich studire viel vor Tages Anbruch: aber im Bett kann ich nur lesen, nicht schreiben. An das Dictiren habe ich mich noch nicht gewöhnen können: und die Wahrheit zu sagen, ich glaube, daß es einen nachtheiligen Einfluß auf <span class="index-137 tp-20010 ">Goetheʼs</span> Prosa gehabt hat. Die meinige schreibe ich langsam und mit vieler Mühe: beim Anfange eines neuen Aufsatzes ist mir zu Muthe, wie dem Bauern der ins Hundeloch soll. – Mit den Briefen ist es vollends zum Erbarmen: wenn alle unbeantworteten protestirte Wechselbriefe wären, worauf man <span class="slant-italic ">prise de corps</span> gegen mich hätte, so müßte ich mein Leben im Gefängnisse beschließen. 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Karl August Varnhagen von Ense studierte in Berlin und Halle, wo er die Bekanntschaft der Brüder Schlegel, Friedrich Schleiermachers und Johann Gottlieb Fichtes machte. 1809 trat er als Freiwilliger in den österreichischen Militärdienst ein und beteiligte sich an der Erhebung Österreichs und dem Einmarsch der österreichischen Streitkräfte in Bayern.
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